48. Kurfürst Max (Sntanuel im Türkenkriege 1683—1688.
257
etfer aller beteiligten Führer und Truppen diesesmal nach wiederholten Stürmen und Abweisung eines Entsatzversuches der feindlichen Feldarmee das stärkste Bollwerk osmanischer Herrschaft in Ungarn zu erobern (2. September). Der Halbmond, der 145 Jahre lang auf der Hauptkirche von Ofen geglänzt hatte, mußte dem Kreuze wieder weichen. Da die türkische Armee einer Schlacht ausweichend donanabwärts zurückging, wurde iu der Folge noch das ganze Gebiet bis Esseg und Szegedin besetzt.
Für den Feldzug 1687 stellte der Kaiser wie im Vorjahre ein Heer von 40000 Mann unter dem Herzog von Lothringen und ein zweites von 20000 Mann unter Kurfürst Max Emanuel auf. Am 15. Juli fand die Vereinigung beider Heere bei Valpovo auf dem südlichen Drannfer statt; weiter südöstlich bei Esseg stand in verschanzter Stellung unter dem Groß-wesir Suleimau das etwa gleichstarke türkische Heer. Nachdem der Versuch die türkische Stellung anzugreifen wieder ausgegeben worden war, ging der Herzog von Lothringen über die Drau zurück und ihm folgte alsbald der Großwesir. Nach Ausführung von Märschen und Gegenmärschen, deren eigentlicher Zweck sich nicht sicher feststellen läßt, kam es am 12. August am Berge Harsan (zwischen Mohacz und Siklos) zur entscheidenden Schlacht. Durch waldiges Gelände begünstigt griff der Großwesir die den deutschen linken Flügel bildeude Armee des Kurfürsten überraschend gerade zu dem Zeitpunkte an, als wegen der Geländeverhältnisse die in einer Seitwärtsbewegung begriffene Armee des Herzogs von Lothringen nicht sofort eingreifen konnte.
Max Emanuel wies jedoch den Stoß erfolgreich ab und ging fodann unterstützt durch einige Regimenter des rechten Flügels selbst zum Angriff über. Die Türken wurden vollständig geschlagen und bis zur einbrechenden Nacht von der deutschen Kavallerie unter dem damaligen kaiserlichen General-seldwachtmeister Prinz Eugen von Savoyen verfolgt. Max Emanuel hatte an diesem Tage raschen Blick, Entschlußfähigkeit ititd Tatkraft, notwendige Eigenschaften eines Heerführers, in ganz hervorragendem Grade gezeigt. Er verließ jedoch am 3. September die Armee, da sich für ihn keine weitere Gelegenheit zu selbständiger Kommandoführung ergab. Da die Widerstandskraft der türkischen Feldarmee durch die erlittene Niederlage gebrochen war, so gelang es im Laufe des Feldzuges noch Siebenbürgen und Slawonien der kaiserlichen Gewalt zu unterwerfen.
Im Jahre 1688 erfüllte Kaiser Leopold den heißesten Wunsch des nach kriegerischem Lorbeer strebenden Kurfürsten: er übertrug ihm an Stelle des erkrankten Herzogs von Lothringen den Oberbefehl über das in Ungarn vereinigte Heer. Als Hauptaufgabe für den Feldzug konnte die Belagerung des wichtigen Platzes Belgrad um so mehr in Aussicht genommen werden, als man mit dem Erscheinen größerer türkischer Streitkräfte kaum zu rechnen hatte; im türkischen Heere war nnter der Nachwirkung der erlittenen Niederlage
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 17
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Extrahierte Personennamen: Max_(Sntanuel Max Max_Emanuel Max August Max_Emanuel Max Eugen_von_Savoyen Eugen Max_Emanuel Max Leopold Leopold
6
Asien.
Die Küsten lande. Einen erfreulichen Gegensatz zu der Einförmigkeit
der Hochebene bilden die besser bewässerten Küstenlande. Von diesen stehen unter
türkischer Hoheit die Landschaften Hedschas und Jemen an der W.-Küste;
in Jemen: Hodeida am Roten Meer. Diese Provinz liefert vortrefflichen
Kaffeex) und die arabischen Spezereien: Balsams, Weihrauchs und Myrrhen, auch
Gummi arabicum.^) Das Küstenland heißt daher mit Recht „das Glückliche
Arabien".
Nichttürkischer Besitz. An der S-Küste besitzen die Engländer Aden
(äden), eine wichtige Dampfer- und Kohlenstation, die den Eingang ins Rote Meer
beherrscht. — Das Randgebiet Oman im So. untersteht dein Jmam von Maskat,
ist aber tatsächlich britisches Schutzgebiet; auch die dnrch ihre Perlenfischerei bekannten
Bahrein-Jnseln tnt Persischen Meerbusen sind unter englischer Hoheit, ebenso
der wichtige Hafen Koweit.
Bevölkerung. Die Bewohner Arabiens (nur 5 Mill.), gehören dem
semitischen Stamme an und sind nur zum kleineren Teile Nomaden (Be-
duinen).^ Die durchwegs herrschende Religion ist der Mohammedanismns
oder Islam, der durch Mohammed ^ 632 n. Chr.) von Arabien seinen Aus-
gang nahm und über drei -Weltteile hin sich verbreitete.
Armenien.
Naturbeschaffenheit. Es ist ein rauhes Hochland, aus dessen Mitte
der gewaltige, jetzt erloschene Vulkan Ärarat (5200 m) aufragt. Dank seinem
Reichtum an Niederschlägen gibt es mehreren größeren Flüssen den Ursprung, so
dem Euphrat und Tigris, und wird hierdurch zum Bewässerungsmittel-
punkte Vorderasiens. Auf den steppenartigen Hochflächen liegen große Salzseen,
so der Wan- und der Urmia-See. Das Klima ist in den Tälern mild —
unsere Aprikose kommt aus Armenien —, auf den Hochebenen hingegen rauh.
Mit Rücksicht auf seine Gebirgsnatur, seinen Fluß- und Seereichtum kann
Armenien wohl „die Vorderasiatische Schweiz" genannt werden.
Bevölkerung. Die Armenier, zur mittelländischen Rasse gehörig, sind
ein Hirten- und Bauernvolk. Die Armut des Bodens sowie die Bedrängung
durch die Nachbarmächte veranlaßt aber viele zur Auswanderung, meist nach
Vorderasien, wo sie Geld- und Handelsgeschäfte treiben oder als Drago-
mans^) auftreten. An ihrem griechisch-katholischen Glauben halten die
Armenier gegenüber dem Islam mit Zähigkeit fest.
Politische Zersplitterung. Zu dauernder staatlicher Einigung ist das
Land, zum Teil wohl seiner gebirgigen Natur halber, nie gelangt. Gegenwärtig zer-
fällt Armenien in staatlicher Beziehung in 3 Teile: Der 3!. ist russisch; Hauptstadt
Eriwan; der S. ist türkisch; hier Erserum, 40000 Einw.; das Land um den
Urmia-See ist persisch.
1) Nach der jetzt verfallenen Hafenstadt Mocha hat eine kleine rundliche Bohnenforte
verschiedener Pflanzungsländer noch heute den Namen Mokkakaffee.
2) Balsam ist die harzig-ölige Ausscheidung des Balsambaumes.
3) Er ist das Erzeugnis mehrerer Akazien.
4) Ein Gummiharz.
5) d. h. Wüstensöhne; sie durchziehen hauptsächlich das Innere.
6) d. h. Dolmetscher.
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Extrahierte Personennamen: Nichttürkischer Mohammed Mocha
Extrahierte Ortsnamen: Asien Hodeida Oman Arabiens Armenien Niederschlägen Bewässerungsmittel- Armenien Vorderasien Armenien Urmia-See
Ostasien. 15
Tee und Zucker; Pfeffer, Zimt, Gewürznelken und Muskatnüsse; Tabak, Baum-
wolle.— Aus der reich entwickelten Tierwelt seien die menschenähnlichen
Affen (Gibbon und Orangntan) und das zahlreiche Heer der Papageien erwähnt.
Bevölkerung. Sie besteht hauptsächlich aus Malaien, die dem Moham-
medanismus ergeben sind. Ihre Körpermerkmale sind: braune Hautfarbe, lockiger
schwarzer Haarwuchs, schwarze Augen, großer, aufgeworfener Muud und eine stumpfe,
aufgestülpte Nase. Durch die Indische Inselwelt wurden die Malaien zu tüchtigen
Seefahrern erzogen, indem deren Wanderungs- und Entdeckungslust hier mächtige
Anregung empfing. Vom Indischen Archipel aus bevölkerten sie nicht bloß die nahe
Halbinsel Malakka sondern sie verbreiteten sich auch über die östlichen Gestade des
fernen Madagaskar und über die ganze polynesische Jnselslur. Ausgerüstet mit Segel
und Doppelboot, machten sie längst vor Kolumbus den Schritt von der Küstenschiff-
fahrt zur ozeanischen Schiffahrt. — Im Indischen Archipel herrschen die Nieder-
länder und (seit 1898) die Amerikaner an Stelle der Spanier.
Den Niederländern gehören:
1. die vier Großen Sunda-Jnseln: Sumatra (sumätra). fast so groß wie das
Deutsche Reich. Die Insel liefert Tabak, Pfeffer, Kampher^) und Zinn. — Java,
wegen seines großen Produktenreichtums der wertvollste Kolonialbesitz der Niederländer.
Seine bedeutendsten Erzeugnisse sind Reis, Tee, Kaffee und Zucker. Die Be-
völkeruug beträgt 26 Mill., auf 1 qkm 200 Einw.; die Insel ist die volkreichste
aller Tropeninseln und dichter bevölkert als Großbritannien. Batavia (batäfia),
140000 Einw., Hauptstadt von Niederländisch-Jndien. Surabaya, der wichtigste
Ausfuhrhafen, 150000 Einw. — Borneo (börneo), die zweitgrößte Insel der Erde,
größer als Österreich-Ungarn. Die Herrschaft der Niederländer beschränkt sich auf die
Küstengegenden. — Celebes (ßelebes), die meistgegliederte Insel dieser Gruppe;
2. die Kleinen Sunda-Jnseln mit Timor, das halb niederländisch halb
portugiesisch ist;
3. die Molukken oder Gewürzinseln zwischen Celebes und Neu-Guinea (giuea),
die Heimat des Gewürznelken- und Muskatnußbaumes.
Im Besitz der Vereinigten Staaten von Amerika sind die Philippinen. Die
größte und schönste Insel ist Luzou (lußou). Hauptstadt: das durch großartige
Zigarrenfabrikation berühmte Manila (mamla), 220000 Einw. — Haupterzeugnisse
der Landwirtschaft sind Tabak, Kakao, Zucker und Hanf (letzterer im Handel
unter dem Namen Manilahanf bekannt). 0/fr/f
Astasien.
Es besteht aus den Reichen China und Japan.
Das Chinesische Reich.
Grenzen und Lage. Im O. bespült es das Meer, im N. und W.
und zum größten Teil auch im S. umschließen es die hohen Randgebirge Zentral-
asiens. China wird so nach allen Seiten durch scharfe Naturgrenzen von seiner
Umgebung geschieden.
Dieser Umstand hat wohl auch die jahrhundertelange starre Abschließung
dieses Reiches gegen alles Fremde begünstigt. Indessen verknüpfen das eigentliche
i) Ein festes ätherisches Öl, aus Holz und Blättern mehrerer Lorbeerbäume durch
Destillation gewonnen.
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus Surabaya
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Madagaskar Sumatra Deutsche_Reich Niederländisch-Jndien Borneo Timor Neu-Guinea Amerika Manila China Japan China
Südasien (Indien). 13
von den Ost-Ghats begrenzt. Da die Wasserdämpfe schon teilweise an den
Randketten niedergeschlagen werden, so nehmen das Innere der Halbinsel größten-
teils Savannen ein wie in Jnnerasrika. Nur die Abhänge der Westghats und
die Ostküste sind fruchtbar. An der Malabarküste ist denn auch die Heimat des
Pefferstranchs. Ferner liefern die Wälder der W.-Ghats das unverwüstliche,
besonders für den Schiffsbau geeignete Tiekholz. Das Innere erzeugt infolge
reichlicher künstlicher Bewässerung große Mengen von Baumwolle, wovon Indien
nächst Amerika am meisten ausführt. — Die Bevölkerung Dekans, die Dravida,
werden von vielen Völkerkundigen der malaiischen Völkergruppe zugerechnet wie
die Hovas auf Madagaskar. Im ganzen erscheint Dekan Afrika verwandt, mit
dem es einst zusammenhing.
Die wichtigsten Wohnplätze liegen an den Küsten. An der W.-Küste ist Bombay
(bombe), auf einer Insel gelegen, die ecste Seestadt des Landes, Hauptausfuhrhafen
für Baumwolle und wichtigste Fabrikstadt Indiens, fast 800000 Einw. — An der
O.-Küste Madras (madräs), der einzige leidlich zu erreichende Hafen an der von
starker Brandung heimgesuchten Koromandelküste, 500000 Einw. — Im Innern
Heiderabad, 450000 Einw., die Hauptstadt eines großen britischen Schutzstaates
Ceylon. Ebenfalls englisch und ein Glied des vorderindischen Hochlands
ist die Insel Ceylon, auf der sich insbesondere die Teekultur in ganz erstaun-
licher Menge entwickelt hat (Ausfuhr 1876: 282 Pfund, 1908: 178 Mill. Pfund).
Von den Bewohnern der Insel bekunden die Singhalesen arischen Einfluß.
An der W.-Küste Eolombo, Anlegehafen der nach So.-Asien und Australien
fahrenden Dampfer (160000 Einw.).
Staatliche Verhältnisse. Vorderindien gehört zum weitaus größten Teile den
Engländern. Auf seinem Besitz beruht hauptsächlich Englands Handelsmacht. Die
Zahl der Engländer in Britisch-Jndien beträgt nur gegen 200000; doch haben
sie durch die Anlegung von Straßen, Kanälen und Eisenbahnen, Förderung des Boden-
baues und der künstlichen Bewässerung außerordentlich viel zur Hebung des Volks-
Wohlstandes, des Handels und Verkehrs geleistet. Haupteisenbahnlinien sind: Bombay-
Kalkutta und Bombay-Madras.
Das Jndobritische Kaiserreich mit Britisch-Birma und
Teilen von Iran umfaßt 5 Mill. qkin mit 330 Mill. Einw.
(= 9 mal so groß wie Deutschland und die 5 fache Zahl
feiner Einwohner.)
Hinterindien.
Lage und Naturbeschaffenheit. Hinterindien liegt zwischen dem
Südchinesischen Meer und dem Meerbusen von Bengalen. Im O. greift der Meer-
bnsen von Tonkin ein und zwischen den Golfen von Martaban und Siam
erstreckt sich die Halbinsel Malakka (maläka). Unter den Halbinseln S.-Asiens
hat Hinterindien die reichste Küstengliederung; zugleich rückt es ganz nahe an
den Indischen Archipel heran. (Vergleiche Griechenlands Lage zu Asien.)
M. u. A. Geistbeck. Erdkunde Iv. 20. Aufl. 2
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Jnnerasrika Indien Amerika Dravida Madagaskar Afrika Bombay Indiens Madras Heiderabad Ceylon So.-Asien Englands Britisch-Jndien Kalkutta Iran Deutschland Hinterindien Bengalen Martaban Hinterindien Griechenlands Asien
7 2 Amerika.
eine reiche, aber eigenartige Entwicklung. Die Ordnung der Affen ist durch die
Wickelschwanzaffen vertreten, Jaguar und Puma sind die schwachen Ab-
bilder des Tigers und des Löwen der Alten Welt. Vertreter der hier am häufigsten
vorkommenden Zahnarmen sind das Faultier, das Gürteltier und der Ameisen-
fresser. Sie haben Ähnlichkeit mit den australischen Tierformen.
2. Das Bergland von Brasilien ist ein trockenes, savannenreiches Plateau
mit kleinen Palmbeständen, dem Lieblingsaufenthalte der Kolibris. An Mineral-
schätzen enthält das Bergland Gold und Diamanten. — Gut bebaut ist nur
die Küstenzone und zwar hauptsächlich mit Kaffee, so daß Brasilien das erste
Kaffeeland der Erde ist.
Unmittelbar unter dem -südlichen Wendekreise liegt Rio de Janeiro (schanero),
die Hauptstadt Brasiliens, zugleich die zweitgrößte Handelsstadt Südamerikas, an einer
der schönsten Buchten der Erde, 860000 Einw. Ebenfalls an der Küste liegen Bahia (i)
und Pernambueo (u), dieses Hauptausfuhrhafen des roten Färb- oder Brasilholzes,
weshalb es auch Pernambukholz heißt. Die südlicheren Teile Brasiliens, die bereits der
gemäßigten Zone angehören', bilden das Hauptziel der italienischen Auswanderung.
Auch zahlreiche deutsche Niederlassungen finden sich hier, besonders in den
Provinzen Rio Grande do Sul und Santa Catarina. In Rio Grande allein
wohnen 260000 Deutsche, in Santa Catarina 60000. In beiden Provinzen liegt auch
der Hauptteil des Handels in deutschen Händen. Der Volkszahl nach sind die deutschen
Kolonien Südbrasiliens in starkem Wachsen begriffen, dem Wohlstande nach in mäßigem
Fortschritte. Der Rest der Deutschen sitzt in den größeren Städten und hat hier
ebenfalls eine fehr bedeutende Handelsstellung erlangt. Die Zahl aller Deutschen in
Brasilien schätzt man auf 400000.
Paraguay, Uruguay und Argentinien. Auf das Brasilianische Bergland
folgen im Süden die Pampas (d. i. Ebenen) des La Plata. Sie breiten sich
zwischen dem Brasilianischen Berglande und den Anden aus und sind Grassteppen
mit Salzsümpfen. Südwärts gehen sie in die Patagonische Ebene über. —
Bewässerung gibt der Parana mit dem Paraguay; im Mündungsgebiete
empfängt der Parana noch den Uruguay und heißt dann Rio de la Plata,
d. h. Silberstrom. Da hier W.-Winde vorherrschen und diese ihre Feuchtigkeit
schon an den Anden größtenteils abgeben, so fällt in den Pampas und in Pata-
gonien nur wenig Regen; daher auch der steppenartige Charakter dieser Gebiete.
Charakteristische Tiere sind der Pampashase und der amerikanische Strauß.
Paraguay, zwischen Paraguay und Parana. Am Paraguay Asuncion (aßunßiön),
die Hauptstadt. Der beliebte Mate-Tee liefert den Hauptausfuhrartikel. — Ostlich
vom unteren Uruguay liegt Uruguay. Haupterwerb bildet die Viehzucht. Am Ein-
gange des La Plata Montevideo (montewideo), Hauptstadt, Z00000 Einw. —
Am Uruguay Fray-Bentos (srai wentos), Hauptort für Bereitung des Liebigfchen
Fleifchextraktes. — Argentinien, ehedem größtenteils Pampasland, besitzt jetzt ungeheure
Herden von Rindern, Pferden und Schafen und ist daher bedeutsam durch die Ausfuhr
von Wolle, Häuten, Schlachtvieh und getrocknetem Fleisch; es zählt aber auch zu den
wichtigsten weizenerzeugenden Ländern, wie es denn überhaupt eines der zukunftreichsten
Gebiete der Erde ist. Von den Einwanderern stellen das größte Kontingent die
Italiener. Hauptstadt: Buenos Aires (buenos ä ires — gute Lüfte) an der Mün-
dung des Parana, die größte südamerikanische Handelsstadt, 1^/2 Mill. Einw. Es ist
durch die transandinische Bahn mit Valparaiso verbunden.
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Die deutschen Kolonien. 85
Tahiti (tatti), die Niedrigen Inseln (auch Tuomotu, d. h. Jnselwolke, ge-
nannt) und die Marqnesas (markeßas)-Jnseln, alle französisch. — Die
Sandwich (sänduitsch)-Juseln in der Nähe des nördlichen Wendekreises unter-
stehen der Oberhoheit der Vereinigten Staaten von Amerika. Die größte Insel
dieser Gruppe ist Hawaii mit ausgedehnten Zucker- und Ananasplantagen;
Honolulu, Hauptstation auf dem Wege von Nordamerika nach Australien.
Die deutschen Kolonien.
Kiautschou.
Größe und Einwohnerzahl. Das kleine Pachtgebiet von Kiautschou
an der Schantnng-Halbinsel liegt unter der Breite von Gibraltar und hat die
Größe des Bodensees (genau 550 qkm); es zählt 38000 Einw., darunter
4000 Weiße. Die deutsche Einflußsphäre, d. h. das Gebiet, in dem China
ohne Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen treffen darf, beträgt rund
7000 qkm = dem Kreise Oberfranken.
Bodengestalt. Der Boden ist teils Bergland teils Ebene. Das
Lauschangebirge, ein 1400 m hoher Gneiswall, der vom Schantnngbergland
abzweigt, bildet mit seinen schroffen Zacken für die Seefahrer eine weithin ficht-
bare Landmarke, ist aber völlig entwaldet und wird zurzeit von der deutschen
Verwaltung nach und nach wieder aufgeforstet. Die Niederung, teils An-
fchwemmungsland teils fruchtbares Lößland, zeigt die übliche Dichte der chiue-
fischen Ebene, in der sich Dorf an Dorf reiht.
Siedelungen. Tsingtau, an der Einfahrt zur Kiautfchoubucht gelegen
und stark befestigt, ist der Hauptort des Gebietes und Sitz der deutschen Ver-
waltung. Es gilt als der gesündeste Platz an der chinesischen Küste und wird
als Sommerfrische von Hongkong und Schanghai aus besucht. Die geräumige,
auch im Winter meist eisfreie Bucht gewährt den größten Handels- und Kriegs-
schiffen Zugang. — Kiautschou, die alte Kreisstadt, deren Einwohnerschaft
zwischen 30—60000 schwankt, ehedem an der Bucht selbst gelegeu, jetzt 36 km
davon entfernt, ist als Handelsstadt im Verfall.
Verkehrslage. Kiautschou bietet in dieser Hinsicht zwar nicht die Vor-
teile von Hongkong, Schanghai und Tientsin, den Haupthandelshäfen der chine-
fischen Küste, doch erfreut es sich mancher Vorzüge. Vor allem besitzt es in
seinem Hinterland reiche Kohlenschätze, abbauwürdige Erzlagerstätten, fruchtbare
Niederungen und billige Arbeitskräfte, so daß hjer eine schwunghafte industrielle
Entwicklung gewährleistet wird. Die Schantungeisenbahn (400 km lang) hat auch
schon die Hauptstadt der Halbinsel, Tsinanfu, und das dortige bedeutende Kohlen-
lager erreicht. Dadurch ist bereits die Ausfuhr von Schantungkohlen ermög-
licht. Sonstige Ausfuhrartikel sind Seide, Erdnüsse, Strohgeflechte, Bohnen und
Bohnenöl, Töpfer- und Glaswaren. Als Ein- und Ausfuhrhafen hat Tsingtau
überhaupt sich fchon eine ansehnliche Stellung errungen.
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Wendekreises Amerika Hawaii Honolulu Nordamerika Australien China Deutschlands Oberfranken Tsingtau Hongkong Schanghai Hongkong Schanghai Tientsin Tsingtau
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
Asien.
57
Hinterindien.
Es umfaßt, abgesehen von Britisch-Birma, das Königreich Siam mit
Bangkok und das französische Kolonialreich Jndochina. An Pro-
duktenfülle stehen die wasserreichen Täler Hinterindiens Borderindien kaum nach;
sie liefern Reis und Sago; Kaffee, Tee und Zucker; Pfeffer, Zimt, Gewürz-
nelken und Muskatnüsse; Baumwolle und Tabak. Daher nimmt das französische
Jndochina trotz seines ziemlich jungen Bestandes und der wenig günstigen klima-
tischen Verhältnisse einen lebhaften Aufschwung. Die wichtigsten Teile der Kolonie
sind die Niederungen von Tonkiu und Cochinchina; sie haben dichte Be-
völkerung und erzeugen bedeutende Reismengen.
Nichtenglischer Besitz in Hinterindien-
König reich Siam, 630000 qkm, 7 Mill. Einw.
Französischer Besitz, 660000 qkm, 16 Mill. Einw.
Der Indische oder Malaiische Archipel.
Dieser ist, abgesehen von den Philippinen, größtenteils Kolonial-
gebiet der Holländer, erfüllt den Raum zwischen Südostasien und Australien
und bildet von dem hier zur Tiefe gesunkenen Teil des großen asiatischen Kon-
tinents den noch übrig gebliebenen Bruchrand mit zahlreichen Vulkanen. Sein
Reichtum besteht in tropischen Erzeugnissen: Zucker, Kaffee, Gewürzen und nament-
lich auch in Tabaks) Auf Java Batavia, 140000 Einw., und Surabaja,
150000 Einw. Auf den den Vereinigten Staaten gehörigen Philippinen Manila,
335000 Einw.
Holländischer Besitz: 2 Mill. qkm, 38 Mill. Einw.
Amerikanischer Besitz: 300000 qkm, 9:/2 Mill. Einw.
Ostasien.
Ostasien besteht aus China und Japan.
Das Chinesische Reich.
China als Weltreich. Früher den Fremden fast verschlossen, ist es jüngst
das Ziel des Wettlaufes der Großmächte Europas wie der Vereinigten Staaten
von Amerika und Japans geworden; verspricht man sich doch von dem Reiche,
das Europa an Größe übertrifft (11 Mill. qkm) und 1/5 aller Menschen der
Erde umfaßt (330 Mill.), großen wirtschaftlichen Gewinn. Ganz besonders gilt
dies vom eigentlichen China, dem ja von der Natur mannigfache Begünsti-
gnngen zuteil geworden sind.
Chinas reiche Naturgaben. China erfreut sich nicht nur außerordentlich
fruchtbaren Bodens, besonders in der Lößniederung des No., es erfährt auch den
Wechsel erfrischender Winter und — zwar heißer, aber auch regenreicher Sommer,
mithin die Gunst der gemäßigten und der heißen Zone in seltenster
Verknüpfung. -
*) 1864 erste Ausfuhr von Sumatra-Tabak (4000 kg im Werte von 6800 M.); jetziger
Wert der ostindischen Tabakausfuhr nach Holland 70—80 Mill. M.
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Extrahierte Personennamen: Nichtenglischer
Extrahierte Ortsnamen: Asien Hinterindien Bangkok Jndochina Hinterindiens_Borderindien Hinterindien- Australien Manila Ostasien China Japan China Europas Amerika Japans Europa China Chinas China Holland
Das Kaisertum Rußland. 27
Bevölkerung. Von der Bevölkerung Rußlands sind rund 80 % Russen;
nur 20 °/0 gehören anderen Nationen an. Das Russische Reich ist hiernach zwar
kein national einheitlicher Staat, aber gegenüber der ungeheuren Masse des russischen
Volkes verschwinden die übrigen Bevölkerungselemente fast gänzlich. — Zwischen
den oberen Klassen und der Masse des Volkes bestehen große Unterschiede in
Bezug aus Besitz und Bildung.
Rußlands Hilfsquellen. Ihre Hauptstütze findet Rußlands Machtstellung
in dem Reichtum des Landes an natürlichen Hilfsquellen. Obenan steht in dieser
Beziehung der Ackerbau, der in günstigen Jahren % alles europäischen Getreides
liefert und im Gebiet der schwarzen Erde bei reichlichen Niederschlägen trotz der
schlechten Bewirtschaftung außerordentlich ergiebige Ernten abwirft, Ein Haupt-
getreidelaud sind auch die Ostseeprovinzen. Rußland gilt daher als der erste
Äckerbanstaat Europas. In Westrußland ist auch die Flachs-, Rüben- und
Kartoffelerzeugung sehr bedeutend. Wein liefert Rußland nur im Süden,
besonders auf der Halbinsel Krim. Im Norden des Reiches erstrecken sich aus-
gedehnte Wälder, wie denn Rußland neben Schweden das waldreichste Land
Europas ist. Die Bewirtschaftung der Forsten steht freilich noch auf niederer
Stufe. — Die Viehzucht hat ihren Hauptsitz in den Steppen des Ostens und
Südostens. Die Rinderzucht wird besonders in den Ostseeprovinzen mit Sorg-
falt betrieben. Große Erträge wirft auch die Geflügelzucht ab. Die Aus-
fuhr von Eiern steht unter den Exportartikeln mit in vorderster Reihe (1906:
120 Mill. Mark). Sehr ertragreich ist ferner die Fischerei, besonders in der
Wolga und im Kaspischen Meer. Endlich liefert Nordrußland reichliches
Pelzwerk.
In Europa sind Waldflüchen (in Prozent):
21.1 Rumänien |
21.2 Norwegen |
25,8 Deutschland
80,1 Österreich-Ungarn
_39,6 Rußland
40,6 Schweden
Auch durch seine Mineralprodukte aus dem Uralgebirge nimmt Rußland
in Europa eine wichtige Stelle ein. Es liefert unter allen Staaten Europas
das meiste Gold und allein in unserem Erdteil Platin. Aber auch die Haupt-
Hebel der modernen Industrie, Eisen und Kohle, fehlen dem Reiche nicht. Kohle
tritt vor allem auf um Lodz (lodsch) in Polen, dann in Mittelrußland um
Moskau und Tula und im Donezbecken.
Einzelne Zweige der Industrie, vor allem Baumwoll-, Wollen-, Leder- und
Hüttenindustrie, haben sich schon zu bedeutender Höhe entwickelt. Die Haupt-
industriezeutreu sind infolge der hier auftretenden Kohlenlager Lodz, das polnische
Manchester (315000 Einw., darunter viele Deutsche), der Don-Douezbezirk
(mit Hüttenindustrie), ferner Tula mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie und
Moskau, Hauptsitz der russischen Baumwollindustrie. Auch Warschau, die
alte Hauptstadt Polens und drittgrößte Stadt Rußlands (680000 Einw.), ist Sitz
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Extrahierte Personennamen: Rußlands
Extrahierte Ortsnamen: Europas Westrußland Europas Wolga Kaspischen_Meer Europa Norwegen Deutschland Schweden Europa Europas Lodz Polen Moskau Tula Donezbecken Lodz Don-Douezbezirk Moskau Warschau Polens
28 Europa.
einer lebhaften Woll-, Seiden-, Zucker- und Maschinenindustrie. Hauptorte der
Lederfabrikation (Juchten und Saffian) sind Moskau, Kasan und Kiew.
Verkehr. Das weite, fast ununterbrochene Tiefland begünstigt die Entwick-
lung riesiger und vortrefflicher Wasserstraßen und die Anlage künstlicher Verkehrs-
Wege, besonders von Kanälen und Eisenbahnen. Die Wolga wird fast in ihrem
ganzen Laufe von Dampfschiffen befahren, desgleichen der Dnjepr. Die Strom-
systeme der Newa, Wolga und Dwina sind durch Kanäle miteinander ver-
bunden und eben darauf beruht die Bedeutung St. Petersburgs, das ebenso-
wohl mit der Nordrussischen Tiesebene als mit dem oberen Wolgagebiet, dem
Hauptproduktionsbezirk Rußlands, in Verbindung steht. Moskau wieder ist der
Mittelpunkt eines weitverzweigten Schienennetzes. Infolge dieses Reichtums an
Verkehrsmitteln werden die so weit voneinander entfernten Landesteile sich näher
gerückt und hebt sich auch der Handel Rußlands immer mehr, namentlich mit
den westeuropäischen Staaten und im besonderen mit Deutschland.
Die Bedeutung der russischen Flüsse als Verkehrsadern wird freilich durch
verschiedene Umstünde stark beeinträchtigt. Alle ergießen sich nur in Nebenmeere,
der größte sogar in einen Binnensee; dazu sind das Nördliche Eismeer und das
Weiße Meer infolge ihrer Eisbedeckung nur wenige Monate für den Verkehr
offen. Auch die Flüsse selbst sind monatelang durch Eis verschlossen und im
So. wird die Schiffahrt durch die Dürre des Sommers erschwert.
Der Handel Rußlands läßt sich kurz also kennzeichnen: Nach Westeuropa
führt es Getreide, Flachs, Hanf und Erzeugnisse der Viehzucht aus, dagegen erhält
es von dort feinere Industriewaren, eine Unzahl von Rohstoffen und Halbfabrikaten
sowie von Kolonialwaren; nach Asien versendet es die Erzeugnisse seiner In-
dustrie und bezieht dafür Rohstoffe (Baumwolle) und einige 'Genußartikel wie
namentlich den Tee.
Siedelungen. Eigentliche Städte sind zuerst unter dem Einfluß der
westeuropäischen Kultur, also besonders in den Ostseeprovinzen, dann auch in Polen
und Klein-Rußland entstanden. Ältere Städte hat also nur das westliche Rußland;
solche sind Grodno, Wilna, 180000 Einw., Smolensk; dem ganzen östlichen
Rußland gehen sie ab. Hier hat sich städtisches Leben erst in neuerer Zeit entwickelt,
zunächst in den alten Residenzen wie in Moskau und Kiew. Nunmehr hat die
Entwicklung der Industrie und des Handels das Aufblühen einer Unzahl von Städten
bewirkt. Gleichwohl ist die Bedeutung der Städte in Rußland auch heute noch viel
geringer als in Westeuropa.
Die politische Hauptstadt und zugleich die größte Stadt des Reiches (Iv2 Mill.
Einw.) ist St. Petersburg an der Mündung der Newa und damit am natürlichen
Eingangstor Groß-Rußlands, eine der wichtigsten Handels- und Hasenstädte Europas.
Der eigentliche Hafen von Petersburg ist Kronstadt. Die Krönungsstadt und noch
heute die eigentliche nationale Hauptstadt ist Moskau (über 1^/2 Niill. Einw.), zu-
gleich der wichtigste Verkehrsmittelpunkt und die größte Handelsstadt des Binnen-
landes, auch Mittelpunkt des zentralrussischen Industriegebietes. Zu den alten
Hauptstädten Rußlands zählt ferner Kiew am mittleren Dnjepr, ein Hauptmeß-
und Handelsplatz für Getreide, Zucker und Holz, 320000 Einw. — Nach St. Peters-
burg und Moskau sind im eigentlichen Rußland die beiden größten Städte die
Seehandelsplätze Riga mit über 300000 Einw. und Odessa mit 450000 Einw.
Riga ist der Bauweise und der herrschenden Bevölkerung nach eine deutsche Stadt,
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