20
Tl Frankreich als Kaiserreich.
errang Napoleon hier nicht. Die Entscheidung fiel bei Fried land in Ostpreußen zugunsten Napoleons. Nun stand diesem der Weg nach Königsberg offen; die preußische Königsfamilie floh nach Memel. Im Juli 1807 wurde der Friede zu Tilsit geschlossen. Preußen mußte alle Besitzungen links der Elbe und seine polnischen Besitzungen außer Westpreußen abtreten. Napoleon bildete aus preußischen und russischen Bestandteilen des ehemaligen Königreichs das Großherzogtum Warschau, das er dem Kurfürsten von Sachsen zugleich mit dem Königstitel verlieh. Dieser war nach der Schlacht bei Jena vom Bündnis mit Preußen zurückgetreten und hatte sich dem Rheinbund angeschlossen. Ferner mußte Preußen 130 Million Frcs. Kriegskosten zahlen; bis zu deren Zahlung blieb ein französisches Heer in Preußen; dessen Verpflegung kostete zehn-mal mehr als die Kriegskosten betrugen. Dann mußte Preußen die Verpflichtung eingehen, sein Heer auf 42000 Manu zu beschränken. Napoleon glaubte, in Zukunft vor Preußen sicher zu sein. Aus den preußischen Besitzungen links der Elbe, dem Kurfürstentum Hessen und andern Besitzungen bildete er das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel, dessen Verwaltung er seinem Bruder Jeröme übertrug. Dieser erhielt wegen seiner verschwenderischen Hofhaltung und seiner üppigen Feste den Namen „Bruder Lustig". Er pflegte seine Gäste nach den Festlichkeiten mit den Worten zu entlassen: „Morgen wieder lustik."
Mit Rußland schloß Napoleon ein Schutz- und Trutzbündnis; da England dem Bündnis nicht beitreten wollte, verhängte er über die englischen Waren die Kontinentalsperre, d. h. er verbot allen Mächten, die von ihm abhängig oder mit ihm verbündet waren, englische Schiffe in ihre Häfen aufzunehmen. Damit war Englands Stärke, der Handel, lahmgelegt. Der Kontinentalsperre widersetzten sich Portugal, der Papst und Holland. Vor einem französisch-spanischen Heere flüchtete die portugiesische Königsfamilie in ihre Kolonie Brasilien. Der Kirchenstaat wurde besetzt und mit dem Königreich Italien vereinigt, der Papst gefangen nach Savona und später nach Fontainebleau gebracht. Napoleons Bruder Ludwig, König von Holland, dankte ab, weil er die Kontinentalsperre ohne Schädigung seines Landes nicht durchführen konnte. Darauf wurde Holland als „Anschwemmung französischer Flüsse" mit Frankreich vereinigt. Auch Oldenburg, die Hansestädte und der nördliche Teil von Hannover wurden mit Frankreich vereinigt, um hier die Kontinentalsperre durchzuführen. Dagegen mißlang die Eroberung Spaniens und Portugals, weil England hier im Interesse seines Handels energisch Hilfe leistete. Besonders zeichnete sich in diesem Kriege der später vielgenannte Wellington aus.
Ruhmreiche Ereignisse. Der unglücklichste aller preußischen Kriege hat auch Ruhmestaten in der mannhaften Verteidigung der Festungen Kolberg und Graudenz auszuweisen. Die Festung Kolberg in Pommern
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3. Die Republik.
17
Republik. Der Verlust an Menschenleben wird auf 80000 geschätzt, die teils durch das Fallbeil, teils durch die Kriege hinweggerafft worden waren. Ferner hat die Konventsregierung ein riesiges Vermögen verschleudert, 3000 Million vom Kirchengut, 5000 Million vom Gute der Bürger und der Ausgewanderten. Die Assignate hatten keinen Wert mehr. Außerdem hinterließ der Konvent der folgenden Regierung einen Krieg gegen die Hauptmächte Europas.
Auswärtige Kriege. Der Krieg Österreichs und Preußens gegen Frankreich ist bereits im Zusammenhang mit den innern Wirren Seite 13 und 14 bis zum Übertritt der Generals Dumouriez dargestellt worden.
! Nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. schlossen sich auf Betreiben des englischen Ministers Pitt England, Holland, das Deutsche Reich, mehrere Staaten Italiens und Spanien an Österreich und Preußen an. So kam 1793 die große Koalition zustande, die den Krieg bis 1797 fortsetzte. Dieser Krieg wird der erste Koalitionskrieg genannt. Der europäischen Übermacht stellte Carnot als Leiter des Kriegswesens im Wohlfahrtsausschuß die ganze waffenfähige Mannschaft Frankreichs durch eine allgemeine Aushebung gegenüber, teilte sie in Heere ein und stellte tüchtige Generale an deren Spitze, die nach seinen Befehlen den Krieg führten. Während so die Franzosen nach einheitlichem Plane vorgingen,/fehlte den Koalitionsmächten eine Oberleitung. ^Die Eifersucht der einzelnen Mächte vereitelte die Ausnutzung der Waffenerfolge. Preußen und Österreichs entzweiten sich wegen der Teilung Polens. Preußen, das mehrere Siege über die französischen Truppen in der Rheinpfalz errungen Hatte, wollte seine Kräfte schonen, um bei der dritten Teilung Polens 1795 seine Ansprüche gegen Österreich und Rußland durchsetzen zu können. Daher zog das preußische Heer sich über den Rhein zurück, worauf die Franzosen das linke Rheinufer besetzten und in Holland einsielen. Der Statthalter floh, Holland wurde unter dem Namen der Batavischen Republik — Batavia ist der lateinische Name für Holland — französischer Vasallenstaat. Preußen trat 1795 aus der Koalition aus und schloß mit Frankreich den Sonderfrieden zu Basel; die linksrheinischen Besitzungen Kleve und Geldern wurden an Frankreich gegen die Zusage überlassen, daß in dem allgemeinen Friedensschluß dafür eine Entschädigung durch Besitzungen auf der rechten Rheinseite erfolgen sollte; auch Spanien und Toskana schlossen Frieden mit Frankreich. Es blieben übrig England, Österreich und die italienischen Staaten. Die französische Seemacht verlor an England die meisten Kolonien, die Österreicher schlugen sich tapfer in Deutschland und Italien, erlagen aber schließlich in Italien der größern Kriegskunst und Tatkraft des Generals Bonaparte. Im Jahre 1797 wurde der Friede zu Campo Formio im Gebiete von Venedig geschlossen. Österreich verlor Belgien und die Lombardei an Frankreich, erhielt dafür Venezien, nachdem dessen Waffen,
Dahmen, Leitfaden. Iv. Neubtg. 2
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60
Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
vollständige Trennung von Staat und Kirche durchführte, suchte er alle Parteien zu befriedigen. Die ersten Jahre seiner Regierung sind noch angefüllt mit Streitigkeiten gegen Holland, in denen es sich hauptsächlich um den Anteil handelte, den Belgien bei der Tilgung der Staatsschuld des früher vereinigten Königreichs zahlen sollte. Eine Einigung kam erst 1839 zustande, als Belgien eine jährliche Zahlung von 5 Million Gulden bis zur Tilgung der Schuld zu übernehmen versprach.
Unter Leopolds Regierung erreichte das Land eine große Blüte. Die Einführung des französischen Münzfußes erleichterte den Handelsverkehr mit Frankreich. Bergbau, Ackerbau, Industrie, Handel und Schiffahrt nahmen einen großen Aufschwung. Das Land erhielt das dichteste Eisenbahnnetz von allen Ländern der Erde. Von Vorteil war dem Lande der Anschluß an den Deutschen Zollverein. Leopold I. genoß auch im Auslande großes Ansehen.
Die Niederlande. Wilhelm I. regierte seit 1831 in den Niederlanden allein in patriarchalischer Weise. Dem Verlangen des Volkes nach einer mehr freiheitlichen Verfassung stand er unfreundlich gegenüber. Als die Kammer 1840 seine Zivilliste herabsetzte, dankte er ab und zog sich nach Berlin zurück, wo er 1843 starb. Sein Sohn Wilhelm Ii. regierte von 1840—1849.
Italien. In dem Königreich Neapel, auf Sizilien und Sardinien hatte eine Volkspartei dem König eine freiheitliche Verfassung abgerungen. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich fürchtete, daß die Bewegung auf die österreichischen Besitzungen in Oberitalien, die Lombardei und Venezien, übergreifen würde. Daher stellte ein österreichisches Heer die alten Zustände in Unteritalien und den beiden Inseln wieder her. Die österreichische Regierung in Oberitalien wurde dadurch nicht beliebter.
Spanien und Portugal. Die freiheitliche Bewegung in Unteritalien war von Spanien ausgegangen. Dort hatten aufständische Truppen dem König eine Verfassung abgetrotzt. Mit Hilfe eines französischen Heeres wurden die Aufständischen zur Ruhe gebracht und die absolute Monarchie wiederhergestellt. Der König führte statt des bestehenden Thronfolgegesetzes das alte kastilische wieder ein. Nach diesem war weibliche Thronfolge zulässig. Als nun der König starb und nur eine Tochter Jsabella hinterließ, machte sein Bruder Don Carlos Ansprüche auf den Thron auf Grund des frühern Gesetzes. Das führte zu langwierigen Bürgerkriegen, die unter dem Namen Karlistenkriege bekannt sind. ^
Auch der reiche Kolonialbesitz in Amerika ging verloren. Da die Regierung dort fast nur Spanier als Beamte anstellte und diese das Volk zu ihrer eignen Bereicherung bedrückten, erhoben sich allenthalben
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Leopolds Frankreich Niederlande Niederlanden Berlin Italien Königreich_Neapel Sizilien Sardinien Oberitalien Unteritalien Oberitalien Spanien Portugal Unteritalien Spanien Amerika
9. Überblick über die wichtigsten Ereignisse in den Hauptstaaten.
77
gewiesen wurde, erklärte er der Türkei den Krieg. England und Frankreich traten auf die Seite der Türken, Österreich und Preußen blieben neutral.
Bemerkenswert in diesem Feldzuge ist die von den Franzosen mit großer Tapferkeit ausgeführte Eroberung des Kriegshafens Sewastopol auf der Halbinsel Krim und die Erstürmung des Malakowtnrmes. Die Russen retteten ihre Waffenehre durch die Einnahme der starken armenischen Festung Kars.
Nach dreijährigem Kampfe wurde 1856 zu Paris der Friede geschlossen. Rußland gab Kars zurück, erhielt dafür das verlorene Sewastopol; das Schwarze Meer wurde den Handelsschiffen aller Völker geöffnet; Rußland verpflichtete sich, im Schwarzen Meere nicht mehr Kriegsschiffe zu halten als die Türkei, auch wurde den russischen Kriegsschiffen die Fahrt durch den Bosporus und die Dardanellen untersagt. Die christliche Bevölkerung der Türkei wurde unter den Schutz der Großmächte — nicht Rußlands allein — gestellt; der Sultan sicherte ihnen gleiche bürgerliche Rechte wie den mohammedanischen Untertanen zu.
Frankreichs Kriegsruhm war durch den Krimkrieg bedeutend gestiegen, der russische gesunken. Rußland hatte Hilse von Österreich erwartet als Gegenleistung für die Unterstützung bei der Niederwerfung des ungarischen Aufstandes. Die österreichisch-russische Waffenfreundschaft, die die preußische Regierung stets gehemmt und zu dem Vertrage von Olmütz genötigt hatte, war in die Brüche gegangen.
Englands auswärtige Politik hat große Erfolge zu verzeichnen, die auch den übrigen Mächten teilweise zugute gekommen sind. Ihr ist zu danken, daß China einige Häfen dem europäischen Handelsverkehr öffnete. Die Veranlassung dazu ist nicht rühmlich. Der Vizekönig von Kanton in China hatte ein strenges Verbot gegen den Opiumhandel erlassen. Seitdem wurde Opium durch englische Schiffe eingeschmuggelt. Dies veranlaßte die chinesische Regierung zu einem Edikt, das die Auslieferung aller Opiumkisten anordnete. Englische Kaufleute wurden gezwungen, über 2000 Kisten Opium in den Kantonfluß zu werfen; zugleich wurde aller Handelsverkehr mit England abgebrochen. Daher entstand 1840 der sogenannte Opiumkrieg, in dem die Chinesen schließlich unterlagen. Im Frieden mußte China 1841 Hongkong an England abtreten und fünf Häfen dem englischen Handel öffnen. Chinesische Übergriffe gegen fremde Kaufleute führten 1857 einen neuen Krieg Englands und Frankreichs gegen China herbei. In den Friedensbedingungen wurde beiden Nationen freier Handel zugestanden, die Duldung des Christentums und Zulassung von englischen und französischen Gesandtschaften am Hofe zu Peking ausbedungen. Mit Japan wurde 1860 ein Handelsvertrag geschlossen, der auch dieses Land dem englischen Handel öffnete.
In Indien hatte eine Vereinigung von Kaufleuten, Ostindische Kompanie genannt, den Handel beherrscht und das Land im Einver-
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Napoleon tm Kampfe mit England, Spanien und sterreich.
19
Da schlo Alexander trotz aller Beteuerungen, die er Friedrich Wilhelm gemacht hatte, mit Napoleon Frieden. Zu Tilsit kamen die beiden Tusiter Kaiser auf einem in der Memel verankerten Flo zusammen; am zweiten 311 17-Tage wurde auch der König von Preußen zu den Unterhandlungen zugezogen. Frankreich und Rußland gingen miteinander ein Bndnis ein. Den preuischen Staat lie der Sieger, wie es in der Friedens-urkunde hie, nur aus Geflligkeit gegen den Kaiser von Rußland bestehen;
auch die Frsprache der Knigin Luise, die sich, obwohl von ihm schwer gekrnkt, hatte bereden lassen ihm als Bittende zu nahen, konnte ihn nicht bewegen, die harten Bedingungen zu mildern, die er dem gehaten Staate auferlegte. Friedrich Wilhelm mute die Hlfte seines Gebiets abtreten,
nmlich alle Lande links der Elbe und dazu die bei den polnischen Teilungen erworbenen Gebiete auer Westpreuen. Westlich der Elbe schuf Napoleon ein Knigreich Westfalen und gab dies seinem jngsten Bruder Je-r o m e, der in Kassel seine Residenz nahm und dort ein lustiges, ver-schwendendes Leben fhrte. Die polnischen Gebiete berwies er als ein Herzogtum Warschau Friedrich August von Sachsen, der nach der Schlacht von Jena dem Rheinbund beigetreten war und den Knigstitel erhalten hatte. Auerdem wurde Preußen die Zahlung einer Kriegssteuer auferlegt.
Noch der ein Jahr lang blieb die franzsische Armee in Franzsische Preußen; in jenen zwei Jahren ist in dem unglcklichen Lande mehr als Pressungen, eine Milliarde Franks von den Feinden erpret worden. Als die Armee endlich 1808 abzog, da sie in Spanien ntig wurde, mute Friedrich sich verpflichten, sein Heer nicht der die Zahl von 42 000 Mann hinaus zu verstrken, und in die wichtigsten Oderfestungen franzsische Besatzungen aufnehmen.
Napoleon im Kampfe mit England, Spanien und sterreich.
20. Die Festlandsperre. Der spanische Krieg. Als Napoleon nach Festland-dem Siege von Jena in Berlin weilte, hatte er eine Verordnung erlassen, die darauf berechnet war, dem englischen Handel und der englischen Jndu-strie den grten Schaden zuzufgen. Jeder Handelsverkehr mit England wurde verboten; alle englischen Schiffe und Waren sollten mit Beschlag belegt, jeder Englnder verhaftet werden. Diese Ver-ordnung galt fr Frankreich und fr alle von ihm abhngigen Lnder; auch Rußland schlo sich diesem Handelskriege gegen England an. In der Tat erlitt, während die franzsische Industrie emporblhte, die englische Volks-
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Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Tilsit Frankreich Westfalen Kassel Sachsen Jena Rheinbund Spanien England Spanien Jena Berlin England Frankreich England
Tas Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs.
Franzsische Noch der ein Jahr lang blieb die franzsische Armee in Pressungen Preußen; in jenen zwei Jahren ist in dem unglcklichen Lande mehr als eine Milliarde Franks von den Feinden erpret worden. Als die Armee endlich 1808 abzog, da sie in Spanien ntig wurde, mute Friedrich sich verpflichten, sein Heer nicht der die Zahl von 42 000 Mann hinaus zu verstrken, und in die wichtigsten Oderfestungen franzsische Besatzungen aufnehmen, v
Napoleon im Kampfe mit (htglmtb, Spanien und sterreich.
208. Die Festlandsperre. Der spanische Krieg. Als Napoleon nach dem Siege von Jena in Berlin weilte, hatte er eine Verordnung erlassen, die darauf berechnet war, dem englischen Handel und der englischen Industrie den grten Schaden zuzusgen. Jeder Handelsverkehrmiteng-land wurde verboten; alle englischen Schiffe und Waren sollten mit Beschlag belegt, jeder Englnder verhaftet werden. Diese Verordnung galt fr Frankreich und fr alle von ihm abhngigen Lnder; auch Rußland schlo sich diesem Handelskriege gegen England an. In der Tat erlitt, während die franzsische Industrie emporblhte, die englische Volkswirtschaft trotz des ausgedehnten Schmuggels, der sich entwickelte, viel Schaden.
Im Jahre 1808 lie sich Napoleon von seiner ins Ungeheure wachsenden Bayonne. Herrschgier verleiten, an dem spanischen K n i g s g esch l e cht, das sich seit dem Baseler Frieden ganz an Frankreich angeschlossen hatte, eine Handlung grter Treulosigkeit zu begehen. Als nmlich zwischen dem schwachen König und seinem Sohne, dem Kronprinzen, Streitigkeiten aus-brachen, berief er beide, als wolle er vermitteln, nach der Stadt Bayonne am Adour, bewog sie, ihren Rechten auf die spanische Krone zu entsagen, und bertrug diese seinem ltesten Bruder Joseph, den er vor zwei Jahren zum König von Neapel gemacht hatte; die Krone von Neapel erhielt M u r a t, der bisherige Groherzog von Berg. Da ergriff das spanische Volk, der -Epanischerdie Beschimpfung entrstet, die Waffen. Zwar fhrte Napoleon, nachdem 1808. er auf dem prunkvollen, von vielen Rheinbundfrsten besuchten Kongre zu Erfurt das Bndnis mit Alexander von Rußland erneuert hatte, selbst seine Heere der die Pyrenen und zog mit Joseph in Madrid ein. Aber es gelang nicht den spanischen Volkskrieg niederzuschlagen, zumal die Englnder ein Heer unter Wellington nach der Halbinsel sandten. Unter wechselvollen Kmpfen drang dieser langsam vor; als zu Beginn des Jahres 1814 die Heere der Verbndeten der den Rhein nach Frankreich hereinbrachen, berschritt Wellington die Pyrenen.
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Jena Berlin Frankreich England Bayonne Frankreich Bayonne Neapel Neapel Berg Erfurt Madrid Wellington Rhein Frankreich Wellington
— 220 —
Heer, auch eine Kriegsflotte, und begattn bald, an weitere Vergrößerungen zu denken, und zwar in Rfrifca. Hm bequemsten gelegen wäre ihm das nahe Tunis gewesen, das schon halb von Italienern besiedelt war - dort kamen ihm aber die Franzosen zuvor (1881). 3« Erbitterung hierüber trat Italien (1882) dem Bunde zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn (s. 2) bei, hielt sich auch, wenngleich mit Schwankungen, zu diesem Dreibünde bis zu dem Abfall während des Weltkrieges (1915).—Nach Vereitelung der tunesischen Hoffnungen legte Italien seine Hand auf M a \ f a u a am Boten Meer und von dort aus auf einen Teil von Rbessynien. Über das italienische Heer würd? von dem abessqnischen König geschlagen (1896). Immerhin gelang den Italienern ein glimpflicher Friede, der ihnen den größten Teil der „Erythräischen Kolonie (erqthräifch ---- rot, vom Roten Meer) rettete. — Besser, hofften sie, sollte es ihnen gegen die Türkei gelingen-nachdem sie sich mit Frankreich über die Teilung des noch nicht französischen Restes der nordafrikanischen Küste dahin verständigt hatten, daß Frankreich Marokko, Italien das der Türkei gehörende Tripoh5 zufallen sollte, verlangte Italien (1911) ganz plötzlich, mit 24 ständiger Bedenkzeit, von der Türkei die Herrschaft über Tripolitanten und das fand bis zur ägyptischen Grenze, die Lyrenaika. Ris die Türkei diese Zumutung ablehnte, erklärte Italien ihr den Krieg. Da die Türkei nur eine ganz schwache Flotte hatte, so konnten die Italiener in Tripolis ein großes Heer landen. Das kam aber nicht über die Küste hinaus denn in diesem wüstenlande wehrte sich die türkische Besatzung nebst muselmanischen (Eingeborenen aufs mutigste. (Erst nach Rusbruch des Balkankrieges ([. 4.) verzichtete die Türkei in ihrer Hot auf die afrikanischen Provinzen, die sie nicht verteidigen konnte.
verdächtig und mit der Treue gegen das verbündete Österreich-Ungarn nicht verembarlich war es, daß die italienische Regierung schon M den siebziger Jahren eine Bewegung in ihrem Lande duldete, die durch feindselige Umtriebe den (Erwerb des noch bei Österreich verbliebenen, „unerlösten" Welschtirols und der (Brenzlande um Triest mit zum Teil italienischer Bevölkerung vorzubereiten suchte.
4. Die Türkei und die Balkanvölker. Die Türkei, früher der Schrecken (Europas, war durch die Willkür Herrschaft ihrer Sultane und Paschas, durch grausame Behandlung der nicht muselmanischen Untertanen zu einem zerrütteten, sich nur noch mühsam erhaltenden, scheinbar kraftlosen Staat geworden. Sie galt als „der alte kranke Utann", der nächstens sterben werde und den die anderen zu beerben
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Extrahierte Ortsnamen: Rfrifca Tunis Italien Deutschland Italien Frankreich Italien Italien Italien Tripolis Europas
285
Steuerbestimmungen zum Nachtheil der Colonieen, aber zum Vortheil
des Mutterlandes. Anfangs hatte England nämlich nur ein indirektes Ein-
kommen gehabt, indem die Coloniften keine Stahl-, Blech-, Draht- und Eisen-
werke anlegen durften, die Häute und Felle und das Schiffsbauholz nur
nach England ausführen und ihren Bedarf an Hüten, wollenen Zeugen und
Eisen aus England beziehen mußten. Als aber die englische Staatsschuld
neue Einnahmen nöthig machte, legte England einen hohen Zoll auf alle
nicht englischen Waaren, verbot das Papiergeld der Colonieen rc. Die
Amerikaner, über diese gesetzliche Bestimmung erbost, untersagten sich darauf
selbst den Gebrauch aller englischen Waaren, worauf das Parlament gleich-
sam als Strafe alle gerichtlichen und ungerichtlichen Urkunden in den Colo-
nieen einer Stempelung unterwarf. Wegen des Widerstands, welchen dies
Gesetz erfuhr, hob man es zwar wieder auf, verfügte aber eine Steuer auf
importirtes Glas, Papier, Thee rc. Aber nur die Theesteuer trat in Kraft;
jetzt tranken die Amerikaner keinen Thee mehr, und als nun im Dec. 1773
die englisch-westindische Handelskompagnie zollfreien Thee brachte, nahm man
ihn auch nicht. In Boston erstieg ein Haufe als Indianer verkleideter Leute
sogar ein Schiff und schüttete 332 Kisten Thee ins Meer. Tiefer berühmte
Theesturm fachte alsbald den Krieg zwischen dem Mutterlande und den Colo-
nieen an, in welchem von Seiten der Nordamerikaner sich besonders Georg
Washington und Benjamin Franklin, jener als Feldherr, dieser als Staats-
mann auszeichneten. Am 4. Juli 1776 erfolgte die berühmte Unabhängig-
keitserklärung von 13 Staaten, deren politische Selbständigkeit nach einem
wechselvollen Kriege im Frieden von Versailles am 3. Sept. 1783 von
Seiten Englands anerkannt werden mußte.
Die spanischen Colonieen in Mexiko, Mittel- und Südamerika wurden
von der Krone nur als eine nie versiegende Quelle betrachtet und demgemäß
behandelt. Alle Bergwerke lieferten ihre bedeutenden Ausbeuren nach Madrid,
die spanischen Kaufleute setzten ihre Waaren nach den Colonieen ab und
brachten Gold und Silber zurück. Nachdem aber England sowohl durch den
Verlust eines ansehnlichen Theils seiner amerikanischen Colonieen, als durch
die europäische Continentalsperre genöthigt war, neue Consumplätze für seine
Waaren auszusuchen, wandte es seine Blicke auf Südamerika. Die spanische
Regierung begünstigte zu ihrem eigenen Nachtheile Englands Vorhaben. In
der neuen Verfassung, welche Spanien 1810 nach dem Muster der französi-
schen erhielt, war anfänglich die Bestimmung enthalten, den Bewohnern der
Colonieen gleiche Rechte mit denen des Mutterlandes zu ertheilen, und in
allen Abstimmungen die Stimmenmehrheit zu respektiren. Durch dies Ge-
setz ward aber die Regierung in Wirklichkeit nach Amerika verlegt, weil die
Colonieen 13 Mill., das Mutterland 10 Mill. Seelen zählte. Um diesen
Fehler wieder gut zu machen, fügte man darnach die Bestimmung hinzu, es
solle kein auch noch so entfernter Abkömmling aus afrikanischem Blute wähl-
bar sein, noch wählen dürfen. Dadurch wurde natürlich weitaus der größte
Theil der Colonisten vom Staatsleben ausgeschlossen. Es entstanden allenthalben
Revolutionen und Unabhängigkeitserklärungen, welche zuletzt den Verlust aller
Colonieen mit Ausname der Insel Cuba für die spanische Krone herbeiführten.
Eine eigene Geschichte hat Brasilien. Nach seiner Entdeckung durch
Cabral (1500), welcher es ^anta Cruz nannte (stmen jetzigen Namen ver-
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Extrahierte Personennamen: Georg
Washington Benjamin_Franklin ^anta_Cruz
Extrahierte Ortsnamen: England England England England Boston Colo- Versailles Englands Mexiko Madrid England Englands Spanien Amerika Cuba Brasilien
974
Die einzelnen Länder Amerika's.
bauerte der Kampf, der diese Staaten vom Mntterlande losriß
und sie zu einem Freisiaate vereinigte. 1783 Friede zu
Versailles; Benjamin Franklin und Georg Was-
hington die Gründer der neuen Freiheit. Die Niederlassungen
dehnten sich von diesen Zeiten an immer weiter nach Westen
aus; die Staaten vermehrten sich; 1795 erreichten sie den
Missisippi und bereits 1805 den großen Ocean. Der Ver-
fassnngsnrkunde vom 17. September 1787 zufolge bilden
die vereinigten Staaten einen Bund, der aus mehrern
demokratischen Staaten besteht, von denen ein jeder zwar
unabhängig ist, die aber alle durch den allgemeinen Kongreß
zu einem großen Ganzen verbunden werden. Dieser General-
Kongreß ist im Besitze der höchsten Gewalt; er gibt Gesetze,
erklärt Krieg, schließt Frieden und andere Verträge, schreibt
Auflagen aus u. s. w. Er versammelt sich alljährlich den
1. December zu Washington, der Hauptstadt des Bundes;
an seiner Spitze steht ein Präsident, die höchste obrigkeitliche
Person im Staatenbunde, der alle vier Jahre gewählt wird
und allein die ausübende Gewalt besitzt. Er ist zugleich das
Haupt der Land- und Seemacht, ernennt die Minister, hat
das Recht zu begnadigen u. s. w. Ueber den Gebrauch
seiner Macht aber ist er dem Kongresse verantwortlich. Der
Kongreß besteht aus dem Senate und dem Hause der
Repräsentanten. Irr jenen wählt jeder Staat zwei Mit-
glieder; jeder Senator muß ein Alter von mindestens 30
Jahren haben. Der Senat ist zugleich bei Anklagen wegen
Hochverrathö der oberste Gerichtshof. Von je 40,000 Ein-
wohnern eines Staates wird ein Mitglied in die Repräsen-
tanten-Kammer gewählt; cs muß wenigstens 25 Jahre alt sein.
§. 1144. Die Einkünfte, größtentheils aus dem
Ertrage der Zölle, der Posten und dem Verkaufe noch unange-
bauter Staatsländercien fließend, betragen etwa 104 Million
Gulden, die Ausgaben aber 98 Mill. Die Staats-
schulden, die im Jahre 1816 bis zu 818'/. Mill. Gulden
gestiegen waren, sind jetzt gänzlich getilgt. — Die Landmacht
begreift das stehende Heer und die Milizen. Jenes ist
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Mederlande.
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mont und H vor ne- werden in Brüssel hingerichtet, der
nach Deutschland entflohene Wilhelm von Oranien ge-
ächtet. Die ersten Versuche Wilhelm's zur Befreiung des
Landes mißlingen; ap aber die Meergeusen 1572 Briel
und Vliessingen erobern, erklären sich die nördlichen Pro-
vinzen für ihn. Allgemeiner Aufstand. 1573. Alba wird
abgcrufen, nachdem er in 6 Jahren 18,000 Menschen dem
Blutgericht geopfert. Sein Nachfolger, der milde Reque-
sens (1573—1576), vermag den allgemeinen Aufstand nicht
zu dämpfen. Unter Juan d'austria (1576—1578) plün-
dern die unbezahlten spanischen Truppen mehrere der reich-
sten Städte; die noch ruhigen südlichen Provinzen ver-
binden sich mit den nördlichen durch die Pacification
zu Gent, 1576, zur Vertreibung derselben. Alexander
von Parma ( 1578 — 1592) beruhigt die (südlichen
Provinzen und wendet seine Macht gegen die nördlichen,
welche sich
1579, 23. Jan. durch die Utrechter Union zu gegensei-,
tiger Vertheidigung verbünden. An Geldern, Zütphen,
Holland, Utrecht und Groningen schließen sich bald auch
Friesland und Oberyfsel. — 1581 wird dem Könige der
Gehorsam aufgekündigt, nachdem bis dahin der Krieg
in seinem Namen geführt worden. Nachdem Wilhelm I.
1584 durch Meuchelmord gefallen, übernimmt sein Sohn,
der tapfere und kluge Moritz von Oranien, den Ober-
befehl und wird statt Leicester, der von Elisabeth mit Hülss-
truppen geschickt worden, Statthalter (1587—1625).
1589. Philipp Ii., nachdem er unermeßliche Mittel zur Un-
terjochung der Niederlande vergebens ausgeopfert, tritt die-
selben an seine Tochter Jsabella und ihren Gemahl Al-
brecht, Erzherzog von Oestreich, ab, die aber von der
Union nicht anerkannt werden
Die Holländer erobern den größten Theil der portugiesi-
schen Besitzungen in Ostindien; Gründung der ostindischen
Compagnie 1602. Amsterdam hebt sich gegen Antwerpen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Alexander
von_Parma Alexander Wilhelm_I. Moritz_von_Oranien Elisabeth Philipp_Ii Philipp Jsabella Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Utrecht Groningen Friesland Niederlande Ostindien Amsterdam