33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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§ 240. Die schönen Wissenschaften. 675
1811 Versuche mit Gas aus Steinkohlen. London führte 1819 die Gasbeleuchtung im Großen ein.
6. Die Telegraphie oder Fernschrift, welche Claude Chappe erfand, war ursprünglich eine Zeichenschrift. Die Zeichen vertraten die Stelle von Buchstaben. Die Stationen konnten nur soweit voneinander entfernt sein, daß man mit einem Fernrohre von einem Beobachtungshäuschen zum andern die Zeichen erblicken konnte. Die erste Telegraphenlinie errichtete Chappe 1794 von Paris nach Lille, und die erste Nachricht, die nach Paris gelangte, war die Wiedereinnähme der Festung (Sonde. Von Lille nach Paris (60 Stunden) brauchte man zur Beförderung einer Nachricht nur zwei Minuten. Nach Entdeckung des Elektromagnetismus benützten Gauß und Weber in Göttingen den galvanischen Strom zuerst für die Telegraphie (1833).
7. Die Photographie (Lichtzeichnung) wird dem Engländer Talbot insoferne zugeschrieben, als es ihm gelang, die Lichtbilder auf ein von ihm eigens zubereitetes Papier zu bringen. Daguerre hatte schon das Licht benützt, um Bilder auf Metallplatten überzutragen (Daguerreo-typie); allein erst seit die Bilder auf dem Papier ausgeführt werden können, hat die Photographie ihre Bedeutung erlangt.
8 240.
Die schönen " 7 s', s .
(Seit 1770.)
672) Den Übergang in die Zeit des Auflebens der klassischen Litteratur in Deutschland bildet Christoph Martin Wieland (t 1813), dessen Gedichte durch seltene Anmut sich auszeichnen, dagegen aber auch an der Frivolität leiden, die das achtzehnte Jahrhundert charakterisiert. Er hat deshalb zum Werke der geistigen Wiedergeburt Deutschlands sehr wenig beigetragen. Dagegen stehen am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts drei Männer, von denen man sagen kann, daß das Wiederaufleben der klassischen Litteratur nicht nur ihr Verdienst, sondern auch ihr eigenstes Werk ist, da sie bisher nicht einmal erreicht, geschweige denn übertroffen worden sind: Johann Gottfried von Herder (f 1803), der uns den Geist fremder Dichter in so reizenden Bearbeitungen ausschloß; Johann Wolfgang von Göthe, der Altmeister der deutschen Dichtkunst (f 1832), und Friedrich von Schiller, den man — im Gegensatze zu Göthe, dem Dichter aus dem Leben — den Dichter aus dem Herzen nennen kann (f 9. Mai 1805). Um diese drei Männer gruppiert sich der Göttinger Hainbund, dessen würdigste Repräsentanten Hölty (f 1776), Bürger (f 1794) und die beiden Grafen Christian (f 1821) und Friedrich Leopold (t 1819) zu Stolberg sind. Sie pflegten vorzugsweise die
11242871
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Extrahierte Personennamen: Claude_Chappe Chappe Weber Daguerre Christoph_Martin_Wieland Johann_Gottfried_von_Herder Johann Johann_Wolfgang_von_Göthe Johann Friedrich_von_Schiller Friedrich Christian_( Friedrich_Leopold_( Friedrich Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Paris Lille Paris Lille Paris Göttingen Deutschland Deutschlands Stolberg
^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
— 198
einen Hebel angebracht, der auf einen sich fortbewegenden Papierstreifen
Punkte und Striche einprägt, die gewisse Buchstaben bezeichnen, und von den
Eingeweihten gelesen werden können. Ein . bedeutet e, . . i, . . . g, — t,
------m, . — a, . — . r, . . — u, u. s. w. Der hier beschriebene Telegraph
heißt der Morse'schc Drucktelegraph und wird meistens in Amerika
angewendet. In Deutschland aber findet man auch häufig den Wheat-
st o n e' s ch e n B u ch st a b e n t e l e g r a p h e n. An demselben befindet sich statt
des Hebels ein Rad mit einem Zeiger, welcher sich auf einer Scheibe be-
wegt, worauf unsere 25 Buchstaben verzeichnet sind. Je öfter der Eisenstab
hin und her geht, desto weiter bewegt sich der Zeiger auf der Scheibe. Bei einer
Bewegung des Stabes tritt der Zeiger z. B. auf den Buchstaben a, bei zwei
Bewegungen auf b u. s. w. Jedes Wort nun, das telegraphirt wird, wird
b u ch st a b i r t; der Zeiger tritt auf den Buchstaben, der gemeint ist, und bleibt
eine Weile darauf stehen: dagegen geht er schnell über die auf der Scheibe ver-
zeichneten Buchstaben fort, die in dem gemeinten Worte nicht vorkommen. So
kann der Telegraphist oder Fernschreiber in einer Minute wenigstens
17 Worte zu Papier bringen, was der andere am entgegengesetzten Ende eben
so schnell lesen und wieder beantworten kann.
Wollte man aber den Draht in die feuchte Erde legen, so würde diese
den galvanischen Strom ableiten. Dies zu vermeiden, legt man den
Draht in eine Umhüllung von Gutta Percha, das ist ein Baumharz aus
Ostindien, welches in siedendem Wasser weich und bildsam, bei der gewöhn-
lichen Temperatur aber wieder hart, wie Leder, wird. In dieser Masse einge-
hüllt, kann man den Draht sogar ans dem Grunde des Wassers fortführen, wie
es von Deutz nach Cöln geschieht.
Durch den Telegraphen kann man eine Nachricht von Triest nach Ham-
burg bringen, ehe 2 Pnlsschläge vergehen, ja, man würde nicht länger brau-
chen, wenn man einen Draht um die ganze Erde heruni ziehen könnte. Man
schreibt also nun mit Blitzesschnelle, ja, mit dem Blitze selbst. Welche Folgen
für den Kaufmann, für die Sicherheitsbehörden, für die Regierungen, selbst
für Familien, da auch jeder Privatmann gegen eine gewisse Gebühr sich des
Telegraphen bedienen kann!
Iv.
69. D ie Ernährung und Verdauung.
Soll unser Körper und mit ihm unser irdisches Leben fortdauern, so muß
er Nahrung erhalten, um das durch Speise und Trank zu ersetzen, was
der Leib und seine Werkzeuge an Kraft und Saft verbrauchen. Wenn der
Körper mehr Theile wieder erhält, als er verloren hat, so ist die Ernährung
vollkommen, und die Kräfte nehmen zu; im Gegentheile nehmen sie ab. —
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Extrahierte Personennamen: Gutta_Percha
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Deutschland Ostindien Deutz
Deutschland und Oesterreich.
463
Tugendbundes erneuerte, demselben aber zugleich ein ehrenvolles Zeug-
niß für seine Wirksamkeit in der Zeit von 1808—1813 ausstellte.
Ein Sprichwort sagt: wenn man den Teufel an die Wand malt,
so kommt er; Dabelow und Sctnnalz hatten das Schemen einer gehei-
men Verbindung denunciert, es dauerte aber nicht lange, bis unter der
Universitätsjugend, welche an dem Skandale den lebhaftesten Antheil
genommen hatte, die Verschwörung in leibhafter Gestalt auftrat. Un-
mittelbar nach dem Kriege bildete sich unter den Studenten zu Jena
eine Verbindung, um dem theilweise rohen und wüsten Leben auf der
Universität, das besonders durch die sogenannten Landsmannschaften ge-
fördert wurde, einen Damm entgegenzusetzen, Sittlichkeit und wissenschaft-
liches Streben zu fördern und so die Heranbildung eines tüchtigen deut-
schen Beamtenstandes, durch den hinwiederum das Volk gehoben werden
sollte, zu bewirken. Dieses Programm von sittlichen, wissenschaftlichen
und patriotischen Bestrebungen beweist augenscheinlich, daß die „Bur-
schenschaft" zu Jena aus dem Tugendbunde hervorging; sie gestaltete sich
den 18. Oktober 1817 bei dem Feste auf der Wartburg zu einer
„deutschen Burschenschaft", indem sich auf den meisten deutschen
Universitäten (die österreichischen ausgenommen) burschenschaftliche Ver-
bindungen bildeten, die unter einander einen fortwährenden Verkehr un-
terhielten. Schon auf dem Wartburgfeste fand eine politische Demon-
stration statt, indem einige Studenten 28 Bücher oder die Titel von
Büchern, die sie der deutschen Sache für feindselig hielten, Luthers Ver-
fahren gegen die Bannbulle und das canonische Recht nachahmend, in
das Festfeuer warfen (darunter war aber die deutsche Bundesakte nicht,
wie ausgestreut wurde). Ueberschwänglicher phantastischer Patriotismus,
wohl auch der Hochmuth, den die alles begreifenden und aburtheilenden
philosophischen Systeme von jeher erzeugt haben, traurige politische Zeit-
erscheinungen (die von Schmalz angeregten Verdächtigungen gewannen
immer mehr Umfang; im gleichen Jahre verbot eine deutsche Regierung
die Jahresfeier der Leipziger Schlacht; wurden noch Stücke deutschen Lan-
des als Entschädigungen zugeschnitten, so z. B. Birkenfeld; offenbarte
sich die Feindschaft gegen ständische Vertretung weniger durch eine gerade
Weigerung als durch Ertheilung vou Scheinverfassungen) gaben der
Burschenschaft mehr und mehr die Gestalt einer politischen Verbindung,
deren Bestreben gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichtet war.
Sie war jedoch von sehr untergeordneter Bedeutung, indem sie wohl
niemals auch nur 500 Mitglieder zählte, die zudem in den verschiedenen
Landsmannschaften ihre bittersten Gegner hatten; überdies war ja mit
Sicherheit zu erwarten, daß das reifere Alter und die Lebenserfahrung
die Ueberschwänglichkeit heilen werde, während zugleich die Gesetze hin-
reichten, um verbrecherische Absichten und Thaten zu verhindern und zu
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Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
446
Für wissenschaftliche Bildung ist durch mancherlei Schulen und
Collegien und durch die Universitäten zu Orford, Cambridge und London gesorgt.
Der Unterricht in untern Volksklassen ist noch sehr mangelhaft, doch wird durch
die mannigfaltigsten Tagsblätter für Gemcinsinn und Publicity gesorgt. Das
Volk nimmt großen Antheil an Sachen des Staats, wie denn der Engländer
überhaupt Nationalstolz, Selbstständigkeit, Unbiegsamkeit und Ernst in politi-
schen wie in religiösen Dingen besitzt. Was die Nation in Wissenschaften gelei-
stet hat, ist sehr bedeutend; ihre Literatur gehört zu den reichhaltigsten der alten
und neuen Zeit. Als geborne Engländer (denn manche sind Schotten und
Zrländer von Geburt) merken wir: Die Filosofen Baco und Locke, die
Geschichtschreiber Gibbon und Roscoe, die Dichter Shakespeare und
Mil ton. Die Gallerie berühmter Naturforscher und Entdecker ist groß.
2. Schottland.
Man unterscheidet gewöhnlich N i e d e r s ch v t t l a n d, wo die englische
Sprache herrschend wurde, vom Hochlande (Caledonien od. Galedon),
worin sich noch bis jezt die altgälische oder ersifche Sprache erhält. Doch läßt
sich auch nach 2 Vertiefungen abtheilen. Die erste ist zwischen den Baien des
Forth und Clyde, und die andre zwischen der Murraybai und dem
M u l l su n d e. Demnach hätte man ein Süd -, Mittel - und Nordwestland.
Das Niederland, im Ganzen ein Wechsel von Hügeln, Bergen, Thälern
und Ebenen, trägt seinen Namen nur im Gegensatz des höbern durchaus gebir-
gichten Hochlandes. Die Cheviots breiten sich hinein und hängen zusammen
mit den Leads od. Bleibergen, worin Höhen von 3000', und diese mit
den Pentlands, deren Abfall zum Firth (Busen) des Forth das malerische
Thal Edinburgs bildet. Am Clyde hin dachen sich die Leads zu Ebenen ab,
worin.glasgow. Hinter dem Canal wird es schnell wieder bergig, indem sich
die Berge des Hochlandes zwischen Flüssen abwärts fast in die Nähe der Ostküste
verzweigen und verflachen. Aufwärts nach Nw. geht das Niederland nun in
Hochland über. Grenzlinie etwa vom Busen des Clyde bis in die Grafschaft
Aberdeen. Hierin wird ein Hauptkamm erkennbar, Grampians genannt,
der hinter der genannten Linie mit Verästungen, Abgründen, Schluchten und
Seen fast parallel hinzieht. Aus den Grampians diesseit des Hauptkammes hebt
sich der Ben Lomond 3260' und Ben Lavers 4000', und jenseit der Ben
Nevis 4370. Der Nevis schaut seitwärts auf den See Linnhe, der ins west-
liche Meer und zwar zum Mullsunde abfließt. Nw. empfängt der See durch
einen Fluß das Gewässer andrer Seen, die durch geringe Wasserscheide vom
Flusse Ness getrennt sind, der in die Murraybai sich ergießt. Hinter dieser eng-
felsigen caledonischen Vertiefung thürmt sich rauhes schrecklich zerrissenes Berg-
land empor, mit hohen fast immer beschneiten Kuppen (denn die Schneclinie
ist nur 4000') und steilen Vorgebirgen od. Heads, z. B. das von Dungsby
jm No. Sie bestehen aus Gneis, Porfyr, rothem Granit und Urkalk, wor-
unter sich in Sutherland ein weißer dem Mischen ähnlicher Marznor findet.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Clyde Ben_Lomond Ben_Lavers Ben
Nevis Nevis
Extrahierte Ortsnamen: London Schottland Edinburgs Niederland Ness Sutherland
dem Seleucidenreiche, Macedonien und Griechenland. 441
heit Ln der hellenistischen Welt war so groß, daß schon bei gänzlichem
Mangel an Vertrauen auf die einheimischen Zustände der Gedanke,
daß von Nom die Entscheidung kommen müsse, geläufig geworden war.
Am stärksten war diese Ansicht ausgebildet in Griechenland, nicht bloß
Ln den Staaten, die sich, wie Athen, Rom zu Füßen gelegt hatten oder,
wie Aetolien, ihm zu Füßen gelegt worden waren, sondern auch in dem
achäischen Bunde. Ueberall gab es damals, wo keine monarchische
Verfassung war, eine römische und eine macedonische Partei. Im achäi-
schen Bunde gab es freilich auch noch eine dritte, welche nach keiner
von beiden Seiten hin einen Anschluß wollte. Doch die Verhältnisse waren
der Art, daß nur Wenige das Vertrauen haben konnten, der Bund
lasse sich zwischen den beiden immer deutlicher einander entgegentreten-
den Mächten gänzlich selbstständig erhalten. Spartaks Demüthigung
durch Philopömen gab Rom Gelegenheit zu gebieterischer Sprache. Der
herrschenden Staatskunst gemäß nahm es sich überall mit verstellter
Großmuth des Schwächeren an, um den Stärkeren erst zu schwächen,
dann zu vernichten. Schon 185 erschien eine Gesandtschaft im Pelo-
ponnes, um der Achäer Verfahren gegen Sparta zu untersuchen und die
Angelegenheit der durch die Achäer gestürzten altspartanischen Partei
blieb ein Gegenstand vielfacher Unterhandlungen. Der Strateg des
Jahres 185, Lykortas aus Megalopolis, wehrte entschieden den Römern
das Eingreifen in die griechischen Angelegenheiten und noch schien die
Zeit denselben nicht geeignet, ihr Wort mit Waffengewalt zu unter-
stützen. Die Aussicht auf römischen Schutz bewog im Jahre 183 in
Messenien eine oligarchische Partei zum Versuche des Abfalls von dem
Bunde. Philopömens Feldzug nach Messenien war unglücklich und
kostete den greisen Feldherrn, den man später den letzten Griechen ge-
nannt hat, Freiheit und Leben. Rach ihm nahm Lykortas, theils als
Strateg, theils ohne dieses Amt, die Stellung ein, die er gehabt. Wie
Aratus den Bund gegründet, Philopömen ihn gekräftigt, erhielt Lykor-
tas die Rolle, die letzten Versuche zu seiner Erhaltung zu machen. Ihm
gelang im Jahre 182 die Bezwingung des abtrünnigen Messeniens und
für Rom war es rathsam, vor ernstlichem Angriff auf Griechenland erst
die macedonische Macht zu brechen und den achäischen Bund durch För-
derung der inneren Zerrüttung zu einer leichteren Beute zu machen.
Unter solchen Umständen gelang es Perseus nicht, bei dem achäischen
Bunde Unterstützung gegen Rom zu finden. Ihm blieb außer der von
seinem Vater schon angeknüpften Verbindung mit nordischen Völkern
nur eine fernere mit einem Könige Gentius, der von Skodra aus einen
Theil Jllyriens beherrschte. Die Wirksamkeit dieser Bündnisse hing,
wie bei Barbaren gewöhnlich, von dem Gelde ab, das für die Unter-
stützung gezahlt werden sollte, und es scheint, daß Perseus zu sparsam
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