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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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und in Stücke zerhauen. Selbst ein Herzog von Roche-
foucault, der, als ein angenehmer Gesellschafter, noch in
der ersten Hälfte der Nacht mit dem König gelacht und
gescherzt hatte, mußte sterben.
Indessen wurde es Tag und das Licht des Morgens
erleuchtete die Gräuel der Nacht. Die Thüren der Häuser
waren mit Todten und röchelnden Körpern versperrt, die
Rinnen mit Blut gefärbt. Das Wüthen auf den Straßen
und in den Häusern dauerte fort. Schon lange hatte der
König aufgehört zu zittern; mit sichtbarem Wohlgefallen
sah er die Metzeleien aus dem Fenster seines Palastes mit
an, und rief den Wütherichen zu: Mordet, mordet! er
wollte am Ende selbst Theil an der schrecklichen Hugenotten-
jagd nehmen, ließ sich seine Kugelbüchse bringen, und schoß
mit seinem Bruder auf die Borüberfliehenden wie auf fliehen-
des Wild. Mehrere, die die Arme nach ihm ausstreckten
und eine Freistätte bei ihm suchten, wurden von seinen
eigenen Händen gemordet. Ihn rührte nicht das Winseln
und Klagen der Gefallenen, die noch sterbend ausriefen:
Ist das das Ehrenwort des Königs? Ist dies der Friede,
den er uns verheißen hat? Gerechter Richter, räche diese
Treulosigkeit.
Die Herzoge von Guise und Montmorency raseten wie
Furien durch die Straßen, ermunterten den Pöbel zur
Vertilgung des Natterngeschlechtes, und drangen selbst in
die Häuser ein. Ein Marschall, Namens Tavannes, sprengte
durch die Straßen und rief den Würgern zu: Nur immer
zur Ader gelassen! Ein Aderlaß im August ist so gesund
als im Mai. — Man erzählte sich Wunder der Unmensch-
lichkeit. Ein Fleischer rühmte sich bei dem König, für sich
allein hundert und fünfzig Hugenotten gctödtet zu haben;
und ein Goldschmid schwur, indem er seinen blutigen Arm
zeigte, daß er vier hundert ermordet habe.
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Die Verschwornen machten hierauf der Königin die
bittersten Vorwürfe. Sie wollten, wie sie sagten, nicht
langer das Joch eines Auslanders tragen, der für Tausende
von ihnen zu schlecht zu einem Bedienten sey. Maria
aber gerieth in solchen Zorn, daß sie bald für gut fanden,
sich zu entfernen. Als sie fort waren, trocknete sie sich die
Augen und sprach zu ihrer Vertrauten: Ich will nicht
mehr weinen; nur auf Rache will ich denken.
Es waren nicht leere Worte. Sie sammelte Truppen,
verjagte die Mörder des Rizzio und ließ einigen den Kopf
abschlagen. Hierauf trat sie in eine wirklich straflige Ver-
bindung mit einem Grafen Bothwell, einem feinen und
arglistigen Bösewicht, einem Mann ohne Ehre, Redlichkeit
und Religion, der die unglückliche Fürstin zu den gröbsten
Lastern verleitete. Schon vorher wurde sie aber Mutter
eines Prinzen, der nachher als Jakob I. England und
Schottland unter dem Namen Großbritannien vereinigte.
Mit diesem Bothwell lebte sie in der innigsten Vertrau-
lichkeit und überhäufte ihn mit den prächtigsten Geschenken,
wahrend sie es ihrem verhaßten Gemahl an Allem fehlen
ließ. Am Ende gönnte sie ihm nicht einmal mehr das
Leben, und ließ ihm Gift beibringen, über welches aber des
Königs starke Natur siegte. Er empfand nur wüthende
Schmerzen davon in allen Gliedern und bekam kleine blaue
Blattern am ganzen Körper. Seine Gesundheit aber wurde
davon untergraben, und er konnte sich nie wieder ganz
erholen. Da ihm bei seiner Kränklichkeit das Hosgerausch
zur Last war, so beredete ihn Maria, die neue Liebe zu
ihm heuchelte, mit ihr ein abgelegenes Haus vor der Stadt
Edinburgh zu beziehen, und mit unbegreiflicher Leichtgläu-
bigkeit ließ er sich von der Treulosen, die ihn schon vorher
durch eine verstellte Aussöhnung getäuscht hatte, aufs neue
berücken. Sie wohnten nun wieder ganz traulich beisam-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Edinburgh
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men, und es schien das beste Einverstandniß unter ihnen
zu herrschen
Wenige Tage darauf verheirathete die Königin eine
Kammerfrau mit ihrem Hofsanger Sebastian!. Sie hatte
versprochen, den Ball mit ihrer Gegenwart zu beehren,
und verließ den König deßhalb Ln der Nacht, um in die
Stadt zu fahren. Gegen zwei Uhr Morgens hörte man
e'nen großen Knall. Es war das Haus, in welchem Maria
ihren Gemahl zurückgelassen hatte, das mit Allem, was es
enthielt, in die Luft geflogen war. Das Volk strömte
hinaus. Man suchte den König und fand ihn mit seinem
Bedienten, der mit ihm in einem Zimmer schlief, todt in
einem anliegenden Garten, ohne alle Merkmale von Brand
oder Quetschung, aber mit einer Serviette im Munde.
Bothwell hatte für einen feinen Mann den Mordplan
viel zu unfein angelegt. Er wurde allgemein beschuldigt,
den König und seinen Kammerdiener erst erstickt, dann in
die Luft gesprengt zu haben. Laut rief die Volksstimme
in der Finsterniß der Nacht Bothwell und Maria als
die Mörder des Königs aus.
Anfangs hörte man nur Murren; bald aber verban-
den sich mehrere Große zur Bestrafung der Königsmörder.
Maria machte mit ihrem Buhlen Gegenanstalten. Sie
wurde geschlagen, gefangen genommen und von den erbitter-
ten Soldaten als Buhlerin, als Mörderin begrüßt. Mit
keiner Kränkung, keiner Demüthigung blieb sie verschont.
Man hielt ihr, wohin sie ihre Augen wendete, eine Fahne
vor, worauf der Königsmord abgcbildet war, bis sie vor
Entsetzen in Ohnmacht sank. Als Gefangene, wurde sie mit
einem von Staub und Thranen beschmuzten Gesicht nach
Edinburgh zurückgebracht. Stromweise stürzte das Volk
herbei, sie zu sehen, doch nicht mit wildem Geschrei. Die
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Extrahierte Personennamen: Sebastian! Maria Maria Bothwell Maria Maria Maria Maria
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Vorstellungen gegen diesen harten Befehl; ein jahrlanger
Aufschub war Alles, was die protestantischen Fürsten erhal-
ten konnten. Nicht geringer schien für sie die Gefahr, von
dem Kaiser in ihrer jetzigen Hülflosigkeit ganz unterjocht zu
werden. W a l l e n st e i n war schon das Jahr vorher (1628)
mit dem Herzogthum Mecklenburg für sich und seine Erben
feierlich belehnt worden; eben, so wie die beiden Herzoge,
konnten auch andere Fürsten ihrer Lande beraubt werden-
Obgleich kein Feind mehr zu bekämpfen war, dauerten doch
die Werbungen fort; der Obergeneral hatte schon 160,000
Mann beisammen und suchte sein Heer immer noch mehr
zu vergrößern; dies deutete auf nichts Gutes. Große und
Kleine hatten unter dem Druck dieser wilden Krieger un-
säglich viel zu leiden. Wallenstein's Brandschatzungen
waren unerschwinglich. Fürsten, die nicht zahlen konnten,
mußten ihm ihre Aemter verschreiben, den Bauern, die kein
Geld hatten, wurde ihr Vieh weggctrieben und das Paar
Ochsen für zwei Thaler angerechnet. Viele übergaben mit
Thranen in den Augen den Offt'cieren, die die Brandschatzung
eintrieben, ihre fahrende Habe. Der Wille der Soldaten
war ein Gesetz für Bürger und Bauern. Die beste Kost
war diesen Schlemmern zu schlecht; sie quälten ihre Wirthe
bis auf den Tod, wenn nicht zur Entschädigung ein Gul-
den oder Thaler unter dem Teller lag. Was sie nicht essen
konnten, das verdarben sie muthwillig. Wer sich ihrem
Willen widersetzte, wurde unmenschlich ausgeprügelt, und
Vielen schnitten sie Nasen und Ohren ab. In der Trunken-
heit erstachen sie den Bauern das Vieh, zerschlugen ihnen
Oefen und Fenster, mordeten und brannten. Viele Land-
bewohner wurden rein ausgeplündert, vielen die Schuhe
von den Füßen, das Hemd von dem Leibe gerissen. An
manchen Orten wurde durch die tolle Wirthschaft der Sol-
daten der Mangel so groß, daß die Aermsten unter den
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Bürgern und Bauern Eicheln und Wurzeln essen, oder in
Gesellschaft der Hunde mit menschlichen Leichnamen ihren
Hunger stillen mußten. Viele starben auch wirklich den
Hungertod. In Pommern allein wurden sieben Städte in
Asche gelegt, der Dörfer nicht zu gedenken. Die Wallen-
stcinischen Ofsiciere lebten dagegen wie Könige und sprachen
d?m allgemeinen Elende Hohn; ihres Feldherrn Pracht
überstieg die Pracht des Kaisers. Sie konnten es, denn
ihre Raubsucht verschonte weder Katholiken noch Protestan-
ten, weder Freund, noch Feind. Der Kaiser, in dessen
Namen alle diese Erpressungen unternommen werden muß-
ten, wußte nichts davon, wenigstens waren ihm die damit
verbundenen Gräuel unbekannt, und Niemand wagte es,
sie ihm zu schildern. Sein Bruder Leopold war der
Erste, der ihm schriftlich Nachricht davon gab, wobei er
ihn jedoch um Gottes Barmherzigkeit und der
fünf Wunden Jesu willen bat, sein Schreiben nicht
in Ungnade aufzunehmen. So gefährlich war es zu jener
Zeit, den Mächtigen der Erde die Augen zu öffnen.
Noch weiter gingen nachher die übrigen Fürsten. Die
Klagen ihrer Unterthanen wurden am Ende so schreiend,
daß selbst die katholischen Reichsstände eine Zusammenkunft
veranstalteten, und sich über die Mittel berathschlagten,
dem allgemeinen Elend ein Ende zu machen. Vereint mit
den protestantischen, verlangten sie von dem Kaiser die
Anberaumung eines Fürstentags, der auch im Jahr 1630
zu Regensburg zu Stande kam. Ferdinand Ii. fand
sich, wie sie es wünschten, selbst dabei ein, und so hatten
sie denn Gelegenheit, ihm ein Gemälde von den Abscheu-
lichkeiten zu machen, die in seinem Namen verübt wurden,
und wobei ihm die Haare zu Berge standen. Stark und
kühn sprach besonders Maximilian von Baiern, der
mit Ernst und Kraft auf Wallen st ei ns Absetzung drang.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Ernst
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
dem Himmel aussöhnen und Vergebung seiner Sünden erlangen
zu können, daß er einen zurückgefallenen Ketzer und einen Ver-
folger der heiligen, allein seligmachenden Kirche, wie König
Heinrich Iv., ermordete. Jesuitische Priester, denen er
sich anvertraute, bestärkten ihn in diesem Glauben.
Bald war er mit sich einig. Am 27. December 1594
war der König aus der Picardie zurückgekommen, und im
Louvre abgetreten, um die Großen zu empfangen, die am
Neujahrstage mit dem Orden des heiligen Geistes geschmückt
werden sollten. Diese Stunde benutzte Chatel. Unbe-
merkt drängte er sich Abends unter der Menge in das
Zimmer, wo schon Lichter brannten, nahm den Augenblick
wahr, wo der Marschall von Montigny dem König vor-
gestellt wurde, und wagte mit einem Messer, das er bei
sich hatte, einen gewaltigen Stoß nach Heinrichs Brust.
Der König beugte sich aber unerwartet vorwärts, um den
Marschall zu umarmen; der Mörder traf daher nicht die
Brust, sondern stieß ihm nur einen Zahn aus und ver-
wundete ihn ein wenig an dem Munde. H einrich glaubte,
e§ sei ein toller Streich einer Lustigmacherin, Namens
Mathurine, die am Hof geduldet wurde, und schrie un-
willig: zum Teufel mit der Narrin! Indessen hatte Cha-
tel schnell das Messer von sich geworfen, und man wußte
nicht, wer der Thater sei. Montigny aber wendete sich
um, packte ihn fest bei der Brust und rief laut: entweder
Du oder ich haben den König verwundet. Sogleich wur-
den alle Degen gezückt, den Bösewicht niederzustoßen.
Allein der König verbot es, und ertheilte Befehl, ihn nur
einstweilen zu verhaften.
Die Wunde war nicht gefährlich. Heinrich errieth
gleich, daß der Streich wieder von der Hand der Jesuiten
komme. Chatel laugnete es nicht, und gestand, daß er
die That für verdienstlich gehalten, ob ihn gleich sein Vater
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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diesem vertrauten Fuße; er besaß nicht die Kunst, die Gunst
des Glückes zu fesseln. Mit vielen edlen Eigenschaften
verband er große Fehler, besonders einen zu unmäßigen
Ehrgeiz und eine trotzige Eifersucht auf Andere, die ihm
mehr zu gelten schienen, als er. Oft benahm er sich gegen
seine königliche Freundin launisch und verdrießlich. Die
hohe Meinung, 'die er von sich hatte, und das Vertrauen
auf ihre Gunst machte ihn übermüthkg, anmaßend, hart-
näckig in seinen Meinungen. Oft suchte er seinen Willen
mit Gewalt durchzusetzen, und verletzte durch unziemliche
Reden die Ehrerbietung, die er der Königin schuldig war.
So entstand einst ein heftiger Verdruß zwischen Bei-
den über die Ernennung eines Vicekönigs Ln Irland. Eli-
sabeth hatte einen Andern vor Augen als Essex. Dies
empfand der Graf sehr übel, erlaubte sich schneidende Worte
gegen die Königin, und kehrte ihr mit Verachtung den
Rücken zu. Ueber dieses trotzige Benehmen gerieth Elisa-
beth in solchen Zorn, daß sie sich nicht enthalten konnte,
ihm eine derbe Ohrfeige zu reichen und sie mit einigen Wor-
ten zu begleiten, die keine Ehrentitel waren. Der Graf
schlug mit der Hand an den Degen und schwur, daß er
eine so schimpfliche Behandlung selbst von Heinrich Viii.
nicht ungeahndet würde ertragen haben. Die Königin aber
gebot ihm, sich zu entfernen und ihr nie wieder unter die
Augen zu kommen.
Halb rasend rannte der Graf nach Hause und machte
die verzweifeltsten Anschläge, sich zu rächen. Doch nach
und nach gelang es seinen Freunden, ihn zu besänftigen,
sogar ihn zu bereden, die Königin um Verzeihung zu bitten.
Er beugte seinen Stolz; Elisabeth, die wohl einsah,
daß sie etwas zu weit gegangen war, verzieh ihm seine
trotzige Rede und suchte ihn durch neue Beweise ihrer
Gnade mit sich auszusöhnen. Nie aber wurden sie sich
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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lischen Volkes: Oekensio pro populo anglico, die ihm
von dem Parlamente eine Belohnung von 1000 Pfund
einbrachte.
Erst jetzt brachen die Verhängnisse wider ihn los.
Durch anhaltendes Studiren und stechende Kopfschmerzen,
über die er von Jugend auf klagte, verlor er das Licht
seiner Augen und wurde so blind, wie Homer. Durch die-
ses große Unglück ließ er sich aber nicht an der Verwal-
tung seines Amtes und noch weniger an seinen literarischen
Beschäftigungen hindern. Im Gegentheil, sein Geist wirkte,
tiefer in sich selbst zurückgezogen, kräftiger noch als vorher,
und seine Phantasie spielte ungehinderter. Dies war aber
nicht seine einzige Prüfung. Er verlor nach Cromwell's
Tode bei der Zurückkehr Karls Ii. seinen Posten und
kam in Gefahr, auch sein Leben zu verlieren. Seine Ver-
theidigungsschrift pro populo anglico wurde von Henkers-
hand verbrannt; dem Verfasser schien wenigstens das Beil
des Henkers zu drohen; er mußte sich sorgsam verborgen
halten: aber siehe da, es erschien die Vergcssenheitsacte;
er war in derselben nicht ausgenommen und durfte nun
wieder frei umherwandeln.
In Ruhe vollendete er nun um das Jahr 1665 sein
Heldengedicht. Es erschien in zwölf Büchern; da cs aber
das Werk eines Unbekannten war — man kannte ja
Milton gar nicht als Dichter -— so machte cs nur wenig
Aufsehen, und selbst der Buchhändler, der cs druckte,
hatte so wenig Glauben daran, daß er dem Verfasser
nicht mehr als zehn Pfund Sterling dafür bezahlen wollte.
Erst nach zwanzig Jahren machten Addisson und andere
geschmackvolle Kunstrichter die Engländer aufmerksam auf
den Schatz, den sie befaßen, auf den Reichthum an Dich-
tungen, die reizenden Gemälde unschuldiger Liebe, die
lebendigen Schilderungen, die herrlichen Gleichnisse, die
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
sublimen Gedanken, die es enthielt. Mil ton war schon
über sechzig Jahre alt, als er der Verfasser dieses herr-
lichen, obgleich nicht ganz fehlerlosen Gedichtes wurde.
Man tadelt daran, daß er die Welt nicht auf Gottes
bloßen Ruf entstehen, sondern erst den Riß dazu mit ei-
nem Zirkel entwerfen laßt, daß seine Teufel mit Kanonen
feuern, daß er die Sünde mit dem Tode vermahlt und
ihnen Schlangen zu Kindern gibt, daß er die Gottheit
und die Engel nicht immer mit Würde sprechen und die
Teufel als Kröten herumhüpfen laßt. Auch findet man
Sprache und Versbau bisweilen hart. Diese Mangel
werden aber von den Schönheiten des Gedichtes weit
überwogen. — Milton starb im Jahre 1674.
23- Die Belagerung von Wien durch die
Türken. (1.1683.)
Im Jahr 1683, unter der Regierung des Kaisers
Leopold I., wurde durch die Belagerung der Stadt
Wien durch die Türken ganz Deutschland in Schrecken ge-
setzt. Die Veranlassung dazu gab eine Empörung der
Ungarn, bei welcher ein gewisser Graf Tökely, der die
Seele davon war, den französischen König Ludwig Xiv.
und die Türken zu Hülfe rief. Vergeblich bemühte sich
Leopold, der schon die Franzosen aufdemnacken hatte, die-
sen gefährlichen Krieg durch Unterhandlungen abzuwenden.
Die Osmancn bestanden darauf, er sollte sein Kriegsheer
ganz aus Ungarn ziehen und dem Tökely die Lände-
reien einraumen, die er begehrte; da der Kaiser sich nicht
sogleich dazu verstehen wollte, verlangten sie auch noch
eine halbe Million Gulden für sich selbst.
Jetzt war der Krieg unvermeidlich. Wie sollte ihn aber
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Leopold_I. Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Deutschland Ungarn Ungarn
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
mit seinem Heere, das in Böhmen stand, zu Hülfe zu
eilen; er ließ sich sieben Kuriere schicken, ehe er sich in
Bewegung setzte, und kaum hatte er sich in Baiern ge-
zeigt, so entfernte er sich wieder. Der Kaiser befahl hier-
auf dem General Suys, der mit einer Truppenabthei-
lung im Oestreichischen stand, nach Passau vorzurüäv-:.
Wallenftein erfuhr es, schickte dem Suys sogleich
Befehl zu, wieder umzukehren, und drohte, ihm den Kopf
vor die Füße legen zu lassen, wenn er ihm, seinem Ober-
general, nicht mehr gehorchte als dem Kaiser. Bcrmuthlich
suchte Wallenftein durch dieses Benehmen eine zweite
Absetzung zu veranlassen, die ihm dann Ursache gegeben
haben würde, auf einmal loszubrechen, und Ferdinand Ii.
den Gehorsam aufzukündigen.
Obgleich dies nicht geschah, so wollte er nun doch
den gefährlichen Schritt wagen. Er hatte großen Glau-
den an die Sterndeuterei, und die Sterne hatten ihm ein
Königreich verheißen. Jetzt stand es in seiner Macht, sich
es zu verschaffen. Zuerst vertraute er diese geheimen Ab-
sichten seinem Schwager Trczka, seinem Vetter Kinsky
und dem Feldmarschall Jllo an, die er vorher nach bestem
Vermögen gegen den Kaiser aufgehetzt hatte. Jllo, ein
heftiger, aufbrausender Mann, hatte noch persönlich über
Ferdinand Ii. zu klagen, und war durch seine stürmi-
sche Beredtsamkeit mehr als irgend ein Anderer geeignet,
das Heer zu einem Aufruhr aufzuwiegeln. Noch schenkte
Wallen stein sein Vertrauen einem vierten Manne, sei-
nem Freunde, dem Generallieutenant Piccolomini, auf
den er besonders rechnete, weil er mit ihm unter einerlei
Constellation geboren war. Allein Piccolomini erschrak
vor einem solchen Unternehmen, rieth davon ab, machte
Vorstellungen. Wallenftein widerlegte jeden Einwurf,
und nun schien der Freund Alles zu billigen und versprach
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Extrahierte Personennamen: Wallenftein Bcrmuthlich Ferdinand_Ii Ferdinand Schwager_Trczka Kinsky Jllo Jllo Ferdinand_Ii Ferdinand Piccolomini Piccolomini