Gattungen und Qualitäten der Waren feststehen und bekannt sind.
Doch gibt es noch einzelne Messen von wirklicher Bedeutung für
den Großhandel, so die Fell- und Pelzmesse in Leipzig, wo der ge-
samte europäische Handel, selbst der Rußlands, austauscht. Ähnlich
bestehen noch Vieh- und Wollmürkte, aber auch solche für Hopsen,
Flachs usw., — in Lübbenau findet jährlich der Merrettigmarkt statt,
der bald ganz Deutschland versorgt. Die Märkte des Kleinverkehrs
sind hier in Form der Jahrmärkte zumeist im Absterben. Auf sie
haben sich vielfach die sog. Ausverkäufe der siebziger und achtziger
Jahre des 19. Jahrhunderts zurückgezogen, die häufig nur Ramsch-
ware bieten; das einzige, was dabei noch „etwas bringt", sind die Lust-
barkeiten. Die Rolle der Jahrmärkte haben für die größeren Städte
die Warenhäuser, für die mittleren und kleineren die Versand-
geschäfte übernommen, die allerdings nur noch selten eine besondere
Geschästsform, sondern.vielmehr einen Zweig und eine Abteilung in
einem größeren Unternehmen bilden. Von Bedeutung ist dagegen
der städtische Lebensmittelmarkt, der trotz der Sondergeschäfte für
Butter, Geflügel, Obst und Gemüse die Hauptversorgung der Städte
bildet. Verschiedene Waren stehen nicht immer sofort zur Verfügung,
sondern sind erst nach mehr oder minder kürzerer Zeit lieferbar.
Dann ist von einem Lieserungsgeschäft die Rede, d. h. es wird ein
bestimmter Termin festgesetzt, an dem eine Ware zu einem bestimmten
Preise geliefert werden muß. Dies setzt voraus, daß der Käufer
bezw. der Verkäufer den durch Zufuhr und Absatzmöglichkeit bezw.
Absatznotwendigkeit bedingten voraussichtlichen Preis erkennen kann,
um nicht zu Schaden zu kommen. Eine besondere Form des Liefe-
rungsgeschäftes ist die Spekulation. Trotz ihrer oft schweren
Schattenseiten, namentlich im Börsenwesen (vgl. § 50b), soll nicht
verkannt werden, daß sie für den Handel ein unentbehrliches Ele-
ment ist, daß ohne sie von dem für den Welthandel so dringend
notwendigen Wagemut nicht die Rede sein kann, daß sie sich so
wenig missen läßt, wie für den Dichter die Phantasie und den
wissenschaftlichen Forscher die Hypothese (vgl. 8 51b).
Die bisher geschilderten Betriebsarten gehören zumeist dem
Großhandel an. Den Gegensatz dazu bildet der Einzelhandel, der
im 19. Jahrhundert außerordentlich gewachsen ist, verhältnismäßig
weit mehr als der Großhandel. Bedingt wird dies durch das
Wachsen der Bevölkerung und der Bedürfnisse des einzelnen: eine
Südsruchthandlung oder ein Konfitürengeschäst, die von der großen
Menge besucht werden, wäre selbst vor einigen Jahrzehnten etwas
Unerhörtes gewesen. Dann ging der Verkauf von Landesprodukten
aus den Händen des Landwirtes, namentlich des Kleinbauern auf
den Händler über. Ebenso hat der Handwerker, der früher nur auf
Bestellung arbeitete, seinen Laden, ja er bezieht seine Artikel zumeist
aus Fabriken. Während die Einzelgeschäste früher mehr oder minder
getrennte Waren aufwiesen, die sich aus dem verwendeten Stoff
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Lübbenau Deutschland
321
[§51]
den Preis der Waren im eigenen Lande handeln würde und nicht
um den im Auslande dafür erzielten. Maßgebend ist darum allein
der Verbrauchswert, der sich durch den Verbrauch bez. die Ver-
arbeitung der Waren seitens des Konsumenten ergibt: ein Schiff,
so hat man als Beispiel angeführt, nimmt für 100000 Mk. billigen
Kattun, Glasperlen usw. nach Afrika und tauscht hierfür Elfenbein
usw. im Werte von einer Million ein. Bisher ist es aber der
Statistik nicht möglich gewesen, einen sichern Anhalt für die Berech-
nung des Handelswertes zu geben, da hier zahlreiche Dinge mit-
spielen, die sich zahlenmäßig schwer feststellen lassen und nur zu
sehr vorsichtigen Schlüssen berechtigen. Die höhere Einfuhr gegenüber
der Ausfuhr kann sich auch dadurch erklären, daß viele der eingeführten
Waren von Inländern mit ihren im Auslande stehenden Kapitalien
erworben sind, sie kann auch in verminderter Kaufkraft, Schulden-
rückzahlungen, Zinszahlungen usw. ihre Ursache haben. Ja die sog.
günstige Handelsbilanz ist sogar von der Freihandelsschule als etwas
Nachteiliges, die sog. ungünstige als etwas Vorteilhaftes erklärt
worden, da man sah, daß England die Waren in Indien durch
starke Silberausfuhr ankaufte, aber in andern Ländern mit Gewinn
abgab. Kurzum, aus der Handels-, als reiner Warenbilanz Schlüsse
auf den Stand des Handels zu ziehen, würde meist unrichtig sein, —
hier spielen zu viele oft schwer oder gar nicht erkennbare Tatsachen
mit. Jedenfalls weisen England und Deutschland eine höhere Ein-
fuhr als Ausfuhr auf und blühen trotzdem wirtschaftlich immer
mehr empor: „wenn eben ein Volk reich wird, so wachsen seine Be-
dürfnisse unverhältnismäßig stärker als seine Produktiouskraft und
es importiert fremde Waren in stetig wachsendem Maße und zwar
daher, wo es sie allein erhalten kann, nämlich von seinen Kon-
kurrenten!" llnb in der Tat ist unter den gegenwärtigen wirt-
schaftlichen Umständen die höhere Einfuhr und niedere Ausfuhr in
England und Deutschland ein Zeichen des Wohlstandes, — man
erzeugt eben hinreichend Werte, um davon andere Werte einkaufen
zu können. Ein sichereres Bild wäre dagegen von der Zahlungs-
bilanz zu erwarten. Jene umfaßt aber nicht bloß wie die Handels-
bilanz den Warenverkehr, sondern auch Kapitalsübertragungen und
die daraus folgenden Zinszahlungen, weiter die Realisierung von
Gewinnen aus Erwerbsgeschäften im Auslande (allgemeine Handels-
geschäfte, Verfrachtung, Bank- und Versicherungswesen usw.), und
endlich den Reiseverkehr. Doch auch die sichere Berechnung der
Zahlungsbilanz bereitet große Schwierigkeiten; erst, wenn die
näheren Umstünde, unter denen sie zustande kommt, genau auf-
gespürt und erwogen sind, gibt sie ein annähernd zuverlässiges Bild
von den Einnahmen eines Landes. Ebenso viel Hindernisse setzen
sich auch den Feststellungen entgegen, aus welchem Lande eine Ware
stammt und wohin sie geht. So verfrachtet z. B. der Niederrhein
vielfach über Antwerpen und Rotterdam, oder die Waren gehen zu-
Clausnitzer. Staats- und Volkswirtschaftslehre. 21
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika England Indien England Deutschland England Deutschland Rotterdam
73
[§ 1*3]
bestimmt. Entweder sind es Rohstoffe, zu denen auch die Produkte,
d. h. die Erzeugnisse der Landwirtschaft, gehören, oder Halbfabrikate,
die weiterer Berarbeitung harren, oder Fabrikate. Unter den
letzteren scheidet man Waren, die der Berzehrung dienen (Back- und
Fleischwaren, Getränke, Tabak), weiter kourante oder umlausende
Waren, die aus Lager gehalten werden können und überall gebraucht
werden (Bekleidung, Möbel, Geräte, — alles im weitesten Sinne,
Beleuchtung, Seise, Papier usw.) und endlich größere technische Kon-
struktionen, die je nach der Verwendung individualisiert und deshalb
zum größten Teile bestellt werden müssen (Bauten, Maschinen,
Eisenbahnmaterial, Instrumente usw.). Die Waren haben durch
ihre Güte oder Qualität bedingte Abstufungen. Eine wesentliche
Verschlechterung bedeutet die Fälschung, d. h. das Verleihen des
Scheins der Güte oder Echtheit. Dies geschieht durch minder-
wertige Rohstoffe oder oberflächliche Arbeit, so vor allem bei Lebens-
mitteln, Hausgerät, Galanterie- und Bijouteriewaren. Namentlich
bei den beiden letzteren wird die Nachfrage künstlich hervorgerufen
bez. gesteigert, obwohl für sie nur ein mäßiges Bedürfnis besteht.
Allerdings ist im Lause der letzten Jahre die Güte vieler Waren
zurückgegangen, ohne daß von einer volkswirtschaftlichen Schädigung
die Rede sein kann. So werden jetzt Kleiderstoffe vielfach in ge-
ringerer Qualität, dafür auch billiger als früher hergestellt, die aber
doch hinreichende Haltbarkeit ausweisen. Auch Möbel erfüllen voll-
kommen ihren Zweck, wenn sie dem Käufer ein Menschenalter lang
gedient haben, für den Enkel hier zu sorgen, verbieten meist die
Einkommensverhältnisse und — die Mode. Von den Waren dient
der überwiegende Teil als Nahrungs- und Genuß- und als Ge-
brauchswaren, nur ein kleiner Teil besteht in Luxuswaren. Allerdings
sind die Grenzen oft schwer zu ziehen, was Nahrungs- und Genuß-
mittel sind: Kakao, Wein, Obst, Gemüse können beides sein, selbst.
Austern und Sekt, die ohne Zweifel zu den Genußmitteln rechnen,
werden für den Kranken zur Nahrung. Ebenso verhält es sich mit
Gebrauchs- und Luxuswaren, — das eigene Fuhrwerk ist für den
Großkaufmann, für den Zeit Geld bedeutet, schwerlich ein Luxus
(§ 19 b)f und bei den Gegenständen der Kunst muß entschieden be-
tont werden, daß sie vielfach den Charakter von Gebrauchswaren
tragen, da sie der Pflege idealen Sinnes dienen, der für die Volks-
wirtschaft von größter Bedeutung ist. Es läßt sich auch schwer
trennen, welche Waren als unbedingt notwendig, welche als wünschens-
wert, welche als entbehrlich bezeichnet werden dürfen. Ein Teil der
Waren bleibt beliebig vermehrbar, nämlich die Landesprodukte.
Aber auch die meisten Bodenschätze sind vorläufig hierzu zu rechnen,
da sie meist noch, wie z. B. die Steinkohle, für Jahrtausende vor-
halten. Auch die Erzeugnisse der Industrie gehören hierher, ebenso
die literarischen und musikalischen Werke, sowie die Werke der ver-
vielfältigenden Künste (Holzschnitt, Steindruck, Stahl- und Kupfer-
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
270
[§45]
und Großbetrieb). Auch ist zu scheiden zwischen den gewöhnlichen,
für den unbedingten Bedarf erzeugenden Gewerben, und den für
den Überfluß arbeitenden Luxusgewerben. Letzteres pflegt sich meist
als Kunstgewerbe zu gestalten, obwohl auch die unbedingt notwendigen
Erzeugnisse sehr wohl ohne wesentliche Mehrkosten eine künstlerische
Gestaltung tragen können, nach neueren Forderungen auch tragen
sollen; denn der Handwerker muß, wie im Mittelalter, wieder zum
Künstler werden. Leider hat sich ein durchaus zu verwerfendes
Surrogat- und Jmitationsgewerbe gebildet, das für die Waren bei
ungefähr gleichem Aussehen geringwertigeres Material nimmt, ober-
flächlicher arbeitet und so minderwertige Ware liefert. Geschieht
dies zu einem entsprechend niedrigeren Preise, so wäre nichts Un-
moralisches darin zu finden, doch ist der Preis gegenüber dem wirk-
lichen Wert der Ware meist viel zu hoch. Zudem sucht man oft
durch unedles Material und einen unmäßigen, falschen Prunk ein
Kunstwerk vorzutäuschen.
Wenngleich die Gewerbetreibenden nicht selten unmittelbar an
den Konsumenten verkaufen, so hat sich doch in der Hauptsache eine
Arbeitsteilung zwischen Handel und Gewerbe vollzogen, da der Ver-
trieb der Waren eine derartige Fachkenntnis und Arbeitskraft ver-
langt, daß bei der Vereinigung der Betriebsleitung mit jenem, leicht
das eine von beiden Schaden nimmt. Bei Spezialsachen, wie z. B.
Maschinen, Chemikalien, sowie im Verkehr der Großbetriebe unter-
einander wird gewöhnlich direkter Absatz an den Verbrauchenden
erfolgen. In der Hauptsache wird der Gewerbetreibende an den
Händler liefern, der für den weiteren Absatz sorgt. Doch übernehmen
dies oft Handwerker, die eigene Ware anfertigen, das meiste aber
aus Spezialsabriken beziehen (vgl. § 47 b).
Das Gewerbe hat die große Bedeutung, die Gegenstände der
llrproduktion, die sonst eine geringe oder gar keine volkswirtschaft-
liche Bedeutung hätten, zur rechten Verwendung zu bringen. Dies
bezieht sich nicht bloß auf die Mineralien, die ohne Industrie mit
geringen Ausnahmen wertlos wären, sondern auch auf vegetabilische
und animalische Stoffe. Wolle und Baumwolle erhalten ihren Wert erst
durch Verarbeitung, Roggen und Weizen sowie Zuckerrüben bekommen
erst durch Zermahlen und Backen, bez. Raffinieren, Gerste dagegen
und Kartoffeln, Wein, Zuckerrohr und Reis durch die Gärungs-
industrien einen besonderen erhöhten Wert; mit Hilfe der Konserven-
und Dörrfabriken bleiben Fleisch, Gemüse und Obst aus Jahre ver-
brauchsfähig. Daher vermögen selbst Gegenden üppigster Fruchtbar-
keit niemals mit Industrieländern zu wetteifern, ganz wie in den
letzten Jahrzehnten der Reichtum bei den Gewerbe- und Handel-
treibenden gegenüber dem der Grundbesitzenden (sofern sie allein aus
dem Boden Gewinn ziehen), überwiegt. Die Erzeugnisse der Ur-
produktion haben von Getreide, Holz und Kohle, sowie den durch
alle Welt gehenden Genußmitteln und Luxusgegenständen (z. B
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
436
Afrika — Aegypten.
Zugleich ist er Oberkaufmann, so daß alle Produkte in seine Magazine müssen,
woraus er sie um willkührliche Preise an die Verkäufer abläßt. Alle Webstühle
in Flachs und Wolle sind sein, wozu er den rohen Stoff liefert und die Arbeiter
bezahlt. Das Fabrikat müssen ihm die Handelsleute abnehmen, denen er so-
wohl den Preis des Kaufs als Verkaufs bestimmt. Eben so willkührlich be-
steuert er das Volk." — Andre dagegen urtheilen günstiger. Ihnen zufolge soll
das Monopol, das der Pascha übt, grade für Aegypten eine Quelle des Wohl-
standes sein, da es keinen Abnehmer der Landesprodukte gebe, der so sicher und
gut bezahle als er. Das Gerücht von dein Elend und der Armuth der Fellahs
sei ungegründet. Die Lebensbedürfnisse, Brot, Butter, Eier, Geflügel, Früchte
seien im Ueberfluß vorhanden und wohlfeil, die Menschen froh und zufrieden bei
Gesang und Tanz, und Sicherheit herrsche auf allen Landstraßen. Was der
Pascha für den erweiterten Anbau von Oliven, Zuckerrohr, Indigo, und vor
allen der Baumwolle gethan, die im vorigen Jahrhundert kaum für die Fellahs
zur Deckung der Blöße ausgereicht, jetzt aber sogar in großer Masse ins Ausland
gehe, sowie seine Bemühungen für Einführung europäischer Bildung, und für
Herstellung einer Seemacht, das habe den Mehemed Ali in die Reihe der vor-
züglichsten Herrscher gestellt; wenigstens könne man ihm das Lob unermüdeter
Thätigkeit nicht versagen. Die Aufhebung und Vernichtung der anarchischen
Mameluckengarde, die unter seinen Vorgängern keine geregelte Regierung zuließ,
sei schon allein eine große Wohlthat für Aegypten, und daß er das Reisen euro-
päischer Forscher nach Nubien, und weiter aufwärts, aufs bereitwilligste unter-
stützt habe, müsse ihm von allen Freunden der Wissenschaft verdankt werden.
Dies mag ganz richtig sein; dabei ist und bleibt aber Aegypten ein des-
potisch regierter Staat, und wie in allen Despotieen des Orients, so hängt auch
dort von den persönlichen Eigenschaften des Herrschers Sicherheit, Wohlstand,
Bildung, ja das Leben der Bewohner ab. Ein unglücklicher Thronwechsel kann
wieder umstürzen, was eben der Geist eines vorzüglichen Fürsten gebaut hat.
Wo der Grund und Boden als Eigenthum eines Einzigen betrachtet wird, wo
die Rechtsprechung nicht unabhängig ist von der Willkühr des Herrschers, wo der
Unterthan nicht eben so gut Rechte wie Pflichten hat, und wo die Regierung
nicht durch die Formen der Verfassung genöthigt ist, diese Rechte unangetastet zu
lassen, da ist kein Volksglück dauerhaft.
Aegypten besteht jetzt aus 5 Provinzen oder Mudirliks, die wieder in
Mamurliks zerfallen, und jeder Mamur hat Nazirs oder Beamte kleinerer Kreise
unter sich. Die ältere Eintheilnng war: Ober- und Mittel-Aegypten, oder das
Thal, und Unterägypteu oder das Delta.
1) Das Thal, nur 3 bis 4 Stunden breit, zwischen den sogenannt arabi-
schen Bergen (Dschebl Mokattam) und den libyschen. Beide sind niedrig und
öde, in Oberägypten ans Sandstein, unterhalb Theben aus Kalkstein bestehend.
In beide öffnen sich öde Seitenthäler und Schluchten; durch eins dieser Thäler
geht der Weg von Kenneh nach Kossei r am rothen Meere. Die Menge blühen-
der Städte, die es sonst besaß, hat es nicht mehr; die jetzigen sind unbedeutend,
etwa mit Ausnahme von Siut (18000 E.) Girgeh und Kenneh. Wichtiger
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Mehemed_Ali Nubien Mamurliks