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recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
§ 55. Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier rc. 149
in dessen Mitte, wo Porsena dnrch seinen Geheimschreiber gerade den Soldaten den Sold auszahlen ließ. Beide waren fast gleich gekleidet. Mn eins, der den König nicht kannte und, ohne sich als Fremdling zu verraten, nicht fragen konnte, welcher von ihnen Porsena sei, stach auf Geratewohl einen nieder und zwar den Schreiber. Alsdann wollte er sich mit dem Dolche in der Hand den Weg durch das feindliche Lager bahnen, wnrde aber gefangengenommen und vor den König geführt. Porsena befahl, den Mucius in das Feuer zu werfen. Um dem Könige zu zeigen, wie wenig er den Feuertod fürchte, hielt Mucius die Hand über ein Kohlenbecken, bis sie verbrannt war. Porsena, erstaunt, schenkte ihm sofort Lebeu und Freiheit. Scheinbar aus Dankbarkeit, in Wahrheit aber, um den König zu ängstigen, gab nun Mucius au, daß 300 junge Römer sich eidlich zu dessen Ermordung verbunden hätten, und daß das Los ihn zuerst getroffen. Porsena habe also jetzt noch 299 zu fürchten. Das soll den König bewogen haben, mit den Römern Frieden zu schließen. Wahrscheinlich aber blieb den Römern, die ans das äußerste gekommen waren, nichts übrig, als sich zu unterwerfen. Mucius hieß fortan Scävola (Linkhand). Auch er erhielt ein Stück Land als Geschenk.
5. Die Römer mußten alle Waffen an Porsena ausliefern, durften in Zukunft keine eisernen Gerätschaften verfertigen, außer zum Ackerbau, mußten von ihren Feldern den Zehnten geben und zehn patrizische Jünglinge und zehn Jungfrauen als Bürgen ihres Wohlverhaltens stellen. Die Jungfrauen, Clölia an der Spitze, wagten es, unter einem Regen von feindlichen Pfeilen durch die Tiber zu schwimmen und nach Rom zu entkommen. Als aber Porsena die Clölia wieder verlangte, gab der Senat sie zurück. Doch der edelmütige Porsena schenkte ihr nicht nur die Freiheit, sondern erlaubte ihr auch noch, einige männliche Geiseln mitzunehmen. Clölia wählte die jüngsten, welche der Verführung am meisten ausgesetzt waren. Das römische Volk setzte der Clölia ein Denkmal. Das Benehmen des Porsena machte übrigens auf die Römer einen guten Eindruck. Als die Etrusker bei Aricia geschlagen wurden, flüchteten sich viele vou ihren Verwundeten nach Rom und wurden gut verpflegt. Ein Teil blieb ganz in Rom, die anderen konnten in ihrer Heimat die römische Gastfreundschaft nur loben. Porsena gab deshalb auch den Tarqninius ans und befahl ihm, Klusium zu verlassen.
8 55.
Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier um bürgerliche
liechte.
152) Die fortwährenden Kriege hatten die Plebejer in eine üble Lage gebracht. Sie waren meistens aus Lohnarbeit oder auf den Ertrag ihrer wenigen Grundstücke angewiesen. Diese konnten sie im Kriege nicht anbauen, und wenn sie dieselben schon angebaut hatten, wurden sie ihnen oft vom Feinde verwüstet. Die großen^Staatsgüter waren in den Händen des Adels, der davon keine Steuern zahlte und während des Krieges sie von seinen Klienten bebauen ließ. Die Plebejer dagegen mußten Steuern
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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Vom weftfds. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 1 <5
Frieden abgeschlossen und für ihren Gemahl Franz von Lothringen die
Stimme zur Kaiserwahl erhalten hatten, behauptete, daß Schlesien durch
den Bruch des Breslauer Friedens dem östreichischen Hause wieder
anheim gefallen sei. Friedrich ließ sich aber durch alle diese höchst
unangenehmen Ereignisse nicht außer Fassung bringen und schlug die
Oestreicher bei Hohenfriedberg und bei Sorr. Zwar versuchten diese
noch einmal, Berlin zu überrumpeln und durch diesen Handstreich den
König zur Herausgabe von Schlesien zu zwingen, allein Friedrichs
Schnelligkeit rettete die bedrohte Hauptstadt. Da auch die Sachsen
sich feindselig zeigten, so mußte „der alte Dessauer" (Fürst Leopold
von Dessau) grades Wegs auf Dresden marschiren. Er fand die
Sachsen und Oestreicher aus den Höhen von Kesselsdorf und errang
daselbst einen solchen Sieg, daß Dresden sich ergeben und Maria
Theresia Frieden schließen mußte, in welchen! Friedrich Schlesien be-
hielt (1745).
Friedrich hatte zur Bestreitung der Kriegsbedürfnisse sein Silber-
geraih hergegeben; nach der Waffenruhe suchte er vor Allem die er-
schöpften Finanzen wieder aufzurichten und die dem Lande durch den
Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. Dies gelang ihm über Erwar-
ten rasch und vortrefflich. Mit Erstaunen vernahm Maria Theresia,
daß Friedrich durch sorgsame Verwaltung die Einkünfte der schlesischen
Fürstenthümer bereits verdoppelt habe. Strenge, Pünktlichkeit und
Klugheit erleichterten seine eifrigen Bemühungen, den Wohlstand des
Landes zu heben. Er ordnete das Meiste selbst an und ertheilte seinen
Ministern nur die Befehle zur Ausführung. Nichts war ihm widriger
als Müßiggang. Zn Allem übte er eine ängstliche Ordnung; jede
Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung. Um 4 Uhr Morgens
stand er auf, kleidete sich ohne fremde Hülfe an und schrieb oder las
Briefe. Ueber ininder wichtige Gegenstände ließ er sich Bericht er-
ftatteu, die wichtigeren nahm er selbst vor. Während des Lesens hörte
er die Rapporte seines Adjutanten an; dann trank er Kaffee und ging
nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden die Flöte blasend im Zim-
mer auf und ab. Sobald er die Flöte absetzte, traten seine Räthe
zum Vortrage ein und empfingen des Königs Bescheid, welchen
er oft eigenhändig niederschrieb. Nachher befaßte er sich mit Lektüre.
Punkt 12 Uhr setzte er sich zu Tische. Er sah jeden Morgen den
Küchenzettel aufmerksam an oder schrieb ihn selbst; denn er liebte feine
Leckerbissen gar sehr. Wichtiger waren ihm dabei die geistigen Ge-
nüsse, welche ihm eine auserwählte Tischgesellschaft der geistreichsten
Offiziere, fremder und einheimischer Dichter, Künstler und Gelehrten
Preußen den
Besitz
Schlesiens.
Friedrichs
Herrscher-
talent und
Privatleben.
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lothringen Franz Friedrich Friedrich Friedrichs
Schnelligkeit Friedrichs Leopold
von_Dessau Leopold Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich_Schlesien Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs
268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5
nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm-
liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte.
Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der
Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh-
zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land-
wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und
Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt),
unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große
Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau-
werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi-
schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit
den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren
seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius
die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor,
ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war
sein erster Minister und Reichskanzler.
Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die
Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder
dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine
eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach
gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern
mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke
von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die
Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig
das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische
römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie
das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß
arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte
er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte
den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen
und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom.
Theodorichs Macht und Staatsweisheit.
In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben
so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der
Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in
Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in
Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt-
bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er-
halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen
traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil
diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten
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Extrahierte Personennamen: Dux Theodorichs
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Konstantinopel Rom Rom Oberpannonien Italien Sicilien Malta Korsika Sardinien
256 Die Griechen von dem Ende des peloponnesischen Krieges
Aussicht auf ein größeres Maß von Sicherheit und Vortheis. In sol-
chem Gewirre löst sich auch der Versuch Thebens auf die Hegemonie mit
dem vierten Zuge des Epaminondas auf. Im Peloponnes war Elis, das
sich wieder an Sparta angeschlossen, mit Arkadien in Streit gerathen. Die
Arkadier hatten den Tempel zu Olympia geplündert und bezahlten mit
dessen Schätzen ihren Miethtruppen den Sold. In Mantinea wollte
man sich von diesem Verfahren lossagen und darüber entstand eine Spal-
tung unter den Arkadern, welche, da Mantinea, die alte Feindin des
jetzt von Sparta getrennten Tegea, sich auf spartanische Seite stellte, die
thebanische Hegemonie zu gefährden schien. Epaminondas stößt schon
beim Eindringen in den Peloponnes auf Schwierigkeiten, Sparta zu
überraschen gelingt ihm nicht und da er sich nach Mantinea zurückzieht,
findet er dort schon die Spartaner, mit welchen ein athenisches Heer sich
vereinigt. Es wird eine große Schlacht geschlagen, in welcher die The-
baner den Platz behaupten, durch welche aber die Lage der Angelegen-
heiten sich nur in sofern ändert, als in ihr Epaminondas, die Haupt-
stütze der thebanischen Macht, fällt. Nachdem die Heere einander die
Todten herausgegeben und dadurch die Schlacht für eine unentschiedene
erklärt hatten, zogen sie nach Hause und die allgemeine Erschöpfung er-
leichterte den Frieden, für den wieder der persische König thätig war,
und zu dem Epaminondas im Sterben den Seinigen gerathen hatte.
Zwar trat Sparta, weil es seinen Ansprüchen auf Messenien entsagen
sollte, nicht bei, aber die Waffen ruhten. Theben verlor seine Hege-
monie über die Staaten außer Böotien, ohne daß sie ihm förmlich ent-
rissen wurde und Sparta, das nicht einmal das frei gewordene und
durch Rückkehr zerstreuter Messenier gestärkte Nachbarland wieder er-
hielt, mußte zufrieden sein, im Inneren die Ruhe herzustellen, die bei
Epaminondas erstem Anrücken gegen Sparta durch Empörung von Pe-
riöken und Heloten gestört worden war.
9. Wenn man die hegemonischen Bestrebungen von Theben mit den
früheren von Athen und Sparta vergleicht, so erkennt man in den
ersteren die Zeichen des Eintrittes einer neuen Zeit insofern als sie nicht
von gegebenen Grundlagen aus sich naturgemäß entwickelten, sondern
vorzugsweise auf dem Wege der Berechnung herbeigeführt wurden.
Dies stimmt damit überein, daß es in höherem Grade, als bei den ent-
sprechenden athenischen und spartanischen Bestrebungen die Persönlich-
keiten waren, welche, ohne durch die gegebenen Verhältnisse darauf an-
gewieseu zu sein, und ohne mit ihrem Thun einem allgemeinen Zuge zu
folgen, Pläne für Griechenlands Gestaltung entwarfen und verfolgten.
Daraus ergibt sich, daß die Schärfe der alten Stammcseigenthümlichkeiten
geschwunden war und daß die Menschen ihren Gesichtskreis zu sehr erweitert
und ihr Gefühl zu sehr verflacht hatten, um sich innerhalb der durch altes
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
und Griechenland bis auf Philopömen.
359
standes so gemindert, daß dasselbe gegen diese Angriffe fast wehrlos
war und die macedonischen Könige beförderten die Richtung der illyri-
schen Züge gegen Süden, da sie so ein Mittel gewannen, ihre Feinde,
die Aetoler, zu beschäftigen und zugleich, während sie im Norden gegen
das dem illyrischen Stamme ungehörige Volk der Dardaner zu kämpfen
hatten, von illyrischen Angriffen auf ihre Westgrenze verschont blieben.
Am meisten wurden die griechischen Staaten an der illyrischen und epi-
rotischen Küste, Epidamnus, welches jetzt Dyrrhachium hieß, Apollonia
und Corcyra gefährdet. Für sie brachte das Eingreifen der Römer
eine Wendung hervor. Diese hatten, seit sie in den Besitz des gesamm-
ten Italiens gekommen waren, sich von den Räubereien der Illyrier
belästigt gesehen und, da die Gesandten, welche sie im Jahre 230 an
Agrons Wittwe Teuta geschickt, dort ermordet worden waren, ließen sie
eine Flotte auslaufen und führten gegen die Räuberkönigin einen zwei-
jährigen Krieg, in welchem sie dieselbe auf ein kleines Gebiet beschränk-
ten, eine Anzahl illyrischer Stämme zur Erklärung ihrer Ergebenheit
veranlaßten, die drei griechischen Städte beschützten und in ihre Freund-
schaft aufnahmen und der Königin außer einem Tribut die Verpflichtung
auferlegten, in der Folge südwärts über Lifsus hinaus nicht anders als
mit zwei unbewaffneten Schiffen zu fahren. Den Römern leistete Deme-
trius von der Insel Pharus, der einst bei der Königin viel gegolten,
sich aber mit ihr entzweit hatte, wirksamen Beistand. Dafür wurde er
als Beherrscher eines illyrischen Gebietes eingesetzt. Die Römer aber
hatten nun die erste Verbindung mit griechischen Staaten des Ostens
augeknüpft und auf sich als Beschützer der Ordnung und Gesittung den
Blick gelenkt. Sie setzten sich ferner mit den Aetolern und Achäern
in Verbindung, um denselben die Gründe und das Ergebniß ihres
Feldzuges mitzutheilen. Bald darauf wurde durch Gesandtschaften mit
den Korinthern ein freundschaftliches Verhältniß angeknüpft, welche den
Beschluß faßten, die Römer in der Folge an den isthmischen Spielen
Theil nehmen zu lassen. Auch mit Athen, das bei der Wichtigkeit, die
es für Macedonien als Besatzungsplatz hatte, in beständiger Furcht vor
demselben schwebte, schlossen die Römer Freundschaft und nach langer
Zeit erscheint nun dieser Staat wieder betheiligt an dem Gange der
Ereignisse. Es war der Weg gewiesen, auf welchem im Bereiche des
macedonischen Einflusses gegen Macedonien derselbe Schutz gefunden
werden könne, der etwas später auch im Umfange des ursprünglichen
Seleucidenreiches zweien der daselbst entstandenen kleineren Staaten
gegen das Seleucidenreich zu Theil wurde. Die Veränderungen, die
in Illyrien vorgegangen waren, ermuthigten Philipp zur Ausbreitung
seiner Macht nach dieser Seite und zu dem Versuche, die Küsten zu
gewinnen. Das Vündniß, welches er mit dem die Römer hart bedrän-
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Extrahierte Personennamen: Apollonia Philipp Philipp
360 Das m a cedo nische Reich unter den Antigoniden
genden karthagischen Feldherrn schloß, gehört diesem Bemühen an.
Dabei wurde seine Thätigkeit zum großen Theile geleitet von jenem
Demetrius, der in der ihm von den Römern angewiesenen Herrschaft
übermüthig eine Empörung versucht und nach deren Mißlingen sich in
den Dienst Philipps begeben hatte. Doch ungeachtet der Roth, in der
sie sich im eignen Lande befanden, traten die Römer hier hindernd auf.
Als Philipp Apollonia im Jahre 214 belagerte, trieb eine römische
Flotte ihn zurück, die auf die Kunde von Philipps Bündniß mit Han-
nibal bei Brundusium aufgestellt worden war, um eine Vereinigung der
beiden Verbündeten zu hindern. An Verfolgung des gewonnenen Vor-
teils hinderte die Römer wohl bloß der Gang des Krieges in Italien.
Wie wenig sie ihn aber aus dem Auge verloren, zeigt sich daran,
daß sie im Jahre 211 mit den Aetolern, welche Philipps einzige Feinde
in Griechenland waren und die aufgezwungene Ruhe nicht ertragen
konnten, ein Bündniß gegen ihn schlossen, wonach diese auf das Recht,
ohne Genehmigung der Römer Frieden zu schließen, verzichteten. Es
begann, als ein Versuch von Rhodiern, Chiern, Aegpptiern und Athe-
nern, in Aegium einen Frieden zu vermitteln, mißlungen war, ein
räuberischer und verheerender Krieg, in welchem den Aetolern außer
einer römischen Flotte eine pergamenische beistand und der dem Philipp
befreundete achäische Bund von Eleern, Messeniern und Lacedämoniern
bekämpft wurde. Das Nachlassen der noch durch die Carthager beschäf-
tigten Römer, die Verwüstungen, die die Aetoler im eignen Lande von
Philipp erfuhren, die Vortheile, die dieser in Jllyrien gewann, veran-
laßten die Aetoler im Jahre 206 zu einem Frieden mit Philipp und,
wie die Römer, an fernerem Eingreifen gehindert, denselben ungeachtet
er ihrem Vertrage mit den Aetolern zuwiderlief, mußten gelten lassen,
beendeten auch sie im Jahre 205 die Feindseligkeiten mit dem Könige
durch Feststellung neuer Grenzen in Jllyrien. Philipps Macht war neu
befestigt und seine Blicke konnten sich jetzt nach Osten richten, wo er
sich dem seleucidischen Könige näherte und, gegen Pergamener, Byzan-
tier, Chier, Rhodier, obgleich er im Jahre 202 in einer Seeschlacht bei
Chius besiegt wurde, mit Erfolg kämpfte, bis die Römer ihn in seinen
Fortschritten störten. Diesen gaben den ersten Anlaß zum Einschreiten
Klagen Athens, nach dessen Besitz Philipp längst getrachtet hatte und
dessen Gebiet er jetzt verheerte. Ihren gebieterischen Aufforderungen
zur Beendigung des Krieges versagte er das Gehör, aber im Jahre
200 begannen dieselben ihren Werten durch den Angriff, den ein bei Apol-
lonia gelandetes Heer auf Epirus machte, Nachdruck zu geben. An-
fangs war Philipp im Widerstande glücklich. Im folgenden Jahre aber
brachten die Römer durch Umgehung der unbezwinglichen Pässe von
Antigonea, die aus dem Thale des Avus nach Epirus führen, dieses
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipp_Apollonia Philipp Philipps_Bündniß Philipps Philipps Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps Rhodier Philipp Philipp Philipp Philipp Antigonea