33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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206
Sinne ist durch eine gewisse Feuchtigkeit verwahrt, die in dem äußeren Theile
sich findet. Der Zugang zum Trommelfelle hat die Gestalt eines Trichters,
damit der Schall sich nicht verliert, sondern durch die immer engeren Krüm-
mungen und Höhlen endlich an den Eingang gelangt.
Gleich einem Throne erhebt sich in der Mitte des Angesichts die Nase.
Welche Würde sie dem menschlichen Antlitze verleiht, sieht man an den ein-
gedrückten Nasen der Thiere. Sie ist gemacht, die Wohlgerüche aufzufassen,
die aus den Blumen der Erde in die Höhe steigen, daher sie n5ch unten geöff-
net ist, und soll zum Theile die Speisen prüfen, die wir zum Munde bringen,
daher ihr Platz gerade über demselben.
Was soll man von dem Munde selbst sagen! Von den Lippen, die ihn
umschließen, und von der Verschiedenheit der Zähne nach ihrer Bestimmung!
Was von der Beweglichkeit und Reizbarkeit der Zunge! Von dem Vermögen
des Mundes, mehr oder weniger Lust zu fassen, je nachdem man lauter oder
leiser sprechen will! Was vermag dies kleine Glied der Zunge! Sietröstet
den Leidenden, erheitert den Fröhlichen noch mehr, reizt den Zornigen, setzt
Städte in Brand und erbaut sie, schickt ganze Heere in's Mordgefilde und
schafft den Frieden, stürzt und befestigt Throne.
Wie Vieles verrichten und schaffen unsere Hände! Der Schöpfer
theilte sie in vielfache Beugungen, damit sie desto geschmeidiger und geschickter
sind, Alles zu unternehmen und zu verarbeiten. So viele Gelenke der Arm
und die Hand hat, so viele Finger haben wir gleichsam. Schrieb nicht der
arme Mann, der sich in der Gegend von Heinsheim aufhielt, mit den Stum-
pfen seines Arms fast schöner, als Mancher mit den wirklichen Fingern! Und
wie viele Vortheile erhielten wir weiter von unseren Händen, wenn die bis-
herigen Vorurtheile der Erziehung den Kindern erlaubten, sich der linken, wie
der rechten, zu bedienen, und dadurch beide zu gleichem Geschicke zu bilden!
Aber die Mutter befiehlt dem Sohne: „Gib das schöne Händchen!" Und das
gute Kind muß erst lernen, daß man zwischen den Händen einen Unterschied
macht, der in der Natur nicht ist.
Unter einem natürlichen Panzer von Knochen liegt das Herz, das der
vorsichtige Schöpfer auf diese Art gegen gefährliche Stöße verwahrte. In ihm
sammelt sich alles Blut, und es vertheilt diesen Lebenssaft wieder in die ent-
ferntesten Theile des Körpers. So sammeln sich die Flüssigkeiten der Luft in
dem Schoße der Erde, um aus demselben, gleichsam aus dem Herzen der Na-
tur, in ewigem Kreisläufe wieder empor zu steigen und zu fallen. Die Natur-
forscher berechnen, daß die Kraft, die das Herz anwenden muß, um durch sein
Ausdehnen und Zusammenziehen das Blut bis in die äußersten Fingerspitzen
zu treiben, hinreichend wäre, eine Last von 180,000 Pfund zu heben. Und
wenn wir nun nachdenken, daß das Herz eine so ungeheure Kraft bei einem
Pulse anwenden muß, und daß sie bei der unzählbaren Wiederholung in einem
ganzen Menschenleben doch nicht geschwächt wird, indessen die vollkommenste,
vom größten Künstler verfertigte, aus den härtesten Materialien zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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166
haben ältere und neuere Philosophen dem Waffer schaffende Kräfte und ein
geheimnißvolles Wesen zuschreiben wollen; denn ich kenne Nichts, was unsere
Seele so ganz unmittelbar mit sich nimmt, als der Anblick eines großen Stro-
mes oder gar des Meeres; ich »peiß Nichts, was unsern Geist und unser Be-
wußtsein so in sich reißt und verschlingt, wie das Schauspiel vom Sturze de»
Wassers, wie des Teverone zu Tivoli oder der Anbsick des Rheinfalls. Darum
ermüdet und sättigt dieser wundervolle Genuß auch nicht; denn wir sind uns,
möchte ich sagen, selbst verloren gegangen; unsere Seele mit allen ihren Kräf-
ten braust mit den großen Wogen eben so unermüdlich den Abgrund hinunter.
Das ist es auch, daß wir vergeblich nach Worten suchen, mit Vorstellungen
ringen, um aus unserer Brust die erhabene Erscheinung wieder auszutönen,
und keiner Anstrengung kann dieses Bestreben jemals gelingen. Da die Sprache
schon so unzugänglich ist, so sollten es sich die Künstler doch endlich abgewöh-
nen, Wasserfälle malen zu wollen; denn ohne ihr sinnvolles, in tausendfachen
Melodien abwechselndes Rauschen sehen auch die bessern in ihrer Stummheit
noch albern ans. Dergleichen Erscheinungen, die keinen Moment des Still-
stands haben und nur im ewigen Wechsel eristiren, lassen sich niemals auf der
Leinwand darstellen.
3) Darum sind Teiche, Bäche, Quellen, sanfte, blaue Ströme für deir
Landschafter so vortreffliche Gegenstände und dienen ihm vorzüglich, jene sanfte
Sehnsucht und Rührung hervorzubringen, die wir so oft beim Anblicke des
ruhigen Wassers empfinden.
4) Die Menge der lebendigen, rauschenden Brunnen gehört zu den Wun-
dern Roms, und sie tragen mit dazu bei, den Aufenthalt in dieser Stadt so
lieblich zu machen. Entzückt uns in freier Landschaft oder in den Gärten das
Spiel des Wassers, lo ergreift uns neben Palästen und Kirchen, im Geräusche
der Straßen und Märkte dieses tönende Rauschen noch seltsamer. Ich kann
nicht sagen, wie in der stillen Nacht der Abreise mich diese Brunnen rührten;
denn mir dünkte, daß sie alle Abschied von mir nähmen; mir ein Lebewohl
nachriefen und mich an alle Herrlichkeiten dieser Hauptstadt erinnerten. Ich
begriff in dieser Stunde nicht, wie ich mich vorher oft so innig nach Deutsch-
land hatte sehnen können; denn schon bevor ich aus dem Thore gefahren war,
sehnte ich mich herzlich nach Rom zurück, wie viel mehr nicht seitdem!
2.
'Das Wasser stellt sich in der Natur als Bild einer guten Hausmutter
dar. Ohne dasselbe würde gar bald die ganze Oberfläche der Erde zu einer
Einöde werden, gleich den afrikanischen Wüsten in der dürren Zeit des Jahres;
ohne dasselbe würden alle Gewächse verdorren, alle Thiere dahinsterben. Aber
gleich einer sorgsamen Mutter, die ohne Aufhören in allen Räumen ihres
Hauses umherwandelt, bald hinab zu dem Keller, bald zum Speicher steigt,
um alle die Ihrigen mit dem, was ihnen Noth thut, zu versehen, strömt das
Waffer der Erde in den Flüssen und Bächen hinab zu dem Meere, steigt von
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Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
Die Litteratur des achtzehnten Jahrhunderts. 307
Zehnte Jahrhundert dem gewaltigen Umschwung der menschlichen Anschauungen vor, der am Ende des Jahrhunderts in Frankreich erfolgte und unserer Zeit sein Gepräge aufgedrückt hat.
Es war ein von den verschiedenartigsten Gedanken und Vorstellungen bewegtes Jahrhundert, welches in der französischen Revolution seinen Abschluß faub. Die Gähruug Zeigte sich aus allen Gebieten und häufig traten die schärfsten Gegensätze unversöhnt neben einanber. Währenb man die Herrschaft des menschlichen Geistes beanspruchte und die Wnnber der geoffenbarten Religion für einen überwundenen Standpunkt erklärte: trieb man gleichzeitig mit Wuuderkuren, Geistererscheiuuugen und übernatürlichen Heilmitteln ein freches Spiel. Kounte es doch vorkommen, daß ein solcher Wundermann sich sür den Geist eines vor Christi
Geburt gestorbenen jüdischen Weisen ausgab, daß ein anderer
sich rühmte, 300 Jahre alt zu sein und ein Mittel zu besitzen,
welches das Leben derartig verlängere. Die Vorliebe sür das
Wunderbare und Unbegreifliche, das dem sonst so sreigeistigen Jahrhundert.anhaftet, zeigt sich in der Stiftung geheimnisvoller Orden, der Freimaurer, der Jllumiuaten, d. H. der Erleuchteten, der Rosenkreuzer n. a. Es war dabei eine Spielerei mit Schwüren, Sinnbildern, feierlichen Brauchen, „wie sie für alle die einen Zauber haben, die auf solche Weise in bequemer Anregung zu einer höhernweisheit zu gelangen hoffen." Der Schwede Swedenborg erklärte, in Gesprächen mit Gott, mit den Engeln und den Seelen der Verstorbenen höhere Offenbarungen erhalten zu haben, und er faub einen großen gläubigen Anhang. Das alles aber geschah zu einer Zeit, wo bte Naturwissenschaften einen hohen Aufschwung nahmen, wo der bentsche Mathematiker Euler die Natur des Lichtes erforschte, der En glaub er D 0 l-I ott b die Ferngläser verbesserte, wo der Franzose Busfon der Begrürtber der Zoologie, der Schwebe Sinne der der Botanik würde, und wo der Philosoph Kant die menschliche Vernunft untersuchte und die Grenze des Erkennens festzustellen sich bemühte.
Gauz ähnlich stießen sich die Gegensätze auf bent Gebiete des Staates und des täglichen Lebens. Man schwärmte für die reine Menschlichkeit und versuchte in Kinder- und Volksschriften, sowie durch eine vernünftig geregelte Jugenderziehung dafür zu wirken; daneben aber hielten sich Hexenprozesse und die Folter bei richterlichen Untersuchungen. Und während die Stimmen immer lauter wurden, welche die gedrückten rechtslosen Volksklassen zu einem menschenwürdigen Dasein emporheben wollten, welche für sie zugleich einen Anteil an der Staatsleitnng forber-ten: wucherte in großen und kleinen Gebieten das allein giftige
20*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Christi Swedenborg Euler
446
Für wissenschaftliche Bildung ist durch mancherlei Schulen und
Collegien und durch die Universitäten zu Orford, Cambridge und London gesorgt.
Der Unterricht in untern Volksklassen ist noch sehr mangelhaft, doch wird durch
die mannigfaltigsten Tagsblätter für Gemcinsinn und Publicity gesorgt. Das
Volk nimmt großen Antheil an Sachen des Staats, wie denn der Engländer
überhaupt Nationalstolz, Selbstständigkeit, Unbiegsamkeit und Ernst in politi-
schen wie in religiösen Dingen besitzt. Was die Nation in Wissenschaften gelei-
stet hat, ist sehr bedeutend; ihre Literatur gehört zu den reichhaltigsten der alten
und neuen Zeit. Als geborne Engländer (denn manche sind Schotten und
Zrländer von Geburt) merken wir: Die Filosofen Baco und Locke, die
Geschichtschreiber Gibbon und Roscoe, die Dichter Shakespeare und
Mil ton. Die Gallerie berühmter Naturforscher und Entdecker ist groß.
2. Schottland.
Man unterscheidet gewöhnlich N i e d e r s ch v t t l a n d, wo die englische
Sprache herrschend wurde, vom Hochlande (Caledonien od. Galedon),
worin sich noch bis jezt die altgälische oder ersifche Sprache erhält. Doch läßt
sich auch nach 2 Vertiefungen abtheilen. Die erste ist zwischen den Baien des
Forth und Clyde, und die andre zwischen der Murraybai und dem
M u l l su n d e. Demnach hätte man ein Süd -, Mittel - und Nordwestland.
Das Niederland, im Ganzen ein Wechsel von Hügeln, Bergen, Thälern
und Ebenen, trägt seinen Namen nur im Gegensatz des höbern durchaus gebir-
gichten Hochlandes. Die Cheviots breiten sich hinein und hängen zusammen
mit den Leads od. Bleibergen, worin Höhen von 3000', und diese mit
den Pentlands, deren Abfall zum Firth (Busen) des Forth das malerische
Thal Edinburgs bildet. Am Clyde hin dachen sich die Leads zu Ebenen ab,
worin.glasgow. Hinter dem Canal wird es schnell wieder bergig, indem sich
die Berge des Hochlandes zwischen Flüssen abwärts fast in die Nähe der Ostküste
verzweigen und verflachen. Aufwärts nach Nw. geht das Niederland nun in
Hochland über. Grenzlinie etwa vom Busen des Clyde bis in die Grafschaft
Aberdeen. Hierin wird ein Hauptkamm erkennbar, Grampians genannt,
der hinter der genannten Linie mit Verästungen, Abgründen, Schluchten und
Seen fast parallel hinzieht. Aus den Grampians diesseit des Hauptkammes hebt
sich der Ben Lomond 3260' und Ben Lavers 4000', und jenseit der Ben
Nevis 4370. Der Nevis schaut seitwärts auf den See Linnhe, der ins west-
liche Meer und zwar zum Mullsunde abfließt. Nw. empfängt der See durch
einen Fluß das Gewässer andrer Seen, die durch geringe Wasserscheide vom
Flusse Ness getrennt sind, der in die Murraybai sich ergießt. Hinter dieser eng-
felsigen caledonischen Vertiefung thürmt sich rauhes schrecklich zerrissenes Berg-
land empor, mit hohen fast immer beschneiten Kuppen (denn die Schneclinie
ist nur 4000') und steilen Vorgebirgen od. Heads, z. B. das von Dungsby
jm No. Sie bestehen aus Gneis, Porfyr, rothem Granit und Urkalk, wor-
unter sich in Sutherland ein weißer dem Mischen ähnlicher Marznor findet.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Clyde Ben_Lomond Ben_Lavers Ben
Nevis Nevis
Extrahierte Ortsnamen: London Schottland Edinburgs Niederland Ness Sutherland
§ 34. Goethes Werke. — Die lyrischen Dichtungen.
177
g) Sonette und Parabolisches.
1. Las Zonett.
Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben.
Ist heil'ge Pflicht, die wir dir auferlegen;
Du kannst dich auch, wie wir, bestimmt bewegen
Nach Tritt und Schritt, wie es dir vorgeschrieben.
Denn eben die Beschränkung läßt sich lieben,
Wenn sich die Geister gar gewaltig regen;
Und wie sie sich denn auch gebärden mögen,
Das Werk zuletzt ist doch vollendet blieben.
So möcht' ich selbst in künstlichen Sonetten,
In sprachgewandter Maße kühnem Stolze
Das Beste, was Gefühl mir gäbe, reimen;
Nur weiß ich hier mich nicht bequem zu betten,
Ich schneide sonst so gern aus ganzem Holze
Und müßte nun doch auch mitunter leimen.
2. llatur und Kunst.
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen.
Und haben sich, eh' man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemess'nen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ist's mit aller Bildung auch beschaffen;
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In Per Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
3. Kläffer.
Wir reiten in die Kreuz und Quer'
Nach Freuden und Geschäften;
Doch immer kläfft es hinterher
Und billt aus allen Kräften.
Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl.
So will der Spitz aus unserm Stall
Uns immerfort begleiten.
Und seines Bellens lauter Schall
Beweist nur, daß wir reiten.
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