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Abrathens gieng er mit kaiserlichem Geleite dorthin, weil er sich nicht scheute, dem Behemoth zwischen die Zähne zu treten. Er wäre gegangen, und wenn so viele Teufel in Worms gewesen, als Ziegel auf den Dächern. Gleich nach seiner Ankunft verlangte man von ihm den Widerruf; er aber bat sich Bedenkzeit ans und erklärte am folgenden Tage (18. April 1521) in wohlgesetzter Rede, warum ihm derselbe unmöglich sei. Da er dem Papste und den Concilien allein keinen Glauben schenke, wollte er sich nur durch Zeugnisse der heiligen Schrift widerlegen lafsen; weil dies aber nicht geschah, so blieb er seinen ausgesprochenen Grundsätzen treu und schloß seine mannhafte Rechtfertigung mit den Worten: „Gott helfe mir! Amen". Vergebens suchte man nach seinem öffentlichen Auftreten ihn durch Privatbesprechungen umzustimmen; er forderte für seine Sache mit Hinweis auf Gamaliel Zeit sich zu bewähren. Da ließ der Kaiser ihn fallen, hielt aber dem von der Kirche Gebannten dennoch sein Wort. Sein Herold geleitete ihn eine Strecke zurück; ehe indes Luther die Heimat erreichte, wurde er von befreundeter Seite auf die Wartburg in Sicherheit gebracht, da nachträglich doch des Reiches Acht Über ihn verhängt und durch ein Edikt die Verbreitung der neuen Lehre verboten worden war. In der Waldeinsamkeit jenes Schlosses Übersetzte er das Neue Testament ins Teutsche; allein nicht lange ertrug er'die unfreiwillige Muße. Ueberfiürzte Neuerungen in Wittenberg brachten ihn dahin zurück, und nachdem er durch mutiges Predigen die Ordnung wieder hergestellt hatte, fuhr er ruhig und unbelästigt fort zu reformieren. Er selbst harrte bis zum December 1524 in seinem öde gewordenen Auguftinerklofter aus; im folgenden ^ahre trat auch er, vom Vater gedrängt, in die Ehe mit Katharine von Bora, nachdem fchon viele Priester den Eölibat gebrochen. Sein häusliches Leben ist ein wahres Muster von Familienfrieden und Familiensegen. Hier entfaltete sich sein reiches deutsches Gemüt, während im Kampfe nach außen fein Geist oft versengende Blitze sprühte. Die vielen Arbeiten, z. B. die fortgesetzte Bibelübersetzung, bei welcher seine Freunde Melanchthon, Bugenhagen, Jonav und Amsdorf ihn treulich unterstützten, versüßte, und die mancherlei
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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Produkte der Erde. uz
kalten Erdstrichs ihrer Kleider, Schuhe, Zelte, Bettde-
cken und andere Dinge. Aus ihren Hörnern wissen sie
allerlei Gerathe, aus den Knochen Messer, Löffel und
Nadeln, und aus den Därmen und Sehnen Stricke zu
machen. Die Klauen werden zu Trinkgeschirren, und
die Harnblasen zu Beuteln und Flaschen gebraucht. Ist
es nicht eine höchst bewundernswürdige Anordnung
Gottes, das; ein einziges Thier alle Bedürfnisse des
Menschen befriedigt?
Der Erdstrich, in welchem wir wohnen, hat weder
eine sehr heiße, noch eine sehr kalte, sondern eine ge-
mäßigte Witterung, welche sich oft verändert,
und eben dadurch zur Erzeugung und Ernährung der
meisten Produkte geschickt ist. In keinem Erdstriche
findet man daher eine so große Mannichfaltigkeit won
Erd-und Baumfrüchten, als in dem gemäßigten, und
nirgends ist das Thierreich so reichlich angefüllt, als
in diesem. Ackerbau und Viehzucht sind die beiden
Hauptbeschäftigungen der Bewohner dieses Erdstrichs.
Der W einst ock ist das eigenthümliche Produkt dessel-
den, denn er gedeiht weder in den heißen, noch in den
kalten Erdstrichen.
i. Das Thierreich.
^8on den Thieren haben wir ( S. 9 — 14.) schon
mancherlei gelesen, und daraus gelernt, daß man alle-
Thiere, welche auf und in der Erde, im Wasser und in
der Luft leben, am besten von einander unterscheiden
kann, wenn man sie unter folgende 6 Abtheilungen
oder Klassen bringt: Säug et hiere, Vögel, Am-
phibien, Fische, Insekten und Würmer. Lille
Thiere haben dieß mit einander gemein, daß sie einen
Mund (Maul) haben, durch welchen sie dem Körper
seine Nahrung zuführen, und daß sie, vom Hunger-
getrieben, willkührlich ihre Nahrung zu sich nehmen.
Dabei werden sie von ihrem Naturtriebe (I n -
stinkt) geleitet, und vor allem, was ihnen schädlich
ist, bewahrt. Diese Naturtriebe ersetzen bei ihnen den
Mangel der Vernunft, und sind bei einigen Thieren
höchst bewundernswürdig, indem Manche dadurch zum
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386 Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der Kreuzzügc.
war es der Schauplatz einer in ihrem Ursprünge kirchlichen Be-
wegung geworden, welche dadurch, daß die Königsmacht zu deren Unter-
drückung mitwirkte, derselben die Veranlassung gab, sich auch hier zu
befestigen. In dem zwölften Jahrhundert schon war eine Menge von
Sekten aufgetaucht. Eine durch philosophische Thätigkeit in den Ge-
müthern erregte Gährung und der Unwille über die an dem Klerus
ärgerlich hervortretenden Gebrechen hatten vielfach einen Austritt aus
der Kirche bewirkt, dem bei der Meinung, daß die Kirche in ihrem da-
maligen Zustande der Heiligung des Menschen nicht dienen könne, ein
Bestreben zu Grunde lag, durch erhöhte Thätigkeit des Gefühles das
Vermißte auf eignen Wegen zu finden. In einem natürlichen Fort-
schreiten von Irrthum zu Irrthum stellte sich der schroffste Widerspruch
gegen das Bestehen der Kirche und Verachtung und Verwerfung der
kirchlichen Lehre ein, wobei mannigfache den ältesten Häresieen des
Orients angehörige Irrthümer sich wiederholten. Eine Anzahl solcher
mit einander verwandten Sekten, die sich hauptsächlich im nördlichen
Italien und im südlichen Frankreich verbreitet hatten, legte sich ruhmredig
zur Hinweisung auf ihre höhere Vollkommenheit den griechischen Namen
Katharer bei, aus welchem der Name Ketzer, die spätere Bezeichnung
aller Häretiker, sich bildete. Mit ihnen vermischten sich in der Folge
die ihrem Ursprünge nach selbstständigen, von Lyon ausgegangenen Wal-
denser, benannt nach einem dortigen Kaufmanne Peter Waldus, der um
das Jahr 1160 als Lehrer auftrat, um Rückkehr zu apostolischer Ein-
fachheit zu predigen. Erft im Laufe der Zeit entwickelte sich unter seinen
Anhängern der häretische Charakter, indem sie die heilige Schrift allein
als Quelle des Glaubens gelten ließen und kirchliche Lehren bestritten.
Unter den Katharern aber haben die im südlichen Frankreich den Gegen-
satz und die Feindschaft gegen das Kirchenthum zur größten Schärfe aus-
gebildet und durch Lehre und Leben, namentlich durch Irrlehren in
Betreff der Ehe und durch eine daraus entsprungene Sittenlosigkeit, mit
dem Christenthume die Grundlage der bürgerlichen Ordnung angegriffen.
Schon das dritte lateranische Concil hatte sich ernstlich mit der Ange-
legenheit beschäftigt, ohne daß seine Beschlüsse Abhülfe gebracht hätten.
Innocenz Iii., entschlossen das Uebel, das der äußerlich so vielfach
bedrohten Christenheit auch innere Zerrüttung bereitete, ja eine Menge
von Menschen für die kirchliche Erziehung unzugänglich machte und
immer mehrere zu ergreifen drohte, mit allem Nachdrucke zu bekämpfen,
versuchte den Weg der Belehrung. Ohne erheblichen Erfolg reisten
aber seine Boten, zwei Cistercienser, predigend durch das Land. Der
Bischof von Osma, der mit dem heiligen Dominicuö in wirklich aposto-
lischer Einfachheit die Irrenden aus ihrer Verirrung zu retten suchte,
konnte ebensowenig das Werk zum Ziele führen. Ein päpstlicher Legat,
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