3
aus einem einzigen Stein gehauen. Viele Inschriften und Figuren sind auf den Obelisken eingegraben. Dann kommen lange Alleen von steinernen Thierbildern, durch diese gelangt man in einen großen Säulenhof, hinter welchem der Tempel liegt. Die Decke des Tempels wird von 134 Säulen getragen, von denen manche 30 Fuß im Umfange haben. So ließ Sesostris von den Sklaven Tempel und Paläste bauen; vor seinem schönsten Palaste stand seine eigene Bildsäule, 60 Fuß hoch, und die seiner Frau, eben so hoch; vier steinerne Gestalten, jede40 Fuß hoch, stellten seine vier Söhne vor. Auf den Wänden der Gebäude waren seine Kriege und Triumphzuge abgemalt und alle bezwungenen Völker mit ihren Trachten und Waffen abgebildet.
Nachdem Sesostris länger als ein Menschenalter regiert hatte, ward er blind und brachte sich selber urn's Leben. Alle von ihm unterworfenen Völker machten sich aber wieder von der ägyptischen Herrschaft frei. Von jenen Bildern sind aber noch manche übrig geblieben, doch muß man mit Fackeln in die düstern Tempelgänge einbringen, wenn man sie besehen will. Denn die Aegppter bauten ihre Tempel und Paläste sehr düster, manche sogar in Felsengrotten und unterirdischen Räumen.
3. Cheops und Chephrcn.
Unter dem König Cheops mußte das ganze Volk arbeiten, um für ihn die große Pyramide zu bauen, in der er sich begraben lassen wollte. Da mußten zuerst in dem arabischen Gebirge die Steinblöcke gebrochen werden, die wurden dann bis an den Nil geschleift und auf Schiffen herüber gebracht. Auf dem Wege nach dem Hauptplatze mußte mitten durch einen Berg ein Gang gebrochen werden, der war eine Viertelstunde lang und man mußte zehn Jahre lang daran arbeiten. Bei dem Pyramidenbau waren immer hunderttausend Aegypter zu gleicher Zeit beschäftigt, und alle drei Monate kamen andere Hunderttausend an die Reihe, und zwanzig Jahre dauerte es, bis eine Pyramide fertig war. Sie wurde aber auch so hoch erbaut, wie ein mäßiger Berg, viel höher als der Straßburger Münster. Im Innern machte man Gänge in ein Grabgewölbe , in das der Sarg zu stehen kam. Die innere Steinmasse bestand aus Kalksteinen, die äußeren Steinplatten waren von Granit und Marmor; diese sind jetzt aber nicht mehr vorhanden. Doch der Riesenbau selber hat den Jahrhunderten getrotzt und steht noch unerschüttert da.
Fünfzig Jahre lang soll Cheops regiert haben, und nach ihm sein Bruder Chephren eben so lange Zeit. Auch dieser zwang die Aegypter, eine große Pyramide zu bauen. Diese und die des Cheops und noch eine dritte lind die größten; es giebt aber noch eine Menge kleinerer. Alle sind noch wohl erhalten und stehen in Mittelägypten. Man zählt im Ganzen vierzig und theilt sie in fünf Gruppen. In der Form sind alle gleich; von einer breiten Grundlage ausgehend laufen sie nach oben spitz zu uitf; endigen sich in eine platte Decke. Eine Seite schaut genau nach Ost, di«? . entgegengesetzte nach West, die dritte noch Nord, die vierte nach Süd.
i *
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Dritter Abschnitt.
Die Völkerwanderung.
1. Attila (451 n. Chr.).
1.
Die Hunnen gaben den Anstoß zur großen Völkerwanderung, die mit Zertrümmerung des römischen Weltreichs endigte. Sie wohnten ursprünglich im Norden und Nordwesten von China, in der heutigen Mongolei und Kalmuckei, und hausten im 4. Jahrhundert in den Steppen am Kaspischen Meere. Ihre unfruchtbaren Hochebenen erstreckten sich mehrere hundert Meilen in die Breite und in die Länge vom Jrtisch bis an den Amur und von den Tibetanischen Gebirgen bis zum Altai. Den gesitteten Völkern erschienen sie wie wilde reißende Thiere; ihr Anblick war furchtbar. Sie hatten einen kleinen, aber starkknochigen Körper, ihr fleischiger Hals schien zwischen den Schultern vergraben, der Kopf war dick und rund, die Stirn kurz, die Nase gequetscht, das Gesicht breit und platt, der Bart dünn; ihre Augen waren klein und scharf, die schwarzen Augenbrauen schräg stehend und sehr dünn, die Ohren abstehend, der Mund breit. Als ein echtes Steppenvolk haßten die Hunnen den Ackerbau und feste Wohnsitze; Jagd und Krieg war ihr Leben, Viehzucht ihre Beschäftigung. Sie nährten sich von den Wurzeln ihrer Steppen und von dem halbrohen Fleisch ihrer Thiere. Ihr Getränk war die Milch ihrer Heerden, aus deren Molken sie einen berauschenden Trank zu bereiten wußten. Der unzertrennliche Gefährte des Hunnen war sein Pferd. Auf seinem kleinen und häßlichen, aber schnellen und unermüdlichen Pferde aß, trank und schlief er, zu Pferde focht er seine Kriege aus und durchschwärmte er seine Wüsteneien, während seine Familie auf Wagen, die von Ochsen gezogen wurden, gefolgt von den Heerden, langsam hinter ihm drein zog. Die ganze Nomadenhorde gehorchte 24 Oberhäuptern, welche aber, wenn es große Unternehmungen galt, einen gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber wählten. Ihre Art zu fechten war wild und regellos. Mit gräßlichem Geschrei überfielen sie den Feind, stoben aber sogleich wieder auseinander,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Attila_(
Extrahierte Ortsnamen: China Mongolei Kalmuckei Kaspischen_Meere
Dritter Abschnitt
Die Völkerwanderung.
1. Attila (451 n. Chr.).
1.
^)ie Hunnen gaben den Anstoß zur großen Völkerwanderung, die mit
Zertrümmerung des römischen Weltreiches endigte. Sie wohnten ursprüng-
lich im Norden und Nordwesten von China, in der heutigen Mongolei und
Kalmücke!, und hausten im 4. Jahrhundert in den Steppen am Kaspischen
Meere. Ihre unfruchtbaren Hochebenen erstreckten sich mehrere hundert
Meilen in die Breite und in die Länge vom Jrtisch bis an den Amur
und von den Tibetanischen Gebirgen bis zum Altai. Den gesitteten Völ-
kern erschienen sie wie wilde reißende Thiere; ihr Anblick war furchtbar.
Sie hatten einen kleinen, aber starkknochigen Körper, ihr fleischiger Hals
schien zwischen den Schultern vergraben, der Kopf war dick und rund,
die Stirn kurz, die Nase gequetscht, das Gesicht breit und platt, der Bart
dünn; ihre Augen waren klein und scharf, die schwarzen Augenbrauen
schräg stehend und sehr dünn, die Ohren abstehend, der Mund breit. Als
ein echtes Steppenvolk haßten die Hunnen den Ackerbau und feste Wohn-
sitze; Jagd und Krieg war ihr Leben, Viehzucht ihre Beschäftigung. Sie
nährten sich von den Wurzeln ihrer Steppen und von dem halbrohen
Fleisch ihrer Thiere. Ihr Getränk war die Milch ihrer Heerden, aus
deren Molken sie einen berauschenden Trank zu bereiten wußten. Der
unzertrennliche Gefährde des Hunnen war sein Pferd. Auf seinem kleinen
und häßlichen, aber schnellen und unermüdlichen Pferde aß, trank und
schlief er, zu Pferde focht er seine Kriege aus und durchschwärmte er seine
Wüsteneien, während seine Familie auf Wagen, die von Ochsen gezogen
wurden, gefolgt von den Heerden, langsam hinter ihm drein zog. Die
ganze Nomadenhorde gehorchte 24 Oberhäuptern, welche aber, wenn es
große Unternehmungen galt, einen gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber
wählten. Ihre Art zu fechten war wild und regellos. Mit gräßlichem
Geschrei überfielen sie den Feind, stoben aber sogleich wieder auseinander,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Attila_(
Extrahierte Ortsnamen: China Mongolei Kaspischen
Meere
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aus einem einzigen Stein gehauen. Viele Jnscbrifteu und Figuren sind
auf den Obelisken eingegraben. Dann kommen lange Alleen von steiner-
nen Thierbildern, durch diese gelangt man in einen großen Säulenhof,
hinter welchem der Tempel liegt. Die Decke des Tempels wird von
134 Säulen getragen, von denen manche 30 Fuß im Umfange haben. So
ließ Sefostris von den Sklaven Tempel und Paläste bauen; vor seinem
schönsten Palaste stand seine eigene Bildsäule, 60 Fuß hoch, und die seiner
Frau, eben so hoch; vier steinerne Gestalten, jede 40 Fuß hoch, stellten
seine vier Söhne vor. Auf den Wänden der Gebäude waren seine Kriege
und Triumphzüge abgemalt und alle bezwungenen Völker mit ihren Trach-
ten und Waffen abgebildet.
Nachdem Sesostris länger als ein Menschenalter regiert hatte, ward
er blind und brachte sich selber nm's Leben. Alle von ihm unterworfenen
Völker machten sich aber wieder von der ägyptischen Herrschaft frei. Von
jenen Bildern sind aber noch manche übrig geblieben, doch muß man mit
Fackeln in die düstern Tempelgänge eindringen, wenn man sie besehen
will. Denn die Aegypter bauten ihre Tempel und Paläste sehr düster,
manche sogar in Felsengrotten und unterirdischen Räumen.
3. Cheops und Chephren.
Unter dem König Cheops mußte das ganze Volk arbeiten, nrn für
ihn die große Pyramide zu bauen, in der er sich begraben lassen wollte.
Da mußten zuerst in dem arabischen Gebirge die Steinblöcke gebrochen
werden, die wurden dann bis an den Nil geschleift und ans Schiffen her-
über gebracht. Aus dem Wege nach dem Hauptplatze mußte mitten durch
einen Berg ein Gang gebrochen werden, der war eine Viertelstunde lang,
und man mußte zehn Jahre lang daran arbeiten. Bei dem Pyramiden-
ban waren immer hunderttausend Aegypter zu gleicher Zeit beschäftigt, und
alle drei Monate kamen andere Hunderttausend an die Reihe, und zwanzig
Jahre dauerte es, bis die eine Pyramide fertig war. Sie wurde aber
auch so hoch erbaut, wie ein mäßiger Berg, viel höher als der Straß-
burger Münster. Im Innern machte man Gänge in ein Grabgewölbe,
in das der Sarg zu stehen kam. Die innere Steinmasse bestand aus
Kalksteinen, die äußeren Steinplatten waren von Granit und Marmor;
diese sind jetzt aber nicht mehr vorhanden. Doch der Riesenbau selber hat
den Jahrhunderten getrotzt und steht noch unerschüttert da.
Fünfzig Jahre lang soll Cheops regiert haben, und nach ihm sein
Bruder Chephren eben so lange Zeit. Auch dieser zwang die Aegypter,
eine große Pyramide zu bauen. Diese und die des Cheops und noch eine
dritte sind die größten; es gibt aber noch eine Menge kleinerer. Alle sind
noch wohl erhalten und stehen in Mittelägypten. Man zählt im Ganzen
vierzig und theilt sie in fünf Gruppen. In der Form sind alle gleich;
von einer breiten Grundlage ausgehend laufen sie nach oben spitz zu und
endigen sich in eine platte Decke. Eine Seite»schaut genau nach Ost, die
entgegengesetzte nach West, die dritte nach Nord, die vierte nach Süd.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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blind und brachte sich selber ums Leben. Alle von ihm unterworfenen Völker
machten sich aber wieder von der ägyptischen Herrschaft frei. Von jenen Bil-
dern sind aber noch manche übrig geblieben, doch muß man mit Fackeln in die
düstern Tempelgänge eindringen, wenn man sie besehen will. Denn die Aegyp-
ter bauten ihre Tempel und Paläste sehr düster, manche sogar in Felsengrotten
und unterirdischen Räumen.
3. Cheops und Chephren.
Unter dem König Cheops mußte das ganze Volk arbeiten, um für ihn die
große Pyramide zu bauen, in der er sich begraben lassen wollte. Da mußten
zuerst in dem arabischen Gebirge die Steinblöcke gebrochen werden, die wur-
den dann bis an den Nil geschleift und auf Schiffen herüber gebracht. Aufdem
Wege nach dem Hauptplatze mußte mitten durch einen Berg ein Gang gebro-
chen werden, der war eine Viertelstunde lang, und man mußte zehn Jahre lang
daran arbeiten. Bei dem Pyramidenbau waren immer hunderttausend Aegyp-
ter zu gleicher Zeit beschäftigt, und alle drei Monate kamen andere Hundert-
tausend an die Reihe, und zwanzig^Jahre dauerte es, bis die eine Pyramide
fertig war. Sie wurde aber auch so hoch erbaut, wie ein mäßiger Berg, viel
höher, als der Straßburger Münster. Im Innern machte man Gänge in ein
Grabgewölbe, in das der Sarg zu stehen kam. Die innere Steinmasse bestand
aus Kalksteinen, die äußeren Steinplatten waren von Granit und Marmor;
diese sind jetzt aber nicht mehr vorhanden. Doch der Riesenbau selber hat den
Jahrhunderten getrotzt und steht noch unerschüttert da.
Fünfzig Jahre lang soll Cheops regiert haben, und nach ihm sein Bruder
Chephren eben so lange Zeit. Auch dieser zwang die Aegypter, eine große
Pyramide zu bauen. Diese und die des Cheops und noch eine dritte sind die
größten; es gibt aber noch eine Menge kleinerer. Alle sind noch wohl erhalten
und stehen in Mittelägypten. Man zählt im Ganzen vierzig und theilt sie in
fünf Gruppen. In der Form sind alle gleich; von einer breiten Grundlage aus-
gehend laufen sie nach oben spitz zu und endigen sich in eine platte Decke. Eine
Seite schaut genau nach Ost, die entgegengesetzte nach West, die dritte nach
Nord, die vierte nach Süd.
4. Verehrung der Todten.
Die Aegypter verwandten viel Mühe darauf, ihre Todten zu ehren, und
da sie glaubten, daß die Seele sich nicht von dem Körper trenne, so lange
dieser nicht verwest sei, wandten sie die größte Sorgfalt darauf, die Leichname
zu erhalten und vor der Verwesung zu schützen. Sie hatten drei Arten, die
Leichen zu behandeln, eine für die geringen Leute, eine für die mehrangesehe-
nen und endlich die umständlichste und kostbarste Art für die Könige und Vor-
nehmen. Wenn einer von den letzteren gestorben war, nahm man die innern
Theile aus dem Körper heraus und wusch ihn inwendig mit Wein. Dann
füllte man den so gereinigten Körper mit Räucherwerk und wohlriechenden
Spezereien, nähete ihn wieder zu und legte ihn 70 Tage lang in Salz. Wenn
diese Zeit um war, umwickelte man ihn von oben bis unten ganz mit feinen
Binden , über das Gesicht wurde Gyps gestrichen und auf dem Gyps das Ge-
sicht mit Farben abgemalt. Dann stellte man den Leichnam in einen verzierten
Sarg, auf welchem allerlei Inschriften und Zeichen (Hieroglyphen) waren.
Die Leichen der Geringen aber wurden nur in Salz gelegt und dann mitbin-
1*
\
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Dritter Abschnitt.
Die Völkerwanderung.
1. Attila. (451 n. Chr.)
l.
2)ie Hunnen gaben den Anstoß zur großen Völkerwanderung, die mit
Zertrümmerung des römischen Weltreiches endigte. Sie wohnten ursprüng-
lich im Norden und Nordwesten von China, in der heutigen Mongoley und
Kalmuckey. Ihre unfruchtbaren Hochebenen erstreckten sich mehrere hundert
Meilen in die Breite und in die Länge vom Jrtisch bis an den Amur, und von
den Tibetanischen Gebirgen bis zum Altai. Den gesitteten Völkern erschienen
sie wie wilde reißende Thiere; ihr Anblick war furchtbar. Sie hatten einen
kleinen aber starkknochigen Körper, ihr fleischiger Hals schien zwischen den
Schultern vergraben, der Kopf war dick und rund, die Stirn kurz, die Nase
gequetscht, das Gesicht breit und platt, der Bart dünn; ihre Augen waren klein
und scharf, die schwarzen Augenbrauen schräg stehend und sehr dünn, die Oh-
ren abstehend, der Mund breit. Als ein echtes Steppenvolk haßten die Hun-
nen den Ackerbau und feste Wohnsitze; Jagd und Krieg war ihr Leben, Vieh-
zucht ihre Beschäftigung. Sie nährten sich von den Wurzeln ihrer Steppen
und von dem halbrohen Fleisch ihrer Thiere. Ihr Getränk war die Milch
ihrer Heerden, aus deren Molken sie einen berauschenden Trank zu bereiten
wußten. Der unzertrennliche Gefährte des Hunnen war sein Pferd. Auf
seinem kleinen und häßlichen, aber schnellen und unermüdlichen Pferde aß,
trank und schlief er, zu Pferde focht er seine Kriege aus und durchschwärmte
er seine Wüsteneien, während seine Familie auf Wagen, die von Ochsen gezo-
gen wurden, gefolgt von den Heerden, langsam hinter ihm drein zog. Die
ganze Nomadenhorde gehorchte 24 Oberhäuptern, welche aber, wenn es große
Unternehmungen galt, einen gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber wählten.
Ihre Art zu fechten war wild und regellos. Mit gräßlichem Geschrei über-
fielen sie den Feind, stoben aber sogleich wieder auseinander, um mit der
Schnelligkeit des Falken und mit der Wuth des Löwen zum Angriff zurück-
zukehren und Alles vor sich her zu Boden zu werfen.
Grube, Geschichtsbilder. Ii.
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TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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224
erfahren, daß allem sterblichen Beginnen seine Grenze gesteckt ist. Zwölf mächtige Altäre an dem östlichen Ufer des Hydaspes bezeichneten die Grenze des alexandrinischen Eroberungszuges; dann wandte sich das Herr zum Rückzug, welcher bei weitem der schwierigste Theil der ganzen großen Unternehmung werden sollte. Alexander nahm die Richtung gegen Süden, dem Lauf der Ströme folgend, wo er in den noch ununter-worfenen Brahmanenländern einen unerwarteten und heftigen Widerstand fand. Bei Einnahme einer Feste in dem Lande der Maller schwang er sich selbst, der Erste von Allen, auf die Zinnen der Mauer. Seine Krieger folgten ihm nachstürmend; aber die Leitern brachen von der Ueberlast und der König, auf seinen Schild sich stützend, kämpfte gegen den Andrang der Feinde, bis er verwundet niedersank. Nur durch die verzweiselsten Anstrengungen gelang es den Seinen, ihn zu befreien. Alexander ward für todt in sein Zelt gebracht. Doch war kaum eine Woche vergangen, als er sich, halb genesen, in das Lager am Hydaspes tragen ließ, wo er von seinen Truppen mit unermeßlichem Jubel empfangen ward.
An der Mündung des Indus angekommen, wollte Alexander zum würdigen Schlüsse des Welteroberungszuges die Frucht seiner Siege durch die Möglichkeit eines freien Völkerverkehrs zwischen den eroberten Ländern besiegeln. In diesem Sinne beschloß er mit einem Theile seines Heeres zu Lande in dem südlichen Theil des persischen Landes hinzuziehen, um Häfen aufzusuchen, Verbindungswege und Vorrathsplätze anzulegen, während der andere Heerestheil unter dem Feldherrn Nearch seinen Weg zur See, von der Jndusmündung bis in den persischen Meerbusen, suchen sollte, da, wo die syrischen Ströme Euphrat und Tigris sich in's Meer ergießen. Der Plan war eines Alexander würdig, die Ausführung aber eine sehr unglückliche. Kaum der vierte Theil der Mannschaft erreichte, im traurigsten Zustand, das Ziel der Reise. Die Uebrigen lagen in dem ewigen Sande begraben, welcher, wie die Sage geht, auch einst das Heer der Semiramis verschlungen hatte. Einöde, Dürre, Wassermangel; des Tages stechende Sonne, glühender Staub, der die Augen entzündete und das Athmen erschwerte, des Nachts fröstelnde Kühle, nirgends ein menschlicher Wohnplatz, nirgends ein Grasfleck; so wird die Wüste Gedrosien geschildert, durch welche der sechzigtägige Marsch ging. Pferde und Kameele wurden zur Nahrung geschlachtet; man spannte das Zugvieh von den Wagen der Kranken und überließ sie ihrem Schicksal; wer am Abend vor Entkräftung zurück-blieb; der fand am Morgen die Spur des Heeres nicht mehr und verschmachtete in der Einöde. Elend und Verzweiflung erstickten alle menschlichen Gefühle. Als Alexander endlich mit dem Rest seines Heeres in Pura angekommen war und nach all' der überstandenen Mühsal die Nachricht von der Ankunft seiner geretteten Flotte durch seinen treuen Feldherrn Nearch vernahm, welcher selbst in fast unkenntlicher Gestalt
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
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fäbeit gestickten Schuhe und Stiefeln, welche in langen Reihen aus jener
Bude glänzen, sind da ebenfalls verfertigt worden, und der Schuster
hämmert rüstig auf die ungefügige Sohle von Kameelhaut los, so daß
sie sich schüsselförmig ausdehnt, gleich der Kupserplatte unter dem Hammer
seines Nachbars, des Kupferschmiedes, welcher an einem Kohlenbecken ar-
beitet, und draußen vor den Kaufläden hat der Sattler die Straße ent-
lang mehrere Büffel- und Pferdehäute ausgebreitet, um sie unter den
Füßen der Vorübergehenden und den Hufen der Thiere gerben zu lassen.
Ebenso setzt der Schneider auf dem Markte sein olivengrünes, mir schwar-
zen oder goldenen Arabesken reich verziertes Wamms zusammen, das
die phantasiereiche Jugend mit sehnsüchtigen Blicken betrachtet. Ebenso
sehen wir den Schwertfeger in seinem Laden mit einem Panzerhemde
beschäftigt, das ihm vielleicht vom Stamm der Kinder Ruwala*) zum
Ausbessern geschickt wurde, das er aber beim Nahen eines vornehmen
Herrn schnell fallen läßt, um wie von ungefähr eine Klinge von tlldlln
(echtem Damascenerstahl) hin und her zu wenden, damit dieser sehen
möge, wie es an ihr lebt und tvebt von wundersamen Ameisen?*)
Die zahllosen Pasteten- und Zuckerbäcker, deren Berühmtheit wir schon
aus Tausend und Einer Nacht kennen, haben ihre leckern Kuchen und na-
menreichen Zuckerwaaren, ihre gewürzigen, süßen und pikanten Tränkchen,
ihre farbenreichen Gelbes und Fruchtsäste in Dutzenden von Täßchen und
Schüsselchen aus dem langen Ladentisch so bequem aufgestellt, daß der
Vorübergehende nur die Hand auszustrecken braucht, um seinen Appetit
im Husch zu befriedigen, während sie selber beschäftigt sind, einige Ladungen
Schnee zu bergen, der in dicke wollene Decken gehüllt lange vor Sonnen-
aufgang in Men in***) geladen, und trotz der Hitze des Monats August
wohlbehalten als vollkommen feste Masse angekommen ist. Gleich darauf
erscheint die Eismaschine. Ihre Mischung ist bald beendigt, und während
die herbeigelockten Näscher mit Ungeduld ihren Schwingungen folgen, kom-
men die Diener der Nachbarn mir der weißen futa (Serviette), um das
tägliche Quantum Schnee zu holen, ohne welches der wohlhabende Damas-
cener in der wärmeren Jahreszeit nicht gern sein Wasser trinkt. Diesmal
*) Die Ruwala sind der mächtigste Zweig der Anese oder desjenigen großen
Beduinenstammes, welcher von Aleppo bis an die ersten ägyptischen Dörfer hinab die
Westgrenzen der syrischen Wüste bewohnt.
**) „Ameisen" ist der Ännstausdrnck für die gleichsam beweglichen, in einander
laufenden Kreise in Wellenlinien der Damasccner Klinge, die jedoch nicht mehr in
Damascus verfertigt wird, sondern in bester Qualität aus den nördlichen Provinzen
Persiens und ziemlich häusig, aber weniger werthvoll ans Jsfahaner Fabriken kommt.
***) In der Nähe des an der Straße von Damascus nach Sednaja gelegenen
quellenreichen Dorfes Menin ist eine Gebirgskluft, in welcher die dortigen Bauern
während des Winters Schnee aufspeichern, den sie mit einer Lage Erde gegen Sonne
und Luft schützen und in den heißeren Monaten nach Damascus und den Küstenstädten
verführen. Da dieses Geschäft gewinnbringend ist, versuchten es vor einigen Jahren
auch die Drusen vom Hermon, doch, wie es scheint, ohne Erfolg.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Schneider Schwertfeger August
sich gegenseitig Handreichung leistend, ihre Ladung auf die Erde schütten,
Knollen, so braun wie diese Mädchen. Bald ist ein alter bekannter
Eckensteher in Dienst genommen, und dieser schreit nun aus voller Lunge:
Braune, Braune der Wüste! Mädchen der Wüste! Kauft! Die armen
Weiber müssen, um Käufer für ihre Trüffeln zu finden, sich selber
mit ihnen vergleichen lassen!
Unter zahlreicher Bedeckung bewaffneter Bauern kommen lange Ka-
meelzüge durch das „Gitterthor" und legen ihre Ladungen in den vielen
Speichern des Midan ab. Sie brachten den köstlichen Baalweizen des
unerschöpflrch fruchtbaren Horan. Dieselben furchtbaren elementarischen
Kräfte, welche das infernalische Todte Meer schufen, das Gor und die
Fläche des Sees Genezareth von dem Hochplateau des Ostjordanlandes
losrissen und hundert Klafter unter das Niveau des Mittelmeeres hin-
abdrückten, entzünd eten auch dasherz des Ho ran*), dessen aus-
gebrannte Asche ein mehr als 100 Quadratmeilen weites Terrain so
befruchtete, daß seine Weizenfelder niemals von Menschenhand gedüngt
zu werden brauchen. Fröhlich wie die Kinder werfen nun die Bauern
ihre Waffen ab und eilen in die nächste, mit einer Binsenmatte über-
schattete Kaffeehalle, sich gegenseitig beglückwünschend, daß sie ihr Getreide
glücklich aus den Händen der Beduinen gerettet haben, welche nicht selten
von Südosten her bis an die Thore der Stadt streifen, um die Weizen-
transporte der Hauraner abzufangen. Aber die Freude der Bauern
dauert niemals lange. Einige von ihnen hatten es versucht, mit der
großen Getreidekarawane mehrere Ladungen Holzkohlen — das Haupt-
brennmaterial in Damascus — einzuschmuggeln, um nicht von den
Soldaten des hier in Garnison liegenden syrischen Armeecorps bemerkt
zu werden. Freilich bezahlt auch die Regierungskasse, aber nur 40 bis
50 Piaster für den Kantar (etwa 550 Dresdner Pfund), während die
Bürger 100 bis 150 bezahlen. Zwanzig Stundenweit brachte der Bauer
seine Kohlen und vor dem Sladtthor hatte er noch zu dem Schutzpatron
aller Havarien gefleht, daß es ihm gelingen möchte, glücklich hinein-
zukommen. Und es war ihm auch gelungen. Aber bei dem Abladen
der Säcke merkten einige Soldaten, daß kein Korn darin sei, und da
hatte die Freude auf Ein Mal ein Ende. Zwar nahmen sich eine Menge
Menschen unter Schreien und Stoßen feiner an, doch es war keine
Rettung; ein kluger Damascener versuchte das letzte Mittel, zog den
Bauer bei Seite und fragte ihn: Kennst du keinen Cónsul, für den du
die Kohlen mitgebracht haben könntest? „Rein, bei Gott! ich kenne
keinen!" Der gute Rathgeber entfernte sich, laut in die trostlosen Worte
ausbrechend, mit welchen sich der Araber in das Unvermeidliche ergiebt:
„Es giebt keine Kraft und Stärke, als bei dem großen Gott!"
*) Die höchste^.Spitze des Gebet Horan, wahrscheinlich ein ehemaliger Krater, heißt
„Kleb Horan", das Herz des Hauran.
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gations-Kanälen, und ist mit einem über 6 Werst langen Lehmwall von
10 Fuß Höhe umgeben. Im Innern umgiebt eine andere 2 Werst lange
Mauer von 3ffz Faden Höhe und 4 Faden unterer Dicke die Paläste
des Khans, die Häuser der Würdenträger und einige Medresses (höhere
geistliche Schulen), deren Chiwa überhaupt 22 zählt. Diese innere
Stadt bildet eine Art Citadelle mit drei Thoren, an deren Seiten un-
gefähr 20 Kanonen auf Laffetten stehen. (Außerdem lagen 1869 in
einem Schuppen der Citadelle noch 60 Kanonen, die in letzterer Zeit
gegossen zu sein scheinen.) Die äußere Stadt hat einen großen Bazar,
und in der Umgegend liegen viele Gärten und die Sonimerresidenzen
des Khans. Die Stadt hat ungefähr 20,000 Einwohner. Kungrad am
Taldyk hat in seinen trümmerhaften Häusern 6o0o bis 8000 Einwohner
und treibt einen ziemlich bedeutenden Vieh- und Productenhandel.
Khodsheili, 65 Werst südöstlich von Kungrad, soll 8000 Einwohner haben,
wobei man wahrscheinlich die umliegenden Dörfer mitgezählt hat. Kunja-
Urgentsch, am alten Amu-Bette, war früher eine ausgedehnte Stadt,
deren Bewohner jedoch der häufigen Angriffe der Turkomanen wegen
größtentheils ausgewandert sind. Bent ist eine kleine elende Festung,
die drei Kanonen haben soll. Tamaus, 61 ^ Werst nordwestlich von
Chiwa, zählt wenige Bewohner, hat aber eine stark bevölkerte Umgebung
Now-Urgentsch, 10 Werst vom linken Ufer des Amu, hat eine ziemlich
gute mit Artillerie armirte Mauer und zählt etwa 3000 Einwohner.
Chanki, an der Ueberfahrt über den Amu, soll 5000 Einwohner zählen
und eine gute Mauer haben. Chasar-Asp, 57 Werst östlich von Chiwa,
nächst diesem die bestbefestigte Stadt, hat ungefähr 4000 Einwohner.
Viele andere Ortschaften, von denen mehrere als kleine Forts dienen,
tragen eben nur den Namen von Städten.
Die Gewalt des Khans ist eine vollständig despotische. Die Ein-
theilung des Landes richtet sich nach der Zahl der Städte, deren jeder
eine bestimmte Zahl von Dörfern zugetheilt ist. Die Städte werden
von Beamten des Khans vollständig willkürlich verwaltet. Die Justiz
wird entweder von dem Khan persönlich oder von den Richtern geübt,
die, da die Bevölkerung dem sunnitischen Bekenntniß anhängt, theils
nach dem geschriebenen Gesetz (Schariat), theils nach dem überlieferten
(Adat) entscheiden. Oft wird auch ein Rechtsfall der vollständigen Will-
kür der höchsten Administrativbeamten anheimgegeben. Die bestehenden
Steuern sind das Ssalgyt, das man von jedem Hausbesitzer mit 4 bis
20 Rubel jährlich und mit zwei Fünfteln der Ernte erhebt, wenn der
Ackerbau auf dem Lande des Khans betrieben wird, und die Takapnaja,
welche in verschiedenen Beträgen von den Gärten zu entrichten ist.
Von den nomadisirenden Völkern zahlen die Karakalpaken ein Stück
von je 100 Schafen, 20 Rindern und 6 Kameelen, die Kirgisen etwas
weniger. Diese Abgabe wird in Geld berechnet. Von den importirten
Waaren werden 2ffz Procent des Werthes erhoben. Trotz der Höhe
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