^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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16 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gleiche Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste,
Selbstmorde und Unzucht werden nicht gehindert, und nur gegen den
Gebrauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst
verbrennen, ist die britische Negierung eingeschritten. Sie unterstützt die
Missionen, welche von den vielnamigen protestantischen Parteien mit einem
erstaunlichen Auswande von Geldmitteln betrieben werden, aber einen
sehr geringen Erfolg haben, mehr indem sie dieselben gewähren läßt, als
durch Geldopfer und keineswegs durch Beschränkung der Thätigkeit der Bra-
minen, Fakire und der mohammedanischen Eiferer. Daneben verarmt das
an edlen Metallen und Naturerzeugnissen so reiche Indien mit jedem
Jahre zusehends, weil die wohlfeilen Arbeiten der englischen Fabriken das
Gewerbe des Hindu, welches er ohne Hilfe von Maschinen, allein oder nur
mit seiner Familie betreibt, zu Grunde richten, so daß die edlen Metalle
für englische Fabrikate massenhaft an die Themse wandern, ohne daß durch
den Verkauf der Naturerzeugnisse Indiens das Gleichgewicht hergestellt
würde. Das braminische Volk ist keine Nation mehr, es besteht nock-
unter den Nationen unserer Tage wie unter den Bauwerken eine Ruine,
aus welcher die Wissenschaft eine Kunde über alte Zeiten zu gewinnen
bemüht ist. Die im Volksmunde erloschene Sprache, in welcher die
heiligen Bücher der Braminen geschrieben sind, das Sanskrit, beschäftigt
vorzugsweise die Sprachforschung, und der Fleiß und Scharfsinn deutscher
Gelehrten hat hierin das Ausgezeichnetste geleistet. Das Sanskrit über-
trifft an Wohlklang und innerer Entwicklung alle anderen Sprachen,
und ist also für sich allein schon ein vollgiltiger Beweis, auf welch' hoher
Stufe geistiger Ausbildung das Volk der Hindu vor seiner geschichtlichen
Zeit stand. Das Sanskrit zeigt sich mit den edelsten Sprachen in-
nig verwandt, z B. mit der altpersischen, griechischen, lateinischen und
unserer deutschen. Als Töchter einer gemeinschaftlichen Mutter bilden
sie den sogenannten indogermanischen Sprachstamm, und beweisen uns,
daß auch diese Völkersamilien einem und demselben Urstamme entsprossen
sind. Alle diese Sprachen benennen nicht bloß Theile des Körpers, son-
dern auch den Acker, gezähmte Thiere, die Geschäfte des Ackerbaues
und der Viehzucht ganz ähnlich, oder die Benennungen sind, wenn auch
verschieden, doch aus einer gemeinschaftlichen Wurzel genommen; außer
den Zahlen sind auch eine Menge Abstrakten gemeinschaftlich in der Form
von Verben, Substantiven und Adjektiven. Daher dürfen wir mit der
größten Sicherheit schließen, daß der Stamm, von welchem diese ver-
schiedenen Völkerzweige ausgingen und die gemeinschaftliche Ursprache
in verschiedener Weise ausbildeten, schon eine hohe Stufe der Kultur
erstiegen hatte, denn bei wilden Volksstämmen finden wir nimmermehr
eine solche Sprache. Für diese uralte Bildung spricht auch der Ackerbau
der Hindu, ihre Gartenkunst, und besonders die Geschicklichkeit, mit welcher
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Die Begründung des spartanischen Staates.
23
stählen, daß die griechischen Ansiedler es im Gegensatze zu der damals noch ärmeren Heimat mit berechtigtem Stolze Großgriechenland nannten. Die größte Bedeutung erlangte hier Tarent, eine Tochterstadt Spartas, die selbst den mächtigen Römern zu trotzen wagte. Auch an der Nordküste Afrikas ließen sich griechische Kolonisten nieder. Sie verbreiteten selbst in dem fernen Ägypten, das Jahrtausende für Fremde unzugänglich war, griechische Sprache, Gesittung und Bildung.
Der Wohlstand, den der Handel und Gewerbefleiß in den Städten erzeugte, führte zu behaglichem Lebensgenüsse und höherer Bildung. Kunst, Kunstgewerbe und Wissenschaften fanden bereitwillige Schützer und eifrige Pfleger. Eine Reihe von hochgebildeten, lebenskundigen Männern ziert besonders das 7. und 6. Jahrhundert, weshalb man diesen Zeitraum wohl das Zeitalter der sieben Weisen (S. 31) genannt hat.
3. Die Begründung des spartanischen Staates.
Zur Landeskunde. Die Landschaft Lakonien wird von Nordwest nach Süd oft vom Enrotas durchflossen. Zu beiden Seiten des muldenförmigen Tales ziehen wald- und wildreiche Gebirge nach dem südlichen Meere; sie enbigen in weit hinausragenden Borgebirgen, die bei stürmischem Weiter den Schiffen häufig zum Verderben wurden. Das erzhaltige Taygetusgebirge (auf der westlichen Seite des Flusses) lieferte den Bewohnern das notwendige Eisen zur Herstellung ihrer Waffen. An den grasbebedien Hängen fanden Rinder, Schafe und Ziegen reichliche Nahrung. Die Ebene war dem Ackerbau besonders günstig. — Die
Gebirge schützten Lakonien gegen feindliche Angriffe; anderseits behinderten die
hohen Gebirgsmauern aber auch den Verkehr mit der Außenwelt. Die Küste war zur Entwicklung der Schiffahrt wenig geeignet; Strandseen und Sümpfe
bedeckten das Gestade und erschwerten den Zugang zur See. So gewährte das
Meer dem Lande mehr Schutz als günstige Häfen. Die Hauptstadt Sparta lag weil von der Küste entfernt am Eurolas. Der Natur ihres Landes und der Beschäftigung entsprechend waren die Spartaner ruhig und fest am Allen hangend (konservativ).
a) Die Zeit vor Lykurg. Als die Dorier in Lakonien einbrachen, unterlagen ihnen die eingesessenen Achäer in offener Feldschlacht; aber die Geschlagenen zogen sich hinter die Mauern ihrer Burgen und Städte zurück und leisteten dort zähen Widerstand. Die fremden Krieger mußten deshalb feste Lager anlegen, von wo sie den Gegner beständig beobachteten und möglichst viel schädigten, bis dann ein plötzlicher Angriff der Dorier oder die Erschöpfung der Belagerten schließlich die Übergabe herbeiführte. Aus einem solchen Kriegslager erwuchs die Hauptstadt des neuen spartanischen Staates: das mauerlose Sparta.
An der Spitze standen zwei Könige, die oberste Priester, Richter und Heerführer waren. Die Bevölkerung zerfiel in drei Klaffen:
1. Die Spartialen. So nannten sich die eingewanderten Dorier, die in der Hauptstadt und der umliegenden Eurotasebene ihre Wohnsitze
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Perikles und das athenische Volk.
49
unterhalt zu gewinnen. Die mächtig sich entwickelnde Kriegs- und Handelsflotte gab Tausenden lohnende Arbeit und erforderte die Einfuhr von Bauholz, Hanf, Eisen, Teer, Pech und Segeltuch. Während Attika selbst Öl und Honig an das Ausland verkaufte, mußte es eine Menge Getreide und sonstige Lebensmittel aus der Fremde beziehen (vgl. S. 2). Unter den verschiedenen Zweigen des Gewerbefleißes blühte besonders das Töpfergewerbe. Aber auch Waffen und Gewebe kamen von Athen aus in den Handel. Endlich wurde die Stadt durch ihre günstige Lage ein Stapel- und Umsatzplatz für die Waren und Erzeugnisse sämtlicher Mittelmeerländer.
4. Perikles und das athenische Volk.
Wie Themistokles, so war auch Perikles ein rechter Volksfreund und ein Förderer der Demokratie. Durch ein Gesetz wurde dem Areopag (S. 30) das Recht des Einspruchs gegen die Beschlüsse der Volksversammlung entzogen. Um den ärmeren Klassen die Teilnahme an der Rechtspflege zu erleichtern, führte Perikles die Besoldung der Geschworenen ein. Eine Entschäbigung für den Besuch der Volksversammlung blieb einer späteren Zeit vorbehalten.
Perikles selbst ließ sich stets von neuem das wichtige Amt eines Felb Herrn übertragen, wobnrch er auch Anteil an der Verwaltung der Staatskasse erhielt. Aus die Volksversammlung übte er durch das Gewicht seiner Persönlichkeit bestimmenben Einfluß aus. Er wußte die lebhaften, wankelmütigen Massen durch feine überlegene Einsicht zu lenken und durch seine Berebsamkeit mit sich fortzureißen. Seine ungewöhnliche Rebegabe verschaffte ihm in der Komödie den Beinamen „der Olympier". Niemals schmeichelte er der Menge, und boch brachte sie ihm unbegrenztes Vertrauen entgegen. Ein zeitgenössischer Geschichtschreiber bezeichnet die Stellung des Perikles zum athenischen Volke mit den Worten: „Nicht ließ er sich vom Volke leiten, fonbern er selbst leitete es . . . und es bestanb dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit aber die Herrschaft des ersten Bürgers."
Dritter Zeitraum.
Vom Ausbruch des Peloponnesischen Krieges bis zur Schlacht bei Chärouea: Die Zeit der staatlichen Zersplitterung.
(431-338.)
Erster Abschnitt.
431
Der Peloponnesische Krieg. m«
404
Der große Entfcheibungskampf zwischen Athen und Sparta, den Perikles voraussah, brach im Jahre 431 los. Es war ein Kamps zwischen Ioniern und Doriern, zwischen Seemacht und Landmacht.
Mertens, Hilssbuch s.d. Unterricht in der alten Geschichte. Ausg. L. 4
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— 203 —
stone und der Nordamerikaner Morse an. Seit 1843 wurden fast zahllose Telegraphenlinien angelegt, selbst auf dem Grunde der Meere, und Städte wie London, Paris rc. korrespondieren täglich mit Alexandrien, Algier, Bombay, selbst mit New Jork und andern amerikanischen Plätzen, denn seit 1866 sind vier von einer wasserdichten Umhüllung geschützte Drähte ans dem Grunde des Atlantischen Oceans nach Amerika gelegt worden. Neben dem Telegraphen gewinnt das Telephon (der Fernsprecher) eine immer größere Bedeutung im öffentlichen wie im privaten Leben. Deutlich und vernehmbar überträgt der elektrische Draht die menschliche Stimme nicht nur auf kurze Entfernungen, sondern meilenweit. Sind doch bereits die Städte des niederrheinischen Jndustriebezirks (Köln, Düsseldorf, Gladbach rc.), ferner Brüssel und Paris telephonisch miteinander verbunden. Eine weitere Vervollkommnung dieser wichtigen Erfindung, welche wir dem Elementarlehrer Reis in Frankfurt a. M. verdanken (erste Versuche 1860), stellt der Phonograph dar. Er bewahrt das gesprochene Wort gewissermaßen eine Zeitlang auf und giebt es dann noch weiter. Die neuesten, von Edison mit demselben unternommenen Versuche berechtigen zu weitgehenden Hoffnungen.
Möchte die Menschheit auch in Religiosität und guten Sitten so große Fortschritte machen wie in den Wissenschaften, Künsten und Gewerben!
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Extrahierte Personennamen: New_Jork Edison
Extrahierte Ortsnamen: London Paris Algier Bombay Amerika Düsseldorf Gladbach Paris Frankfurt_a._M.
Die Kultur am Ende des 19. Jahrhunderts.
717
so erschliet die Wissenschaft verborgene Geheimnisse der Natur, lt wunder-bares Leben erschauen, wo Tod schien, zeigt dem ahnungslosen Leben den im Kleinsten lauernden Tod, sucht und entdeckt Mittel wider gefahrliche Krfte und lt das staunende Auge selbst durch feste Krper schauen. Bewundernd betrachtet der Geschichtschreiber das Geschehene und mu sich damit bescheiden, den Wibegierigen auf die Jahrbcher der Naturwissenschaften" zu verweisen. Fortgerissen von dem rastlos kreisenden Schwungrad der Zeit, lt der Mensch kaum noch den Blick ruhen und ausruhen auf dem Vergangenen, so lebhaft bewegt und erregt ihn das Jetzt, und weniger beschftigt er sich mit der Frage Was war?" als mit der Frage Was wird?" Es ist nicht mehr ein undurchdringlicher Nebel, der ihm den Blick in die Zukunft verhllt, fon-dern gleichsam der blendende Lichtschimmer der Elektricitt, welchen das Auge zu ertragen nicht im stnde ist. In der ganzen Welt herrscht eine elektrische Spannung; bald da, bald dort zuckt unheimliches Wetterleuchten und scheint gefhrliche Gewitter anzudrohen, um so gefhrlicher, weil internationale Strmungen obwalten. Die Staaten beargwhnen einander und halten gewappnet gegeneinander Wacht. In gleicher Weise stehen trotz alles Wechsel-fettigen Verkehrs sich schroff gegenber die Weltkrfte Kapital und Arbeit, Industrie, Handel und Landwirtschaft. Wie Seuchen durchziehen internationale Krankheiten die Kulturstaaten: krankhaste Hast nach leichtem Gewinn, ver-derbliche Genusucht und bertriebener Sport, ungesunde Frhreife und rasche bersttigung. Die Bildung ist allgemeiner geworden, aber vielfach auch ober-flchlicher als sonst und hat schdliche berhebung erzeugt. Die Wahrheiten des Glaubens, die Grundstze der Zucht und Sittlichkeit begegnen kalter Gleich-gltigkeit, mitleidiger Geringschtzung, boshaftem Hasse. Vergeblich sucht reli-gises Gefhl auerhalb der beengenden Schranken der kirchlichen Lehre Be-friedigung und Heil" in Schwrmerei, in theofophifchem Grbeln und Religionsmengerei. Neben eitler religiser Alchimie macht sich das moderne Heidentum breit, schlgt fr unheilbaren Aberglauben Pfiffige Charlatanerie ihre Dunkelkammern auf. An der bestehenden Gesellschaftsordnung nagt emsig das revolutionre Musepaar" Socialismus und Anarchismus. Schwerer als je ist die Aufgabe der Staatslenker geworden, richtigen Kurs zu halten, sicher zu steuern; doppelt heilig die Pflicht der erhaltenden Elemente, zusammen-zustehen und zusammenzuwirken. Die Civilisation mag noch so hoch steigen, alle Staatsklugheit kann die finstern Mchte nicht bannen, wenn sie nicht das ewig gleiche Licht des christlichen Geistes ihnen entgegenhlt. Darum gilt eine Losung, die der deutsche Kaiser zur Erhaltung des Weltfriedens ausgegeben hat: Völker Europas, wahret euch eure heiligsten Gter!"
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und der schwedisch-polnische Krieg.
737
gungen, welche den Schutz ihrer eigenen Verfassung bildeten, ergaben.
Uneinig und zerrissen, wie immer, kam der polnische Reichstag nicht zu
Maßregeln der Vertheidigung, als der dritte Feind hereinbrach. Der
schwedisch-polnische Krieg erregte, da er als die Fortsetzung der früheren
schwedischen Unternehmungen erkannt wurde und eine durchgreifende
Veränderung der Besitzverhältnisse voraussehen ließ, in ganz Europa
große Aufmerksamkeit. Der Kaiser mußte vor neuen Fortschritten
schwedischer Waffen, zumal wenn sie das zwischen ihm und den Schwe-
den gelegene polnische Reich Umstürzen sollten, Ln höchster Besorgniß
sein. Dänemark, dessen Besitz schon durch Schweden geschmälert wor-
den war, konnte nur mit Angst das weitere Wachsen des gefährlichen
Nachbars sehen. Die Niederlande hatten von der Bildung einer aus-
schließlichen schwedischen Herrschaft über das baltische Meer den Ver-
lust ihres Handels auf demselben zu befürchten. Frankreich mußte den
Gang der Ereignisse wachsam im Auge behalten, weil es nicht zu-
geben durfte, daß Schweden mächtig genug würde, dem französischen
Einfluß in Deutschland die Spitze zu bieten. In der schwierigsten
Lage befand sich aber zwischen den beiden streitenden Theilen der Kur-
fürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Sein Herzogthum Preußen
war ein polnisches Lehen und bildete den nächsten Gegenstand der
schwedischen Eroöerungslust. Selbst seine im Reiche gelegenen Länder
waren, da durch sie der Weg der Schweden gehen mußte, gefähr-
det, und von dem Reiche war kein Schutz zu erwarten. Es blieb
daher für ihn nichts übrig, als die Absichten der streitenden, sowie der
übrigen europäischen Mächte, zu erforschen, durch kluge Unterhandlungen
den Ausbruch des Krieges zu verzögern, und wenn er nicht mehr zu
verzögern war, eine Mittelmacht zwischen den Parteien zu bilden, daß
er sich von beiden möglichst unabhängig erhalten könnte. So durch
die Verhältnisse auf die gewundenen Wege der mit überlegenen und
zweideutigen Nachbarn handelnden Staatskunst geführt, bewährte er auf
denselben eine Meisterschaft, durch die er nicht nur unversehrt, sondern
mit erhöhter Macht aus dem Kampfe hervorging. Indem er sich nach
Umständen auf die eine und die andere Seite stellte, keinen der beiden
Gegner bis zur Vernichtung des andern unterstützte, blieb er für beide
wichtig und konnte für seine Hülfe jedesmal eine Steigerung seiner
Macht als Preis bedingen. Er mußte mit der mißtrauischsten Wach-
samkeit die Schritte der Andern beobachten und selbst immer gefaßt sein,
das Mißtrauen, das er nothwendig erregte, wieder zu entwaffnen, dabei
stets Streitkräfte zu seiner Verfügung haben, durch welche der Feind
gehindert wurde, ihn mit Gewalt aus seiner zweideutigen Stellung zu
verdrängen. Der Krieg begann im Jahre 1655 und hatte schon im
ersten Jahre den Erfolg, daß Karl Gustav Herr der Länder bis an den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Europa Schweden Frankreich Schweden Deutschland
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 755
eine ungehemmte Thätigkeit der Kirche als ein Hlnderniß bei Ausbildung
einer über alle Verhältnisse sich erstreckenden Fürstengewalt ansah. In-
dem aber die Fürstengewalt in Frankreich durch die Mittel, mit denen
sie sich befestigte, und den Gebrauch, der von ihnen gemacht wurde, die
Neigung zu einer Gegenwirkung weckte, schwächte sie zugleich diejenige
Macht, welcher die Bewahrung der sittlichen Ordnungen und daher auch
der Grundlagen des staatlichen Lebens anvertraut ist. So viel Neues
die Staatsweisheit ersann, vergaß sie doch, daß die staatliche Ordnung
Europas sich auf kirchlichem Grunde aufgebaut hatte und daß nur auf
diesem Grunde ihr Bestehen gesichert war. So bereitete sich nach der
Umwälzung, welche mit der Kirchentrennung den Besitzstand der Kirche
getroffen hatte, eine Umwälzung der staatlichen Verhältnisse vor, zu
welcher das Frankreich Ludwigs Xiv. und der von ihm aus über Eu-
ropa verbreitete Geist die nähere Ursache war, während die entferntere
in jener kirchlichen Umwälzung liegt, die den Anfang dazu machte, die
Kirche in ihrem lange an den Völkern geübten Erzieheramte zu be-
schränken und dem Geiste persönlichen Beliebens und Dafürhaltens eine
früher nicht gekannte Berechtigung zu gewähren.
2. Ludwig Xiv. hatte zwar wenig Bildung genossen, besaß aber
natürliche Anlage genug, um nach Mazarins Tode die Zügel der Ne-
gierung selbst zu ergreifen. Er war eifersüchtig darauf, selbst zu regie-
ren. Daher trat nicht wieder ein Mann unter ihm so sehr an die
Spitze der Geschäfte, daß die Fäden der gesummten Staatsverwaltung
in dessen Hand zusammengelaufen wären. Nur die einzelnen Arten der
Geschäfte wurden von Ministern geleitet, während der König von Allem
Einsicht nahm. Dadurch ward das ganze Geschäft der Staatsverwaltung
zu einem regelmäßig gegliederten Fachwerke, das immer geeignet sein
mußte, von dem Könige überschaut zu werden. Daher bildeten sich für
die Behandlung aller der einzelnen Geschäfte bestimmte Regeln aus, die
jene Uebersicht erleichterten und die Wirksamkeit der Anordnungen sicher-
ten und beschleunigten. Diese Einrichtung des Staatswesens brachte es
mit sich, daß die Person des Königs mit Förmlichkeiten umgeben wurde,
welche den Abstand zwischen dem Gebieter und den höchst gestellten Die-
nern noch zu groß erscheinen ließen, als daß der Gedanke an die Möglich-
keit einer Abweichung von dem Befehle hätte anfkommen können. Hatte
man einmal auf diesem Wege dem königlichen Befehle ungesäumten
Gehorsam zu schaffen begonnen, so war der glückliche Erfolg in jedem
vorhergehenden Falle wieder ein Mittel, auch in den nachfolgenden Ge-
horsam zu erzielen. Die strenge Ahndung in einzelnen Fällen des Wi-
derstandes fügte für die Folge den Beweggründen des Gehorsams auch
die Furcht hinzu. Der Versuch, eine selbstständige Stellung zu be-
haupten, führte den Sturz dessen herbei, der ihn machte. So ward
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Frankreich_Ludwigs_Xiv
324
Ii. Lehrende Prosa: Poetik und Ästhetik.
als es jene notwendig erfordert hätte, wenn nicht die Verbindung des
Chors dazu gekommen wäre. Da nämlich ihre Handlungen eine Menge
Volkes zum Zeugen haben mußten und diese Menge immer die nämliche
blieb, welche sich weder weiter von ihren Wohnungen entfernen, noch
länger aus denselben wegbleiben konnte, als man gewöhnlichermaßen der
bloßen Neugierde wegen zu thun pflegt, so konnten sie fast nicht anders,
als den Ort auf einen und ebendenselben individuellen Platz und die Zeit
auf einen und ebendenselben Tag einschränken. Dieser Einschränkung
unterwarfen sie sich denn auch bona fide; aber mit einer Biegsamkeit,
mit einem Verstände, daß sie unter neun Malen siebenmal weit mehr
dabei gewannen als verloren. Denn sie ließen sich diesen Zwang einen
Anlaß sein, die Handlung selbst so zu simplifizieren, alles Überflüssige
so sorgfältig von ihr abzusondern, daß sie, ans ihre wesentlichsten Bestand-
teile gebracht, nichts als ein Ideal von dieser Handlung ward, welches
sich gerade in derjenigen Form am glücklichsten ausbildete, die den wenig-
sten Zusatz von Umständen der Zeit und des Ortes verlangte.
Die Franzosen hingegen, die an der wahren Einheit der Handlung
keinen Geschmack fanden, die durch die wilden Intriguen der spanischen
Stücke schon verwöhnt waren, ehe sie die griechische Simplicität kennen
lernten, betrachteten die Einheit der Zeit und des Ortes nicht als Folgen
jener Einheit, sondern als für sich zur Vorstellung einer Handlung un-
umgängliche Erfordernisse, welche sie auch ihren reicheren und verwickel-
teren Handlungen in eben der Strenge anpassen müßten, als es nur immer
der Gebrauch des Chors erfordern könnte, dem sie doch gänzlich entsagt
hatten. Da sie aber fanden, wie schwer, ja wie unmöglich öfters dieses
sei, so trafen sie mit den tyrannischen Regeln, welchen sie ihren völligen
Gehorsam aufzukündigen nicht Mut genug hatten, ein Abkommen. Anstatt
eines einzigen Ortes führten sie einen unbestimmten Ort ein, unter dem
man sich bald den, bald jenen einbilden könne; genug, wenn diese Orte
zusammen nur nicht gar zu weit auseinander lägen und keiner eine be-
sondere Verzierung bedürfe, sondern die nämliche Verzierung ungefähr dem
einen so gut als dem andern zukommen könne. Anstatt der Einheit des
Tages schoben sie die Einheit der Dauer unter; und eine gewisse Zeit,
in der man von keinem Aufgehen und Untergehen der Sonne hörte, in
der niemand zu Bette ging, wenigstens nicht öfter als einmal zu Bette
ging, mochte sich doch sonst, noch so viel und mancherlei darin ereignen,
ließen sie für einen Tag gelten.
Niemand würde ihnen dieses verdacht haben; denn unstreitig lassen
sich auch so noch vortreffliche Stücke machen, und das Sprichwort sagt:
Bohre das Brett, wo es am dünnsten ist. Aber ich muß meinen Nachbar
nur auch da bohren lassen. Ich muß ihm nicht immer nur die dickste
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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