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Bei seiner Nation ist der ganze Körper geistreich, alle Glieder nehmen
teil an jedem Ausdruck des Gefühls, der Leidenschaft, ja des Gedankens.
Durch verschiedene Gestaltung und Bewegung der Hände drückt er aus:
„Was kümmerts mich? - Komm her f — Dies ist ein Schelm, -
nimm dich in acht vor ihm! — er soll nicht lange leben! Dies ist der
Hauptpunkt. Dies merket besonders wohl, meine Zuhörer!" — Einer
solchen Nationaleigenschaft mußte der alles Charakteristische höchst auf-
merksam betrachtende Leonhard sein forschendes Auge besonders zuwenden:
hierin ist das gegenwärtige Bild einzig, und man kann ihm nicht genug
Beachtung schenken. Vollkommen übereinstimmend ist Gesichtsbildnng
und jede Bewegung, auch dabei eine dem Auge gleich faßliche Znsammen-
und Gegeneinandcrstellung aller Glieder auf das lobcnswürdigste geleistet.
Die Gestalten überhaupt zu beiden Seiten des Herrn lassen sich
drei und drei zusammen betrachten, wie sie denn auch so jedesmal in
eins gedacht, in Verhältnis gestellt und doch in Bezug auf ihre Nachbarn
gehalten sind. Zunächst an Christi rechter Seite Johannes, Judas
und Petrus.
Petrus, der Entfernteste, fährt nach seinem heftigen Charakter,
als er des Herrn Wort vernommen, eilig hinter Judas her, der sich
erschrocken aufwärts sehend vorwärts über den Tisch beugt, mit der
rechten festgeschlossenen Hand den Beutel hält, mit der Linken aber eine
unwillkürliche krampfhafte Bewegung macht, als wollte er sagen: Was
soll das heißen? — Was soll das werden? Petrus hat indessen
mit seiner linken Hand des gegen ihn geneigten Johannes rechte
Schulter gefaßt, hindeutend auf Christum und zugleich den geliebten
Jünger anregend, er solle fragen, wer denn der Verräter sei. Einen
Messergriff in der Rechten setzt er dem Judas unwillkürlich zufällig in
die Rippen, wodurch dessen erschrockene Vorwärtsbewegung, die sogar ein
Salzfaß umschüttet, glücklich bewirkt wird. Diese Gruppe kann als die
zuerstgedachte des Bildes angesehen werden: sie ist die vollkommenste.
Wenn nun auf der rechten Seite des Herrn mit mäßiger Bewegung
unmittelbare Rache angedroht wird, entspringt auf seiner linken lebhaftestes
Entsetzen und Abscheu vor dem Verrat. Jakobus der Ältere beugt sich
vor Schrecken zurück, breitet die Arme aus, starrt, das Haupt nieder-
gebeugt, vor sich hin wie einer, der das Ungeheure, das er durchs Ohr
vernimmt, schon mit Augen zu sehen glaubt. Thomas erscheint hinter
seiner Schulter hervor, und sich dem Heiland nähernd hebt er den Zeige-
finger der rechten Hand gegen die Stirne. Philippus, der dritte zu
dieser Gruppe Gehörige, rundet sie aufs lieblichste; er ist aufgestanden,
beugt sich gegen den Meister, legt die Hände auf die Brust, mit größter
Klarheit aussprechend: Herr, ich bins nicht! Du weißt es! Du
kennst mein reines Herz. Ich bins nicht!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Leonhard Johannes Petrus Johannes Thomas
273
untereinander einen harmonischen Wechsel des Vollen und Hohlen, in
ihrer zunehmenden Breite einen Übergang von dem schlanken Stamme
zu dem Boden, und wieder in ihrer senkrechten Folge horizontaler Lagen
einen Gegensatz zu dem einfachen Stamme und eine Vermittelung mit
der sonst allzuscharf gegen ihn abgegrenzten Flüche des Bodens.
In ähnlicher Weise wie die Basis zur Bodenfläche verhält sich das
Kapitäl zu den gegenüberliegenden Teilen des Gebälks und des Daches,
indem cs ebenfalls von dem Senkrechten und Schlanken in das Horizon-
tale und Breite hinüberleitet, jedoch mit dem Unterschiede, daß der Über-
gang hier nicht ausschließlich durch verschiedene horizontale Lagen, sondern
durch eine freiere, gleichsam ans dem inneren Leben des Schaftes her-
vortretende Ausbiegung bewirkt wird, und daß sich auch sonst das
Kapitäl durch leichtere, freiere, mehr organische Gestalt als das Haupt
und der zarteste Teil der Säule bezeichnet, während in der Basis das
Materielle und das Gesetz der Schwere vorherrscht. Das Gemeinsame
der Kapitäle in den drei Sänlenordnnngcn ist, daß sic im wesentlichen
aus zwei verschiedenen Teilen bestehen, aus einem weicheren, durch eine
gebogene Linie über die Breite des Stammes sich ausladenden Teile und
darüber aus einer viereckigen oder doch das Viereck andeutenden Platte,
auf welcher dann das Gebälk ruht. Übrigens aber sind die Kapitäle in
den einzelnen Sänlenordnungen höchst verschieden und erfordern eine
nähere Betrachtung.
*
* *
Vergleicht man das korinthische Kapitäl mit denen der beiden anderen
Säulenordnungen, so zeigt sich, daß es mit ihnen die Tendenz gemein
hat die Rundung des Stammes in das Viereck hinüberzuleiten, daß aber
diese Ausgabe im dorischen Stil rein und unmittelbar aus der Natur
des Steines gelöst ist, während in den beiden anderen die Phantasie noch
andere verwandte Vorstellungen herbeiführt, im ionischen die der Elasti-
zität, im korinthischen die des vegetabilischen Lebens. Auch hier verliert
sich die Architektur zwar nicht in eine bildliche Nachahmung der Natur,
aber sie verbirgt gleichsam ihre eigentlichen mechanischen Zwecke, indem
sie die Kelchform des Kapitüls mit Blättern bekleidet und selbst das
Viereck der Platte nicht geradlinig scharf zeichnet, sondern nur durch die
vortretenden Ecken andeutet. Man sieht daher in den drei Sünlen-
ordnungen ein inneres Gesetz der Fortbildung der architektonischen Formen,
wenn man auch zugeben kann, daß das einzelne nicht mit völlig
zwingender Notwendigkeit daraus hervorging, sondern sich vielleicht auch
anders gestaltet haben könnte.
18
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
310
könne. Sollte ihre Lagerungs- und Bewegungswelse ihnen nicht gleich-
gültig sein, so müßte man sie sich nach Art der Monaden schon einzeln
mit Bewußtsein ausgestattet denken. Weder wäre damit das Bewußtsein
überhaupt erklärt, noch für die Erklärung des einheitlichen Bewußtseins
des Individuums das mindeste gewonnen.
Es ist also grundsätzlich unmöglich, durch irgend eine mechanische
Kombination zu erklären, warum ein Akkord Königscher Stimmgabeln mir
wohl-, und warum Berührung mit glühendem Eisen mir wehtut. Kein
mathematisch überlegender Verstand könnte aus astronomischer Kenntnis
des materiellen Geschehens in beiden Fällen a priori bestimmen, welcher
der angenehme und welcher der schmerzhafte Vorgang sei. Daß es
vollends unmöglich sei und stets bleiben werde, höhere geistige Vorgänge
aus der als bekannt vorausgesetzten Mechanik der Hirnatome zu verstehen,
bedarf nicht der Ausführung. Doch ist es, wie schon bemerkt, gar nicht
nötig, zu höheren Formen geistiger Tätigkeit zu greifen, um das Gewicht
unserer Betrachtung zu verstärken. Sie gewinnt gerade an Eindringlich-
keit durch den Gegensatz zwischen der vollständigen Unwissenheit, in welcher
astronomische Kenntnis des Gehirns uns über das Zustandekommen auch
der niedersten geistigen Vorgänge ließe, und der durch solche Kenntnis ge-
währten ebenso vollständigen Enträtselung der höchsten Probleme der
Körperwelt.
102. Das sanguinische und das sentimentale Temperament.
Hermann Lotze: Mikrokosmus (1858).
. . Die Gesundheit des Körpers beruht zum guten Teil darauf, daß
nicht alle seine Bestandteile eng genug untereinander verknüpft sind, um
jede erfahrene Erschütterung sich wechselseitig mitteilen zu müssen. Es ist
ein Zeichen krankhafter Nervenschwäche, wenn dieser heilsame Übergangs-
widerstand, der die Verbreitung der Erregungen verhindert, so weit ab-
nimmt, daß jede geringfügige Reizung alles in Mitleidenschaft zieht und
mäßige Störungen des natürlichen Gemeingcfühls sogleich zahlreiche
Mitcmpfindungen, krampfhafte Bewegungen und beschleunigte oder ver-
änderte Absonderungen hervorbringen. Man kann dagegen zweifeln, ob
nicht eben diese allseitige Erregbarkeit der richtige Ursprungsznstand der
Seele ist. Gewiß ist sie nicht bestimmt dauernd in diesem Zustande zu
verharren; aber die Aufgabe, sich selbst zu bilden und die Grundzüge
ihres Charakters allmählich fest werden zu lassen, wird sic doch nur ge-
deihlich lösen, wenn keine ursprüngliche Starrheit oder Trägheit ihres
Naturells sie hemmt. Ein bleibendes Übermaß dieser allseitigen Erreg-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
373
121. Aus Fürst Bismarcks großer Rede vom 6. Februar 1888.
(Zur Eröffnung der Beratung über den Gesetzentwurf, wonach die Summe von
278 Millionen Mark für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres durch eine
Anleihe aufgebracht werden sollten.)
. . . Daß es sich nicht um eine momentane Einrichtung handelt,
das, glaube ich, wird einleuchtend gefunden werden, wenn ich Sie bitte
mit mir die Kriegsgefahren durchzugehen, welche wir seit 40 Jahren
gehabt haben, ohne in eine nervöse Unruhe zu irgend einer Zeit geraten
zu sein.
Wir haben im Jahre 1848, wo die Deiche und Schleusen zerbrachen,
die bis dahin vielen Gewässern ihren ruhigen Lauf gewiesen hatten,
gleich zwei kriegsschwangere Fragen zu verarbeiten gehabt: cs war die
polnische und die schleswig-holsteinische Frage. Das erste Geschrei nach
den Märztagen war: Krieg gegen Rußland zur Herstellung Polens! —
Bald darauf war die Gefahr, durch die schleswig-holsteinische Frage in
einen großen europäischen Krieg verwickelt zu werden, außerordentlich
nahe. Ich brauche nicht hervorzuheben, wie 1850 durch das Abkommen
von Olmütz eine große Konflagration, ein Krieg im großen Stile, ver-
hindert wurde. Es folgten darauf vielleicht 2 Jahre ruhigerer Art, aber
voller Verstimmung. Es war damals, als ich zuerst in Frankfurt
Gesandter war. Im Jahre 1853 schon machten sich die Symptome des
Krimkriegcs fühlbar, von 1853 bis 1856 dauerte dieser Krieg; während
der ganzen Dauer desselben befanden wir uns unmittelbar am Rande
— des Abgrundes will ich nicht sagen, aber des Abhanges, auf dem wir
in den Krieg hineingezogen werden sollten. Ich erinnere mich, daß ich
damals von 1853—1856 genötigt worden bin, ich möchte sagen wie ein
Perpendikel zwischen Frankfurt und Berlin hin- und herzugehen, weil der
hochselige König bei dem Vertrauen, das er mir schenkte, mich im Grunde
als den Anwalt für seine unabhängige Politik benutzte, wenn der Andrang
der Westmächte ihm gegenüber, daß wir auch unsererseits Rußland den
Krieg erklären sollten, zu stark und der Widerstand seines Ministeriums
ihm zu weich wurde. Dann hat — ich weiß nicht wie oft — das Stück
sich abgespielt, daß ich herzitiert wurde, daß ich eine mehr rnsscnfreund-
liche Depesche für Se. Majestät zu entwerfen hatte, daß diese Depesche
abging, daß Herr von Manteuffel seinen Abschied verlangte und daß,
nachdem die Depesche abgegangen war, ich mir von Sr. Majestät den
Auftrag erbat, zu Herrn von Manteuffel aufs Land oder sonst wohin
zu fahren und ihn zu bewegen, daß er sein Portefeuille wieder über-
nehme. Jedesmal war aber doch das damalige Preußen dicht am Rande
eines großen Krieges: es war der Feindschaft von ganz Europa außer
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Manteuffel Manteuffel
Extrahierte Ortsnamen: Bismarcks Polens Olmütz Frankfurt Frankfurt Berlin Europa
10
12. Si fuorten riche spise, dar zuo guoten win,
den besten den man künde vinden umbe’n Rin.
ir ros diu stuonden seöne, si beten guot gemach.
ir seif daz gie vil ebene: vil Kitzel leides in gescach...
13. An dem zwelften morgen, so wir hoeren sagen,
beten si die winde verre dan getragen
gegen Isensteine in Prünhilde lant:
daz was ir deheinem niwan ') Sivride erkant.
2. Wie Sifrit erslagen wart. (Xvi. Aventiure)
1. Günther und Hagene, die recken vile balt2),
lobeten mit untriuwen ein pirsen in den walt.
mit ir scarpfen geren si weiden jagen swin
beren unde wisende3): waz mühte küeners gesin?.. .
2. Si hiezen herbergen4) für den grüenen walt
gen des wildes abeloufe, die stolzen jegere balt,
da si da jagen solden, üf einen wert5) vil breit.
dö was ouch körnen Sifrit: daz wart dem künege geseit.
3. Von den jagtgesellen wurden dö gar bestän
die warte 6) in allen ende, dö sprach der küene man,
Sifrit der vil starke: "wer sol uns in den walt
wisen näch dem wilde, ir beide küene unde balt ?’
4. ’Welle wir uns scheiden’, sprach dö Hagene,
’e daz wir beginnen hie ze jagene!
da bi wir mügen bekennen, ich und die herren min,
wer die besten jägere an dirre waltreise sin.
5. Liute und gehünde suln wir teilen gar:
so ker’ löslicher swar 7) er gerne var.
der danne jage daz beste, des sol er haben danc’.
dö wart der jägere bitens) bi ein ander nicht lanc.
6. Dö sprach der berre Sifrit: ’ich hän der hunde rät9),
niwan einen brachen, der so genozzen hat
daz er die verte erkenne der tiere durch den tan.
wir körnen wol ze jegede’, sprach der Kriemhilde man.
7. Dö nam ein alter jägere einen guoten spürehunt:
er brähte den herren in einer kurzer stunt
da si vil tiere funden, swaz der von lagere stuont,
die erjageten die gesellen, so noch guote jägere tuont . . l
l) außer 2) mutig 3) Büffel 4) die Herberge aufschlagen
6) Anstand 7) wohin 8) Verweilen 9) ich kann . . . entbehren
5j Insel
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
13
28. Do si dannen weiden zuo der linden breit,
dö sprach von Tronege Hagene: ‘mir ist des vil geseit
daz niht gevolgen könne dem Kriemhilde man,
swenne er weide gaben *): hey weide er uns daz sehen län !'
29. Do sprach von Niderlande der küene Sifrit:
‘daz muget ir wol versuochen, weit ir mir loufen mit
ze wette zuo dem brunnen. so daz st getan,
dem sei man jehen*) danne, den man sihet gewunnen hän.’
30. ‘Nu welle euch wir’z versuochen’, sprach Hagene der degen.
dö sprach der starke Sifrit: ‘so wil ich mich legen
für die iuwern füeze nider an daz gras.’
dö er daz gehörte, wie liep daz Gunthere was!
31. Dö sprach der degen küene ‘ich wil iu mere sagen,
allez min gewsete wil ich mit mir tragen,
den ger zuo dem Schilde, und al min pirsgewant.’
den Kocher zuo dem swerte vil schier er umbe gebaut.
32. Dö zugen si diu Kleider von dem libe dan:
in zwein wizen hemeden sach man si beide stau.
sam zwei wildiu pantel si liefen durch den kle :
doch sach man bi dem brunnen den küenen Sifriden e.
33. Den pris an allen dingen truoc er vor manigem man.
daz swert löst' er schiere, den Kocher leis er dan,
den starken ger er leinde an der linden äst:
bi des brunnen vluzze stuont der herliche gast.
34. Die Sifrides tugende wären harte gröz.
den schilt leis er nidere aldä der brunne vlöz :
swie harte so in durste, der heit doch niene träne
e daz der künic getrunke. des saget’ er im vil boesen danc.
35. Der brunne was küele, luter unde guot.
Günther sich dö neigte nider zuo der fluot:
als er hete getrunken, dö rihte er sih von dan.
als am het ouch gerne der küene Sifrit getan.
36. Dö engalt er siner zühte 3). den bogen und daz swert,
daz truoc allez Hagene von im danewert4)
dö spranc er hin widere da er den ger vant.
er sach nach einem bilde an des küenen gewant.
37. Do der herre Sifrit ob dem brunnen träne,
er scöz in durch daz kriuze, daz von der wunden spranc
daz bluot im von dem herzen vast’ an die Hagenen wät.
so gröze missewende ein helet nimmer mer begät. l
l) eilen 2) den Preis zuerkennen 3) Höflichkeit 4) abseits
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
26
du hast mich wol ergetzet aller miner not.
daz sol ich immer dienen, mich ensüme’s der tot
32. Do sprach der herre Dietrich : ‘ir sult in län genesen,
edeliu küneginne, und mac daz noch gewesen,
wie wol er iuch ergetzet daz2) er iu hat getan!
er sol des niht entgelten, daz ir in seht gebunden stän.’
33. Do hiez si Dagenen füeren an sin ungemach?),
da er lac beslozzen und da in niemen sach.
Günther der künec edele rüefen dö began :
‘war kom4) der heit von Berne? der hat mir leide getan.’
34. Dö gie im hin engegene der herre Dietrich,
daz Guntheres eilen daz was vil lobelich :
done beit ouch er niht mere, er lief her für den sah
von ir beider swerten huop sich ein groezlicher scal.
35. Swie vil der herre Dietrich lange was gelobet,
Günther was so sere erzürnet und ertobet:
wand’ er nach starkem leide sin herzevient was,
man saget ez noch ze wunder, daz dö her Dietrich genas.
36. Ir eilen und ir Sterke beide wären gröz.
palas unde türne von den siegen döz,
dö si mit swerten hiuwen üf die hei me guot.
ez bet der künec Günther einen herlichen muot.
37. Sit twang in der von Berne, sam Dagenen e geschach.
daz pluot man durch die ringe dem beide vliezen sach
von einem scarpfen swerte: daz truoc her Dietrich:
dö bet gewert her Günther nach müede5) lobeliche sich.
38 Der herre wart gebunden von Dietriches hant,
swie künege niene solden liden solhiu hant.
er däht’ ob er si lieze, den künec und sinen man,
alle die si fünden, die müesen tot vor in bestän6).
39. Dietrich von Berne der nam in bi der hant:
dö fuort’ er in gebunden, da er Kriemhilde vant.
dö was mit sinem leide ir sorgen vil erwant1).
si sprach : ‘willekomen Günther, üzer Bürgenden laut.’
40. Er sprach : ‘ich solde iu nigen, vil edele swester min,
ob iuwer grüezen mühte gensedeclicher sin.
ich weiz iuch, küneginne, so zornec gemuot,
daz ir mich und Dagenen vil swache grüezen getuot8).’
9 es sei denn, daß der Tod mich daran verhindere. 2) kann dies noch geschehen,
so wird er Euch gewiß entschädigen für das, was. . . 3) Unbequemlichkeit (— Kerker)
9 Wohin ist gekommen? 9 trotz seiner Ermüdung «) wenn er sie freiließe, .., müßten
alle. . . sterben. 9 viele ihrer Sorgen beendigt. 9 sehr schwach (—nachlässig) grüßt.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
34
19. Er blihte ir näch der hende. do er daz golt ersaeh,
Herwîc der edele ze Kûdrûnen sprach :
‘dich truoc ouch ander niemen, ezn wære küniges künne I).
nuhänich nach manigem leide gesehen mine freude und mmewünne.’
20. Er umbeslöz mit armen die hêrlîchen meit.
in was ir beider mære liep unde leit.
er kuste, in weiz wie dicke *), di^ küniginne riche,
sie und Hildeburgen die eilenden maget minniclîche ....
21. Dô sprach der herre Herwîc: ‘des muge wir wol jehen,
daz uns an dirre verte ist also wol geschehen,
daz uns nimmer künde baz dar an gelingen.
nu sul wir des gaben, daz wir sie von der veste hinnen bringen.’
22. Dô sprach der degen Ortwîn: ‘ich wæn des niht ergê.
und bete ich hundert swester, die lieze ich sterben ß,
ê daz ich mich sö starke in fremeden landen hæle '),
die man mir mit sturme nam, daz ich die mînen grimmen vînden stæle.’..
23. Dô sprach die ungemuote : ‘waz hän ich dir getan,
lieber bruoder Ortwîn? wan ich nie gewan
deheine die gebære /i), daz man mich mühte scheiden,
ine weiz welher dinge du mich, edele fürste, last engelden.’
24. ‘Jà tuon ichz, liebe swester, niht durch dînen haz.
dîne schœne meide genesend desto baz.
ich kan dich niht von hinnen geziehen wan nach êren.
du soit haben holden Herwigen dînen sriedel hören.’ ....
25. Sie fuoren so sie künden beldiste dan.
dô wart ein herter scheiden von friunden getan,
dan noch friunde tæten, daz weiz ich âne lougen.
so sie verriste künden, beleben sie die boten mit den ougen ....
26. Dô sprach diu frouwe Hildeburc, diu maget uz lrlant:
‘wes lat ir, küniginne, ligen ditz gewant,
daz ir niht enwaschet Ludwîges man diu kleider?
und wirt des Gêrlint innen, so getet siu uns mit siegen noch nie leider.’
27. Dô sprach diu Hilden tohter : ‘dar zuo bin ich ze her,
daz ich Gêrlinde wasche immer mêr.
dienest also swachez soi mir nu versmahen.
mich kusten zwêne künige und ruohten mich mit armen umbevahen.’..
28. Swaz Hildeburc geredete, Kûdrûn truoc dan
die Gêrlinde sabene. zürnen siu began.
siu swanc sie von den banden verre zuo den ünden.
sie swebeten eine wîle; ine weiz, ob si s’ immer mère fünden. i)
i) Sprößling 2) ich weiß nicht, wie oft 2) verbergen sollte 9 kein Benehmen der Art
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
110
2. Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
Sein brechend Auge schlägt nach oben.
3. Die Sense rauscht im Ährcnfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden.
Ade, ade, du Heimatswelt! —
Und beugt das Haupt und ist verschieden.
2. Krieg
Ich stand an eines Gartens Rand
Und schaute in ein herrlich Land.
Das, weit geländet, vor mir blüht,
Drin heiß die Erntesonne glüht.
Und Arm in Arm, es war kein
Traum,
Mein Wirt und ich am Apfelbaum,
Wir lauschten einer Nachtigall,
Und Friede, Friede überall.
Ein Zug auf fernem Schiencndamm
Kam angebraust. Wie zaubersam!
Er brachte frohe Menschen her
Und Güterspenden segenschwer. —
Einst sah ich den metallnen Strang
Zerstört, zerrissen meilenlang,
Und wo ich nun in Blumen stund,
War damals wildzerwühlter Grund.
Der Sommermorgen glänzte schön
Wie heute; glitzernd von den Höhn,
„Den ganzen Tag mit Sack und
Pack",
Brach nieder aus Verhau, Verhack
Zum kühnsten Sturm, ein weißes
Meer,
Des Feindes wundervolles Heer.
Ich stützte, wie aus Erz gezeugt,
Mich auf den Säbel, vorgebeugt,
Mit weiten Augen, offnem Mund,
Als starrt ich in den Höllenschlund.
Nun sind sie da! „Schnellfeuer!"
„Steht!"
und Friede.
Wie hoch im Rauch die Fahne weht!
Und Mann an Mann hinauf, hinab,
Und mancher sinkt in Graus und
Grab.
Zu Boden stürz ich, einer sticht
Und zerrt mich, ich erraff mich nicht.
Und um mich, vor mir, unter mir
Ein furchtbar Rin gen, Galt und Gier.
Und über unserm wüsten Knaul
Bäumt sich ein scheu gewordner
Gaul.
Ich sah der Vorderhufe Blitz,
Blutfestgetrockneten Sporeuritz,
Den Gurt, den angespritzten Kot,
Der aufgeblähten Nüstern Not.
Und zwischen uns mit Klang und
Kling
Platzt der Granate Eisenriug:
Ein Drache brüllt, die Erde birst,
Einfällt der Weltenhimmelsirst.
Es ächzt, es stöhnt, und Schutt
und Staub
Umhüllen Tod und Lorbeerlaub.
Ich stand an eines Gartens Rand
Und schaute in ein herrlich Land,
Das ausgebreitet vor mir liegt,
Vom Friedensfächer eingewiegt.
Und Arm in Arm, es ist kein Traum,
Mein Wirt und ich am Apfel-
baum
Wir lauschen einer Nachtigall,
Und Rosen, Rosen überall.
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Bitte zu nahen, nicht zu erschrecken, nicht zu erbleichen, wenn sie nun
erfahre, wozu sie ausersehen sei. Und dann entschwebt der Engel wieder
zu seinem lieben Herrn und streut in der lichten Himmclswohnnng die
frohe Botschaft aus. Wir hören, wie Johannes in der Wälder Einsam-
keit erblüht, wie eine Burg im Lande thront, die von Adelvolk bewohnt
ist, der Gottesdegen Heimatort, und wie von dort Joseph mit Maria
auszieht, und wie innig selig sie hernach das Kindchen, das neugeborene,
herzt, es immer wieder anschaut, cs- umhalst und bei ihm wacht, und wie
„mit fester Glaubenslust sie alles trägt in ihrer Brust", was die Hirten
bei dem Kastell verkünden. Und das Kind wächst heran, die Lilie im
Dornenfeld, „die hohe Blume ans niederem Kraut, so hehr und doch so
hold und traut".
Wenn die Weisen aus dem Morgenlande ihre „Burg" verlassen
und Weihrauch, Gold und Myrrhen mit sich führen, so deutet dies
Otfried im Geiste seiner Zeit für Christi Priestertum, Königtum und
Tod, und als sie heimkehren, mahnt auch er, daß jeder von uns über-
lege, wie er sich schnell der Welt entwinde und das süße Heimatland,
das Paradies, sich finde; zugleich klagt er mit lyrischem Schwünge über
die Heimatlosigkeit, die er an sich selbst tief empfunden hat.
Bei der Hochzeit von Kana lautet die Moral:
Den vollen Wasserkrug von Stein
durchgeistet er mit Freudenwein,
dein Herz ist dieses Wassers Krug,
in das sein Wort den Geist dir trug.
Oft verrät sich in kleinen, feinen Zügen eine anmutige Gutherzigkeit,
die gar wohl das nachzufühlen weiß, was an seelischen Vorgängen dar-
gestellt wird. Wenn Maria nach bangem, schmerzlichem Suchen den
Knaben wiederfindet, da klagt sie, aller Mut sei ihr erloschen gewesen und
schwere Sorge habe sie umwunden gehalten:
Was sag ich mehr? Bist wieder mein,
o, du! Du einzge Seele mein!
Volle Anschaulichkeit zeigt auch die Schilderung des Sturmes auf
dem See, wie die Wogen sich brechen, das Schiss vor dem Winde jagt
und auf und ab taucht und dann der liebe Herr den wankenden Petrus
wieder aufrichtet und ins Schiff tritt,
— und von dem Augenblicke an
lag still des Meeres Friedensbahn.
Als des Judas vergiftete Seele zum Verräter wird und er von hinnen
schreitet:
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Extrahierte Personennamen: Johannes Joseph Maria Maria Otfried Maria Maria