2. Ausbruch der Revolution.
11
Nationalversammlung wieder angenommen, so erhielt er Gesetzeskraft auch gegen den Willen des Königs. Die absolute Monarchie war in eine konstitutionelle umgewandelt. Das Land wurde in 83 Departements eingeteilt, die meist nach Gebirgen und Flüssen abgegrenzt und benannt waren. Die Beamten der Gemeindeverwaltung sollten von der Gemeinde gewählt werden; dadurch wurde der Grundsatz der Selbstverwaltung eingeführt. Im Gerichtswesen wurden durchgreifende Veränderungen vorgenommen. Zu den Gerichtsverhandlungen erhielt jedermann Zutritt, die Geschworenen- und die Handelsgerichte wurden eingeführt. Der König fügte sich diesen Beschlüssen.
Auch der Pöbel mischte sich in die Bewegung. Die Hefe des Pariser Volkes, darunter mehrere tausend Weiber, zog von Paris nach Versailles und verlangte, die Königliche Familie solle ihre Hofhaltung nach Paris verlegen. Wieder gab der König nac^
Alle diese Vorgänge hatten aber den leeren Staatsschatz nicht gefüllt. Da erklärte die Nationalversammlung alle Kirchen- und Klostergüter zu Staatseigentum; dafür sollte der Staat die Besoldung der Geistlichen übernehmen. Damit der Staat nicht zu viele Geistliche zu unterhalten hätte, wurden die geistlichen Orden aufgehoben mit Ausnahme derer, die sich mit dem Unterrichte der Jugend und der Krankenpflege befaßten.
Um Zahlungen zu ermöglichen, wurde Papiergelds die sogenannten Assignate, geschaffen, als deren Sicherheit die Kirchen- und Klostergüter galten.
Die Nationalversammlung verkaufte um Spottpreise die Kirchengüter. Necker sagt darüber: „Im Jahre 1789 wäre es leicht gewesen, die Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen; aber schon nach Ablauf eines Jahres ist es so weit gekommen, daß der Staat durch maßlose Verschwendung mit Riesenschritten dem Bankrott entgegeneilt."
Die Männer, denen die Leitung des Staates in die Hand gegeben wurde, waren keine Staatsmänner. Der einzige, der imstande gewesen wäre, durch die Überlegenheit seines Geistes und durch seine staatsmännische Begabung die Hochflut der Revolution in geordnete Bahnen zu lenken, das errungene Gute zu bewahren und der Zügellosigkeit Einhalt zu tun, war Graf Mirabeau. Er näherte sich dem Könige und wollte einen starken Verfassungsstaat. Lafayettes Neid hinderte ihn, die leitende Stelle im Ministerrat einzunehmen, und sein rascher Tod nahm dem Könige die letzte und beste Stütze. Die Königliche Familie machte einen Fluchtversuch. Schon der belgischen Grenze nahe, , wurde sie zur Rückkehr nach Paris gezwungen.
Die erste Nationalversammlung löste sich nach zweijähriger Dauer auf. Sie wird die konstituierende genannt, Assemblee nationale Constituante, weil sie dem Staate die Verfassung, la Constitution,
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Extrahierte Personennamen: Graf_Mirabeau
Extrahierte Ortsnamen: Paris Versailles Paris Paris
Die Vernichtung des absoluten Staats In Frankreich.
183
und des sogenannten dritten Standes, die seit dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts nicht mehr zusammengetreten war. Im Mai 1789 wurden sie zu Versailles eröffnet. Infolge der Schwäche und Ratlosigkeit der Regierung gewannen bald die leidenschaftlich erregten, von dem Grafen M i r a b e a u und anderen Männern ableiteten Vertreter des dritten Die Nauo-
, nalversamm-
Standes die Führung. Sie erklärten sich als N a t i o n a l v e r s a m m - luns-
l u n g, erhoben also den Anspruch, eine Vertretung des ganzen Volkes zu sein, und beschlossen nicht eher auseinander zu gehen, bis sie Frankreich eine Verfassung gegeben hätten.
Indessen stieg in P ari S die Aufregung der Massen von Tag zu Tage und führte schließlich zum offenen Aufruhr. Die Wut der Menge wandte ® sich gegen die B a st i l l e, eine Feste, die sich in Paris erhob und in der 1789'
öfter willkürlich Verhaftete eingekerkert worden waren. Die kleine Besatzung konnte sich nicht verteidigen und ergab sich, wurde aber niedergemacht; die Bastille wurde zerstört. Der Tag des Bastillesturmes aber wird heute in Frankreich als nationaler Festtag gefeiert.
Die Folge dieses Ereignisses war zunächst, daß viele Mitglieder des hohen Adels, dabei mehrere königliche Prinzen, Frankreich verließen und sich ins Ausland, besonders an die Höfe der deutschen Bischöfe am Rhein begaben. So begann die Emigration. Zugleich aber erhoben sich jetzt in vielen Provinzen die Bauern, erstürmten die Schlösser des Adels und brannten sie nieder. Frondienste wurden nicht mehr geleistet, Abgaben und Zehnten nicht mehr gezahlt. Bald darauf hob die Nationalversammlung oomc6te auch gesetzlich alle gutsherrlichen Rechte, Zehnten, Steuerbefreiungen und Standesvorrechte auf.
Indessen dauerten die Aufregung und die Straßentumulte in Paris fort. Am 5. Oktober endlich strömten wilde Banden, von Weibern oder als Weiber verkleideten Männern geführt, nach Versailles und forderten, daß der König und die Königin nach Paris Übersiedelten. Das königliche Paar wagte nicht sich zu widersetzen. Nachdem in der folgenden Nacht die ü&erftebeiung
- , , , Oc§ ftontqs
Königin nur mit Mühe einem Mordversuch entgangen war, begab es sich «ach Pari«, am nächsten Tage nach Paris.
§ 192. Die konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. Durch die neue Verfassung, welche die Nationalversammlung schuf, wurde die königliche Gewalt stark eingeschränkt. In der Bekämpfung der Standesvorrechte ferner ging man so weit, daß man den Adel überhaupt abschaffte und Titel und Wappen verbot. Um der steigenden Finanznol Einziehun, zu steuern, erklärte die Versammlung die reichen Kirchengüter für»trcheniuts.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Versailles Frankreich Paris Frankreich Frankreich Rhein Paris Versailles Paris Paris
184 Da? Zettalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten, wurden ausgegeben, denen die eingezogenen Güter zum Pfande dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um für die Unmassen von Assignaten, die im Laufe der nächsten Jahre ausgegeben wurden, als genügende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten schließlich fast völlig wertlos; der Staat mußte sich für bankrott, d. H. zahlungsunfähig erklären, und die Eigentümer wurden zugrunde gerichtet.
Der König sträubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Königin Marie Antoinette hörten nicht auf, die Hilfe des Auslandes zu erhoffen, besonders Österreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Ii. i790^bis fe*n Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb M i r a b e a u, der 1792. die Regierung durch geheime Berichte und Ratschläge unterstützt hatte. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem früheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Führer waren Robespierre, Danton, beides revolutionäre Redner von großer Leidenschaft und großem Einfluß auf die Massen, und M a x a t, der blutdürstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
Da faßte die königliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den 1792. Entschluß, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurückgeführt. Wenige Monate darauf sah sich der König genötigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzuerkennen. Darauf löste sich die konstituierende Versammlung auf und legwlattoemachte der neugewählten „legislativen Versammlung" Platz. ^7ung""° Diese sollte ein Gesetzbuch schaffen, hat diese Aufgabe aber nicht erfüllt; sie tagte bis zum Herbst 1792.
Der Umsturz des französischen Königtums und die Campagne
ist Frankreich.
§ 193. Der Sturz des Königtums. Währenddessen wuchs die Spannung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Großmächten. Die Franzosen warfen Leopold vor, daß er den Emigranten gestatte Truppen zu rüsten und einen gewaltsamen Angriff zugunsten seines königlichen Schwagers plane. Im Frühjahr 1792 starb plötzlich Leopold. Seinem Sohn und 1792*bi? ^chsolger Franz Ii., dem letzten Kaiser des alten deutschen Reichs, 1806. erklärte Ludwig Xiv., von seinem Ministerium genötigt, den Krieg. Da aber Österreich mit Preußen durch ein Bündnis vereinigt war, so erklärte Friedrich Wilhelm Ii. seinerseits an Frankreich den Krieg.
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Extrahierte Personennamen: Marie_Antoinette Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Danton Leopold Leopold Leopold Leopold Franz_Ii Franz Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Frankreich Frankreich Frankreich
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Verfassung. 4. Die konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. Durch die neue Verfassung, weiche die Nationalversammlung schuf, wurde die knigliche Gewalt stark eingeschrnkt. In der Bekmpfung der Stan-desvorrechte ferner ging man so weit, da man den Adel berhaupt Einziehung abschaffte und Titel und Wappen verbot. Um der steigenden Finanznot Kirchenguts.zu steuern, erklrte die Versammlung die reichen Kirchengter fr $ - 5^ Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten wurden aus-^4 t A gegeben, denen die eingezogenen Gter zum Pfnde dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um fr die Unmassen von Assignaten, die - ' 'Ajim Laufe der nchsten Jahre ausgegeben wurden, als gengende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten im Laufe der nchsten Jahre fast vllig wertlos; der Staat mute sich schlielich fr bankrott, d. h. zahlungsunfhig erklären, und die Eigentmer wurden zugrunde gerichtet. Zu diesen wirt-schaftlichen Nten kam ein anderes. Man hatte den Geistlichen einen Eid abverlangt, wodurch sie die neue Kirchenverfassung anerkannten Aber der grte Teil der Geistlichen lie sich lieber absetzen, als da er ihn geleistet htte; und die groe Masse der Landbevlkerung stand auf ihrer Seite, wollte von den durch den Staat eingesetzten Pfarrern nichts wissen und fuhr fort bei den abgesetzten, eidweigernden Priestern zur Beichte und zum Abend-mahl zu gehen. So entstand ein Zwiespalt in dernation, der bald darauf zuck religisen Brgerkrieg fhrte. /
/ Der König strubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Knigin Marie Antoinette hrten nicht auf, die Hilfe des Aus-landes zu erhoffen, besonders.sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Il Leopold ii. jem Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb Mirabeau, 1 l7926t er hatte zwar den Absolutismus zerstren, aber nicht dem Knigtum jede Macht nehmen wollen und die Regierung durch geheime Berichte und Rat-schlge untersttzt. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem frheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Fhrer waren Robespierre, Danton, beides revolutionre Redner von groer Leidenschaft und groem Einflu auf die Massen, und Marat, der blutdrstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung.
Flucht des Da fate die knigliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den nt08- Entschlu, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurckgefhrt. Wenige Monate darauf fah sich der König gentigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzu-erkennen. Darauf lste sich die konstituierende Versammlung auf und
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Extrahierte Personennamen: Marie_Antoinette Joseph_Il_Leopold_ii Leopold Leopold_Ii Leopold Mirabeau Danton
Der demsch-franzsische Krieg 1870 1871.
87
vorher war in einem Gefecht, das den Truppen Garibaldis bei D i j o n geliefert wurde, die einzige Fahne verloren worden, welche die Deutschen in diesem Kriege eingebt haben, eine Fahne des 61. Regiments; sie wurde vom Feinde unter einem Haufen von Leichen gefunden.
67, Der Friede. Am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Paris, war ein Waffenstillstand verabredet worden, von dem nur der sdstliche Kriegsschauplatz ausgeschlossen blieb. Auf diesem ist noch bis zum 15. Februar gefochten worden. Erst von diesem Tage an ruhten auch vor B e l f o r t die Waffen; die Festung wurde bergeben, der tapferen Belfort. Besatzung aber, die trotz der furchtbaren Beschieung ausgehalten hatte,
freier Abzug bewilligt.
Inzwischen hatten die Friedensverhandlungen begonnen. Gambetta hatte sich geweigert, seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben und war von seinem Amte zurckgetreten; als Haupt der franzsischen Regierung fhrte die Verhandlungen der greise Staatsmann und Geschicht-schreiber Thiers. Am 26. Februar 1871 wurde der Vorfriede zu Versailles abgeschlossen: Frankreich trat das Elsa und einen Teil Lothringens mit Metz ab und zahlte 5 Milliarden Francs (der 4 Milliarden Mark) Kriegsentschdigung; auerdem zogen deutsche Truppen in Paris ein und hielten einen Teil der Stadt zwei Tage lang besetzt. Am 1. Mrz wurden diese Friedensbedingungen von der in Bordeaux zusammengetretenen Nationalversammlung genehmigt. Die deutschen Truppen konnten, mit Ruhm und Ehre geschmckt, wieder in die Heimat ziehen.
In Frankreich aber hatte der Krieg ein furchtbares Nachspiel. Die Kommune Arbeiterbevlkerung von Paris, die während der Belagerung als National-tn garde bewaffnet worden war, wollte, von sozialistischen Fhrern geleitet,
ihre Waffen nicht wieder herausgeben, emprte sich und setzte einen Ge-meinderat, eine Kommune, ein. Erst nach langen Kmpfen, denen die Deutschen von den Forts des rechten Seineufers aus zusahen, vermochten die Regierungstruppen die Hauptstadt wiederzunehmen. Als die Kommu-narden sahen, da fernerer Widerstand vergeblich sei, zerstrten sie in rasen-der Wut einige der hervorragendsten Bauwerke der Stadt, das alte Knigs-schlo der Tuilerien, das Rathaus, die Vendomesule, auf deren Spitze die Statue Napoleons stand. Dem Siege der Regierung folgte eine groe Menge von Erschieungen.
68. Die Ausrichtung des deutschen Kaisertums. Fr Deutschland hatte dieser Krieg ein Ergebnis gehabt, das der Krieg von 1866 infolge
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1. Vorderasien,
127
Bonden mittelmeerischen Inseln in der Nähe Kleinasiens gehört Cypern den Briten.
Die Bewohner sind meist Griechen, die vorwiegend Weinbau treiben. Von den West-
liehen Inseln ist Rhodos Hauptsitz der Schwammfischerei, während Chios und
Samos Südfrüchte und Wein ausführen.
2. Armenien.
u) Natnrbeschaffenheit. Armenien bildet das höher gelegene (1500 bis K 100.
2000 m) Zwischenstück zwischen den ziemlich gleich hohen Faltengebirgs-
ländern Kleinasien und Iran. Das rauhe Hochland ist von hochragenden
Gebirgsketten, terrassenförmig ansteigenden Hochflächen und tiefeingeschnittenen
Flußtälern erfüllt. Hier erfuhr die Erdrinde besonders starke Faltungen, und
mächtige vulkanische Ausbrüche überdeckten weite Strecken mit Lavamassen
oder schufen Kegelberge wie den Ararat (5200 m), den „steilen Berg".
Die Gebirge siud wegen der starken Niederschläge quelleureich (Euphrät und
Tigris). Die Hochflächen, meist trocken, enthalten vielfach abflußlose Becken,
die von Salzseen eingenommen werden (Wan-, Urmia-See).
d) Klima und Erzeugnisse. Im Gegensatz zu den rauhen, unwirtlichen
Höhen sind die Täler milde und fruchtbar. Man baut Weizeu, Gerste und in
den tieferen Lagen mit Hilfe künstlicher Bewässerung Mais, Hülsenfrüchte, Ge-
müfe und unsere bekannten Obstsorten an. Armenien ist die Heimat der Aprikose.
c) Bewohner. „Armenien
verbindet ethnographisch die asia-
tischen Jndogermanen (die so-
genannten Arier) mit den in
Europa wohnhaften; denn ohne
die zu den Ariern gehörenden
Armenier wäre eine Lücke zwi-
scheu den westlichsten Ariern (den
Jraniern) und den östlichenjndo-
germanen in Europa (den Rus-
sen>." Die Armenier wußten
dem Ansturm des Islam gegen-
über ihren christlichen Glauben
zu behaupten; politische Selb-
ständigkeit haben sie nie erlangt.
Sie leben meist als friedliche
Viehzüchter und Bauern in
halb unterirdischen Häusern; aus-
gewanderte Armenier haben sich
als Kaufleute und Ban-
kiers in den großen Städten
des Orients niedergelassen.
d) Politische Einteilung
und Siedlungen. Staatlich ge-
hört Armenien teils zu Rußland, teils zu Persien und teils zur Türkei. Die Greu-
zen der drei Reiche berühren sich am Ararat. Der türkische (der W mit Kurdistan)
und der persische Anteil (der 80) leiden unter schlechter Verwaltung, dem Mangel
74. Türkische Landleute in Kleinasien.
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Extrahierte Ortsnamen: Kleinasiens Rhodos Chios Samos Armenien Kleinasien Iran Urmia-See Europa Europa Rus- Kurdistan Kleinasien
3. - Ostasien.
137
B. China.
a) Bodengestalt und Bewässerung. Seiner Bodengestaltung nach besteht $ 109.
China aus zwei Teilen, einer nördlichen und einer südlichen Landschaft, die
durch die Ausläufer des Kweuluu voneinander getrennt sind. Der Nord teil
ist größtenteils Tiefland; es wird jedoch im No durch das Gebirgsland der
Halbinsel Schäntnng unterbrochen. Südchina hat steile, schluchtenreiche
Gebirge, denen auch weite Täler nicht fehlen.
Nordchina wird von dem H oänghö bewässert. Dem Gebiete dieses Flusses
gehört die Lößregion des Landes an. Der Löß, ein kalkhaltiger, toniger Sand, der
durch Staubstürme aus dem Inneren Asiens fortgetragen und an den Gebirgen
sowie im Tieflande Chinas abgelagert wurde, deckt oft in Schichten von 700 m
Mächtigkeit den Boden. Ausreichend bewässert, ist er äußerst fruchtbar. Infolge
seiner kapillaren Struktur bricht er bei Unterspülung in steilen Wänden ab.
(Vgl. § 30.) Daher sind die Flnßtüler senkrecht eingetieft, die Schichten in der
wunderbarsten Weise zerklüftet. Die gelben, schaumigen Lößschlammassen, die
der Hoänghö (d. h. gelber Fluß) mit sich führt und teilweise weit ins Meer
hinaustrügt, haben Fluß und Meer den Namen gegeben. Wie andere chinesische
Flüsse, so hat namentlich auch der Hoänghö durch Ablagerung von Sinkstoffen das
Bett seines Unterlaufes erhöht, stellenweise bis zu 5 m über dem umliegenden Lande.
Solche Flüsse eignen sich gut zur Bewässerung des Landes, aber ihre Dammdurch-
brüche sind äußerst gefährlich. Die letzte große Verheerung, die der „Kummer
Chinas" dnrch Überschwemmung anrichtete, erfolgte im Jahre 1887. In geschicht-
licher Zeit hat er seinen Unterlans häufig geändert und neue Rinnen gegraben. —
Der Hoänghö ist wegen starker Wasserstandsschwankungen und einer seiner Mün-
dung vorgelagerten Barre, aber auch wegen seines streckenweise flachen Fahrwassers
für die Schiffahrt wenig bedeutsam. Dagegen hat der Strom Südchinas, der
Jäntsekiäng („Sohn des Ozeans"), einer der mächtigsten Ströme der Erde
(5100 km), für China als Verkehrsstraße eine ähnliche Wichtigkeit wie der Mis-
sissippi für Nordamerika und die Wolga für Rußland. Seedampfer können bis Han-
köu, Flußdampfer und Dschunken sogar bis zum Austritt des Stromes aus Inner-
asien gelangen.
b) Klima und Wirtschaftsleben. Die Fortsetzung des Kwenlun bildet
nicht nur eine Wasser-, sondern auch eine Klimascheide. Im nörd-
lichen China ist das Klima mehr festländisch, im 8 ozeanisch mit geringen
Temperaturgegensätzen und reichlichen Niederschlägen. Im heißen Sommer
wehen die feuchten Monsunwinde vom Meere ins Land und bringen be-
trachtliche Regenmengeu. Ihr Ausbleiben hat den Ausfall einer Ernte und
in dem dichtbevölkerten Lande schreckliche Hungersnot im Gefolge. Im Winter
steht Nordchina unter der Herrschaft sehr kalter, Jnuerasieu entstammender
Nordwestwinde, deren Herrschaft im 8 bis nach Kanton reicht, ohne daß
dadurch in diesem Teile Chinas der Anbau subtropischer Gewächse ver-
hindert würde.
Die Gebiete des nordwestlichen China und des Chinesischen Tief-
land es gehören zu den gesegnetsten Gegenden der Erde und bilden die
Kornkammern des Landes. Fast alles anbaufähige Land ist in Kultur
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Extrahierte Personennamen: Südchina
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien China China Nordchina Asiens Tieflande_Chinas China Nordamerika China Nordchina China
4. Jnnerasien.
147
Karakorüm fort. Der Karakorüm, das „schwarze Gebirge", umschließt
im W mit dem Himalaja, dem Hiuduküsch, dem Kweuluu und dem Tien-
schau das Pamir-Hochland, ein burgartig emporgehobenes, seenreiches, von
breiten Mulden und zahlreichen Ketten durchzogenes Steppengebiet von 5000 m
Höhe. Der Tienschan, das „Himmelsgebirge", bildet das südwestliche
Gebirge des stafselsörmig nach No zurückweichenden, nur in der Pforte der
Dsüngarei unterbrochenen Nordwestrandes von Jnnerasien. Im No begrenzt
der Altai die Dsnngarei. Dieses Steppenland bildete wiederholt ein Aus-
bruchstor nach W für die mongolischen Völker und vermittelt jetzt eiueu großen
Teil des Güteraustausches zwischen China und Rußland. Am Baikal-See
schließen das Sajäuische und das Jablonoi-Gebirge den Wall. Die Ost-
grenze Zentralasiens sind die meridional streichenden Ketten des östlichen
Tibet, die nach 8 und 80 fächerförmig auseiuaudergeheu, und verschiedene
Randgebirge, darunter das Chingan-Gebirge.
B. Der innere Teil Zentralasiens.
a) Oberflächenbild. Der Kwenlnn, der sich vom Pamir gegen 0 bis § 115.
zum Chingan-Gebirge und bis nach China hinein erstreckt, scheidet Jnnerasien
in zwei Teile.
1. Das Hanhai im N ist der größere Teil (etwa 1000 m hoch). Es
trägt seinen Namen (Hanhai = „trockenes Meer") mit Recht; denn noch
zur Tertiärzeit bildete es das Becken eines Meeres, das durch die Dsün-
garische Pforte einen Abfluß fand. Der abflußlose westliche Teil heißt nach
dem einzigen größeren Fluß Jnuerasieus, dem Tarim (Bild 84), der in den
Lobnor mündet, das Tarimbecken oder nach den Bewohnern Osttnrkestän.
Der östliche Teil führt verschiedene Namen: Gobi („Wüste"), Schämo
(„Sandmeer"), die Mongolei.
2. Den Südteil bildet Tibet, ein von hohen, parallelen Gebirgsketten
durchzogenes, gefaltetes Hochland, das höchste der Erde (fast Montblanc-
Höhe, 4500 m). Der westliche Teil und die Nordostecke sind abflußlos. Im
gebirgigen, seenreichen 0 und 30 liegen die Quellgebiete der großen Ströme
Ost- und Südostasiens.
b) Klima, Pflanzen, Tiere. Für das Klima des Landes sind Verhältnis-
mäßig heiße Sommer und eisig kalte, fast wolkenlose Winter bezeichnend.
Durch die Trockenheit der Luft werden die Temperaturgegensätze noch ver-
schärft. Die durch Steigungsregen befeuchteten Randgebirge haben sämtlich
einen mit Vegetation bedeckten Fußgürtel und am Außenrande dichten Wald.
Höher hinauf folgt zunächst ein breiter Schuttgürtel von verwittertem
Gestein; dann beginnen Bergmassen aus festem Fels. Das Innere ist
wegen seiner sehr spärlichen Niederschlagsmengen meist Sand wüste mit
Steppen und Oasen oder Kieswüste. Da der Wald fehlt, so dient bei
dem Mangel an Holz der getrocknete Kot der Herden als Brennstoff.
Die Sandwüsten Zentralasiens sind auch die Heimat furchtbarer Stürme.
Anbau des Bodens gestatten nur geschützte und durch Quellen und Flüsse
10*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Himalaja China Rußland Baikal-See Zentralasiens Tibet Zentralasiens China Mongolei Tibet Zentralasiens
118
B. Länderkunde. — I. Asien.
Auch in semer Mittlern Erhebung (950 m) übertrifft Asien alle übrigen Erdteile.
Riesenhaft sind seine Ströme, riesenhaft an Flächengröße und Volkszahl seine be-
deutendsten Reiche. Von allen Erdteilen hat Asien das ausgedehnteste Flußdelta,
den größten Binnensee, den höchsten Berggipfel und die tiefste Landsenke.
d) Natürliche Landschaften. Asien wird zwischen 28° und 50° N von
einem Gürtel vorherrschend westöstlich streichender Faltengebirge und Hoch-
länder durchzogen. Jenseits der Einschnürung am Hindukusch strahlen die
Hochgebirge fächerförmig aus und umschließen ein gewaltiges, dreieckiges
Hochland: Hoch- oder Jnnerafien, das die übrigen Teile des Kontinents
scharf voneinander trennt. An die Nordwestseite Hochasiens schließt sich
West- und Nordasien an, an seine Ostseite Ostasien, an seine Südseite
Südasien. Dazu tritt noch eine ausgedehnte Inselwelt. So ergeben sich
mit Einschluß Vorderasiens fünf verschiedene natürliche Landschaften, auf
die sich die großen Tiefländer des Erdteils gleichmüßig verteilen (Fig. 69).
20° 140°
(1 : 120 Millionen )
1. Vorderasien.
§93. Zwischen die Afrika verwandten, ungefalteten Tafelländer Arabien,
Palästina, Syrien und die gefalteten Landmaffen der kleinasiatischen,
armenischen und iranischen Gebirge schiebt sich das größtenteils dnrch An-
schwemmnng gebildete Tiefland des Euphrät-Tigris.
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Asien Asien Hochasiens Nordasien Ostasien Vorderasiens Afrika Palästina Syrien
1. Vorderasien.
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A. Die vorderasiatische Wüstentafel.
Das vorderasiatische Tafelland ist das Verbindungsglied zwischen Eurasien
und Afrika und deshalb für den Weltverkehr wichtig, dem durch die Durch-
stechung der Landenge von Snes eine äußerst wichtige Straße eröffnet wurde.
Das Tafelland besteht wie das afrikanische meist aus Gneis und Granit;
darüber sind in vielen Gebieten gewaltige Decken von vulkanischen Ge-
steinen ausgebreitet.
1. Arabien.
a) Bodengestalt. Arabien bildet ein Tafelland von 1000 bis 1200 m mitt- K 94.
lerer Erhebung mit erhöhten Rändern steilweise über 2000 m Höhe), die
meist terrassenförmig vorn Meere aus aussteigen. Die höchsten Randgebirge
finden sich im Sw (Jemen) und im 80 (Oman); auch das Juuere wird stellen-
weise von bedeutenden Erhebungen durchzogen. — Auf der felsigen, wüsten-
haften Halbinsel Sinai' erhebt sich ernst und schroff das Granitmassiv des
Sinai im Mosesberg (Dschebel Musa) zu 2250 m.
b) Klima und Bodenerzeugnisse. Da der meist die Halbinsel bestreichende
Nordostpassat hier ein an sich trockener Wind ist, weil er aus kälteren Erd-
räumen in wärmere Gegenden weht, und da die hohen Randgebirge ver-
hindern, daß regenspendende Winde in das Innere des Landes eindringen,
so empfängt das Binnenland mit Ausnahme der mittleren, gebirgigen Teile
nur wenig Niederschläge. So ist das Innere trocken, tagsüber glühend-
heiß und oft von Sandstürmen durchtobt. Die Trockeutäler (Wadis) führen
nur nach den Gewitterregen segenspendendes Naß. Im 8 der Halbinsel
liegt die große, pflanzenlose, von zahllosen Sanddünenwellen erfüllte, oasen-
arme Arabische Wüste, „ein Ozean von Dünen". Wie in der Sahara
wird auch hier durch trockene Verwitterung und durch die Arbeit des Windes
der Sand immer neu erzeugt. In der gebirgigen Mitte des Innern er-
halten die Dattelhaine und Frnchtselder zahlreicher Oasen durch Steiguugs-
regen, aber auch durch künstliche Bewässerung hinreichende Feuchtigkeit. Auch
die Nef'ud im Nw, die im N der Syrischen Steppe weicht, ist infolge ihres
Oasenreichtums zugänglicher als die Arabische Wüste.
Das westliche Küstengebirge wird durch den Südwestmonsun befeuchtet,
jedoch reichen auch hier die Niederschläge nicht aus, dauernde Flüsse zu er-
zeugen und den Bodenanbau allgemein, ohne künstliche Bewässerung zu ermög-
lichen. Am fruchtbarsten ist die Landschaft Jemen an der Südwestküste,
wo die Glut der Souue Kassee', Datteln, Zucker, Weizen und Mais zur
Reife bringt und dichte Wälder Balsam, Weihrauch, Myrrhe und Gummi
liefern. Hier und besonders am Persischen Golf treiben die Bewohner Perlen-
fischerei.
* Nach der jetzt verfallenen Stadt Mocha, dem früheren Hauptausfuhrhafen, Mokka-
Kaffee genannt, heute der Handelsname für den besten javanischen Kaffee. Der arabische
Kaffee wird nur noch in geringer Menge nach Europa ausgeführt.
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Extrahierte Ortsnamen: Eurasien Afrika Oman Mosesberg Mocha Europa