28
von der Freunde Ruf gelocket, als wre ihm das Glck gewogen.
Er wollt seiner Vter Lande wiederum im Kamps erringen;
aber in des Feindes Hnde fiel er durch Verrthers Schlingen.
Konradin mit elf Genossen steigt so bleich hinan die Stufen
und man hrt ihn hnderingend noch die Klageworte rufen:
Mutter, Mutter, den gedenk ich liebend in der leztcn Stunde;
welcher Schmerz wird dich durchwhlen, Mutter, ach bei solcher Kunde!
Sprachs und legt das Haupt, das blonde, ans den Block. Es ist vorber '
Seufzer tnen, Zhne knirschen und der Himmel selbst wird trber.
Karl von Anjou, deine Krone, blutbefleckt, wird nickt bestehen;
was Gewalt und Arglist bauet, mu zerfallen und vergehen.
Und die Rache wnd erwachen und das Volk wird sich ei heben
und auch deiner schnden Herrschaft wird der Todessto gegeben.
33ott der A usartung der Kirche während des Mittelalters zeugen auch die Verfolgung der Waldenser und die Inquisition. Die Waldenser waren fromme, einfache, stille Leute in den Alpenthlern Piemonts und im sdlichen Frankreich. Sie forschten fleiig in der Schrift und hielten erbauliche Zusammenknfte. Ihre fertige Kennt-ni des Wortes Gottes und ihre dem Pnpstthum und der Hierarchie widersprechenden Grnndsze entzndeten den Ha der Priester. Von 1209 bis 1250 kam eine Million Waldenser, Albigenser und anderer Glanbensverwaudten um Gut und Leben. Die Inquisition, ein Ke-zergericht, wthete mehrere Jahrhnnderte lang da und dort mit Ker-ker, Folter, Martern und Scheiterhaufen. Htte die Kirche den Geist Christi, der Liebe und der Weisheit besessen, Joh. 15, 1721, so htte sie nie solche schreckliche Blutthateu und Menschenmihandlungen anstiften und dulden knnen.
Im Jahre 1309 wurde Aviguou an der Rhone der Siz der Ppste. Es entstand daraus eine Spaltung, ein Schisma; 1378 gab es zu gleicher Zeit zwei, 1409 drei Ppste, wodurch ihre Macht und ihr Anse-Heu sank. Auf der Kirchenversammlung in Konstanz 14141418 wurde die Trennung beigelegt. Die Verbrennung des Hu am 6 Juli 1415, dem doch der Kaiser Sigismund einen Geleits- und Sicherheitsbrief er-theilt hatte, und des Hieronymus von Prag im Mai 1416 verursachten die verderblichen Hussitenkriege. Ziska und Procopius befehligten die Hnssiten siegreich. Der Friedensschlu in Basel beendigte den Kampf 1436. Manche edle Männer suchten schon damals eine Kir-chenreformation zu bewirken. Das Wiederaufleben der Wissenschaften im 15 Jahrhundert war fr alle Zustnde ersprielich. Der Kaiser-Friedrich 111 1440 bis 1493 that fast nichts fr Deutschlands Wohl.
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Gottes Christi Konstanz Prag Basel Deutschlands
27
reiches Geschlecht. Der erste war Conrad 111 von 1137 bis 1152. Er hatte mit Heinrich dem Stolzen von Sachsen und Bayern zu kam-pfen. Die Anhnger der Hohenstaufen nannten sich bte Wawlmger, in Italien die Ghibelliuen, die der Sachsen die Welsen. Sem Kreuz-tim 1147 fiel nicht glcklich aus. Nach ihm regierte sein Neffe Fried-rich 1, Barbarossa, der Rothbart, der mit den lombardischen Stdten, Mailand an der Spize 1154 1176, viel zu kmpfen hatte. Er starb auf einem Kreuzzug in Kleinasien 1190. Ihm folgte sein Sohn Heinrich Vi, der infolge seiner Heirat Neapel und Sizilien erbte. Erstarb 1197 zu Messina Auf diesen kam Philipp, der 1208 zu Bamberg vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach ermordet wurde. Seme Gemahlin war die griechische Prinzessin Irene. Geistreich, fein gebildet und energisch war Friedrich 11. Sein Zwist mit den Ppsten (Gregor Ix, Innocenz Iv) gereichte beiden Theilen zum Nachthetle. Sein Sohn Conrad Iv regierte blo von 1250 bis 1254. Er hin-terlie ein Shnlein, das die Mutter Elisabeth in Deutschland erzog. Das Strebet! der Hohenstaufen, ans Deutschland und Italien Ein Erbreich zu machen, brachte sie zum Fall. Nach ihrem Sturz trat fr Deutschland die traurige Zeit des Interregnums, Zwischenrelches, ein bis 1173.
Der Hohenstause Friedich Barb arossa war ein mchti-ger deutscher Kaiser, in der Mitte des 12 Jahrhunderts; erstarb anno 1190 auf einem Kreuzzug in Kleinasien. Von ihm geht die Volks-sage: Barbarossa lebt noch heute verzaubert in einer Hhle des Kyff-haser Berges in Thringen. Er sizt schlummernd an einem mar-mornen Tische, sein langer Bart wallt tief herab , um ihn herum stehen viele Ritter, schw^rtumgrtet, im Harnisch, wie eherne Bildsulen. Alle hundert Jahre erwacht er, schlgt die Augen auf und fragt: Schwrmen die schwarzen Raben noch um den Berg? Wird dies bejaht, so spricht er trauernd: Nun mu ich wieder schlafen ein Jahr-hundert, ehe die Herrlichkeit des deutschen Reiches oder Kaiserthums mglich wird. Diese Sage deutet auf den Kampf der weltlichen Macht (des Staates) mit der Hierarchie hin.
Konradin, f den 29 Oktober 1268. Zu Neapel auf dem Marktplaz steht ein dster Blutgerste und es drngt sich eine Menge dicht herum im Schaugelste. Einen Zug von edlen Rittern dringen Sldner hergefhret; Männer zeigen nasse Augen im Gemthe tiefgerhret.
Konradin, der Hohenstause, kam aus Schwaben hergezogen,
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Extrahierte Personennamen: Conrad Heinrich Heinrich Fried-rich Barbarossa Barbarossa Heinrich_Vi Heinrich Philipp Philipp Otto_von_Wittelsbach Otto Irene Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Innocenz_Iv Innocenz Conrad_Iv Barbarossa Barbarossa Konradin Konradin Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Bayern Italien Sachsen Mailand Kleinasien Sizilien Messina Bamberg Deutschland Deutschland Italien Deutschland Kleinasien Thringen Neapel Schwaben
34
im deutschen Reich Ordnung und Recht aufrecht zu erhalten. Auf dem Reichstage zu Worms brachte er dm ewigen Landfrieden, bei Strafe der Reichsacht fr die bertreter, zuwege. Dem Reichskammergericht, welches in Frankfurt a. M., spter in Speier, znlezt in Wetzlar seinen Siz hatte, muten jich auch die Fürsten unterwerfen. Zur besseren Verwaltung theilte er Teutschland in 12 Kreise; sie waren: Der streichische, bayrische, schwbische, frnkische, ober- und niederschsische, westflische, kurrheinische, oberrheinische und burgun-dische. Ui'ter Maximilian wurde auch das Postwescn eingefhrt ; Franz vou Taxis bernahm es als Generalpostmeister. Max regierte bis 1519. In den lezten Jahren feines Gebens, erzhlt man, habe er immer seinen Sarg mit sich gefhrt. Damals bestand das deutsche-Reich ans 370 selbstndigen Gebieten. Karl V war Maximilians Enkel und Nachfolger.
Eberhard im Bart zu Worms d. 21 Juni 1195.
1) Der Kaiser sa zu Worms am Rhein beim frohen Festes-mah l und um ihn her in langen Reihu, erfreut durch Hrnerklang und Wein, der Fürsten groe Zahl. 2) Es hebt sich an ein-edier St reit rm Land und Erbe laut. Der Pflzer rhmt die Fruchtbarkeit in seinem Gane weit und breit, und Weine, die er baut. 3) Der Bah er rhmt der Klster Pracht und seiner Städte Zier. Der Sachse spricht: Aus manchem Schacht wird mir das edle Erz gebracht und dieses rhm ich hier". 4) Und jeder stellt in seiner An sein Land in helles Licht. Da kommt d:e Reih an Eberharb, den Wrttemberger mit dem Bart; solch Schze hat er nicht. 5) Er ruft o welch ein lieblich Loos, mehr weith als Ebelslein.' : Ich kann in jedes Bauern Scho, so sicher wie im festen Schlo, ganz sorglos schlafen ein". 6) Dem Worte lauscht der rftcnftanb und sinnet still betrob. Der Kaiser ruft; Im Schwabenland knpft Fürst und Volk das schnste Band; es hat das hchste Lob!"
Doktor Martin Luther, der Reformator der evangelischen Kirche, war Professor au der Universitt zu Wittenberg an der Elbe. Sein Vater stammte ans Mra in Thringen, war aber als Berg-mann nach Eisleben gezogen. Luther wrbe geboren den 10 November 1483 und als Knabe in die Schule geschickt zu Mannsfelb, Mag-beburg und Eiseuach. Als Jngling studirte er in Erfurt 1501 die Rechte, trat aber im Juli 1505 ins dortige Augustinerkloster, ^m
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_vou Franz Max Karl_V Karl Maximilians Maximilians Eberhard Martin_Luther
58
Des Mittelalters I. Periode.
45o nun mit einem Heere von 5 — 700,000 Mann gegen das
westliche Europa.
Er überschwemmte Deutschland, setzte über den Rhein,
und ruckte plündernd und mordend bis Orleans in Frank-
reich vor. Da vereinigte die gemeinsehaftliche Gefahr die
Römer und West-Gothen, wie auch andere deutsche
Wölk er sch a ft en unter dem römischen Feldherrn Ae tins.
Weiehalons an der Marne (Catalaunum) stießen die seind-
43i lichen Heere auf einander. Es entbrannte eine wüthende
Schlacht, in welcher Attila auf das Haupt geschlagen und
aus Gallien vertrieben wurde. 152.000 Leichname erschlage-
ner Menschen bedeckten das Schlachtfeld.
452 Im folgenden Jahre brach er in Ober-Italien ein,
zerstörte viele Städte, unter diesen das starke Aquileja,
dessen Einwohner mit vielen andern Jtaliern vor den Greueln
der Zeit auf die nahen Inseln des adriatisch en Meeres
flohen, wo sie das in der Folge große und herrliche Vene-
dig gründeten.
Eben wollte Attila nach Nom ziehen; da hielt ihn eine
Gesandtschaft, an deren Spitze Papst Leo der I. oder
Große stand, durch große Versprechungen, vorzüglich aber
durch die Schrecken der Religion, von diesem Plane
ab. Er verließ nun Italien, und starb bald darauf an
455 einem Schlagflusse. Sein Tod und die Uneinigkeit
seiner Söhne, die um das väterliche Erbe haderten,
machte der Herrschaft der Hunnen in Europa ein Ende.
Die verschiedenen Völker, die bisher der Schrecken zusam-
455 mengehalten hatte, rißen sich los, und das Weltreich At-
tilas zerfiel in mehrere kleine Staaten.
tz. 75. Untergang des abendländischen
Kaiserthumes.
Bei diesen gewaltigen Stürmen herrschten in dem getheil-
ten römischen Reiche Kinder (§. 66.) ; in Constantino-
pel der 18jährige Arkadins, in Rom der iijährige Ho-
norius. Ihre Vormünder (Rnsinus und Stilicho) waren
schlechte Menschen; eifersüchtig über einander, und nur be-
dacht, die eigene Macht und Reichthümer zu vermehren.
Ja sie vergaßen ihre Pflicht gegen Fürst und Vaterland
so sehr, daß sie selbst mit Ausländern (Barbaren) in
verrälherische Verbindungen traten, und dieselben als
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Leo_der_I. Leo
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Rhein Frank- Gallien Ober-Italien Italien Europa Constantino- Rom
Von Karl V. bis Ferdinand lll. 109
Franzosen vermochten es nicht, sich festzusetzen, und die
genannten Provinzen blieben unter spanischer Herr-
schaft.
H. 130. Der Kirchenstaat.
Die Reformation, welche unter Papst Leo dem X. tijrcn 1517
Anfang nahm, war für das Ansehen und die Macht des
Papstes höchst verderblich. Um seinen erschöpften Schatz zu
füllen, und den Bau der Peterskirche bestreiten zu kön-
nen, verpachtete der prachtliebende und verschwenderische
Leo den Ablaßhandel, und brachte so Luthern gegen
sich auf.
Papst Gregor der Xiii. schaffte durch ein Breve vom
22. Febr. 1582 in allen katholischen Ländern den fehlerhaf- '582
ten julianischeu Kalender ab, und gebot vom 5. Oct.
an die allgemeine Einführung des nach ihm benannten, durch
den Veroneser Arzt Alois Lili verbesserten gregoriani-
schen Kalenders, den jetzt alle Völker Europas, mit
Ausnahme der Russen und Griechen, und seit 1700
selbst die Protestanten angenommen haben. — Papst
Sixtus der V. verschönerte Rom durch Prachtgebäu-i58r
de, sorgte für Kultur des Bodens, und beförderte die
Wissenschaften.
Innozenz der X. lebte zur Zeit des westphalischen 1044
Friedens, gegen den er wegen Sakularisirung eini-
ger Stifter und Klöster, wiewohl vergebens, protestirte.
Seit dieser Zeit sank die, einst auch in weltlichen Dingen
so sehr gefürchtete Macht der Papste von Jahr zu Jahr tiefer.
§. 151. Dänemark.
Auch in die nordischen Reiche war Luthers Lehre
gedrungen. Die Dänen (§. 48.), welchen seit 1387 auch 133?
Norwegen unterworfen ist, riefen unter ihrem Könige
Friedrich, Herzog von Schleswig und Holstein, Luthers
Freund, Johann Bugenhagen, ins Land, um die Re-1537
sormation einzuführen. In der Folge führte man in Däne-
mark stehende Heere ein, und begann nach fernen Erd-
theilen zu schiffen. Dänische Kolonisten ließen sich in Oft-1533
Indien nieder, wo sie die Festung Trankebar erbauten.
Christian der Iv. vermehrte die guten Anstalten im 1533
Reiche, und führte mit Schweden einen kurzen, aber glück-
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ferdinand Ferdinand Leo Leo Leo Gregor Gregor Alois_Lili Sixtus Innozenz Friedrich Friedrich Johann_Bugenhagen Johann Christian
Extrahierte Ortsnamen: Europas Rom Luthers Norwegen Schleswig Holstein Luthers Indien
76 Des Mittelalters Iv. Periode.
Land den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. Der
Wunsch gestaltete sich zur That, als Peter von Amiens,
ein französischer Einsiedler, mit dem Spitznamen Kukupe-
io!>stcr, aus dem gelobten Lande zurück kam, und die Leiden
der Christen, die er selbst gesehen und erduldet hatte,
mit gräßlichen Farben schilderte. Jetzt berief Papst Urban
mos der Ii. eine Kirchenversammlung nach Clermont
(westlich von Lyon), wo die Sache berathen werden sollte.
Kaum hatte der Papst seine Rede über das Verdienst
und den gewiß glücklichen Erfolg eines Kriegszuges
gegen die Türken vollendet, so ertönte es aus tausend Keh-
len: Gott will es! Gott will es! und die Kreuzzüge
waren beschlossen. Edle, Geistliche, Gemeine nahmen
das Kreuz, welches, meistens roth, auf der rechten Schul-
ter befestiget wurde, und den Zügen nach Palästina den
Namen der Kreuzzüge gab.
Eine zweite Völkerwanderung, aber in entgegen
gesetzter Richtung, erfolgte jetzt; aus Frankreich und
Deutschland, aus Spanien und England, aus I t a-
lien und dem kalten Norden zogen Kricgsheere zu Land
und zu Wasser nach Asien hin, und Europa verlor durch
diesezüge binnen 200 Jahren bei 7 Millionen Menschen.
Man rechnet in allem 10 Kreuzzüge; der erste ward
1096, der zweite 1102, der dritte 1147, der vierte
1190, der fünfte H96, der sechste 1204, der siebente
1217, der achte 122.8, der neunte 1240, und der zehnte
und letzte 1248 unternommen.
Die berühmtesten kreuzfahrenden Fürsten waren:
Kaiser Konrad Iii. von Deutschland und König
Ludwig Vii. von Frankreich, die den dritten; dann
Kaiser Friedrich I. nebst König Richard Lö-
we n h e r z von England, und König Philipp Au-
gust von Frankreich, die den vierten Zug begleiteten.
Den fünften führte Kaiser Heinrich der Iv. von
Deutschland.
§. 92. Das Königreich Jerusalem.
Der erste Zug begann im Frühlinge 1096. Zusammen-
gelaufenes Raubgesindel, das sich auf dem Wege wie
eine Lavine vergrößerte, und von Peter von Amiens und
Walter von Habenichts angeführt wurde, eröffnete das
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Urban Urban Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. König_Richard_Lö- Philipp_Au- Philipp Heinrich Heinrich Peter_von_Amiens Walter_von_Habenichts
Extrahierte Ortsnamen: Clermont Lyon Palästina Frankreich Deutschland Spanien England Asien Europa Deutschland Frankreich England Frankreich Deutschland Jerusalem
Bon Gottfried von Bouillon bis Karl den V. 79
breiteten Christi Lehre im blutigsten Kampfe aus, eroberten 1230
zwischen 1230 und 1285 ganz Preußen, und stifteten einen
Staar, der sich endlich unter dem Hochmeister Alb recht
von Brandenburg aus einem Ordenslande in das Erb-1525
groß herzogthum Preußen verwandelte.
Anhang.
Mongolisches Reich.
An den Ufern der Selinga im östlichen Asien beherrschte
um .1200 ein großer Chan 30,000 Familien. Sein Sohn 120a
Temudschin, unzufrieden mit der engen Herrschaft, brach
aus der kalten Wüste auf, eroberte beinahe ganz Asien, und
stiftete das große mongolische Reich. Statt des bis-
herigen Namens Temudschin nahm er nun den Titel D sch in- rros
gis-Chan, d. i. der größte der Könige an.
Als er ganz Asien mit Schrecken und Grausamkeit erfüllt
hatte, zog er sich freiwillig in seine Residenz Karakorum
zurück, wo er im Jahre 1227 starb. Seine Söhne und En-1227
kel setzten die Eroberungen mit gleichem Glücke fort. Sie
brachen sogar in Europa ein, unterjochten Rußland, und sieg-
ten und plünderten schon in Polen, Mähren, Schle-i24i
sien und Ungarn.
Bei dieser plötzlichen Gefahr n vnten Kaiser und Kar-
dinäle die Nationen um Beistand für die schlesischen Fürsten.
Viele Herren und Ritter eilten den Schlesiern zu Hilfe, und
es erfolgte die Schlacht bei Liegnitz, in welcher die Mon-1242
golen siegten. Dennoch gingen diese nicht weiter, sondern
wendeten sich wieder gegen Osten, und vollendeten die Ein-
nahme von China.
Um 1300 ward das übergroße Reich in fünf Chanatei^oo
getheilt. Die Theilung sollte Ruhe und Kraft des Mongo-
lenreiches bewirken; aber sie bewirkte das Gegentheil —
häufige Kriege und noch größere Zerstückelung in 31 Cha-
nate, und das Ansehen der Mongolen sank von Jahr zu
Jahr tiefer.
Da gelang es im Jahre 1370 Timur dem Lahmen, 1370
auch Tamerlan genannt, einem Stämmlinge Dschingis-
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Karl Karl Christi
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Asien Asien Europa Polen Ungarn Liegnitz China
426
Der neuen Seit Ii. Periode.
ms 6) Der Kirchenstaat wurde zur Zeit des westfälischen
Friedens von Papst Innozenz dem X. beherrscht. Seine
Protestation gegen den Frieden ward nicht geachtet. Un-
ter den folgenden Päpsten wuchs die Kühnheit der weltli-
chen Fürsten gegen die Kirchengewalt. Ludwig der Xiv.
lag in fortwährendem Kampfe mit dem heiligen Vater, und
Papst Clemens der Xiv. mußte endlich dem Andrin-
,773 gen der Höfe nachgebend, den Iesuiten-Orden, dem
2i.juli alles erdenkliche Böse zugeschrieben wurde, allgemein auf-
heb en.
Weiter schritt Kaiser Joseph der Ii. Er unterwarf alle
Verfügungen Roms der weltlichen Bestätigung, und
hob ohne des Papstes Erlaubnis 624 Klöster auf. Ver-
gebens reiste Pius der Vi., Clemens des Xiv. Nachfolger,
1782 nach Wien, um den Kaiser von seinem zu raschen Refor-
mationsplane durch väterliche Zusprache abzubringen. Der
Hauptsturm traf den heiligen Vater und dessen Gebiet erst
178»mit der französischen Revolution.
§. 153. Neapel und Sizilien.
1503 Diese Königreiche gehörten seit Ferdinand dem Ka-
tholischen der Krone Spanien, und wurden fortwährend
durch spanische Vicekönige regiert. Nach Beendigung
i7i4des spanischen Erbfolge-Krieges kam Mailand, Neapel
und Sardinien an Oesterreich, Sizilien an S a v o y e n.
i7i8 Vier Jahre später tauschte Viktor Amadeus Sardinien
gegen Sizilien ein.
In der Folge trat Oesterreich die sizilianischen Königrei-
1735 che dem spanischen Infanten Don Carlos ab, wogegen
dieser auf Toskana und Parma verzichten mußte. Als
aber Don Carlos den spanischen Thron bestiegen hatte,
175»gab er die beiden Sizilien seinem dritten Sohne Ferdi-
nand dem Iv., dessen Regentcnleben mannigfaltiges Un-
1783 glück trübte. Ein Erdbeben legte Messina und einen
5. Febr. großen Theil von Kalabrien in Schutt; 50.000 Men-
schen kamen dabei kläglich ums Leben; aber noch verderbli-
cher wirkte die französische Revolution.
§. 154. Schweden.
Die erste Macht im Norden von Europa war
Schweden durch seinen Gustav Adolph geworden (§. 132.).
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Innozenz Ludwig Ludwig Clemens Joseph Clemens Ferdinand Viktor_Amadeus Viktor Carlos Carlos Gustav_Adolph Gustav
150
Der neuesten Zeit
!8is Kriegen geraubten Kunstschätze herausgeben, und die
Festungswerke von Hüningen niederreissen lassen.
Und damit das w a n k e l m ü t h i g e und eitlevolk den
zu lange gemißhandelten Völkern einige Genügthuung,
und für die Zukunft Sicherheit gewährte, mußte es sich
noch überdieß verbindlich machen, 700 Millionen Fran-
ken als Entschädigung an die Alliirten zu bezahlen, und
450.000 Mann alliirter Truppen 5 Jahre lang in den
nördlichen und östlichen Grenzfestungen Frankreichs zu un-
terhalten.
Damit der Welt bis auf die spätesten Zeiten die segens-
vollste Eintracht verbürgt würde, ward zwischen Franz,
Alexander und Friedrich Wilhelm noch in Paris der
26.§pt^ heilige Bund geschlossen (am 26. Sept. 1815) der seit-
dem durch den Beitritt fast aller christlichen Fürsten Europas
verstärkt worden ist.
B. Vom zweiten Pariser - Frieden bis zum Jahre 1852.
§. 176. Frankreich.
Isis Nach der zweiten Herstellung deskönigthumes
gewannen die Anhänger der alten Ordnung, Royalisten
oder Ultras genannt, großen Einfluß auf die Regie-
rung, und benützten denselben zur Durchsetzung so mancher
Maßregeln, die vom Volke miß beliebig ausgenommen
wurden.
Mit den Ultras verbanden sich fanatische Priester,
die das Volk gegen die Protestanten aufregten. Da-
durch geschah cs, daß sich in Nismes und einigen andern
Orten ärgerliche Schauspiele, ähnlich der Bartholomäus-
Nacht, erneuerten.
20.N0v. Endlich bewog die ernstliche Dazwischenkunft der
i8,6 verbündeten Mächte den König, diesen Unfug zu hemmen.
s.sz-pt. Zu diesem Zwecke löste er die Deputirten-Kammer,
worin die Ultras das entschiedene Uebergewicht hatten, auf,
und berief eine andere, die gemäßigtere Grundsätze
zu Tage legte.
Dieß beruhigte die Gemüther der Franzosen
und der verbündeten Machte, und diese trugen nun-
mehr kein Bedenken, auf Ansuchen der französischen Regie-
T
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Europas Frankreich Nismes
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zweite Periode.
Obschon der Niederländer Handel und Wohlstand
unter Frankreichs Herrschaft fast völlig zerrüttet worden war,
so vereinigten sich doch viele Umstände, des jungen Staates
Wunden zu heilen. England gab nemlich größten Theils
die reichen Coloni en zurück, welche es, während die Fran-
zosen über die Niederlande geboten, erobert hatte.
Eine freisinnige Verfassung, auf das Wohl des Vol-
kes berechnet, sodann die Kraft und Umsicht der Regie-
rung, das Wiederaufblühen des Handels und der Fa-
brikthätigkeit rc., haben schon viele Spuren der frühern trau-
rigen Zeit vertilgt, und den Wohlstand des Landes bedeutend
gehoben.
Die Gründung der Arme n-Colonien (1822), wodurch issa
nicht nur in Kurzem alle Ausgaben für die Armen erspart,
sondern dem Staate viele nützliche Bürger gewonnen wer-
den; der zur Erleichterung der Schifffahrt von Amsterdam
bis zum Helder gegrabene Canal, welcher 12 Millionen
Gulden kostete; die im Jahre 1824 zur Beförderung des 1*24
Handels gegründete niederländische Handelsgesell-
schaft, welche zugleich die Belebung des Schiffbaues,
der Fabriken und des Land bau es zum Zwecke hatte; —
alles ließ die Niederländer einer glücklichen Zukunft entge-
gen sehen.
Gleichwohl waren die Belgier, angeblich wegen Ver-
schiedenheit der Glaubensbekenntnisse und der Ungleichmäßig-
keit der Besteuerung rc. unzufrieden, und durch einige Auf-
wiegler schon seit einiger Zeit in gefährliche Gahrung gesetzt
worden. Man sprach laut von parteiischer Begünstigung
Hollands auf Kosten Belgiens, und endlich brach am
25. Aug. 1850 die Flamme des Aufruhrs in der Hauptstadt 1830
Brüssel mit gräßlichen Zerstörungen aus. 25.?lug.
Der Aufruhr verbreitete sich auch auf die Städte Lüt-
tich, Brügge, Antwerpen, Löwen rc., und allgemein
ward die Trennung Belgiens von Holland gefodert.
Blutige Szenen hatten in Brüssel und andern Orten
statt, und die holländischen Truppen wurden am Ende ge-
zwungen, Belgien zu räumen. Das Volk setzte eine provi-
sorische Regierung ein, welche die ewige Trennung von Hol-
land aussprach, und am 4. Juni 1851 den Prinzen Leopold ,531
zum König von Belgien erwählte. Derselbe nahm die Krone i.iu>«
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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