274
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Umgebungen des Indus ermunterte jezt die vervielfältigten Handels-
reisen zu Wasser und zu Lande. Die Seteuciben (vordem Empor-
kommen der part hi scheu Macht) und die Ptolemäer theilten sich
in den indischen See-Handel; diese befuhren alle Küsten von Arabien
bis Ceylon und Malabar. Hipp alns wagte zum erstenmale die Fahrt
gerade über's Meer nach Indien. Er fuhr vorr Ocelis in Arabien aus.
Die Selenciden belebten vorzüglich den Verkehr zu Lande. Seteu-
kus Nikator war mit seinem Heere bis an den Ganges gedrungen.
Bengalen, Agra und Delhi traten aus der Dunkelheit hervor,
das große Patibothra (an der Vereinigung des Soane mit dem
Ganges) wurde entdeckt, und blieb von da der wichtigste Stapelort.
Vom Indus an durch Mittelasien zogen die Waaren theits ans den
im vorigen Zeiträume (B. ?. S. 245) beschriebenen Wegen, theilö
wurden sie stromaufwärts bis dahin gebracht, wo ein kurzer Landweg
zu dem oberen O r u s führte, auf dessen Rücken sie hinab in das kaspische
Meer, dann weiter in den Kur und nach einem abermaligen Land-
transport in den Phasiö und das schwarze Meer gelangten. (In noch
späteren Zeiten wurden anstatt der leztgenannten Flüsse die Wolga
und der Tanais (Don) gebraucht.)
Den karthagischen Handel haben wir im vorigen Zeiträume be-
leuchtet. Auch einige spanische und gallische Städte, wie Nnmantia,
Narbona, Bannes (in Bretagne) u. a. trieben ansehnlichen Han-
del. Auf Britannien und einen Theil der Nordseeküsten, so auch
auf die skandinavischen Länder, fällt allmälig durch einzelne Ent-
deckungsreisen und durch Zinn- und Bernstein-Handel ein zweifelhaf-
tes Licht.
§. 29. Römischer Handel.
Die Römer haben den Handel nicht werth geachtet und unmittel-
bar wenig für den denselben gethan. Sie hielten für rühmlicher, die
Nationen zu würgen und zu plündern, als gegen Zuführung friedlicher
Jndnstrieprodukte einen freiwilligen Tribut von denselben zu erheben.
Mehrere der blühendsten Handetstaaten sind unter den Streichen des
rohen Römerarms gefallen. Zuerst die stillen Etrusker, hierauf Syra-
kus und Karthago und Korinth. Auch die kleinasiatischen Städte und
Rhodus und selbst Massitia wurden hart von ihnen bedrängt. Gleich-
wohl war Rom nicht ohne Handel. Es hatte eine eigene Innung
von Kaufleuten (*), prägte Silbermünzen noch vor den punischen
Kriegen, und schuf während des ersten derselben sich eine Marine. Nur
(*) Die k* Claudia verbot den Patriziern, persönlich Handel zu treiben.
Aber Geld dazu durften sie geben.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
277
Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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141
Viertes Kap. Römische Geschichte.
legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem
Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in
seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es
fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die
Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen
Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat-
um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß
er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt.
§. 88. Folgen derselben.
Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das
erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele
vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal
wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige-
res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber
daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in
den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann
war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der
gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte
er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß-
ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch
immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen
eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar-
sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen-
heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte,
durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken,
und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten
Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches
that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem
schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel-
gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz-
ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste
entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie-
nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich.
Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago.
Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses,
und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich
(*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan-
plaz des Krieges geworden.
(**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima
Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi
Cererisque certame» dicitur. Florus.
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Extrahierte Personennamen: Aemilius_Paulus Hannibals Hannibal Hannibal Hannibal Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Rom Hannibals Rom Rom Italiens Rom Karthago Unteritalien
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
F. de Almeida. A. de Albuquerque. 33
um den Anfang, den die Portugiesen in Indien gemacht hatten, zu einem erfreulichen Fortgange zu gestalten, und ihre Beharrlichkeit und Ausdauer führte sie auch hier glücklich zum Ziele. Unter dem tapfern Seehelden Francesco de Almeida ging endlich eine Flotte von 36 Schiffen nach Indien, die den Auftrag hatte, nicht zurückzukehren, sondern dort die neuen Ansiedelungen zu decken. Frauzesco de Almeida wurde zum indischen Vicekönig ernannt und that alles mögliche es dahin Zu bringen, daß Indien den Portugiesen ganz unterworfen wurde. Er erbaute mehrere Festungen, setzte Warenpreise fest und wies Marktplätze cm, von denen er die Muhamedaner gänzlich ausschloß. Nicht zufrieden mit der Küste Malabar, segelte er 1506 uach Ceylons, und verband es durch Haudelsbündnisse mit Portugal.
Dem Almeida folgte in dem Posten eines Viceköuigs Alfous de Albuquerque (Albukerke), ein außerordentlicher Mann, der den größten Männern seines Jahrhunderts mit Recht zugezählt wird. Er trieb die Macht der Portugiesen aufs höchste. Er hatte schon früher die Insel O r m u s 2), den allgemeinen Stapelplatz der persischen, arabischen und ägyptischen Kaufleute erobert, und obwohl Neid und Eifersucht der Seinen ihn zwangen, diese Besitzung wieder auszugeben, gab er doch den Plan nicht auf, den Portugiesen die Herrschaft über das Meer und über alle Zugäuge nach Indien zu verschaffen. Jetzt, als Vicekönig hatte er die Macht, um diesen Plan zur Wirklichkeit zu machen. Zuerst dachte er an einen bequemen Mittelpunkt dieser Herrschaft, und erwählte (Boa3) dazu; daß Goa bereits feinen Herrn hatte — es gehörte dem Könige von Dekan — kam wie gewöhnlich in gar keinen Betracht. Albuquerque eroberte es 1510, erhob es zur Hauptstadt des portugiesischen Indiens, und versah den trefflichen Hasen der Stadt mit tüchtigen Festungswerken. Von Goa aus verbreitete nun Albuquerque seine Herrschaft immer weiter. Des wichtigen Handels von Ceylon versicherte er sich jetzt völlig; dann zog er nach Malakka4), eroberte es, machte ungeheure Beute und empfing daselbst Gesandtschaften ans Siam, Java und Sumatra, deren Beherrscher seine Freundschaft suchten. Ein Teil der Flotte drang weiter vor, und eroberte das Vaterland der feinsten Ge-
1) Ceylon wird von der Küste Koromandel, der Ostküste Indiens, durch die Palkstraße getrennt.
2) Ormus, Insel am Eingänge des persischen Meerbusens.
3) Goa, Insel und Stadt an der Westküste von Vorderindien. Diese Besitzung ist den Portugiesen bis heute geblieben.
4) Malakka, der südliche Teil von Hinterindien.
Hoff mann, Weltgeschichte rc. Iii. 3
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Kampf mit Sultan Mahmud Ii. Die Großmächte. 89
ägyptische Seemacht anzugreifen, mit der ganzen Flotte zu Mehemed Ali über.
Mahmud Ii. erlebte die Kunde von diesem furchtbaren Schlage nicht mehr. Er war am 30. Juni 1839 gestorben, und ihm aus dem von allen Seiten umstürmten Throne sein erst 16 Jahre alter Sohn, Abdul Medschid, gefolgt. Der schon bejahrte, aber in Staatsgeschäften erfahrene Chosrew Pascha wurde zum Großvezier ernannt und traf die kräftigsten Maßregeln. Die Schwäche des Reiches wohl erkennend, wandte er sich an die Großmächte um Beistand und Vermittelung. Mer Mehemed Ali verlangte jetzt den erblichen Besitz der von ihm unterworfenen Länder, und dadurch kam das Bestehen der Türkei überhaupt in Frage.
Doch die europäischen Großmächte hielten den Untergang noch auf. Sie erklärten einmütig, daß sie das Fortbestehen der Türkei in ihren Schutz nähmen. Bald aber trat auch hier eine Meinungsverschiedenheit ein. Frankreich glaubte seinen Borteil im Orient durch die Begünstigung Mehemed Ali's zu erreichen und geleitet vou dem kriegslustigen Ministerium Thiers bewirkte es die Absetzung des Großveziers Chosrew; auch wollte die französische Regierung an den Maßregeln gegen den Bice-könig von Ägypten nicht teilnehmen. Da schlossen Österreich, Preußen, England und Rußland, ohne Frankreich, am 15. Juli 1840 eine Verbindung mit der Türkei. Mehemed sollte auf den Besitz von Ägypten beschränkt werden, diesen jedoch erblich erhalten. Frankreich, über den ohne seine Zustimmung geschlossenen Vertrag erbittert, rüstete mächtig, und ungeachtet Louis Philipp selbst durchaus nicht für den Krieg war, drohte doch das Zerwürfnis der Mächte mit einem europäischen Kriege.
Allein die Mächte ließen sich nicht »beirren. Als Mehemed Ali auf die an ihn gestellten Forderungen nicht einging, begannen die Feindseligkeiten. Eine englisch-österreichische Flotte segelte nach der Küste Syriens; Acre wurde erstürmt, Alexandria von dem englischen Befehlshaber Napier bombardiert, so daß sich die Bevölkerung daselbst gegen den Vtceföuig erhob. Dieser mußte sich jetzt zur Räumung von Syrien, Arabien und Kandia verstehen und mit dem erblichen Paschalik von Ägypten, unter türkischer Oberhoheit, begnügen. Er ist am 10. November 1848 gestorben, woraus sein Enkel Abbas das Paschalik Ägypten erhielt, nach dessen Tode 1854 Said Pascha Vieekönig wurde.
Die Türkei war somit gerettet, hatte aber durch Anrufung der fremden Mächte den offensten Beweis ihrer Ohnmacht ab-
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Extrahierte Personennamen: Abdul_Medschid Chosrew_Pascha Ali Louis_Philipp Philipp Napier
Extrahierte Ortsnamen: Mehemed_Ali Frankreich Mehemed England Frankreich Frankreich Syriens Alexandria Syrien
Der Berliner Kongreß.
Juden, in dem neuen, unabhängigen Fürstentum. Auch der Landzuwachs, den sich Rußland in Kleinasien ausbedungen, wurde nicht unerheblich beschnitten. Die größte Umgestaltung erlitt der Vertrag von San Stefano in Betreff Bulgariens.' Nicht bis au das ägäische Meer sollte sich das neue Fürstentum er-ftreckeu, sondern am Balkan seinen Abschluß finden. Der übrige Teil, Südbulgarien oder Dftrumelien sollte der Türkei verbleiben, doch mußte dieselbe einen christlichen Gouverneur für dasselbe ernennen,_ der von den Mächten bestätigt wurde. Über Bosnien und die Herzegowina enthielt der Vertrag von San Stefano keine Bestimmungen. Österreich erhielt die Erlaubnis, dieselben einstweilen zu besetzen. Diesem Beginnen traten jedoch die Einwohner, von den Serben aufgereizt und heimlich unterstützt, mit den Waffen entgegen und erst nach den heftigen Gefechten von Z o p i u , I a i c a und T n s l a konnten die beiden Länder von den Österreichern unter dem General Philippowitsch besetzt werden (September 1878). Die Engländer verlangten und erhielten für ihre Bemühungen die Insel C y p e r n.
Nur zu bald zeigte es sich, daß der Berliner Kongreß wohl die Einstellung des russisch-türkischen Waffenganges zu stände gebracht, aber keinen sicheren Frieden gebracht habe. Die pan-statistische Partei, die den Krieg hauptsächlich betrieben hatte, war mit den Resultaten des Berliner Kongresses keineswegs zufrieden. Für die großen Opfer, die Rußland gebracht, waren i)ie materiellen Vorteile sehr gering; es fehlte daher nicht an Stimmen, welche die Ansicht ansprachen, man solle den West-mächten die Stirne bieten und sich der Ausführung der Kongreß-beschlüsse widersetzen. Aber die F-riebenspartei behielt schließlich in Petersburg die Oberhanb. Man schloß mit der Pforte einen Separatfrieden (8. Februar 1879) über die Kriegskostenentschädigung und andere streitige Punkte.
Wie aber die Petersburger sich nur gezwungen in die Kongreßbeschlüsse fügten und die moskowitische Nationalpartei nur j mit innerem Widerwillen auf die Berliner Abmachungen blickte, so gesellten sich auch bald zu dieser Unzufriedenheit die Symptome innerer Zersetzung und revolutionärer, nihilistischer Gäh-ruttg , und erzeugte in dem weiten und mächtigen Moskowiterreich eine gefährliche und erfchredfenbe Bewegung politischer und sozialer Natur. Rottierungen unter den Studenten, Mordanfälle
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Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Bulgariens Balkan Bosnien Petersburg
Die Pläne Rußlands. 287
mit seinen civilisatorischen Wirkungen erhoffen lasse. Aber um diesen friedlichen Handelsverkehr zu erzwingen, war denn doch 1868 der Krieg gegen Bochara nötig geworden, und unverkennbar lag es vor aller Augen, daß es für den Zaren gar nicht möglich sei, die selbstgesteckte Grenze von 1864 wirklich einzuhalten. Die Besorgnis Englands für sehte indischen Besitzungen nahm deshalb beständig zu, insbesondere seitdem 1873 Rußlaud genötigt schien, den General Kaufmann auch in Chiwa einrücken zu lassen. Dasselbe Schicksal erlitten in den nächsten Jahren Chokand und Bochara, und seitdem 1874 auch die Organisierung einer neuen Provinz, der transkaspischen, beschlossen worden, die südwärts bis an die persische Grenze reichte, bildeten die Steppen der Turkmanen, die unabhängigen Vasallenstaaten Afghanistans und das Plateau des Pamir die letzte Saniere gegen Afghanistan, wo England schlechterdings zum Kampfe bereit stehen mußte. Bald jedoch schien es, als ob der Zusammenstoß der beiden großen Mächte früher noch als in Centralasien an einem näher gelegenen und wichtigeren Punkte stattfinden werde.
Die orientalische Frage war seit 1870 wieder in Fluß gekommen , und Rußland verzichtete nunmehr auf jene vorsichtige Zurückhaltung, die es ein halbes Menschenalter hindurch fast unausgesetzt beobachtet hatte. Mit dem glücklichen Ausgange der Londoner Konferenz, welche die schlimmsten Folgen des unglücklichen Krimkrieges beseitigte und Rußland seine volle militärische Unabhängigkeit im Schwarzen Meere zurückgab, trat es der Pforte gegenüber in eine ganz neue Stellung. Es hatte ihr den augenfälligen Beweis geliefert, daß fein Ansehen in Europa wieder hergestellt fei, daß England der Türkei Hilfe zu bringen nicht wage, Österreich es nicht wolle, Frankreich nicht sönne. Je enger sich dann in der Folge das intime Verhältnis des Zaren zu feinen beiden kaiserlichen Nachbarn ausbildete, um so mehr fühlte sich auch der Sultan angetrieben, sich mit Rufelanb ans einen guten Fuß zu stellen, und es bauerte nicht lange, so war General Ignatjeff der einflußreichste unter den frem-bett Gesandten am Bosporus. Daß er biefe vortreffliche Position nicht bazn benutzen würde, um das türkische Reich durch gute Ratschläge zu kräftigen, lag aus der Hand; aber es bedurfte boch in der That kaum seiner Nachhilfe, um den Verfall des morfchen Staatswesens, der mit Riesenschritten zunahm, zu beschleunigen.
Sultan Abdnl Aziz war bei seiner Thronbesteigung (1861) mit großen Hoffnungen begrüßt worben, die sich aber
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Extrahierte Personennamen: Abdnl_Aziz
Extrahierte Ortsnamen: Englands Chiwa Bochara Afghanistans Afghanistan England Europa England Frankreich Bosporus
Schluß. 299
auf hochgestellte Personen und den Kaiser selbst, Unterschleift und Bestechlichkeit tu angesehenen Beamtenkreisen und andere Erscheinungen waren deutliche Beweise, daß im Staate Rußland manches faul sei. Zwar wurde durch den Grafen Loris-M e l i k o f f auf einige Zeit wieder ein Zustand von Ruhe und Sicherheit herbeigeführt, so daß die Jnbelseier der 25jährigen Regierung Alexander Ii. (19. Februar 1880) sich zu einem Nationalfest gestaltete, aber schon nach einem Jahre wurde der Herrscher aller Reußen bei einem militärischen Schaufest durch eine Dynamitexplosion so gefährlich verwundet, daß er als Sterbender in den Kaiserpalast gebracht wurde, um dort nach wenigen Stunden deu Geist aufzugeben. Bei der Gerichtsverhandlung gegen die Thäter und Urheber des Verbrechens enthüllte sich ein schauderhafter Abgruud von Verbrechen und Geheimbünden in vielverschlungenen Verzweigungen, deren Fäden sich in alle Kreise der Gesellschaft Verliesen. Nun bestieg der Großsürst als Alexander Iii. den Zarenthron. — Auch in der Balkanhalbinsel kamen die Völker nicht zur Ruhe; die Ausführung der Berliner Beschlüsse fand so vielen Widerspruch sowohl von seiten der Pforte als der eingebornen Völkerschaften, daß eine Nachkonferenz in Berlin abgehalten werden mußte, um die Türkei zur Erfüllung der Beschlüsse zu nötigen, insbesondere durch eine im Namen aller europäischen Mächte erlassene Note die Vergrößerung des Königreichs Griechenland durch die Abtretung alban i s ch e r und thessalischer Landschaften und Städte und die Übergabe der Seestadt D u l c i g n o ein Montenegro zu bewirken. So hatte der russisch-türkische Krieg noch manche Nachzuckungen und auch die Politik der Zukunft wird sich mit der orientalischen Frage noch zu beschäftigen haben.
Schluß.
So sind wir denn den geschichtlichen Ereignissen bis an die Schwelle der Gegenwart herangerückt und haben bereits die gewaltigen Ereignisse berührt, die noch frisch in unserm Gedächtnis leben. Es waren bedeutungsvolle, tiefbewegte Jahre, die wir in ihrem geschichtlichen Gange vorübergeführt, Jahre, in denen viele treibende Kräfte an den Tag getreten, manche hohe Güter, wenn auch nicht völlig errungen, so doch als Kampspreise und Strebe-ziele ausgestellt worden sind; die so lange getrennten Glieder Deutschlands haben sich wieder zu einem einheitlichen Organismus, zu einem Reich vereinigt, dessen wichtigste Ausgabe die Er-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Alexander_Iii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Griechenland Montenegro Deutschlands