Einleitung.
I. Deutschland vor der Völkerwanderung.
8- i.
Geographie des alten Deutschlands oder Germaniens.
1) Das Land.
a) Name und Ausdehnung. Unter Germanien ver-
standen die Römer das Land vom Rhein bis zur Weichsel und den
Karpathen, und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee, so daß
es also im Osten (einen Theil von Polen) und im Norden (Jüt-
land, die dänischen Inseln und die vermeintliche Insel Scandia wer-
den von Ptolomäus zu Germanien gerechnet) bedeutend mehr, im S.
und W. dagegen viel weniger umfaßte, als das heutige Deutschland.
Das Land in dieser Ausdehnung nannten sie Großgermanien,
oder das transrhenanische, auch barbarische Germanien im Gegen-
sätze zu dem römischen Germanien, d. h. den von ihnen eroberten
und von germanischen Stämmen bewohnten Landschaften auf dem
linken Rheinufer.
d) Die Gebirge Deutschlands von den Quellen der Donau
bis zu den Karpathen werden ursprünglich unter dem allgemeinen
Namen des Hercynischen Waldes begriffen (welche Gebirge nach
neueren Benennungen umfaßt derselbe also?); später, als man mit
den einzelnen Gebirgen genauer bekannt geworden war, wurde jener
Name auf die Gebirge des östlichen Germaniens beschränkt, und die
einzelnen Theile erscheinen nun unter besonderen Namen. Die übri-
gen, nicht zum hercynischen Walde gerechneten Gebirge waren.- -der
Taunus (in dem Winkel zwischen Main und Rhein), der Teuto-
burger Wald (die schmale Wasserscheide zwischen Lippe und Ems
einerseits und der Weser andererseits). ... ...x. ,
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Ii. Abth. 8. Stuft. 1
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Germaniens Germanien Rhein Donau Ostsee Polen Scandia Deutschland Germanien Germanien Deutschlands Donau Germaniens Taunus Main_und_Rhein
Ludwig Xv.
79
sigen Kriege wirkte der gänzliche Verfall der Sittlichkeit und der
Religiosität, herbeigeführt durch die sog. Schule der Philosophen
(Voltaire, I. I. Rousseau, d'alembert, Diderot), welche alles Be-
stehende in Kirche und Staat mit den Waffen des Spottes und der
Sophistik bekämpften. Ihrer Hauptfeinde, der Jesuiten, entledigten
sie sich dadurch, daß sie bei dem Pariser Parlamente und dem Kö-
nige die Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich durch-
setzten (1764). — Corsica ward von Genua an Frankreich verkauft
(1768). — Die sinnlose Verschwendung des Hofes hatte die Schul-
denlast des Staates auf eine solche Höhe gebracht, daß trotz der
unerschwinglichen Auflagen ein Staatsbankerott nahe war, als der
elende König zur großen Freude der Nation starb, die seinen Enkel
und Nachfolger
Ludwig Xvi. 1774—1792 mit dem Beinamen Io désiré be-
grüßte. Allein dessen gutmüthige Redlichkeit konnte den Mangel an
Klugheit und Entschlossenheit nicht ersetzen; der häufige Wechsel der
Finauzminister, der Aufwand der Königin Marie Antoinette und die
Theilnahme am nordamerikanischen Freiheitskriege gegen England
(s. S. 81) vermehrten die Nationalschuld und veranlaßten ein un-
heilbares Deficit (140 Mill. Livres jährlich), welches in Verbindung
mit den von den Philosophen angeregten und durch den nordameri-
kanischen Krieg genährten revolutionären Grundsätzen den Ausbruch
der Revolution herbeiführte.
8- 27.
Großbritannien.
Auf Wilhelm Iii. folgte seine Schwägerin Anna (1702—1714).
Die Theilnahme am spanischen Erbfolgekriege und die Erwerbungen
im Utrechter Frieden s. §. 19. Anna's Bemühen, in Verbindung
mit den Tories (daher Marlborough gestürzt), ihrem Stiefbruder,
dem Prätendenten Jakob (Iii.), die Thronfolge zu verschaffen, war
vergebens; die mächtigem Whigs bestanden auf der protestantischen
Erbfolge und erhoben 1714
das Haus Hannover
mit Georg I. (1714—1727), Kurfürsten von Hannover und Ur-
enkel Jacobs I. von mütterlicher Seite, auf den Thron, welcher die
wiederholten Versuche des Prätendenten, nach England zurückzukeh-
ren, vereitelte. Unter seinem Sohne
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Diderot Corsica Ludwig_Xvi Ludwig Marie_Antoinette Wilhelm Anna Marlborough Jakob_( Jacobs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genua Frankreich England Haus_Hannover Hannover England
144
Handel und Gewerbfleiß.
einer neuen Welt Europa zufloffen, so fanden dort wieder die euro-
päischen Producte und Fabrikate einen stärkern und vortheilhaftern
Absatz. Die größte Ausdehnung erlangte Englands auswärtiger
Handel sowohl durch zahlreiche, in den verschiedenen Friedensschlüsten
seit dem Anfang des 18. Jahrh. ausbedungene Vortheile, als durch
die stete Erweiterung seiner auswärtigen Besitzungen, namentlich durch
die Erwerbung Ostindiens. Eben so überflügelte der Gewerbfleiß
der Engländer den der Nationen des Continents in Folge der groß-
artigsten Anwendung künstlicher, größtentheils durch Dampf getrie-
bener Maschinen. Die europäischen Märkte wurden mit englischen
Manufacturen überschwemmt, bis erst Napoleon's Continentalsperre,
später hohe Schutzzölle der Industrie des Continents einen neuen
Aufschwung gaben. — In neuester Zeit erhielt der Staatspapier-
und Actienhandel eine nie gekannte Bedeutung und artete zum Theil
in Schwindelei aus.
Die wichtigsteu Beförderungsmittel des Handels waren:
Eröffnung von Messen (zu Leipzig, Braunschweig, Frankfurt u. s. w.),
Errichtung von Affecuranzen, Banken und Börsen, die Erleichterung
der Communication durch Anlage von Landstraßen, Eisenbahnnetzen,
Canalsystemen, Einführung der Fluß- und See-Dampfschifffahrt,
Verbesserung und Ausdehnung des Postwesens, ferner Handels-
verträge, Actiengesellschaften, Vereinigung der meisten deutschen
Staaten zu einem allgemeinen Zollvereine und einem allgemeinen
deutschen Postvereine, Ausdehnung des Telegraphennetzes selbst durch
unterseeische Verbindungen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Englands Ostindiens Staatspapier- Schwindelei Leipzig Braunschweig Frankfurt
78
Friedrich's Ii. Staatsverwaltung.
4) Friedrich's Ii. Staatsverwaltung und Tod.
Ebenso groß wie vorhin im Kriege erscheint Friedrich im Frie-
den, den seine Staatsklugheit während 23 Jahre zu erhalten wußte.
Das wirksamste Mittel, um den schnell erworbenen Rang unter den
europäischen Staaten gegen die Eifersucht größerer Mächte behaup-
ten und seinem Reiche einen dauerhaften Frieden sichern zu können,
glaubte er in einer bedeutenden Vermehrung seiner Kriegsmacht und
einer deshalb uöthigen Erhöhung seiner Einkünfte zu finden. Daher
erstreckte sich seine nächste Sorge auf die Bildung eines tüchtig ge-
übten, gut disciplinirten, stets schlagfertigen Heeres und auf Füllung
des Schatzes durch Vermehrung und strengere Eintreibung der in-
directen Abgaben, so wie durch zahlreiche königliche Monopole. Da-
neben aber suchte er durch Abkürzung des Prozeßverfahrens und ein
neues Civilgesetzbuch seinen Unterthanen eine bessere Rechtspflege zu
verschaffen, wie auch durch Erweiterung und Vervollkommnung des
Landbaues, durch Beförderung jedes nützlichen Gewerbes, insbeson-
dere des Fabrikfleißes, den Wohlstand seiner erschöpften und veröde-
ten Länder auf jede Weise zu heben. Bei seinem Tode (17. August)
1786 hinterließ er seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. (1786
bis 1797) ein Reich, welches er um Schlesien, Ostfriesland (zufolge
einer Erbbelehnung) und Westpreußen vermehrt und in die Reihe
der größer» Mächte Europa's erhoben hatte.
8- 26.
Frankreich.
Auf Ludwig Xiv., der seinem durch lauge Kriege erschöpften
Lande eine Schuldenlast von etwa 3000 Millionen Livres hinterließ,
folgte sein dritter Urenkel
Ludwig Xv. (1715—1774), welcher Anfangs unter der Vor-
mundschaft des talentvollen aber sittenlosen Herzogs (Philipp) von
Orleans stand, später seinem Erzieher, dem Cardinal Fleury, die
Leitung der Geschäfte überließ, und nach dessen Tode im Umgänge
mit verworfenen Weibern (wie der Marquise von Pompadour, der
Gräfin Dubarry u. s. w.), die ihn ganz beherrschten, immer tiefer in
Trägheit und Wollust versank. Die Theilnahme am Kriege um Po-
len und Italien s. S. 66, am österreichischen Erbfolgekriege S. 70
und am 7jährigen Kriege S. 72 ff. Den unglücklichen 7jährigen
Seekrieg mit England s. S. 80. Verderblicher noch als die häu-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xv. Philipp)_von
Orleans Philipp Cardinal_Fleury
Extrahierte Ortsnamen: Frie- Ostfriesland Frankreich Italien England
N
88 Ursachen der französischen Revolution.
§. 33, b.
Ursachen und Veranlassungen der Revolution.
I. Hauptursachen: 1) die ungeheure Schuldenlast,
welche durch die äußerlich glänzende Regierung Ludwig's Xiv. ent-
standen, unter Ludwig Xv. durch die unglücklichen Kriege und die
grenzenlose Verschwendung auf eine furchtbare Höhe gestiegen und
unter Ludwig Xvi. durch den Aufwand der Königin und die Theil-
nahme am nordamerikanischen Freiheitskriege noch bedeutend vermehrt
worden war; 2) die ungleiche Verkeilung der öffentli-
chen Lasten, welche der Bürger und Landmann fast allein tragen
mußten, wogegen der Adel und die Geistlichkeit, obgleich im Besitze
der höchsten und einträglichsten Staatsämter und der größten Reich-
thümer und Vorrechte, nur gering besteuert waren; 3) das Bestreben
der sogenannten Philosophen oder Encyclopädisterst das Bestehende
in Staat und Kirche zu untergraben; .4) die willkührliche Re-
glern ng der Könige und Minister seit Ludwig Xiv.
Ii. Die nähere Veranlassung zum Ausbruche der Revo-
lution war die Unmöglichkeit, dem Staatsbankerott vor-
zubeugen. Nachdem die verschiedenartigsten Maßregeln der schnell
wechselnden Finanzminister Ludwig's Xvi. (Turgot, Necker, Calouue,
Brienne, Necker) nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatten, wurden
1789 auf Necker's Rath die (seit 175 I. nicht mehr berufenen)
allgemeinen Reichsstände zu Versailles versammelt, um über
die Deckung des Déficits (jährlich 140 Millionen) zu berathen.
Allein schon über die Prüfung der Vollmachten und die Art der
Abstimmung entzweiten sich die Abgeordneten des Adels und der
Geistlichkeit mit dem dritten Stande, welcher auf gemeinschaftlicher
Prüfung und auf Abstimmung nach Köpfen (und nicht nach Ständen)
bestand. Nach vielen fruchtlosen Unterhandlungen erklärte der dritte
Stand sich als Nationalversammlung (17. Juni), eine Maß-
regel, die als der wahre Anfangspunkt der Revolution zu betrachten
ist. Vergebens befahl der König dieser Versammlung sich aufzulösen;
vielmehr führte der Präsident Bailly sie, als er das gewöhnliche
Local mit Wachen besetzt fand, nach dem Ballhause und ließ die Ab-
geordneten schwören, nicht eher aus einander zu gehen, bis sie Frank-
reich eine neue Constitution gegeben hätten.
i
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xv. Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Necker Necker Bailly
90 Reformen. Flucht des Königs.
drographischen Grenzen mit der Unterabtheilung in Districte und
Cantone.
Das Recht des activen Staatsbürgers war sowohl an ein Alter als an einen
Census geknüpft und Anfangs nicht auf die Juden ausgedehnt. Die Urversamm-
lungen (von 600—900 Activbürgern) wählten Wahlmänner und diese die Reprä-
sentanten (im Ganzen 745) für die gesetzgebende Versammlung (auf 2 I.).
Um dem Geldmangel abzuhelfen, wurden alle geistlichen
Güter (3000 Millionen an Werth) zur Verfügung der Na-
tion gestellt (wogegen der Staat die Besoldung der Priester über-
nahm), und man setzte, um deren Verkauf zu beschleunigen, ein Pa-
piergeld, die Assignate, in erzwungenen Umlauf, welches durch
seine außerordentliche Vermehrung (bis auf 45,000 Millionen) zu-
letzt allen Werth verlor. Neue Decrete verfügten die Aufhebung
aller Mönchsorden (mit Ausnahme der dem Jugendunterrichte
und der Krankenpflege gewidmeten), eine Reform des Gerichts-
wesens durch Trennung der richterlichen Gewalt von der admini-
strativen, so wie durch Einführung der Geschwornengerichte für
Criminalfälle und der Friedensgerichte; bald folgte auch die Ab-
schaffung des Erbadels mit seinen Titeln, Wappen und Livreen
und die Civilconstitntion des Clerus. Zu allen diesen Neue-
rungen mußte der König, dem man fast alle Domainen und das
alleinige Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden, genommen
hatte, seine Zustimmung geben, und am Jahrestage der Zerstörung
der Bastille leistete er bei einem großen Nationalfeste auf dem Mars-
felde den Eid auf die neue Verfassung.
Unter den Mitgliedern der Nationalversammlung bildeten sich Clubs, welche
in vorbereitenden Versammlungen beriethen und beschlossen, wie sie in der National-
versammlung stimmen wollten. Der wichtigste derselben waren die nach ihrem Ver-
sammlungsorte (einem aufgehobenen Jacobinerkloster zu Paris) benannten Jaco-
biner (ursprünglich nur Deputirte aus der Bretagne), welche mit ähnlichen in den
Provinzen entstandenen patriotischen Clubs in Verbindung traten und zuletzt Alles,
was in der Nationalversammlung Vorkommen sollte, nicht nur vorbereiteten, sondern
auch vorher entschieden.
Bald traten die republikauischen Bestrebungen immer offener
hervor. Der König, welcher den jüngsten Beschlüssen der National-
versammlung über die Geistlichen nur mit Widerwillen die Bestäti-
gung ertheilt hatte, suchte sich seiner traurigen Lage durch die Flucht
nach einem Lager an der Grenze zu entziehen, um von dort aus die
Contrerevolntion zu beginnen, ward jedoch in Varennes (vom Post-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Der mittlere und untere Nillauf. §. 24.
63
Stellen ein, unterscheidet sich aber von den Riesenströmen Asiens
(und Amerika’s) dadurch, dass er kein oceanischer Strom ist,
sondern, wie die grössten europäischen, in ein Binnenmeer mündet,
und dass er in seinem mittlern und besonders im untern Laufe
zu beiden Seiten mit zur Cultur unfähigen, aber auch gegen feind-
liche Einfälle schützenden Wüsten umgehen ist. Durch den Zu-
fluss des Astaboras (Tacazze oder Atbara) erhält er fast sämmtliche,
jedoch nur zur Regenzeit reichhaltige, Gewässer Aethiopiens und
kann, so verstärkt, die brennenden Sandwüsten überwinden, ohne
einen andern Zustrom in dem (200 M.) langen weitern Laufe bis
zu seiner Mündung aufzunehmen — in dieser Beziehung keinem
andern grossen Wassersysteme der Erde vergleichbar.
In dem vom Nil und dem Astaboras gebildeten Mesopotamien,
welches die Alten sich als Insel dachten, lag der Staat von Meroe,
den man mit Unrecht als die Wiege der ägyptischen Cultur angesehen
hat, da diese sich nach den neuesten Untersuchungen (von Lepsius)
nicht nilabwärts, sondern stromaufwärts (von Memphis aus) verbreitete.
Auch ist gerade das untere Nubien das „tempelreiche“.
Bei dem Eintritte in Aegypten durchbricht der Nil unter
schäumenden Katarakten einen sein Bett von Osten nach Westen
durchziehenden Querriegel von Granit, und nun erst schiffbar,
durchströmt er in majestätischer Ruhe und vorherrschend nörd-
licher Richtung, als ein fruchtbringendes Gewässer, eine einzige
(durchschnittlich 1 —2^2 M. breite) Felsenspalte zwischen den
öden Plateaux der libyschen und der arabischen Wüste.
Ehemals ergoss er sich in 7 Armen (der westlichste bei Canopus,
der östlichste bei Pelusium) ins Mittelmeer.
Das westliche (schräg ins Thal sich senkende) Plateau schützt, wie
ein platter, öder Damm, das Nilthal vor dem Flugsande der libyschen
Wüste, das östliche (steil emporsteigende) füllt den ganzen Landstrich
bis zum rothen Meere und lieferte in alten Zeiten das verschiedenartigste
Material zu den ägyptischen Bauwerken: meist gelbrölhlichen Granit
für die Obelisken, Kolosse (Götter-, Königs- und Widder-Statuen) und
Monolithentempel, Sandstein in verschiedenen Farben für die Tempel
und Paläste, und Kalkstein für die Pyramiden. Das von diesen beiden
kahlen Wällen eingeschlossene Thal (gleichsam eine langgestreckte Oase
mitten in der Wüste) verdankt seine Fruchtbarkeit den jährlichen Ueber-
schwemmungen des Nils (daher Aegypten „ein Geschenk des Nils!“).
Der Nil schwillt nämlich, in Folge der tropischen Regen in seinem
obern (und zum Theil noch in seinem miltlern) Laufe, im Sommer
langsam an (Ende Juni bis Ende September), überschwemmt hei seinem
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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210
Topographie Italiens. §. 68.
ziemlich vollständig erhaltenen Amphitheater); b) in Gallia cispadana:
Placentia (j. Piacenza) am Einflüsse der Trehia in den Po, Parma,
Mutina (j. Modena), Bononia (j. Bologna), und am Meere nur Ra-
venna, früher in den Lagunen, wie Venedig. — Die fast wagerechte*
Po-Ebene war öfter der Kampfplatz zwischen den Römern und den die
Halbinsel von Norden her bedrohenden Feinden: den Galliern (s. §. 96:,
Karthagern (am Ticinus und an der Trebia) und Cimbern (bei Vercelli).
3) Das Land der Veneter, östlich von der Etsch, von den
* Central- und Ostalpen bis zum untern Po und dem adriatischen
Meere. Dessen Küste ist in Folge der Schuttablagerung der zahl-
reichen Küstenflüsse und durch die herrschende Meeresströmung
von Sandhügeln und Sanddünen umgehen, hinter welchen sich
theils Sumpflandschaften, theils Lagunen (seichte Meerestheile)
gebildet haben. Daher ist die Schifffahrt hier ebenso erschwert,
wie an der ligurischen Küste erleichtert.
Erst spät entstand in der Nähe des Meeres Aquileia, ein Stapel-
platz für den Handel nach den Donauländern und der Schlüssel Italiens
gegen Nordosten, bis Atlila die blühende Stadl zerstörte. Im Binnen-
lande lag Patavium (j. Padovan, der Geburtsort des Livius.
B. Mittelitalien oder Italia propria (vom Macra und
Buhicon bis zum Silarus und Frento) enthält drei Landschaften
auf der Westseite und drei auf der Ostseite.
li Etruria (zwischen dem Apenninus, der Tiber und dem
Meere) zu beiden Seiten des Arno. Hier zeigt sich schon der
vulkanische Charakter der Westseite Italiens sowohl in den
schwefelhaltigen Miasmen, die sich aus dem Boden entwickeln,
als in den ausgebrannten Kratern, die Seen bilden, wie der lacus
Trasimenus u. a.
Die Städte des mitllern und untern Arnogebieles, Faesulae (j.
Fiesob”), Florentia (j. Firenze), Pisae (j. Pisa), Lu ca (j. Lucca),
gelangten erst im Mittelalter zu ihrer Bedeutsamkeit. Die 12 etruskischen
Bundesstädte lagen theils in den heut zu Tage öden und menschenleeren
Vorketten des Apenninus, theils an der jetzt fast hafenlosen Meeresküste.
Die grösste und mächtigste derselben war Veii (an der Cremera), welche
als die nächste bei Rom mit diesem am häufigsten in Krieg verwickelt
wurde und daher am frühesten unlerging (395). Dagegen erscheinen
Arretium (j. Arezzo) am obern Arno, Populonium (an der Küste'1,
Perusia (j. • Perugia', hoch über der Tiber liegend, Clusium (j.
Chiusi), Taquinii, Caere noch in späterer Zeit als bedeutende Orte.
2) La^tium reichte Anfangs (als Latium vetus) nur von
der Tiber bis zum Vorgebirge Circeii, wurde aber nach dem
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Padovan Arno Arno Chiusi
310
Caesar’s Alleinherrschaft. §. 122.
praefectura morum) theils auf eine bestimmte, theils auf Lebens-
zeit. Wie er schon Pontifex maximus war, so ward er auch in
die übrigen höheren Priestercollegien aufgenommen. Ausserdem
wurde ihm durch Gesetze und Senatsbeschlüsse eine ganze Reihe
ausserordentlicher Befugnisse (Entscheidung über Krieg und Frie-
den, Verfügung über das Heer und die Staatskasse, Ernennung
der Statthalter in den Provinzen, Leitung der Wahlen u. s. w.)
beigelegt. Die der bisherigen Verfassung fremde Obergewalt
auf Lebenszeit bezeiclinete der Titel Imperator, der jetzt
aus einem Ehrentitel ein Amtstitel (als Praenomen) wurde und
sogar auf seine Nachkommen vererben sollte.
Daneben fehlte es nicht an fast vergötternden Ehrenbezeugungen:
er hielt an 4 verschiedenen Tagen eben so^ viele Triumphe über Gallien,
Aegypten, Pontus und Afrika, später einen fünften nicht über die be-
siegten Mitbürger, sondern über Spanien; man ordnete ihm nach döm
afrikanischen Kriege ein 40 tägiges Dankfest an, nach dem letzten spani-
schen ein 50 tägiges, nannte ihn Vater des Vaterlandes und nach ihm
den Monat Quinctilis, in welchem er geboren war, Iulius. Das äussere
Kennzeichen der Monarchie lag (nach der allgemeinen Ansicht des Aller-
thums) darin, dass er Münzen mit seinem Bilde prägen liess.
Während der kurzen Zeit seiner Alleinherrschaft entwarf Caesar
einen umfassenden Plan zur neuen Organisation seiner „Miltelmeermo-
narchie“, die nach seiner Absicht auch in Verfassung und Verwaltung,
in Religion und Rechtspflege, in der Zeitrechnung (seine Reform des
Kalenders, s. S. 4), in Münze, Maass und Gewicht eine Einheit dar-
stellen sollte.
Nachdem Caesar in Afrika die Südgrenze des Reiches längs
der Wüste und im Nordwesten die Rheinlinie gesichert hatte,
wollte er durch die Unterwerfung der Geten an der Donau Italien
auch imnor^psten schützen, eben so die Reichsgrenze im Süd-
ost eu^chrarn durch einen Krieg gegen die Parther, der zugleich
die Niederlage des Crassus rächen sollte. Schon hatten seine
Freunde mehrere vergebliche Versuche gemacht, ihm das Diadem
öffentlich zu überreichen, welches er, weil die Beistimmung des
Volkes nicht erfolgte, jedesmal ablehnte, als man in den (zu Sulla’s
Zeit verbrannten und zum Theil durch unächte ersetzten) $ibyl-
linischen Büchern den gewünschten Ausdruck entdeckte, mp’ unter
einem Könige könne Rom die Parther besiegen. Seine Anhänger
verlangten daher für ihn die Königswürde ausserhalb Italien.
Inzwischen hatte sich gegen das Leben des Dictators schon
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Caesar Maass
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Afrika Spanien Afrika Donau_Italien Süd-
ost Italien
234
Die Auswanderung der Plebs. §. 81.
ein förmlicher Bruch zwischen den Patriciern und der Plebs
erfolgte.
Zu der Ungleichheit der Stände (s. S. 231) kam noch der
Gegensatz zwischen Reichen (sowohl Patriciern als Plebejern) und
Armen. Der Reichthum einzelner, besonders patricischer Familien
entstand durch das System der indirecten Finanzverwaltung, indem
der Staat alle indirecten Einkünfte und alle complicirten Ausgaben
verpachtete, und zwar gewöhnlich an grosse Grundbesitzer, die
am ersten die erforderliche Sicherheit leisten konnten. Diesen
sich bereichernden Steuerpächtern und Lieferanten gegenüber
stand ein von ihnen gedrücktes Proletariat, welches immer, mehr
anwuchs durch die schweren, zum Theil unglücklichen Kriege und
die dadurch herbeigeführten unerschwinglichen, vorzugsweise den
Plebejern aufgebürdeten Lasten, ferner durch die Ausschliessung
der Plebs von der Benutzung des ager publicus, auf welchen die
Patricier als Inhaber des vollen Bürgerrechts ausschliesslich An-
spruch machten. Dazu kam neben einem hohen Zinsfuss ein
grausames Schuldrecht, welches die Patricier gegen ihre Schuldner
(nexi) rücksichtslos geltend machten, deren Gut, Person und
Kinder, wenn der Termin der Rückzahlung nicht eingehalten wurde,
ihnen anheimfielen. Die Schuldknechte wurden mit grosser Härte
behandelt und oft unter körperlichen Misshandlungen zur Zwangs-
arbeit angehalten, oder auch als Sclaven in die Fremde verkauft.
Daher folgte der 'politischen Revolution gegen das Königthum
bald eine sociale gegen die Adelsherrschaft. Als nämlich (495)
ein Krieg mit den Volskern drohte, verweigerte die Menge, an-
geblich aufgeregt durch einen alten, aus dem Schuldkerker
entsprungenen Soldaten, den Kriegsdienst, weshalb der beliebtere
der beiden Consuln, P. Servilius, die Schuldgesetze suspendirte.
Die ihrer Haft entlassenen Schuldknechte stellten sich bereitwillig
zum Heere, welches zunächst die Volsker zurückschlug, dann auch
die Sabiner und Aurunker besiegte, aber bei der Rückkehr wurden
sie von dem andern Consul, Appius Claudius, in ihre Kerker
zurückgesandt. Im folgenden Jahre (494) ward, als der Krieg mit
den Volskern sich erneuerte, durch die Ernennung des populären
M. Valerius (Bruder des P. Valerius Publicola) zum Dictator das
Aufgebot ohne Widerstand zu Stande gebracht und der Krieg
schneller beendet, als der Senat es wünschte. Da nun die vom
Dictator versprochene Befreiung der Schuldknechte vom Senate
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