§ 55. Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier rc. 149
in dessen Mitte, wo Porsena dnrch seinen Geheimschreiber gerade den Soldaten den Sold auszahlen ließ. Beide waren fast gleich gekleidet. Mn eins, der den König nicht kannte und, ohne sich als Fremdling zu verraten, nicht fragen konnte, welcher von ihnen Porsena sei, stach auf Geratewohl einen nieder und zwar den Schreiber. Alsdann wollte er sich mit dem Dolche in der Hand den Weg durch das feindliche Lager bahnen, wnrde aber gefangengenommen und vor den König geführt. Porsena befahl, den Mucius in das Feuer zu werfen. Um dem Könige zu zeigen, wie wenig er den Feuertod fürchte, hielt Mucius die Hand über ein Kohlenbecken, bis sie verbrannt war. Porsena, erstaunt, schenkte ihm sofort Lebeu und Freiheit. Scheinbar aus Dankbarkeit, in Wahrheit aber, um den König zu ängstigen, gab nun Mucius au, daß 300 junge Römer sich eidlich zu dessen Ermordung verbunden hätten, und daß das Los ihn zuerst getroffen. Porsena habe also jetzt noch 299 zu fürchten. Das soll den König bewogen haben, mit den Römern Frieden zu schließen. Wahrscheinlich aber blieb den Römern, die ans das äußerste gekommen waren, nichts übrig, als sich zu unterwerfen. Mucius hieß fortan Scävola (Linkhand). Auch er erhielt ein Stück Land als Geschenk.
5. Die Römer mußten alle Waffen an Porsena ausliefern, durften in Zukunft keine eisernen Gerätschaften verfertigen, außer zum Ackerbau, mußten von ihren Feldern den Zehnten geben und zehn patrizische Jünglinge und zehn Jungfrauen als Bürgen ihres Wohlverhaltens stellen. Die Jungfrauen, Clölia an der Spitze, wagten es, unter einem Regen von feindlichen Pfeilen durch die Tiber zu schwimmen und nach Rom zu entkommen. Als aber Porsena die Clölia wieder verlangte, gab der Senat sie zurück. Doch der edelmütige Porsena schenkte ihr nicht nur die Freiheit, sondern erlaubte ihr auch noch, einige männliche Geiseln mitzunehmen. Clölia wählte die jüngsten, welche der Verführung am meisten ausgesetzt waren. Das römische Volk setzte der Clölia ein Denkmal. Das Benehmen des Porsena machte übrigens auf die Römer einen guten Eindruck. Als die Etrusker bei Aricia geschlagen wurden, flüchteten sich viele vou ihren Verwundeten nach Rom und wurden gut verpflegt. Ein Teil blieb ganz in Rom, die anderen konnten in ihrer Heimat die römische Gastfreundschaft nur loben. Porsena gab deshalb auch den Tarqninius ans und befahl ihm, Klusium zu verlassen.
8 55.
Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier um bürgerliche
liechte.
152) Die fortwährenden Kriege hatten die Plebejer in eine üble Lage gebracht. Sie waren meistens aus Lohnarbeit oder auf den Ertrag ihrer wenigen Grundstücke angewiesen. Diese konnten sie im Kriege nicht anbauen, und wenn sie dieselben schon angebaut hatten, wurden sie ihnen oft vom Feinde verwüstet. Die großen^Staatsgüter waren in den Händen des Adels, der davon keine Steuern zahlte und während des Krieges sie von seinen Klienten bebauen ließ. Die Plebejer dagegen mußten Steuern
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$ 111. Die Ottone. Heinrich Ii. der Heilige. 303
die sehr oft alle Gewalt in den Städten an sich rissen und dadurch reichlich den Samen der Zwietracht im Schoße des Bürgertums ausstreuten, freilich auch nicht selten in blutigen Kämpfen untergingen.
3. Ans der Reiterei en-lstand das Ritt er wesen des Mittelalters, da die vornehmen Adeligen den Dienst zu Pferd vorzüglich für sich in Anspruch nahmen und ihrer allein für würdig hielten. Jhuen folgte der niedere Adel, so daß die Ritter mit ihrem persönlichen Gefolge die Reiterei bald allein ausmachten.
4. Ungarn war von jeher der Tummelplatz europäischer und asiatischer Wandervölker, von denen eines das andere verdrängte. Die letzten Einwanderer waren die Magyaren (Maddjahren), die zunächst aus Rußland kamen. Die Slaven nannten sie Ungri, weshalb die Deutschen sie ebenso hießen. Sie standen unter Herzoge», die aber von den Stammeshäuptern sich beraten lassen mußten. Ihre Religion war Götzendienst.
Als das Kriegsglück ihnen hold war und sie jedes Jahr mit reicher Bente zurückkehrten, wanderten auch andere Stämme ein und schlossen sich ihren Raubzügen an; daher ihre ungeheure Anzahl. Als Heinrich I. sich hinreichend stark glaubte und die Ungarn dnrch ihre Gesandten 932 den bestimmten Tribut fordern ließen, soll er ihnen einen räudigen Hund haben vorwerfen lassen als das einzige, was sie erhalten sollten.
§ 111.
Die Ottone (936—1002). Heinrich Ii. der Heilige (1002—1024).
312) Otto I., der Sohn und Nachfolger Heinrichs, mit betitle— wohlverdienten Beinamen: der Große, hatte viel gegen die 97:1 Lothringer und Franken zu kämpfen. Diese verdroß es nämlich, daß die königliche Würde beim sächsischen Stamme verblieb. Selbst die eigenen Brüder lehnten sich gegen ihn ans, doch wnßte Otto mit kräftiger Hand alle Empörungen niederzuschlagen. Er ließ sich die Ausbreitung des Christentums im Norden vorzüglich augelegen sein, stiftete mehrere Bistümer und gründete deutsche Kolonien au deu Grenzen zur Sicherung des Friedens. Von Adelheid, der Wittwe Lothars Ii., zu Hilfe gerufen, zog er nach Italien und nahm dem Markgrafen Berengar von Jvrea die Lombardei ab, gab sie aber demselben wieder zu 951. F Lehen. Nach seiner Rückkehr bot er den Heerbann dnrch ganz Deutschland gegen die Ungarn auf, die in ungeheurer Anzahl wiedergekommen waren und bis nach Augsburg alles verheerten.
Auf dem Lechfelde bei Augsburg schlug er das Raubvolk so vollständig, daß von 60000 nur einige wenige in ihre Heimat entkamen und ihre Einfälle für immer aufhörten. Alsdann W. zog er abermals nach Italien gegen Berengar, der den Papst Johann Xii. bedrängte, entsetzte denselben und zog nach Rom, wo er als römisch-deutscher Kaiser gekrönt wurde. Auch Unter- 962. Jt Italien eroberte er und vermählte seinen Sohn mit Theophäno,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_I. Heinrich_Ii Heinrich Otto_I. Otto_I. Heinrichs Heinrichs Otto Adelheid Berengar_von_Jvrea Berengar Johann_Xii Johann
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Italien Deutschland Ungarn Augsburg Italien Rom Italien
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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276
Doch beobachtete man, dass sie sich beim Bauen in mehrere Schaaren
theilten, wovon die eine das Material herbeiholte und den groben
Umriss der Zellen bildete, eine zweite dem Werke die nothwendige
Vollendung gab und eine dritte denen, welche ihre Arbeit nicht ver-
lassen konnten oder wollten, Nahrung brachte. Der Arbeiter, welcher
Hunger fühlt, hält seinen Leib vor den Aufwärter, um anzuzeigen,
dass er essen will, worauf dieser sein Honigsäcklein öffnet und
einige Tröpflein herausgiesst. Ist die Mahlzeit vorüber, so begibt sich
der Arbeiter wieder an’s Werk.
Die Bienengesellschaft eines Stockes bildet einen Staat, dessen
Oberhaupt eine Königin ist. An dieser hängen die Bienen als getreue
Unterthanen mit Liebe und erweisen ihr alle Aufmerksamkeit. Um
der Herrscherin willen scheinen alle ihre bestimmten Arbeiten und
Pflichten zu erfüllen, und so lange dieselbe dem Staate vorsteht, er-
leidet das schön geregelte Leben keine Unterbrechung. Dazu gehört
nebst dem Einsammeln von Honig und dem Bau der Zellen auch die
Pflege der Brut. Diese besorgen die wartenden Bienen; sie füttern
die Maden und reinigen deren Körper und Flügel, wenn sie nach
der Verpuppung in der vollkommenen Bienengestalt die einsame Zelle
verlassen und sich zum ersten Mal vor den Stock in den heitern
Sonnenschein wagen. Vor dem Flugloche schieben, drehen und putzen
die Wärterinnen den Pflegling, beissen eine Art Federbüschchen ab,
das ihm am Kopfe steht und bei der bald zu beginnenden Arbeit
hinderlich sein würde, und darauf wagt die junge Biene den ersten
Flug und wetteifert bald in Fleiss und Geschicklichkeit mit den alten.
Der junge Nachwuchs wandert beim Schwärmen später unter Leitung
seiner eigenen Königin aus und gründet eine eigene Kolonie.
So harmonisch alle Verrichtungen im Bienenstaate von Statten
gehen, so lange dessen Oberhaupt lebt, so verwirrt und gelähmt ist
Alles bei dessen Tode. Allgemeine Trauer herrscht alsdann unter
allen Bienen, dieser folgt die grösste Unordnung. Bringt der Anblick
einer neuen Königin nicht Alles wieder in’s alte Geleise, so zerstreuen
sich die Bienen, schleichen sich in fremde Stöcke ein oder kommen
um. Doch auch bei Lebzeiten der Herrscherin geht es bisweilen
stürmisch im Stocke zu. An heissen Tagen fallen einzelne Bienen
wüthend einander an, kommen dann heraus und kämpfen, bis eine
unterliegt. Dabei sucht eine der andern mit dem Stachel zwischen
die Schienen des Körpers zu kommen; die gestochene verscheidet
bald. Auch die Drohnen verfallen ohne Barmherzigkeit dem Tode,
so bald sie ihren Zweck zum Besten des Ganzen erfüllt haben; denn
da sie keinen Honig einsammeln und nur Verzehrende sind, so ent-
ledigen sich die Arbeiter derselben. Sind mehrere Königinnen im
Stocke, so werden alle bis auf eine getodtet oder vertrieben.
Bisher hast du, Leser, die Einrichtungen und Geschäftigkeit
der fleissigen Insekten beobachtet, und es schien, als ob sie nur um
ihrer selbst willen arbeiteten und eintrügen; aber so ist es nicht
ganz. Denn der Mensch geniesst eigentlich die Frucht ihres Fleisses.
Wie schmeckt ein Honigbrod so gut, und wie gerne essen Kinder den
Lebkuchen ! Zu beiden muss das Bienchen die süsse Beigabe liefern.
Auch die übrige Ausbeute des Stockes ist schätzbar. Im Hause des
Herrn lodert die reine Flamme des Wachslichtes am Altare und
mahnt dich an Den, der da sagt: ,,Ich bin das Licht der Welt.“
Freundlich überrascht bist du ohne Zweifel, wenn du am frühen
Christmorgen in das Gotteshaus kommst, das im Lichtscheine vieler
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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16 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gleiche Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste,
Selbstmorde und Unzucht werden nicht gehindert, und nur gegen den
Gebrauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst
verbrennen, ist die britische Negierung eingeschritten. Sie unterstützt die
Missionen, welche von den vielnamigen protestantischen Parteien mit einem
erstaunlichen Auswande von Geldmitteln betrieben werden, aber einen
sehr geringen Erfolg haben, mehr indem sie dieselben gewähren läßt, als
durch Geldopfer und keineswegs durch Beschränkung der Thätigkeit der Bra-
minen, Fakire und der mohammedanischen Eiferer. Daneben verarmt das
an edlen Metallen und Naturerzeugnissen so reiche Indien mit jedem
Jahre zusehends, weil die wohlfeilen Arbeiten der englischen Fabriken das
Gewerbe des Hindu, welches er ohne Hilfe von Maschinen, allein oder nur
mit seiner Familie betreibt, zu Grunde richten, so daß die edlen Metalle
für englische Fabrikate massenhaft an die Themse wandern, ohne daß durch
den Verkauf der Naturerzeugnisse Indiens das Gleichgewicht hergestellt
würde. Das braminische Volk ist keine Nation mehr, es besteht nock-
unter den Nationen unserer Tage wie unter den Bauwerken eine Ruine,
aus welcher die Wissenschaft eine Kunde über alte Zeiten zu gewinnen
bemüht ist. Die im Volksmunde erloschene Sprache, in welcher die
heiligen Bücher der Braminen geschrieben sind, das Sanskrit, beschäftigt
vorzugsweise die Sprachforschung, und der Fleiß und Scharfsinn deutscher
Gelehrten hat hierin das Ausgezeichnetste geleistet. Das Sanskrit über-
trifft an Wohlklang und innerer Entwicklung alle anderen Sprachen,
und ist also für sich allein schon ein vollgiltiger Beweis, auf welch' hoher
Stufe geistiger Ausbildung das Volk der Hindu vor seiner geschichtlichen
Zeit stand. Das Sanskrit zeigt sich mit den edelsten Sprachen in-
nig verwandt, z B. mit der altpersischen, griechischen, lateinischen und
unserer deutschen. Als Töchter einer gemeinschaftlichen Mutter bilden
sie den sogenannten indogermanischen Sprachstamm, und beweisen uns,
daß auch diese Völkersamilien einem und demselben Urstamme entsprossen
sind. Alle diese Sprachen benennen nicht bloß Theile des Körpers, son-
dern auch den Acker, gezähmte Thiere, die Geschäfte des Ackerbaues
und der Viehzucht ganz ähnlich, oder die Benennungen sind, wenn auch
verschieden, doch aus einer gemeinschaftlichen Wurzel genommen; außer
den Zahlen sind auch eine Menge Abstrakten gemeinschaftlich in der Form
von Verben, Substantiven und Adjektiven. Daher dürfen wir mit der
größten Sicherheit schließen, daß der Stamm, von welchem diese ver-
schiedenen Völkerzweige ausgingen und die gemeinschaftliche Ursprache
in verschiedener Weise ausbildeten, schon eine hohe Stufe der Kultur
erstiegen hatte, denn bei wilden Volksstämmen finden wir nimmermehr
eine solche Sprache. Für diese uralte Bildung spricht auch der Ackerbau
der Hindu, ihre Gartenkunst, und besonders die Geschicklichkeit, mit welcher
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251
Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen,
Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen.
Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen.
Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen!
Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe
Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute!
D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) —
Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a!
Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem
nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im
Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren
und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit
dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist
der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein
82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000
Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und
wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien
(Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben,
wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe
hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him-
malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten
besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern
trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen
immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es
wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus-
kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee,
Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel-
cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
— Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr
reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel
Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen-
welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als
in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen
viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei-
*) Mina. ein berühmter, spanischer General.
(W.'Smets.)
24. A s i e u.
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Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Saragossa Europa Afrika Suez Nordasien Nordsibirien Indien Asien Indien Asien Europa Asien
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er-
holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer-
ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht
nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben
treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün-
den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526
ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem
Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr
König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein
Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte,
aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die
Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde
noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern
nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede)
und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute
der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt
lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des
Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft
mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die
geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau-
ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel,
welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht
halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen
Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet
hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn-
ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich,
daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den
Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die
Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ
bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch
Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein
solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem
alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und
auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion
aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von
selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung
der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge-
richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen-
glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten
ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während
er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens
Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Gustav Gustav Gustav Gustav
228 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc.
mahl; unter den unzufriedenen Großen war bald eine Partei gebildet
und für Geld und Branntwein schrieen die Gardesoldaten bereitwillig:
cs lebe die Kaiserin! Peter verlor Besinnung und Muth, folgte dem
Rathe des alten Münnich, mit den treugebliebenen Truppen nach Pe-
tersburg zu marschieren, aus Verzagtheit nicht, sondern entfloh. Er wurde
eingesangen, machte aber jetzt keinen Versuch die Soldaten auch nur durch
ein Wort an ihre Pflicht zu ermahnen; da diese aber von selbst reumüthig
wurden und die neue Kaiserin darüber in Furcht gerieth, so wurde Peter
zuerst in Branntwein Gift gegeben; da er es merkte und laut schrie,
erwürgte man ihn mit dem Halstuche (1762). Als aber dennoch sich
eine Partei Unzufriedener zu bilden schien und diese den Prinzen Iwan,
den Großneffen Peters I., zum Kaiser erheben konnten, so wurde dieser
in der Festung Schlüsselburg gefangen gehaltene Prinz ermordet.
Seitdem regierte Katharina Rußland 34 Jahre mit Kraft und
Glanz, indem sie sich genau an den von Peter dem Großen vorgezeich-
neten Weg hielt. Sie legte neue Straßen und Kanäle an, verschönerte
St. Petersburg durch kolossale Bauten, zog Ausländer nach Rußland,
beförderte Handel und Fabrikation und begünstigte die Wissenschaften,
obwohl letztere in Rußland noch keinen Boden hatten. Wie Friedrich
der Große liebte sie besonders die französischen Philosophen, beschenkte sie
reichlich, und diese posaunten dafür den Ruhm der „nordischen Semira-
mis" in alle Welt aus; alles was Katharina auf dem Papiere für
Schulen, Institute, Gesetzgebung u. s. w. that, das wurde als wirklich
geschehen angerühmt und Europa zur Bewunderung empfohlen. Für
die leibeigenen Bauern that sie aber auch nicht einmal zum Scheine
etwas, weil sie den Adel fürchtete, der ihr durch eine solche Neuerung
Todfeind geworden wäre. Dagegen wurde sie allen ihren Nachbarn
durch Waffen und Ränke furchtbar und durch die Eroberungen während
ihrer Regierung nahm die Macht Rußlands noch mehr zu als unter
Peter dem Großen und schritt nach jeder Richtung, gegen Polen, Schwe-
den und die Türkei vor.
Dissidenten und Konföderierte in Polen.
Erste Thnlung Polens (1772).
Polen, das schon Peter der Große zur russischen Beute auser-
sehen hatte, war seit langer Zeit dem Verderben entgegengereift, und hier
war es der Adel, der die Schuld auf sich lud. Diese Herren (man
zählte 120,000 adelige Familien) waren eigentlich das, was man die
polnische Nation oder Republik nannte. Es gab keinen freien Bauern-
stand; die Adeligen hatten auf ihren Gütern je nach der Größe ihres
Besitzes Hunderte, Tausende und Hunderttausende von Leibeigenen, welche
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Muth Peter Peters_I. Katharina_Rußland Peter_dem_Großen Friedrich
der_Große Friedrich Katharina Peter_der_Große
und der schwedisch-polnische Krieg.
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gungen, welche den Schutz ihrer eigenen Verfassung bildeten, ergaben.
Uneinig und zerrissen, wie immer, kam der polnische Reichstag nicht zu
Maßregeln der Vertheidigung, als der dritte Feind hereinbrach. Der
schwedisch-polnische Krieg erregte, da er als die Fortsetzung der früheren
schwedischen Unternehmungen erkannt wurde und eine durchgreifende
Veränderung der Besitzverhältnisse voraussehen ließ, in ganz Europa
große Aufmerksamkeit. Der Kaiser mußte vor neuen Fortschritten
schwedischer Waffen, zumal wenn sie das zwischen ihm und den Schwe-
den gelegene polnische Reich Umstürzen sollten, Ln höchster Besorgniß
sein. Dänemark, dessen Besitz schon durch Schweden geschmälert wor-
den war, konnte nur mit Angst das weitere Wachsen des gefährlichen
Nachbars sehen. Die Niederlande hatten von der Bildung einer aus-
schließlichen schwedischen Herrschaft über das baltische Meer den Ver-
lust ihres Handels auf demselben zu befürchten. Frankreich mußte den
Gang der Ereignisse wachsam im Auge behalten, weil es nicht zu-
geben durfte, daß Schweden mächtig genug würde, dem französischen
Einfluß in Deutschland die Spitze zu bieten. In der schwierigsten
Lage befand sich aber zwischen den beiden streitenden Theilen der Kur-
fürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Sein Herzogthum Preußen
war ein polnisches Lehen und bildete den nächsten Gegenstand der
schwedischen Eroöerungslust. Selbst seine im Reiche gelegenen Länder
waren, da durch sie der Weg der Schweden gehen mußte, gefähr-
det, und von dem Reiche war kein Schutz zu erwarten. Es blieb
daher für ihn nichts übrig, als die Absichten der streitenden, sowie der
übrigen europäischen Mächte, zu erforschen, durch kluge Unterhandlungen
den Ausbruch des Krieges zu verzögern, und wenn er nicht mehr zu
verzögern war, eine Mittelmacht zwischen den Parteien zu bilden, daß
er sich von beiden möglichst unabhängig erhalten könnte. So durch
die Verhältnisse auf die gewundenen Wege der mit überlegenen und
zweideutigen Nachbarn handelnden Staatskunst geführt, bewährte er auf
denselben eine Meisterschaft, durch die er nicht nur unversehrt, sondern
mit erhöhter Macht aus dem Kampfe hervorging. Indem er sich nach
Umständen auf die eine und die andere Seite stellte, keinen der beiden
Gegner bis zur Vernichtung des andern unterstützte, blieb er für beide
wichtig und konnte für seine Hülfe jedesmal eine Steigerung seiner
Macht als Preis bedingen. Er mußte mit der mißtrauischsten Wach-
samkeit die Schritte der Andern beobachten und selbst immer gefaßt sein,
das Mißtrauen, das er nothwendig erregte, wieder zu entwaffnen, dabei
stets Streitkräfte zu seiner Verfügung haben, durch welche der Feind
gehindert wurde, ihn mit Gewalt aus seiner zweideutigen Stellung zu
verdrängen. Der Krieg begann im Jahre 1655 und hatte schon im
ersten Jahre den Erfolg, daß Karl Gustav Herr der Länder bis an den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Europa Schweden Frankreich Schweden Deutschland
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 755
eine ungehemmte Thätigkeit der Kirche als ein Hlnderniß bei Ausbildung
einer über alle Verhältnisse sich erstreckenden Fürstengewalt ansah. In-
dem aber die Fürstengewalt in Frankreich durch die Mittel, mit denen
sie sich befestigte, und den Gebrauch, der von ihnen gemacht wurde, die
Neigung zu einer Gegenwirkung weckte, schwächte sie zugleich diejenige
Macht, welcher die Bewahrung der sittlichen Ordnungen und daher auch
der Grundlagen des staatlichen Lebens anvertraut ist. So viel Neues
die Staatsweisheit ersann, vergaß sie doch, daß die staatliche Ordnung
Europas sich auf kirchlichem Grunde aufgebaut hatte und daß nur auf
diesem Grunde ihr Bestehen gesichert war. So bereitete sich nach der
Umwälzung, welche mit der Kirchentrennung den Besitzstand der Kirche
getroffen hatte, eine Umwälzung der staatlichen Verhältnisse vor, zu
welcher das Frankreich Ludwigs Xiv. und der von ihm aus über Eu-
ropa verbreitete Geist die nähere Ursache war, während die entferntere
in jener kirchlichen Umwälzung liegt, die den Anfang dazu machte, die
Kirche in ihrem lange an den Völkern geübten Erzieheramte zu be-
schränken und dem Geiste persönlichen Beliebens und Dafürhaltens eine
früher nicht gekannte Berechtigung zu gewähren.
2. Ludwig Xiv. hatte zwar wenig Bildung genossen, besaß aber
natürliche Anlage genug, um nach Mazarins Tode die Zügel der Ne-
gierung selbst zu ergreifen. Er war eifersüchtig darauf, selbst zu regie-
ren. Daher trat nicht wieder ein Mann unter ihm so sehr an die
Spitze der Geschäfte, daß die Fäden der gesummten Staatsverwaltung
in dessen Hand zusammengelaufen wären. Nur die einzelnen Arten der
Geschäfte wurden von Ministern geleitet, während der König von Allem
Einsicht nahm. Dadurch ward das ganze Geschäft der Staatsverwaltung
zu einem regelmäßig gegliederten Fachwerke, das immer geeignet sein
mußte, von dem Könige überschaut zu werden. Daher bildeten sich für
die Behandlung aller der einzelnen Geschäfte bestimmte Regeln aus, die
jene Uebersicht erleichterten und die Wirksamkeit der Anordnungen sicher-
ten und beschleunigten. Diese Einrichtung des Staatswesens brachte es
mit sich, daß die Person des Königs mit Förmlichkeiten umgeben wurde,
welche den Abstand zwischen dem Gebieter und den höchst gestellten Die-
nern noch zu groß erscheinen ließen, als daß der Gedanke an die Möglich-
keit einer Abweichung von dem Befehle hätte anfkommen können. Hatte
man einmal auf diesem Wege dem königlichen Befehle ungesäumten
Gehorsam zu schaffen begonnen, so war der glückliche Erfolg in jedem
vorhergehenden Falle wieder ein Mittel, auch in den nachfolgenden Ge-
horsam zu erzielen. Die strenge Ahndung in einzelnen Fällen des Wi-
derstandes fügte für die Folge den Beweggründen des Gehorsams auch
die Furcht hinzu. Der Versuch, eine selbstständige Stellung zu be-
haupten, führte den Sturz dessen herbei, der ihn machte. So ward
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Frankreich_Ludwigs_Xiv