Vierter Zeitraum.
—
Das deutsche Reich vom Ausbruch der Reformation bis
zum weftphälischen Frieden 1517—1648.
S- 19.
Vom Beginnen der Kirchentrennung bis zum Augsburger
Religionsfrieden 1317—1333.
Die nächste Veranlassung zur großen Kirchentrennung in Deutsch-
land gab der Mißbrauch, welchen der Dominikaner Johann Tetzel
mit dem von Leo X. zur Bestreitung des prachtvollen Ausbaues der
Peterskirche ausgeschriebenen Ablasse in der Nähe von Wittenberg
trieb. Diesem Treiben widersetzte sich Dr. Martin Luther, gebo-
ren zu Eisleben 1483, Augustinermönch und Professor der Theologie
an der neu gestifteten Universität Wittenberg, indem er am 31. Ok-
tober 1517 an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Theses),
vorzüglich gegen den Mißbrauch des Ablasses, anschlug und sich zu
deren Vertheidigung erbot. Außerdem sprach er bald nachher in sei-
nen deutschen Schriften den Grundsatz aus, daß der Glaube allein
Vergebung der Sünden bewirke. Der Papst forderte ihn auf, sich
(binnen 60 Tagen) in Rom zu verantworten, gab aber auf die
Verwendung des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und
der Universität Wittenberg zu, daß die Sache in Deutschland, auf
dem damals zu Augsburg versammelten Reichstage, durch den päpst-
lichen Bevollmächtigten, den Cardinal Cajetan, beigelegt werde. Aber
dieser konnte Luthern nicht zum unbedingten Widerrufe bewegen, und
auch der später gesandte päpstliche Kammerherr Karl von Miltitz ge-
wann ihm nur das Versprechen ab, von den streitigen Lehrsätzen zu
schweigeil, wenn seinen Gegnern gleiches Stillschweigen auferlegt
würde. Als nun auch die Disputation, welche vr. Eck, Professor der
Theologie zu Ingolstadt mit Luther und dessen Collegen Carlstadt
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Extrahierte Personennamen: Johann_Tetzel Johann Leo_X Leo Martin_Luther Friedrich Cardinal_Cajetan Karl_von_Miltitz Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Wittenberg Wittenberg Wittenberg Rom Sachsen Deutschland Ingolstadt
88
Luther. Reichstag in Worms.
zu Leipzig hielt, keine Einigung herbeiführte, vielmehr Luther in sei-
nen Schriften sich immer weiter von den Lehren der katholischen
Kirche entfernte; so erschien auf Eck's Vorstellungen eine Bulle, welche
41 aus Luther's Schriften gezogene Sätze als ketzerisch verdammte
und ihn mit dem Kirchenbanne bedrohte, wenn er nicht innerhalb 60
Tage widerrufen würde. Diese Bulle nebst dem kanonischen Rechte
und einigen Schriften des Dr. Eck verbrannte Luther vor dem (Elster-)
Thore zu Wittenberg (Io. Dec. 1520), worauf er nebst seinen An-
hängern nun wirklich mit dem Kirchenbanne belegt wurde.
Inzwischen war nach Maximilian's I. Tode und ohne Rück-
sicht auf die Bewerbung und die Versprechungen des Königs Franz I.
von Frankreich der Enkel des verstorbenen Kaisers, Karl I. von Spa-
nien und dessen Nebenländern in und außer Europa, atlch zum deut-
schen Könige als
Karl V. 1519—1556
gewählt worden. Als dieser seinen ersten Reichstag in Worms
hielt 1521, wurde auch Luther unter Zusicherung sicheren Geleites
dahin berufen, und als er sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen,
in die Reichsacht erklärt, seine Lehre verboten und seine Schriften
zum Feuer verdammt. Da nun Kurfürst Friedrich von Sachsen ihn
nicht mehr öffentlich beschützen durfte, so ließ er ihn auf dem Rück-
wege von Worms aufhebeu und (als Ritter Georg) auf die Wart-
burg bei Eisenach bringen, noch ehe die Acht durch das sog. Worm-
ser Edict bekannt gemacht worden war. Hier beschäftigte sich der
Geächtete mit der deutschen Uebersetzung der Bibel, während seine
Lehre an Philipp Melanchthon einen gelehrten Vertheidiger, dagegen
an dem Könige Heinrich Viii. von England, der selbst eine Wider-
legung der lutherischen Lehre von den Sakramenten schrieb, und an
Andern entschiedene Gegner fand. Als der rasche Reformationseifer
seiner Anhänger Unruhen erregte und die in Zwickau enfftandene
Secte der Wiedertäufer, welche die Kindertaufe verwarf, Mißver-
ständnisse seiner Lehre veranlaßt, verließ Luther die Wartburg, und
richtete einen Gottesdienst mit deutscher Liturgie und Empfang des
Abendmahls unter beiderlei Gestalten ein. So kam jene Lehre auch
zur Ausübung, zunächst im Kurfürstenthum Sachsen und der Land-
grafschaft Hessen. Gleichzeitig ward aber auch schon ein geistlicher
Fürst, der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Bran-
denburg, für dieselbe von Luther selbst gewonnen und verwandelte
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Extrahierte Personennamen: 88
Luther Franz_I.
von_Frankreich Franz_I. Karl_I._von_Spa- Karl_I. Karl_V. Karl_V. Friedrich_von_Sachsen Friedrich Georg Philipp_Melanchthon Philipp Heinrich_Viii Heinrich Albrecht_von_Bran- Albrecht Luther
Extrahierte Ortsnamen: Worms Wittenberg Europa Worms Worms Eisenach England Zwickau Wartburg Kurfürstenthum_Sachsen Hessen
Napoleon's Zug gegen Rußland.
l4o
russischen Handel zu Grunde richte und daß Napoleon keineswegs
geneigt sei, ihm einen wesentlichen Antheil an der Leitung der euro-
päischen Angelegenheiten zu überlassen. Obgleich nun der Krieg in
Spanien noch nicht beendet und die französische Herrschaft dort noch
keineswegs gesichert war, so unternahm Napoleon doch, nachdem Oe-
sterreich und Preußen Hülfe zugesagt hatten, im Juni 1812 einen Feld-
zug gegen Rußland mit einein ans fast allen Völkern des südwestlichen
Europas zusammengesetzten Heere von etwa einer halben Million Streiter.
Mit seiner gewohnten Raschheit rückte er über den Niemen in Litthauen
ein, trieb die Alles verheerenden Russen, welche eine Hauptschlacht
vermieden und die Franzosen ins Innere zu locken suchten, um sie
dort zu verderben, ohne bedeutenden Widerstand, aber auf sehr an-
strengenden Märschen und unter beständig zunehmendem Mangel an
Lebensmitteln bis Smolensk zurück. Nachdem er sie hier zum er-
sten Male (17. August) und bei Borodino an der Moskwa in
einer Hauptschlacht zum zweiten Male geschlagen chatte, hielt er am
14. Sept. seinen Einzug in die verlassene und verödete Hauptstadt
Moskau, welche in den nächsten Tagen durch eine ungeheure, wahr-
scheinlich von ihrem eigenen Gouverneur (Rostopschin) veranlaßte,
sechstägige Feuersbrunst zum großen Theil unterging. Dennoch ver-
weilte Napoleon 5 Wochen in den Trümmern Moskaus, hingehalten
durch Friedensunterhandlungen, bis er endlich (18. Octbr.) zu spät
seine Täuschung erkennend, den verhängnißvollen Rückzug (mit noch
104,000 M.) antrat, welcher auf einem Wege von 150 Meilen ver-
wüsteten Landes bei dem gänzlichen Mangel an Lebensmitteln, bei
dem zahlreichen Erkranken von Menschen und Pferden, bei dem un-
gewöhnlich früh eintretenden und äußerst strengen Winter (anhaltend
19—20° Kälte) und unter beständigen Angriffen der Russen uudko-
sacken so verderblich wurde, daß nur 30,000 Waffenfähige die Bere-
sina erreichten, wo Ney und Ondinot noch ein Treffen gewannen.
Nach dieser letzten glänzenden Waffenthat des französischen Heeres
artete der Rückzug (bei einer Kälte von 26—27°) in die regelloseste
Flucht aus, besonders seitdem Napoleon, als er Alles verloren sah,
incoguito auf einem Schlitten nach Paris geeilt war, wo aufrühre-
rische Bewegungen seine Gegenwart nothwendig machten.
Der General Jork, welcher das preußische Hülfscorps anführte, trennte sich
von Macdonald (dem Führer des linken Flügels) und schloß mit dem russischen
Generale Diebitsch (und Clausewitz) eine Neutralitäts-Convention ab.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon August Napoleon Napoleon Jork Macdonald
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus Paris
Handel und Gewerbfleiß.
16l
sperre und später durch die hohe Besteuerung der auswärtigen Kunst-
erzeugnisse gelangte der inländische Gewerbfleiß zu einem neuen Auf-
blühen. Daneben erhielt der Staatspapier- und Aktienhandel eine
nie gekannte Bedeutung und artete zum Theil in Schwindelei aus.
Wesentliche Beförderungsmittel des Handels waren: a) die Erleich-
terung der Communieationen durch Anlage und Verbesserung von
Land- und Wasserstraßen (der Ludwigscanal zwischen Main und
Donau), durch Fluß- und Seedampfschiffe (seit 1825), durch Eisen-
bahnen (seit 1837), Schnellposten, u. s. w., b) Handelsverträge,
c) freie Schifffahrt auf den deutschen Strömen und 6) Vereinigung
der meisten deutschen Staaten zu einem allgemeinen Zollvereine
s. S. 176, so wie einem Post- und Telegraphenvereine.
Pütz deutsche G.'seb, 5. Aufl.
11
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Staatspapier- Schwindelei Main Donau
56
Konrad I.
gar in Sachsen ein, vernichteten Ludwig's Heer an der Ens, und
da seitdem der gemeinschaftliche Vertheidigungskrieg gegen sie auf-
hörte, so plünderten sie die einzelnen Provinzen und dehnten bald
ihre Raubzüge bis an den Rhein aus.
Gleichzeitig mit dem Erlöschen des karolingischen Hauses im
ostfränkischen Reiche fällt die Entstehung der deutschen Volks-
herzogthümer, indem theils die Markgrafen, namentlich die an
der östlichen Grenze des Reiches, also die in Sachsen und
Baiern, durch die Vereinigung mehrerer oder aller Marken ihres
Landes unter ihrem Oberbefehl (wie dies zur Vertheidigung der
Reichsgrenze gegen die Normannen, Slaven und Ungarn nöthig war)
zu einem überwiegenden Ansehen in ihrem Lande gelangten, theils
die Sendgrafen ihre durch Verbindung von Civil- und Militärgewalt
allmälig erweiterte Macht erblich machten. Auf diese letztere Weise
scheint die herzogliche Würde in Franken, Alemannien und
Lothringen entstanden zu sein.
8- 9.
Konrad I., der Franke, 911—918.
Nach dem Aussterben der Karolinger in Deutschland wurde, ohne
Rücksicht auf das Erbrecht der schwachen Karolinger in Frankreich,
der, dem karolingischen Hause verwandte Herzog Konrad von
Franken zum Könige ausgerufen; nur in Lothringen machte der
westfränkische König (Karl der Einfältige) sein Erbrecht geltend,
nahm dieses Land (außer Elsaß) in Besitz und behauptete es gegen
einen zweimaligen Angriff des deutschen Königs. Konrad's Thätig-
keit während seiner ganzen Regierung war darauf gerichtet, die deut-
schen Fürsten zur Anerkennung seiner königlichen Herrschaft zu zwin-
gen. Es gelang ihm zwar da, wo er gerade verweilte, sich Aner-
kennung zu verschaffen, aber in seiner Abwesenheit erhoben sich die
kaum bezwungenen Fürsten stets aufs Neue, und namentlich brach die
alte Feindschaft zwischen den Sachsen und Franken wieder aus, als Kon-
rad sich weigerte, nach Otto's Tode dessen Sohne Heinrich alle Lehen des
Vaters zu überlassen. Bei dieser innern Zerrüttung Deutschlands
wiederholten die Ungarn fast jährlich ihre räuberischen Züge durch
Baien: und Memannien bis nach Lothringen und Sachsen (bis Bre-
men), wozu sie sogar von Konrad's einheimischen Gegnern aufgefor-
dert wurden. Als der kinderlose Konrad von seinem letzten Zuge
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrad_I. Konrad_I. Franke Konrad_von
Franken Konrad Karl Heinrich Heinrich Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rhein Sachsen Baiern Ungarn Lothringen Deutschland Frankreich Lothringen Sachsen Deutschlands Ungarn Lothringen Sachsen
Ausbreitung der lutherischen Lehre. Bauernkrieg. 89
sein Land (Ostpreußen) mit Genehmigung seines Lehnsherrn, des Kö-
nigs von Polen, in ein weltliches Herzogthum 1525. Wie hier über
die nordöstliche, so hatte sich auch über die südwestliche Grenze Deutsch-
lands die Reformation verbreitet, indem Ulrich Zwingli, Pfarrer
in Zürich, eine itoch vollständigere Umgestaltung der christlichen Kirche
betrieb, als Luther bezweckte. In den nördlichen Cantonen fand er
Anhang, dagegen an den Waldstätten (Schwyz, Uri, Unterwalden,
Luzern) und Zug offenbaren Widerstand, die Züricher wurden (bei
Cappel 1531) geschlagen und Zwingli selbst stel auf dem Schlacht-
felde.
Inzwischen hatten die durch neu aufgekommene Steuern hart
bedrängten Bauern in Schwaben und am Rhein Luther's Worte
von der evangelischen Freiheit mißverstanden und in den sog. 12 Arti-
keln Freiheit der Jagd, des Fischfanges, der Holzung, Abschaffung
der Leibeigenschaft und der neuen Lasten, das Wahlrecht ihrer Pre-
diger u. s. w. verlangt. Die .Verweigerung des Geforderten er-
zeugte den Bauernkrieg 1525, welcher sich eben so schnell als
verheerend von Schwaben aus über die Rheingegenden und Franken
verbreitete. Einzelne Adlige wurden von den Bauern gezwungen,
die Artikel anzunehmen und ihren Unterthanen die geforderten Rechte
zu bewilligen. Aber als die Fürsten (der Herzog von Lothringen,
die Kurfürsten von Trier und von der Pfalz) ihre wohlgeordnete
Macht gegen sie aufboten, unterlagen die undisciplinirten Rotten der
Bauern, obgleich tapfere Ritter, wie Götz von Berlichiugen mit der
eisernen Hand, theils gezwungen, theils freiwillig ihre Anführer ge-
worden waren.
Ebrn so scheiterte der Volksaufstand in Thüringen, welchen der fana-
tische Wiedertäufer Thomas Münzer erregt hatte. Er bemächtigte sich in Mühl-
hausen mit Hülfe des Pöbels des Stadtregiments, verjagte die Mönche, plün-
derte die Klöster, lehrte Freiheit und Gleichheit, Ernährung der Armen durch
die Neichen und Gemeinschaft der Güter. Aber die zunächst bedrohten Fürsten
(die Herzöge von Sachsen und Braunschweig und der Landgraf Philipp von
Hessen) schlugen seinen auf himmlischen Beistand rechnenden Anhang bei Fran-
kenhausen, und die Anführer (auch Münzer) wurden gefangen und ent-
hauptet 1525.
Das Wormser Edict kam nicht zur Ausführung, vielmehr er-
starkten die Bekenner der neuen Lehre zu einer politischen Gegenpar-
tei, weil sowohl der Kaiser selbst, als sein Bruder Ferdinand in aus-
wärtige Kriege verwickelt waren, jener mit Frankreich und mit dem
Papste, dieser mit den Türken.
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_Zwingli Cappel Zwingli Thomas_Münzer Philipp_von
Hessen Philipp Ferdinand
176
Friedrich Wilhelm Iv.
Papste die Verwaltung der katholischen Kirche durch 2 Erzbischöfe
und 6 Bischöse organisirte. Die letzten Jahre Hardenberg's (j- 1822)
waren vorzugsweise den Finanzverhältnissen des Staates gewidmet.
Das indirekte Abgabensystem wurde neu geordnet, die Staatsausgabe
(auf 50 Mill. Thlr.) und die Staatsschuld (auf 180 Mill. Thlr.)
festgestellt, eine Hauptverwaltung der letzten: eingerichtet und zur
Tilgung derselben jährliche Domainenverkäufe angeordnet. Die Stö-
rung der reich ausgestatteten Universitäten Berlin (1810), Breslau
(1811, statt Frankfurt) und Bonn (1818) so wie einer Menge höhe-
rer und niederer Unterrichtsanstalten in Verbindung mit Erweiterung
'und Verbesserung der bestehenden erhoben die geistige Bildung des
Volkes auf eine höhere Stufe als in irgend einem andern Haupt-
staate Europas, während die fortwährende umfangreiche Vermehrung
der Landstraßen, die Verbesserung der Wasserstraßen, die große Aus-
dehnung der Postverbindungen, Handelsverträge und vor Allem der
von Preußen gestiftete deutsche Zollverein (1834) Handel und Ge-
werbfleiß förderten. Zu einer Volksvertretung ward der Grund ge-
legt durch Einführung von Provinzial-Landtagen mit berathender
Stimme (1823). Nachdem
6) 'Friedrich Wilhelm Iv. (reg. seit 1840) schon im An-
fänge seiner Negierung den Provinzial-Landtagen durch öftere Zu-
sarnmenberufuug, ständische Ausschüsse und größere Oeffeutlichkeit
ihrer Verhandlungen eine höhere Wirksamkeit verliehen hatte, gab
. er 1847 den ständischen Verhältnissen eine weitere Entwickelung durch
Vereinigung der acht Provinziallandtage zu einem „vereinigten Land-
tage" mit dem Rechte der Bewilligung neuer Anleihen so wie der
Zustimmung zur Einführung neuer oder der Erhöhung bestehender
Steuern. Diesem folgte im I. 1848 die Verleihung einer Verfas-
sung, derzufolge der König die gesetzgebende Gewalt mit zwei Kam-
in ern theilt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Breslau Frankfurt Bonn Europas
weigerte, das Vließ herauszugeben, holte Jason sich dasselbe in der Nacht selbst im Haine, nachdem er den Drachen, der es bewachte, durch ein Zaubermittel eingeschläfert hatte, und entfloh mit der Medea. Der Vater eilte ihnen nach, sie gewannen aber einen weiten Vorsprung, da Medea ihren kleinen mitgenommenen Bruder Ab-syrtus zerstückelte und die Glieder auf Felsen des Meeres vertheilte. Der Vater wurde aufgehalten, indem er sie zusammensuchte, und so entkamen sie glücklich nach Griechenland.
§. 6. Die Sage von Hedipus.
Laius, König von Theben, hatte ein Orakel erhalten, daß seine Gemahlin Jokaste einen Sohn gebären würde, der den Vater todten und die Mutter heirathen werde. Um diesem Schicksal zu entgehen, ließ er das Kind, sobald es geboren war, mit durchstochenen Füßen (daher der Name Oedipns d. h. Schwellfuß) auf dem Gebirge aussetzen. Hier fand es ein Hirt des Königs Polybus von Korinth, nahm es mit sich und brachte es seinem König. Am Hofe b eff eiben würde der Knabe auferzogen; als er Jüngling geworben war, würde ihm einst von einem Genossen feine dunkle Herkunft vorgeworfen. Beunruhigt befragte er beßhalb das Orakel zu Delphi; von biefern würde er ermahnt, fein Voterlanb zu meiben, und er begab sich in dem Glauben, er stamme aus Korinth, auf den Weg nach Theben. Ans biefem begegnete er in einem Hohlwege einem Greis, der auf einem Wagen fuhr; als ein Streit barüber entstaub, wer dem andern ausweichen sollte, erschlug Oebipus in der Hitze des Kampfes den Greis. Bei seiner Ankunft in Theben war das Laub in großer Bebrängniß; ein Ungethüm, halb Jungfrau, halb Thier, Sphinx genannt, hatte sich in der Nähe der Stadt gelagert und gab jebem Vorübergehenben ein Räthsel auf; konnte er es nicht lösen, so töbtete es beufesben. Oebipus löste das Räthsel, welches so lautete: „Was ist das, das Morgens aus vier, Mittags auf zwei und Abenbs auf bret Beinen geht?" inbem er erklärte, daß sei der Mensch, und erhielt zur Belohnung die Hand der Königin; beim jener Greis, den Oebipus erschlug, war Laius gewesen und mithin der Königsthron erlebigt. So war bettn das Orakel in Erfüllung gegangen. Oebipus regierte das Laub mit Weisheit und Milbe, und es würden ihm zwei Söhne und zwei Töchter geboren. Nach
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Extrahierte Personennamen: Jason Medea Hedipus Oebipus Oebipus
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- 41 —
gepfiffen und verlacht. Ein Freund machte ihn aufmerksam auf seine mannigfaltigen Fehler in Stimme, Ausdruck und Haltung, und nun soll er sich drei Monate lang in einem unterirdischen Gemache eingeschlossen und dort vor einem Spiegel in Haltung und Miezienspiel geübt, auch sonst noch allerlei Mittel angewandt haben, seine Brust und seine Stimme zu stärken und das Stottern" sich abzugewöhnen. Als er dann wieder auftrat, war der Erfolg der glänzendste, und seit jener Zeit gehörte er zu den ersten Rednern Athens. Er war einer von den Wenigen, die Philipp's Absichten durchschauten, und er ließ nicht ab, seine Mitbürger zu warnen, sie an die Heldenthaten der Vorfahren zu erinnern und sie aufzufordern, selbst in den Krieg zu ziehen und die Führung desselben und die Vertheidigung der Freiheit nicht gemietheten Söldnern zu überlassen. Leider drang er nicht so recht durch und meist, wenn es zu spät war. Auch stand ihm eine andere Partei in Athen gegenüber, die in das Interesse des Philipp gezogen war, unter ihnen Aeschines; eine dritte Klasse endlich, deren Haupt Phocion war, hielt es für das Beste, mit Philipp Frieden zu halten. Diesen Phocion fürchtete Demosthenes am meisten; denn er war ein ernster, unbestechlicher Mann von einfacher Lebensweise, der sein ganzes Leben hindurch arm blieb und den die Athener durch den Beinamen des Rechtschaffenen ehrten.
Wenn Phocion sich erhob, um zu sprechen, pflegte Demosthenes heimlich zu seinen Freunden zu sagen: „Der wird meine Worte wieder zu nichte machen!" (Das Beil meiner Reden ist da!) Beide Männer fanden später ein unglückliches Lebensende; nach Alexanders des Großen Tode mußte Demosthenes vor den Verfolgungen der Macedonier aus Athen fliehen; er begab sich nach der kleinen Insel Ca--lauria und nahm dort freiwillig Gift, als der macedonifche Herrscher Soldaten abgeschickt hatte, ihn fortzuführen. Einige Jahre später wurde Phocion von den Athenern' der Verrätherei angeklagt und verurtheilt, den Giftbecher zu trinken.
Der Krieg gegen die Phocier dauerte indeß noch immer fort, und die Thebaner, die ihn namentlich führten, sahen sich genöthigt, die Hilfe Philipps anzurufen. Er kam, rückte durch die Thermopylen, die er von da an besetzt hielt, besiegte die Phocier und hielt über sie nach dem Ausspruche der Amphiktyonen, der Aufseher des Delphischen Orakels, ein schreckliches Strafgericht; ihre Städte wurden
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Alexanders Philipps