32
b. Die nemeischen Spiele, bei Nemea in Argolis dem
Zeus zu Ehren alle zwei Jahre gefeiert.
6. Die isth mischen bei Korinth alle zw ei Jahre zu Ehren
des Poseidon.
d. Die pythischen in alter Zeit von 8 zu 8, seit 586
alle 4 Jahre in Delphi zu Ehren des Apollon. Ursprünglich
auch musische, seit 586 ritterliche und gymnische Wettspiele.
Der Wechsel der Verfassnngsformen läßt sich am klarsten an
der Geschichte Athens erkennen, während Sparta wesentlich in
den einmal angenomnienen Formen beharrte. Beide Städte ge-
langen zu ihrer Bedeutung zunächst durch die politische Ei-
nigung (Centralisation) ihrer Landschaft, ein Fortschritt,
der in Athen am besten glückte. Aber auch anderwärts regt sich
in dieser Periode das mehr oder minder gelingende Streben,
durch Einigung der Landschaft unter einem Hauptort ein poli-
tisches Ganzes herzustellen, so in Argolis und Böotien.
Die griechischen Verfassnngsformen {nolivttai) wechseln mit
einer gewissen Gesetz- und Regelmäßigkeit, so daß man von einer
Periode des Königthums, der Adelsherrschaft, der Volksherrschaft
reden könnte. Doch finden sich diese Formen nicht blos nach-
einander, sondern auch nebeneinander in den verschiedenen
Staaten, im buntesten Wechsel in den Kolonien.
Schema der griechischen Verfassungen nach Aristoteles
1) Das althellenische heroische Königthum (s. oben
S. 22) ist auch im Anfang dieser ersten Periode die herrschende
Staatsform, mit kriegerischem Charakter, nur wenig beschränkt,
doch immerhin weit entfernt von orientalischer Despotie. Mit
dem Erbrecht mußte sich persönliche Tüchtigkeit, überlegene Helden-
kraft verbinden.
Iv. Aelteste Verfassungen.
(Pol. Iii, 4, 7)
Grundformen
Ausartungen {nuqty.ßdaeiß)
1. /uovuq/ja oder ßuoixtiu,
2. Uqunohqaxiu,
3. noxithu (Kòrjf.ioy.oaria)
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33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
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206
«
4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
a. Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand.
Das Drama. Die bucolische Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatilr.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere,
sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen
war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.
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— 19 —
Die tiefsten Einsenkungen des Gebirgskammes heißen Pässe.
Dieselben sind vor allem für den Verkehr in den Gebirgen von der
höchsten Bedeutung.
Ausgedehnte und oft recht langgestreckte Vertiefungen im Ge-
birge heißen Thäler. Verlaufen diese in der Hauptrichtung der
Bergketten, so nennt man sie Längsthaler; durchschneiden sie aber
quer das Gebirge, so heißen sie Querthäler. Letztere sind meistens
viel enger und kürzer und haben ein viel stärkeres Gefälle als die
Längsthäler; daher sind sie (die Querthäler) vorzugsweise der
Schauplatz der Stromschnellen und Wasserfälle.
Über die Verteilung von Hoch- und Tiefland ist im allgemeinen
zu sagen, daß die eine Hälfte der Gesamtoberfläche des Festlandes
dem Tieflande, die andere dem Hochlande angehört. Sonst wechseln
die verschiedenen Formen der vertikalen Gliederung anscheinend ganz
unregelmäßig miteinander ab. Doch kann man sagen, in der Alten
Welt herrsche entschieden das Hoch- und Gebirgsland, in der Neuen
aber das Tiefland vor. Bemerkenswert ist auch die Thatsache, daß
das Tiefland hauptsächlich um das Nördliche Eismeer sich ausdehnt,
während die größten Erhebungen (die höchsten Gebirge, die ausge-
dehutesten und höchsten Tafelländer) mehr in der Nähe des Äquators
zu finden sind.
Äas Klima — mag es bedeutet und wovon es abhängig ist.
Für das Gedeihen aller lebendigen Wesen auf der Erde (der
Menschen, Tiere und Pflanzen) ist der Wärme- und Feuchtigkeit-
zustand der Luft von der größten Bedeutung. Man nennt all die
Erscheinungen, welche mit der Wärme und Feuchtigkeit der Atmo-
sphäre zusammenhängen, Witterung oder Klima.
Das Klima einer Gegend äußert sich also vornehmlich im Wärme-
grade, im wechselnden Drucke und in den Strömungen der um-
gebenden Luft, sowie in den Niederschlägen (Tau, Regen, Reif,
Schnee :c.). Der wichtigste und maßgebende Faktor vom Klima
ist die Wärme; von ihr hängen die übrigen Verhältnisse und Er-
scheinungen der Witterung ab.
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188
4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wiesallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges- verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
ft« Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schönen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
cs das Schauspiel, welches zuerst Eingang bei ihm fand.
Das Drama. Die b u c o l i s ch e Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andronikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn, Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und erösinete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatur.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Companien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam dicere,
Bua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrarj malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben cnrnommen
war, nannte man fabulae logatae oder praetextatae.
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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und Griechenland bis auf Philopömen.
345
getreten, die Entwicklung der Beziehungen zu Griechenland ebenso den
Inhalt seiner Geschichte, wie in den Zeiten vor Alexander dem Großen.
Griechenland, durch Philipp und Alexander in Fesseln geschlagen, in den
Kümpfen der Diadochen auf das mannigfaltigste zerrissen, hier hart ge-
knechtet, dort zu Freiheitshoffnungen ermuthigt, ist belebt von dem Triebe,
sich durch Bildung neuer Vereinigungen zu stärken und zu verjüngen.
Die schon vor Philipp bemerkbare Neigung, durch Verbindung kleinerer
Staaten größere Ganze zu bilden, ist die Hauptkraft, welche die Ge-
schicke gestaltet. Das Bedürfniß eines Widerstandes gegen Macedonien
und das Verlangen nach Wiederkehr alter Selbstständigkeit mußte bei
der Schwäche, in welcher sich die einzelnen Staaten und Städte der
macedonischen Macht gegenüber befanden, auf diesen Weg führen. Die
strenge Abgeschlossenheit, welche in sorgsamer Bewahrung alt herge-
brachter Sitte und einheimischen Gesetzes zugleich die Gewähr für die
sittliche Kraft eines Staates bot, hatte seit den Zeiten des peloponnesi-
schen Krieges sich fortwährend gelöst und das Söldnerwesen, das einen
Theil der Bevölkerung durch die Welt trieb, vollendete die Aufhebung
der Schranken, durch welche sich benachbarte Städte in scharf ausge-
prägter Eigenthümlichkeit geschieden hatten. Es ist die Bildung der
Bundesstaaten für Griechenland ebenso das diesen Zeiten cigenthüm-
liche Merkmal, wie für die hellenistischen Länder die Bildung der Mo-
narchieen. Wie dort, so wird auch hier eine in natürlichen Verhältnissen
gegebene Grundlage verlassen und die Berechnung leitet den neuen
Bau. So wenig wie dort, wird hier die neue Form fähig, einen sitt-
lichen Geist zu bergen, der in dem Maße, in welchem Griechenland ihn
besitzen konnte, an dessen alte Staaten und ihre Verfassungen geknüpft
war. Wie unfruchtbar die Bildung der Bundesstaaten für eine Wie-
derherstellung griechischen Lebens ist, zeigt sich daran, daß den Stämmen,
von welchen sie ausgeht, keineswegs aus der Vorzeit her ein Schatz von
Ueberlieferungen zu Gebote steht, welcher die Bundesglieder wie um
ein großes Banner hätte sammeln können und daß in den Bundesstaaten
selbst über dem mit kleinlicher Eifersucht verfolgten Zweck der Gebiets-
erweiterung, worein sich noch selbstsüchtiges Streben Einzelner störend
mischte, der Zweck der Wiederherstellung Griechenlands vergessen wurde.
Unter solchen Umständen gewährt die letzte Zeit Griechenlands nicht bloß
keine anziehenden, sondern nicht einmal große Bilder. Auch über dem
Bedeutendsten was geschieht, waltet kein großer Geist und die Kleinlich-
keit der Zeit spiegelt sich in der Geschichtschreibung, die für Ketten von
Begebenheiten nur wenig Worte hat und über das Aufregendste gleich-
gültig und kalt berichtet. Es kann auch durch Berührung mit Kunst
und Wissenschaft kein höherer Aufschwung im staatlichen Leben bewirkt
werden, da beide in keiner Beziehung mehr mit demselben stehen und
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Extrahierte Personennamen: Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp
Arabien. 61
sanfte Überredung, nie aber durch Täuschung oder Gewaltmittel zu fördern bemüht war; er besaß ferner eine glänzende Rednergabe, in welcher sich nicht die verzehrende Glut der Schwärmerei, sondern das belebende Feuer der Überzeugung kund gab, einen Mut, der jeder Gefahr, eine Entschlossenheit, die jedem Hindernisse kühn entgegentrat, eine Festigkeit, die durch nichts erschüttert, eine Thätigkeit, die durch nichts ermüdet werden konnte. Überdies besaß er eine bewundernswerte Klugheit und Gewandheit im Umgange mit den Großen der Erde, welche er für seine Zwecke zu gewinnen und zu begeistern verstand, ohne ihnen jemals die Wahrheit zu verbergen oder seine Gesinnungen aufzuopfern oder gar ihren Schwächen nachzugeben. Dabei war er in seinem ganzen Wesen einfach, schlicht und wahr, kurz eine echte deutsche Natur uach Rede, That und Gesinnung. In seinen in lateinischer Sprache abgefaßten Briefen, welche er in den verschiedenen Verhältnissen seines Lebens an Könige, Bischöfe, Freunde und andere Personen schrieb, ist uns ein treuer Spiegel seines Charakters erhalten.
Yii. 9)1 uha m c d.
1. Arabien.
Bald nach der Völkerwanderung, durch welche Europa so sehr verändert worden war, begann auch in Asien eine gewaltige Umwandlung der Dinge. Ein bis dahin wenig bekanntes Volk trat wildstürmend auf, eroberte einen großen Teil Asiens, ganz Nordafrika und dringt von da aus sogar nach Spanien herüber. Das waren die Araber, auch Sarazenen und M anten genannt.
Die Halbinsel Arabien, viermal so groß als Deutschland, wird im Westen vom roten Meer, im Süden und Osten vom indischen Meer und dem persischen Meerbusen umgeben, im Norden durch Sandwüsten von Palästina und Syrien getrennt. Für Eroberer ist das Land stets unzugänglich gewesen, und selbst die Makedonier und Römer sind mir an seinem Rande hingezogen. Seiner Beschaffenheit nach scheint Arabien mehr dem benachbarten Afrika, als Asien anzugehören. In dem sogenannten wüsten Arabien giebt es viele große Sandwüsten. Setzt der Wind den Flugsand in Bewegung, dann gleicht die ganze Ebene einem wallenden Meer, und die zu kleinen Bergen angehäuften Sand-wellen überschütten oft ganze Karawanen. Hier weht der Samum, welcher mit giftigem Hauch alle ihm begegnenden Tiere und Menschen erstickt. Selten unterbrechen grüne Weideplätze,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Asiens Nordafrika Spanien Deutschland Palästina Syrien Afrika
Zerstörung Magdeburgs. 181
beraubte dagegen die Zerstörung derselben nicht nur den siegreichen Gegner eines festen Stützpunktes sür seine ferneren Thätigkeiten gegen deu Schwedenkönig, sondern sie verschaffte demselben auch den unberechenbaren Vorteil, den Protestanten Deutschlands an einem augenscheinlichen, grauenerregenden Beispiele die Notwendigkeit des gemeinsamen Vorgehens gegen die „Bedrücker der protestantischen Glaubensfreiheit" vor Augen halten und ihre Rache gegen diejenigen entflammen zu können, die über das nugückliche Magdeburg um feines Glaubens willen die Brandfackel der Vernichtung geschwungen haben sollten.
Wir kehren zu der furchtbaren Begebenheit felbst zurück. — Am dritten Tage ritt Tilly durch die rauchenden Trümmer und ließ unter Trommelschlag Quartier ausrufen (d. H. unentgeltliche Schonung des Lebens und der Freiheit). An der Thür der Domkirche trat ihm ein alter Geistlicher, der Domprediger Back, mit einer Menge Menschen, meist Frauen und Kindern, welche zwei Tage und Nächte ohne Nahrung zugebracht hatten, entgegen und bat um Pardon. Tilly ließ unter die Halbverhungerten Brod austeilen; dann besichtigte er die gefangenen Soldaten und schalt sie ans, daß sie sich nicht besser gewehrt und von der Stadt das Unglück nicht abgewendet hätten. In der That war der Untergang Magdeburgs auch für den Sieger, der auf einen Stützpunkt an der Elbe gerechnet hatte und statt dessen eine öde Brandstätte fand, ein harter Verlust. Mit Schmerz sah er seine früher gehegten Besorgnisse erfüllt und traf nun Anstalten, die Ordnung wiederherzustellen. Er ließ die Pappenheimscheu Regimenter , die bisher auf dem alten und neuen Markte gelegen waren, den Wall besetzen und gab strengen Befehl, daß keinem Einwohner mehr ein Leid zugefügt werden solle. Ob dies, wenn es früher geschehen, die Greuel, deren Andenken sich an feinen Namen knüpft, verhütet oder verkürzt haben würde, muß dahin gestellt bleiben; daß er an denselben Gefallen getragen, das Morden und Brennen befohlen habe, wird aber durch alle Umstände und durch Tilly's ganze' Sinnesart widerlegt. Es reicht hin, an den oben angeführten Brief zu erinnern. um die Überzeugung zu gewinnen, daß ein Feldherr, der an die Belagerten in solchem Tone geschrieben hatte, unmöglich zu feinen Soldaten gesagt haben kann, was nun auf feine Rechnung von Mund zu Munde durch die Jahrhunderte geht: „Mordet und brennet noch eine Stunde, dann will ich mich besinnen1)."
Dieses Märchen ist hauptsächlich durch Schillers nnhisto-ryche Darstellung des dreißigjährigen Krieges beim großen Publikum eingeführt worden; die früheren beiderseitigen Berichte wissen nichts
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Extrahierte Personennamen: Tilly Back Tilly Schillers
110 Frankreich. Die Julimonarchie. Thiers. Guizot.
unverletzt , in seiner Nähe aber ward der alte Marschall M o r-t i e r tödlich getroffen. Freilich wurden die offenen Ausstände dieser wilden Republikauer leicht gedämpft, aber tief im Grunde der französischen Gesellschaft glühte ein unheimliches Feuer fort, das einst mit jähem Hervorbrechen drohte.
So stand das neue Königtum auf einem unterhöhlten Boden; ein erstes Wahrzeichen von seiner Vergänglichkeit war es, als im Jahre 1842 der Thronfolger des Königs, der Herzog von Orleans, bei einer Ausfahrt vom Wagen geschleudert wurde und nach wenigen Stunden starb. Der Erbe der Krone wurde nun des Herzogs ältester Sohn, der Graf von Paris, damals vier Jahre alt.
Nach Außen hin beobachtete Louis Philivp eine strenge Friedenspolitik und neigte sich mehr und mehr den Grundsätzen der Kontinentalmächte zu, welche den revolutionären Geist ihrer Völker niederzuhalten bemüht waren; die Abneigung des eigenen Volkes wurde dadurch freilich nur noch gesteigert. Im Jahre 1840 drohte durch Frankreichs Sonderstellung in der Behandlung der orientalischen Frage eine kriegerische Verwickelung der europäischen Großmächte (s. S. 89). Damals war Thiers erster Minister, der Geschichtsschreiber und der Lobredner der uapoleouischeu Kaiserzeit und der Hauptvertreter der „natürlichen Grenzen Frankreichs," welche im Osten nach untilgbarer nationaler Anschauung der Rhein bildete. Als sich nun der abtrünnige Pascha M e h e m e d Ali von Ägypten gegen den Sultan erhob und ein unabhängiges Königreich zu gründen trachtete, glaubte der kriegslustige Minister die günstige Zeit gekommen, seine Nation durch Aussicht auf die Rheingrenze zu einem Eroberungskriege stacheln zu können. Auf seinen Betrieb ergriff Frankreich, das seit Napoleons Zug nach Ägypten die Augen auf dies Land gerichtet hielt, die Partei des Pascha's; die vier übrigen Großmächte dagegen sahen die Erhaltung der Türkei für notwendiger und schlossen sich zu der sogenannten Quadrupelallianz zusammen. Thiers schürte seine leichtbewegliche Nation — allein der friedfertige Louis Philipp lenkte ein und entließ den streitlustigen Minister.
Das neue Ministerium, in welchem der alte Marschall Soult den Vorsitz führte, der Minister des Auswärtigen, Guizot, aber die eigentliche Leitung hatte, war als das „Ministerium des Auslandes" beim Volke unbeliebt und fand besonders an dem talentvollen Thiers einen unermüdlichen Gegner, der an der Spitze der liberalen Opposition eine günstige Gelegenheit erhielt, feine großen Rednergaben zu entfalten. Allgemein nämlich
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Extrahierte Personennamen: Guizot Louis_Philivp Ali_von_Ägypten Napoleons Louis_Philipp Philipp Marschall_Soult Guizot
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreichs Frankreichs Rhein Frankreich