33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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486
Umfang eines Gebiets. — Dokument, s. Urkunde, Beleg. — Dogma s.
Lehrsatz, Glaubenslehre. — Dollar, m. (Dollar) Thaler in England und
Nordamerika — 2 fl. 30 Kr. — Dolmetscher m. übersetzender Gesprächs-
Vermittler. — Dom, m. Stiftskirche, Hauptkirche eines Bischofs. — Do-
mänen, Krön- und Staatsgüter. — Domestik, m. Hausdiener, Dienst-
bote. — Douceur, 8. (Dusöhr) Geschenk, Erkenntlichkeit, Süßigkeit. —
Drachme, w. Viertelloth, Quentchen, alte Münze — 5 Groschen. — Dres-
firen, abrichten, einüben. — Ducaten, m. Goldmünze — 5 fl. 30 Kr. —
Duell, 8. Zweikampf. — Duett, 8. Zweigesang. — Duodez, Zwölftel-
form, zwölf Blätter von einem Vogen. — Dubliren, verdoppeln.
E.
Ecce Homo! (Ekze Homo!) Sieh' welch' ein Mensch! Bild des lei-
denden Heilandes. — Echo, 8. Wiedcrhall. — Eden, 8. Paradies, Lust-
gefilde. — Edict, 8. landesherrliche Verordnung. — Effect, m. Wirkung,
Erfolg. — Egal, gleich, eben, gleichgültig, einerlei. — Elasticität, w.
Spannkraft, Federkraft. — Element, 8. Urstoff, Grundstoff. — Emballage, w.
(Angballahsch) Packhülle um Waaren. — Energie, w. Kraft, Thatkraft. —
Engagiren, (anggahschiren), anwerben, in Dienst nehmen. — En Gros,
(ang Groh) im Großen, Ganzen. — Enorm, übermäßig, ungeheuer, un-
erhört. — Entree, w. (Angtreh) Eintritt, Eingang, Zutritt. — Epide-
mie, w. Seuche, herrschende, ansteckende Krankheit. — Epistel, rv. Send-
schreiben. — Epoche, w. Zeitrechnungsanfang, merkwürdiger Zeitpunkt. —
Equipage, w. (Ekipahsch) Reiscgeräthschaft (Wagen, Pferde u. s. w.) —
Equipiren, kleiden, ausrüsten. — Etabliren, sich häuslich niederlassen, ein-
richten. — Etui, 8. (Etwih) Taschengestcck, Futteral für allerlei Kleinig-
keiten. — Eucharistie, w. heiliges Abendmahl. — Evident, augenscheinlich,
sonnenklar, offenbar. — Eract, genau, pünktlich. — Eramen, 8. Prüfung.
— Erceß, m. Ueberschreitung, Ausschweifung, Frevel gegen Gesetz und
Ordnung. — Ercommuniciren, aus der Kirchengemeinschaft ausschließen. —
Ercusiren, entschuldigen. — Exempel, 3. Muster, Beispiel, Vorbild. —
Eremplar, «. Abdruck; ein Stück derselben Art. — Ercquien, Seelenämter
für Verstorbene. — Ererciren, üben. — Existenz, w. das Bestehen, Dasein,
Wirklichsein, Fortdauer. — Expediren, absenden, abfertigen. — Erpliciren,
entwickeln, erklären. — Extra, außerhalb, außerdem, außerordentlich.
$♦
Fabel, w. erdichtete Erzählung, worin Thiere, auch andere leblose
Dinge sprechend und handelnd dargestellt werden, um sittliche Wahrheiten
anschaulich zu machen. — Fabricant, m. Herr und Werkmeister einer
Fabrik. — Fabrik, w. Gewerkhaus, wo Waaren, Roh- und Kunststoffe, im
Großen verfertigt werden. — Facon, w. (Fassong) Art und Weise, Gestalt,
Kunstform, Anstand. — Factisch, thatsächlich. — Factum, 8. Thatsache,
Handlung, Ereigniß. — Falliment, 8. Zahlungseinstellung, Kaffenbruch. —
Falsum) 8. Betrug, Urkundenverfälschung. — Farm, w. Pachtgut, Land-
gut. — Faience, w. (Fajangß) Halbporzellan. — Fecit, (fehzitt) er hat's
gemacht. — Ferien, Ruhetage, Ruhezeit — Fibel, w. ein A B C-Buch.
— Fidel, treu. treuherzig, lustig. — Fidibus, m. Holzspänchen oder Papier-
streifen zum Anzünden. — Figur, w. Gestalt, Bild, Umriß mit Linien,
Wortbild. — Filial, 8. Tochterkirche. — Filtriren, durchseien. — Finan-
zen, Staatseinkünfte, auch Vermögensstand einer Privatperson. — Fingiren,
erdichten, ersinnen. — Firma, w. Name, unter welchem ein Handlungs-
geschäft geführt wird. — Firniß, m. ölige Flüssigkeit zu glänzendem An-
strich. — Flagge, w. Schiffsfahne. — Flanke, Seite, Heeresflügel. —
Flattiren, schmeicheln. — Flor, m. Blüthe, Blüthenzeit, Wohlstand. —
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Extrahierte Personennamen: Wiedcrhall
Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika B_C-Buch
Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
222 Urteil über Napoleon Iii.
Napoleon. Während man ihn im Sonnenglanze seines Glückes zu hoch stellte, hat die erregte Leidenschaft ihn bei Niedergang seines Gestirnes geistig und sittlich zu tief hinabgedrückt; weder war er der Unvergleichliche, zu dem ihn nicht nur höfische Schmeichelei, sondern auch das Urteil selbständiger Männer machte, noch auch das sittliche Ungeheuer und „der von den Umständen begünstigte Possenreißer, den das von seinem Oheim ausgeführte Schauspiel zu tölpelhafter Nachahmung erhitzte." Schon die Art und Weise, wie der unergründliche, geheimnisvolle Mann durch die unruhigste und beweglichste Nation der neuen Zeit seinen Weg zum Ziel sich bahnte und dann an der Spitze sich hielt, hätte daraus hinweisen können, daß er jedenfalls ein kluger, wenn auch nicht ideal angelegter Mensch sein müsse. Es war in diesem Manne eine seltsame Mischung von Festigkeit und Schwanken, von kühnem Wagnis und plötzlich lähmender Mutlosigkeit, die ihn zu einem schwer zu lösenden Rätsel menschlichen Daseins macht. Von feinem Oheim hatte er den glühenden Ehrgeiz und die Zuversicht auf feinen Stern; daß er einst die Kaiserkrone tragen werde, stand wie ein unverrückbarer Glaubenssatz in ihm fest, der ihn auch in der Trübsal seines anfänglichen Misliugens nicht verließ. Als er nach feiner Gefangennahme in Bonlogne vor dem Pairshofe stand, sagte er zu seinem Verteidiger, indem er auf die Knöpfe der Gensdar-men hinwies: Wenn ich erst Kaiser bin, werde ich die abändern. Von allem Maßlosen fern , welches den überlegenen Geist des ersten Napoleon ins Verderben zog, ging er vorsichtig und leise tastend feinen Weg, ein kluger Rechner, voll Verständnis für die Eigentümlichkeit des französischen Volkes, welches oft das schön-klingende Wort für die fehlende That nimmt; darin ahmte er wieder feinem großen Vorbilde noch, daß er unter dem Anschein, die gesellschaftliche Ordnung zu retten, den letzten Rest der Volksfreiheit zu ersticken suchte und feiner Nation das gleichsam unfreiwillige und halberzwungene Opfer brachte, sich die Kaiserkrone auf's Haupt zu drücken. Das Schöpferische seines Oheims ging ihm ab, von dessen militärischem Genie verspürte er nichts in sich, trotz seiner Schriften über die Artillerie, die einst des ersten Napoleon Lieblingswaffe gewesen; deshalb führte er nie Krieg um des Krieges willen, es war ihm nur ein Mittel, sich unter dem ruheliebenden Volke, welches die fortwährende Vergleichung mit dem ersten Kaiser anstellte, an der Spitze zu halten; sonst mied er ihn gern, auch schon aus Furcht für feine Stellung, leicht konnte ihm ja ein ehrliebeuder und tüchtiger General gefährlich werden. Im Äußern glich er dem großen Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
446
Für wissenschaftliche Bildung ist durch mancherlei Schulen und
Collegien und durch die Universitäten zu Orford, Cambridge und London gesorgt.
Der Unterricht in untern Volksklassen ist noch sehr mangelhaft, doch wird durch
die mannigfaltigsten Tagsblätter für Gemcinsinn und Publicity gesorgt. Das
Volk nimmt großen Antheil an Sachen des Staats, wie denn der Engländer
überhaupt Nationalstolz, Selbstständigkeit, Unbiegsamkeit und Ernst in politi-
schen wie in religiösen Dingen besitzt. Was die Nation in Wissenschaften gelei-
stet hat, ist sehr bedeutend; ihre Literatur gehört zu den reichhaltigsten der alten
und neuen Zeit. Als geborne Engländer (denn manche sind Schotten und
Zrländer von Geburt) merken wir: Die Filosofen Baco und Locke, die
Geschichtschreiber Gibbon und Roscoe, die Dichter Shakespeare und
Mil ton. Die Gallerie berühmter Naturforscher und Entdecker ist groß.
2. Schottland.
Man unterscheidet gewöhnlich N i e d e r s ch v t t l a n d, wo die englische
Sprache herrschend wurde, vom Hochlande (Caledonien od. Galedon),
worin sich noch bis jezt die altgälische oder ersifche Sprache erhält. Doch läßt
sich auch nach 2 Vertiefungen abtheilen. Die erste ist zwischen den Baien des
Forth und Clyde, und die andre zwischen der Murraybai und dem
M u l l su n d e. Demnach hätte man ein Süd -, Mittel - und Nordwestland.
Das Niederland, im Ganzen ein Wechsel von Hügeln, Bergen, Thälern
und Ebenen, trägt seinen Namen nur im Gegensatz des höbern durchaus gebir-
gichten Hochlandes. Die Cheviots breiten sich hinein und hängen zusammen
mit den Leads od. Bleibergen, worin Höhen von 3000', und diese mit
den Pentlands, deren Abfall zum Firth (Busen) des Forth das malerische
Thal Edinburgs bildet. Am Clyde hin dachen sich die Leads zu Ebenen ab,
worin.glasgow. Hinter dem Canal wird es schnell wieder bergig, indem sich
die Berge des Hochlandes zwischen Flüssen abwärts fast in die Nähe der Ostküste
verzweigen und verflachen. Aufwärts nach Nw. geht das Niederland nun in
Hochland über. Grenzlinie etwa vom Busen des Clyde bis in die Grafschaft
Aberdeen. Hierin wird ein Hauptkamm erkennbar, Grampians genannt,
der hinter der genannten Linie mit Verästungen, Abgründen, Schluchten und
Seen fast parallel hinzieht. Aus den Grampians diesseit des Hauptkammes hebt
sich der Ben Lomond 3260' und Ben Lavers 4000', und jenseit der Ben
Nevis 4370. Der Nevis schaut seitwärts auf den See Linnhe, der ins west-
liche Meer und zwar zum Mullsunde abfließt. Nw. empfängt der See durch
einen Fluß das Gewässer andrer Seen, die durch geringe Wasserscheide vom
Flusse Ness getrennt sind, der in die Murraybai sich ergießt. Hinter dieser eng-
felsigen caledonischen Vertiefung thürmt sich rauhes schrecklich zerrissenes Berg-
land empor, mit hohen fast immer beschneiten Kuppen (denn die Schneclinie
ist nur 4000') und steilen Vorgebirgen od. Heads, z. B. das von Dungsby
jm No. Sie bestehen aus Gneis, Porfyr, rothem Granit und Urkalk, wor-
unter sich in Sutherland ein weißer dem Mischen ähnlicher Marznor findet.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Clyde Ben_Lomond Ben_Lavers Ben
Nevis Nevis
Extrahierte Ortsnamen: London Schottland Edinburgs Niederland Ness Sutherland
30
sprünglich Altbayern zu seiner Wiege; immerhin ist das Dankschreiben des
Abtes Gozbert von Tegernsee (982—1001) an den Grafen Arnold für
derlei übersandte Fenster die älteste Urkunde, welche desselben gedenkt.
Es entwickelte sich eine ordentliche Kunstschule, und die „Glashütte" bei
Kreut sah aus ihrem Glühofen die bewunderten Bilder in vollster Farben-
pracht hervorgehen. Unter Abt Beringer (ch 1012) nahm die Anstalt einen
solchen Aufschwung, daß der Bischof von Freising, eine Äbtissin und
Klöster und Kirchen des Umlandes Bestellungen in Hülle und Fülle
machten. Fünf Münstcrfenster nach den Kompositionen des Bruders
Wernher bildeten den Stolz der Abtei; noch haben Glasgebilde ans dieser
Werkstätte sich im Dom zu Augsburg erhalten.
Wir staunen über die Schöpfungen des Mittelalters, wie das Him-
melslicht im Glasgewirke zauberhaft gebunden die heiligen Gestalten zur
hellsten Verklärung bringt, und die Strahlenbündel der Sonne einen
bunten Teppich über den Tempelestrich breiten; wir staunen aber nicht min-
der, daß trotz der wunderbarsten Entwicklung dieses Kunstfaches ein
schließlicher Verfall bis zur Vergessenheit eintreten konnte. Während Glas-
malereien dürftig noch in England gefertigt wurden, verkam dies Fach
ans dem Kontinente, weil man ihren Charakter verkannte und die Öl-
malerei nachahmen wollte. Die technischen Fertigkeiten gingen bei der
üblichen Geheimthnerei zugleich mit dem guten Geschmacke verloren, so die
Bereitung des schönen grünen Glasflusses; die Herstellung des Schwarz-
lothes blieb noch einzelnen bekannt. Zum Glück rettete die in letzter Zeit
schwunghaft betriebene Porzellanmalerei einen Teil der Glasmalertechnik:
die Vorliebe für diese war in der Zopfzeit erloschen, die Aufklärung wollte
von der mittelalterlichen Verfinsterung durch farbige Fenster nichts mehr
wissen. Man zerschlug sie oder überließ sie dem Glaser und zahlte ihm
noch die Rechnung für farbloses Fensterglas.
Bei einem solchen Glasermeister in Nürnberg kaufte zu Anfang dieses
Jahrhunderts zufällig ein Engländer alte und defekte Glasbilder für
namhaften Preis, wobei der Verkäufer äußerte: der könnte ein reicher
und berühmter Mann werden, wer die Kunst, Glas zu malen, wieder
erfände! Dies hörte Siegmund Frank mit an, eines Viktualien-
händlers Sohn, der sich mit Zeichnen, Dosenmalen und einer kleinen
Porzellanmanufaktur befaßte: da ging ihm der Stern seines Berufes auf.
Nach vier Jahren war sein weniges Vermögen auf der Neige, und
noch brachte er es mit fortgesetzten Versuchen erst zu unvollkommenen Ar-
beiten: endlich lief Bestellung auf eine Reihe Wappen für das Schloß
Greifenstein, dann auf 150 Glasbilder für eine englische Kunsthandlung
ein, und 1807 malte Frank ans freien Stücken das bayerische Wappen,
wofür ihn König Mar I. nicht nur königlich honorierte, sondern ihm auch
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Extrahierte Personennamen: Arnold Beringer Siegmund_Frank Frank
Extrahierte Ortsnamen: Altbayern Freising England Nürnberg Greifenstein