§. 28, 2. England.
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dem Eroberer (1066—1087) brachen wiederholt Empörungen aus, die niederzuwerfen seine ganze Kraft erforderten. In den dadurch entstehenden Kämpfen wurden die vornehmsten angelsächsischen Adelsfamilien ausgetilgt und ihre Güter und Ämter gingen an die Normannen über. Wilhelm führte einen neuen Lehnsadel ein, begründete eine strenge Lehnsverfassung und erhöhte die Abgaben an die Krone.
Ihm folgte in der Normandie sein ältester Sohn Robert, in England sein zweiter Sohn Wilhelm Ii. (1087—1100), der die Einrichtungen seines Vaters aufrecht erhielt. Aber dessen Bruder Heinrich I. (1100 —1135) und ihr Neffe Stephan (1135 bis 1154) waren genötigt, Kronrechte aufzugeben und an Adlige und Geistliche Freibriefe zu bewilligen. Mit Wilhelms des Eroberers Urenkel Heinrich Ii. kam das Haus Anjou oder Plantagenet (1154 bis 1399) in England zur Regierung.
Heinrich Ii. (1154 — 1189) vereinigte mit England die Normandie und die südlich davon gelegenen Küstenländer als Lehen Frankreichs. Er befestigte die Ruhe und Ordnung in seinem Reiche, zerstörte die Raubschlösser und ordnete das Gerichtswesen. 1172 eroberte er Irland, und der König von Schottland mußte ihm den Lehnseid leisten. Als er die Geistlichkeit in weltlichen Dingen der königlichen Gerichtsbarkeit unterstellen, die Berufung nach Rom und die Exkommunikation von seiner Einwilligung abhängig machen wollte, widersetzte sich ihm sein vormaliger Kanzler und Freund Thomas Becket von Canterbury, wurde aber durch vier Diener des Königs, die in die Kirche eindrangen, an den Stufen des Altars ermordet. Obgleich Heinrich dem Frevel fern stand, so benutzte doch der Papst diesen Vorfall zum Nachteil des Königs und drohte mit dem Bann. Heinrich mußte sich der Kirche unterwerfen. Knieend beteuerte er seine Unschuld und pilgerte einige Jahre später zu dem Grabe des heilig gesprochenen Erzbischofs, wo er sich von den Mönchen geißeln ließ und die Nacht auf dem Pflaster der unterirdischen Kirche zubrachte.
Richard Löwenherz (1189 —1199), Heinrichs Nachfolger, war ein unbesonnener, heftiger und leidenschaftlicher Fürst und verband mit der größten Tapferkeit einen höchst abenteuerlichen Sinn, Rachsucht und Grausamkeit. Er vereitelte den dritten Kreuzzug, wurde ein Jahr lang in Deutschland gefangen gehalten und brachte die folgenden Jahre in seinen Besitzungen in Frankreich zu, wo er gegen Philipp August kämpfte und bei der Belagerung der Burg eines untreu gewordenen normannischen Vasallen seinen Tod fand.
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Extrahierte Ortsnamen: England England Haus_Anjou England England Frankreichs Irland Schottland Rom Deutschland Frankreich
§. 25, 1. Der erste Kreuzzug.
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Eroberung Jerusalems 1099. Nach der Befreiung Antiochiens stritten sich die Fürsten über den Besitz der Stadt und vergeudeten in Streifzügen Zeit und Kräfte. Daher kämen die Kreuzfahrer, etwa noch 20 000 Fußgänger und 1500 Reiter stark, erst ein Jahr später vor Jerusalem an. Als sie am 6. Juni 1099 endlich von einer Anhöhe bei Emaus die heilige Stadt erblickten, fielen sie auf die Kniee und dankten Gott für diese Gnade. Alle Mühsale und Entbehrungen, die sie erduldet, waren nun vergessen. Schon nach wenigen Tagen wurde ein allgemeiner Sturm gewagt und die erste Ringmauer erobert; allein der gänzliche Mangel an Belagerungsgerät zwang sie zur Umkehr. Da fanden sie in einem Gehölze bei Bethlehem Holz zu Sturmleitern und Mauerbrechern, und jeder half und wußte kaum sich selbst zu genügen, um das große Ziel zu erreichen. Doch bei einer unerträglichen Hitze trat ein peinigender Durst ein, denn alle Quellen waren versiegt, der Bach Kidron vertrocknet, und die einzige Quelle Silos spendete ungenießbares, salziges Wasser. In dieser Not erschien eine genuesische Flotte mit reichlichen Vorräten aller Art und trefflichen Werkleuten. Ein neuer Sturm wurde versucht, aber abgeschlagen. Schon am folgenden Tage wurde derselbe mit aller Kraft erneuert; unter dem Rufe: Gott will es! drangen die Christen über die Mauern ein, öffneten die Thore und wurden nach grausamem Morden (15. Juli 1099) Herrn der Stadt. Nachdem sich die Pilger vom Blute und Staube gereinigt hatten, zogen sie zur Aufersiehungskirche, lobten Gott und dankten ihm, daß er ihre Gebete erhört hatte.
Um den Besitz der heiligen Stätte zu sichern und den Samen der Zwietracht unter den Führern zu ersticken, beschlossen die Kreuzfahrer jetzt, einen König zu wählen. Die Wahl traf den Würdigsten, Gottfried von Bouillon. Allein der bescheidene Held wollte da, wo der Erlöser die Dornenkrone getragen, keine Königskrone annehmen und nannte sich deshalb nur Beschützer des heiligen Grabes. Er ordnete dann die Regierung des Landes nach den Grundsätzen der abendländischen Lehnsverfassung. Ein Heer des ägyptischen Sultans, welches den neugegründeten christlichen Staat von Süden her bedrohte, schlug er (August) 1099 bei Askaion. Aber schon im folgenden Jahr erlag er dem ungewohnten Klima und den heftigen Anstrengungen. Nun wurde fein Bruder Balduin als König von Jerusalem fein Nachfolger. Er eroberte, unterstützt von Flotten aus Genua und Pisa, Akkon und Tripolis und gebot über Jerusalem, die Grafschaften Tripolis, Edessa und das Fürstentum Antiochia.
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Extrahierte Personennamen: Gott Bach_Kidron Gott Gottfried_von_Bouillon August Balduin
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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
1163 bis Zug (1163—1168) des Kaisers nach Italien bleibt erfolglos. 1168 Eine verheerende Pest nötigt zur Flucht aus Rom; auf dem Rückzuge besteht er Lebensgefahr in Susa. Der lombardische Städtebund wird unter der Führung des wiedererstandenen 1167 Mailand 1167 gestiftet, die Festung Alessandria gegründet.— Nach siebenjährigem Aufenthalt Friedrichs in Deutschland (Erbschaft des alten Herzogs Welf) wandelt sich allmählich das gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen.
1174 bis Auf dem fünften Römerzuge 1174—1177 wird Alessandria 1177 vergeblich belagert; Heinrich der Löwe weigert in Partenkirchen dem Kaiser die Heeresfolge. Des Kaisers Niederlage
1176 bei Legnano 1176 führt zu dem Vertrag mit Alexander Iii.
1177 zu Venedig 1177. Zu Konstanz wurde der Friede mit den lombardischen Städten aufgerichtet 1183: die kaiserliche
Oberhoheit dauert fort unter Anerkennung ihrer fast republikanischen Freiheit und Selbstregierung.
c. Unterwerfung Heinrichs des Löwen: in seiner fast königlichen Stellung erwirbt sich Heinrich große Verdienste um die Germanisierung und Bekehrung des slavischen Ostdeutschlands und um die Hebung der norddeutschen Städte (Lübeck, Braunschweig), weckt aber eine fortwährende Opposition der Fürsten. Heinrich wegen seines Abfalls während des fünften Römerzugs nach viermaliger vergeblicher Vorladung in die Acht erklärt; seine Herzogtümer und Reichslehen werden verteilt zu Gelnhausen 1180: Bayern fällt an Otto von Wittelsbach; das Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Köln; andere Gebiete an kleine geistliche und weltliche Landesherren; ein Teil Sachsens an Bernhard von Aschersleben (Askanien), den Sohn Albrechts des Bären. Heinrich demütigt sich zu Erfurt; er behält seine Hausgüter, d. h. einen großen Teil von Niedersachsen, geht ins Exil nach England 1182.
Nach Friedrichs Heimkehr von der fünften Romfahrt wurde 1184 ein Reichstag in Mainz gehalten, wo die Macht des Kaisers glänzend zur Erscheinung kommt. Auf dem fried-1186 liehen sechsten Zuge nach Italien 1186 sollte die Vermählung seines Sohnes, des Königs Heinrich, mit Konstantia, der normannischen Erbin von Apulien und Sizilien die kaiserliche Macht in Italien befestigen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Welf) Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Legnano Alexander_Iii Alexander Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Bernhard_von_Aschersleben Albrechts Albrechts Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Mailand Friedrichs Deutschland Alessandria Partenkirchen Konstanz Ostdeutschlands Braunschweig Gelnhausen Herzogtum_Westfalen Sachsens Niedersachsen England Mainz Italien Apulien Sizilien Italien
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zösischen Adels in Italien (Normannen), in England (Wilhelm der Eroberer von der Normandie 1066 englischer König und zugleich französischer Vasall', Ursprung des langen Zwistes beider Länder)-, in Spanien. Engere Verbindung des französischen Adels durch die Kreuzzüge, die unter dem untüchtigen und an der religiösen Bewegung fast unbeteiligten Philipp I. (1060—1108) als eine wesentlich französische Bewegung begannen.
Infolge der Schwäche der vier ersten Capetinger, des Übergewichtes der südfranzösischen Vasallen, der Abhängigkeit eines Teils von Nordfrankreich von der englischen Krone fehlte es im Anfang der dritten Periode dem Staate an Einheit, dem Königtum an durchgreifender Macht. Dasselbe hebt sich durch das persönlich kräftige Walten einzelner Könige, das Emporblühen der Städte infolge der Kreuzzüge, zuerst im Bunde mit der Kirche, dann gegen deren Übergriffe im Laufe des Zeitraums zu bisher ungekannter Höhe.
Ludwigvi. (le gros; 1108—1137) bestätigt zum erstenmale die von weltlichen oder‘geistlichen Vasallen verliehenen städtischen Kommunalrechte, beitet die Königsmacht in Südfrankreich aus, schützt den Bestand des Staates im Norden (Normandie) gegen Heinrich I. von England und dessen Bundesgenossen Kaiser Heinrich V. von Deutschland, in inneren Angelegenheiten von dem staatsklugen und charaktervollen Abte Suger von St. Denys beraten, dessen Einflufs auch unter Ludwig Vii. (—1180) fortdauert. Dessen Zerwürfnisse mit dem Papste; die Greuel zu Vitry, der zweite Kreuzzug als Sühne und Büfsung (s. o. S 70). Trennung seiner Ehe mit Eleonore, der Erbin von Poitou und Guienne, durch deren Wiedervermählung mit Heinrich von Anjou, dem Thronerben von England, ein grofser Teil Frankreichs mit England vereinigt wurde. — Weitere Stärkung des Königtums unter dem that-kräftigen Philipp Ii. August (-1223), dem Teilnehmer am dritten Kreuzzug und Förderer des Albigenserkrieges. Seine Kämpfe mit England unter vier Königen; Resultat: der Verlust fast aller französischen Lehen Johanns (ohne Land) von England, durch Philipps Si*g bei Bovines 1214 aufs neue besiegelt. - Philipps gesetzgeberische That]g-keit: Einrichtung des Pairshofes; die 12 Pares Franciae, sechs weltliche und sechs geistliche Grofswürdenträger.
Auf die kurze Regierung Ludmgsjw. folgt die lange und inhaltsreiche Ludwigu^es Heiligen (1226-1270), des Beendige« des Albigenserkrieges (1229, s. o. S. 76) und der Kreuzzüge (s. o. S. 81), anfangs unter der vormundschaftlichen Leitung seiner energischen Mutter Bianca von Kastilien. .Seine Erfolge im Süden: die Provence wird mit der Krone vereinigt; Toulouse fällt an des Königs Bruder. Friede mit England 1259, dessen König Guienne (Aquitanien) grofsenteils behalt und den Vasalleneid leistet. Hebung der Städte; strenge Durchführung des Landfriedens; Ordnung des Rechtswesens sind Hauptverdienste seiner ausgezeichneten Regierung.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien England Spanien Nordfrankreich Ludwigvi England Frankreichs England England England Kastilien Toulouse England
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ist keiner hervorragend. Kämpfe des ritterlichen französischen Adels in Italien (Normannen), England (Wilhelm der Eroberer von der Normandie 1066 englischer König und zugleich französischer Vasall; Ursprung des langen Zwistes beider Länder), Spanien. Engere Verbindung des französischen Adels durch die Kreuzzüge, die unter dem untüchtigen und an der religiösen Bewegung fast unbeteiligten Philipp I. (1060—1108') als eine wesentlich französische Bewegung begannen.
Infolge der Schwäche der vier ersten Capetinger, des Übergewichtes der südfranzösischen Vasallen, der Abhängigkeit eines Teils von Nordfrankreich von der englischen Krone fehlte es im Anfang der dritten Periode dem Staate an Einheit, dem Königtum an durchgreifender Macht. Dasselbe hebt sich durch das persönlich kräftige Walten einzelner Könige, das Emporblühen der Städte infolge der Kreuzzüge, zuerst im Bunde mit der Kirche, dann gegen deren Übergriffe im Laufe des Zeitraums zu bisher ungekannter Höhe.
Ludwig Vi. (le gros; 1108—1137) bestätigt zum erstenmale die von weltlichen oder geistlichen Vasallen verliehenen städtischen Kommunal -rechte, breitet die Königsmacht in Südfrankreich aus, schützt den Bestand des Staates im Norden (Normandie) gegen Heinrich I. von England und dessen Bundesglnossen Kaiser Heinrich V. von Deutschland, in inneren Angelegenheiten von dem staatsklugen und charaktervollen Abte Svger von St. Denys beraten, dessen Einflufs auch unter Ludwig Vii. (—1180) fortdauert. Dessen Zerwürfnisse mit dem Papste; die Greuel zu Vitry, der zweite Kreuzzug als Sühne und Büfsung (s. o-S. 70). Trennung seiner Ehe mit Eleonore, der Erbin von Poitou und Guienne, durch deren Wiedervermählung mit Heinrich von Anjou, dem Thronerben von England, ein grofser Teil Frankreichs mit England vereinigt wurde. — Weitere Stärkung des Königtums unter dem that-kräftigen Philipp 11. August (—1223), dem Teilnehmer des dritten Kreuzzugs und Förderer des Albigenserkrieges. Seine Kämpfe mit England unter vier Königen; Resultat: der Verlust fast aller französischen Lehen Johanns (ohne Land) von England, durch Philipps Sieg bei Bovines 1214 aufs neue besiegelt. — Philipps gesetzgeberische Thätig-keit: Einrichtung des Pairshofes; die 12 Pares Franciae, sechs weltliche und sechs geistliche Grofswürdenträger.
Auf die kurze Regierung Ludwigs Viii. folgt die lange und inhaltsreiche Ludwigs Ix., des Heiligen (1226—1270), des Beendigers des Albigenserkrieges (1229, s. o. S. 76) und der Kreuzzüge (s. o. S. 81), anfangs unter der vormundschaftlichen Leitung seiner energischen Mutter Bianca von Kastilien. Seine Erfolge im Süden: die Provence wird mit der Krone vereinigt; Toulouse fällt an des Königs Bruder. Friede mit England 1259, dessen König Guienne (Aquitanien) großenteils behält und den Vasalleneid leistet. Hebung der Städte; strenge Durchführung des Landfriedens; Ordnung des Rechtswesens.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien England Spanien Nordfrankreich England Frankreichs England England England Kastilien Toulouse England
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1162 es zur Übergabe und Zerstörung Mailands. — Der dritte 1163 bis und vierte Zug (1163—1168) des Kaisers nach Italien bleibt 1168 erfolglos. Eine verheerende Pest veranlalste dessen Flucht aus Rom. Auf seinem Rückzuge übersteht er die Lebensgefahr in Susa. Der lombardische Städtebund wird unter 1167 der Führung des wiedererstandenen Mailand 1167 gestiftet, Alessandria gegründet. — Nach siebenjährigem Aufenthalt Friedrichs in Deutschland (Erbschaft des alten Herzogs Welf) wandelt sich allmählich das gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser und Heinrich dem Löwen.
1174 bis Auf dem fünften Römerzuge 1174—1177 wird Alessandria 1177 vergeblich belagert; Heinrich der Löwe fällt in Partenkirchen (wohl nicht in Chiavenna) von dem Kaiser ab. Des Kaisers 1176 Niederlage bei Legnano 1176 führt zu dem Vertrag mit 1771 Alexander Iii. zu Venedig 1177. Zu Konstanz wurde der Friede hergestellt 1183: die kaiserliche Oberhoheit über die lombardischen Städte dauert fort unter Anerkennung ihrer
fast republikanischen Freiheit und Selbstregierung.-----
c. Unterwerfung Heinrichs des Löwen: In seiner fast königlichen Stellung erwirbt sich Heinrich große Verdienste um die Germanisierung und Bekehrung des slavischen Ostdeutschlands und um die Hebung der norddeutschen Städte (Lübeck, Braunschweig), weckt aber eine fortwährende Opposition der Fürsten. Die Achterklärung gegen Heinrich wegen seines Abfalls während des fünften Römerzugs erfolgt nach viermaliger vergeblicher Vorladung. Seine Herzogtümer und Reichslehen werden verteilt zu Gelnhausen 1180: Bayern fällt an Otto von Wittelsbach; das Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Köln; andere Gebiete an kleine geistliche und weltliche Landesherren; ein Teil Sachsens an Bernhard von Aschersleben (Askanien), den Sohn Albrechts des Bären. Heinrich demütigt sich zu Erfurt; er behält seine Hausgüter, d. h. einen großen Teil von Niedersachsen, in seinem Besitz; er geht ins Exil nach England 1182.
Nach Friedrichs Heimkehr von der fünften Romfahrt wurde 1184 ein Reichstag in Mainz gehalten, ein Abbild der Macht des Kaisers. Auf dem friedlichen sechsten Zuge des 1186 Kaisers nach Italien 1186 sollte die Vermählung seines Sohnes, des Königs Heinrich, mit Konstantia, der normannischen
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Iv. Das Interregnum und der Ausgang der Kreuzzüge. 1254-1273.
A. Die Anarchie in Deutschland war die Frucht der beide Gewalten schwächenden oder aufreibenden Kämpfe von Kirche und Reich. Es fehlte jeder persönliche Halt, jede Autorität; Fehden der Fürsten und Raubritter führten zu allgemeiner Zerrüttung — die „kaiserlose, die schreckliche Zeit“. — Mitten in und aus der Not erwachte das Streben nach Selbsthilfe besonders unter den Städten: die Anfänge
1254 des rheinischen Städtebundes 1254.
Der Schattenkönig Wilhelm wird von den Friesen erschlagen 1256. Es folgte (1257) die mit Geld erkaufte Doppelwahl von Alphons dem König von Kastilien, der nie, Richards Grafen von Gornwalis (*j* 1272), der immer nur vorübergehend im Reiche erschien — beide ohne irgend ein durchgreifendes Ansehen.
B. Ausgang der Staufer in Italien: Nach Konrads Iv. Tode verwaltete sein Halbbruder Manfred für den unmündigen Konradin das süditalische Reich, wird dann, siegreich gegen
1258 Innocenz Iv., selbst zum König gekrönt 1258. Er fällt in 1266 der Schlacht bei Benevent 1266; Graf Karl von Provence und Anjou, Bruder Ludwigs Ix., des Heiligen, von Frankreich, von den Päpsten begünstigt, wurde König Siziliens.
Konradins Versuch, das Erbe seiner Väter wieder zu erobern, scheiterte durch die Niederlage bei Scurcola (nahe bei Tagliacozzo): er selbst und Friedrich von Baden (oder 1268 Ostreich) wurden hin gerichtet zu Neapel 1268.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Kastilien Italien Frankreich Siziliens Neapel
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dessen Bruder und Nachfolger Balduin I. (1100—1118) erst sich König nannte. Der Sieg der Kreuzfahrer bei Askalon sicherte den Besitz Jerusalems. Es folgte ein fortwährendes Zuströmen christlicher Einwanderer.
5) Verfassung des Königreichs Jerusalem. — Wie die Bevölkerung des neuen Koloniestaates eine sehr bunte, zum Teil verworfene Mischbevölkerung aus allen christlichen Reichen des Abendlandes war, so seine politische Form ein Gemisch aus den Elementen der Hierarchie, des französischen Feudalstaats und der freien städtischen Gemeinden; — ein konfuses Abbild abendländischer Zustände. Das erbliche Königtum steht fast machtlos gegenüber: a. den geistlichen Würdenträgern, den Patriarchen (von Jerusalem und Antiochien), den Erzbischöfen und Bischöfen; b. den drei großen Kronvasallen von Edessa, Antiochien, Tripolis und den übrigen Baronen; c. den fast unabhängigen Reichsstädten und den Handelsansiedelungen der Genuesen, Venetianer und Pisaner an den Küsten. Die Reichsgesetzgebung wurde niedergelegt in den assises du royaume de Jerusalem. Der Sefteschall, Oonnetable und Marschall sind die ersten Reichsbeamten. Das nordfranzösische Element hat in dem neuen Staat das Übergewicht; das Französische ist die offizielle und Verkehrssprache.
6) Nicht minder unabhängig wie die hohe weltliche und geistliche Aristokratie einer-, die Städte andererseits hielten sich der Krone gegenüber die geistlichen Ritterorden, eine eigentümliche Schöpfung der Kreuzzüge, aus der Verbindung von Rittertum und Mönchwesen entsprungen, ein Hauptwerkzeug zur Fortsetzung des Kampfes gegen den Halbmond.
Der Ritterstand (milites, equites), von gröfserem Eigenoder Lehenbesitz und dem hierdurch ermöglichten Reiterdienste ausgehend, durch die Kriegsspiele der Turniere und eigentümliche Standessitte weiter ausgebildet, erhält seine volle Entwickelung durch die Kreuzzüge, in denen der ritterliche Adel aller christlichen Länder in wechselseitigen Verkehr miteinander tritt und sich als eine große Genossenschaft mit gleichen Waffen, Privilegien und Pflichten fühlen lernt. — Stufen des Ritterlebens: Nach der häuslichen und mütterlichen Erziehung der jungen Adligen bis zum siebenten
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wieder aus seiner Asche unterstützt von dem sich damals bildenden lombardischen Städtebund und dem Papste Alexander Iil, dem zu Ehren man die Festung Alessandria erbaute.
Ebenso wie in Italien der Sinn für Unabhängigkeit sich regte, suchte im Norden des Reichs Heinrich der Löwe sich immer selbständiger zu machen, indem er seine Macht im Osten der Elbe erweiterte und seine Vasallen drückte. Friedrich ließ ihn gewähren, befreite ihn sogar einstweilen von der Pflicht der Heeresfolge nach Italien. Seinen fünften Zug dorthin unternahm er 1174; diesmal aber sollte der Löwe ihn begleiten, weil er seine kaiserlichen Rechte um jeden Preis geltend zu machen suchte. Von ihm, trotz seiner flehenden Bitten im Stiche gelassen, unterlag der Kaiser 1176 bei Legnano den todesmutigen Italienern, die sich um das Stadtbauuer Mailands, das Caroccio, geschaart hatten. Rasch entschlossen versöhnte und befreundete sich Friedrich mit dem Papste, der einen Waffenstillstand vermittelte. Im später geschlossenen Constanzer Frieden (1183) wurde den Städten freie Selbstverwaltung zugestanden, die kaiserliche Oberhoheit gewahrt. In Deutschland traf 1179 den Löwen Friedrichs Zorn. Er verlor Baiern an Otto von Wittelsbach und mußte in die Zerstückelung Sachsens willigen. Im Osten des Landes führte der Antheil, welchen des Bären Sohn Bernhard erhielt, den alten Namen weiter, der Westen fiel zum großen Theil dem Erzstifte Köln zu; Heinrich selbst empsieng, nachdem er sich gedemütigt hatte, seine Allode Braunschweig-Lüneburg zurück, mußte aber vorläufig, um Unruhen vorzubeugen, das Reich verlassen. Zwei herrliche Feste, das Mainzer 1184, wo der Kaiser zwei Söhne wehrhaft machte, und das Mailänder 1186, wo er seinen ältesten Sohn Heinrich mit der normannischen Erbin Constanze vermählte, gaben Zeugnis von der Liebe, deren er sich im ganzen Reiche zu erfreuen hatte. Der dritte Kreuzzug brachte dem Helden, der noch jugendlich stürmend bei Jkonium gekämpft hatte, den Tod in den Wellen des Seleph, die er ungestüm durchreiten wollte. Noch lange hat man im deutschen Volke von dem im Kiffhäuser schlafenden Kaiser gesagt und gesungen und auf sein Erwachen mit Sehnsucht geharrt.
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