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anbrach, waren schon zwei Saiten an der Geige zerrissen. Als die
Sonne aufging, zersprang die dritte. Nun blieb nur die vierte
und letzte übrig. Wäre auch diese gerissen, so hatte der Wolf
wahrscheinlich dem Musikanten keine Zeit gelassen, sein Instrument
neu zu beziehen. In dieser Noth kam endlich der Jäger, ' der die
Grube gegraben hatte, herzn und errettete den Geiger aus seiner
schrecklichen Lage. Der Spielmann aber ging still seines Weges.
Das Spielen im Wirthshause war ihm verleidet. Er wollte —
so beschloß er — in Zukunft sein tägliches Brot wieder mit der
Nadel verdienen —- denn er war eigentlich ein Schneider — und
wenn er einmal ausgegangen wäre/wollte er zu rechter Zeit und
auf geradem Wege nach Hause gehen. Das hat er gehalten und
hat es nie bereut.
6. Löwenritt.
Wüstenkönig ist der Löwe. Will er sein Gebiet durchfliegen,
wandelt er nach der Lagune, in dem hohen Schilf zu liegen.
Wo Gazellen und Giraffen trinken, kauert er im Rohre;
zitternd über dem Gewaltgen rauscht das Laub der Sykomore.
Abends, wenn die hellen Feuer glühn im Hottentottenkrale,
wenn des jähen Tafelberges bunte, wechselnde Signale
nicht mehr glänzen, wenn der Kaffer einsam schweift durch die Karoo,
wenn im Busch die Antilope schlummert und am Strom das Gnu:
Sieh, dann schreitet majestätisch durch die Wüste die Giraffe,
daß mit der Lagune trüben Fluthen. sie die heiße, schlaffe
Zunge kühle; lechzend eilt sie durch der Wüste nackte Strecken,
knieend schlürft sie langen Halses aus dem schlammgesüllten Becken.
Plötzlich regt es sich im Rohre; mit Gebrüll auf ihren Nacken
springt der Löwe; welch ein Reitpferd! Sah man reichere Schabracken
in den Marstallkammern einer königlichen Hofburg liegen,
als das bunte Fell des Renners, den der Thiere Fürst bestiegen?
In die Muskeln des Genickes schlägt er gierig seine Zähne;
nur den Bug des Riesenpferdes weht des Reiters gelbe Mähne.
Mit dem dumpfen Schrei des Schmerzes springt es auf und- fliegt gepeinigt ;
sieh, wie schnelle des Kameles es mit Pardelhaut vereinigt!
Sieh, die mondbestrahlte Fläche schlägt es mit den leichten Füßen!
Starr aus ihrer Höhlung treten seine Äugen; rieselnd fließen
aus dem braungefleckten Halse nieder schwarzen Blutes Tropfen,
und das Herz des slüchtgen Thieres hört die stille Wüste klopfen.
Gleich der Wolke, deren Leuchten Israel im Lande Jemen
führte, wie ein Geist der Wüste, wie ein fahler lustger Schemen,
eine sandgeformte Trombe in der Wüste sandgem Meer,
wirbelt eine gelbe Säule Sandes hinter ihnen her.
Jhrenr Zuge folgt der Geier; krächzend schwirrt er durch die Lüfte:
ihrer Spur folgt die Hyäne, die Entweiherin der Grüfte,
folgt der Panther, der des Kaplands Hürden räuberisch verheerte;
Blut und Schweiß bezeichnen ihres Königs grausenvolle Fährte.
Zagend auf lebendgem Throne sehn sie den Gebieter sitzen
und mit scharfer Klaue seines Sitzes bunte Polster ritzen.
Rastlos, bis die Kraft ihr schwindet, muß ihn die Giraffe tragen;
gegen einen solchen Reiter hilft kein Bäumen und kein Schlagen.
Taumelnd an der Wüste Snume stürzt sie hin und röchelt leise.
Todt, bedeckt mit Staub und Schaume, wird das Roß des Reiters L-peffe.
Über Madagaskar fern im Osten sieht man Frühlicht glänzen.
So durchsprengt der Thiere König nächtlich seines Reiches Grenzen.
7. Der Biber.
Der Biber gehört zu dem zahlreichen und friedlichen Geschlecht der
Nager. Wer sich ihn vorstellen will, der mag sich eine braune Wasserratte
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Extrahierte Personennamen: Geiger
Extrahierte Ortsnamen: Israel Kaplands_Hürden Madagaskar
eingeratlien, wo sie auf der einen Seite das Meer, auf der andern Seite
und vor sich das Gebirge hatten. Den Ägyptern entging nicht die Ge-
fahr , worin Israel schwebte. Schnell wurde dem Könige berichtet:
„Sie sind verirrt im Lande, die Wüste hat sie beschlossen.“ Bei dieser
Botschaft vergass Pharao alle schweren Gerichte, die über ihn ergangen
waren , jagte den Israeliten nach und fand durch dasselbe Wasser des
Schilfmeeres , wodurch das Volk Gottes aus der Knechtschaft errettet
wurde, mit seinem ganzen Heere den Tod. Gott selbst hat seinem Volke
die Rückkehr nach Ägypten unmöglich gemacht und uns dadurch im
Vorbilde gezeigt, dass , wer der Welt entronnen ist, gründlich mit ihr
brechen muss, wenn er nicht beständig in Gefahr sein will, in das We-
sen der Welt zurückzufallen.
Als die Kinder Israel auf der andern Seite des Schilfmeeres wieder
an das Land stiegen , befanden sie sich auf einer Halbinsel, welche zu
dem grossen Lande Arabien gehört. Auf der Westseite der Halbinsel,
in der Kähe des Schilfmeeres zogen sie durch die Wüste Sur über
Mara nach Elim. Bis dahin hatten sie die Beschwerden des Wüsten-
lebens noch nicht kennen gelernt; aber jetzt wurde es anders. Von
Elim aus , wo das Gebirge Arabiens bis nahe an das Schilfmeer hinan-
tritt , führt nur eine schmale Strasse dicht am Meere entlang in die
Wüste Sin. Als sie durch diese öde Steppe gingen, auf der einen Seite
das kahle Gebirge, auf der andern das Schilfmeer und drüben hinaus die
ägyptische Küste, da erregte dieser Anblick bei den Mühen des Wüsten-
zuges das Verlangen nach den Fleischtöpfen Ägyptens , und die ganze
Gemeinde fing an zu murren wider Moses, dass er sie in die Wüste ge-
führt habe, um sie Hungers sterben zu lassen. Aber der Herr erbarmte
sich und liess Brot vom Himmel regnen, dass er versuchte, ob sie in
seinem Gesetz wandeln würden oder nicht.
Der Dorel).
Von der Wüste Sin aus stiegen sie allmählich auf das Gebirge
Horeb, in dessen Vorbergen Raphidim liegt, und gelangten auf be-
schwerlichen Wegen , die zum Theil hart an schauerlichen Abgründen
hinliefen, zum Theil, kaum 20 Fuss breit, zwischen hohen, senkrecht sich
erhebenden Felswänden hindurchführten, in die Wüste Sinai, wo sie
ein ganzes Jahr lang verweilten. Der Horeb , innerhalb dessen die ge-
nannte Wüste liegt, ist ein Granitgebirge mit wilden Klippen und kahlen,
zackigen Spitzen, welche unheimlich zum Himmel starren und ihn ganz
geeignet erscheinen lassen , die Stätte zu sein , von welcher herab das
Wort gehört werden sollte: „Ich bin ein starker, eifriger Gott.“ Dem
Moses war die Gegend nicht unbekannt. Von den Höhen des Horeb hat
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Extrahierte Ortsnamen: Israel Gottes Israel Arabiens
Senegal durchstreift, und gewöhnlich z bis 5 Lage
anhält, aber schon in einigen Stunden alle Gewächse
und Pflanzen versengt, bei den Menschen und Thie-
ren, dìe sich ihm aussetzen, alle Feuchtigkeiten der
Augen, der Nase und des Mundes gänzlich aus-
trocknet und sie erstickt.
b) der Ch am sin in Aegypten, der aus den
heißen südlichen Sandwüsten kommend, um diefrüh-
lingsnachtgleiche 2 bis g Tage hinter einander wehet,
und einen glühend heißen Sandsianb mit sich führet.
Die Landeinwohner suchen sich in Kellern und Gru-
den vor ihm zu schützen, und Reisende dadurch, daß
sie Mund und Nase mit einem nassen Tuche bedecken.
Die Kamcele stecken ihre Nase in den Sand, die
übrigen Thiere siiehen in Höhlen und Klüfte. Der
gefährlichste von allen aber ist
<-) der Sam um oder Sami e l in Arabien,
Persien und Syrien. Er führt einen Schwefelgeruch
mit sich, ist brennend heiß, mit Zischen und Knistern
verbunden, und todter Menschen und Thiere, die
ihn einathmen, augenblicklich. Reisende können
seinen tödtlichen Wirkungen nur dadurch entgehen,
daß sie ihr Gesicht in nasse Tücher einhüllen, oder
sich mit dem Gesichte zur Erde niederwerfen, so wie
auch die Thiere sich dadurch vor ihm zu retten suchen,
daß sie ihren Kopf dicht an die Erde halten, weil er
dann über sie hin gehet. Glücklicher Weise verkün-
diget er seine Ankunft vorher durch eine feurige Rothe
a:n Himmel, so wie durch ein Zischen und Prasseln,
womit er sich erhebt.
6) der Si rocco in Sicilicn und Italien — in
Spanien Solan 0 genannt — welcher in den heißen
Sommermonaten oft einige Tage, aber auch wohl
einmal einige Wochen anhält, ist nichts,^ als der
durch seinen Uebergang über das mittlandischc Meer
abgekühlte Chamsin, aber doch immer noch stark ge-
nug, um Menschen und Thiere aufs äusserste zu er-
schlas-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]