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recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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256 Die Griechen von dem Ende des peloponnesischen Krieges
Aussicht auf ein größeres Maß von Sicherheit und Vortheis. In sol-
chem Gewirre löst sich auch der Versuch Thebens auf die Hegemonie mit
dem vierten Zuge des Epaminondas auf. Im Peloponnes war Elis, das
sich wieder an Sparta angeschlossen, mit Arkadien in Streit gerathen. Die
Arkadier hatten den Tempel zu Olympia geplündert und bezahlten mit
dessen Schätzen ihren Miethtruppen den Sold. In Mantinea wollte
man sich von diesem Verfahren lossagen und darüber entstand eine Spal-
tung unter den Arkadern, welche, da Mantinea, die alte Feindin des
jetzt von Sparta getrennten Tegea, sich auf spartanische Seite stellte, die
thebanische Hegemonie zu gefährden schien. Epaminondas stößt schon
beim Eindringen in den Peloponnes auf Schwierigkeiten, Sparta zu
überraschen gelingt ihm nicht und da er sich nach Mantinea zurückzieht,
findet er dort schon die Spartaner, mit welchen ein athenisches Heer sich
vereinigt. Es wird eine große Schlacht geschlagen, in welcher die The-
baner den Platz behaupten, durch welche aber die Lage der Angelegen-
heiten sich nur in sofern ändert, als in ihr Epaminondas, die Haupt-
stütze der thebanischen Macht, fällt. Nachdem die Heere einander die
Todten herausgegeben und dadurch die Schlacht für eine unentschiedene
erklärt hatten, zogen sie nach Hause und die allgemeine Erschöpfung er-
leichterte den Frieden, für den wieder der persische König thätig war,
und zu dem Epaminondas im Sterben den Seinigen gerathen hatte.
Zwar trat Sparta, weil es seinen Ansprüchen auf Messenien entsagen
sollte, nicht bei, aber die Waffen ruhten. Theben verlor seine Hege-
monie über die Staaten außer Böotien, ohne daß sie ihm förmlich ent-
rissen wurde und Sparta, das nicht einmal das frei gewordene und
durch Rückkehr zerstreuter Messenier gestärkte Nachbarland wieder er-
hielt, mußte zufrieden sein, im Inneren die Ruhe herzustellen, die bei
Epaminondas erstem Anrücken gegen Sparta durch Empörung von Pe-
riöken und Heloten gestört worden war.
9. Wenn man die hegemonischen Bestrebungen von Theben mit den
früheren von Athen und Sparta vergleicht, so erkennt man in den
ersteren die Zeichen des Eintrittes einer neuen Zeit insofern als sie nicht
von gegebenen Grundlagen aus sich naturgemäß entwickelten, sondern
vorzugsweise auf dem Wege der Berechnung herbeigeführt wurden.
Dies stimmt damit überein, daß es in höherem Grade, als bei den ent-
sprechenden athenischen und spartanischen Bestrebungen die Persönlich-
keiten waren, welche, ohne durch die gegebenen Verhältnisse darauf an-
gewieseu zu sein, und ohne mit ihrem Thun einem allgemeinen Zuge zu
folgen, Pläne für Griechenlands Gestaltung entwarfen und verfolgten.
Daraus ergibt sich, daß die Schärfe der alten Stammcseigenthümlichkeiten
geschwunden war und daß die Menschen ihren Gesichtskreis zu sehr erweitert
und ihr Gefühl zu sehr verflacht hatten, um sich innerhalb der durch altes
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666 Frankreich in der Zeit der durch die Kirchentrennung
dem Sohne von Katharina und Johann von Albret, vermählt war,
ihren Hof zu einem Zufluchtsorte der wegen der Religion Verfolgten.
Obgleich Heinrich Ii. nicht minder als fein Vater die Verfolgung der
Protestanten betrieb und durch feine Verbindung mit den deutschen Pro-
testanten sich hierin nicht im mindesten stören ließ, fuhren sie doch» wozu
freilich jene Verbindung des Königs beitrug, in ihrer Ausbreitung fort.
Im Jahre 1559 fand zu Paris eine Synode statt, auf welcher sie ihren
Gottesdienst nach Calvins Grundsätzen ordneten. Sie erhielten im
ganzen Lande den Namen Hugenotten, der ursprünglich ein in Tours
umgehendes Nachtgespenst bezeichnet haben und auf sie wegen ihrer aus
Furcht vor der Verfolgung Nachts gehaltenen Zusammenkünfte spottweise
übertragen worden sein soll. Daß sie aber aus ihrer gedrückten Lage
zum Angriffe auf die Negierung übergingen und sich zu einer unter
Führern geschaarten Partei ausbildeten, hängt mit den Verhältnissen des
Hofes aufs Engste zusammen. Schon mehr als einmal hatte Parteiung
am Hofe und unter den Mitgliedern der königlichen Familie Frankreich
in Bürgerkriege gestürzt. Seitdem die Macht der großen Vasallen durch
Gründung einer einheitlichen Regierungsgewalt gebrochen war, suchten
diejenigen, welche Mittelpunkte für besondere Kreise zu bilden fähig und
geneigt waren, eine Entschädigung in einer einflußreichen Stellung am
Hofe, mittelst welcher sie statt der früher in einem Theile des Reiches
unmittelbar geübten Gewalt, eine mittelbare über das ganze Reich üben
konnten. In Zeiten, wo kein äußerer Krieg dem Drange nach Thätig-
keit ein Mittel der Befriedigung bot, ward daher der Hof der Schau-
platz eines Kampfes um überwiegende Betheiligung an der Negierung.
Je entschiedener nun von vielen Mitbewerbern einer das Uebergewicht
erhielt, desto mehr wurden die Zurückgestoßenen zu einer Gegenpartei
vereinigt, welche dann alle im Lande vorhandene Unzufriedenheit als
Mittel des Widerstandes zu benutzen suchte. So hatte Heinrich unge-
achtet der Abmahnung seines Vaters der Familie Guise, die eine von
dem zweiten Sohne des Herzogs Renatus Ii. stammende Nebenlinie des
lothringischen Herzogshauses bildete und durch den Herzog Franz und
seinen Bruder, den Cardinal Karl, vertreten war, einen sehr großen
Einfluß eingeräumt. Die von den Guisen gewonnene Stellung mußte
noch wichtiger werden, als Heinrich Ii. in Folge einer beim Turniere
erhaltenen Verwundung so früh starb, daß sein Sohn Franz Ii. noch
sehr jung auf den Thron kam, und zugleich wurde diese Stellung eine
feste dadurch, daß die nunmehrige Königin eine Nichte der Guisen war.
Den Guisen schien aber jene Stellung schon, sofern sie Abkömmlinge
eines auswärtigen Fürstenhauses waren, nicht zu gebühren. Als ver-
letzende Anmaßung erschien ihr Walten gegenüber dem der königlichen
Familie nahe verwandten Hause Bourbon-Vendome, der jüngeren Linie
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Extrahierte Personennamen: Katharina Johann_von_Albret Johann Heinrich_Ii Heinrich Calvins Heinrich_unge- Heinrich Renatus_Ii Franz Franz Karl Karl Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Thätig-
Die Staatsumwälzung in England. 745
lischen Parlaments veranlaßte nun eine Erhebung der Irländer, die sich
Freiheit der katholischen Religion erkämpfen wollten und sich für unge-
rechte und grausame Behandlung setzt blutig rächten. Mit den Schotten
war dagegen ein Friede unterhandelt worden, und obgleich derselbe noch
nicht zu Stande gekommen war, begab sich der König nach Schottland,
um nach einer an ihn gestellten Forderung das dortige Parlament selbst
zu eröffnen. Auf eine Ausgleichung mit den Schotten hoffend, kehrte er
nach London zurück, fand das Parlament, von dem er vergebens kräf-
tige Hülfe zur Unterdrückung des irischen Aufstandes forderte, noch in
gleicher Feindseligkeit und steigerte dieselbe dadurch, daß er im Jahre
1642 einige hervorragende Mitglieder desselben verhaften wollte. Es
war an Aussöhnung nicht mehr zu denken. Das Unterhaus übte alle
Gewalt und nahm sogar das Recht, dem Heere zu befehlen, in Anspruch.
Der König entfernte sich aus London und suchte im Norden und Westen
des Landes Beistand, während seine Gemahlin nach den Niederlanden
ging, um auswärtige Hülfe zu gewinnen. Der Bürgerkrieg brach aus,
in welchem der König hauptsächlich in dem Adel, den Eavalieren, seine
Anhänger hatte und die Macht des Parlaments auf Bürgern und
Bauern beruhte, die man nach ihrem kurz abgeschnittenen Haare die
Rundköpfe nannte. Der Krieg war zugleich ein Religionskrieg. Die
Parlamentspartei bekämpfte in den Königlichen oder den Eavalieren zu-
gleich die Anhänger eines verhaßten Kirchenthums, und fühlte sich in
sittlicher Hinsicht über dieselben erhaben, da sie auf Beispiele von Weich-
lichkeit und Unsittlichkeit unter dem Adel Hinweisen konnte, denen sie die
Schlichtheit des Bürger- und Bauernstandes gegenüberhielt. Um aber
in der heiligen Schrift ein Vorbild für ihr Thun zu haben, betrachteten
die Puritaner sich als das Volk Israel im Kampfe mit den Kanaani-
tern, und diese Anschauung gab den Sitten und Redeweisen der Partei
ein besonderes Gepräge. Zwei Kriegssahre vergingen ohne entscheiden-
des Ereigniß, während deren die Empörer sich mit dem schottischen Co-
venant verbündeten. Im Jahre 1644 eröffnete der König zu Orford
ein aus seiner Partei berufenes Parlament, das er dem zu London re-
gierenden entgegenstellte. Doch es gelang ebenso wenig, das Land von
dem feindlichen Parlamente abzuziehen, als mit demselben angeknüpfte
Unterhandlungen einen Erfolg hatten. Das Parlamentsheer, das von
Schotten unterstützt die Stadt Jork belagerte, erfocht über ein könig-
liches Heer, das zum Entsätze der Stadt heranrückte, bei Marstonmoor
einen entscheidenden Sieg unter Fairfar. Des errungenen Uebergewichtes
bediente sich die Partei zu blutiger Verfolgung der Anhänger des bischöf-
lichen Kirchenwesens, von der auch die Katholiken betroffen wurden.
Der Erzbischof Land von Canterbury, der zu den Vertrauten des Königs
gebörte und das Werkzeug bei dessen kirchlichen Anordnungen war, wurde
48*
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Extrahierte Personennamen: Canterbury
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland London London Israel London
998
Die Zeit der siegreichen Revolution.
Leipzig, aber vor der Kunde von derselben, an Rußland und Preußen
den Krieg. Eine Folge davon war, daß der schwedische Thronfolger sich
nach der Niederelbe wendete, wo Davoust, in dem festen Hamburg ein-
geschlossen, die Danen nicht unterstützte. Während Bülow Holland er-
oberte, drang Bernadotte mit dem Reste des Nordheeres in Holstein
ein, schlug die Dänen bei Sehestedt, unweit Rendsburg, und schloß mit
ihnen im Anfänge des Jahres 1814 einen Frieden zu Kiel, in welchem
sie in die Abtretung von Norwegen willigten und dafür das schwedische
Pommern nebst Rügen erhielten.
44. Während die Zerstörung einer der Welt gewaltsam aufgedrun-
genen Ordnung solche Fortschritte machte, drängten sich bei denjenigen,
welche diese Zerstörung leiteten, nicht minder als bei denjenigen, welche
erwartungsvoll dem Gange der Ereignisse zuschauten, die Fragen nach
der neuen Ordnung, welche an die Stelle der jetzt zerfallenden treten
sollte. Ganz besonders war in Deutschland schwer zu erkennen, wie
weit man in Wiederherstellung des durch die Fremdherrschaft Vernichte-
ten gehen könne. Vieles von dem Vernichteten hatte sich, ehe noch
Napoleon seine Hand daran gelegt, als abgestorben erwiesen, und Vieles
von dem neu Geschaffenen hatte an den dadurch in Vortheil Gesetzten
Verteidiger erhalten, war auch zum Theil von Seiten Oeftreichs bei
der Erhebung als Preis des Anschlusses an dieselbe verbürgt worden.
Stellte sich doch der Wiederherstellung des Reiches schon die Abneigung
des Kaisers entgegen, die Krone desselben sich noch einmal aufsetzen zu
lassen. So entwickelte sich im Geiste der Fürsten und Staatsmänner
ein Bundesverhältniß als diejenige Form, mittelst deren dem befreiten
Deutschland eine Einheit erhalten werden solle. Glücklicher Weise schwebte
über der Unruhe, welche dergleichen Betrachtungen zu erregen geeignet
waren, für jetzt siegreich der Gedanke, daß man, ohne sich durch Fragen
nach der Zukunft trennen zu lassen, vor Allem den Kampf fortsetzen
müsse, um über jene Fragen selbst entscheiden zu können. Denn wenn
man den über den Rhein zurückgetriebenen Napoleon nach neuen Rü-
stungen wieder Hervorbrechen ließ, war das Ergebniß der bisherigen
Anstrengungen in Frage gestellt. Es waren nun im Rathe der Monar-
chen auch die Ansichten solcher zu überwinden, welche sich von dem Ge-
danken an eine Ueberlegenheit Frankreichs, die doch nur durch Deutsch-
lands Uneinigkeit und Selbsterniedrigung entstanden war, gar nicht los-
reißen konnten. Von dem Dasein solcher Stimmung unterrichtet, war
Napoleon beflissen, sie während seiner neuen Rüstungen wenigstens soweit
zu benutzen, daß ihm ein Zeitgewinn dadurch würde. Daß sein Bemühen
nicht vergebens sein würde, ließ sich befürchten, als die Monarchen im
December von Frankfurt aus ihm Friedensvorschläge machen ließen, nach
welchen Frankreich mehr als sein altes vor Beginn der Revolution be-
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Extrahierte Personennamen: Davoust Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Holland Holstein Rendsburg Norwegen Deutschland Deutschland Rhein Frankreichs Frankfurt Frankreich
und der schwedisch-polnische Krieg.
737
gungen, welche den Schutz ihrer eigenen Verfassung bildeten, ergaben.
Uneinig und zerrissen, wie immer, kam der polnische Reichstag nicht zu
Maßregeln der Vertheidigung, als der dritte Feind hereinbrach. Der
schwedisch-polnische Krieg erregte, da er als die Fortsetzung der früheren
schwedischen Unternehmungen erkannt wurde und eine durchgreifende
Veränderung der Besitzverhältnisse voraussehen ließ, in ganz Europa
große Aufmerksamkeit. Der Kaiser mußte vor neuen Fortschritten
schwedischer Waffen, zumal wenn sie das zwischen ihm und den Schwe-
den gelegene polnische Reich Umstürzen sollten, Ln höchster Besorgniß
sein. Dänemark, dessen Besitz schon durch Schweden geschmälert wor-
den war, konnte nur mit Angst das weitere Wachsen des gefährlichen
Nachbars sehen. Die Niederlande hatten von der Bildung einer aus-
schließlichen schwedischen Herrschaft über das baltische Meer den Ver-
lust ihres Handels auf demselben zu befürchten. Frankreich mußte den
Gang der Ereignisse wachsam im Auge behalten, weil es nicht zu-
geben durfte, daß Schweden mächtig genug würde, dem französischen
Einfluß in Deutschland die Spitze zu bieten. In der schwierigsten
Lage befand sich aber zwischen den beiden streitenden Theilen der Kur-
fürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Sein Herzogthum Preußen
war ein polnisches Lehen und bildete den nächsten Gegenstand der
schwedischen Eroöerungslust. Selbst seine im Reiche gelegenen Länder
waren, da durch sie der Weg der Schweden gehen mußte, gefähr-
det, und von dem Reiche war kein Schutz zu erwarten. Es blieb
daher für ihn nichts übrig, als die Absichten der streitenden, sowie der
übrigen europäischen Mächte, zu erforschen, durch kluge Unterhandlungen
den Ausbruch des Krieges zu verzögern, und wenn er nicht mehr zu
verzögern war, eine Mittelmacht zwischen den Parteien zu bilden, daß
er sich von beiden möglichst unabhängig erhalten könnte. So durch
die Verhältnisse auf die gewundenen Wege der mit überlegenen und
zweideutigen Nachbarn handelnden Staatskunst geführt, bewährte er auf
denselben eine Meisterschaft, durch die er nicht nur unversehrt, sondern
mit erhöhter Macht aus dem Kampfe hervorging. Indem er sich nach
Umständen auf die eine und die andere Seite stellte, keinen der beiden
Gegner bis zur Vernichtung des andern unterstützte, blieb er für beide
wichtig und konnte für seine Hülfe jedesmal eine Steigerung seiner
Macht als Preis bedingen. Er mußte mit der mißtrauischsten Wach-
samkeit die Schritte der Andern beobachten und selbst immer gefaßt sein,
das Mißtrauen, das er nothwendig erregte, wieder zu entwaffnen, dabei
stets Streitkräfte zu seiner Verfügung haben, durch welche der Feind
gehindert wurde, ihn mit Gewalt aus seiner zweideutigen Stellung zu
verdrängen. Der Krieg begann im Jahre 1655 und hatte schon im
ersten Jahre den Erfolg, daß Karl Gustav Herr der Länder bis an den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Europa Schweden Frankreich Schweden Deutschland
und der von den Vortheilcn des Handels bestimmten Staatskunst. 791
denselben als Philipp V. in Madrid einziehen, wo die ohnehin schon
verwirrten Negierungsangelegenheiten mittelst der Durchkreuzung fran-
zösischen und spanischen Einflusses sich nur noch mehr verwirrten. Der
Kaiser war nicht gesonnen, sich dieser Anordnung zu fügen, und traf, so
erschöpft auch seine Staaten durch die vorausgegangenen Kriege waren,
Anstalten zur Eroberung dessen, worauf er ein Recht zu haben glaubte.
Er mußte den Krieg allein beginnen, und es. dauerte bis in das Jahr
1702, ehe er die Bundesgenossen, auf welche er rechnete, wirklich ge-
wonnen hatte oder doch ihre Truppen zu seinen Heeren stoßen sah. Das
deutsche Reich betrachtete die Sache so sehr als eine den Kaiser allein
betreffende, daß die Kreise,' welche beim Ausbruche des Krieges zu Kriegs-
schauplätzen zu werden gewiß waren, sich damit begnügten, bloß unter
sich eine Verbindung zur Abwehr des französischen Angriffes zu schließen.
Von den drei Kurfürsten von Sachsen, Brandenburg und Hannover, die
sich in den vorigen Kriegen als treue Bundesgenossen bewährt hatten,
war der Kurfürst von Sachsen zur Unterstützung der kaiserlichen Sache
außer Stande. Er hatte seine Stellung im Reiche ungeachtet seines
Neligionswechsels unverändert zu erhalten gewußt, indem er versicherte,
daß derselbe eine bloß persönliche Angelegenheit sei, die weder auf das
Verhältniß zu seinen Unterthanen, noch auf das zu den protestantischen
Reichöständen Einfluß haben werde. Der Theilnahme an dem, was
Kaiser und Reich betraf, war er aber als König von Polen um so
mehr entzogen, als ein Krieg, den er mit Dänemark und Rußland gegen
Schweden begonnen, ihm einen Angriff von Seiten Schwedens zuge-
zogen hatte. Den Kurfürsten von Brandenburg aber hatte sich der
Kaiser neuerdings dadurch verbunden, daß er zu einer ähnlichen Er-
hebung, wie sie der Kurfürst von Sachsen erfahren, seine Zustimmung
gegeben hatte. Der Sohn des großen Kurfürsten wollte, nachdem der
Vater seinen Staat zu einer europäischen Bedeutung erhoben hatte, die
Anerkennung dieser höheren Bedeutung genießen, und umgab sich des-
halb mit königlicher Pracht. Die Erhebung des Kurfürsten von Sachsen
zur Königswürde reizte ihn zur Nachahmung, da ohnehin ein Theil
seiner Staaten, das Herzogthum Preußen, außerhalb des Reichsver-
bandes lag. Mit Genehmigung des Kaisers, dem er für den bevor-
stehenden Krieg seine Hülfe zugesagt, setzte er sich am 18. Januar 1701
zu Königsberg die Krone auf und nannte sich seitdem Friedrich I-, legte
sich aber, da er nicht ganz Preußen beherrschte, nur den Titel eines
Königs in Preußen bei. Es war dieses Ereigniß, so wenig auch für
den Augenblick dadurch verändert wurde, ein folgenreiches, sofern es
dem Kaiser und dem Reiche gegenüber die selbstständige Stellung eines
durch Länderbesitz bedeutenden Reichsstandes bestätigte und für die Nach-
folger des ersten Königs einen Antrieb bildete, die Macht des Staates
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 51
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Extrahierte Personennamen: Philipp_V. Philipp_V. Friedrich_I- Friedrich
Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewalttätigen Staatskunst. 393
rung jenes Tauschplanes Ln Bewegung gesetzt ward, veranlaßte eine
lebhafte Erörterung. Von östreichischer Seite wurde behauptet, daß der-
selbe der Neichsverfassnng zuwiderlaufe, und als man diese Anklage
fallen ließ, konnte man sich nicht entschließen, in demselben etwas An-
deres, denn eine Wirkung preußischer Eifersucht zu sehen. Von preußi-
scher Seite ward ansgeführt, daß der Fürstenbnnd eben nur Erhaltung
des Bestehenden zum Zwecke habe und daher den Kaiser weder beleidi-
gen noch beunruhigen könne, wenn derselbe die Gesinnungen habe, die
man bei ihm voraussetzen müsse. Die Notwendigkeit einer Verhinde-
rung des von dem Kaiser beabsichtigten Tausches wurde aber nach den
Grundsätzen der Gleichgewichtslehre, die gegen einen mächtigen Staat
ein zu dessen Schwächung dienliches Mittel forderte, mit der Betrach-
tung vcrtheidigt, wie es nöthig sei, daß Oestreich nicht mit dem Besitze
seiner Niederlande seine schwache Seite verliere und nicht durch den Er-
werb Baierns Frankreich außer Stand setze, im deutschen Reiche einen
Bundesgenossen zu haben, mit dessen Hülfe es in das Herz Oestreichs
eindringen könne.
38. Das Verlangen, Länder zu erwerben, führte den unruhigen
Kaiser Joseph auch in einen Türkenkrieg. Katharina folgte dem längst
von Rußland eingeschlagenen Wege, seine Grenze gegen das türkische
Reich mehr und mehr vorzuschieben, ja der Kaiserin schwebte das Ziel
einer Eroberung des türkischen Reiches schon dergestalt vor Augen, daß
sie dem zweiten Sohne ihres Sohnes Paul bei seiner Geburt den Na-
men Constantin in der Hoffnung gab, durch ihn in der Stadt Constan-
tins dereinst eine neue Reihe griechischer Herrscher beginnen zu lassen.
Sie verfolgte gleich Peter den Zweck, das Reich durch Hebung von
Handel und Gewerbe zu stärken. Die Strömung abendländischer Bil-
dung ging insofern ihren ungehinderten Gang, als die französische Auf-
klärung auch in ihrer Umgebung einen Wohnsitz fand. Doch ließ sich
die Bevölkerung von derselben nicht ergreifen, da das Fremde sich zwar
den mit dem Hofe in Berührung Stehenden und in ihrer Haltung durch
den Hof Bestimmten mittheilen, nicht aber in die weitverbreitete, in
Verarbeitung fremder Gedanken nicht geschulte und das eigene Wesen
sehr fest haltende Bevölkerung eindringen konnte. Ihre weiblichen Schwä-
chen kamen unter dem Einflüsse jener Aufklärung insofern zur Geltung,
als sie ein stetes Spiel mit Günstlingen trieb, bis einer derselben,
Gregor Potemkin, sich in ihrer Gunst so festsetzte, daß er, während er
scheinbar Anderen seine Stelle räumte, doch über alle Kräfte und Mittel
des Staates verfügte. Die Pläne gegen die Türken waren es, die ihn
so hoch hoben, und er selbst war es, der jene Pläne, weil er durch
deren Verwirklichung hohe Ziele für sich zu erreichen gedachte, im Gange
erhielt. Die für unabhängig erklärte Krim ging im Jahre 1784 durch
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Joseph Katharina Constantin Peter Gregor_Potemkin Gregor
Die Zeit der siegreichen Revolution.
905
Lxll.
Die Zeit der siegreichen Revolution.
1. Die Krankheit, zu der sich längst in fast allen Ländern Europas
der Stoff gesammelt hatte, brach zuerst in dem Lande aus, das die
größte Fülle jenes Stoffes in sich schloß. Es trat, nachdem die Staats-
kunst schon seit geraumer Zeit sich der Achtung vor bestehenden Rechten
entschlagen hatte, jetzt, da sich gegen die Form des staatlichen Lebens
losgebundene Kräfte zerstörend richteten, eine Erscheinung in die Welt,
wie sie in solchem Umfange und solcher Stärke noch nicht vorhanden
gewesen war, die Revolution. Es war nicht bloß ein Auflehnen, eine
Empörung gegen die geselligen Zustände, wie in Frankreich die Zacque-
rie und in Deutschland der Bauernkrieg gewesen waren. Es war auch
nicht bloß die Erhebung gegen eine Negierung, die man wegen des von
ihr ausgehenden Druckes ersetzen wollte. Es war der planmäßig vor-
bereitete, auf Grund einer ausgebildeten Lehre unternommene Versuch,
dem persönlichen Belieben ein Recht, das ihm durch die aus der Ver-
gangenheit überkommenen Formen des geselligen Bestehens angeblich
verkümmert worden sei, wiederzuerobern, wobei sich bald Herausstellen
mußte, daß man sich bei dem Zustande, der durch Zerstörung des frühe-
ren eintrat, ebenso wenig als bei dem früheren, zu beruhigen verpflich-
tet sein wollte, vielmehr das Recht, der öffentlichen Ordnung nur nach
Maßgabe persönlichen Beliebens sich zu fügen, als ein fortwährendes
in Anspruch nahm, und daher solche Grundlagen für die staatlichen Zu-
stände verlangte, auf welchen der Widerspruch gegen dieselben durch
Angriff und Auflösung sich bethätigen könne. Die gesammte geschichtliche
Errungenschaft eines jeden Volkes, wie der gesammten Menschheit, war
dieser Ansicht zufolge werthlos, ja die Erinnerung daran schädlich, weil
auf ihr eine den Umwälzungsbestrebungen hinderliche Anhänglichkeit an
Bestehendes beruhte. Die Revolution war also die in das Gebiet der
Thal übertragene. Aufklärung. Die Geschichte stand au dem Punkte,
wo sich die letzten Ergebnisse von der durch die Glaubenstrennung be-
wirkten Erschütterung des kirchlichen Anfthns entwickelten, wo als Wir-
kung einer ausschließlich dem Handel dienenden Staatskunst eine aus-
schließliche Hingebung der Menschen an Erwerb und Genuß hervortrat,
wo eine von den Lenkern der Staaten zu Gunsten des Vortheils geübte
Gewalt bei den Völkern Nachahmung fand. Daß der eingeschlagene
Weg die ganze Menschheit in einen Abgrund zu reißen drohte, daß die
folgerechte Durchbildung und Anwendung der neuen Grundsätze endlich
alle gesellige Verbindung aufheben und einen Krieg Aller gegen Alle
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TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Deutschland