\
Gesellschaftlicher Zustand. 7
3. Der Aethiopische Stamm nimmt vom Fuße der
Mondgebirge, von den Quellen des Nils aus allmälig das
nördliche und südliche Afrika in Besitz und mischt sich in
Nubien und Aegypten mit dem aus Asien übergesetzten
semitisch-kaukasischen Stamme.
§. 3.
Entwickelung des gesellschaftlichen Zustandes der Menschen.
Die Natur mit ihren Geschöpfen an der Hand der gött-
lichen Vorsehung war die Erzieherin der ersten Menschen.
Roh als Hölenbewohner, jedoch begabt mir der geistigen
Fähigkeit sich äußerlicher Wahrnehmungen bewußt zu werden,
und durch Sprache artikulirte Töne hervorzubringen, lernen
sie bald die sie umgebenden Thiere kennen und für sich benutzen.
Das Leben des Hirten beginnt, und wird durch die Noth zu
jenem des Nomaden geleitet. Da geht der Geist rasch in
seiner Entwickelung vorwärts; mancherlei Erfindungen und
Entdeckungen werden gemacht, und liebgewonncne Gegenden
führen allmälig zum Ackerbau, zu festen Ansiedelungen. Mehre
Familien schließen sich an einander, vermehren sich, es ent-
stehen Stämme, Dörfer, Städte, Genossenschaften. Die
Familienväter sind die Berather und Führer, — Patriar-
chalische Verfassung. Doch auch Zwiespalt erhebt sich unter
ihnen, oder mit benachbarten Stämmen; der Stärkere zeichnet
sich aus im Kampfe; die Schwächeren bewundern ihn, oder
unterliegen seiner Gewalt; sein Ansehen dauert auch im
Frieden fort; er ist der Erste, ein Fürst unter ihnen. So
bilden sich die Herrscher an der Spitze der einzelnen Stämme,
bald mit größerer, bald mit geringerer Macht ausgerüstet,
je nachdem der Umfang ihrer Herrschaft eine größere oder
geringere Ausdehnung bat, oder je nachdem sie mehr oder
weniger durch andere Häupter ihrer Stämme, oder durch die
gesammtcn Glieder derselben in ihrer Herrscher-Gewalt ein-
geschränkt sind; cs entstehen allmälig monarchische, aristo-
kratische, republikanische, demokratische Versas-
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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268
Dritte Periode der neueren Geschichte.
bortari (Köhler) die Einheit Italiens erstrebte. Eine Militärverschwörung in Neapel unter dem General Pepe zwang den König zur Abdankung (1820) und übertrug die Krone dem Kronprinzen Franz, welcher, wie sein Vater, die ihm vorgelegte spanische Verfassung von 1812 beschwören mußte. Auch in Sicilien entstand ein so greulicher Aufruhr, daß die fünf Großmächte Europas es für ihre Pflicht hielten, in einem Kongresse zu Laibach die italienischen, griechischen und spanischen Angelegenheiten zu berathen (1821). König Ferdinand, welchen man ebenfalls zu dem Kongresse eingeladen hatte, erklärte feine Abdankung und feine Anerkennung der Verfassung für abgedrungen und erzwungen, worauf Kaiser Franz ein Heer unter dem General Frimont nach Italien sandte. Ferdinand konnte nun in fein Land zurückkehren und stellte die alte Verfassung mit einigen Abänderungen wieder her. Nach seinem Tode bestieg Franz Ii. den Thron, welchen noch immer österreichische Bajonette stützen mußten. Erst 1827 zogen die Oesterreicher ab. Revolution Als 1814 König Ferdinand Vii. in seine spanischen Grönländer tn Spanien, zurückkehrte, legten ihm die Kortes, seine Landstände, eine neue Verfassung, welche sie 1812 entworfen hatten, zur Bestätigung vor. Er weigerte sich dieselbe anzunehmen und stellte die unumschränkte Königsgewalt wieder her. Da aber die allgemeine Unzufriedenheit in offenen Aufruhr überging, so sah sich Ferdinand Vii. doch genöthigt, die Verfassung von 1812 anzuerkennen. Ein großer Theil des Volkes war aber mit dieser Neuerung durchaus nicht einverstanden und griff zu den Waffen, um den früheren Stand der Dinge herbeizuführen. Der König, ganz in der Gewalt der Kortes, vermochte nicht die Ruhe wieder herzustellen; da nahm sich der französische König Ludwig Xviii. seiner an und gab Ferdinand durch eine bedeutende Armee, welche unter Ludwigs Neffen, dem Herzog von Angouleme, in Spanien eingerückt und überall siegreich aufgetreten war, die Macht, feinen ursprünglichen Willen, ohne Konstitution und Kortes zu regieren, durchzusetzen. Die Franzosen blieben bis 1828 in Spanien stehen und unterstützten den König noch tn einem andern Vorhaben, welches über Spanien großes Unheil brachte, in der Durchführung der weiblichen Erbfolge, wonach er seiner Tochter Jsabella Ii. zum Nachtheile seines Bruders Don Karlos den Thron verschaffte?) Ferdinand starb 1833.
*) Philipp V. hatte das für die Erbfolge in Spanien angenommene salische Gesetz 1713 aufgehoben, Ferdinand stellte 1830 ans Abnei gung gegen seinen Bruder Don Carlos die weibliche Thronfolge wie der her.
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz Ferdinand Franz_Ii Franz Ferdinand Ferdinand_Vii Ferdinand Ludwig_Xviii Ludwig Ferdinand Ludwigs Ludwigs Jsabella Ferdinand Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand Ferdinand Carlos
Frankreich unter dem Konsulate.
345
einen Dogen mit zwei Beisitzern, einen Senat und einen gesetzgebenden
Körper. Bedeutender war jedoch die Umwandlung, die er mit seiner
eigenen Schöpfung, der ciöalpinischen Republik, vornahm. Diese
fand sich bewogen, eine großartige Deputation nach Lyon zu schicken,
wo dieselbe von Talleyrand eine neue Verfassung in Empfang nahm.
Bonaparte wurde Präsident der Republik, weil die Cisalpiner den
Mann nicht finden konnten, „der sich in dem Wirbel der Meinungen
Ruf und Vertrauen zu erwerben Gelegenheit hatte; daher wünschen sie
sehnlichst, daß General Bonaparte die cisalpinische Republik ehren wolle,
indem er fortfährt, sie zu regieren und zu berathen, so lange er es für
nothwendig erachtet." Zu gleicher Zeit taufte sich die cisalpinische Re-
publik in eine italienische um und zeigte dadurch ihren guten Willen,
von dem übrigen Italien die Stücke anzunehmen, die zu einer bloßen
cisalpinischen Republik nicht gepaßt hätten. Rach der französischen Ver-
fassung konnte Bonaparte nicht italienischer Präsident sein, weil kein
französischer Bürger in fremde Dienste treten durfte; er trat aber auch
nicht in italienischen Dienst, „denn er regierte die italienische Republik
nur so lange, bis dieselbe einen Bürger fand, welcher der höchsten Stelle
gewachsen wäre." Piemont, Piacenza, Guastalla und Parma wurden
mit Frankreich vereinigt; dies war eine leicht begreifliche Andeutung,
welche die italienische Republik für ihre Zukunft erhielt. Für den Erb-
prinzen von Parma schuf Bonaparte ein Königreich Etrurien, wofür
ihm Spanien in einem geheimen Vertrage Parma und in Amerika Loui-
siana abtrat (1801).
Siebenzehntes Kapitel.
/rankreich untrr dem Konsulate (1800— 1804).
Die französische Republik mußte sich nicht weniger dem Willen des
gewaltigen Kriegers fügen als ihre Töchterrepubliken, und er bewies,
daß er die Geschäfte des Friedens ebenso sicher zu leiten verstehe, als
die des Krieges, und daß er nicht bloß die Armeen, sondern die ganze
französische Nation kommandieren wolle; die weitaus größere Mehrheit
fügte sich diesem Kommando willig. Er ordnete die Verwaltung und
die Finanzen wunderbar schnell, so daß 1801 die Staatskasse gefüllt
war und alle Zahlungen regelmäßig vor sich gingen; unter ihm blühte
die Gewerbsthätigkeit Frankreichs neu auf; kein früherer König, auch
Ludwig Xiv. nicht, that in dieser Richtung so viel als Bonaparte; für
den Verkehr baute er Straßen und Kanäle und schuf die gewaltigen
Heerstraßen über die Alpen, wahre Römerwerke. Das Unwesen, daß
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Extrahierte Personennamen: Bonaparte Guastalla Siebenzehntes Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lyon Italien Piacenza Frankreich Parma Etrurien Spanien Amerika Frankreichs
Produkte der Erde. uz
kalten Erdstrichs ihrer Kleider, Schuhe, Zelte, Bettde-
cken und andere Dinge. Aus ihren Hörnern wissen sie
allerlei Gerathe, aus den Knochen Messer, Löffel und
Nadeln, und aus den Därmen und Sehnen Stricke zu
machen. Die Klauen werden zu Trinkgeschirren, und
die Harnblasen zu Beuteln und Flaschen gebraucht. Ist
es nicht eine höchst bewundernswürdige Anordnung
Gottes, das; ein einziges Thier alle Bedürfnisse des
Menschen befriedigt?
Der Erdstrich, in welchem wir wohnen, hat weder
eine sehr heiße, noch eine sehr kalte, sondern eine ge-
mäßigte Witterung, welche sich oft verändert,
und eben dadurch zur Erzeugung und Ernährung der
meisten Produkte geschickt ist. In keinem Erdstriche
findet man daher eine so große Mannichfaltigkeit won
Erd-und Baumfrüchten, als in dem gemäßigten, und
nirgends ist das Thierreich so reichlich angefüllt, als
in diesem. Ackerbau und Viehzucht sind die beiden
Hauptbeschäftigungen der Bewohner dieses Erdstrichs.
Der W einst ock ist das eigenthümliche Produkt dessel-
den, denn er gedeiht weder in den heißen, noch in den
kalten Erdstrichen.
i. Das Thierreich.
^8on den Thieren haben wir ( S. 9 — 14.) schon
mancherlei gelesen, und daraus gelernt, daß man alle-
Thiere, welche auf und in der Erde, im Wasser und in
der Luft leben, am besten von einander unterscheiden
kann, wenn man sie unter folgende 6 Abtheilungen
oder Klassen bringt: Säug et hiere, Vögel, Am-
phibien, Fische, Insekten und Würmer. Lille
Thiere haben dieß mit einander gemein, daß sie einen
Mund (Maul) haben, durch welchen sie dem Körper
seine Nahrung zuführen, und daß sie, vom Hunger-
getrieben, willkührlich ihre Nahrung zu sich nehmen.
Dabei werden sie von ihrem Naturtriebe (I n -
stinkt) geleitet, und vor allem, was ihnen schädlich
ist, bewahrt. Diese Naturtriebe ersetzen bei ihnen den
Mangel der Vernunft, und sind bei einigen Thieren
höchst bewundernswürdig, indem Manche dadurch zum
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27ö Frankreich. Die dritte Republik. Thiers Präsident.
berin der Nationalsouveränität, jeder Zeit müssen entlassen können, um ihn durch einen anderen zu ersetzen, und theoretisch hielt sie diesen Anspruch auch vollständig aufrecht; da aber Thiers, von dem Vertrauen der Nation wie des Auslandes getragen, auf lange hinaus nicht entbehrt werden konnte, so war seine Beseitigung, salls die Mehrheit mit seinen Maßnahmen unzufrieden sein sollte, mit so viel Schwierigkeiten verbunden , daß es ihm viel leichter fallen mußte, die Versammlung zum Nachgeben zu bewegen, als es der Versammlung fallen konnte, ihn einzuschüchtern. Blieben beide in innerlicher Übereinstimmung, so war alles-gut; trat aber ein tieferer Zwiespalt ein und wollte die Versammlung nicht zu Thiers gunsten auf ihre Souveränität verzichten , so mußte sie ihn schließlich entweder doch stürzen, oder sie mußte danach trachten, ihm eine blos dekorative Stellung anzuweisen; aus einem Präsidenten der Executivgewalt mußte er ein Präsident der Republik werden. Ob der rührige und ehrgeizige Manu einen solchen Wechsel einnehmen werde, mochte fraglich fein; daß er ihn nicht wünschen konnte, lag auf der Hand, und so mußte sich fein ganzes Streben denn darauf richten, die Gegensätze der Parteien zu neutralisieren und sich selbst zum Einigungspunkte und Bindegliede zu machen.
Diesem Streben diente der sog. Pakt von Bordeaux, d. h. eben jener Beschluß vom 17. Februar, der Thiers, unter Vorbehalt und Entscheidung über die künftige Regierungsform, mit der Bildung und Leitung des Ministeriums betraute. Folgerichtig berücksichtigte er bei dieser feiner nächsten Aufgabe die verschiedenen Parteien, so weit das irgend möglich war. Und so repräsentierte fein Kabinet Republikaner, Drleaniften, Segitimiften und Bonapartisten. Daß er aber entschlossen war, die Zügel feft in der Hand zu behalten, zeigte er gleich durch die Behandlung der Friedensfrage. Am 19. Februar ließ er sich ermächtigen, in Gemeinschaft mit Favre die Verhandlungen in Versailles zu beginnen; während der Dauer derselben sollte die Versammlung ihre Sitzungen unterbrechen und nur durch einen Ausschuß von 15 Mitgliedern, der dem Präfibenten ins beutfche Hauptquartier folgte, Einfluß auf den Abschluß des Vertrages üben; die endgültige Ratifikation blieb ihr, als der Souveränin, natürlich vorbehalten. Am 21. Februar traf Thiers in Versailles ein und die Verhanblungen begannen. Tie deutschen For-berungen bestauben in dem Elsaß mit Belfort, Dentfch^Lothringen und sechs Milliarben Franken Kriegsentschädigung; die französischen Bemühungen waren barauf gerichtet, Metz , Belfort und einige Milliarden zu retten. Die Verhandlungen nahmen zum
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Extrahierte Personennamen: Thiers Thiers Metz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bordeaux Versailles Versailles Belfort Belfort
Die Zeit der siegreichen Revolution. 979
eine den Spaniern ursprünglich fremde Anschauungsweise auch in die
Kreise des in äußerer Unabhängigkeit erhaltenen nationalen Lebens um
so leichter, als die Art, wie dieses eigentliche Spanien regiert wurde,
mit der alten Staatsordnung im Widerspruche stand. Eine Folge der
mitten unter dem Kampfe gegen die Franzosen vorgegangenen inneren
Veränderung war das Verlangen nach einer Berufung der Cortes, noch
mehr aber die neue Gestalt, welche dieselben erhielten. Die Leiter der
Negierung wollten wegen der Größe ihrer Verantwortung eine Vertre-
tung des Volkes berufen sehen, und in die Ausführung dieses Planes
drängte sich die neue französische Ansicht vom Staatswesen, welche, in-
dem sie die Menschen ohne Beachtung ihrer gegebenen Verhältnisse nur
der Zahl nach in Betracht zog, an die Stelle der alten nach Ständen
gegliederten Cortes eine ganz nach Art der französischen Volksvertre-
tung gebildete Versammlung setzte. Die Art der Wahl gab den leicht
und oberflächlich Redenden einen Einfluß, der ihrer eine Menge in die
neuen, nur den alten Namen tragenden Cortes brachte und so der aus
Frankreich herübergekommenen Aufklärung eine Stelle in denselben
sicherte. Die Partei, welche in den Cortes jene Aufklärung vertrat,
gab sich den Namen der liberalen und suchte ihre Gegner-, die an der
alten Verfassung Festhaltenden, durch den Namen der Servilen herab-
zusetzen. Ihre Hauptwaffe war die Hinweisung auf die Mängel, an
welchen die Verwaltung in den Zeiten der letzten einheimischen Könige
gelitten hatte, und zu deren Beseitigung nun die Verfassung selbst geän-
dert werden sollte. So geschah es, daß die im Jahre 1810 in Cadiz
zusammengetretenen Cortes, obgleich Ferdinand Vii. als König und die
Religion als maßgebend für die Formen des Staatölebens anerkannt
blieb, die eigentlichen Hoheitsrechte dem Volke übertragen wurden und
die Trennung der gesetzgebenden richterlichen und ausführenden Gewalt
eingeführt ward. Die auf diesen Grundsätzen beruhende Verfassung,
welche im Jahre 1812 ins Leben trat, trug aber zu Aufhebung des
Zusammenhanges Spaniens mit seinen amerikanischen Besitzungen bei,
dessen Lockerung durch das Eindringen des fremden Herrschers angefangen
hatte. Dort war durch das Beispiel des nördlichen Amerika's der
Gedanke an die Bildung eines selbstständigen Staatswefens schon ge-
läufig geworden. Die Weigerung, den Bruder Napoleons, dem man
dort leicht trotzen konnte, als König anzuerkennen, verbunden mit der
Verwirrung im Mutterlande, unterbrach die von Europa ausgehende
Regierung. Als nun aber die von den Cortes gegebene Verfassung, um
nicht nach dem Grundsatz der Stimmenmehrheit in die Hände der
amerikanischen Spanier ein Uebergewicht zu legen, allen dortigen Spa-
niern von theilweise europäischer Herkunft das Recht, zu vertreten und
vertreten zu werden, vorenthielt, erweiterte der daraus entstehende Un-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Vii Ferdinand Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Cadiz Spaniens Napoleons Europa