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im deutschen Reich Ordnung und Recht aufrecht zu erhalten. Auf dem Reichstage zu Worms brachte er dm ewigen Landfrieden, bei Strafe der Reichsacht fr die bertreter, zuwege. Dem Reichskammergericht, welches in Frankfurt a. M., spter in Speier, znlezt in Wetzlar seinen Siz hatte, muten jich auch die Fürsten unterwerfen. Zur besseren Verwaltung theilte er Teutschland in 12 Kreise; sie waren: Der streichische, bayrische, schwbische, frnkische, ober- und niederschsische, westflische, kurrheinische, oberrheinische und burgun-dische. Ui'ter Maximilian wurde auch das Postwescn eingefhrt ; Franz vou Taxis bernahm es als Generalpostmeister. Max regierte bis 1519. In den lezten Jahren feines Gebens, erzhlt man, habe er immer seinen Sarg mit sich gefhrt. Damals bestand das deutsche-Reich ans 370 selbstndigen Gebieten. Karl V war Maximilians Enkel und Nachfolger.
Eberhard im Bart zu Worms d. 21 Juni 1195.
1) Der Kaiser sa zu Worms am Rhein beim frohen Festes-mah l und um ihn her in langen Reihu, erfreut durch Hrnerklang und Wein, der Fürsten groe Zahl. 2) Es hebt sich an ein-edier St reit rm Land und Erbe laut. Der Pflzer rhmt die Fruchtbarkeit in seinem Gane weit und breit, und Weine, die er baut. 3) Der Bah er rhmt der Klster Pracht und seiner Städte Zier. Der Sachse spricht: Aus manchem Schacht wird mir das edle Erz gebracht und dieses rhm ich hier". 4) Und jeder stellt in seiner An sein Land in helles Licht. Da kommt d:e Reih an Eberharb, den Wrttemberger mit dem Bart; solch Schze hat er nicht. 5) Er ruft o welch ein lieblich Loos, mehr weith als Ebelslein.' : Ich kann in jedes Bauern Scho, so sicher wie im festen Schlo, ganz sorglos schlafen ein". 6) Dem Worte lauscht der rftcnftanb und sinnet still betrob. Der Kaiser ruft; Im Schwabenland knpft Fürst und Volk das schnste Band; es hat das hchste Lob!"
Doktor Martin Luther, der Reformator der evangelischen Kirche, war Professor au der Universitt zu Wittenberg an der Elbe. Sein Vater stammte ans Mra in Thringen, war aber als Berg-mann nach Eisleben gezogen. Luther wrbe geboren den 10 November 1483 und als Knabe in die Schule geschickt zu Mannsfelb, Mag-beburg und Eiseuach. Als Jngling studirte er in Erfurt 1501 die Rechte, trat aber im Juli 1505 ins dortige Augustinerkloster, ^m
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TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_vou Franz Max Karl_V Karl Maximilians Maximilians Eberhard Martin_Luther
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Denkmale seiner Freigebigkeit, das Notckreuz-Spital in München und
das Gewerbemuseum in Kaiserslautern haben ansehnliche Schenkungen
von ihm erhalten. Er stiftete auch große Summen, aus deren Zinsen
alljährlich begabte, aber mittellose Studierende an Gymnasien, Kunst-
schulen und Universitäten ausgiebige Unterstützungen erhalten.
So ist Heinrich Hilgard, der sich einst als unfertiger junger Mensch
von der Alten Welt losriß um in der Neuen das Glück zu suchen, ein
Ehrenbürger, ein Wohltäter beider Welten geworden.
Hans Stich.
37. Wer ist ein Mann?
1. Wer ist ein Mann? Wer beten kann
Und Gott dem Herrn vertraut.
Wenn alles bricht, er zaget nicht;
Dein Frommen nimmer graut.
2. Wer ist ein Mann? Wer glauben kann
Inbrünstig, wahr und frei;
Denn diese Wehr bricht nimmermehr,
Sie bricht kein Mensch entzwei.
3. Wer ist ein Mann? Wer lieben kann
Von Herzen fromm und warm.
Die heil'ge Glut gibt hohen Mut
Und stärkt mit Stahl den Arm.
4. Dies ist der Mann, der streiten kann
Für Weib und liebes Kind;
Der kalten Brust fehlt Kraft und Lust
Und ihre Tat wird Wind.
5. Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Freiheit, Pflicht und Recht;
Dem frommen Mut deucht alles gut,
Es geht ihm nimmer schlecht.
6. Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Gott und Vaterland;
Er läßt nicht ab bis an das Grab
Mit Herz und Mund und Hand.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hilgard Heinrich Hans_Stich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
63
fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden als in diesem
Augenblicke. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Ge-
fängnisbeamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen Hause
genug gibt, so ließ man ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten
nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war.
Mit freundlichen Ermahnungen und einem Zeugnis über seine
gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen.
Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart
und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu
den Bekannten des heimatlichen Dorfes, indessen Friedrich Breit-
kopf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es
ihm schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu
treten; aber es zog ihn zu seinem alten Mütterchen, das er so bitter
gekränkt hatte und dessen Vergebung ihm vor allem anderen am
Herzen lag.
Der erste, der dem entlassenen Sträfling entgegentrat, als
er in das Dorf schritt, war der greise Gemeindediener. Tief beschämt
schlug Friedrich die Augen nieder, als er dem alten Manne gegenüber-
stand, und kein Wort der Begrüßung wollte über seine Lippen.
Da fühlte er, wie der Greis seine Hand ergriff und mild zu ihm
sagte: „Bist wieder da, Friedrich? Hast Pech gehabt, armer Junge!
Es haben dich alle bedauert im Dorf; laß nur gut sein, das ver-
gißt sich wieder; du bist ja nicht schlecht, bloß ein bißchen wild;
das kann jedem vorkommen, mein Sohn. Geh jetzt zu deiner Mutter,
die wartet schon auf dich!“
O, wie wohl taten dem jungen Manne diese schlichten Worte!
— War er wirklich nicht schlecht, sondern nur wild gewesen? —
Nein, nein, er hatte sein ehrlich Handwerk aufgegeben; das war
nicht recht gewesen; schon darum hatte er seine Strafe verdient.
Und doch, es tat ihm so unendlich wohl, daß gerade der
greise Gemeindediener sein Vergehen so milde beurteilte.
An dem Häuschen seines Mütterchens stand Friedrich einen
Augenblick still und blickte durch die Fensterscheiben hindurch in
das einzige Wohnstübchen. O Gott, da saß die alte Frau gebeugt
in ihrem Lehnstuhl und hatte vor sich ihr altes Gesangbuch mit den
großen Buchstaben aufgeschlagen. Leise öffnete Friedrich Haus-
und Stubentür; da blickte die alte Frau auf. „Mütterchen, Mütter-
chen, vergib mir, daß ich dir so wehe getan habe!“ schrie Friedrich,
stürzte zu den Füßen seiner Mutter nieder und begrub sein tränen-
überströmtes Antlitz in ihrem Schoße.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Breitkopf Friedrich Friedrich_Breit- Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Haus- Friedrich Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2 r>
Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang
es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen.
„Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich;
„die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber
ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So.
kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr
Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend
noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen
hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher
Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der
Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn
auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer
Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat.
„Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger.
Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe
vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch
die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom
Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt-
mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal
ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen
drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“
herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du
Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu
Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte
uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet
er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu-
biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen
Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich
kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig
Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein
mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen
und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten.
Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll
schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — —
Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber
erraten.“
Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und
leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs-
mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit
vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
greifen kann. Nachher kann ich wiederkommen und mit dir spielen."
„Du mußt aber auch gewiß kommen!" sagte das Kind eifrig. Der Arzt
schritt wacker ans und Vabeli hielt gleichen Schritt mit ihm. Manches
fragte der Arzt und das Mädchen antwortete verständig. „Wie alt ist
Hciri?" fragte sic. „Er ist am 12. Januar 1746 geboren, steht also im
fünften Jahre. Er ist ein schwächlich und häßlich Kind," sagte der Arzt
mit einem Seufzer. „Hat aber so schöne Augen und ein liebes Wesen!"
rief das Mädchen eifrig und der Arzt nickte dazu. So erreichten sic den
Bauernhof. Der Arzt untersuchte den verletzten Arm. „Ans dem Kugel-
gelenke gefallen!" sagte er. „Zwei Männer müssen kräftig ziehen, damit
der Knochen oben wieder in feine Pfanne zurückspringt." Es war aber
nur ein Mann anfzutreiben, da alles im Felde war. „So will ich der
zweite sein," sagte Babcli; „ich denke schon meinen Miaun zu stellen."
Und tapfer half sie ziehen, also daß ihr der Schweiß ausbrach. Ter
Verletzte ächzte und stöhnte, sie aber sprach ihm Mut ein. Endlich war
alles überstanden, der Arm verbunden und der Verletzte sicher gebettet.
Der Arzt wollte gehen, gab dem Mädchen die Hand und sagte:
„Du bist eine Brave! Am liebsten nähme ich dich mit. Du könntest
mir schon in meinem Hanse passen!"
„Warum nicht, Herr Doktor?" rief das Mädchen erfreut. „Ich bin
mutterseelenallein in der Welt. Die Base hat mich um Gottes willen in
das Haus genommen, aber sie braucht mich nicht. Ich suche halt einen
Dienst und wünsche mir keinen lieberen als bei Ihnen."
„Das paßt ja gut," sagte der Arzt. „So schnür' dein Vündelchcn
und komm mit!"
Wie ein munteres Reh sprang Vabeli davon, packte ihre Sieben-
sachen in den Korb und sagte der Base „Behüt' Gott!" — Niemand
war froher als Hciri, da das Babcli wiederkam. Er sprang ihr an den
Hals und küßte sic. „Lieb's Babeli, du bist nun unser!" sagte er voll
Freude. Mit dem fvemben Mädchen kam ein Geist des Friedens und
Gedeihens in das Hans. Frisch und rasch griff sie ihre Arbeit an. Auch
die schwerste und lästigste scheute sie nicht. Ohne Lärm ging ihr alles
von der Hand. Alles Ungehörige sah ihr scharfes Auge und schlichtete
ihre sanfte und sichere Hand. Den Heller hielt sie zu Rate und keinen
Faden verschleuderte sie. Die drei Kinder hütete sie wie einen Schatz.
Besonders den schwächlichen, unbeholfenen Heinrich schloß sie ins Herz.
Er hatte so liebe Augen und ein so gutes Herz, dabei aber so ungeschickte
Hände und Füße, daß das Zerbrechen n.nd Fallen kein Ende nahm.
Der Arzt Pestalozzi segnete den Tag und die Stunde, da er
Vabeli ins Hans genommen hatte. Eine seltene Kraft und Treue
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Extrahierte Personennamen: Babcli Heinrich Heinrich Pestalozzi Hans
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
86
nod]mai auf (Enkel und Urenkel bist du, Haus meiner Detter, oererbr
worden, vererbt, nie verkauft und nie hat jemand in dir zur Miete
gewohnt. Ein frei Geschlecht von deutschen Bauern hast du beherbergt
— dreihundert Bahre. Du kennst meine Lebensgeschichte vom „ersten
Weinen" bis zu dieser Stunde. Du kennst alle die heißen Seufzer und
Gebete meiner Mutter und hast das laute Lachen der Meinen ge-
hört, als der Vater den Hampelmann schnitzte und auf dem Gfensims
aufstellte. Du hast auch dem Großvater im alten Lehnsessel seine Buhe
gegönnt und gesehen, wie die Großmutter den Ubendsegen aus dem
Gebetbuch las. Du hast das Weinen gehört, als Gnkel Hansjakob 1812
mit Napoleons Heer ziehen mußte um auf den Eisfeldern Nußlands
sein Grab zu finden. Die Geschichte deiner Bewohner ist die Ge-
schichte des Dorfes und auch die Geschichte des Vaterlandes.
Deine Näume find geweiht von Mühe und Schweiß, von Tränen
und Gebeten — in schweren Zeiten, sind geweiht von Freude
und Glück, von hoffen und heiterem Gesang — in guten
Tagen. Da ist kein Zimmer im Haus, in dem nicht ein Nind meines
Stammes geboren, und ist kein Zimmer, darin nicht ein Sarg gestanden
hat. Wie viele Särge sind in dreihundert Bahren über diese Schwelle
getragen worden! Glieder einer Familie — alle haben denselben Weg
genommen nach dem Friedhof im Tale beim Nirchlein der Heimat.
Da sind auch Kinder hinausgezogen um anderswo ein heim zu finden,
aber innige Bande haben sie lebenslang mit dem Vaterhaus verbunden,
— dahin ist auch mancher heimwehkranke zurückgekehrt.
Unter deinem Dache haben auch „Schultheißen" und „Schöffen"
gewohnt und ernste Männer haben über das Wohl der Gemeinde beraten.
Da haben in den Stürmen der Nevolution auch treue Männer dem
Landesvater die Liebe und Treue gehalten und haben als die „Stillen
im Lande" auch dem König aller Könige Glauben und Gottesfurcht
bewahrt.
So stehest du da, du Haus meiner Väter, feit dreihundert Bahren.
Du bist nicht gemalt für die bildergeschmückten Blätter,' auch gibt
es von dir keine Nnsichtskarte. Schlicht wie dein Bau sind auch
stets deine Bewohner gewesen. Da ist kein Name von irgend einem
in den Nanglisten der Großen zu finden, da sind keine vergnügungs-
reisenden gekommen und haben dich als Sehenswürdigkeit bewundert
und auch keine Tafel zeugt von einem Gelehrten, der in dir „das
Licht der Welt erblickt". Still und einsam, traut wie deine Umgebung,
so sind auch die Pfade deiner Bewohner gewesen, durch Mühe und
Nrbeit, durch Liebe und Leid — zur Grabesstille und seligen Heimat.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
99
59- Rätsel.
^Jnter allen Schlangen ist eine,
Auf Erden nicht gezeugt,
Mit der an Schnelle keine,
An Wut sich keine vergleicht.
2. Sie stürzt mit furchtbarer
Stimme
Auf ihren Raub sich los,
Vertilgt in einem Grimme
Den Reiter und sein Roß.
3. Sie liebt die höchsten Spitzen ,
Nicht Schloß, nicht Riegel kann
Vor ihrem Anfall schützen;
Der Harnisch — lockt sie an.
4. Sie bricht wie dünne
Halmen
Den stärksten Baum entzwei;
Sie kann das Erz zermalmen,
Wie dicht und fest es sei.
5. Und dieses Ungeheuer
Hat zweimal nie gedroht —
Es stirbt im eignen Feuer:
Wies tötet, ist es tot.
Friedrich v. Schiller.
60. Der Staub.
lwer Frauen größter Feind im Hause ist der Staub. Mit Besen,
Bürste und Wischtuch kämpfen sie ununterbrochen gegen ihn
an; kaum haben sie aber abgefegt, abgebürstet und abgewischt,
so beginnt leise und kaum sichtbar der Staub sich von neuem auf
alles niederzulegen, was in der Stube ist.
Da drängt sich uns nun die Frage auf: Woher kommt er denn
eigentlich? Putzen wir nicht Stiefel und Schuhe sorgsam vor der
Türe ab, ehe wir ins Zimmer treten? Schließen nicht Fenster und
Türen dicht genug um sein Eindringen von außen abzuhalten?
Daß das Straßenpflaster unter den Rädern zerknirscht wird und
unter dem Hufschlag der Rosse zerstiebt, sehen wir vor Augen.
Von diesen feinen Körperteilchen trägt die Luft einen guten Teil in die
Häuser. Die Luft hat im Zimmer nie dieselbe Wärme wie im Freien,
sie ist häufig wärmer als draußen, selbst in unbewohnten Zimmern,
die am Tage der Sonnenstrahl trifft. Stets suchen aber ungleich warme
und deshalb ungleich dichte und ungleich schwere Luftmassen, die
miteinander in Verbindung stehen, sich auszugleichen. Je enger die
Ritzen sind, durch die eine solche Ausgleichung stattfindet, desto
heftiger ist die Strömung. Man halte nur die Hand an das Schlüssel-
loch oder an eine Ritze des Fensterflügels und man wird sich
bald davon überzeugen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
91
Entwicklung genommen hatten, blieben von den bedauerlichen Miß-
ständen des mangelhaften Wohnens nicht verschont. Eine durchgreifende
ijilfe war mit Schwierigkeiten verbunden, die sich innerhalb weniger
Jahre nicht beseitigen ließen. Wohl hatte mancher menschenfreundliche
Fabrikherr oder Wohltäter für einen kleinen Kreis von Familien
Musterwohnungsstätten geschaffen durch Errichtung von Rrbeiteransied-
lungen, wo jeder Arbeiter sein kleines Haus für sich allein bewohnen
konnte und dazu die Nutznießung eines Stückes Garten oder Feld
besaß. Oder man hatte große Häuserblocke errichtet, wo die Mieter
in größerer Zahl beisammen wohnten,' jeder besaß eine ab-
geschlossene Wohnung für sich und durfte daneben die der Gesamtheit
dienenden Annehmlichkeiten eines Bades, eines Kinderspielplatzes, einer
Bücherei, einer Wasch- und Trockenanstall u. s. w. genießen. Oie
große Masse der Arbeiter in Stadt und Sand konnte aber an diesen
Werken edler Menschlichkeit keinen Rnteil nehmen.
Die Fürsorge für eine allgemeine Verbesserung in den Wohnungs-
verhältnissen der minderbemittelten Klassen erhielt erst einen lebhaften
Rnstoß durch die Sandesversicherungsanstalten, die einen Teil ihrer
angesammelten großen Geldbestände zur Förderung des Baues von
Heimstätten oder von mietbaren Kleinwohnungen zu verwenden be-
gannen. Bahnbrechend wirkten insbesondere zwei Versicherungsanstal-
ten, die zu Hannover und die der Nheinprovinz. Sie vereinigten haupt-
sächlich Industriearbeiter zu Baugenossenschaften, veranlaßten sie zum
Erwerb günstigen Baugeländes, ließen Musterpläne für Rrbeiterhäuser
aufstellen und gingen den Genossenschaften mit Geld reichlich
an die Hand, so daß heute schon Tausende fleißiger und haushälterischer
Land- und Industriearbeiterfamilien im Besitze einer Heimstätte, eines
eigenen kleinen Rnwesens, sind. Ruch die großen staatlichen Betriebe,
wie Eisenbahn- und Postverwaltung, die Betriebe der Bergwerke und
Staatswerkstätten, wendeten bedeutende Summen aus Staatsmitteln
auf um ihren Rrbeitern und Rngestellten genügende und angenehme
Wohnungen zu schaffen. Oie Versicherungsanstalten haben bis jetzt
in Deutschland gegen 300 Millionen Mark zum Bau von Klein-
häusern und Kleinwohnungen verwendet. Sie verleihen ihre Gelder
gegen erste Hypothek zu einem Zinsfuß von 3—3vs °/o, wenn der
Schuldner sich zu einer jährlichen kleinen Teilzahlung des empfangenen
Darlehens verpflichtet.
Selbstverständlich haben solche kleine Rnwesen keinen Platz in
den großen Städten mit ihren vielstöckigen Miet- und Geschäftshäusern.
Diese neuen Heimstätten sind nur zu ermöglichen in den Vororten der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Stabte ober in den Dörfern. Und bemerkenswerter Meise macht sich
ein lebhafter Rückfluß aufs £anb bemerkbar. Diele 3nbuftriearbeiter
finb nicht in den Städten selbst, sonbern in den nahen Ortschaften seß-
haft geblieben ober geworben und sie scheuen sogar weite tägliche
Märsche nicht um auf dem Laube in ihrem Eigentum wohnen und
sich an einem ruhigeren Leben erfreuen zu können, als es die Stadt
zu bieten vermag.
Auch unser engeres Daterlanb Bayern hat durch eine Abänberung
des Gesetzes über die Lanbeskultur-Kentenanstalt für die Vebürfnisse
des Kleinwohnungswesens Sorge getragen. Diese Anstalt gewährt,
soweit es ihre Mittel gestatten, Darlehen zur Herstellung und gesunb-
heitlichen Derbesserung von Kleinwohnungsbauten für die minber-
bemittette Bevölkerung und zur Anfieblung von lanbwirtschaftlichen
Arbeitern. Die Dorteile und Erleichterungen, welche bieses Gesetz ge-
währt, gelten sowohl den gewerblichen Arbeitern wie den Tagnern
auf dem Laube, sie sinb geschaffen worben um auch den bescheibensten
Familien einen festen halt zu geben und ihnen ein Stückchen Dater-
lanb zu sichern. Die Darlehen werben den Gemeinben gegeben, nicht
den einzelnen Arbeitern, wie es die Lanbesversicherungsanstalten tun.
Die Gemeinben können am besten beurteilen, ob innerhalb ihres
Bezirkes eine Förberung des Kleinhauses ober der Kleinwohnungen
notwenbig ober wünschenswert ist' sie kennen den einzelnen Ein-
wohner genauer, so daß sie ihre Hilfe nur solchen Familien angebeihen
lassen können, die ihrer auch würbig sinb.
Für den lanbwirtschaftlichen Arbeiter will das Gesetz neben Haus
und Stall noch 0,5 Hektar Acker- und Miesenlanb in die Beleihung
einschließen, währenb es dem Heimstättenbesitzer unbenommen bleibt
sich noch weiteres Laub aus seinen eigenen Ersparnissen zu erwerben.
Die Darlehen werben von der Kentenbank nicht in barem Gelbe
gegeben, sonbern in sogenannten Kentenscheinen, wie es früher auch
bei allen Hypothekenbanken geschah. Da infolge des nieberen Zins-
fußes die .Kentenscheine unter dem Kennwerte stehen, bagegen zu
biesem verzinst werben müssen, so erhöht sich die Derzinsung des Dar-
lehens von 3v4—3v2 o/o um etwa V4 °/o. Aber die mäßige jähr-
liche Rückzahlung und die ausgiebige Beleihung sinb eine große Er-
leichterung für den Erwerber, besonbers wenn er schon bei der Be-
grünbung seines hausstanbes sich sein Eigenhaus zu schaffen sucht.
wenn auch ein tüchtiger Mann zunächst ohne frembe Unter-
stützung sich selbst zu helfen sucht, so sinb boch oft die ihn umgebenben
Derhältnisse so schwer zu überwinben, daß das große, mächtige Gemein-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]