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Gesellschaftlicher Zustand. 7
3. Der Aethiopische Stamm nimmt vom Fuße der
Mondgebirge, von den Quellen des Nils aus allmälig das
nördliche und südliche Afrika in Besitz und mischt sich in
Nubien und Aegypten mit dem aus Asien übergesetzten
semitisch-kaukasischen Stamme.
§. 3.
Entwickelung des gesellschaftlichen Zustandes der Menschen.
Die Natur mit ihren Geschöpfen an der Hand der gött-
lichen Vorsehung war die Erzieherin der ersten Menschen.
Roh als Hölenbewohner, jedoch begabt mir der geistigen
Fähigkeit sich äußerlicher Wahrnehmungen bewußt zu werden,
und durch Sprache artikulirte Töne hervorzubringen, lernen
sie bald die sie umgebenden Thiere kennen und für sich benutzen.
Das Leben des Hirten beginnt, und wird durch die Noth zu
jenem des Nomaden geleitet. Da geht der Geist rasch in
seiner Entwickelung vorwärts; mancherlei Erfindungen und
Entdeckungen werden gemacht, und liebgewonncne Gegenden
führen allmälig zum Ackerbau, zu festen Ansiedelungen. Mehre
Familien schließen sich an einander, vermehren sich, es ent-
stehen Stämme, Dörfer, Städte, Genossenschaften. Die
Familienväter sind die Berather und Führer, — Patriar-
chalische Verfassung. Doch auch Zwiespalt erhebt sich unter
ihnen, oder mit benachbarten Stämmen; der Stärkere zeichnet
sich aus im Kampfe; die Schwächeren bewundern ihn, oder
unterliegen seiner Gewalt; sein Ansehen dauert auch im
Frieden fort; er ist der Erste, ein Fürst unter ihnen. So
bilden sich die Herrscher an der Spitze der einzelnen Stämme,
bald mit größerer, bald mit geringerer Macht ausgerüstet,
je nachdem der Umfang ihrer Herrschaft eine größere oder
geringere Ausdehnung bat, oder je nachdem sie mehr oder
weniger durch andere Häupter ihrer Stämme, oder durch die
gesammtcn Glieder derselben in ihrer Herrscher-Gewalt ein-
geschränkt sind; cs entstehen allmälig monarchische, aristo-
kratische, republikanische, demokratische Versas-
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— 25 -
dem spartanischen Unterhändler Antalkidas den Namen führt. Durch denselben wurden alle griechischen Städte in Kleinasien den Persern auss neue überliefert; alle Staateu Griechenlands sollten selbständig sein; Persien aber und Sparta hatten für die Ausführung des Friedens Sorge zu tragen, fo daß dem letzteren Staate wieder ein Aufsichtsrecht über die übrigen Griechen eingeräumt war.
§ 16. Sokrates.
Der Athener Sokrates war der Sohn des Bildhauers Sophroniskos und der Hebamme Phänarete. In seiner Jugend betrieb er das väterliche Gewerbe, und eine seiner Statuen soll für würdig befunden worden sein, auf der Burg von Athen (der Akropolis) aufgestellt zu werden. Aber die Beschäftigung mit seiner Kunst füllte des Mannes Seele nicht aus. Schon früh suchte er sich durch das Studium philosophischer Schriften z. B. des Anaxagoras, eines Zeitgenossen und Freundes des Perikles, sowie durch den Umgang mit andern für weise gehaltenen Männern zu belehren, gelangte aber zu dem traurigen Schlüsse, daß sie trotz ihrer Gelehrsamkeit von dem wahren Grunde der Weisheit weit entfernt seien. Als solcher erschien ihm die vom delphischen Gotte geforderte Selbsterkenntnis. Sie also zu erlangen und Andere dahin zu führen war sein Hauptbestreben, und da aus ihr sich von selbst der Trieb, besser zu werden, entwickelt, so behauptete er, daß die Tugend lehrbar, ja daß sie die Krone alles Wissens sei. Obwohl er nun die Unterweisung in dem was gut und recht ist als seinen Lebenszweck erkannte und übte, gründete er doch keine Schule im eigentlichen Sinne des Wortes, wo er wie die Sophisten für Geld lehrte, sondern gelegentlich auf Markt und Straße, in der Ringschule und beim Gastmahl theilte er jedem, der ihn anhören wollte, seine Grundsätze mit und suchte ihn für dieselben zu gewinnen.
Wo er Leute traf, die von sich eingenommen die Lehren Anderer verachteten, gieng er scheinbar auf ihre vermeintliche Ueberlegenheit ein, lobte auch wohl in gutmüthigem Spotte, den die Betreffenden nur zu oft für baren Ernst nahmen, ihre staunenswerten Kenntnisse, um sie nach und nach durch unverfängliche Fragen und Einwürfe in Verlegenheit zu bringen und die Hohl-
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— 176 -
recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
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299
jedem Basaltgestein vor, jedoch in so kleinen Gaben, daß sie obige
Wirkung kaum wahrnehmen lassen. Nebft der Anziehung von Eisen
ist der Magnetstein noch merkwürdig dadurch, daß er diese Eigenschaft
blanken, eisernen, besonders stählernen Stäbchen, wie Stricknadeln
mittheilt, wenn solche in geeigneter Weise damit bestrichen werden;
dabei verliert er nichts von seiner ursprünglichen Kraft und e6 lassen
sich sonach mit einem Magneten beliebig viele andere erzeugen. Diese
künstlichen Magnete sind am meisten im Gebrauch; so dienen sie zur
Unterhaltung der Kinder; denn einem solchen Stäbchen folgen auf
Wasser schwimmende Fischchen und Schwäne von lackirtem Eisenblech,
die ein Stückchen magnetischen Eiseudraht im Munde haben. Da die
Anziehungskraft eines Magneten durch Papier, Glas und Holz wirkt,
so dient er Taschenspielern zur Ausführung von Kunststückchen, wohl
auch zu Täuschung und Betrug Unwissender. Eine wichtigere Anwen-
dung dieser Kraft machte man in Nadelfabriken, wo die Gesundheit
der Arbeiter durch das Einathmen der staubartigen Eisenfeilspäne sehr
angegriffen wird; daselbst angebrachte Magnete ziehen dieselben an
und der Nachtheil ist beseitigt. Am folgereichsten aber wurden die
Magnetstäbcheu durch die auffallende Eigenschaft, unter allen Him-
melsstrichen, in der Luft, wie in den Gruben der Bergwerke und zu
jeder Tageszeit mit dem einen Ende oder Pole stets nach Norden, mit
' dem anderen nach Süden zu zeigen, sobald sie sich frei drehen können.
Diese Neigung in dem leblosen Metalle entging schon in sehr früher
Zeit den Chinesen nicht, aber sie hatten keine Ahnung davon, welches
unschätzbare Mittel durch diesen Fingerzeig der Natur der Menschheit
geboten war. Dem Seefahrer wurde die Magnetnadel später der un-
trügliche Z iger, sich zu allen Tageszeiten und bei jedem Wetter in
der rechten Richtung nach seinem Ziele zu halten. Kühn steuerte er
mit dieser sicheren Führerin auf die hohe See, entdeckte Länder und
Inseln, von deren Dasein man vorher weder Kunde, noch Ahnung
hatte. Columbus, Basco de Gama, Magellan und Cook würden ge-
wöhnliche Küstenfahrer geblieben sein, hätten sie des leitenden Com-
passes entbehit. Die eben so häufigen Auswanderungen, welche man-
chen übervölkerten europäischen Ländern so gut zu Statten kommen,
die Möglichkeit, Produkte ferner Erdtheile auf Schiffen nach Europa
zu bringen und einheimischen Erzeugnissen neue Märkte zu suchen, wo-
durch unzähligen M^v chen Verdienst und Fortkommen zu Theil wird,
sind an die unscheinbare Nadel geknüpft. Sie ist gewissermaßen die
Brücke geworden über Meeresstrecken, welche der schnellste Dampfer
oft in Monaten erst durcheilt. In welchem Zustande von Rohheit
und geistiger Armuth traf man die meisten Bewohner der entdeckten
Länder an! Der Bildung dahin, besonders durch das Christenthum,
mußte die kleine Nadel Wegweiser werden und muß es noch sein, auf
daß das Wort des Herrn vom Aufgang bis zum Niedergang, nach
Süden und Norden hin verkündigt werden kann. Die Vorsehung
wählte als Hülfsmittel dazu eine Naturkrast, deren eigenthümliches
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330
entsteht die Empfindung. Diese Fähigkeit der Empfindung heisst
Sinnlichkeit. Eichtet sich die Sinnlichkeit nach der äussern Welt,
so ist sie thätig in den fünf Sinnenwerkzeugen, in welchen sich
zahlreiche vom Gehirn und Rückenmark auslausende Nerven enden.
Der allgemeinste über den ganzen Körper verbreitete Sinn ist
der Sinn des Gefühls oder besser gesagt des äusseren Füh
lens. Er dauert noch fort, wenn die anderen Sinne aufhören
thätig zu sein, wie bei Schlafenden, Bünden, Tauben. Nicht selten
haben Blinde ein weit feineres Gefühl als Sehende. Höchst merk-
würdig bleibt es auch, dass Menschen, besonders aber Thiere, weit
entfernte Dinge durch das Gefühl wahrnehmen. Das Werkzeug des
Gefühls sind die überall verbreiteten Nerven; besonders tritt aber
das Gefühl am stärksten in den Fingerspitzen hervor, womit wir die
Dinge betasten, wesshalb auch dieser Sinn Tastsinn genannt wird.
— Der Sinn des Geschmacks steht dem äusseren Fühlen am
nächsten und dient dazu, das dem Magen Zuträgliche zu prüfen und
somit Leben und Gesundheit zu erhalten. Er hat seinen Sitz in der
innern Mundhöhle und besonders in der Zunge. Die fleischige Zunge
ist mit einer rauhen Haut überzogen, in welche sich viele Nerven-
spitzen enden. — Der Sinn des Geruchs ist eigentlich eine Fort-
setzung des vorigen Sinnes, beschränkt sich aber nicht blos auf die
Prüfung der Speisen und Getränke und somit auf die Erhaltung des
eigenen Lebens, sondern wirkt auch in die Ferne, gewahrt unreine
Luft und trägt dazu bei, dass unsere Empfindungen verfeinert wer-
den. Das Werkzeug dieses Sinnes ist die Nase. Die Nase erhält
ihre Empfindung durch viele Nerven, ivelche sich in der Schleimhaut
befinden. Bei den Thieren, z. B. bei dem Hunde, ist dieser Sinn
ausserordentlich stark. — Der Sinn des Gehörs, wodurch wir den
Schall, Klang und Ton vernehmen, hat seinen Sitz in dem äusserst
künstlich gebauten Ohre. Das Ohr besteht aus der Ohrmuschel,
dem mit dem bittern Ohrenschmalz, das gegen Staub und In-
sekten schützt, angefüllten Gehörgang, dem Trommelfell, das
den Schall auffängt, der Trommelhöhle und der bis in den Mund
führenden Röhre. Von der Trommelhöhle an bis zum Munde sind
noch mehrere ausserordentlich kunstreich gebaute Oeffnungen und
schneckenartig gewundene Gänge, welche man zusammen das La-
byrinth oder den Irr gang nennt, und die mit einer wässerigen
Flüssigkeit und vielen Nerven versehen sind. — Der wichtigste Sinn
ist der Gesichtssinn. Das Gesicht nimmt das Licht, die Be-
leuchtung und Farben wahr. Das Werkzeug des Gesichts ist das
Auge. Das Auge ist ein wahres Meisterstück des Schöpfers. Die
beiden Augen liegen in den Augenhöhlen und werden durch dieselben,
sowie auch durch die Augenbraunen und Wimpern vor Ver-
letzung, vor Schweiss, vor allzu hellem Licht, Insekten u. s. w. ge-
schützt. Daher Schliessen sich auch die Augenlieder, sobald dem
Auge nur die mindeste Gefahr droht. Das Auge besteht aus dem
Augapfel, dessen obere, harte, durchsichtige Haut Hornhaut
heisst. In der Mitte derselben sehen wir die braune, blaue oder
graue R e g enb o g enh aut. welche den schwarzen A u g en st er n ein-
schliesst. Das Innere des Auges ist mit einer wässerigen und gallert-
artigen Feuchtigkeit und der hellen Kr y st all - Lin s e, welche hinter
dem Augenstern liegt, angefüllt. Die wässerige Flüssigkeit befindet
sich hinter der Hornhaut, die gallert- oder glasartige hinter der
Krystall-Linse. Die Netzhaut zieht sich über das Innere des
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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286
Zahl der bald nachfolgenden Jungen angemessen ist, wird vom Vogel
das Nest gebaut. Ein Pärchen verrichtet, se nach der Art, dabei alle
Arbeiten; bald verfahren die Vögel grabend und minirend, bald
mauernd, da flechtend, dort webend, einmal nähend oder kittend, ein
ander Mal in Holz arbeitend, und so entsteht eine Vielfachheit von
Formen der Nestern, daß man darüber erstaunt. Kein Vogel wird
irre in der Wahl des seiner Art gebräuchlichen Materials und der
Weise, die Werkstückchen zu ordnen; daher baut der Rabe in diesem
Jahre eben so, wie feine Vorältern zur Zeit der Sündfluth, und der
einsährige Vogel, der nie ein Nest bauen sah, weicht nicht von dem
Plane seiner Aeltern, die deren schon mehrere Frühlinge bauten.
Wer gibt den Vögeln aber den Bauriß und woher nehmen ste die
Werkzeuge zu ihrer Arbeit? Beide erhielten ste vom Schöpfer; ste
zahlen kein Lehrgeld und kaufen Nichts von den zahlreichen Hand-
werksgeräthen unserer Bauleute und doch geht ihre Arbeit handwerks-
gerecht; was Augenmaß anbelangt, so soll es ihnen Einer nach-
machen. Wir wollen nicht die Künstler im Nesterbauen aus fernen
Gegenden nennen und erzählen, daß z. B. der Schneidervogel in Ost-
indien sogar die Blätter der Bäume zusammenheftet und seiner Nach-
kommenschaft ein hängendes Häuschen verfertigt, obwohl es ein
artiges Kunststückchen ist; unser Buchfink, um einen recht bekannten
Vogel zu nennen, ist in seiner Art ebenso bewundernswerth. Der-
selbe legt das Fundament zum Neste in eine Baumgabel, indem er
das herbeigetragene Moos mit den Füßen festtritt; darauf schichten
Männchen und Weibchen weiteres Material in runder Form darauf,
das Weibchen setzt sich in den angefangenen Bau, legt äußerst ge-
wandt mit dem Schnabel alle Hälmchen und Stengelchen in Ordnung,
und nun dem Ganzen die rechte Rundung zu geben, dreht es sich
schnell darin herum. Dabei dienen ihm der emporgerichtete Schwanz,
die Brust und Kehle fast in eben der Weise, wie dem Töpfer die
Hand oder sein Geräthe an der Drehscheibe, und die Zirkelform des
Finkennestchens wird der einer Obertasse wenig nachstehen. Die
fleißige Baumeisterin wird dabei nöthigenfalls von dem Männchen
abgelöst; doch nimmt dieses an der feineren Ausführung des Nestes
weniger Theil, trägt dagegen desto fleißiger herbei, was noth thut.
Die innere Bekleidung und Ausstattung des Nestes wird von den
meisten Vögeln mit Sorgfalt vorgenommen, damit die Jungen weich
liegen. Allen diesen Geschäften unterzieht sich der Kuckuck nicht, wel-
cher seme Eier in die Nester anderer Vögel legt.
13. Die Wasservögel.
Auf dem ruhigen Spiegel des Teiches, den die hängenden Aeste
der Trauerweide beschauen, wie auf dem eilenden Mühlbache mit der
Erlen- und Weideneinfassung rudert das geschäftige Volk der Enten
und Gänse und taucht behende unter, die Wasserpflanzen oder an-
dere Nahrung vom Grunde zu langen. Während einzelne das Wasser
nach allen Richtungen befahren, ist eine Schaar am Ufer beschäftigt,
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
297
Wie ganz anders aber erscheint neben dem leichten, gewandten
Reitpferde dessen Bruder vor dem beladenen Wagen, dem Pfluge
oder gar als Lastträger! Die harte Arbeit hat ihm ein schwerfälliges
Wesen gegeben; sein Kopf ist gesenkt, der Schritt nicht im ent-
ferntesten anmuthig; kurz es kündigt in Allem den nützlichen Arbeiter
an, dessen Tagewerk anstrengend ist. Mit auf- und abwärtsgehenden
Bewegungen des Kopfes und den Hufspitzen zuerst auftretend, zieht
es erstaunliche Lasten; oft fahren unter der Wucht seiner Tritte die
Feuerfunken aus dem Pflaster, zumal wenn es eine schwere Ladung
gegen eine Anhöhe zu ziehen hat, wobei es im Eifer die Schritte be-
schleunigt. Leider fällt manchen Fuhrleuten der Wahlspruch, den
man dem Pferde in den Mund gelegt hat, im ganzen Leben nicht ein:
Den Berg hinauf treib' mich nicht, den Berg hinab reit' mich nicht,
und auf dem Gleichen (ebenen Boden) schon' mich nicht! Das Erste
ist besonders zu beherzigen. Ueberhaupt sollte diesem Thiere die
Fortbringung ungebührlicher Lasten nicht zugemuthet werden; denn
ungeachtet seiner Größe, Raschheit und Stärke ist cs von sehr
empfindlicher Gesundheit und ebenso leicht Krankheiten aller Art
unterworfen, wie der Mensch. Wird dies bei seiner Behandlung
während der Arbeit übersehen, ist gar seine Pflege und Wartung
ohne sorgfältige Aufmerksamkeit und strenge Regelung; so altert und
verkümmert das Pferd vor der Zeit, natürlich zu Schaden seines
Herrn.
Schon seit den ältesten Zeiten wurde das Pferd von dem Men-
schen in Dienst genommen und folgte ihm in alle Länder; es war ihm
nebst dem Hunde ein treuer Bundesgenosse bei Eroberung der Welt-
herrschaft, wurde seiner Brauchbarkeit, Anmuth und Schönheit wegen
sein Liebling, Gefährte und damit Theilhaber an Wohl und Wehe
seines Lebens. Die Pferdezucht beschäftigt als Quelle des Wohlstan-
des die Einwohner ganzer Landstriche; Staatsregierungen widmen der
Veredlung durch Gestüte gebührendes Augenmerk und der Künstler
stellt das Pferd in Bild und erhabener Arbeit vielfach dar. Die
schönste und edelste Race ist das arabische Pferd, welches in Mesopo-
tamien und Syrien zu Hause ist; auf dieses folgt das marokkanische
Pferd. Aus einer Vermischung beider entstand das englische Pferd,
dessen geschätzteste Sorte die sogenannten Vollblutspferde sind. Unter
den deutschen sind die friesischen, Holsteiner und Mecklenburger Pferde
die vorzüglichsten. Wilde Pferde kommen wohl nur noch in dem mitt-
leren Asien vor, verwilderte trifft man in den Steppen Südrußlands
östlich vom kaspischen Meere, in Nordafrika und Südamerika an.
Ein berühmter Reisender') gibt uns von letzterem folgende Schil-
derung: „Wenn unter dem senkrechten Strahl der niebewölkten
Sonne die verkohlte Grasdecke in Staub zerfallen ist, klafft der er-
härtete Boden auf, als wäre er von mächtigen Erdstößen erschüttert.
1) Humboldt.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
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Der Blitzableiter, von dem berühmten Amerikaner Franklin
erfunden, schützt Gebäude vor dem Einschlagen, indem das Metall,
woraus er besteht, den Gewitterwolken die entgegengesetzte Elektrici-
tät aus der Erde zuführt und dadurch eine Ausgleichung veranlaßt, so
daß es nicht zum Ueberspringen des Blitzes kommt. Ein gut eingerich-
teter Blitzableiter schützt einen Umkreis, dessen Durchmesser vierzig
Fuß beträgt. Sollte es ungeachtet seiner Thätigkeit zum Blitzschläge
kommen, so folgt der zerstörende Funke dem leitenden Metalle und
wird, falls die Stange durchweg ohne Hinderniß für ihn ist, ohne
Nachtheil für das Gebäude in die Erde geleitet. Blitzableiter von
mangelhafter Beschaffenheit sind gefährlich. Zum Schutze der Schiffe
dienen eiserne Ketten, welche von der Spitze des höchsten Mastes bis
in die See reichen.
Was die Elektricität eigentlich ist, hat noch Niemand angeben
können; was wir von ihr wissen, beschränkt sich nur auf die Kenntniß
ihrer Eigenschaften und Wirkungen. Daß letztere groß und gewaltig
sind, zeigt das Gewitter. Aber welchen Antheil mag sie noch in der
Natur an den Veränderungen und Vorgängen haben, die uns tagtäg-
lich umgeben! Wer kann sagen, wie diese Kraft in die Ordnung der
Natur eingreift, wo sie bei Gestaltung und Bestand der irdischen Dinge
thätig ist! Witterung und Luftbeschaffenheit, Wachsthum und Gedei-
hen unserer Früchte und vieles Andere, woran unser irdisches Wohl
und Wehe geknüpft ist, hängen vielfach von der Elektricität ab. Wohl
liegt die Vermuthung nahe, daß sie mit dem Magnetismus einerlei
sei, nur in etwas anderer Weise wirkend.
4. Der elektromagnetische Telegraph.
Als die ersten Elsenbahnzüge durch die Länder raffelten und eine
Lokomotive wie ein Feuerroß Hunderte von Personen meilenweite
Wegesstrecken in der kurzen Zeit einiger Viertelstunden von dannen
führte, während sonst mit gewöhnlichem Postfuhrwerke dazu ebenso
viele, ja noch mehr Stunden nöthig waren; da war die Verwunde-
rung groß, und Jeden trieb das Verlangen, mit dieser außerordent-
lich schnellen Reisegelegenheit entweder persönlich bekannt zu werden,
oder zu erfahren, wie es möglich sei, an ein und demselben Tage in
Frankfurt das Frühstück und in Basel das Abendessen einzunehmen,
da doch beide Städte achtzig Stunden von einander entfernt liegen und
die Tageszeiten nicht weiter auseinander rücken. Was ist aber die
größte Schnelligkeit der Lokomotive in Vergleich zu dersenigen, welche
durch den elektrischen Telegraphen erreicht wird, der mit Gedanken-
eile, ohne das mindeste Geräusch, Nachrichten zu Entfernungen bringt,
welche die Wagenzüge erst nach tagelanger Fahrt zu erreichen im
Stande sind! Und dies ist noch viel zu gering geschätzt; denn genau
betrachtet ist für den elektrischen Telegraphen jede irdische Entfernung
so viel wie Nichts, und es ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt,
die Erde sei für diese Erfindung zu klein. Denn könnte man den
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]