Die deutschen Kolonien in Afrika.
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erzeuguisse, wie die Zufuhr der Rohstoffe ohne störende Belästigungen und
Einmengungen sicher zu stellen, wie eben nur der Besitz von Kolonien sie
gewähren kann.
Doch zur Erwerbung von Kolonien zeigte sich die Reichsregierung an-
fänglich wenig geneigt. „Es ist keineswegs die Absicht der Regierung," so
führte der Reichskanzler Fürst Bismarck in einer Reichstagssitzung aus, „Pro-
vinzen zu gründen, sondern kaufmännische Unternehmungen zu schützen in
ihrer freien Entwicklung, sowohl gegen die Angriffe aus ihrer unmittel-
baren Nachbarschaft, als auch gegen Bedrückung und Schädigung von seiten
anderer europäischer Mächte. Wenn das Reich sieht, daß der Baum Wurzel
schlägt, wächst und gedeiht und seinen Schutz anrufen wird, so wird es ihm
beisteheu."
Nach diesen Grundsätzen hat das deutsche Kolonialreich in Afrika und
der Südsee sich aufgebaut. Der Anfang war die Zusage des Reichsschutzes
für die Lüderitzscheu Besitzungen in Südwestafrika. Als nämlich der Bremer
Kaufmann F. A. Lüderitz an die Reichsregierung die Anfrage richtete, ob er
für von ihm an der Westküste Afrikas zu erwerbende Gebiete aus den Schutz
des Reiches rechnen könne, da wurde ihm die Antwort zu teil, wenn es ihm
möglich sei, einen Hafen zu erwerben, auf den keine andere Nation ein Recht
habe, so werde ihtu der erbetene Schutz gewährt werden. Gleich zeigte es
sich, mit welcher Eifersucht England das Vorgehen Deutschlands in Afrika
verfolgte. Ein Sturm der Entrüstung brach darüber in der Kapstadt aus,
daß die Deutschen es gewagt, vor ihren Toren sich festzusetzen. Indessen so
unanfechtbar war der Lüderitzsche Besitztitel, daß der Reichskanzler-, allen
haltlosen Einreden zu begegnen, am 24. April 1884 dem deutschen
Konsul in der Kapstadt die Weisung erteilte, amtlich zu erklären, daß
Lüderitz und seine Niederlassungen unter dem Schutze des Deutschen Reiches
ständen.
Damit war das erste deutsche Schutzgebiet gewonnen, und lauter Jubel
erscholl in Deutschland ob dieses kräftigen Auftretens, und Angra Pequenasi
und Lüderitz waren lange Zeit die meist genannten Namen.
195. Die deutschen Kolonien in Afrika.
a) Deutsch-Südwestafrika. Dieses älteste Schutzgebiet des Deutschen
Reiches liegt zu beiden Seiten des südlichen Wendekreises und ist etwa
\2¡a mal so groß wie das Deutsche Reich, zählt aber nur 200000 Ein-
wohner.
Das Küstenland bis etwa 20 Weilen ins Zuñere ist zu neun Zehntel
Saudwüste, ohne Wasser und ohne jdflanzenwuchs. Für Händler, welche
sich zeitweilig an der wüste aufhalten, muß das Wasser aus der Kapstadt
hei beigeholt werden. Das Hinterland besteht aus Hochebenen, die mit
grasreicheu weiden bedeckt und von einer Wenge Bergrücken (Granit-
und Gneisgebirge) durchzogen sind. Die Hochfläche senkt sich allmählich
nach dein Kalaharibecken, das teils Steppe, teils wüste ist. Die Berge, in
denen es manche heiße (Quellen gibt, sind nicht arm an nutzbaren wineralen.
H spr. Angra Pekehnah, d. i. kleine Bucht.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Südwestafrika Westküste_Afrikas England Deutschlands Afrika Kapstadt Kapstadt Deutschland Afrika Deutsche_Reich Kapstadt
Neue Vorrede.
Geneigter Leser!
r ich Dir eine vermehrte und ver-
besserte Auflage von meinem
Hübnero Enuclea-
To & Illustrato liefere: So
muß hier kürtzlich melden/ worinnen die
angegebenen Vermehrungen und Verbesse-
rungen bestehem
Sie betreffen hauptsächlich die Anmer-
kungen. Diese sind hin und wieder
theils erieutert ; rheils auch die ehemals
angezeigten Stellen aus andern L-criben-
ken, wo man vermurhet/ daß solche nicht
in jedermanns Händen seyn, völlig hin-
zugcsetzet; und rheils gann neue An-
merckungen beygefüget worden.
Insonderheit hat man die Historie der
Kapstr indem Interregno, un!>
aus den unterschiedlichen Häusern, aus gu-
ten Beschicht-Schreibern ziemlich ausge-
führet, und dadurch einem nahmhaften
Mangel der ersten Auflage abgeholffen.
Wie
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