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Höhe eines herrlichen Blickes über das weitumherliegende Garten-
und Culturland, welches ihn an die blühendsten Gegenden Ita-
liens erinnerte.
Von den Producten seines Bodens versendet Herat haupt-
sächlich Saffran, a88a foetida, Pistaciennüsse, Mastix, Manna,
einen eigenthümlichen gelben Farbestoff, Ispiruk, und eine
Gummiart, Birzund genannt, besonders aber viel getrocknetes
Obst und Pferde nach Indien. Seide wird in der Nachbarschaft
viel gewonnen, doch nicht hinreichend zur Ausfuhr. Die Eisen-
und Bleigruben könnten reichliche Ausbeute liefern, sind aber
schlecht bewirtschaftet. Nach Fraser sollen hier vortreffliche Schwert-
klingen gearbeitet werden; Timur hatte eine Colonie von Da-
maskus nach Herat versetzt. Conolly rühmt unter den Fabricaten
von Herat die seidenen und wollenen Teppiche, welche zu den
verschiedensten Preisen von 10—1000 Rupien das Stück in
allen Größen und mit den prachtvollsten Farben gefertigt werden.
(1 Rupie — 2 Shillings 4—6 pence englisch oder etwa 25
bis 26 Silbergroschen preußisch; 1 Lack Rupien — 10,000 Pf.
Sterling — 250,000 Franken.) Die kostbarsten Teppiche werden
nur selten bestellt, da der Landtransport noch immer zu unsicher
für solche Waren ist.
Das hohe Plateauland Chorasan mit seinen östlichen Stu-
fenlandschaften galt zu allen Zeiten als das wichtigste Bollwerk
Centralasieus. Wer dort mit Macht regierte, konnte von dieser
Naturfeste herab die Welteroberer - Rolle eines macedonischen
Alexander, eines Dschengis - Chan, oder Timur spielen, konnte
Persien und Afghanistan beherrschen und Hindostan bedrohen.
Noch im vorigen Jahrhunderte ging Schah Nadir, der größte
persische Eroberer seit den Tagen des Cyrus und Terxes, aus
Chorasan hervor. Mit den Kriegern Chorasans vornehmlich hat
dieser „Sohn des Schwertes" — wie er sich selbst nannte —
Türken, Afghanen und Inder geschlagen, die Throne am Indus
und Ganges gestürzt" und den Großmogul in dessen Residenz
Delhi ausgesucht. Nach Reumann.
4. Indien und seine Bevölkerung.
Die vorderindische Halbinsel, auch die Halbinsel diesseit des
Ganges, in England oft nur India oder Bengal genannt, bildet
eine geschlossene Welt für sich. Nach Süden hin mit weit aus-
gedehnten Küstenlinien ins Meer hinausrageud, wird sie im N.-O.
durch den Himalaja, die bedeutendste Erhebung unsers Erdballs
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Fraser Conolly Alexander Alexander Cyrus Reumann
Extrahierte Ortsnamen: Mastix Ispiruk Indien Herat Afghanistan Indien England
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Karawane einer Frau des Paschas von Chartum, welche ihren
Sohn nach Kairo begleitete. Die Dame saß in dem hühnersteigen-
artigen Reisekäfige der orientalischen Frauen und ward durch sei-
dene Vorhänge unseren neugierigen Blicken entzogen. Nachdem
wir einige Zeit mit ihrem Sohne und den ihn begleitenden Of-
ficieren gesprochen hatten, setzten wir unseren Weg weiter fort.
Abu Hammed am Nil, das Ziel unserer Reise, war noch
13—14 Karawanenstunden entfernt und nur zu klar erkannten
wir, daß es uns ohne die empfindlichsten Verluste und die größ-
ten Gefahren unmöglich sei, den Marsch in der Hitze des Tages
und in gleicher Weise fortzusetzen. Wir traten mit unseren Füh-
rern zu einer Berathung zusammen und beschlossen, den Wasser-
vorrath, mit Ausnahme einer geringen Qantität zu unserem drin-
gendsten Bedarf, unter die Nubier zu vertheilen und diese in
Begleitung einiger Führer die ganze Nacht hindurch bis Abu
Hammed ziehen zu lassen, um uns mit dem besten Kamele
frischen Wasservorrath den nächsten Tag entgegen zu senden. Mit
Begierde fiel man über die abscheuliche Jauche her und schlürfte
sie hinunter, dann trennte man sich von uns, die wir gleichfalls
noch bis Mitternacht die Reise fortsetzten, um uns dann erschöpft
auf den Sand Hinzustrecken. Die Kühle der Nacht ließ uns zwar
schlafen, konnte aber die furchtbarsten Träume, die uns quälten,
nicht entfernen. Wir träumten von den heimatlichen wasserreichen
Alpenthälern, schlürften aus krystallhellen Quellen den kühlen
Göttertrank in einem fort, erwachten darüber und fanden unseren
Durst brennender als je. Wir wollten jetzt zum Wasser unsere
Zuflucht nehmen, doch es war nicht möglich, es hinunter zu
würgen, die Natur sträubte sich dagegen, und Erbrechen stellte
sich ein, sobald wir die Schläuche nur ansahen.
So nahete der 21. Februar. Mit Schaudern tranken wir
unseren in dem stinkenden Wasser gekochten Kaffee, der schlim-
mer als die garstigste Arznei schmeckte, dann setzten wir uns mit
Sonnenaufgang zu Pferde und ritten vorwärts. Drei unserer
vorausgegangenen und vor Ermattung in der Nacht gefallenen
Kamele lagen tobt am Wege; die Hitze war wie gestern, doch
für uns noch empfindlicher. Der Durst quälte auf eine furchtbare
Weise, einige der Gefährten wurden unwohl und selbst mich be-
fielen Uebelkeiten. Da, als die Noch aufs höchste gestiegen war,
entdeckte der Schech Hussein am fernen Horizonte der Sandebene
einen schwarzen Punkt, den sein scharfes Auge bald als ein be-
ladenes Kamel erkannte! Das war ein Jubel. Lust und Lebens-
wuth kehrten zurück, wir fühlten uns stark und eilten unserem
i
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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den Wüsten Afrikas, tritt oder vielmehr fällt dann in Aegypten
ein, indem er sich von den Katarakten von Syene (Assuan) her-
abstürzt, und durchlauft noch 200 Lieues bis zum Meere. Seine
Ufer machen das ganze Aegypten aus. Es ist ein Thal von
200 Lieues Länge auf 5—6 Lieues Breite. Von beiden Seiten
ist es umgrenzt durch einen Ocean von Sund. Einige Gebirgs-
ketten, niedrig, dürr und zerrissen, durchfurchen traurig diese
Sandmassen und werfen kaum einige Schatten auf deren uner-
meßliche Ausdehnung. Sie trennen den Nil einerseits vom rothen
Meere, andrerseits von der großen Wüste, in welche sie sich ver-
lieren. Am linken Nil-Ufer, auf eine gewisse Entfernung in die
Wüste hinein, ziehen sich zwei Landzungen mit culturfähigem
Boden hin und bedecken sich mit spärlichem Grün. Es sind die
Oasen, eine Art von Vegetations-Inseln inmitten des Sand-
Oceans; es sind deren zwei, die große und die kleine. Eine
Anstrengung der Menschen würde, indem man einen Arm des
Nil hineinlenkte, fruchtbare Provinzen daraus machen. 50 Lieues
(also 30 geographische Meilen, denn 1 Grad oder 15 geogr.
Meilen hat 25 lieues), bevor der Nil das Meer erreicht, theilt
er sich in zwei Arme, welche in einer Entfernung von 60 Lieues
von einander ins Mittelmeer fallen, der westliche bei Rosette,
der östliche bei Damiette. Man kannte ehemals 7 Nilmündungen;
man bemerkt sie noch, aber es gibt nur noch zwei schiffbare.
Das durch die beiden großen Arme und das Meer gebildete
Dreieck hat 60 Lieues an feiner Basis und 50 an seinen Sei-
ten ; es heißt das Delta * *) und bildet den fruchtbarsten Theil
Aegyptens, weil es am besten bewässert, am meisten von Kanä-
len durchschnitten ist. Das ganze Land zerfällt in 3 Abtheilungen:
einem Laufe doii 150 Meilen sich bei Chartum in Nubien mit dem
weißen Nil verbindet, desien Quelle noch unbekannt ist. Noch immer
also gilt des Dichters Wort: „der Nil verbirgt sein Haupt" (Vergl.
Ovids Metam. Ii. 254:
Nilus in extremum fugit perterritus orbem
Occuluitque caput, quod adhuc latet,
und Horaz, Oden Iv. Xiv. 45.) A. d. H.
*) Dieses durch seine Fruchtbarkeit berühmte Delta, so genannt
von dem griechischen Buchstaben /1, enthält ungefähr s/4 des ganzen
fruchtbaren Striches von Aegypten, welchen man aus 750 (Um.
schätzt. Nach diesem Nildelta benennt man in der Geographie alle
ähnlich gestalteten Flußmündungen, indem man auch wohl noch zwi-
schen einem positiven und negativen (d. h. einem mit Land,
oder mit Wasser ansgefüllten) Delta unterscheidet. A. d. H.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]