— 176 -
recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
Vom weftfds. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 1 <5
Frieden abgeschlossen und für ihren Gemahl Franz von Lothringen die
Stimme zur Kaiserwahl erhalten hatten, behauptete, daß Schlesien durch
den Bruch des Breslauer Friedens dem östreichischen Hause wieder
anheim gefallen sei. Friedrich ließ sich aber durch alle diese höchst
unangenehmen Ereignisse nicht außer Fassung bringen und schlug die
Oestreicher bei Hohenfriedberg und bei Sorr. Zwar versuchten diese
noch einmal, Berlin zu überrumpeln und durch diesen Handstreich den
König zur Herausgabe von Schlesien zu zwingen, allein Friedrichs
Schnelligkeit rettete die bedrohte Hauptstadt. Da auch die Sachsen
sich feindselig zeigten, so mußte „der alte Dessauer" (Fürst Leopold
von Dessau) grades Wegs auf Dresden marschiren. Er fand die
Sachsen und Oestreicher aus den Höhen von Kesselsdorf und errang
daselbst einen solchen Sieg, daß Dresden sich ergeben und Maria
Theresia Frieden schließen mußte, in welchen! Friedrich Schlesien be-
hielt (1745).
Friedrich hatte zur Bestreitung der Kriegsbedürfnisse sein Silber-
geraih hergegeben; nach der Waffenruhe suchte er vor Allem die er-
schöpften Finanzen wieder aufzurichten und die dem Lande durch den
Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. Dies gelang ihm über Erwar-
ten rasch und vortrefflich. Mit Erstaunen vernahm Maria Theresia,
daß Friedrich durch sorgsame Verwaltung die Einkünfte der schlesischen
Fürstenthümer bereits verdoppelt habe. Strenge, Pünktlichkeit und
Klugheit erleichterten seine eifrigen Bemühungen, den Wohlstand des
Landes zu heben. Er ordnete das Meiste selbst an und ertheilte seinen
Ministern nur die Befehle zur Ausführung. Nichts war ihm widriger
als Müßiggang. Zn Allem übte er eine ängstliche Ordnung; jede
Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung. Um 4 Uhr Morgens
stand er auf, kleidete sich ohne fremde Hülfe an und schrieb oder las
Briefe. Ueber ininder wichtige Gegenstände ließ er sich Bericht er-
ftatteu, die wichtigeren nahm er selbst vor. Während des Lesens hörte
er die Rapporte seines Adjutanten an; dann trank er Kaffee und ging
nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden die Flöte blasend im Zim-
mer auf und ab. Sobald er die Flöte absetzte, traten seine Räthe
zum Vortrage ein und empfingen des Königs Bescheid, welchen
er oft eigenhändig niederschrieb. Nachher befaßte er sich mit Lektüre.
Punkt 12 Uhr setzte er sich zu Tische. Er sah jeden Morgen den
Küchenzettel aufmerksam an oder schrieb ihn selbst; denn er liebte feine
Leckerbissen gar sehr. Wichtiger waren ihm dabei die geistigen Ge-
nüsse, welche ihm eine auserwählte Tischgesellschaft der geistreichsten
Offiziere, fremder und einheimischer Dichter, Künstler und Gelehrten
Preußen den
Besitz
Schlesiens.
Friedrichs
Herrscher-
talent und
Privatleben.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lothringen Franz Friedrich Friedrich Friedrichs
Schnelligkeit Friedrichs Leopold
von_Dessau Leopold Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich_Schlesien Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs
268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
Europa —
Frankreich.
745
Geschichte wahrzunehmen. Den Römern erschien der Gallier als lebhaft, rasch auf-
lodernd in Liebe und Zorn, doch unschwer zu besänftigen, veränderlich in seinen Neignn-
gen, gar neuerungssüchtig; rerum novarnm cupidissimi, heißen sie beim Casar.
Tapferkeit gestand man den Galliern zu, vor allem war ihr Angriff hitzig und stür-
misch; aber im ersten Anlauf sollte alles genommen sein, die zähe Nachhalligkeit und
besonnene Ruhe anderer Völker fehlte ihnen, im Unglück zeigten sie geringe Ausdauer.
Dies Celtische sticht in ihrem Naturell noch jetzt hervor, obgleich sich etwas römisches
und deutsches Blut beigemischt und die Kultur vieler Jahrhunderte Manches gemildert
hat. Gewiß sind die Franzosen oder Franko-Gallier ein begabtes Volk, das neben die hervor-
ragendsten Nationen der europäischen Völkerfamilie zu stellen ist, mit gewissen Eigenschaften
begabt, die man liebenswürdig nennen könnte, wenn sie nicht von andern Eigenschaften
begleitet wären, i>ie keineswegs liebenswürdig sind. Schon die Sprache der Franzosen,
die fließendste unter allen romanischen, hat etwas Einnehmendes, mehr noch ihr muntrer,
leichter Sinn, der nur zu oft frivol wird, ihr Witz, ihre Politeffe und Unterhaltnngsgabc.^)
Fürs gesellige Leben scheinen sie demnach wie geschaffen; gerade deshalb stellen sie aber daö
äußere Erscheinen, die äußeren Ehren zu hoch, und sind gegen nichts empfindlicher als gegen
die Pfeile des Lächerlichen; ein von mot geht ihnen leicht über eine Wahrheit. Daraus erklärt
sich denn auch ein Grundzug des jetzigen französischen Nationalcharakters: die Liebe zur
hohleu Phrase, indem eben die Form höher gestellt wird als der Gedanke; und ein an-
derer Charakterzug steht damit in direktem Zusammenhang: die Liebe zur öffentlichen
Lüge, wie sie in den letzten Jahren in so abschreckender Weise jum Vorschein gekom-
men.**) Wie der Franzos fein zu schmeicheln, also zu täuschen versteht, so will
auch die Nation als solche geschmeichelt und getäuscht sein, und sicher ist, daß sie an
einem Uebermaß von Eitelkeit, Selbsttäuschung und grenzenloser, ja kindischer Selbste
Überschätzung leidet.***) Ein Despot, der dies zu benutzen, ihrer Eitelkeit fortdauernd
*) Es fehlt auch nicht an entgegengesetzten Urtheilen. Die englische, aber fr an-
zosenfreundliche Zeitschrift Globe schreibt (1872): „Der Franzose ist, was die Figur
betrifft, im ganzen weniger zur Anmuth, als vielmehr zur Plumpheit geneigt ... Er ist
nicht lebhaft . . . Seine Seele ist zu sehr von den Fonds, vom Geschäft und von der
schrecklichen Politik des flüchtigen Augenblicks erfüllt, um noch viel Platz für den „Esprit"
zu haben, dessen zarter Duft vor 89 Jahren auf immer in den üblen Ausdünstungen
der Guillotine verschwunden ist. Ein witziger Engländer ist ein seltener Vogel, aber
ein witziger Franzose ist geradezu ein schwarzer Schwan. Die eigentliche Bourgeois-
und Krämernation ist nicht in England, sondern in Frankreich. Der französische typische
Alphonse ist unter 10 Fällen Lmal ein Krämer und hat in 9 Fällen die Seele eines
Krämers . . . Wenn es einem schwer fällt, von einer ganzen Nation zu sagen, sie
habe keine Gentlemen mehr anfzuweisen, so muß man doch von den Franzosen be-
haupten, daß sie infolge ihrer großen, noch immer vor sich gehenden Revolution voll-
ständig diese Schicht der Gesellschaft eingebüßt haben, welche früher, trotz ihrer groben
Fehler, es zuwege gebracht, daß man mit dem Begriff der gebildeten französischen Ge-
sellschaft die Vorstellungen von Anmuth, Höflichkeit und glänzendem Geist zu identi-
ficiren pflegte."
**) Man denke z. B. nur an die lügnerischen Krieges- und Siegesberichte Napo-
leons und Gambettas, an die Lügenhaftigkeit der Journalistik, an die Betrügereien in
den Armeelieserungen.
***) Redensarien, wie die folgenden, finden sich in der neuen französischen Literatur
in tausendfachen Modulationen: Paris ist das Hirn der Welt — dort schlägt das Herz
des Universums — Frankreich ist der Christus der Nationen — es ist der Diamant unter
den Steinen — die Franzosen sind das auserwählte Volk Gottes — Frankreich ist die
Stimmgabel von Europa — wenn Frankreich zufrieden ist, ist Europa ruhig — die
Schacht, Lchrb. d. Geographie S. Aufl. 40
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich England Frankreich Paris Frankreich Gottes Frankreich Europa Frankreich Europa
548
Deutscher Bund — Geschichte.
Argwohn und theologischem Hader, bis endlich, durch des jesuitisch erzogenen
Kaisers Ferdinand Ii. Bigotterie imb Herrschsucht entzündet, der fürchterliche
30jährige Krieg ausbrach. Der westfälische Friede beruhigte zwar endlich die
Parteien und setzte ihre Rechte fest, das Reich blieb aber in vielerlei Stücke und
Partikelchen gespalten — ein Unheil, das ans der kurzen Dauer der ersten
Kaiserdynastien herrührt. Hätte sich ehmals den Vasallen der Krone nicht wieder-
holte Gelegenheit zur Wahl eines Oberhaupts, also auch zum Stimmenverkanf
geboten, so wäre von den oberherrlichen Rechten nicht eins nach dem andern ver-
äußert worden, um die Wahlherrn damit zu belohnen und zu Regenten zu
machen. Hierin liegt der Hauptgrund der Vielherrschaft, nicht aber, wie man
hie und da meint, in einer Stainmesverschiedenheil; denn wer könnte die Hun-
derte von Staaten, in welche unser Reich answuchs, und die häufig ihre Gränzen
Änderten, für eben so viele Stämme halten wollen? oder gäb' es wirklich einen
Stamm der Detmolder, Nassauer, Hannoveraner, Badenser, Meininger, Olden-
burger rc. ? Gewiß nicht; und überhaupt erwächst jedes größere Volk aus meh-
reren ursprünglich kleineren, die sich bei gleicher Sprache leicht vereinen und ihre
Sicherheit, ihre Macht, eben in dieser innigen Vereinigung finden. Widrige
Schicksale sind es allein, die ein großes Volk, das sich als solches schon fühlte,
aufs neue in Volkschaften zertheilen. Das war Deutschlands Loos, und überall
unter den Machthabern Selbstsucht und Ausländerei, kein Nationalgefühl. Seit
die großen europäischen Mächte auf deurschem Boden sich gestritten, erhielt sich
jede eine Parthei unter den Reichsständen; und da der französische Hof des
Louis Xiv. überaus glänzend war, so verbreitete sich leicht durch viele deutsche
Residenzen die Nachahmulig desselben mit Prachtliebe und Herrscherei, während
in den Freistädten der ehmals mnthige ehrenfeste Bürgersinn zur Spießbürgerei
herabsank. Von der Unbehülflichkeit und Langsamkeit der Reichstagsverhandluugen
zu Regensbnrg ging pedantische Unistäudlichkeit in alles öffentliche Leben, der
schwerfällige Kanzleistyl in die Literatur über. Und wie man in der Tracht die
pariser Moden (Perücken, Steifschöße u. s. w.) vorzog, so mischten sich auch
zahllose französische Wörter und Redensarten in die Sprache der Gelehrten, ein
widerliches Gemengsel in Versen und Prosa, wobei sich die Schriftsteller auf ihr
barbarisches und weitschweifiges Geschreibe noch viel zu gut thaten; sie nannten
das Gründlichkeit.
So stand wahrlich Deutschland am Ende des 17. Jahrh, in mancher Hin-
sicht tiefer als im Beginn des I3ten, jedoch nur vorübergehend, nur erschöpft
durch taugen innern Streit und durch die zerstückelte Staatsform. Der Kern
des Volkes war noch tüchtig, noch ungeschwächt; wie ein bejchmierter Edelstein
unkenntlich geworden, konnt' er über kurz oder lang den Schmutz abstreifen und
das verlorne Feuer wieder gewinnen. Die bösen Früchte des im 16. Jahr-
hundert begoitnenen Kampfs hatte man geerntet; die guten, nämlich die Ent-
fesselung des Geistes und die Wiederbelebung des Nationalgcfühls waren erst
noch zu ernten. Sobald das Schwert des kirchliche» und politischen Zwiespalts
wirklich im Ernst beiseit gelegt war, tonnte man die Idee, worüber gekämpft
worden, ruhiger betrachten und von dem gewonnenen Rechte freier Forschung
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Nassauer Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Louis_Xiv Deutschland