Viertes Kap. Römische Geschichte. 13l
dann kann die Erzählung der einzelnen Eroberungen rascherund
verständlicher seyn. Auch werden ans solcher Erzählung von selbst die
Beweise und Beispiele Desjenigen hcrvorgehen, was in den beiden
vorigen Paragraphen im Allgemeinen gesagt ist.
Außer dem mittleren und unteren Italien, dem Hauptsize der
römischen Macht, waren derselben auch Sicilien, Sardinien (nebst Korsika
und den kleineren Inseln), das cisalpinische Gallien und die beiden
Hispanien — das dies- und jenseitige — als Provinzen unterthan.
Doch sezten Ligurien, Istrien und andere Strecken Oberitaliens, weit
mehr aber Hispanien den Widerstand fort, und beschäftigten die Legio-
nen. In Westen lag Karthago darnieder, und Masinissa von
Numidien war durch Politik sowohl, als durch Freundschaft an das
römische Interesse gebunden. In Norden konnten die vereinzelten galli-
schen Horden, und was sonst, noch namenlos, jenseits der Alpen herum-
schwärmte, wenig schrecken. In Osten bildeten die makedonischen
Reiche ein eigenes und wichtiges Staatensystem, stark durch Ausdehnung
und Volkszahl, aber in sich selbst die Keime der Zerstörung tragend und
bis jezt fast ohne Verkehr mit dem Abendlande.
Non den vier Hauptmächten dieses Staatcnsystemes war das eigent-
liche Macedonien durch seinen Namen, durch die natürlich feste Lage
des Landes und den soldatischen Geist der Einwohner, endlich durch
das vergleichungsweise höhere Talent seines Königs (Philipp) von
Gewicht. Aber sein beschränkter Umfang und die feindselige Stimmung
fast aller Nachbaren hinderte es an großen Entwürfen, die griechischen
Angelegenheiten beschäftigten fast ausschließend seine Politik und seine
Kraft. Auch hatte Philipp durch Tyrannei und Wortbrüchigkeit seinen
Credit geschwächt.
Griechenland, nach seiner Lage und seinem Reichthume, nach
der Zahl und dem Geiste seiner Völker, hätte unüberwindlich seyn mögen,
wäre es ein ig gewesen. Aber eine tödtlichefeindschaft herrschte zwischen
den Aetoliern und Achäern. Die Böotier und andere, mehr aber noch die
Spartaner, dachten nur für Sich; und, ungeachtet so vieler erlittenen
Demüthignngcn, wiegte Alte der Stolz und die Rückerinnerung an
die glorreiche Vorzeit in eine gefährliche Sicherheit ein. Sonst war Acto-
lien und Sparta gegen Philipp, Achaja von ihm abhängig.
Ein großes und herrliches Land, voll Menschen und Geld, diehaupt-
masse von Alexanders Eroberungen, war das syrische Reich. Aber
der Unwerth seiner Könige und die Weichlichkeit des Volkes hatten cs
kraftlos gemacht. An tiochnö M. gab ihm einiges Leben wieder, ohne
seine Grundübel zu heilen. Damals stand es mit Macedonien im Bund-
gegen das vom Anfänge verhaßte Aegypten.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexanders Alexanders
159
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Anhänger ausgenommen — blos die natürliche Freundschaft der Ge-
nossen desselben Druckes und derselben Hoffnung. Dagegen
waren die Feinde und Verräther ihres Vaterlandes durch das Palla-
dium des römischen Namens geschüzt, und gelangten, unter dem allge-
meinen Hasse, zu Reichthum und Macht. Ihre Aufheznng, so wahr
ist es, daß keine Abscheulichkeit zu groß für böse Bürger ist, bewog
gleich nach dem Falle des Perseus die Römer zu der empörenden Ge-
waltthat, ans einmal tausend der edelsten Achäer, deren Gesinnungen
verdächtig, deren Einfluß gefährlich schien, ans dem Schooße ihrer
Familien und Gemeinden zu rcißeu, und nach Italien — als zur Verant-
wortung für ihre Anhänglichkeit an Macedonien — zu schleppen. Sie-
benzehn Jahre schmachteten diese Opfer der schamlosesten Tyrannei in
den Kerkern Italiens. Die Meisten starben; bis endlich Cato im Senat
seine Stimme erhob: "Wie lange werden wir uns noch berathschlagen,
ob einige achäische Greise in Italien, oder in Griechenland sollen begra-
den werden?" — worauf man die traurige Schaar — dreihundert an
der Zahl — nach Haus entließ.
Zum Lohne seines Bubenstücks wurde Katlikrates — Er hatte die
Liste jener Patrioten verfertigt — Bundeshaupt der Achäer. Der Abscheu
des Volkes lag auf ihm, aber Furcht vor Rom erhielt die Ruhe.
Endlich, beim kläglichen Anblicke der aus der Gefangenschaft zurück-
kehrenden Mitbürger, und durch neue Reizungen augefacht, entbrannte
die Flamme des Hasses. Das elende Sparta, in allen Epochen das
Verderben Griechenlands, gab den nächsten Anlaß dazu. Abermals
vermaß cs sich, vom Bunde der Achäer abzufallen, und beriefflch, beim
Streite darüber, auf die Vermittlung Roms. Dieses — jeder Trennung
Freund — forderte auf der Tagsazung zu Korinth, daß auch die übri-
gen Städte außerhalb Achaja vom Bunde sollten geschieden werden. Die
Indignation des Volkes äußerte sich durch Beschimpfung der Gesand-
ten. Der Krieg ward unvermeidlich, wiewohl Rom jezt zögerte,
und den Frieden zu suchen schien, indem es so eben in Afrika zur
Vertilgung Karthagos, und in Macedonien zur Stillung eines Auf-
ruhrs kämpfte. Denn die Macedonier, unvermögend die Last der auf-
gedrungenen Freiheit zu tragen, hatten den Andriskus, der sich
für Perseus Sohn ausgab, mit Freuden als König erkannt (3835.
148 v. Ehr.). Der Krieg schien so wichtig, daß O.. Metellus,
der ihn siegreich endete, mit einem Triumphe und dem Ehrennamen
Macedonicus belohnt ward. Derselbe schlug die Achäer (und
ihre Alliirten, die Böotier, Chalcidenser n. A.), welche indessen
mit mehr Muth, als Klugheit den Kampf begonnen. Ihr Feldherr
Kritolauö tödtete sich selbst. Aber Diäus, sein Nachfolger —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: O.._Metellus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Italien Macedonien Italiens Italien Griechenland Sparta Griechenlands Roms Korinth Achaja Rom Afrika Karthagos Macedonien
277
Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
282 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
liberale Weise, dieses Verhältnis! durch Wort und That. Der Unterricht
griechischer Meister'schien unumgänglich nöthig zu höherer Geistesbil-
dung; cs wurden die Namen der edelsten, ausgezeichnetsten Römer in
die Matrikeln der Schulen zu Athen, Rhodus re. eingetragen, und
was der Dichter sagte: >> Grajis ingenium, Grajis dedit ore rotundo
musa loqui etc.", mochte als Ausdruck des Nationalurtheils gelten.
§. 2. Oeffentliche Spiele.
Wir Habens Kap. I. §. 2.) die öffentlichen Spiele als eine
Hauptnrsache der griechischen Kultur erklärt. Dieselben sind auch als
politische und religiöse Einseznng merkwürdig; aber hier scheint
der geeignetste Ort zu ihrer Betrachtung.
2n unseren Zeiten, bei so völlig geänderten Verhältnissen, und zu-
mal für uns kältere Nordländer, ist es schwer, sich einen Begriff
von dem enthusiastischen Eifer zu machen, womit die Griechen ihre
Spiele begingen. Bei ihnen waren Spiele und Feste nicht nur Belu-
stigungen; sie waren Bedürfnisse, wichtige Staatsangelegenheiten, leb-
hafte Märkte, Gottesdienst, Kriegsübung, Nationalband und Gele-
genheit zu glänzendem Ruhme. So viele Beweggründe, vereint und
auf so reizbare Menschen wirkend, brachten ein Interesse hervor,
welches uns schwärmerisch, sogar thöricht erscheint, und wodurch
allein die Spiele für Griechenland das werden konnten, was sic wirk-
lich gewesen sind.
Jede Stadt, jede Nation hatte ihre eigenen Spiele; aber vier wa-
ren, woran ganz Griechenland Theil nahm, als die hochgefeierten
olympischen (deren wir schon B. I. S. 156. vorläufig Erwähnung
thatcn), dann die pythischen — zu Delphi regelmäßig im dritten
Jahr einer Olympiade begangen —, weiters die nemeisch en und
isthmischen Spiele (sene bei Nemea und diese auf der korinthi-
schen Erd eng e).
Ursprünglich bestanden die meisten neben den gottesdienstlichen
Ceremonien blos ans den gymnastischen Uebnngen des Laufens,
Ringens, Kämpfens mit Cesten, Diskuswerfens, auch Wagenfahrens.
In dieser Hinsicht war ihr Nuzen gering. Anstatt den Körper zu
stärken, erschöpften sie ihn, wie Galenus bemerkt, durch die übertrie-
bene Anstrengung, und in Schlachten waren, als die Kriegswissen-
schaft in etwas sich gehoben, die Athletenkünste ohne Wirkung. Dage-
gen mußte der gräßliche Anblick des Pugilats, wo die Kämpfer gleich wil-
den Thieren sich zerfleischten, empörend für edle Gemüther seyn, oder bei
öfterer Wiederholung barbarische Fühllosigkeit erzeugen. Aber später
wurden die körperlichen Uebnngen mit geistigen Wettkämpfen ver-
bunden, und diesen lezteren — den sogenannten musikalischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Drittes Kap. Makedonische Geschichte.
aufgebaut, war unbedeutend, und in Korinth tag maccdonische Be-
saznng. In vielen Städten waren kleine Tyrannen. Iezt erneuerten
vier von den zwölf alten achäischengemeinden ihren durch den Drang
der Zeiten unterbrochenen Bund (3698. 285 v. Ehr.). Wir kennen die
Namen der Melchthale und Stauffacher Achaja's nicht: aber,
wie diese, haben sie den Dank der folgenden Geschlechter verdient.
Ihr Werk, das auf Eintracht, Gleichheit und Freiheitsliebe gegründet
war, gedieh und erstarkte. Nachdem die übrigen Städte Achaja's zum
Bunde getreten, brachte Aratns (*) seine Vaterstadt Sicyon, die er
von ihrem Tyrannen befreit hatte, das wichtige Korinth, dessen mace-
donische Bcsaznng er heldenmüthig vertrieben, das nahe Megara und
selbst Athen, die Zierde Griechenlands, zu demselben, und verstärkte ihn
fortwährend durch — meist peloponnesische — Städte, deren Tyrannen
er bald durch List, bald durch Waffen besiegte. Wäre aus dem achäi-
schen Bunde ein griechischer geworden, schönere Zeiten, als selbst die Ei-
monischcn, hätten kommen können. Aber er fand — außer Makedonien,
seinem natürlichen Feinde von Anfang her—in Norden an den Actoliern,
in Süden an Sparta die gefährlichsten Gegner.
In dem gallischen Kriege hatten die äto tischen Stämme sich Ruhm
erworben. Es gab solches Anlaß zur festen Schließung ihres alten
Bundes und zur Erweiterung desselben. Dieses ungeschlachte Volk, nur
im Kriege und Rauben geschickt und, troz der griechischen Abkunft, von
acht barbarischer Sitte, erhielt hiedurch Macht und Einfluß. Niedrige
Eifersucht machte den äolischen Bund zum Feind des achäischen, und
seine Rohheit gab ihn den Intriguen der auswärtigen feineren Politik
preis.
§. 18. Cleomenes von Sparta.
Eine Revolution, die sich damals in Sparta zutrug, hatte ent-
scheidenden Einfluß auf die griechischen Geschäfte. In dieser Stadt gab
jezt die eingerissene, äußerste Ungleichheit des Vermögens (bewirkt thcils
durch die Anhäufung des Goldes und Silbers lst oben S. 57], theils
durch die Einführung der Veräußerlichkeit der Gründe) und ihre Folge,
die allgemeine Korruption, bei dem Fortbestände der alten lykurgischcn
Formen den widerlichsten Anblick. Zugleich war die Macht der Ephoren
in tyrannische Oligarchie ausgeartet. Der junge König Agis !Z?.,
der lezte der Enrytioniden, beschloß das Wagestück einer Reform,
damit bei wieder hergestelltem Grunde auch die spartanische Größe
sich wieder erhebe. Er theilte seinen Enthusiasmus durch Rede und
(*) 3733. 250 v. Chr. Schön und treffend bat ihn Johann von Müller
dem gewandten Rudolph Brun verglichen, der durch das mächlige Zürich
den schwachen Bund der Waldffädte verstärkte.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Sicyon Johann_von_Müller Johann Rudolph_Brun
162
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Dieses war schon seit Philadelphus Zeiten den Römern er-
geben. Anch bedurfte es deren Schuz, da cs, ungeachtet seiner Schäze
und seiner Volksmenge, durch die Zerrüttung im königlichen Hause und
den frivolen Geist der Einwohner, vorzüglich der Hauptstadt, frühzeitig
kraftlos geworden.
Die kleineren Staaten waren damals noch meist im Interesse
der Hauptmächte, von denen ihre Lage sie abhängig machte: doch hatten
schon Pcrgamnm, Rhodus, Athen u. a. Bündnisse mit Rom geschlossen.
Iltyrien aber war demselben wegen früherer Mißhandlungen feind.
§. 53. Macedoni scher Krieg.
Philipp von Makedonien, der sich frühe mit Hannibal ver-
bunden, war während des panischen Krieges theils durch die Aetolier
beschäftigt, theils durch zweimaligen Fricdensvertrag hmgehalten wor-
den. Nach der Schlacht bei Zama nahm Rom von der Entdeckung
mehrerer Macedonier unter dem karthagischen Heere einen scheinbar ge-
rechten Anlaß, den Krieg zu erneuern. Die Aetolier, Athenienser, Rho-
dier und der König von Pergamum waren mit Rom verbündet. Ohne
in Italien zu landen, gingen die afrikanischen Legionen unmittelbar
nach Macedonien, fochten zwei Jahre mit abwechselndem Glücke, und
schlugen im dritten (3787. 196 v. Ehr.), unter T. Qninctins Fla-
min ins, Philipps Heer bei Cy noscephatä auf's Haupt.
Dieser Sieg der Waffen, in Verbindung mit jenen, welche schon
früher Flaminius ränkevolle Politik — insbesondere durch Gewinnung
des achäischen Bundes — über Philipp erhalten, benahm dem
lczten Kraft und Muth zu fernerem Widerstande. Derselbe, dessen
Wille vor Kurzem fast in allen Ländern südlich am Hämus galt, mußte
froh seyn, im Frieden sein Macedonien zu erhalten, mußte allen An-
spruch auf die griechischen Länder in Europa und Asien aufgeben, seine
Flotte ausliefern, dem Rechte auswärtiger Kriege entsagen, 1000 Ta-
lente zahlen, und Demetrius, seinen Sohn, als Geisel geben. Von
diesem Schlage erholte sich Makedonien nimmer. Die römische Macht
war jezt anch in Osten begründet.
Aber zu ihrer Befestigung schien vor Allem die Unterwerfung der
Griechen nöthig. Der erste Schritt dazu war, daß man sic frei er-
klärte. Mit dankbarem Jubel nahm diese verblendete Nation solche Ver-
kündung auf, welche bei den isthmischen Spielen Flaminius erlassen,
(3787. 196 v. Ehr.), und bedachte nicht, daß, welches Volk anerkennt,
durch die Gnade eines anderen frei zu seyn, im Grunde dessen Sklave
werde.
Die Römer, auf die oben erklärte Weise, streuten den Samen zum
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Makedonien Philipp Hannibal Zama T._Qninctins Philipps Philipps Cy Philipp Philipp Muth
Extrahierte Ortsnamen: Rhodus Athen Rom Rom Italien Macedonien Hämus Europa Asien Makedonien
260
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
erscheint; so nehmen wir doch daran noch verschiedenes Schöne im
Einzelnen wahr. Eine große Sorgfalt für die Erziehung geht aus
den Schilderungen der Cyropädie sowohl, als aus anderen Nachrich-
ten (insbesondere auch aus den hieher gehörigen Vorschriften in den
persischen Religionsbüchern) hervor. Nur spricht Lenophon von
öffentlicher oder Staatscrzichung (welche wohl bei den edlen Pa-
sargadcn statt fand), diese von Privaterziehung. Man hielt
die Wahrheitsliebe für eine charakteristische Tugend der Perser.
Sie scheinen — bevor sie durch Sklaverei völlig herabgcwürdigt wa-
ren — ein lebhaftes Gefühl für Ehre und Schande gehabt zu haben.
2hrc Strafgeseze waren mild (wiewohl die Wuth des Despoten der-
selben wenig achtete). Nur gegen die Richter selbst waren sie streng.
Uebcrhaupt wurde das Recht mit Eifer gehandhabt und selbst die Bil-
ligkeit und Dankbarkeit durch positive Verordnungen eingeschärft.
tz. 20. Griechische. Dorer und Ionier.
Von den griechischen Gesezen haben wir die merkwürdigsten,
jene des Lykurgus und So ton, schon im ersten'zeiträume beleuch-
tet (B. I. S. 221. f. 241.); doch bleibt uns noch eine Nachlese übrig,
wobei wir gleichfalls unseren Blick fast ausschließend auf Athen und
Sparta (und zwar meistens auf jenes) richten werden, da von
anderen Staaten weniger interessante Nachrichten vorliegen, und jene
füglich als die Repräsentanten der ganzen jonischen und dorischen
Zunge (der zwei Hauptgeschlechter der Griechen [f. B. I. S. 155.
und 158]) (*) gelten mögen.
Durch eine merkwürdige und bleibende Verschiedenheit der Charak-
tere waren diese Hauptstämme von einander geschieden. An Sitten
und Einrichtungen mochte man sie, wie an der Sprache, erkennen.
In Allem, was Liebenswürdigkeit und Bildung heißt, waren die
Ionier vorzüglich und zu Allem geschickt; aber unstät, frivol, dem
Genüsse ergeben. Dagegen zeichneten die Dorer durch Würde, Ernst
und Einfachheit sich aus und durch Anhänglichkeit an alte Sitte. Die
'Ionier haßten Alles, was Beschränkung der Freiheit schien, hielten
mit wachsamer Eifersucht die Vorzüge des Standes und der Geburt
zurück, wollten keine anderen, als demokratische Verfassungen
und den häufigen Wechsel der Magistrate; die Dorer ehrten das At-
ter der Personen und Geschlechter, duldeten lebenslängliche Magistrate
und dauerhafte aristokratische Formen. Beide waren religiös, vatcr-
(*) Der äolische Stamm — wozu auch die Aehnlichkeit der Dialekte bei-
trug — verschmolz fast ganz mit dem dorischen. Von den Achäern wurde
ein Theil durch die Dorer unterjocht, nur im kleinen Achaja blieben sie frei.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Geseze>und Sitten. 261
laudlicbend und tapfer; beide strebten nach großen Dingen, doch die
Dorer mehr nach Herrschaft, die Ionier nach Ruhm (*).
Die Laster, wozu die gauze Nation sich vorzüglich hinneigte, wa-
ren Wollust und Untreue. In späteren Zeiten zumal wurden Wort
und Eid unbedenklich in Privat-, wie in öffentlichen Geschäften ge-
brochen; griechische Untreue ward zum Sprichwort.
§. 21 Eheliche und häusliche Verhältnisse.
Seit Erccops Zeiten verehrten die Griechen die Heiligkeit der
Ehe, und harte Strafen waren auf den Ehebruch gesezt. Indessen
waren theils durch ausdrückliche Anordnung, theils durch stillschwei-
gende Duldung verschiedene Ausnahmen von der ursprünglichen Strenge
aufgekommen. Lykurgus hatte das Ausleihen der Ehefrauen an
Andere geseztich gemacht. Noch andere Verfügungen über die Erziehung
der Mädchen und über die Verhältnisse zwischen beiden Geschlechtern leg-
ten durch Ertödtung der Gcschämigkeit und durch Erthcilung zu großer
Vorrechte an die Weiber den Grund zu einem ungeheueren Sitteu-
verderbuisse, welches, sobald der Geist der lykurgischen Einrichtun-
gen von den sklavisch beobachteten Formen gewichen war, unwider-
stehlich hercinbrach, und den, sprichwörtlich zur Bezeichnung der Aus-
gelassenheit gebrauchten, Namen der Spartanerinnen mit verdienter
Schande brandmarkte (**).
Dagegen zeichneten die athenischen Frauen sich lange Zeit durch
reine Sitten und häusliche Tugend aus. Aber es fehlte ihnen, die da
cingeschlosscn irr den Gynäceeu ein einförmiges Leben der mechanischen
Geschäftigkeit führten!, an Bildung und Liebenswürdigkeit. Ueberhaupt
waren in Griechenland die Männer schöner, als die Frauen (***)
(man hat in dieser Eigenheit den Ursprung der <>griechischen Liebe"
gefunden), und die Ehen wurden mehr aus Familienrücksichten, und
weit nur Kinder von Bürgerinnen das Bürgerrecht erbten, als
aus zärtlicher Neigung geschlossen. Um so größer war der Euthu-
(*) Die dorischen Kolonieen in Großgrieckenland blieben ihrem Stam-
mescharakter nicht tren, und versanken in friihe Ueppigkeit. Länger war an
den klein asiatischen Kolonisten die jonische'abkunft zu erkennen; bis end-
lich das ganze Griechenvolk in das gleiche Verkerbniß sank.
(**) Die " Andromanie" war, nach der vielstimmigen Aussage der Schrift-
steller, eine den Lacedänionierinnen ganz eigene Krankheit.
(**<*) Vorzüglich war solches in Athen der Fall, wie viele Schriftsteller
bemerken. Ein Demos, Ch armides, Pyrilampus und riele Andere
wurden durch ihre Schönheit unsterblich; Alcibiades und Tenophon
glänzten nicht minder durch Schönheit, als durch Geistesgaben hervor. £i'e
Athenerinnen dagegen konnten durch den sorgfältigsten Anzug und alle
kosmetischen Künste, wozu selbst das Gesez ste arifforderte, den Mangel
der Nalurgaben nicht ersezen. (8. Paiw. I.j
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
205
Schöne Künste und Wissenschaften.
rung kam zuerst in dem milden Ionien ans, und verbreitete sich bald
im eigentlichen Gricchenlande. Es war vergebens, daß man durch
Geseze und Strafen den Neuerungen begegnete, daß die spartanischen
Ephoren dem milesischen Timotheus vier Saiten von seiner Zither
wegschnitten: bald wurde selbst das grämliche Alter durch den verfüh-
rerischen Reiz dahingerissen, und der Tadel einiger strengen Eiferer
verlor sich in dem entzückten Beifallsrufe der Menge.
Auch die Römer liebten die Musik, doch minder leidenschaftlich,
als die Griechen, und ohne ihre Erlernung allgemein vorzuschrciben.
Das Detail des Mechanischen und Artistischen von der alten
Musik und ihre Vergleichung mit der neueren ist theils durch die
Natur der Sache schwierig, theils für uns unwichtig. Wißbegierige
Leser mögen darüber Marpurg's Geschichte der Musik und Mon-
tuclas hist, des matlieniatiqiics zu Rathe ziehen.
§. 9. Dichtkunst.
Ein weiteres Feld öffnet sich hier uns, dessen Blüthen uns an-
ziehen, und das wir gleichwohl nur im Vorübergehen begrüßen dür-
fen. Die vorgezeichneten Grenzen dieses Buches erlauben nicht, von
der überreichen Dichtkunst der Griechen und dem unsterblichen
Chor ihrer Sänger anders, als summarisch zu reden.
Mit Beziehung auf Jeues, was im I. B. S. 306 von der älte-
sten griechischen Poesie gesagt ist, beginnen wir von Homer,
ihrem eigentlichen Schöpfer (*), dessen ferntönende Gesänge mit
Zauberkraft auf seine Zeit und auf alle folgende wirkten. Das Zeit-
alter, das Leben Homers ist, so wie die ursprüngliche Gestalt sei-
ner Gedichte, mit Dunkelheit umhüllt. Lykurg soll — ungefähr
hundert Jahre nach des Sängers Tode — die vereinzelten Bruch-
stücke derselben gesammelt und nach Griechenland gebracht haben,
wo sie lange Zeit durch die Rhapsoden gleichfalls stückweise und
nur aus dem Gedächtnisse gesungen wurden, bis Solon durch ein
Gesez die Folge derselben ordnete, und endlich der Pisistratide Hip-
parchus mit Hilfe geschickter Grammatiker -aus ihnen die beiden
großen Epopöen, die Jliade und Odyssee, zusammensezte. Kein
Sterblicher — wenige Stifter religiöser Sekten im Kreis ihrer Be-
kenner ausgenommen — ist gepriesen worden, wie Homer; auch
(*) Die Gedichte seiner Vorgänger sind verloren. Welche man unter ihrem
Namen herumtrug, warten schon von den Alten für unterschoben erklärt.
Aristoteles zweifelte, ob es einen Orpheus gegeben. Auf jeden Fall war
die Poesie vor Homer noch in ihrer Kindheit und obne bestimmte Gestalt
Er gab ihr einen bleibenden Charakter, und seine genialischen Werke wurden
Vorbild und Quelle für jede Gattung der Dichtkunst.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Homer Homer Aristoteles