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Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
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141
Viertes Kap. Römische Geschichte.
legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem
Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in
seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es
fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die
Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen
Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat-
um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß
er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt.
§. 88. Folgen derselben.
Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das
erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele
vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal
wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige-
res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber
daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in
den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann
war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der
gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte
er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß-
ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch
immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen
eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar-
sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen-
heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte,
durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken,
und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten
Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches
that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem
schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel-
gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz-
ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste
entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie-
nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich.
Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago.
Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses,
und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich
(*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan-
plaz des Krieges geworden.
(**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima
Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi
Cererisque certame» dicitur. Florus.
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Extrahierte Personennamen: Aemilius_Paulus Hannibals Hannibal Hannibal Hannibal Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Rom Hannibals Rom Rom Italiens Rom Karthago Unteritalien
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
Der heilige Bund. 3
nötig. Das Bundesheer, welches von den einzelnen Staaten gestellt wurde, war in zehn Armeekorps eingeteilt und bestand aus 303,483 Mann. Zum Schutze gegen feindliche Angriffe dienten die Bundesfestungen. Zu solchen wurden zunächst Landau, Mainz und Luxemburg bestimmt. Seit 1840 kamen noch Rastatt und U l m hinzu. Die Streitigkeiten der Bundesglieder unter einander wurden, wenn sie nicht durch eine Kommission der Bundesversammlung geschlichtet werden konnten, vor das von den Parteien erwählte oberste Gericht eines Bundesstaates gebracht, welches im Namen und Austrage des deutschen Bundes nach dem gemeinen deutschen Rechte zu entscheiden hatte. Am 5. November 1816 wurde der Bundestag eröffnet. — Ohne Widerspruch war diese neue Verfassung allerdings nicht zu stände gekommen. Bayern und Württemberg machten gegen die Einrichtungen des Bundes bedeutende Einwendungen, indem sie erklärten, daß sie durch keine Bestimmungen hinsichtlich der inneren Verhältnisse ihres Landes sich binden lassen könnten; Württemberg zog sich sogar ganz von den Versammlungen zurück und trat erst am 1. September dem Bunde bei. Preußen und Hannover versprachen ihren Beitritt nur in der Voraussetzung, daß eine weitere Ausbildung und Entwickelung der Bundesakte vorbehalten bleibe; namentlich bezeichnete es Hannover als Mangel, daß der Bund keine Vereinigung des ganzen deutschen Volkes sei, daß kein Bundesgericht angeordnet und nichts Bestimmtes über die landständischen Verfassungen festgesetzt sei. — In der That schien diese neue Verfassung wenig geeignet, Deutschlands Einheit und Macht sich in voller Herrlichkeit entfalten zu lassen; ebenso wenig sahen viele, die in opsermntiger Hingebung und Treue zur Wiedererhebung des Vaterlandes mitgewirkt hatten, ihre Erwartungen durch dieselbe befriedigt; aber doch konnte sie bei weiser Verwirklichung der in der Bundesakte den Völkern erteilten Zusicherungen als ein Anfang betrachtet werden, der eine glorreiche Zukunft verhieß. Und es war ja eine Zeit freudiger, begeisterter Hoffnung.
2. Der heilige Sund.
Der überraschend schnell eingetretene Sturz Napoleons mit den ihn begleitenden außerordentlichen Umständen, das gänzliche Verschwinden einer politischen Ordnung, die sich mit so großer Kraft geltend gemacht hatte, die Wiedereinsetzung so vieler vertriebener Regentenhäuser, dies alles hatte, von den äußeren politischen Erfolgen ganz abgesehen, auf die Welt einen tiefen sitt-
1*
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8 Die Jenaer Burschenschaft. Wartburgfest.
„Rheinische Merkur" zum Opfer gefallen, welcher die Begeisterung für bte staatliche, kirchliche und gesellschaftliche Wiedergeburt Deutschlands in den weitesten Kreisen so mächtig gefördert hatte, daß Napoleon den ebenso geistvollen als patriotischen Redakteur „dre sechste Großmacht" nannte.
„ Neben der unabhängigen Presse waren die Universitäten infolge der an denselben zutage tretenden Bestrebungen, sich an den politischen Fragen der Zeit zu beteiligen, für die leitenden Staatsmänner ein Gegenstand großer Beunruhigung geworden. Unmittelbar nach dem Sturze Napoleons war in eine Studentenverbindung entstanden, die sich hauptsächlich die Bekämpfung der durch die sogenannten „Landsmanu-|a)aftert auf den deutscheu Universitäten herrschend gewordenen Rohheit und Verwilderung, sowie die Förderung eines ernsten, wissenschaftlichen Lebens zum Zweck gesetzt hatte. Diese Jenaer „B urscheuschaft" hatte sich bei dem von ihr, gelegentlich der tm protestantischen Deutschland abgehaltenen „dreihnndert-Mhrrgeu Jubelfeier der Reformation", am 18. Oktober 1817 veranstalteten W a r t b n r g s e st, das zugleich zur Verherrlichung der Leipziger Schlacht dienen sollte, durch den Anschluß der meisten anderen deutschen Universitäten zu eiuer „allgemeinen deutschen Burschenschaft" erweitert, die sich neben der Veredlung des Studentenwesens zugleich die Pflege nationaler Gefühle und dre Forderung^ vaterländischer Interessen zur Aufgabe stellte.
Wie es schon bei dem Wartburgseste au politischen Demonstrationen nicht gefehlt hatte, indem bei demselben von mehreren Studenten eine Anzahl von Schriften, die ihrer Meinung nach die Sache des Vaterlandes beeinträchtigten, verbrannt worden waren, so gewann die gesamte Burschenschaft nach und uach, infolge eines von einzelnen Mitgliedern gepflegten überschwenglichen, phantastischen Patriotismus, den Charakter erner gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichteten politischen Verbindung.
Obgleich die deutsche Burschenschaft damals noch wenig Förmliches und Bindendes hatte, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes ein freier Verein war, und überdies bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der Mitglieder — höchstens 500, die noch dazu in den Landsmannschaften die erbittertsten Gegner besaßen nur eine sehr untergeordnete Bedeutung haben konnte, sah die herrschende Politik in derselben doch eine gefährliche, die gesamte Zukunft Deutschlands bedrohende Erscheinung, und diese Anschauung schien durch einen politischen Meuchelmord gerechtfertigt, zu welchem sich ein der exaltierten Richtung der Verbin-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Napoleons Deutschland Deutschlands
Einschreiten gegen „Demagogische Umtriebe." Görres.
strengste Überwachung der Presse; die Auflösung der deutschen Burschenschaft, mit dem strengsten Verbote der Erneuerung derselben , sowie die Überwachung der Universitäten durch landesherrliche, mit unbeschränkten Vollmachten versehenen Kommissarien und 3. die Einsetzung einer Centralkommission zur Untersuchung und Bestrafung der „demagogischen Umtriebe."
Diese Centraluntersuchungskommission, die am 8. November 1819 in Mainz zusammentrat und ihre Wirksamkeit bis zum ^ahre 1828 fortsetzte, verfügte zahlreiche Verhaftungen und hauste Berge von Akten an, konnte aber, ungeachtet die Burschenschaft im Geheimen fortbestand, die vermutete große Verschwörung nicht entdecken, weil eben eine solche nicht existierte. Äußerungen des Mißmuts in Briefen, Reden und Gedichten^ meist von unmündigen jungen Leuten, war alles, was sich auftreiben ließ. Nichtsdestoweniger wurden viele patriotisch gesinnte Professoren, unter ihnen der alte Ernst Moritz Arndt in Bonn und Jahn in Berlin, der die deutsche Jugend für das ^.nrn er wesen begeistert hatte, von ihren Stellen entsernt, zum Teil auch, nebst zahlreichen andern Männern, die während der Befreiungskriege durch Wort und Schrift die Flammen der Begeisterung für Deutschlands Wiedergeburt geschürt, zur Haft gebracht und in langwierige Prozesse verwickelt, ohne daß ihnen irgend welche hochverräterische Handlung nachgewiesen werden konnte. Auch gegen Görres, der sich im Jahre 1817 durch die Einreichung einer Adresse der Stadt Koblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Verfassung gefordert wurde, aufs neue mißliebig gemacht und im Sommer 1819 eine flammende Flugschrift „Deutschland und die Revolution" herausgegeben, wurde ein Verhaftsbefehl erlassen; er kam jedoch der Vollziehung desselben durch die Flucht nach Straßburg zuvor, von wo er sich später nach der Schweiz begab. Dahin floh auch der als Dichter kühner Freiheitslieder viel genannte Ludwig Follenredakleur der „Elberfelder Zeitung."
So blieb die Thätigkeit des „heiligen Bundes" in Deutschland eine lediglich negative, indem ihre Leiter sich darauf beschränkten, durch wohl durchdachte Gegenmaßregeln die politische Entwicklung einzudämmen, zurückzuhalten und niederzudrücken, statt, nach dem Ausscheiden des Schlimmen, das Brauchbare und Gute in den hervortretenden Lebenskeimen zu einer gedeihlichen Entfaltung zu bringen. Dies wurde auch nicht anders, nachdem die deutsch e_ Bundesverfassung durch die am 8. Juni 1820 erlassene „Wiener Schlußakte" die von dem Wiener Kongreß vorgesehene Ergänzung erhalten hatte; denn diese änderte nichts an
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Bonn Berlin Koblenz Straßburg Deutschland
Preußens Bestrebungen. Stellung zu Österreich. 201
Entschluß, diese Länder überhaupt nicht wieder fahren zu lassen, sondern für Preußen zu erwerben. Das Land bot viel Verlockendes , es war wegen seiner unvergleichlichen Lage zwischen zwei Meeren, mit seinen tief einschneidenden Buchten, seinen trefflichen Häfen, wie geschaffen für die Entwickelung Preußens auch zur See. Aber wollte Preußen diese Läuder für sich in Anspruch nehmen, so mußte es sich auch gefaßt machen auf den thätlichen Widerstand des Auslandes, mußte gefaßt sein auf den Widerstand der deutschen Fürsten, welche eine Machtvergrößernng Preußens als eine sie treffende Verletzung ansahen, vor allem auf eine Opposition von seiten Österreichs, welches zu den Bestrebungen Preußens unmöglich schweigen konnte. Dazu war im eigenen Lande der noch unausgeglichene Zwiespalt zwischen Regierung und Volksvertretung, selbst der Krieg gegen Dänemark war ja mit Geldern geführt worden, die der Minister gegen den Willen der Kammer „genommen hatte, wo er sie fand." Aber ein Zurückweichen von dem einmal gefaßten Plane wollte Bismarck nicht. Uud weun dann Österreich wirklich zum Schwerte griff und unter der Fahne des Rechtes den preußischen Vergrößerungsgelüsten entgegenzutreten suchte, so hoffte er auch diesen Gegner aus dem Felde zu schlagen und zugleich seine Pläne hinsichtlich der Hegemonie Preußens in Deutschland zu realisieren.
Unter diesen Verhältnissen mußte es über kurz oder lang znm Kampfe kommen. Österreich, um die Breite Deutschlands von dem miterkämpften Lande getrennt, konnte für sich selber keinen Gewinn aus der Beute Ziehen und hätte am liebsten die Herzogtümer dem Herzog Friedrich überlassen, da dadurch ein selbständiger Mittelstaat an einer für Preußens Pläne lästigen Stelle erwuchs. Zunächst freilich übernahmen die beiden Großmächte die Verwaltung des herrenlosen Landes durch Einsetzung einer gemeinsamen Regierung, vor der die Bnndeskommiffare im Dezember 1864 weichen mußten; aber noch gegen Ende des Jahres schlug Österreich vor, die Länder dem Herzog Friedrich zu übergeben, was Preußen mit der Erklärung zurückwies, nicht eher auf die Erbfolgefrage eingehen zu können, als bis die künftige Stellung Preußens in den Herzogtümern bestimmt fei. Im Februar 1865 bezeichnete Bismarck diese Forderungen näher: festes und unauflösliches Bündnis des neuen Staates mit Preußen , welches unbedingte Verfügung über die Land- und Seemacht erhält; Beitritt der Herzogtümer zum Zollverein, Abtretung von Sonderburg, Friedrichsort und eines Gebietes, das zur Befestigung der beiden Endpunkte des noch zu erbauenden Nor dost seek an als erforderlich ist. Ohne eine
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Sonderburg
Die preußisch-italienische Allianz. Napoleon Iii. 203
über die notwendige Reform der Bnndesversassnng Zn beraten. Man war überrascht, den Mann, der im eigenen Lande als Volksfeind x) galt, diese weitgehenden liberalen Forderungen stellen zu sehen; man bedachte eben nicht, daß das Dichterwort: „es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken" ganz besonders für einen Staatsmann gilt und vor allen Dingen auf Bismarck seine Anwendung fand. Da waren die Bemühungen der fremden Mächte vergeblich, den nahenden Krieg, den beide Teile wünschten, zurückzuhalten. Eine von Napoleon vorgeschlagene Friedenskonferenz in Paris kam nicht zustande. Preußen suchte Bundesgenossen in Italien und Frankreich. Bereits im März war der italienische General G a v o n e nach Berlin gekommen, um mit Bismarck (Graf seit September 1865) über einen Waffenbund zu verhandeln; „unser Cavour, wie er leibt und lebt/' schrieb er nach seiner Begegnung mit dem preußischen Ministerpräsidenten nach Italien. Ein Schutz-uud Trutzbündnis wurde abgeschlossen; Venetien war der in Aussicht gestellte Preis für einen Krieg mit Österreich. Vor Abschluß dieses Bündnisses wollte sich Bismarck vergewissern, ob Frankreich in dem Kriege gegen Österreich neutral bleiben würde. Diese Gewißheit erhielt er bereits im Herbst 1865, nachdem Bismarck bei einer Zusammenkunft mit Napoleon in dem Pyrenäenbade Biarritz von demselben die Zustimmung zu dem geplanten Kriege gegen Österreich und zugleich für den König von Italien die Ermächtigung zum Abschluß des bereits vereinbarten Bündnisfes mit Preußen eingeholt hatte. Die Unterzeichnung des diesbezüglichen Vertrags erfolgte am 8. April 1866.
Obgleich dieser Vertrag ein geheimer war, erhielt das Wiener Kabinet von demselben Kenntnis, während ihm zugleich aus Verona sichere Nachrichten von umfassenden Rüstungen des Königs vou Italien zukamen. So sah sich auch Österreich zu Rüstungen gezwungen, und eine friedliche Lösung erschien von Tag zu Tag zweifelhafter.
Indessen war in Frankreich die allgemeine Stimmung gegen die prenßisch-italienische Allianz, da man instinktmäßig die Konsequenzen derselben ahnte und ebenso ernste Besorgnis vor einem übermäßigen Anwachsen der preußischen Macht, als vor einer allzugroßen Schwächung der Widerstandskraft Österreichs gegen
1) In dieser aufregenden Zeit versuchte es sogar ein Meuchelmörder, unter den Linden in Berlin Bismarck zu töten; doch entging er dem ihm zugedachten Lose, da die Revolverkugel ihr Ziel verfehlte.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Bismarck Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Italien Frankreich Berlin Italien Frankreich Biarritz Italien Verona Italien Frankreich Berlin
Österreich-Ungarn. 215
Flusse Leitha an der Grenze Österreichs und Ungarns jene Transleithanien, diese Cisleithanien genannt (das Ländergebiet jenseits und diesseit der Leitha); beide Halsten bildeten vereint die „österreichisch-ungarische Monarchie." Die ungarische Verfassung von 1848 wurde wieder hergestellt (s. S. 131), Siebenbürgen und Kroatien mit Ungarn vereinigt. Auch für die westliche Reichshälste erließ man ein neues Staatsgruudgesetz mit einem verantwortlichen Ministerium und einem in Herren-und Abgeordnetenhaus geteilten Reichsrat. Gemeinsam blieben beiden Hälften die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen und das Kriegswesen; für sie wurde ein eigenes Reichsministerium ernannt, welches mit den von beiden Hälften zu wählenden „Delegierten" von je 60 Mitgliedern zu beraten hatte. Finanziell wurde Ungarn fehr gut gestellt, da es von den gemeinsamen Reichslasten nur 30 Prozent zu tragen hatte, 70 Prozent den deutsch-sl'awischeu Provinzen Zufielen. Minister von Beust trug sich noch mit anderen hochfliegenden Plänen; er dachte auf die eine oder andere Weise Österreichs verlorene Stellung in Deutschland zurückzugewinnen, sein Liebäugeln mit Frankreich war nicht mißznverstehen. Aber er hatte sich durch die Teilung der Monarchie selber die Hände gebunden; die Ungarn, welche dnrch Königsgrätz ihre alte Verfassung wieder erlangt hatten, fühlten sich durch nichts veranlaßt, in die deutsche Entwickelung einzugreifen. — Als Protestant hatte er natürlich auch kein Verständnis für die Rechte der katholischen Kirche und er suchte durch confeftionelle Gesetze ihre Wirksamkeit zu hemmen. Die Gerichtsbarkeit in Ehesachen wurde den weltlichen Gerichten übertragen, und die Leitung des Unterrichtswesens — mit Ausnahme des Religionsunterrichts — unter die Oberaufsicht des Staates gestellt. Damit war aber das zwischeu Österreich und Rom geschlossene Konkordat zerrissen.
It. Von der Gründung des norddeutschen Bundes bis zur Errichtung des deutschen Kaisertums.
1. Spanien seit 1848.
In Spanien (s. S. 82) war es nach mancherlei Schwankungen und Hosiutrigueu im September 1851 der Partei der Köuigin-Mutter gelungen, das Ministerium Narvaez zu stürzen und die königlichen Machtbefugnisse zu steigern. Dock
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Extrahierte Personennamen: Beust
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