166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
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Extrahierte Personennamen: Mulei_Hassau Mulei_Hassau Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Andreas_Doria Heinrich Heinrich Karl Crespy Karl_V. Karl_V. Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Karls_V. Ferdinand Soliman_Ii Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
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Extrahierte Personennamen: Emmanuel Robert_Blum Latour Ferdinand_I. Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph Franz Sophie_von_Bayern August Ferdinands Joseph_Freiherr_von_Jellachich Ludwig_Kofsuth Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wiens Leipzig Wien Ungarn Wien Prag Wien Ferdinands Kroatien Dalmatien Ungarn Polen
63
Danzig, Elbing, Thorn, P. Eilau :c. re. Sttumpfweber
finden sich inkönigsb., Danzig, Elbing. Seifensie-
dereien und Lichtfabriken besonders in Elbing und
Königsberg. — W a ch s b l e i ch e n in Königsberg.
Die nöthigen Handwerker trifft man überall, itt beit.
Städten und größern Dörfern, auf dem platten Lande
fehlts noch hie und da.
§. 26. Der Handel in Preußen.
Schon im Alterthume trieben die Phönizier um des
Bernsteins willen nach unfern Küsten Handel. Eigent-
licher Seeverkehr fand indess erst unter der Herrschaft des
deutschen Ordens Statt, da die bedeutendsten Städte des
Landes, Danzig, Elbing, Kulm, Thorn, Braunsberg,
Königsberg dem hanseatischen Bunde (Bund der deutschen
Handelsstädte zu gemeinsamer Vertheidigung) angehörten.
Am blühendsten war der Handel am Ende des vorigen und
Anfänge dieses Jahrh. bis zur Beendigung der Freiheits-
kriege. Seit dieser Zeit aber sank er bedeutend, und ist
namentlich in den letzten Jahren außerordentlich gering.
Der Staat hat Alles gcthan, ihn zu heben, hat alle Hafenan-
stalten aufs trefflichste eingerichtet, Schiffahrtsschulen an-
gelegt, mit andern Staaten Handelsverträge abgeschlossen,
Kanäle und Kunststraßen oder Chaussee':: (Preußenchat jetzt
etwa 100 Weil. Chaussee) angelegt u. s. w. Wenn nun
aber dadurch die frühern günstigen Handelsverhältniße nicht
haben zurückgeführt werden können, so liegt die Schuld
wahrlich nicht an der Negierung. — Der Hauptmarkt für
unsre Produkte ist England, Holland, Frankreich, Spa-
nien, Portugal, Dänemark.
Preußen führt aus:
1. Getreide aller Art, besonders Weizen, auch Hülsen-
früchte. In neuerer Zeit hat man Mehl nach Südanierika
verschickt. 2. Holz (Balken, Masten, Planken, Bretter,
Piepenstäbe) aus Memel und Danzig. Das meiste Holz
beziehen wir über die Memel aus Russland und über die
Weichsel aus Polen. Da in England eine hohe Aussage
auf den: preuß. Holze ruht) so schiffen cs die Engländer
erst nach Amerika und bringen es dann als amerikanisches
Holz nach England. — 3. Leinsaat aus Memel, Königs-
berg, Braunsberg, Elbing nach den Niederlanden, doch
nicht viel. — 4. Flachs, Hanf nach Holland, England
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Extrahierte Personennamen: P._Eilau
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Elbing Thorn Danzig Elbing Elbing Königsberg Königsberg Danzig Elbing Kulm Thorn Braunsberg Königsberg England Holland Frankreich Portugal Dänemark Südanierika Danzig Russland Polen England Amerika England Braunsberg Elbing Niederlanden Holland
283
besteht aus rohen Landesprodukten und einigen Fabrikaten, türk.
Leder u. Kameelgarn (die Ausfuhr von Kamcelhaaren, d. i. den Haa-
ren der Kämelziege, ist verboten). Die Einwohner bestehen
aus Türken, Griechen, slavischen Völkerschaften, Walachen, Ar-
nauten, Armeniern und Juden. Die Türken sind Muhamedaner;
die noch zahlreichen Griechen rc. gehören'der griechisch-katholischen
Kirche an und stehen unter dem Patriarchen zu Konstantinopel.
Der stolze Glaube der Türken, besser zu sein als alle andere
Nationen, hält sie von allen Fortschritten in wissenschaftli-
cher Bildung zurück. Etwas mehr Wissenschaft findet sich un-
1er den Griechen; doch hat der lange Druck nicht Vortheilhaft auf
ihren Charakter gewirkt. Die Türken leben und kleiden sich
auf morgenländische Weise, tragen sehr lange Kleider und auf
dem Kopfe einen Turban, sitzen, essen und schlafen auf dem
Fußboden, auf Polstern und Matratzen. Reiß ist Hauptspeise,
Kaffee Hauptgetränk, zu welchem der Türke, auf den unterge-
schlagenen Beinen sitzend, aus langer Pfeife seinen Taback raucht.
Der Wein ist im Koran verboten, wird aber doch getrunken,
häufiger der Scherbeth oder Sorbeth, ein Getränk aus Honig,
Obst und Gewürz. Vielweiberei ist erlaubt, findet aber nur sel-
ten und bei Reichen statt; die Weiber leben eingezogen in ihren
Harems. Die Regierung ist despotisch unter einem Kaiser
(Großherrn, Großsultan), jetzt Abdul-Medschid. Der oberste
Minister ist der Großvessir (Vezir), der Staatssekretair heißt.
Reis - Effendi, der Großadmiral Kapudan Pascha, der
Schatzmeister De ft er dar, der Oberpriester Mufti, die Befehls-
haber in den Provinzen und Festungen Pascha's von 2 oder
3 Roßschweifen, auch Beglerbeg's. Die Versammlung des
gesammten Staatsrathes heißt der Divan, und der türkische
Hof die hohe Pforte.
8. Unmittelbare Provinzen.
I. Rum-Jli oder Romanien (früher Thracien), d. h.
Römerland.
1) Konstantinopel, 630,000 E.; Hptst. und Res., mit vielen
großen Vorstädten (darunter Galata und Pera, Sitz der europ. Ge-
sandten), Sophienmoschee, Fabr., Hd., 2 Hs., Serail (Residenzschloß».
2» Adrianopel oder Ed re n eh an der Maritza, 140,000 E., über
300 Seidenftühle, Hd., Friedensschluß mit Rußl. 1829, reizende Cy-
prcssen- und Rosengärten. 3) Philippopel oder Felibeh a. d.
Maritza, 110,000 E., starker Reißbau. Fabr., Hd., Schifffahrt. 4)Ga-
lipoli a. d. Dardanellinstr., 18,000 E., Safsianfabr.
Ii. Makedonien ober Feliba Wilageti.
Thessalonich oder Salonichi am Mecrb. gl. N., Ho,000 E.,
.Fabr., zweite Hdstdt.
Ih. Thessalien oder Janiah.
Jenischeher obtc Larissa, 30,000 E., Fabr., Färbereien.
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215
Erdstriche Europas zu zählen; doch fehlt es auch nicht an Mo-
rästen und großen Haiden. Die Regierung fängt nach dem Auf-
stande von 1846 an, die gutsherrlichen und bäuerlichen Verhält-
nisse zu ordnen. — Durch die Gebirge vom wärmern Süden -
abgeschnitten und dem N.. Winde bloßgesteut, ist die Luft hier
kühl, aber rein; im So. ist sie milder. — Produkte: Kupfer,
Eisen, etwas Silber, viel Salz, Getreide, Holz, Flachs, Hanf,
Taback, gute Pferde, Rindvieh, Schafe, Wild, Bären, Wölfe,
Biber, Bienenzucht. — Tuch- und Leinwebe-rei, Gerberei. —
Bewohner: Slawen arm, schmutzig, träge und unwissend, ohne
Kunstfleiß.
1) Lemberg, 63,000 E., Hptst., Univ., Fabr., Hb. 2) Brody,
26,000 E, % Juden, Hb. 3) Bochnia und Wieliczka, jede 3000
E., Steinsalzwerke, bekannt durch den Ausstand 1846; so auch Pod«
gorcze und Tarnow. 4) Czernowitz am Pruth, 8000 E., Hptst.
der Bukowina (d. h. Eichenwald).
Das Sieinsalzwerk zu Wieliczka liefert jährlich 700,000 Ctr. grau-
grünliches Steinsalz und hat 3 Stockwerke, deren tiefstes W00' unter
der Erde liegt. Man zeigt den Einfahrenden einen großeiw auch zu-
weilen benutzten Tanzsaal mit Kronleuchtern, 2 Kapellen mit Statuen
rc. Alles aus Salz gehauen. Die Zahl der Arbeiter beträgt 5 — 800,
die aber alle nach ihrem Tagewerk auf die Oberwelt zurückkehren.
Krakau a. d. Weichsel, 40,000 E., Univ., Hauptort des am ]6.
Nov. 1846 aufgehobenen Freistaates früher Res. der poln. Könige.
6. Ungarische Länder. 6200 Q. M., 15 Mill. E.
Gegen W. die deutschen Länder des österr. St.., N. Gali-
zien, O. u. S. Türkei. — Karpaten, Bakony-Wald. — Donau mit
Drau, Sawe, Theiß rc. — Der Plattensee und der Neusiedlersee.
— Ungarn ist nebst Spanien und Sicilien unter allen Ländern
Europas am reichsten mit Produkten gesegnet. Man findet
hier Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Salz, Steinkohlen, -‘zfk
Schwefel, Vitriol, Salpeter, Marmor, Edelsteine, Mineralquel-
len; viel Getreide, Obst, Taback, vortrefflichen Wein, Flachs, ^
Hanf, Waid, Krapp, Safran, Holz, im S. sogar Reiß, Melo-
nen, Oelbäume, Baumwolle, Zuckerrohr; schöne Pferde, und Och-
sen, Büffel, Schafe mit gewundenen Hörnern und grober zotti-
ger Wolle, Ziegen, Schweine, auch wilde Esel, große Wolfs-
hunde als Beschützer der Heerden, viel Wild, Bären, Wölfe,
Luchse und Füchse, viel zahmes Federvieh und eßbares wildes
Geflügel, Trappen, Pelikane, Hausen, Bienen, spanische Fliegen,
Mosquito's, Blutegel rc. Zu den Fabriken liefern die reichen
Bergwerke die bedeutendsten Materialien. Außerdem wird groß-
des Tuch, grobe Leinwand, Leder und Pelzwerk verfertigt; es
giebt Glashütten, Pulvecmühlen, Seifen- und Salpetcrstedereien;
Scheidewasser, Vitriol und Pottasche wird in Menge bereitet.
Die wenigsten Fabriken sind jedoch von dem Umfange, daß sie
viel ins Ausland versenden können. Ausfuhr: hauptsächlich
natürliche Erzeugnisse, Vieh, Wein, Talg, Wachs Getreide,
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Personennamen: Tarnow Krapp
Extrahierte Ortsnamen: Europas Lemberg Bochnia Czernowitz Krakau Bakony-Wald Spanien Sicilien Europas Hausen
282
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen
derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt.
Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom-
barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum
Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls
mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende
Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und
Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers,
sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein
Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in
der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve-
nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen
und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch
in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846
Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward
für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot
eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos-
cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß-
herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien,
und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh-
Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die
ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen
einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand
sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an-
geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen,
deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die
Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin,
eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das
ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen
zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle
unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver-
antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der
Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und
Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den
Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der
Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von
Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An-
sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des
ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck,
wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Radetzky Karl_Albert_von_Sardinien Karl Radetzky Mortara Ferdinand_I. Ludwig_Kossuth Ludwig Banus_Iellachich Ferdinand Ferdinand
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 267
Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten 7 Donaufestungen und das noch nie genommene Varna am schwarzen Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebitsch das Commando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte Silistria, überstieg den Balkan und rückte nach Konstantinopel vor, während Fürst Paskiewitsch Eriwansky Erzerum in Kleinasien eroberte.
In dieser Noth bequemte sich der Sultan zum Frieden von Adrianopel (1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den Russen aber die freie Schiffahrt auf der Donau und in den Dardanellen , sowie die Schutzherrschaft über die Donausürstenthümer einräumen mußte.
Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht ge-ordnet. Das Volk war insbesondere mit der Strenge des Präsidenten wird Kömg Kapodistrias unzufrieden, welcher zuletzt (1831) ein Opfer des Meu- 6lie^*Iani) chelmordes wurde. Die Großmächte, welche Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun auch die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Candia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Zeitun dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgeschlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Baiern, welcher sie 1833 unter höchst unglücklichen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg Prinz Wilhelm Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg, der zweite Sohn des jetzigen Königs von Dänemark, als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden jonischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Insurrektion der Insel Kreta (Candia), die somit den Türken erhalten blieb.
Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein bedenklicher. Ueber Neapel und Sieilien herrschte nach ®ie Mec0lu’ Murats Vertreibung^) König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen pel und Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, @icuien-begehrte eine neue Verfassung, während der geheime Bund der Car-
*) Nach seiner Vertreibung hatte Mnrat den Versuch gemacht, mit einer zusammengerafften Schar sein Königreich wieder zu gewinnen; er ward jedoch ergriffen und als Aufrührer erschossen (15. Oktober
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Diebitsch Schumla Paskiewitsch_Eriwansky_Erzerum Kömg_Kapodistrias Leopold_von_Sachsen-Coburg Leopold Otto Wilhelm_Georg_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg Wilhelm Ferdinand_Iv Ferdinand