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hin. Der Edelmann verwunderte sich sehr, noch mehr aber, als der
Mann auch am folgenden Tage und ferner die ganze Woche und
endlich die etlichen Jahre wieder kam, die der Edelmann noch lebte,
und einen Mittag wie den andern eine volle Schüssel brachte und die
leere dagegen holte.
Es ist nicht auszusprechen, welch herzliches Verlangen der Edel-
mann hatte, seinen unbekannten Wohltäter kennen zu lernen und ihm
zu danken, so daß er endlich zu dem Diener sprach: „Sagt Euerm
Herrn, daß mein Ende nahe ist. daß ich aber nicht ruhig sterben kann,
ich habe denn zuvor meinem Wohltäter die Hand gedrückt und mich
bedankt." Da nickte der alte Diener beifällig mit dem Kopfe, und noch
denselben Abend erschien der Erzherzog Albrecht an dem Bette des
Edelmanns, der die Hand seines Wohltäters mit Dankestränen benetzte
und etliche Stunden darauf fröhlich von hinnen schied.
Uns Menschenkindern aber ist der Wohltäter nicht unbekannt,
der uns so viele Jahre her aus seiner Küche eine Schüssel um die
andere zugeschickt, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben
und unsre Herzen erfüllet hat mit Speise und Freude. Und doch ist
es manch einem zu viel, zu einem Tischgebet seinen Kopfdeckel zu rücken.
Ahlfeld.
41. Der kleine Friedensbote.
Ein Gerber und ein Bäcker waren einmal Nachbarn, und die gelbe
und weiße Schürze vertrugen sich aufs beste. Wenn dem Gerber ein
Kind geboren wurde, hob es der Bäcker aus der Taufe, und wenn der
Bäcker in seinem großen Obstgarten an Stelle eines ausgedienten
Invaliden eines Rekruten bedurfte, ging der Gerber in seine schöne
Baumschule und hob den schönsten Mann aus, den er darin hatte,
eine Pflaume oder einen Apfel oder eine Birne oder eine Kirsche, je
nachdem er auf diesen oder auf jenen Posten, auf einen fetten oder
magern Platz gestellt werden sollte. — An Ostern, an Martini und
am heiligen Abend kam die Bäckerin, welche keine Kinder hatte, immer
mit einem großen Korb unter dem Arme zu den Nachbarsleuten hinüber
und teilte unter die kleinen Paten aus, was ihr der Hase oder das
Christkindlein selbst unter die schneeweiße Serviette gelegt hatten. Je
mehr sich die Kindlein über die reichen Spenden freuten, desto näher
rückten sich die Herzen der beiden Weiber, und man brauchte keine
Zigeunerin zu sein, um zu prophezeien, daß sie einander immer gut
bleiben würden.
Aber ihre Männer hatten ein jeglicher einen Hund, der Gerber
als Jagdliebhaber einen großen, braunen Feldmann und der Bäcker
3*
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Ahlfeld Martini Feldmann
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4. Der Lahme hängt mit seinen Krücken sich auf des Blinden
breiten Rücken. Vereint wirkt also dieses Paar, was einzeln keinem
möglich war. Gellert.
43. Eine Ohrfeige zur rechten Zeit.
In einer Handelsstadt Norddeutschlands lebte ein Kaufmann,
namens Müller, dem in letzter Zeit oft ein wohlgekleideter, junger
Mensch begegnete, der ihn sehr freundlich, ja fast zutraulich grüßte.
Herr Müller erwiderte den Gruß zwar gern; da er sich aber nicht
erinnerte, den jungen Menschen je zuvor gesehen zu haben, so glaubte
er, dieser verwechsele ihn mit jemand, dem er vielleicht ähnlich sei.
Eines Tages nun war Herr Müller zu einem Freunde eingeladen,
und als er zur bestimmten Zeit in dessen Hause eintraf, fand er den-
selben jungen Menschen mit dem Hausherrn im eifrigen Gespräche.
Der Wirt wollte nun seine beiden Freunde miteinander bekannt
machen, aber der jüngere sagte: „Das ist nicht nötig, wir kennen uns
schon viele Jahre." — „Ich glaube, Sie sind im Irrtume," erwiderte
Herr Müller; „ich habe allerdings seit einiger Zeit manchen
freundlichen Gruß von Ihnen bekommen, aber sonst sind Sie mir
völlig fremd." — „Und doch bleibt es dabei: ich kenne Sie lange und
habe mich sehr gefreut, Sie heute hier zu sehen und eine Gelegenheit
zu haben, Ihnen meinen herzlichen Dank auszudrücken." — „Wofür
wollen Sie mir danken?" fragte Herr Müller. — „Das ist allerdings
eine alte Geschichte," versetzte jener; „aber wenn Sie mir einige
Augenblicke zuhören wollen, so werden Sie sich vielleicht meiner doch
noch erinnern."
„Es sind jetzt 17 Jahr her — ich war damals ein Knabe von
9 Jahren, — als ich eines Tages aus meinem Schulwege darüber
nachdachte, wie angenehm es sein würde, wenn ich zu dem Brote, das
mir die Mutter zum Frühstücke mitgegeben, auch einen Apfel hätte;
meine Kameraden hatten oft so schone, große Äpfel, und ich bekam
nur selten Obst. Mit solchen Gedanken beschäftigt, kam ich auf den
Marktplatz, über den mein Weg führte. Da waren viele Körbe voll
der schönsten Äpfel, die mich so recht anlachten. Ich blieb unwillkürlich
stehen, um sie zu betrachten. Die Eigentümerin hatte ihrer Ware den
Rücken zugekehrt und sprach mit einer Nachbarin. Da kam mir der
Gedanke: sie wird es kaum bemerken, wenn du einen Apfel nimmst;
sie behält ja noch eine große Menge. Leise streckte ich meine Hand
aus und wollte eben ganz vorsichtig meine Beute in die Tasche stecken,
als ich plötzlich eine derbe Ohrfeige bekam, so daß ich vor Schrecken
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s
— 10 —
sah an der Wand, und ein Donner schmetterte überm Hause, als ob
dasselbe mit einem Streich in Millionen Splitter zerschlagen würde.
„Herr Gott, es hat eingeschlagen!" rief der erste, der reden konnte.
Alles stürzte zur Tür hinaus. In vollen Flammen stand das Haus;
aus dem Dache heraus brannten bereits die eingeführten Garben. Wie
stürzte alles durcheinander! Wie vom Blitz geschlagen war jede Be-
sonnenheit! Die alte Mutter allein behielt klare Besinnung; sie griff
nach ihren beiden Krücken, sonst nach nichts, suchte die Tür und einen
sicheren Platz und betete: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze
Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Dein und
nicht mein Wille geschehe, o Vater!"
Das Haus brannte ab bis auf den Boden, gerettet wurde nichts.
Auf der Brandstätte aber stand der Bauer und sprach: „Ich Habs
unter meinem Dach! Aber über deinem Dach ist des Herrn Dach, hat
die Mutter gesagt." Gonhetf.
13. Die Einladung.
Ein frommer Landmann in der Kirche saß;
den Text der Pfarrer aus Johannes las
am Ostermontag, wie der Heiland rief
vom Ufer: „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?"
5 Das drang dem Landmann in die Seele tief,
daß er in stiller Wehmut dagesessen.
Drauf betet er: „Mein liebster Jesu Christ!
So fragest du? O wenn du hungrig bist,
so sei am nächsten Sonntag doch mein Gast
10 und halt an meinem armen Tische Rast!
Ich bin ja wohl nur ein geringer Mann,
der nicht viel Gutes dir bereiten kann;
doch deine Huld, die dich zu Sündern trieb,
nimmt auch an meinem Tische wohl vorlieb."
15 Er wandelt heim und spricht sein herzlich Wort
an jedem Tag, die ganze Woche fort.
Am Samstagsmorgen läßts ihn nimmer ruhn.
„Frau," hebt er an, „nimm aus dein bestes Huhn,
bereit es kräftig, fege Flur und Haus,
20 stell in die Stub auch einen schönen Strauß;
denn wisse, daß du einen hohen Gast
auf morgen mittag zu bewirten hast.
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42
hoch gestiegen, denn die Finten hatten grossen Schaden getan.
Am 7. Mai kam ein armer Leinweber, ein ehrlicher Meister
aus dem Orte. Sein Gesicht sah vor Hunger und Grämen selber
aus wie graue Leinwand. Er zählte ihm, damit der reiche
Mann Geld sähe, für einen halben Scheffel 3 Taler 22 Groschen
auf den Tisch. Die 22 Groschen bestanden aus Dreiern, Sechsern
und Groschen, denn der Mann hatte alles zusammengesucht.
Aber der Bauer sprach: „Euer Auszählen hilft Euch nichts; der
Scheffel kostet 8 Taler, das ist mein Satz. Eher tue ich
meinen Boden nicht auf.“ Des Bauern Söhnchen, ein Bürschchen
von 10 Jahren, zupfte den Alten am Rock: „Vater, gebts
ihm doch!“ Aber der Vater prägte ihm mit einem Rippenstofse
andere Grundsätze ins Herz. Der Weher musste sein Geld zu-
sammenstreichen und heimwandern.
Den 8. Mai in der Abenddämmerung kam die Zeitung an.
Einen Blick hinein, und der Bauer fand, was er finden wollte:
Roggen 8 Taler. Da zitterten ihm die Glieder vor Freude.
Er nahm ein Licht, ging auf den Boden und wollte über-
sehen , wie viel er wohl verkaufen könne, und überschlagen,
wie gross seine Einnahme wäre. Indem er so durch die
Haufen und gefüllten Säcke hinschreitet, strauchelt er an
einem umgefallenen, fällt selber, das Licht fliegt ihm aus
der Hand und in einen Haufen Stroh, der daneben liegt.
Ehe er sich aber aufraffen kann, steht das Stroh in hellen
Flammen; ehe an Hilfe zu denken ist, hat das Feuer Dach-
stuhl und Dielen ergriffen. Um Mitternacht an demselben
Tage, wo der Scheffel Roggen 8 Taler galt, wo der Bauer
auf seinen Satz gekommen war und seinen Boden geöffnet
hatte, stand er am Schutthaufen seines ganzen Gutes als ein
armer Mann. Ahlfeld.
46. Der Lotse.
„Siehst du die Brigg dort auf den Wellen?
Sie steuert falsch, sie treibt herein
und muß am Vorgebirg zerschellen,
lenkt sie nicht augenblicklich ein.
Ich muß hinaus, daß ich sie leite!" -
„Gehst du ins offne Wasser vor,
so legt dein Boot sich auf die Seite
und richtet nimmer sich empor." —
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14
»Das nicht; aber — holla, Jack! was ist denn das?" rief plötzlich
der Geistliche; „wir fahren eben durch die Klippen, und Ihr schaut
Euch nicht einmal um danach? Tut Eure Schuldigkeit!" — „Ei,"
sagte der Matrose gleichgültig, „das' ist Sache des Steuermannes." —
„Tut Eure Schuldigkeit, Jack! sage ich noch einmal, und dämmert
nicht so vor Euch hin; seht Ihr denn die Klippen nicht? Wir gehen
zugrunde, wenn Jhrs so leichtsinnig mit Eurer Arbeit nehmt." —
„Schuldigkeit tun — leichtsinnig nehmen?" erwiderte der Matrose,
„Herr, wie kommt Ihr mir vor? Arbeite ich nicht ans Leibeskräften?
Soll ich vielleicht steuern helfen?''— „Freilich, freilich," sagte der
Geistliche, „damit es glücklich vorwärts geht." — „Ach das wäre ja
eine unnütze Geschichte, Herr. Jeder tut eben das Seine; dann wird
schon alles recht werden. Der Steuermann steuert, und ich führe das
Ruder: so ists Schiffsbrauch!"
„Nun, nehmts nur nicht übel, Jack!" erwiderte lächelnd der
Geistliche; „im Reiche Gottes ists eben auch so Brauch. Das Arbeiten
ist Eure Sache; das tut aus Leibeskräften und seht dabei nicht rechts
und links! Die Sorge aber, daß Ihr bei Eurer Arbeit zugrunde
gehen und nicht vorwärts kommen möchtet, die erspart Euch und laßt
sie dem, der am Steuer sitzt und von dem geschrieben steht: Alle
eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch."
Caspar!.
18. Der Hufnagel.
Wer im kleinen nicht Sorge trägt, muß im großen
Schaden leiden. Das erfuhr einst ein Kaufherr, der um eines schlechten
Nagels willen ein schönes Roß verlor. Er ritt vom Markte nach
seiner Heimat zurück, wohlbepackt mit Geld und Geldsorgen. In einem
Städtchen hielt er Mittag, und der Knecht, als er ihm sein Pferd vor-
führte, sagte: „Herr, es fehlt dem Rosse ein Nagel am Hufeisen des
linken Hinterfußes." — „Ei was!" sagte der Kaufherr, „Nagel hin,
Nagel her! Die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das
Eisen wohl noch halten. Ich habe Eile." Und damit ritt er fort.
Nach etlichen Stunden, als er wieder einkehrte und dem Rosse
Brot geben ließ, kam der Knecht in die Stube und sagte: „Herr, es
fehlt Eurem Pferde ein Hufeisen am linken Hinterfuße; soll ichs wohl
zum Schmiede führen?" — „Hm!" sagte der Kaufherr, „Hufeisen
hin, Hufeisen her! Die paar Stunden, die ich noch 31t machen habe,
wird das Pferd wohl noch aushalten. Ich habe Eile." Und er ritt
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44
nicht viel Fracht. Der Kollheim wünschte ihm alles, was ihm heil-
bringend sein kann; aber der Arme fands in Lauterberg nicht; —
denn er erkrankte und starb, und die Lauterberger schickten die hungern-
den Kinder dahin, wo sie hergekommen waren. Die Bauern im Dorfe
dachten: Was mich nicht brennt, das blase ich nicht! und ließen die hungern-
den Waisen laufen. Dachte auch der blutarme Kollheim so? Nein, liebe
Kinder, der nahm die sieben Waisen seines Freundes in seine kleine Hütte
zu seinen drei Kindern, sah mit einer heißen Träne gen Himmel und
seufzte: „Herr, der du mit wenigen Broten Tausende gespeist hast, hilf
und verlaß mich nicht!"
Wenn die Not au: größten, ist Gott am nächsten! Was Kollheim
getan, wurde der preußischen Regierung in Erfurt bekannt, und diese
sandte ihm 40 Taler zur ersten Hilfe; auch sandte ihm ein frommer
Mann heimlich 10 Taler. Und als es der fromme Preußenkönig
Friedrich Wilhelm Iii. hörte, so sandte dieser dem guten Kollheim ein
kleines Kapital, daß er sich ein Feldgütchen kaufen konnte. Eins der
Volkmannschen Kinder aber kam ins Waisenhaus nach Halle, welches
der fromme Francke gestiftet hat, der auch nicht sagte: „Was mich nicht
brennt, das blase ich nicht!" v. Horn.
48. Der Postillon.
1. Lieblich war die Maiennacht, 5. Rauher war mein Postillon,
Silberwölklein flogen, ließ die Geißel knallen,
ob der holden Frühlingspracht über Berg und Tal davon
freudig hingezogen. frisch sein Horn erschallen.
2. Schlummernd lagen Wies und
Hain,
jeder Pfad verlassen;
niemand als der Mondenschein
wachte auf der Straßen.
3. Leise nur das Lüftchen sprach,
und es zog gelinder
durch das stille Schlafgemach
all der Frühlingskinder.
4. Heimlich nur das Bächlein
schlich,
denn der Blüten Träume
dufteten gar wonniglich
durch die füllen Räume.
6. Und von flinken Rossen vier
scholl der Hufe Schlagen,
die durchs blühende Revier
trabten mit Behagen.
7. Wald und Flur im schnellen
Zug
kaum gegrüßt — gemieden;
und vorbei wie Traumesflug
schwand der Dörfer Frieden. —
8. Mitten in dem Maieuglück
lag ein Kirchhof innen,
der den raschen Wanderblick
hielt zu ernstem Sinnen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Francke
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lieber Freund, der Schneider; der verließ ihn nicht in seiner Not. Er
war Tag und Nacht um den Kranken und pflegte und erquickte ihn.
Er wußte die wohlhabenden Bäuerinnen so mitleiderweckend anzugehen,
daß er bald da, bald dort eine Schüssel kräftiger Suppe herausbrachte,
und wo die bittenden Blicke und sein erlerntes Polnisch nicht zureichten,
da legte er ein Stück seiner Habschaft dafür hin, ein Stück nach dem
andern. Dafür hatte er aber auch die herzliche Freude, seinen Kameraden
nach einiger Zeit wiederhergestellt zu sehen. Dieser wußte ihm für die
erwiesene Liebe und Treue nicht genug zu danken und weinte oft aus
Liebe und Dankbarkeit und aus Bekümmernis, daß er ihm seine Sachen
nicht wieder ersetzen könne. Der Schneider aber tröstete ihn dann und
sprach: „Was ich dir getan habe, das habe ich dem Herrn Jesus
getan, der ist reich genug, alles wieder zu bezahlen; aber es verlohnt
sich nicht der Mühe."
Die guten Freunde zogen nun in Warschau, der Hauptstadt Polens,
ein; da bekam der Schmied Arbeit, der Schneider hingegen nicht.
Darum mußten sie sich trennen. Es tat beiden im Herzen wehe, wie
sie einander zum letzten Male die Hände drückten. — Dem Schneider
ging es von da an übel; er wanderte beinahe zehn Jahr kreuz und
quer durch die verschiedensten Länder und hatte zuletzt keinen Strumpf
mehr an den Füßen und keine Sohle mehr an den Schuhen. Am
Ende geriet er gar noch unter die Werber, die ihn als Rekruten nach
Wien lieferten. Sie ließen ihn jedoch bald wieder laufen, da sie
merkten, daß er den Feinden nichts weniger als gefährlich werden
dürfte; denn er war sehr schwächlich und fast immer krank. Halb-
nackend kam er nunmehr nach Sachsen hinein, und weil er in seinem
armseligen Anzuge nirgends Arbeit fand, mußte er endlich betteln.
Da traf es sich, daß er eines Abends in einem Dorfe bei einem
Schmiede um einen Zehrpfennig ansprach. Dem Meister, welcher mit
vier Gesellen arbeitete, fuhr die Stimme durch alle Glieder. Er sprang
an die Tür, hielt dem Bettler das Licht ins Gesicht und — „Je,
Bruder, bist düs, oder bist düs nicht?" — rief er und erkannte
in ihm mit unbeschreiblichem Vergnügen seinen alten Freund. Da
flössen nun süßere Tränen als vor Warschau, dort im Polenlande.
Der Schmied, welcher in diesem Dorfe eine reiche Witwe geheiratet
hatte, brachte den matten Pilgrim in die Stube, legte ihm feine
Sonntagskleider an, setzte ihn in den Lehnstuhl am warmen Ofen, rief
alle seine Leute zusammen und sagte ihnen, das sei er, das sei der
liebe Bruder Schneider, von dem er ihnen soviel erzählt und dem er
es nächst Gott zu danken habe, daß er nicht schon lange in einem
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polnischen Kirchhofe liege. Die Meisterin, welche dem unbekannten
Wohltäter ihres geliebten Ehegatten schon oft Gottes Segen auf allen
seinen Wegen gewünscht hatte, war zur Küche hineingesprungen, hatte
eiligst ihre Hand auf beiden Seiten abgetrocknet und sie unter den
freundlichsten Grüßen dem werten Gaste hingestreckt. Sie eilte aber
bald wieder hinaus, um zwei fette Gänse abzuschlachten und ein fest-
liches Mahl zu bereiten, wozu sie ihre ganze Freundschaft laden ließ.
Der Schmied aber rief einmal über das andere: „Das soll mir ein
Freudentag sein!" und herzte und küßte den treuen Kameraden, der
noch immer ganz verstummt drein sah und die Sprache nicht recht
finden konnte.
Die Gänse wurden fertig, und der hungrige Schneider erinnerte
sich nicht, in vielen Jahren so prächtig gespeist zu haben. Dabei er-
zählte ihm der Schmied seine seitherigen Schicksale, was dem Schneider
wie die schönste Tafelmusik klang; und nachdem dieser sich satt gegessen
hatte, mußte auch er erzählen, wie es ihm ergangen sei. Alle An-
wesenden wurden gerührt und gewannen den Fremdling bei seiner
offenherzigen Erzählung so lieb, daß sie verlangten, er sollte bei ihnen
feinen Wanderstab niederlegen. Wer sehnte sich mehr nach einem
Plätzchen der Ruhe als unser lieber Schneider! Es fror ihn noch,
wenn er an die Schneegestöber dachte, die er in manchem Winter hatte
durchfechten müssen. Mit Freuden ging er daher auf den Vorschlag
ein, wurde der Mann eines tugendsamen Weibes und erfreute sich
des göttlichen Segens in so reichem Maße, daß er ohne allen Mangel
leben konnte.
So hatten es beide, der Schmied am Schneider und der Schneider
am Schmiede erfahren, was Sirach im 6. Kapitel spricht: „Ein treuer
Freund ist ein Trost des Lebens; wer Gott fürchtet, der kriegt solchen
Freund." Redenbacher.
50. Dienerlreue.
Ein reicher Herr in Polen fuhr zur Winterzeit in einem Schlitten
nach dem Städlein Ostrowo, nur von seinem Knechte Jakob begleitet,
der dem Schlitten vorreiten mußte. Ehe sie die Stadt erreichten,
mußten sie durch einen langen, einsamen Wald, und es war bereits
Abend. Der Knecht schlug daher dem Herrn vor, in einer Herberge,
die am Eingänge des Waldes lag, zu übernachten; denn im Walde
seien viele Wölfe, und die Untiere seien jetzt gar grimmig, weil der
Winter so hart sei. Der Herr war aber einer von den Wunderlichen,
von denen, die einen guten Rat, wenn er von einem Knechte kommt,
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Extrahierte Personennamen: Schneider Schneider Städlein_Ostrowo Jakob
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großen Dorfes, das er wenige Stunden zuvor auch nicht einmal dem
Namen nach gekannt hatte. Sage mir nun noch einer: Wer ungebeten
zur Arbeit geht, geht ungedankt davon!
Zu seiner Besoldung gehörte unter anderem ein Grundstück, das
er alljährlich mit Kartoffeln oder andern Früchten bestellte. Da er den
Acker zum erstenmal in Augenschein nahm, bemerkte er ans dem Fahr-
wege verschiedene Löcher, in welche die Wagen bald rechts, bald links
schlugen. — „Warum füllt ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus?"
fragte Meister Hämmerlein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. —
„Je," sagten diese, „man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu
kommen." — Was tat aber Meister Hämmerlein? — So oft er auf
seinen Acker ging, las er von ferne schon Steine zusammen und schleppte
deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten,
daß er, der selbst kein Gespann hielt, für andere den Weg besserte;
aber ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlein fort, jedesmal
wenigstens ein paar Steine auf dem Hin- und Herwege in die Löcher
zu werfen, und — in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht
ihrs," sagte er nun, „hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr,
auf dem Wege die Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen
und in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in
einem Vierteljährchen eben geworden."
Einmal ging Meister Hümmerlein mit zahlreicher Gesellschaft auf
einen Jahrmarkt nach der nahen Stadt. Der Fußpfad zog sich unter andern:
über eine lange Wiese hin, und der Eigentümer hatte ihn ein paar
Tage zuvor dick mit Kies überfahren, um durch einen trockenen Fußweg
die Leute von seiner Wiese abzuhalten. Da aber der neue Pfad noch
ungebahnt war, so schritten alle Marktbesucher zur Rechten und Linken fort.
„Meister Hämmerlein aber stieg gewiß mitten durch?"
Getroffen! Zum Danke lachten ihn die andern noch aus; wer
sich aber darum gar nicht zu kümmern schien, war Meister Hämmerlein.
Am Ende des Weges fragte er bloß: „Würdet ihr wohl auch über
mich gelacht haben, wenn die Wiese euer wäre?"
Die Lacher schämten sich, und auf dem Rückwege machten es alle
wie Meister Hämmerlein. Schlez.
22. Gebrauch der Glieder.
Loll dein Tun Gott wohl gefallen, so gebeut den Gliedern allen:
deinem Auge, daß es spähe Gutes fern und in der Nähe;
deinem Ohre, daß es höre weisen Rat und fromme Lehre;
deiner Zunge, daß sie bringe Dank dem Schöpfer aller Dinge;
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53
Da sprach der Wirt mit sichtbarer Unruhe: „Warum wollen Sie gerade
das geringste wählen, das mir noch dazu wegen einer anderen Ursache
wert ist? Nehmen Sie doch lieber dieses hier oder jenes dort!" Der
Offizier gab aber darauf kein Gehör, schien auch nicht zu merken, daß
sein Hauswirt immer mehr und mehr in Angst geriet, sondern nahm geradezu
das Gemälde herunter. Jetzt erschien an der Mauer, wo dasselbe gewesen
war, ein großer feuchter Fleck. „Was soll das sein?" sprach der
Offizier wie erzürnt zu seinem todblassen Wirte, tat einen Stoß, und
auf einmal fielen ein paar frisch gemauerte und übertünchte Backsteine
zusammen, hinter welchen alles Gold und Silber des Edelmannes ein-
gemauert war.
Der gute Mann hielt nun sein Eigentum für verloren, wenigstens
erwartete er, daß der feindliche Kriegsmann eine böse Teilung vor-
nehmen werde, ergab sich geduldig darein und verlangte nur von ihm
zu erfahren, woher er habe wissen können, daß hinter diesem Gemälde
sein Geld in der Mauer verborgen war. Der Offizier erwiderte: „Ich
werde den Entdecker sogleich holen lassen, dem ich ohnehin eine Be-
lohnung schuldig bin;" und in kurzer Zeit brachte sein Bedienter —
sollte mans glauben — den Maurermeister selber, den nämlichen, der
die Vertiefung in der Mauer zugemauert und die Bezahlung dafür
erhalten hatte.
Das ist nun einer von den größten Spitzbubenstreichen; denn ein
Handwerksmann ist seinen Kunden die größte Treue und in Geheim-
nissen, wenn es nichts Unrechtes ist, so viel Verschwiegenheit schuldig,
als wenn er einen Eid darauf geschworen hätte. Aber der Schelm
bekam seinen Lohn. Denn der brave Offizier ließ ihn hinaus vor die
Türe führen und ihm von frischer Hand hundert Prügel bar aus-
zahlen ; dem Edelmanne aber gab er unbetastet sein Eigentum zurück. —
Das wollen wir beides gutheißen und wünschen, daß jedem, der Ein-
quartierung haben muß, ein so rechtschaffener Gast und jedem Verräter
eine solche Belohnung zu teil werden möge. Hebel.
56. Wer andern eine Grube gräbt, fällt oft felbft hinein.
Zwei Gesellen, ein getreuer und ein ungetreuer, hatten zusammen
Korn gekauft, und da sie es nicht gleich nach Hause schaffen konnten,
so schütteten sie es einstweilen zu zwei Haufen in einem Speicher auf.
Jener aber, der ein Schalk war, gedachte den andern des Nachts um
dessen Teil zu betrügen; deshalb machte er sich an einen dritten, der
ihm an Ehrlichkeit gleichstand, und versprach ihm die Hälfte des ge-
stohlenen Kornes, wenn er ihm beim Wegnehinen wolle behilflich sein.
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