Sage lind Geschichte.
311
304. (275.) Der Tag von Eckernsörde.
(5. April 1849.)
1. Am Nachmittage des 4. April 1849 zwischen sechs und sieben Uhr
rief ein Alarmschuß den Hauptmann Jungmann, den Befehlshaber der beiden
Eckernförder Strandbatterieen, aus dem nahen Borby von seinem Schreib-
tische in die Schanze. Sechs feindliche Segel- und drei Dampfschiffe steuer-
ten ein und legten sich am südlichen Ufer der Bucht vor Anker. Man wußte
in den Schanzen, der Nord- und der Südschanze, was bevorstand.
Der grauende Morgen des anderen Tages zeigte das Geschwader auf
derselben Stelle; ein Dampfschiff fehlte. Bald ward es lebendig auf den
Schiffen. Im frisch erwachenden Ostwinde begann Segel auf Segel sich zu
blähen. Die Sonne stieg an einem wolkenlosen Himmel empor. Ein feiner
Meerduft ruhte auf dem Wasser. Es war ein prächtiger Gründonnerstag-
Morgen. Christian Viii und Geston, die stolzesten Schiffe der dänischen
Marine, setzten sich in Bewegung; drei weitere Schiffe des Geschwaders
folgten ihnen, drei mit Landungstruppen gefüllte blieben zurück. Christian
führte 84 Kanonen, Geston 48, Galathea 32, Hekla und Geiser je 8; die
drei Jachten trugen ungefähr 250 Mann Infanterie. Kreuzend, um sich vol-
lends klar zu machen, fuhren die fünf im Bogen wie aus dem Hafen heraus;
dann aber wandten sie herum und marschierten um 7ffs Uhr gerade der Nord-
schanze gegenüber auf: Christian, Geston, Galathea in Linie hinter einander;
Dampfschiff Hekla, das dem Christian, Dampfschiff Geiser, das der Geston
zum Kampfhelfer gegeben war, in größerer Entfernung, der Seeküste des Ha-
fens näher.
2. Etwas vor 8 Uhr gab Jungmann das Kommando: Langsames Feuer
vom linken Flügel! und die erste Kugel von der Nordschanze tanzte über den
Kamm der Wellen dem Linienschiffe entgegen. Der Hauptmann hatte frei auf
der Brustwehr stehend das Nahen des Feindes verfolgt; sausend schlug eine
Kugel zwei Fuß unter ihm in die Schanze. „Ihr seht, Leute," rief er in
die Batterie hinab, „nicht jede Kugel trifft!" Bald erfolgten vom Linienschiffe
zwei Lagen rasch nach einander, und auch Fregatte und Korvette (Geston
und Galathea) überschütteten die Schanze mit aller Art von Geschossen.
Eine Kugel der Korvette warf eins der Geschütze über den Haufen; aber bald
darnach kreuzte die durch die Kartätschen der Batterie beschädigte Korvette
aus dem Hasen hinaus. Christian, obwohl er gegen den Willen seines Be-
fehlshabers Paludan beim Beidrehen infolge der eingehenden Strömung
der Südschanze etwas näher gekommen war als der nördlichen, und Geston
waren unterdessen so zwischen beiden Schanzen vor Anker gegangen, daß sie
von beiden Seiten aus und in beide Schanzen zugleich ihre Breitseiten zu
geben vermochten. Dieses Massenfeuer beider Schiffe, insonderheit des
Christian, wurde für die Nordschanze immer bedrohlicher.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Extrahierte Personennamen: Jungmann Eckernförder_Strandbatterieen Borby Christian_Viii Christian Hekla Geiser Christian Galathea Dampfschiff_Hekla Christian Dampfschiff_Geiser Jungmann Christian Christian
Sage und Geschichte.
313
durch die eine Maschine des Dampfers, so daß sie sofort in Ruhe gesetzt und
von der zweiten Maschine getrennt werden muß. Langsam verläßt der Geiser
den Kampfplatz. Christian und Gefion sind auf sich allein angewiesen; die Fre-
gatte zum Tode getroffen, das Linienschiff dem Stranden nahe. Paludan hißt
um 12'/2 Uhr die Parlamentärflagge. Er schlägt die Einstellung der Feind-
seligkeiten vor, widrigenfalls er Eckernförde in Brand schießen werde.
3. Die Antwort Jungmanns war im Einverständnis mit der hochherzigen
Bürgerschaft von Eckernförde verneinend: „Ich werde schießen, solange ich
ein Geschütz und ein Geschoß habe, es sei denn, die Dänen ergeben sich."
Um 472 Uhr beginnt der Kampf aufs neue. Während der vierstündigen
Waffenruhe hatten die Deutschen ein zweites Geschütz der Nordschanze wieder
kampffähig gemacht und vier weitere Feldgeschütze herangezogen. Unter dem
auf dasselbe Ziel gerichteten Feuer der zehn deutschen Kanonen sank der
Mut der Dänen. Um 5'/2 Uhr senkte die Geston den stolzen Danebrog,
eine halbe Stunde später auch Christian Viii.
Um die Übergabe des Linienschiffes und die Ausschiffung der Besatzung
zu bewerkstelligen, ging Preußer an Bord. Siegestrunken, in furchtbarer
Aufregung kam er aufs Verdeck; er glaubte noch an die Möglichkeit, daß
die Schiffe entrinnen könnten, befahl dem Kapitän, sofort das Schiff zu ver-
lassen, und hörte nicht auf die Vorstellung, daß es in Brand geraten sei.
Hin und her flogen die Boote, die die Gefangenen ans Land brachten.
Inzwischen ward es Nacht, und der Mond ging auf über der jubelnden
Stadt. Da plötzlich — es war 8v2 Uhr — schlug das Schiff in seiner
ganzen Länge in einer breiten Feuersäule empor; ein Gekrach und eine Luft-
erschütterung erfolgte, als sei die Stadt in die Luft gesprengt, als sei der
Erdboden selbst von Beben ergriffen. Christian Viii war in die Luft ge-
flogen, mit ihm auch der tapfere Preußer.
4. Die Sonne des Karfreitags beleuchtete die furchtbare Zerstörung, die
der Kampf des verflossenen Tages herbeigeführt hatte. Meilenweit entfernt
von dem Kampfplatz lagen die Spuren des vernichteten Schiffes umher;
Millionen Splitter deckten den Strand; Tonnen, Boote, Masten, Taue, Segel,
Balken, Bretter, Waffen, Kleidungsstücke, totes Geflügel lagen im buntesten
Gewirre durch einander; zwischen allem diesem die zerrissenen Leichen der
Tapfern, die den furchtbaren Tod in den Flammen gefunden hatten, und unter
ihnen, kaum mehr erkennbar, auch die des jugendlichen Helden Theodor Preußer.
Den wackern Kämpfern ward die verdiente Anerkennung in reichem
Maße zu teil. Jungmann ward zum Major ernannt; und um das Andenken
an Preußer wegen seines ausgezeichneten Benehmens auf ewige Zeiten zu
ehren, bestimmte der kommandierende General von Bonin, daß er als Leut-
nant der Artillerie in die Offiziers-Ranglisten von der Artillerie-Brigade auf-
genommen und als solcher fortgeführt werden solle. Nach Jansen und Sach.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian_Viii Christian_Viii Theodor_Preußer Jungmann General_von_Bonin Jansen
314
lv. Bilder aus der Erdkunde,
305. (276.) Die Erstürmung der Düppeler Schanzen.
(18. April 1864.)
Ein schmaler Meeresarm, der Alsensund, trennt die schleswigsche Insel
Alsen von der Halbinsel Sundewitt. Der friedliche Wanderer geht bequem
auf einer breiten Landstraße an dem Dorfe Düppel vorbei über die zwischen
diesem und dem Wasser liegende Höhe hinüber und gelangt ungehindert zu
der Brücke, die ihn vom Festlande nach der Insel Alsen hinüberführt.
So leichte Arbeit fand aber dort 1864 im dänischen Kriege das preußische
Heer nicht. Denn als ein mächtiges Bollwerk stellten sich ihm auf den Düppeler
Höhen zehn starke Schanzen entgegen; und ein Heer von 26 000 Dänen, die
in den Schanzen und in den hinter ihnen erbauten Baracken lagen, hatte
die Aufgabe, den Preußen den Übergang nach Alsen zu wehren.
Hatte man im preußischen Heere, das im Februar 1864 gegen diese
dänischen Verteidigungswerke anrückte, anfangs geglaubt, die Feinde durch
heftiges Geschützfeuer aus der Ferne zum Rückzüge zwingen zu können, so
erkannte doch der Oberbefehlshaber, Prinz Friedrich Karl, bald mit vollem
Rechte, daß nur eine förmliche Belagerung zum Ziele führen könne. So
begann man denn, rüstig Hacken und Spaten zu rühren, Schanzen auszu-
werfen und schweres Belagerungsgeschütz hineinzuschaffen. Die nächste Auf-
gabe war alsdann, bis zu den dänischen Schanzen freie Bahn zu schaffen,
d. h. die Dänen ans dem ganzen Gelände diesseit ihrer Schanzen zu ver-
treiben. Diesen Erfolg hatte ein siegreicher Kampf am 17. März.
Nunmehr begann das schwere Werk der langsamen Annäherung an
die feindlichen Bollwerke. In Zickzacklinien, damit sie nicht von den dänischen
Geschossen bestrichen werden konnten, wurden Laufgräben angelegt und am
29. März die erste Parallele, d. h. ein breiter, mit der feindlichen Schanzen-
linie parallel laufender Graben mit davor aufgeworfenem Erdwalle er-
richtet. Etwa 600 Meter von den Düppeler Schanzen entfernt warfen
nach weiterem mühevollen Vordringen die Preußen in der Nacht vom 7.
zum 8. April die zweite Parallele auf; und nun ward im Hauptquartier zu
Gravenstein der Beschluß gefaßt, von dieser Parallele aus am 14. April
den Sturm zu unternehmen. Allein König Wilhelm übersandte am 13.
April den Befehl, noch eine dritte Parallele anzulegen, weil bei der großen
Entfernung der zweiten Parallele von den Schanzen die Stürmenden zu
lange dem feindlichen Kanonenfeuer ausgesetzt sein würden. So näherte
man sich denn in immer spitzwinkeliger angelegten Laufgräben den Schanzen
noch bis auf etwa 300 Meter und warf dort die dritte Parallele auf.
Am 18. April vormittags 10 Uhr sollte der Sturm ausgeführt werden.
Die 46 Jnfanteriekompanieen, aus denen die sechs Sturmkolonnen gebildet
wurden, bestimmte das Los. Im Gedanken an die Furchtbarkeit des bevor-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm
316
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
sich über die Schiffsbrücken nach Alsen gerettet, und so befand sich das schlesmigsche
Festland vollständig in dem Besitz der Preußen.
Einen unvergleichlichen Heldenmut hatten die preußischen Truppen, hatte
jeder einzelne von ihnen bewiesen. Beim Angriff auf die Schanze Nr. Ii
standen die Stürmenden vor den Pallisaden; eine Öffnung war nirgends
vorhanden. Da trat der Pionier Klinke vor und sagte: „Ich werde Luft
schaffen, Herr Leutnant; besser einer als zehn!" — Damit warf er seinen
Pulversack unter die Pallisaden und stieß die Lunte hinein. Halb verbrannt
flog der Brave nach der einen, die Pallisaden nach der andern Seite, und
durch die gewonnene Öffnung hindurch ging es zum Siege.
General von Raven wurde, als er an der Apenrader Straße seine
Leute ordnete, durch einen Granatsplitter in den rechten Unterschenkel ge-
troffen, ließ sich aber erst, nachdem er die nötigen Befehle zum weiteren Vor-
rücken erteilt hatte, in das Johanniterhospital zu Nübel bringen, wo er am
27. April starb. „Zeit ist es," sagte er auf dem Wege ins Hospital zu
einem Kameraden, „daß wieder einmal ein preußischer General für seinen
König blutet."
Der König aber, für den bei dieser großartigen Kriegsthat so viele
brave Preußen geblutet, gekämpft und gesiegt hatten, spendete schon am Nach-
mittage des 18. April den Truppen seinen Dank durch das folgende an den
Prinzen Friedrich Karl gerichtete Telegramm: „Nächst dem Herrn der Heer-
scharen verdanke ich meiner herrlichen Armee und Deiner Führung den glor-
reichen Sieg des heutigen Tages. Sprich den Truppen meine höchste An-
erkennung aus und meinen königlichen Dank für ihre Leistungen.
Wilhelm."
Nach von Winterfeld und W. Müller.
306. Das Lied von Düppel.
da galt's, auf die Schanzen
1. Was klingt aus den Städten
wie helles Festgeläut?
Die Pauken und Drommeten,
was jubeln sie heut?
Was brausen und jagen
die Wasser der Schlei?
Der Feind ist geschlagen,
und Schleswig ist frei!
2. Bei Düppel dort am Meere,
vor Alsen mit Sund,
da rangen die Heere
auf blutgetränktem Grund;
im Siegessturmgewog'
den Adler zu pflanzen
anstatt des Danebrog.
3. Von Kugeln umsungen,
vom heißen Tod umkracht,
die märkischen Jungen,
wie stritten sie mit Macht!
Wie lernten sie das Steigen
auf schlüpfriger Bahn!
Es ging wie im Reigen;
der Beeren war voran.
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TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Winterfeld W._Müller
Sage und Geschichte.
317
4. Wohl mancher der Braven
sank mit ihm in den Sand;
du fielst, o tapfrer Raven,
das Schwert in der Hand!
Und du am Pulverfasse,
getreuer Winkelried, —
der Klinkeschen Gasse
gedenkt noch manch ein Lied!
5. Doch als auf den Wällen
nun flog das Siegspanier,
da bliesen die Gesellen:
„Herr Gott, dich loben wir!"
Das hat sich erschwungen
wie Abels Opferbrand;
das ist hinausgeklungen
bis tief ins deutsche Land.
6. Im sonnigen Meere
nun spiegelt sich aufs neu'
die preußische Ehre,
die alte deutsche Treu';
und war sie geschändet,
wie strahlt sie doppelt rein!
und habt ihr sie verpfändet,
ihr löstet sie ein!
7. Ihr Meister der Staaten,
und geht ihr nun und tagt,
so woll' euch Gott beraten,
aus daß ihr nicht zagt!
Sprecht: „Nichts von Vertragen!
nun bleibt es dabei:
Der Feind ist geschlagen,
und Schleswig ist frei."
Geibel.
307. Der Übergang nach Alsen.
Am 26. Juni 1864 lief die Waffenruhe ab; am 29. wurde Alsen
genommen.
Eigentlich nur an drei Stellen konnte der Übergang unternommen
werden, entweder bei Ballegaard über die Alsener Förde oder bei Sa-
trupholz-Arnkiel am Nordende des Alsensundes oder am Südende dieses
Sundes bei Sonderburg. Sechs dänische Regimenter unter General
Steinmann verteidigten die Insel; ihre Aufstellung war an und für sich
sachgemäß. Das eine Regiment stand Ballegaard gegenüber, ein zweites
bei Arnkiel, zwei weitere nach Sonderburg zu und in Sonderburg und
die beiden letzten als Reserve in Ulkebüll, wo sich auch das Haupt-
quartier befand. Der Strand von Sonderburg bis Arnkiel und darüber
hinaus war mit Schanzen befestigt. Leuchtstangen sollten bei der ersten
Annäherung des Feindes ihr Alarmzeichen geben, und in spätestens einer
Stunde konnten die nächstgelegenen Reserven an jeder der bedrohten
Stellen sein. Die Dänen erwarteten den Angriff bei Sonderburg;
die Preussen beabsichtigten anfangs, bei Ballegaard überzugehen. In der
zu Gravenstein am 28. Juni abgehaltenen Generalstabsberatung aber
wurde Satrupholz als Übergangspunkt gewählt. In vier Kolonnen, von
der Mitte des Waldes bei Satrupholz, von einer Ziegelei am nördlichen
Ende dieses Holzes und von zwei noch nördlicher am Sunde gelegenen
Punkten aus sollte der Übergang erzwungen werden. Hören wir die
Schilderung eines Mitkämpfers vom zweiten Bataillon der Yierundzwan-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Sage und Geschichte.
319
6er ganzen Insel. Das 1. Bataillon vom 60. Regiment, das vollständig
aufgelöst am Rande des Satruper Holzes von dem Augenblick an, wo
wir entdeckt waren, durch Schnellfeuer unsern Übergang decken sollte,
knatterte jetzt über den Sund hin; — man war von hinten kaum siche-
rer als von vorn. Trotz aller Gefahr das grofsartigste Feuerwerk, das
ich all mein Lebtag gesehen habe. Hurra! vorwärts, vorwärts! waren
die ununterbrochenen Rufe. Es war zauberhaft. Die Kartätschen plät-
scherten um einen herum, dass das Wasser hoch aufspritzte. Eine Gra-
nate schlug einen Kahn unserer Kompanie in Stücke; eine ganze Wand
war weggerissen; im Augenblick gingen Boot und Mannschaften in die
Tiefe. Alles schrie auf; die nächsten Boote wollten retten. Vorwärts!
donnerte eine Kommandostimme dazwischen. Es stand Grösseres auf
dem Spiele! Drei Mann ertranken; die andern schwammen glücklich
dem Ufer zu.
Die 5. Kompanie war die erste am Ufer. Mit Hurra ging es die
steile Uferwand hinauf auf die Schützengräben zu. Was sich wehrte,
wurde niedergemacht, andere wurden gefangen genommen. Noch andere
wichen der Fohlenkoppel zu, wir hinterdrein, — es war wieder das
reine Kesseltreiben. Am Rande hielten wir, um Atem zu schöpfen.
Aber fast im selben Augenblick kam General Röder zu uns heran und
rief uns schon von weitem und rückwärts deutend zu, die Strandbatterie
zu nehmen, an der wir in unserm Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren,
ohne ihrer zu achten. Nun also kehrt! Wahrhaftig, da kracht es von
derselben Uferstelle aus, an der wir gelandet waren, oder doch keine
200 Schritt von ihr entfernt über den Alsensund hin, als ob wir noch
alle auf dem Wasser schwämmen und nicht schon am Rande der Fohlen-
koppel stünden. Aber es waren die letzten Schüsse aus dieser Schanze.
In zehn Minuten war sie unser; drei schwere Geschütze samt einer An-
zahl Espingolen, dazu 2 Offiziere und 50 Mann fielen in unsere Hände.
Die Gefangenen wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rück-
kehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts,
bis wir unter fortwährendem leichten Gefecht den Südrand der Fohlen-
koppel erreicht hatten. Hier machten wir Halt. Zur Rechten, dem
Alsensunde zu, hatten wir das 1. Bataillon unseres Regiments; zur
Linken, der Augustenburger Förde zu, die sechs Kompanieen vom
Olsten. In dieser Stellung warteten wir die Befehle zu weiterem Vor-
gehen ab. Es mochte drei Uhr geworden sein.“
Der Übergang nach Alsen ist eine glänzend rasche That gleich
dem Düppelsturm. Die ersten sechs Schanzen waren in zehn Minuten
genommen worden; man darf sagen, in ebenfalls zehn Minuten wurde
Alsen genommen. Zwar hatte die Brigade Röder nach ihrer Landung
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TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
320
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
noch drei scharfe Gefechte zu bestehen, und die Brigade Gehen, die ihr
folgte, Sonderburg gegen entschlossenen Widerstand zu nehmen; aber
die Hauptsache war bereits mit der Landung jener 3*/s Bataillone gethan.
Diese Landung nun hätte allerdings verhindert werden können, wenn
der dänische General noch umsichtiger und die dänischen Truppen bei
Arnkiel wachsamer gewesen wären; aber der Wahrheit am nächsten
kommen wir doch, und wir üben Gerechtigkeit gegen Freund und
Feind, wenn wir sagen, dass Alsen nicht durch die Fehler oder die Feig-
heit der Verteidigung sondern durch die sich jeder Berechnung entzie-
hende Kühnheit des Angriffs verloren ging.
Die Opfer, mit denen preufsischerseits dieser Sieg errungen wurde,
waren sowohl in Anbetracht der Schwierigkeiten des Unternehmens als
auch im Hinblick auf die Wichtigkeit des Erreichten verhältnismässig
gering. Der Alsentag kostete uns 373 Mann an Toten und Verwunde-
ten. Der Verlust der Dänen war wieder ungeheuer; sie selbst geben
ihn, die Gefangenen mit eingerechnet, auf 75 Offiziere und 3126 Mann
an. Schwerer aber als die unmittelbaren Verluste, die den Alsentag be-
gleiteten, wog in Kopenhagen die moralische Seite der Niederlage. Hier
war nicht länger mehr von der Überlegenheit des gezogenen Vierund-
zwanzigpfünders zu sprechen — die Überlegenheit des preussischen Sol-
daten war glänzend bewiesen. Zudem fing man an, den Glauben an
die eigne Inselsicherheit zu verlieren. Ein Kleinmut kam über die Ge-
müter; und die bis dahin am lautesten für Krieg bis auf den letzten
Mann ihr Wort erhoben hatten, riefen jetzt nach Frieden. Noch drei
Wochen lang währte der Krieg; der Limfjord wurde überschritten, die
friesische Inselgruppe erobert; was aber in Wahrheit den Frieden dik-
tiert, den Kopenhagens Trotz gebrochen hatte, das war der Alsentag.
Nach Fontane.
308. Ich bin ein Preutze.
1. Ich bin ein Preuße! kennt ihr meine Farben?
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran;
daß für die Freiheit meine Väter starben,
das deuten, merkt es, meine Farben an.
Nie werd' ich bang verzagen;
wie jene will ich's wagen.
Sei's trüber Tag, sei's heitrer Sonnenschein:
ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!
2. Mit Lieb' und Treue nah' ich mich dem Throne,
von welchem mild zu mir ein Vater spricht;
und wie der Vater treu mit seinem Sohne,
so steh' ich treu mit ihm und wanke nicht.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
in Familie Gemeinde und Staat.
167
Arbeiter der Eisenwerke mit ihren Frauen und Kindern. Hier giebt es
Kirchen und Schulen, Krankenhäuser und Gasthöfe, Kaufläden und Druckereien,
kurz alles, was zu einer Stadt gehört; und hier war Alfred Krupp der
König. Seit dem Tage, wo eine gezogene Kanone zuerst die Werkstatt
verließ, haben viele Hunderttausende dieser Mordwerkzeuge fertiggestellt
werden können.
6. Die Kruppschen Kanonen haben sich in den Kriegen 1864, 1866 und
1870—71 ausgezeichnet bewährt. Sie haben fünfhundert- und tausendpfün-
dige Kugeln mit großer Sicherheit geworfen und haben dem Feinde Tod und
Verwüstung gebracht. So sind sie im Kriege ganz unentbehrlich geworden,
und viele fremde Staaten haben sich ihre Kanonen bei Alfred Krupp bestellt,
so daß die Aufträge kein Ende nahmen und seine Arbeiter viel zu thun hatten,
um aus seinen 547 Eisenminen in Deutschland das Eisen zu holen, das zur
Stahlbereitung dient. Das große deutsche Reich war natürlich ein Haupt-
kunde von Alfred Krupp. In Wilhelmshafen und Kiel liegen unsere großen
Kriegsschiffe, aus deren Luken die blanken Kanonenschlünde drohend hinaus-
sehen; und wenn man im Kieler Hafen spazieren fährt, dann sieht man an
beiden Küsten große Befestigungswälle, über deren Rand wiederum die Krupp-
schen Kanonen und Mörser hinüberlugen. Wehe dem Feinde, der sich in die
Nähe der Küste wagt! So dienen diese Mordwerkzeuge uns Deutschen nicht allein
zur Verteidigung sondern auch zum Schutze; und wenn unsere Schiffe mit
den Kruppschen Kanonen um die Erde segeln, dann schützen sie die deutschen
Kaufleute und Kolonieen in allen Weltteilen. Schon mancher wilde Häuptling
ist sehr artig und höflich gegen die deutschen Ansiedler geworden, wenn er in
der Ferne das dumpfe Brummen einer Kruppschen Kanone gehört hat; und
manches Seeräuberboot in den chinesischen Gewässern hat bei diesem Tone
eiligst das Weite gesucht. Und daß Krupps Name auch bei dem Kaiser von
China einen guten Klang hat, beweist der Umstand, daß fast alle chinesischen
Kriegsschiffe Kruppsche Kanonen führen.
7. Die Kruppschen Werke verfertigen aber nicht nur Kanonen. Die ein-
zelnen Teile der Lokomotiven sind Werke meistens aus Krupps Werkstatt, und die
Eisenschienen, auf denen die Eilzüge dahinfahren, ganz gewiß. Eiserne Brücken,
Räder, Schrauben, Teile von Dampfmaschinen, — alles dies wird bei Krupp
verfertigt, und seine mächtigen Werke haben immer vollauf zu thun. Da
ist es denn kein Wunder, wenn Krupps Eisen sich bei ihm in Gold verwandelt
hat und er einer der reichsten Leute des Staates werden konnte. Aus dem
kleinen Vaterhause ist er in ein großes, schönes Schloß gezogen; aber das
einfache Häuschen steht noch heute und wird hoch in Ehren gehalten. Alfred
Krupp hat es abbilden und das Bild an seine Arbeiter verteilen lassen, um
ihnen zu zeigen, wie man aus einem kleinen Anfange zur Größe gelangen kann.
Für seine Tausende von Arbeitern hat Krupp unendlich viel gethan.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Alfred_Krupp Alfred_Krupp Alfred_Krupp Krupp Alfred
Krupp Krupp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wilhelmshafen Kiel China
256
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
nicht in »einer Eigenschaft als König von Dänemark sei er erwählt
worden. Bei allen Heiligen schwur er für sich und seine Nachkommen,
das Recht der Lande treu zu bewahren. Diese aber sollten ewig zu-
sammen bleiben ungeteilt; kein Krieg sollte geführt werden ausser zum
Nutzen der Lande und mit Einwilligung des Landtags; die Einwohner
aber sollten über die Königsau und die Elbe hinaus nicht zum Kriegs-
dienste verpflichtet sein.
Diese Wahl erregte in Hamburg und in Lübeck, dem Haupte der
mächtigen Hansa, grossen Unwillen. In der lübschen Chronik heisst es:
„Also wurden die Holsten Dänen, verschmäheten ihren Erbherren und
gaben sich aus freien Stücken ohne Schwertschlag unter den König von
Dänemark, wogegen ihre Vorfahren sich so manches Jahr mit bewaffneter
Hand erfolgreich gewehrt hatten. Denn sie führten manchen Krieg mit
den Dänen, wobei ihnen die Städte der Hansa mit grossem Volk und
grossen Kosten behilflich waren. Auch war mancher Herr und Fürst und
ritterlicher Mann in dem Streite gefallen, weil sie den Dänen nicht Unterthan
sondern frei sein wollten. Und das alles hatten die Holsten zu der Zeit
vergessen und wurden freiwillig zu eigen; und das machte die Gierigkeit
der Holsten und die Verschlagenheit der Dänen; denn der König erkaufte
sie mit Geld und Gabe und mancherlei Versprechen und gelobte allen
Schlosshauptleuten, sie sollten lebenslang ihre Schlösser behalten. So
wurden sie durch Eigennutz verblendet und gaben das Gut des ganzen
Landes um kleinen Vorteils willen preis. Ihnen aber ward nicht einmal
gehalten, was ihnen versprochen war; denn der König nahm ihnen die
Schlösser noch in demselben Jahre und setzte andere Hauptleute darauf.“
Nach Sach.
261. (256.) Die Entdeckung Amerikas.
Christoph Kolumbus ward im Jahre 1456 geboren. Sein Vater, ein
Seemann, hatte ihm eine sorgfältige Erziehung gegeben und nahm ihn schon
in seinem vierzehnten Jahre auf seinen Seereisen mit. Im Jahre 1477
war Kolumbus in Island. In einem Seegefechte, an dem er teilnahm,
geriet einst sein Schiff in Brand. Der Jüngling stürzte sich ins Meer und
erreichte schwimmend nach großer Anstrengung das Land. Später begab
er sich nach Portugal, das damals durch seine Unternehmungen zur See
die Aufmerksamkeit Europas auf sich zog. Hier heiratete er die Tochter eines
Seefahrers, der bei ausgebreiteten Kenntnissen treffliche Karten und Werk-
zeuge besaß. Diese benutzte Kolumbus, und immer fester ward bei ihm
der Gedanke, daß sich das altberühmte Land Indien, das er sich allerdings
viel größer und darum weit näher dachte, auch nach Westen zu erreichen
lassen müsse. Vergebens bemühte er sich in Portugal, vergebens in seiner
Vaterstadt Genua um Unterstützung für seine Pläne. Auch in Spanien er-
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Sage und Geschichte.
257
hielt er erst nach achtjährigem Kampfezgegen Unwissenheit und bösen Willen
durch die Gunst der Königin Jsabella drei kleine Schiffe mit 120 Mann
Besatzung.
Am 3. August 1492 segelte er aus dem Hafen von Palos ab. Ans
den kanarischen Inseln versahen sich die Schiffe mit frischem Wasser, und
dann steuerten sie in das unbekannte Meer nach Westen hinaus. Als sie
aber einundzwanzig Tage lang nach derselben Richtung gefahren waren,
ohne etwas anderes als Himmel und Wasser zu sehen, da entstand Mut-
losigkeit und Unzufriedenheit unter der Mannschaft. Man gehe, hieß es,
dem sicheren Tode entgegen, und man müsse den Befehlshaber zur schleunigen
Rückkehr zwingen; ja die Verwegensten rieten, man solle ihn über Bord
werfen. — Während Kolumbus aller Geistesgegenwart bedurfte, um die
Mutlosen aufzurichten und die Aufrührer in Schranken zu halten, zeigten
sich Erscheinungen, die auch ihn in Erstaunen setzten. Die Magnetnadel
schien unsicher zu schwanken. Das Meer zeigte sich plötzlich wie mit Gras
bewachsen und ließ verborgene Klippen befürchten. Aber auch Vorboten des
nicht mehr fernen Landes, nämlich Scharen von Seevögeln, zeigten sich,
deren Fluge Kolumbus nun entgegensteuerte. Mit neuem Mute setzte man
die Reise noch mehrere Tage fort. Endlich aber brach die Unzufriedenheit
so allgemein aus, daß Kolumbus die Rückkehr gelobte, wenn binnen drei
Tagen kein Land erschienen sei. Fest davon überzeugt, daß er dem Lande nahe
sein müsse, verhieß er dem eine Belohnung, der es zuerst erblicken würde.
Alles blieb die Nacht über munter; und nachdem bereits am Abend des 11.
Oktober Kolumbus selbst einigen Vertrauten das von ihm zuerst wahrge-
nommene Land gezeigt hatte, erscholl um Mitternacht auch von dem Mast-
korbe des voransegelnden Schiffes der Freudenruf: Land! Es war die
Insel Guanahani, die vor ihnen lag, und die bald darauf von Kolumbus,
in der einen Hand die Fahne, in der andern das entblößte Schwert, zuerst
betreten wurde. Die Einwohner staunten den Fremdling an, und seine
Untergebenen warfen sich beschämt über ihren Kleinmut ihm zu Füßen.
Kolumbus pflanzte sofort die Fahne auf, nahm im Namen seines Königs
Besitz von dem Lande und nannte die Insel zum Andenken an die bestan-
denen Gefahren die Rettungsinsel, San Salvador, welchen Namen sie noch
heute führt.
Nachdem Kolumbus noch Cuba und Haiti entdeckt hatte, kehrte er nach
Spanien zurück, wo er am königlichen Hofe mit großen Ehren empfangen wurde.
Kolumbus unternahm nun noch drei Reisen nach dem neu entdeckten
Lande. Bald aber erntete er den schnödesten Undank, indem ihn seine Neider
am Hofe verleumdeten; ja nach seiner dritten Reise wurde er sogar als Ge-
fangener nach Spanien gebracht. Zwar durfte er noch eine vierte Reise
unternehmen, aber diese brachte ihn: nichts als Unglück, Gram und Kummer.
Schleswig-Holst. Kinderfreund. -17
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