33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
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498 Die neue Zeit.
Anmerkungen.
1. Joseph Ii. ward geboren zu Wien am 13. März 1741. Er erhielt einen trefflichen religiösen Unterricht durch den Jesuiten Parhamer^ welcher soviel bewirkte, daß er doch nicht dem Unglauben in die Hände fiel, wie Friedrich Ii., der sein Ideal war und den er nachzuahmen strebte. Wie bei Friedrich, so sollte auch bei ihm alles seinem Willen sich beugen, aber Joseph vergaß, daß er wohl nehmen, aber den Völkern die Siege und den Ruhm nicht darbieten konnte, die Friedrich errungen. In kirchlichen Dingen legte er die schalsten Grundsätze als Maßstab an und beurteilte alles nur nach dem Staatszwecke, wie wenn der Staat in der Welt alles zu regieren hätte und die Kirche nur dessen Dienerin wäre. Er hob nicht nur 700 Klöster, sondern auch eine Menge Bruderschaften und religiöse Vereine auf und zog deren Vermögen ein, weil nach feiner Ansicht ein Gebetsverein für den Staat feinen Zweck hatte. Er verbot den Geistlichen und Laien, mit Rom in Verbindung zu treten, beschränkte den Verkehr der Ordensgeistlichen mit ihren auswärtigen Obern, erklärte die päpstlichen Dispensen für unnötig, entzog den Bischöfen die Erziehung des Klerus, errichtete für die Bildung desselben Generalseminarien und ließ sogar einen eigenen Katechismus bearbeiten, weil nicht nur der Katechismus von Canisius, sondern auch der von Abt Felbiger von Sagau verfaßte ihm zu katholisch war. Er kümmerte sich darum, wieviel Lichter bei der heiligen Messe brennen durften, und wollte, um Holz zu sparen, die Toten in Säcken begraben lassen. Friedrich Ii. nannte ihn deshalb spottweise: „Mein Bruder, der Sakri-ft an." Dagegen duldete er, daß eine gewisse Klasse von Schriftstellern allen Schmutz und Unflat in ihren Schriften anhäuften und die Kirche öffentlich damit besudelten. All dies machte ihn beim Volke so unbeliebt, daß er, als er hörte, es seien für feine Genesung öffentliche Gebete angeordnet worden, selbst sagte: „Ich weiß, daß mich der größte Teil meiner Unterthanen nicht liebt. Wozu können Gebete nützen, die das Herz nicht fühlt?" Und doch meinte Joseph es gut, aber er hatte den unglücklichen Wahn, daß alles, was er für gut hielt, auch gut sei, und daß man den Menschen das Gute, auch gegen ihren Willen, mit Gewalt aufdrängen dürfe. Als er feine Bestrebungen vereitelt sah, bereute er seinen unerleuchteten Eifer, und es war ein Trost für ihn, in der letzten Krankheit beten zu können: „Herr, der du allein mein Herz kennst, du weißt, daß ich mit allem, was ich gethan, das Wohl meiner Unterthanen bezweckt habe." Er ließ sich auch, um manches Ärgernis gut zu machen, öffentlich mit den heiligen Sterbsakramenten versehen und starb als ein gläubiger katholischer Christ. Ans zwei Ehen erhielt er keine Kinder, die ihn überlebten. Er "starb als Witwer und kinderlos.
2. Der hauptsächlichste politische Fehler, den Joseph in den Niederlanden machte, war die Aufhebung der niederländischen Verfassung, welche Aufstände hervorrief. Als Joseph überdies den Erzbischof von M e-cheln aller seiner Würden verlustig erklären und ihm die Orden abnehmen ließ, womit ihn Maria Theresia geschmückt hatte, und als der Bischof von Antwerpen Hausarrest erhielt, brach die Geduld des belgischen Volkes.
3. Joseph Ii. leitete sein Anrecht auf Bayern daher ab, weil Kaiser Sigismund den Herzog Albrecht von Österreich (1426) damit belehnt habe. Das war genau ebensoviel Anrecht auf Bayern, als Friedrich ans Schlesien hatte. Zum Glück hatte Maria Theresia,
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Joseph Friedrich Friedrich Canisius Friedrich_Ii Friedrich Joseph Joseph Joseph Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Sigismund Albrecht_von_Österreich Albrecht Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Wien Rom Niederlanden Antwerpen
526 Die neue Zeit.
schauung zu unterrichten. Zugleich benützte er diese Reise, um sich Kunstfertigkeiten aller Art anzueignen. Ein Aufstand der Strelitzen, den seine Stiefschwester Sophie anstiftete, nötigte ihn, nach Hause zurückzukehren, wohin er Gelehrte, Offiziere, Künstler und viele Handwerker mitnahm. Nachdem er ein bln-1699.tigeä Gericht über die Aufrührer gehalten, machte er sich daran, die große Aufgabe zu lösen, die er sich gesetzt hatte, nämlich Rußland in die Reihe der gebildeten Völker einzuführen.
530) Vor allem begann nun Peter das Militär nach europäischer Weise zu organisieren und die kleine Flotte, die er zur zweiten Belageruug Asows geschaffen, zu verstärken. Um auch an der Ostseeküste festen Fnß fassen zu können, griff er'schweden an, aber seine Soldaten waren den geübten schwedischen Soldaten doch nicht gewachsen und er wurde von Karl Xii. bei
170«. N a r w a auf das Haupt geschlagen. Doch eroberte er In germanland und legte den Grund zu St. Petersburg, der künftigen Hauptstadt des Reiches. Zwar verlor Peter aber-i7ii. mals eine große Schlacht am Prnth gegeu die Türken, aber die russische Flotte siegte bei den Alands in se ln über die i7i4.schwedische, und obwohl der Krieg mit den Schweden noch mehrere Jahre dauerte, so blieb doch im Frieden von Nystädt Esthland, Livland und Jngermanland bei Rußland. Eine Heer-1723. fahrt nach Persien hatte wenigstens den Erfolg, daß Rußland sich auch an der Westküste des Schwarzen Meeres festsetzte.
531) Großartig waren die Veränderungen, welche Peter im Innern vornahm. Um Handel und Verkehr zu heben, wurden Kanäle gebaut, Landstraßen verbessert, die Post, sowie gleiches Maß und Gewicht eingeführt. Auch der Bergbau wurde gehoben. Zur Sicherung der Flotte wurde Kronstadt erbaut und die Festung Schlüsselburg verstärkt, um die Handelsschiffe zu schützen. Peter errichtete Schulen und Waisenhäuser, ließ Druckereien einrichten und Bücher aus fremden Sprachen übersetzen und verbreiten. Auch manchen Übeln Sitten wirkte er entgegen. Weil er aber zu rasch vorging und der sklavische Sinn der Russen die netten Einrichtungen zu bereitwillig annahm, so blieb doch vieles nur auf der Oberfläche haften, ohne wirklich in das Volksleben einzubringen. Bildung und Gesittung konnte unter einem Monarchen wie Peter, der selbst so roh an Sitten war ttttb besten Willkür gleichen Schritt hielt mit feiner Grausamkeit, nicht zunehmen. Auch beraubte Peter die russische Kirche, die seit ihrer Trennung von Rom viel von ihrer Selbständig-keit eingebüßt hatte, noch der letzten Lebenskraft, inbetn er an die Stelle des Patriarchats eine heilige dirigierende Sy-
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Extrahierte Personennamen: Sophie Peter Karl_Xii Karl Peter_aber-i7ii Peter Peter Peter
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Schweden Nystädt_Esthland Livland Persien Kronstadt Rom
670 Unsre Zeit.
zu empfangen und ihre Kinder von ihnen taufen zu lassen. — Über die Verfolgung in Italien klagte Pins Ix. in der Allokution vom 30. September 1861: „Die gottgeweihten Jungfrauen müssen ihr Brot betteln; die Tempel Gottes werden ausgeplündert und in Räuberhöhlen verwandelt, die kirchlichen Güter eingezogen, die Gesetze der Kirche werden verachtet und mit Füßen getreten." Für die unglückliche Kirche Spaniens ordnete schon Gregor Xvi. öffentliche Gebete an.
4. Dreihundert Jahre — seit dem Konzil von Trient — war es den Oberhäuptern der Kirche unmöglich gewesen, den Gesamtepiskopat zusammenzurufen. Die Bequemlichkeit der Verkehrsmittel gestattet es aber heute den Bischöfen aus den entferntesten Ländern, sich um den Nachfolger des Apostels Petrus zu scharen und die katholische Wahrheit den Entstellungen der göttlichen Offenbarungen gegenüber auszusprechen. Anwesend waren 10 Patriarchen (5 vom lateinischen und 5 vom orientalischen Ritus), 4 Primaten, 106 lateinische und 20 orientalische Erzbischöfe, 500 lateinische, 20 orientalische Bischöfe, 27 Äbte und Generaläbte der Mönchsorden, 79 Generale und Generalvikare der Kongregationen der regulierten Kleriker und der Bettelorden, im ganzen beiläufig 760 geistliche Würdenträger. Davon waren 176 Italiener, 17 Deutsche, 42 aus Österreich-Ungarn, 55 aus Großbritannien, 81 aus Frankreich, 40 aus Spanien, 2 aus Portugal, 6 aus Belgien, 3 aus Holland, 4 aus der Schweiz, 88 aus Nord- und Südamerika, 12 aus der Türkei, 4 von den griechischen Inseln, 42 aus dem Morgenlande und 120 Missionsbischöfe und apostolische Vikare.
§ 239.
Wissenschaft und Kunst. Erfindungen. Schiffahrt und Handel.
(Seit 1789.)
668) Am Ende des vorigen und am Anfange dieses Jahrhunderts waren es hauptsächlich zweierlei einander ganz entgegengesetzte Wissenschaften, denen eine vorzügliche Pflege gewidmet wurde: nämlich die exakten, welche ihre Aufgaben (Probleme) mit mathematischer Gewißheit zu lösen streben (Physik, Astronomie, Mechanik, die Mathematik selbst), und die spekulativen, welche den Urgrund alles Existierenden durch begriffsmäßiges Denken erforschen und die ersten Thatsachen aller Erkenntnis feststellen wollen, und deshalb im allgemeinen philosophische Wissenschaften genannt werden. Als Physiker zeichneten sich aus: die Franzosen Lavoisier (f 1794) und Laplace (f 1827), die Italiener Galvani (f 1798), der zuerst die tierische Elektrizität beobachtete, und Volta (f 1827), der durch die von ihm erfundene Voltasche Säule die Elektrizität zu steigern lehrte. Der Engländer Faraday (^ 1867) und der Däne Örsted (f 1851) erkannten den Elektromagnetismus. In Deutschland beschäftigten sich Gauß (t 1855) und Wilhelm Weber (geb. 1804) mit
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xvi Gregor Apostels Galvani Faraday Wilhelm_Weber Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spaniens Frankreich Spanien Portugal Belgien Holland Türkei Deutschland
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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564
Afrika — Abessinien.
§♦ 3. Die einzelnen Staaten Afrikas.
Abessinien oder Habesch.
7500 Q. M., 3 Mill. (?) E.
In der Schilderung der Oberfläche Afrikas ist bereits des großen Hochlands er-
wähnt, das dem arabischen Jemen gegenüber zwischen dem 16. und 8. Breitengrade
sich ausdehnt und vom rothen Meere nur durch den schmalen Küstensaum Samhara
getrennt ist. Als Quellenland des Sobat, des Abai, des Takkasyß und des Mareb
stellt es sich von selbst als kulturfähig dar, und da es zugleich völlig in der Zone des
tropischen Regens, ja zum Theil der doppelten Regenzeit liegt, so übertrifft seine Pro-
duktenfülle bei weitem die des benachbarten glücklichen Arabiens. Duldet auch die
Degas oder oberste kalte Region, keine oder nur wenig Bäume, wohl aber ausge-
dehnte herrliche Alpenwiesen, so ist dafür das Klima der Waina-Degas um so angenehmer,
mild, meist frühlingsmäßig, zwischen 14 und 20° R., so daß Feige und Granatapfel,
Wein und Olive, neben Baumwolle und Indigo gedeihen. Man hat dort über 1000
neue Pflanzen gefunden; und was die Zoologie erbeuten kann, davon liefert unter
andern das Senkenbergische Mnseum zu Frankfurt, das der bekannte Reisende Rüppell
mit vielen Seltenheiten bereichert hat, den glänzendsten Beweis.
Kein Wunder, daß sich in diesem gesegneten Alpenlande schon in frühen Zeiten ein
Kulturstaat bildete, und um so eher, als seine Bevölkerung nicht zur Negerrasse gehörte,
vielmehr ein brauner mit dem jenseits arabischen verwandter Menschenschlag ist, der
zwar dicke Lippen und mitunter wolliges Haar, aber eine vollständig kaukasische Gesichts-
bildung (frontale Schädelentwicklung) hat und eine von den Negersprachen vollständig
verschiedene Sprache redet. Wie in der alten abessimschen oder äthiopischen Kultur
Manches der ägyptischen ähnelt (Ruinen von Axum!), so kam auch der Mosaismus
wie nach Alexandrien so nach Habesch, gleichsam als Vorläufer des Christenthums,
das sich in gleicher Art in Habesch wie Aegypten verbreitete, aber nicht vom Islam
überwunden wurde. Das Alpenland war eine Insel oder Feste, wo sich trotz des
Andrangs der Muselmänner ein unabhängiger Staat zu erhalten wußte. Freilich nahm,
bei der völligen Abgeschiedenheit von der übrigen christlichen Welt, das abessinische
Christenthum keinen Theil an der neuen Entwicklung der europäischen Menschheit; es
konnte sich nicht einmal auf der Stufe erhalten, wo es im fünften Jahrhundert gestanden.
Denn das abessinische Christcnthum ist entartet, ohne sittliche, civilisirende Grundlage,
aus christlichen, jüdischen, mnhammedanischen und heidnischen Elementen zusammenge-
braut, leeres Ceremonien- und Zauberwesen. Die Bibel ist zwar hochgehalten, aber
nicht verstanden; man gebraucht sie nur in der altäthiopischen Übersetzung, und diese
Sprache ist nichl mehr die Volkssprache. Düsterer Aberglaube lastet auf dem Volke,
und Ignoranz, Armut und Verachtung auf dem sehr zahlreichen Priesterstande. Der
oberste des Klosterwesens (Etschege) und die Bischöfe (Komur) der Weltgeistlichkeit stehen
unter dem koptischen Abuna, der in Gondar residirt und auch die Kirche in Tigrö
und Schoa regiert, dessen Macht nur durch die des Königs beschränkt ist und oft den
Monarchen furchtbar wurde. Die Hauptheiligen des abessimschen Christenthums, das
sich für das allein ächte hält und an dem blanen Bande kenntlich ist, das von jedem
abessinischen Christen um den Hals getragen wird, sind der Medane-Allen (Heiland),
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Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
446
Für wissenschaftliche Bildung ist durch mancherlei Schulen und
Collegien und durch die Universitäten zu Orford, Cambridge und London gesorgt.
Der Unterricht in untern Volksklassen ist noch sehr mangelhaft, doch wird durch
die mannigfaltigsten Tagsblätter für Gemcinsinn und Publicity gesorgt. Das
Volk nimmt großen Antheil an Sachen des Staats, wie denn der Engländer
überhaupt Nationalstolz, Selbstständigkeit, Unbiegsamkeit und Ernst in politi-
schen wie in religiösen Dingen besitzt. Was die Nation in Wissenschaften gelei-
stet hat, ist sehr bedeutend; ihre Literatur gehört zu den reichhaltigsten der alten
und neuen Zeit. Als geborne Engländer (denn manche sind Schotten und
Zrländer von Geburt) merken wir: Die Filosofen Baco und Locke, die
Geschichtschreiber Gibbon und Roscoe, die Dichter Shakespeare und
Mil ton. Die Gallerie berühmter Naturforscher und Entdecker ist groß.
2. Schottland.
Man unterscheidet gewöhnlich N i e d e r s ch v t t l a n d, wo die englische
Sprache herrschend wurde, vom Hochlande (Caledonien od. Galedon),
worin sich noch bis jezt die altgälische oder ersifche Sprache erhält. Doch läßt
sich auch nach 2 Vertiefungen abtheilen. Die erste ist zwischen den Baien des
Forth und Clyde, und die andre zwischen der Murraybai und dem
M u l l su n d e. Demnach hätte man ein Süd -, Mittel - und Nordwestland.
Das Niederland, im Ganzen ein Wechsel von Hügeln, Bergen, Thälern
und Ebenen, trägt seinen Namen nur im Gegensatz des höbern durchaus gebir-
gichten Hochlandes. Die Cheviots breiten sich hinein und hängen zusammen
mit den Leads od. Bleibergen, worin Höhen von 3000', und diese mit
den Pentlands, deren Abfall zum Firth (Busen) des Forth das malerische
Thal Edinburgs bildet. Am Clyde hin dachen sich die Leads zu Ebenen ab,
worin.glasgow. Hinter dem Canal wird es schnell wieder bergig, indem sich
die Berge des Hochlandes zwischen Flüssen abwärts fast in die Nähe der Ostküste
verzweigen und verflachen. Aufwärts nach Nw. geht das Niederland nun in
Hochland über. Grenzlinie etwa vom Busen des Clyde bis in die Grafschaft
Aberdeen. Hierin wird ein Hauptkamm erkennbar, Grampians genannt,
der hinter der genannten Linie mit Verästungen, Abgründen, Schluchten und
Seen fast parallel hinzieht. Aus den Grampians diesseit des Hauptkammes hebt
sich der Ben Lomond 3260' und Ben Lavers 4000', und jenseit der Ben
Nevis 4370. Der Nevis schaut seitwärts auf den See Linnhe, der ins west-
liche Meer und zwar zum Mullsunde abfließt. Nw. empfängt der See durch
einen Fluß das Gewässer andrer Seen, die durch geringe Wasserscheide vom
Flusse Ness getrennt sind, der in die Murraybai sich ergießt. Hinter dieser eng-
felsigen caledonischen Vertiefung thürmt sich rauhes schrecklich zerrissenes Berg-
land empor, mit hohen fast immer beschneiten Kuppen (denn die Schneclinie
ist nur 4000') und steilen Vorgebirgen od. Heads, z. B. das von Dungsby
jm No. Sie bestehen aus Gneis, Porfyr, rothem Granit und Urkalk, wor-
unter sich in Sutherland ein weißer dem Mischen ähnlicher Marznor findet.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Clyde Ben_Lomond Ben_Lavers Ben
Nevis Nevis
Extrahierte Ortsnamen: London Schottland Edinburgs Niederland Ness Sutherland