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recht abfassen ließ, ein gewaltiges Werk, dessen Vollendung er nicht erlebte, ^zu der Verwaltung des Staates entfaltete er eine aufreibende Thätigkeit. Dem französischen Regierungsgrundsatz entgegen erklärte er sich für den ersten Diener des Landes, ordnete überall sein Interesse dem allgemeinen unter, wollte Aües persönlich erfahren, überwachen und entscheiden. Jede Bittschrift gelangte an seinen Thron und fand dort ihre Erledigung. Aber durch sein stetes Eingreifen beeinträchtigte-er die Selbständigkeit der Behörden, die Alles von Oben erwarteten. So lange eine solche Arbeitskraft wie die Friedrichs am Ruder war, merkre mau diesen Nachtheil weniger, der um so schärfer hervortrat, als lässigere Hände das (Scepter führten.
Eine Hauptsorge des Königs galt den Finanzen, die er durch Sparsamkeit und Eröffnung neuer Hilfsquellen hob. Für sich selber gebrauchte er jährlich feine Viertelmillion Thaler, auch die schwach besoldeten Beamten fielen der Staatskasse nicht zur Last; das Heer indessen, obgleich auch hier gekargt wurde, verschlang bei seiner beträchtlichen Höhe von 200000 Mann fast zwei Drittel sämmtlicher Einnahmen. Diese bestanden nur zum geringen Theil in direkten (Steuern, hauptsächlich in schwer lastenden indirekten Abgaben; denn eine Menge von Gegenständen, besonders Luxusartikel und ausländische Fabrikate, zahlten hohen Eingangszoll, auch wohl aus dem Grunde, damit die heimische Industrie befördert und der gemeine Mann möglichst bei der alten Einfachheit erhalten werde. Das Recht manche Waren z. B. Kaffee und Tabak zu verkaufen behielt sich die Regierung ganz vor (Monopol, Regie) und iibte es rücksichtslos meist durch ausländische Beamten aus, was der den Unterthanen viele Bitterkeit erzeugte. Mit Hilfe dieses Systems aber wurde es dem Könige möglich feinem Nachfolger 70 Mill. Thaler zu hinterlassen, obwohl er gewaltige (Summen für Kanalisation, Entwässerungen und Landverbefferungen mit freigebiger Hand verausgabt hatte. Denn den Ackerbau hielt er mit Recht für die unversiegbare Quelle des Nationalwohlstanbes.
Auch die Wissenschaft ehrte er hoch, verfaßte selbst eine große Anzahl philosophischer, politischer und geschichtlicher Schriften, sogar Gebichte, leiber alles französisch, ba er von seiner Jugenb an eine Abneigung gegen die bamals vernachlässigte Muttersprache hatte. Lange Zeit war in feiner Umgebung und genoß feine Freundschaft der geistreiche aber gemütsarme Franzose Voltaire, den er trotz seiner vielen und großen Schwächen nur ungern ausgab. In Schlesien und dem später erworbenen Antheil von Polen legte er Volksschulen an, erließ auch ein Unterrichtsgesetz, das in ganz Deutschland) nicht seines Gleichen hatte. Während seiner ersten Regierungsja'hre entstand in Berlin die erste Realschule, mit welcher eine Art Lehrerseminar verbunden war. Unter seinen Bauten steht das Schloß Sanssouci oben an, das er
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Schlesien Polen Deutschland Berlin
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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Vom weftfds. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 1 <5
Frieden abgeschlossen und für ihren Gemahl Franz von Lothringen die
Stimme zur Kaiserwahl erhalten hatten, behauptete, daß Schlesien durch
den Bruch des Breslauer Friedens dem östreichischen Hause wieder
anheim gefallen sei. Friedrich ließ sich aber durch alle diese höchst
unangenehmen Ereignisse nicht außer Fassung bringen und schlug die
Oestreicher bei Hohenfriedberg und bei Sorr. Zwar versuchten diese
noch einmal, Berlin zu überrumpeln und durch diesen Handstreich den
König zur Herausgabe von Schlesien zu zwingen, allein Friedrichs
Schnelligkeit rettete die bedrohte Hauptstadt. Da auch die Sachsen
sich feindselig zeigten, so mußte „der alte Dessauer" (Fürst Leopold
von Dessau) grades Wegs auf Dresden marschiren. Er fand die
Sachsen und Oestreicher aus den Höhen von Kesselsdorf und errang
daselbst einen solchen Sieg, daß Dresden sich ergeben und Maria
Theresia Frieden schließen mußte, in welchen! Friedrich Schlesien be-
hielt (1745).
Friedrich hatte zur Bestreitung der Kriegsbedürfnisse sein Silber-
geraih hergegeben; nach der Waffenruhe suchte er vor Allem die er-
schöpften Finanzen wieder aufzurichten und die dem Lande durch den
Krieg geschlagenen Wunden zu heilen. Dies gelang ihm über Erwar-
ten rasch und vortrefflich. Mit Erstaunen vernahm Maria Theresia,
daß Friedrich durch sorgsame Verwaltung die Einkünfte der schlesischen
Fürstenthümer bereits verdoppelt habe. Strenge, Pünktlichkeit und
Klugheit erleichterten seine eifrigen Bemühungen, den Wohlstand des
Landes zu heben. Er ordnete das Meiste selbst an und ertheilte seinen
Ministern nur die Befehle zur Ausführung. Nichts war ihm widriger
als Müßiggang. Zn Allem übte er eine ängstliche Ordnung; jede
Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung. Um 4 Uhr Morgens
stand er auf, kleidete sich ohne fremde Hülfe an und schrieb oder las
Briefe. Ueber ininder wichtige Gegenstände ließ er sich Bericht er-
ftatteu, die wichtigeren nahm er selbst vor. Während des Lesens hörte
er die Rapporte seines Adjutanten an; dann trank er Kaffee und ging
nach dem Frühstück ein bis zwei Stunden die Flöte blasend im Zim-
mer auf und ab. Sobald er die Flöte absetzte, traten seine Räthe
zum Vortrage ein und empfingen des Königs Bescheid, welchen
er oft eigenhändig niederschrieb. Nachher befaßte er sich mit Lektüre.
Punkt 12 Uhr setzte er sich zu Tische. Er sah jeden Morgen den
Küchenzettel aufmerksam an oder schrieb ihn selbst; denn er liebte feine
Leckerbissen gar sehr. Wichtiger waren ihm dabei die geistigen Ge-
nüsse, welche ihm eine auserwählte Tischgesellschaft der geistreichsten
Offiziere, fremder und einheimischer Dichter, Künstler und Gelehrten
Preußen den
Besitz
Schlesiens.
Friedrichs
Herrscher-
talent und
Privatleben.
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lothringen Franz Friedrich Friedrich Friedrichs
Schnelligkeit Friedrichs Leopold
von_Dessau Leopold Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich_Schlesien Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs
Kulturstufen. §. 12.
33
tí)um leben von Jagd oder Fischfang, sie müssen die Mittel
zu jener Befriedigung immer wieder von neuem erwerben, während die
Völker mit Eigenthum nur die Früchte, den Ertrag ihres
Besitzes genießen, das Kapital aber ungeschmälert bebakten. Diese
letzteren sind, je nachdem ihr Eigenthum entweder in gezähmten
Thieren, deren Milch und Fleisch sie genießen,- besteht, oder in
dem durch Arbeit veredelten Boden, theils Wandervölker oder
Nomaden, theils ansäßige Völker. Die erstern stehen also
den Völkern ohne Eigenthum näher, in sofern auch sie keinen festen
Wohnsitz haben. Die Ansäßigen verbinden mit dem Anbau des
Bodens, als ihrer Hauptnahrungsquelle, zugleich die Beschäftigun-
gen der Naturvölker: Jagd, Fischfang, Viehzucht, in sofern es die
Beschaffenheit ihres Landes gestattet. Bald beschränken sie sich nicht
mehr auf die blos unmittelbare Benutzung des Ertrages ihres
Besitzthumes, sondern es tritt das Handwerk hinzu, um die na-
türlichen Producte den mannichfaltigsten Bedürfnissen anzupassen,
und wenn die Quantität des Ertrages das eigene Bedürfniß über-
steigt, so führt der Handel den Ueberflnß an Producten der Natur
und des Gewerbfleißes andern Völkern zu, und tauscht dafür fremde
Erzeugnisse ein. Die höchste Stufe der Cultur erreicht ein Volk
aber erst dann, w.enn neben der Befriedigung der materiellen Be-
dürfnisse auch ein geistiges in ihm erwacht ist, und wenn es gelernt
hat, diesem durch Wissenschaft und Kunst zu genügen.
Gleichwie Westasien der geographische Mittelpunkt des Menschen-
geschlechtes ist (s. S. 27), so ist es auch die Wiege der Cultur (vgl.
2. Abschnitt, D). Diese verbreitete und entwickelte sich vorzugsweise
unter dem Klima der gemäßigten Zone, welches den Menschen durch den
raschen und vielfachen Wechsel der natürlichen Verhältnisse (Temperatur,
Jahreszeiten) zu einem beständigen, aber erfolgreichen Kampfe mit der
Natur auffordert, die sich hier ihre Gaben nur abringen läßt. Dagegen
fordert die verschwenderische Natur der tropischen Welt gar nicht zur
Anstrengung auf und läßt den Menschen in Unthätigkeit versinken und
erschlaffen, und in der kalten Zone kämpft der Mensch zwar auch mit
der Natur, aber ohne besondern Erfolg, einen verzweiflungsvollen Kampf.
Daher sind die Südcontinente und die durch ihre bedeutende vertikale
Erhebung fast polarartigen Regionen Mittelasiens der Hauptschauplatz
des Nomadenlebens, wähbend die Bewohner Europas, Nord- und Mit-
telamerikas, West-, Süd- und Ostasiens säst ausschließlich ansäßige
Völker sind.
Mit der Culturstufe hangen auch die staatlichen Verhält-
nisse der Völker zusammen. Die Wandervölker mit und. ohne
Eigenthum bilden keinen Staat, sondern leben unter der patriarcha-
lischen Leitung eines Familienältesten oder Häuptlings. Nur bei
den ansäßigen Völkern bilden sich nach bestimmten Gesetzen orga-
Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Aun. 3
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Extrahierte Ortsnamen: Westasien Europas Ostasiens
74
Der indische Archipel. §. 23.
und dem tiefen Bengalen, mit dem an der Südseite des Himalaya
stets vorkommenden 4 Stufenlandschaften (Hochgebirge, Bergland-
schaft, Hügelland, Tiefland). Am Westfuße des 22,468' hohen
Tschumalari führt ein Paßübergang aus dem britischen Indien
nach Ost-Tibet.
8. 23.
Der indische Archipel. 1)
Der zu beiden Seiten des Aequators und zwischen den beiden Con-
tinenteu von Asien und Australien ausgedehnte indische Archipel ist
keineswegs als eine bloße maritime Erweiterung Asiens, als eine Reihe
abgesprengter Glieder des benachbarten asiatischen Continents zu betrach-
ten, sondern bildet, so vielfach er auch durchbrochen ist, eine geographisch
für sich abgeschlossene, selbständige Welt, zugleich aber auch ein vermit-
telndes Glied für die benachbarten Festlande (Hinterindien, wovon er nur
durch eine schmale Meerenge getrennt ist, China, und das zwar ent-
fernte, aber durch das Meer und regelmäßige Winde leicht erreichbare
Vorderindien).
Dieser Archipel, welcher zu den vulkanleichsten Gebieten der
Erde gehört (vgl. S. 13), besteht aus vier größern Inseln: Su-
matra, Java, Borneo und Celebes, und einer unzähligen
Menge kleinerer und ganz kleiner Eilande, die namentlich im S.
eine Menge noch thätiger Vulkane enthalten.
Da, mit Ausnahme der Philippinen, alle diese Inseln in der Nähe
des Aequators liegen, so bedingt dies tm Allgemeinen eine gewisse
Gleichförmigkeit des Klimas und der Erzeugnisse des Thier- und Pflan-
zenreiches. Dennoch hat jede dieser Inseln ihre eigeuthümlichen, charak-
teristischen Naturschätze: Sumatra die colossalsten Thierformen des
Rhinoceros, Tapir, Orangutang (Waldmensch); Java die reichsten
Nahrungsstoffe in Kornarten, Brodsruchtbaum, Zuckerrohr, Reis; Bor-
neo ist das Land des Goldes, der Diamante und anderer Kostbarkeiten;
Bangka, östlich von Sumatra, ist das reichste Zinnland der Erde; die
folgenden Inseln bis zu den Molukken und Neu-Guinea haben jede ihre
eigenthümliche Gewürzart, seltene Vögel (Paradiesvögel) u. s. w. ,/Hier
im innigsten Verein der Wasser-, Land- und Tropenwelt, erscheint das
physikalische Leben des Erdballs in seiner höchster: Potenz."
Außer einigen portugiesischen und englischen Niederlassungen
gehört diese Jnselflnr vorzugsweise den Holländern, die Philip-
pinen den Spaniern.
*) lieber die horizontale Gliederung des indischen Archipels vgl. Petermann's
Mittheilungen, 1858, S. 57 f.
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Extrahierte Personennamen: Bangka
Extrahierte Ortsnamen: Bengalen Indien Ost-Tibet Asien Asiens Hinterindien China Borneo Sumatra Sumatra
268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
254
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches
Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die
heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien-
ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt-
hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen
Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber
die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago
weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter
Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um-
fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander,
wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde
der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab-
wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel
dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen
Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb-
nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie-
chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri-
kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan-
tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt
fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat
derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes —
die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die
Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses,
dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan-
der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen
wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue,
die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand
einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön
in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt.
In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine
bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei
den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni-
schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden
sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden.
§. 17. Römisches.
Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet.
Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war
cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago
(*) Afrik. Völker S. 287 f.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Rom Karthago
256 Die Griechen von dem Ende des peloponnesischen Krieges
Aussicht auf ein größeres Maß von Sicherheit und Vortheis. In sol-
chem Gewirre löst sich auch der Versuch Thebens auf die Hegemonie mit
dem vierten Zuge des Epaminondas auf. Im Peloponnes war Elis, das
sich wieder an Sparta angeschlossen, mit Arkadien in Streit gerathen. Die
Arkadier hatten den Tempel zu Olympia geplündert und bezahlten mit
dessen Schätzen ihren Miethtruppen den Sold. In Mantinea wollte
man sich von diesem Verfahren lossagen und darüber entstand eine Spal-
tung unter den Arkadern, welche, da Mantinea, die alte Feindin des
jetzt von Sparta getrennten Tegea, sich auf spartanische Seite stellte, die
thebanische Hegemonie zu gefährden schien. Epaminondas stößt schon
beim Eindringen in den Peloponnes auf Schwierigkeiten, Sparta zu
überraschen gelingt ihm nicht und da er sich nach Mantinea zurückzieht,
findet er dort schon die Spartaner, mit welchen ein athenisches Heer sich
vereinigt. Es wird eine große Schlacht geschlagen, in welcher die The-
baner den Platz behaupten, durch welche aber die Lage der Angelegen-
heiten sich nur in sofern ändert, als in ihr Epaminondas, die Haupt-
stütze der thebanischen Macht, fällt. Nachdem die Heere einander die
Todten herausgegeben und dadurch die Schlacht für eine unentschiedene
erklärt hatten, zogen sie nach Hause und die allgemeine Erschöpfung er-
leichterte den Frieden, für den wieder der persische König thätig war,
und zu dem Epaminondas im Sterben den Seinigen gerathen hatte.
Zwar trat Sparta, weil es seinen Ansprüchen auf Messenien entsagen
sollte, nicht bei, aber die Waffen ruhten. Theben verlor seine Hege-
monie über die Staaten außer Böotien, ohne daß sie ihm förmlich ent-
rissen wurde und Sparta, das nicht einmal das frei gewordene und
durch Rückkehr zerstreuter Messenier gestärkte Nachbarland wieder er-
hielt, mußte zufrieden sein, im Inneren die Ruhe herzustellen, die bei
Epaminondas erstem Anrücken gegen Sparta durch Empörung von Pe-
riöken und Heloten gestört worden war.
9. Wenn man die hegemonischen Bestrebungen von Theben mit den
früheren von Athen und Sparta vergleicht, so erkennt man in den
ersteren die Zeichen des Eintrittes einer neuen Zeit insofern als sie nicht
von gegebenen Grundlagen aus sich naturgemäß entwickelten, sondern
vorzugsweise auf dem Wege der Berechnung herbeigeführt wurden.
Dies stimmt damit überein, daß es in höherem Grade, als bei den ent-
sprechenden athenischen und spartanischen Bestrebungen die Persönlich-
keiten waren, welche, ohne durch die gegebenen Verhältnisse darauf an-
gewieseu zu sein, und ohne mit ihrem Thun einem allgemeinen Zuge zu
folgen, Pläne für Griechenlands Gestaltung entwarfen und verfolgten.
Daraus ergibt sich, daß die Schärfe der alten Stammcseigenthümlichkeiten
geschwunden war und daß die Menschen ihren Gesichtskreis zu sehr erweitert
und ihr Gefühl zu sehr verflacht hatten, um sich innerhalb der durch altes
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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450
Asien
— China.
und die europäischen Mächte mehrmals zum Einschreiten veranlaßt?.
Scheint auch dieser Kampf ein vorläufiges Ende genommen zu haben, so
folgt doch noch immer eine Revolution der andern: die Provinz Jün-Nan
hatte sich jüngst als selbständiges Reich Tal i konstituirt, Ost-Turkistan ist
unter Jakub Kuschbegi eine unabhängige Macht geworden, und gegen-
wärtig ist unter den Mongolen ein gefährlicher Aufstand ausgebrochen, der
bereits Rußland zum Einschreiten mit militärischer Macht veranlaßt hat.
a) Das eigentliche China, südl. der berühmten großen Mauer, die schon
vor 2000 Jahren zum Schutze gegen mongolische Einfälle in der Lücke zwischen Chin-
galt, Inschan und Jü n-Li ng errichtet wurde und von der Küste 300 Meilen
weit landeinwärts über Berg und Thal sich hinzieht, jetzt aber in Verfall ist.
China besteht aus 18 Provinzen, deren größte dem Kaiserthum Oesterreich-Uugarn
gleichkommt, und in deren kleinster Baiern nebst Württemberg Platz hätten. Jede Pro-
vinz zerfällt in mehrere Fn's oder Präfecturen, jeder Fn in Tschen's. Städte mit
dem Beisatz Fn oder Tschvn sind die Hauptorte dieser Abtheilungen.
Seit alier Zeit gilt China als das Land des Ackerbaues, wo der Kaiser durch
eine jährliche Ceremonie die Pflugschar in Ehren hält. Die Güter sind sehr vertheilt,
denn jeder kann Grund eigmthnm erwerben, und was die Pächter betrifft, so darf keiner
entlassen werden, der seine Pacht entrichtet. Die Getreidefelder sind Gärten gleich, die
Wiefenbewäsfernng kann zum Muster dieueu, kein Stückchen Boden darf unbenutzt
bleiben, vorzüglich in dem großen vom Hoangho und Jantse durchströmten, von Ka-
nälen tausendfach durchkreuzten Tieflande, wo der Reis zweimal jährlich geerntet wird.
Hier ist die Bevölkerung denn anch ganz außerordentlich dicht, und trotz der Millionen,
die den stets mit blutigem Gemetzel verbundenen Revolutionen zum Opfer fallen, findet
eine starke Auswanderung nach Hinterindien, Australien, Amerika :c. statt, deren Theil-
nehmer indes überall der heimischen Sitte und Tracht treu bleiben; auch jenseit der
großen Mauer, auf dem mongolischen Hochplateau, ist in letzter Zeit das mongolische
Element strichweise vou Chinesen verdrängt worden. Auch von Ausbeutung der Stein-
kohlen erzählt man uns und von Sorgfalt im Bergbau; Eisen und Blei. Silber und
Quecksilber wird gewonnen, Gold ans Flüssen und ans Schnttland, Edelsteine, Lapis
Laznli n. s. w. Und wie im Landban, so zeigt das Volk in allen Gewerken große
Emsigkeit. Seiue Läden sind angefüllt mit Maaren ans Metallen, Seide, Baumwolle
und Leinen, minder ans Wolle. Seine Porcellane, wozn die branchbarsten Stoffe vor-
handen, seine Papiere und Tusche, und seine durch deu Firnißbaum früh geweckte
Lackierknnst sind von alters her berühmt; und wenn auch die Zeichnungen, die gemalten
und geschnitzten Bildwerke nicht von dem zeugen, was wir Schönheitssinn nennen, so
bekunden sie doch Nachahmung der Natur und große mechanische Fertigkeit. Druckerei
(d. h. mit Holzplatten, nicht mit Typen), Kompaß und Schießpnlver sollen dort früher
erfunden sein als bei nns. Daß sich bei solchem Gewerbfleiß anch ein lebhafter
Handelsverkehr zwischen den an Produkten verschiedenartig ausgestatteten Provinzen
bildete, war natürlich, schiffbare Ströme, Landstraßen und viele, zum Theil riesige
Kanäle (an 400) unterstützten ihn. Im eigentlichen China sind die Landstraßen von
Eseln und Manlthieren belebt, im Westen von Kamelen. Der Seehandel dagegen er-
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Extrahierte Ortsnamen: China Ost-Turkistan China Chin- Inschan China Kaiserthum_Oesterreich-Uugarn Tschen's China Hinterindien Australien Amerika Landban China
Europa —
Frankreich.
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Geschichte wahrzunehmen. Den Römern erschien der Gallier als lebhaft, rasch auf-
lodernd in Liebe und Zorn, doch unschwer zu besänftigen, veränderlich in seinen Neignn-
gen, gar neuerungssüchtig; rerum novarnm cupidissimi, heißen sie beim Casar.
Tapferkeit gestand man den Galliern zu, vor allem war ihr Angriff hitzig und stür-
misch; aber im ersten Anlauf sollte alles genommen sein, die zähe Nachhalligkeit und
besonnene Ruhe anderer Völker fehlte ihnen, im Unglück zeigten sie geringe Ausdauer.
Dies Celtische sticht in ihrem Naturell noch jetzt hervor, obgleich sich etwas römisches
und deutsches Blut beigemischt und die Kultur vieler Jahrhunderte Manches gemildert
hat. Gewiß sind die Franzosen oder Franko-Gallier ein begabtes Volk, das neben die hervor-
ragendsten Nationen der europäischen Völkerfamilie zu stellen ist, mit gewissen Eigenschaften
begabt, die man liebenswürdig nennen könnte, wenn sie nicht von andern Eigenschaften
begleitet wären, i>ie keineswegs liebenswürdig sind. Schon die Sprache der Franzosen,
die fließendste unter allen romanischen, hat etwas Einnehmendes, mehr noch ihr muntrer,
leichter Sinn, der nur zu oft frivol wird, ihr Witz, ihre Politeffe und Unterhaltnngsgabc.^)
Fürs gesellige Leben scheinen sie demnach wie geschaffen; gerade deshalb stellen sie aber daö
äußere Erscheinen, die äußeren Ehren zu hoch, und sind gegen nichts empfindlicher als gegen
die Pfeile des Lächerlichen; ein von mot geht ihnen leicht über eine Wahrheit. Daraus erklärt
sich denn auch ein Grundzug des jetzigen französischen Nationalcharakters: die Liebe zur
hohleu Phrase, indem eben die Form höher gestellt wird als der Gedanke; und ein an-
derer Charakterzug steht damit in direktem Zusammenhang: die Liebe zur öffentlichen
Lüge, wie sie in den letzten Jahren in so abschreckender Weise jum Vorschein gekom-
men.**) Wie der Franzos fein zu schmeicheln, also zu täuschen versteht, so will
auch die Nation als solche geschmeichelt und getäuscht sein, und sicher ist, daß sie an
einem Uebermaß von Eitelkeit, Selbsttäuschung und grenzenloser, ja kindischer Selbste
Überschätzung leidet.***) Ein Despot, der dies zu benutzen, ihrer Eitelkeit fortdauernd
*) Es fehlt auch nicht an entgegengesetzten Urtheilen. Die englische, aber fr an-
zosenfreundliche Zeitschrift Globe schreibt (1872): „Der Franzose ist, was die Figur
betrifft, im ganzen weniger zur Anmuth, als vielmehr zur Plumpheit geneigt ... Er ist
nicht lebhaft . . . Seine Seele ist zu sehr von den Fonds, vom Geschäft und von der
schrecklichen Politik des flüchtigen Augenblicks erfüllt, um noch viel Platz für den „Esprit"
zu haben, dessen zarter Duft vor 89 Jahren auf immer in den üblen Ausdünstungen
der Guillotine verschwunden ist. Ein witziger Engländer ist ein seltener Vogel, aber
ein witziger Franzose ist geradezu ein schwarzer Schwan. Die eigentliche Bourgeois-
und Krämernation ist nicht in England, sondern in Frankreich. Der französische typische
Alphonse ist unter 10 Fällen Lmal ein Krämer und hat in 9 Fällen die Seele eines
Krämers . . . Wenn es einem schwer fällt, von einer ganzen Nation zu sagen, sie
habe keine Gentlemen mehr anfzuweisen, so muß man doch von den Franzosen be-
haupten, daß sie infolge ihrer großen, noch immer vor sich gehenden Revolution voll-
ständig diese Schicht der Gesellschaft eingebüßt haben, welche früher, trotz ihrer groben
Fehler, es zuwege gebracht, daß man mit dem Begriff der gebildeten französischen Ge-
sellschaft die Vorstellungen von Anmuth, Höflichkeit und glänzendem Geist zu identi-
ficiren pflegte."
**) Man denke z. B. nur an die lügnerischen Krieges- und Siegesberichte Napo-
leons und Gambettas, an die Lügenhaftigkeit der Journalistik, an die Betrügereien in
den Armeelieserungen.
***) Redensarien, wie die folgenden, finden sich in der neuen französischen Literatur
in tausendfachen Modulationen: Paris ist das Hirn der Welt — dort schlägt das Herz
des Universums — Frankreich ist der Christus der Nationen — es ist der Diamant unter
den Steinen — die Franzosen sind das auserwählte Volk Gottes — Frankreich ist die
Stimmgabel von Europa — wenn Frankreich zufrieden ist, ist Europa ruhig — die
Schacht, Lchrb. d. Geographie S. Aufl. 40
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich England Frankreich Paris Frankreich Gottes Frankreich Europa Frankreich Europa