— 176 -
recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Vom weftfds. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 1 <5
Frieden abgeschlossen und für ihren Gemahl Franz von Lothringen die
Stimme zur Kaiserwahl erhalten hatten, behauptete, daß Schlesien durch
den Bruch des Breslauer Friedens dem östreichischen Hause wieder
anheim gefallen sei. Friedrich ließ sich aber durch alle diese höchst
unangenehmen Ereignisse nicht außer Fassung bringen und schlug die
Oestreicher bei Hohenfriedberg und bei Sorr. Zwar versuchten diese
noch einmal, Berlin zu überrumpeln und durch diesen Handstreich den
König zur Herausgabe von Schlesien zu zwingen, allein Friedrichs
Schnelligkeit rettete die bedrohte Hauptstadt. Da auch die Sachsen
sich feindselig zeigten, so mußte „der alte Dessauer" (Fürst Leopold
von Dessau) grades Wegs auf Dresden marschiren. Er fand die
Sachsen und Oestreicher aus den Höhen von Kesselsdorf und errang
daselbst einen solchen Sieg, daß Dresden sich ergeben und Maria
Theresia Frieden schließen mußte, in welchen! Friedrich Schlesien be-
hielt (1745).
Friedrich hatte zur Bestreitung der Kriegsbedürfnisse sein Silber-
geraih hergegeben; nach der Waffenruhe suchte er vor Allem die er-
schöpften Finanzen wieder aufzurichten und die dem Lande durch den
Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. Dies gelang ihm über Erwar-
ten rasch und vortrefflich. Mit Erstaunen vernahm Maria Theresia,
daß Friedrich durch sorgsame Verwaltung die Einkünfte der schlesischen
Fürstenthümer bereits verdoppelt habe. Strenge, Pünktlichkeit und
Klugheit erleichterten seine eifrigen Bemühungen, den Wohlstand des
Landes zu heben. Er ordnete das Meiste selbst an und ertheilte seinen
Ministern nur die Befehle zur Ausführung. Nichts war ihm widriger
als Müßiggang. Zn Allem übte er eine ängstliche Ordnung; jede
Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung. Um 4 Uhr Morgens
stand er auf, kleidete sich ohne fremde Hülfe an und schrieb oder las
Briefe. Ueber ininder wichtige Gegenstände ließ er sich Bericht er-
ftatteu, die wichtigeren nahm er selbst vor. Während des Lesens hörte
er die Rapporte seines Adjutanten an; dann trank er Kaffee und ging
nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden die Flöte blasend im Zim-
mer auf und ab. Sobald er die Flöte absetzte, traten seine Räthe
zum Vortrage ein und empfingen des Königs Bescheid, welchen
er oft eigenhändig niederschrieb. Nachher befaßte er sich mit Lektüre.
Punkt 12 Uhr setzte er sich zu Tische. Er sah jeden Morgen den
Küchenzettel aufmerksam an oder schrieb ihn selbst; denn er liebte feine
Leckerbissen gar sehr. Wichtiger waren ihm dabei die geistigen Ge-
nüsse, welche ihm eine auserwählte Tischgesellschaft der geistreichsten
Offiziere, fremder und einheimischer Dichter, Künstler und Gelehrten
Preußen den
Besitz
Schlesiens.
Friedrichs
Herrscher-
talent und
Privatleben.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lothringen Franz Friedrich Friedrich Friedrichs
Schnelligkeit Friedrichs Leopold
von_Dessau Leopold Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich_Schlesien Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs
268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
256 Die Griechen von dem Ende des peloponnesischen Krieges
Aussicht auf ein größeres Maß von Sicherheit und Vortheis. In sol-
chem Gewirre löst sich auch der Versuch Thebens auf die Hegemonie mit
dem vierten Zuge des Epaminondas auf. Im Peloponnes war Elis, das
sich wieder an Sparta angeschlossen, mit Arkadien in Streit gerathen. Die
Arkadier hatten den Tempel zu Olympia geplündert und bezahlten mit
dessen Schätzen ihren Miethtruppen den Sold. In Mantinea wollte
man sich von diesem Verfahren lossagen und darüber entstand eine Spal-
tung unter den Arkadern, welche, da Mantinea, die alte Feindin des
jetzt von Sparta getrennten Tegea, sich auf spartanische Seite stellte, die
thebanische Hegemonie zu gefährden schien. Epaminondas stößt schon
beim Eindringen in den Peloponnes auf Schwierigkeiten, Sparta zu
überraschen gelingt ihm nicht und da er sich nach Mantinea zurückzieht,
findet er dort schon die Spartaner, mit welchen ein athenisches Heer sich
vereinigt. Es wird eine große Schlacht geschlagen, in welcher die The-
baner den Platz behaupten, durch welche aber die Lage der Angelegen-
heiten sich nur in sofern ändert, als in ihr Epaminondas, die Haupt-
stütze der thebanischen Macht, fällt. Nachdem die Heere einander die
Todten herausgegeben und dadurch die Schlacht für eine unentschiedene
erklärt hatten, zogen sie nach Hause und die allgemeine Erschöpfung er-
leichterte den Frieden, für den wieder der persische König thätig war,
und zu dem Epaminondas im Sterben den Seinigen gerathen hatte.
Zwar trat Sparta, weil es seinen Ansprüchen auf Messenien entsagen
sollte, nicht bei, aber die Waffen ruhten. Theben verlor seine Hege-
monie über die Staaten außer Böotien, ohne daß sie ihm förmlich ent-
rissen wurde und Sparta, das nicht einmal das frei gewordene und
durch Rückkehr zerstreuter Messenier gestärkte Nachbarland wieder er-
hielt, mußte zufrieden sein, im Inneren die Ruhe herzustellen, die bei
Epaminondas erstem Anrücken gegen Sparta durch Empörung von Pe-
riöken und Heloten gestört worden war.
9. Wenn man die hegemonischen Bestrebungen von Theben mit den
früheren von Athen und Sparta vergleicht, so erkennt man in den
ersteren die Zeichen des Eintrittes einer neuen Zeit insofern als sie nicht
von gegebenen Grundlagen aus sich naturgemäß entwickelten, sondern
vorzugsweise auf dem Wege der Berechnung herbeigeführt wurden.
Dies stimmt damit überein, daß es in höherem Grade, als bei den ent-
sprechenden athenischen und spartanischen Bestrebungen die Persönlich-
keiten waren, welche, ohne durch die gegebenen Verhältnisse darauf an-
gewieseu zu sein, und ohne mit ihrem Thun einem allgemeinen Zuge zu
folgen, Pläne für Griechenlands Gestaltung entwarfen und verfolgten.
Daraus ergibt sich, daß die Schärfe der alten Stammcseigenthümlichkeiten
geschwunden war und daß die Menschen ihren Gesichtskreis zu sehr erweitert
und ihr Gefühl zu sehr verflacht hatten, um sich innerhalb der durch altes
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Europa —
Frankreich.
745
Geschichte wahrzunehmen. Den Römern erschien der Gallier als lebhaft, rasch auf-
lodernd in Liebe und Zorn, doch unschwer zu besänftigen, veränderlich in seinen Neignn-
gen, gar neuerungssüchtig; rerum novarnm cupidissimi, heißen sie beim Casar.
Tapferkeit gestand man den Galliern zu, vor allem war ihr Angriff hitzig und stür-
misch; aber im ersten Anlauf sollte alles genommen sein, die zähe Nachhalligkeit und
besonnene Ruhe anderer Völker fehlte ihnen, im Unglück zeigten sie geringe Ausdauer.
Dies Celtische sticht in ihrem Naturell noch jetzt hervor, obgleich sich etwas römisches
und deutsches Blut beigemischt und die Kultur vieler Jahrhunderte Manches gemildert
hat. Gewiß sind die Franzosen oder Franko-Gallier ein begabtes Volk, das neben die hervor-
ragendsten Nationen der europäischen Völkerfamilie zu stellen ist, mit gewissen Eigenschaften
begabt, die man liebenswürdig nennen könnte, wenn sie nicht von andern Eigenschaften
begleitet wären, i>ie keineswegs liebenswürdig sind. Schon die Sprache der Franzosen,
die fließendste unter allen romanischen, hat etwas Einnehmendes, mehr noch ihr muntrer,
leichter Sinn, der nur zu oft frivol wird, ihr Witz, ihre Politeffe und Unterhaltnngsgabc.^)
Fürs gesellige Leben scheinen sie demnach wie geschaffen; gerade deshalb stellen sie aber daö
äußere Erscheinen, die äußeren Ehren zu hoch, und sind gegen nichts empfindlicher als gegen
die Pfeile des Lächerlichen; ein von mot geht ihnen leicht über eine Wahrheit. Daraus erklärt
sich denn auch ein Grundzug des jetzigen französischen Nationalcharakters: die Liebe zur
hohleu Phrase, indem eben die Form höher gestellt wird als der Gedanke; und ein an-
derer Charakterzug steht damit in direktem Zusammenhang: die Liebe zur öffentlichen
Lüge, wie sie in den letzten Jahren in so abschreckender Weise jum Vorschein gekom-
men.**) Wie der Franzos fein zu schmeicheln, also zu täuschen versteht, so will
auch die Nation als solche geschmeichelt und getäuscht sein, und sicher ist, daß sie an
einem Uebermaß von Eitelkeit, Selbsttäuschung und grenzenloser, ja kindischer Selbste
Überschätzung leidet.***) Ein Despot, der dies zu benutzen, ihrer Eitelkeit fortdauernd
*) Es fehlt auch nicht an entgegengesetzten Urtheilen. Die englische, aber fr an-
zosenfreundliche Zeitschrift Globe schreibt (1872): „Der Franzose ist, was die Figur
betrifft, im ganzen weniger zur Anmuth, als vielmehr zur Plumpheit geneigt ... Er ist
nicht lebhaft . . . Seine Seele ist zu sehr von den Fonds, vom Geschäft und von der
schrecklichen Politik des flüchtigen Augenblicks erfüllt, um noch viel Platz für den „Esprit"
zu haben, dessen zarter Duft vor 89 Jahren auf immer in den üblen Ausdünstungen
der Guillotine verschwunden ist. Ein witziger Engländer ist ein seltener Vogel, aber
ein witziger Franzose ist geradezu ein schwarzer Schwan. Die eigentliche Bourgeois-
und Krämernation ist nicht in England, sondern in Frankreich. Der französische typische
Alphonse ist unter 10 Fällen Lmal ein Krämer und hat in 9 Fällen die Seele eines
Krämers . . . Wenn es einem schwer fällt, von einer ganzen Nation zu sagen, sie
habe keine Gentlemen mehr anfzuweisen, so muß man doch von den Franzosen be-
haupten, daß sie infolge ihrer großen, noch immer vor sich gehenden Revolution voll-
ständig diese Schicht der Gesellschaft eingebüßt haben, welche früher, trotz ihrer groben
Fehler, es zuwege gebracht, daß man mit dem Begriff der gebildeten französischen Ge-
sellschaft die Vorstellungen von Anmuth, Höflichkeit und glänzendem Geist zu identi-
ficiren pflegte."
**) Man denke z. B. nur an die lügnerischen Krieges- und Siegesberichte Napo-
leons und Gambettas, an die Lügenhaftigkeit der Journalistik, an die Betrügereien in
den Armeelieserungen.
***) Redensarien, wie die folgenden, finden sich in der neuen französischen Literatur
in tausendfachen Modulationen: Paris ist das Hirn der Welt — dort schlägt das Herz
des Universums — Frankreich ist der Christus der Nationen — es ist der Diamant unter
den Steinen — die Franzosen sind das auserwählte Volk Gottes — Frankreich ist die
Stimmgabel von Europa — wenn Frankreich zufrieden ist, ist Europa ruhig — die
Schacht, Lchrb. d. Geographie S. Aufl. 40
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich England Frankreich Paris Frankreich Gottes Frankreich Europa Frankreich Europa
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
222 Urteil über Napoleon Iii.
Napoleon. Während man ihn im Sonnenglanze seines Glückes zu hoch stellte, hat die erregte Leidenschaft ihn bei Niedergang seines Gestirnes geistig und sittlich zu tief hinabgedrückt; weder war er der Unvergleichliche, zu dem ihn nicht nur höfische Schmeichelei, sondern auch das Urteil selbständiger Männer machte, noch auch das sittliche Ungeheuer und „der von den Umständen begünstigte Possenreißer, den das von seinem Oheim ausgeführte Schauspiel zu tölpelhafter Nachahmung erhitzte." Schon die Art und Weise, wie der unergründliche, geheimnisvolle Mann durch die unruhigste und beweglichste Nation der neuen Zeit seinen Weg zum Ziel sich bahnte und dann an der Spitze sich hielt, hätte daraus hinweisen können, daß er jedenfalls ein kluger, wenn auch nicht ideal angelegter Mensch sein müsse. Es war in diesem Manne eine seltsame Mischung von Festigkeit und Schwanken, von kühnem Wagnis und plötzlich lähmender Mutlosigkeit, die ihn zu einem schwer zu lösenden Rätsel menschlichen Daseins macht. Von feinem Oheim hatte er den glühenden Ehrgeiz und die Zuversicht auf feinen Stern; daß er einst die Kaiserkrone tragen werde, stand wie ein unverrückbarer Glaubenssatz in ihm fest, der ihn auch in der Trübsal seines anfänglichen Misliugens nicht verließ. Als er nach feiner Gefangennahme in Bonlogne vor dem Pairshofe stand, sagte er zu seinem Verteidiger, indem er auf die Knöpfe der Gensdar-men hinwies: Wenn ich erst Kaiser bin, werde ich die abändern. Von allem Maßlosen fern , welches den überlegenen Geist des ersten Napoleon ins Verderben zog, ging er vorsichtig und leise tastend feinen Weg, ein kluger Rechner, voll Verständnis für die Eigentümlichkeit des französischen Volkes, welches oft das schön-klingende Wort für die fehlende That nimmt; darin ahmte er wieder feinem großen Vorbilde noch, daß er unter dem Anschein, die gesellschaftliche Ordnung zu retten, den letzten Rest der Volksfreiheit zu ersticken suchte und feiner Nation das gleichsam unfreiwillige und halberzwungene Opfer brachte, sich die Kaiserkrone auf's Haupt zu drücken. Das Schöpferische seines Oheims ging ihm ab, von dessen militärischem Genie verspürte er nichts in sich, trotz seiner Schriften über die Artillerie, die einst des ersten Napoleon Lieblingswaffe gewesen; deshalb führte er nie Krieg um des Krieges willen, es war ihm nur ein Mittel, sich unter dem ruheliebenden Volke, welches die fortwährende Vergleichung mit dem ersten Kaiser anstellte, an der Spitze zu halten; sonst mied er ihn gern, auch schon aus Furcht für feine Stellung, leicht konnte ihm ja ein ehrliebeuder und tüchtiger General gefährlich werden. Im Äußern glich er dem großen Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Die Pläne Rußlands. 287
mit seinen civilisatorischen Wirkungen erhoffen lasse. Aber um diesen friedlichen Handelsverkehr zu erzwingen, war denn doch 1868 der Krieg gegen Bochara nötig geworden, und unverkennbar lag es vor aller Augen, daß es für den Zaren gar nicht möglich sei, die selbstgesteckte Grenze von 1864 wirklich einzuhalten. Die Besorgnis Englands für sehte indischen Besitzungen nahm deshalb beständig zu, insbesondere seitdem 1873 Rußlaud genötigt schien, den General Kaufmann auch in Chiwa einrücken zu lassen. Dasselbe Schicksal erlitten in den nächsten Jahren Chokand und Bochara, und seitdem 1874 auch die Organisierung einer neuen Provinz, der transkaspischen, beschlossen worden, die südwärts bis an die persische Grenze reichte, bildeten die Steppen der Turkmanen, die unabhängigen Vasallenstaaten Afghanistans und das Plateau des Pamir die letzte Saniere gegen Afghanistan, wo England schlechterdings zum Kampfe bereit stehen mußte. Bald jedoch schien es, als ob der Zusammenstoß der beiden großen Mächte früher noch als in Centralasien an einem näher gelegenen und wichtigeren Punkte stattfinden werde.
Die orientalische Frage war seit 1870 wieder in Fluß gekommen , und Rußland verzichtete nunmehr auf jene vorsichtige Zurückhaltung, die es ein halbes Menschenalter hindurch fast unausgesetzt beobachtet hatte. Mit dem glücklichen Ausgange der Londoner Konferenz, welche die schlimmsten Folgen des unglücklichen Krimkrieges beseitigte und Rußland seine volle militärische Unabhängigkeit im Schwarzen Meere zurückgab, trat es der Pforte gegenüber in eine ganz neue Stellung. Es hatte ihr den augenfälligen Beweis geliefert, daß fein Ansehen in Europa wieder hergestellt fei, daß England der Türkei Hilfe zu bringen nicht wage, Österreich es nicht wolle, Frankreich nicht sönne. Je enger sich dann in der Folge das intime Verhältnis des Zaren zu feinen beiden kaiserlichen Nachbarn ausbildete, um so mehr fühlte sich auch der Sultan angetrieben, sich mit Rufelanb ans einen guten Fuß zu stellen, und es bauerte nicht lange, so war General Ignatjeff der einflußreichste unter den frem-bett Gesandten am Bosporus. Daß er biefe vortreffliche Position nicht bazn benutzen würde, um das türkische Reich durch gute Ratschläge zu kräftigen, lag aus der Hand; aber es bedurfte boch in der That kaum seiner Nachhilfe, um den Verfall des morfchen Staatswesens, der mit Riesenschritten zunahm, zu beschleunigen.
Sultan Abdnl Aziz war bei seiner Thronbesteigung (1861) mit großen Hoffnungen begrüßt worben, die sich aber
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Abdnl_Aziz
Extrahierte Ortsnamen: Englands Chiwa Bochara Afghanistans Afghanistan England Europa England Frankreich Bosporus