Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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d e Brahe wurde eigentlich nur mit den Brocken gespeist, welche von der Tafel ihrer Afterschwester fielen. Allgemein verbreitet war die Sitte, sich einen Hosastrologen zu halten, welcher namentlich den fürstlichen Kindern ihre „Nativität" zu stellen hatte. In den Archiven lagern noch jetzt in Masse jene wunderlichen Ausgeburten blinder Wissenschaft: Tabellen, die kein vernünftiger Mensch versteht, und die ihr Verfasser wohl selbst mehr zusammenphantasiert als berechnet hat.
Der Adel war, wie erwähnt, in allen diesen Dingen, soweit es Der ihm seine Mittel erlaubten, das Spiegelbild der höheren Fürstlichkeit.
Es hatte sich schon im sechzehnten Jahrhundert in seiner Stellung eine bedeutsame Änderung vollzogen, die ihm wenigstens teilweise zum Vorzug gereichte. Auf den Anschluß an die Höfe war er direkt angewiesen, denn die Reformation raubte ihm in den geistlichen Stiftern zahlreiche Versorguugsanstalten für seine Kinder: die Töchter wurden statt in den Klöstern, an den Höfen untergebracht. Mit dem Straßenraub war es vorbei, seit die Landesfürsten ihre erstarkte Territorialgewalt zur Sicherung der Landstraßen verwendeten; selbst der raublustige märkische Adel, der noch zur Zeit Joachims I. (1499—1535) so manchen Wegelagerer und Pferdedieb gestellt hatte, ließ von seiner Liebhaberei und versuchte aus seinem Grund und Boden etwas herauszuwirtschaften.
Es war für den Edelmann nicht leicht, anständig durchzukommen; längst machte ihm selbst im Heerdienst ein wohlgeschulter Berufssoldat von bürgerlicher Abkunft erfolgreiche Konkurrenz. Götz von Berlichingen brachte es zeit seines Lebens nur zum „Reiterführer", fein jüngerer bürgerlicher Berufsgenosse Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach (geb. 1498, gest. 1577), Soldat und Staatsmann zugleich, hat als Generalkapitän große Heere befehligt und sich dabei ein schönes Vermögen zu erwerben verstanden.
Einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der einschlägigen Verhältnisse bilden die Memoiren beider: Götz' Denkwürdigkeiten zeigen so recht, wie fremd der gealterte Reitersmann feiner Zeit gegenüberstand.
So mußte sich der Edelmann denn bequemen, selbst den Studien nachzugehen, um sich später als fürstlicher Rat fortzuhelfen, wenn ihm die nüchterne Stellung eines Hofjunkers, das geistlose Wesen eines Jagdjunkers nicht behagte. Für die Wissenschaft selbst hat der Adel im sechzehnten Jahrhundert nichts geleistet. Er mußte sich in den friedlichen Beschäftigungen erst die Geschicklichkeit erwerben, welche der
Deutsche Kulturgeschichte. Iii. g
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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330
kehr in der Weltpost 31t schließen. Es ist derselbe Mann, der, unter das Niveau der Agentur herabsteigend, als unterstes Glied des Dienstes die Posthilfsslelle erfand und in dessen Hirn der Gedanke eines Weltpostbnreaus entsprang, welches zum erstenmal in dei' Weltgeschichte eine Lhätigkeit über einen Staatenverein der fünf Erdteile entfaltete. In denselben Jahren, mo der „fahrende Landbriefträger" durch gelegentliches Mitnehmen eines Fahrgastes die alte Personenbeförderung der Post im kleinsten Kreise wieder erneuerte, in denselben Jahren liefen die ersten Postdampfer von unsern Häsen nach den Uferländern des Indischen Oceans aus. Dieselbe Reichspost, die auf jedes Mittel, die Dörfer in den modernen Schnellverkehr zu ziehen, so wachsam bedacht war, daß sie dem Heimatlande des Telephons in der Anlegung von Fernsprechämtern voreilte, dieselbe Reichspost hat das erste Sabel ins Meer gesenkt, welches Deutschland mit dem andern Ufer des Atlantischen Oceans verbindet.
Auch darin zeigen sich die modernen Verkehrseinrichtungen als das Nervensystem des Staatskörpers, daß sie einerseits die ganze Oberfläche des Körpers, auch in ihren kleinsten Teilen zu ersassen streben, und daß sie andererseits dem so erfaßten Körper die Eindrücke der Außenwelt auf die empfindlichste Art zugänglich machen. Das eine ist vom andern unzertrennlich. Das ist das Herrliche an dem nationalen Werke unserer neuen Verkehrseinrichtungen: es zeigt uns deutlich, wie nationale Leistungen dem Solidaritätsgefühl der Menschheit förderlich, wie sie geradezu die Vorstufe werden können für die Erfüllung weltbürgerlicher Forderungen, wenn diese sich auf einem Gebiete bewegen, wo sie ihre Berechtigung dnrch ihre Erfüllbarkeit beweisen. Im Zeitalter der Reichspost und des Weltpostvereins ist der Deutsche dem Deutschen, aber auch der Mensch
dem Menschen näher genickt als je.
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Extrahierte Personennamen: Sabel
Extrahierte Ortsnamen: Weltpost dei'_Weltgeschichte Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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immer waren Land und Seilte entfernt nicht wieder auf die Stufe des materiellen Wohlstandes augelaugt, der vor dem großen Kriege und bis 1624 geherrscht hatte. Noch immer war Die Zahl der wüsten Stellen in den Städten sehr groß, am größten vielleicht in der Altmark, wo 1721 z. B. in Stendal 365, in Salzwedel 191 gefunden wurden. Aber auch in den kurmärkischeu Städten betrug ihre Zahl 3257, und auf dem platten Lande lagen noch immer die weitesten Strecken einst wohlbebauten Landes, zahllose Hufen und Dorfmarken wüst und unbebaut. Von Anfang an hatte der König daher sein Augenmerk auf die „Peuplierung", d. H. auf die Vermehrung der Bevölkerung, die neue Besiedelung des Landes gerichtet und war den Versuchen von Gutsherren und Pächtern, solcher wüsten Hufen sich zu bemächtigen, entgegengetreten, weil dadurch die Last der Gutsuuterthaueu zugleich aus die neu angeeigneten Landstrecken ausgedehnt und die Peuplierung gehemmt wurde.
„Menschen halte vor den größten Reichtum" schreibt Friedrich Wilhelm einmal, und wenn man den niedrigen Stand der Kultur beachtet, auf dem dünn bevölkerte Länder regelmäßig stehen, so wird man die Bedeutung dieses Satzes zu würdigen wissen und in dem Eifer, mit welchem der König sogar seine langen Kerle an hochgewachsene Mädchen zu verheiraten suchte, boch auch wieber den volkswirtschaftlichen Grundgebanken des Königs ftnben. Es war ja gerabezu entsetzlich, daß in Preußen z. B., wo heute 2700 Menschen aus einer Gua brat-meile wohnen, damals höchstens 600 Menschen ihr Dasein fristeten und natürlich entfernt nicht imstande waren, der Natur die Erträge abzugewinnen, die sie zu bieten vermochte. Vielmehr mußten gerade die weiten unbebauten Ebenen jede Kultur im Keime ersticken. Im Lause des dreißigjährigen Krieges war, wie erwähnt wurde, etwa ein Drittel der Bevölkerung ums Leben gekommen, und dies zu ersetzen war daher eine naturgemäße Ausgabe der Regierung. Ungeheuer aber ist der Erfolg derselben zu nennen, daß es ihr gelang, im Laufe eines Jahrhunderts (bis 1740) durch fremde Zuzügler die Bevölkerungsziffer um den vierten Teil, um 600 000, zu erhöhen. Im ganzen wird damit der Verlust an Menschen, den der Krieg herbeigeführt, durch die Arbeit der brandenburgisch-preußischen Herrscher dem Laude wieder ersetzt sein. Von ungleich größerer Bedeutung war jedoch, daß die Bevölkerung wieder fähig war, ihre natürlichen Gaben zu brauchen, um den Reichtum des Landes zu heben oder vielmehr, um ein der menschlichen Würde gemäßes Leben zu führen. Und eben hierfür war der König und feine Behörden vorzugsweise thätig, und während sonst in Europa die schwindelhaftesten Bankunternehmungen, wie die Mississippi - Aktien Laws in Frankreich, die Bubbles und die Südseekompanie in England, Staat und Unterthanen an den Bankerott führten, erhob sich in Preußen Friedrich Wilhelm zu einer unter deu damaligen Verhältnissen des Landes unzweifelhaft richtigen, die Bedingungen des wirtschaftlichen Gedeihens ihrem ganzen Zusammenhange nach voll würdigenden Anschauung. Vor allem die Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft und Industrie, die Abhängigkeit, in
10*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Altmark Stendal Salzwedel Europa Frankreich England
2. Hinterindien.
231
Die fremden Eroberer haben die reichen Schätze des Landes zu heben
begonnen und so hat sich Hinterindien allmählich zu einem bedeutsamen
Handelsmarkte der Welt entwickelt, der von den Ostindienfahrern auf-
gesucht wird, die die Schätze des Landes nach den verschiedensten Gestaden
der Alten und Neuen Welt schaffen. In den großen Handelsplätzen liegen
Hunderte gewaltiger Ozeandampfer vor Anker und füllen ihre Räume mit
den edlen Erzeugnissen Hinterindiens. Aus Raugun wird Reis und
Teakholz in großen Mengen ausgeführt; Bangkok ist Ausfuhrhafen für
Reis, Zucker, Pfeffer, Baumwolle, edle Hölzer und Zinn; Saigon führt
ebenfalls viel Reis aus. während Hue Stapelplatz für Zimt, Rohseide und
Rottang ist.
Zusammenfassung: Hinterindiens Kultur und Weltstellung.
Rückblick und Zeichnung.
Hinterindien.
1. Lage und Ausdehnung. 2. Bodenform und Gewässer. 3. Klima
und Niederschläge. 4. Bodenkultur und Bodenerzeugnisse. 5. Bodenschätze.
6. Bolksdichte und Volksleben. 7. Handelsplätze und Handelsverkehr.
3. Stück: Die Malaiische Inselwelt.
Ziel: Heut lernen wir die Brücke zwischen der Alten und Neuen
Welt kennen, die für die vielen Ostindienfahrer eine reiche, aber gefährliche
Fundgrube bildet.
Vorbereitung: Wiederhole die Aufgabe! Woran werden wir da sofort
erinnert? Welche Brücken sind euch denn bereits bekannt? Inwiefern mußten
wir die dänische Inselwelt usw. als Brücke bezeichnen? Wie kommts, daß
zwischen diesen Ländern eine derartige Jnselbrücke sich findet? Auch in
Asien findet sich eine solche Brücke, und zwar zwischen Alter und Neuer
Welt! Frage?
Und was wird von dieser Brücke zwischen Alter und Neuer Welt be-
hauptet? Haben wir nicht auch Ähnliches von der Brücke zwischen Nord-
und Südamerika gehört? Inwiefern? Welche Fragen werden wir demnach
weiter zu beantworten haben? Gib nun den Gang unferer Behandlung an!
Darbietung:
1. Welche Landschaft Asiens kann als Brücke zwischen Alter und
Neuer Welt bezeichnet werden und warum?
Die Brücke zwischen Alter und Neuer Welt bildet die Malaiische Insel-
welt. Diese umlagert in einem großen Bogen die Halbinsel Hinterindien
und erstreckt sich von Malakka bis hin zur Insel Neuguinea, vom Australi-
scheu Kontinent bis zum Japanischen Archipel.
Die Malaiische Inselwelt besteht aus einer großen Anzahl kleinerer
und größerer Inseln, die sich wiederum in vier Gruppen gliedern lassen.
Die westliche Gruppe wird gebildet von den großen Suuda-Juseln:
Sumatra, Java, Borneo und Selebes. Südöstlich davon liegen die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Stück Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Hinterindien Bangkok Saigon Hinterindien Asien Asiens Hinterindien Neuguinea Japanischen_Archipel Sumatra Borneo
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
63
und unter endlosem Beifallrufen der Zuschauer begann ein wirkliches
Ringen.
Es war ein wirklich ergreifender Anblick, diese beiden nackten Riesen
zu sehen, wie sie sich eng umschlungen hielten, Schulter gegen Schulter,
Brust gegen Brust, die Arme verschlungen, die Beine breit auseinander
gespreizt und wie sie, ohne zu wanken, die furchtbare Last trugen,
welche auf sie drückte. Man sah, wie jeder Muskel sich spannte, und
doch schienen beide noch ganz unerschöpft. — Plötzlich ergriff der eine
der beiden Kämpfer den andern beim Gürtel, hob ihn von der Erde
auf, hielt ihn einige Sekunden schwebend und warf dann mit kräftigem
Schwünge die schwere Masse über den Kampsplatz hinaus mitten unter
die übrigen Ringer, welche, wie das Publikum, die Einzelheiten des
Kampfes mit größter Aufmerksamkeit verfolgt hatten. Außer Atem,
schwankend und von Schweiß triefend, trat der Sieger mitten auf die
Erhöhung, grüßte durch Emporhalten der Hände und entfernte sich
dann, begleitet von dem stürmischen Beifall der Zuschauer.
Die japanischen Ringer bilden eine besondere Kaste und genießen
ein gewisses Ansehen. Die Bürger sind stolz darauf, sich in ihrer Ge-
sellschast zu zeigen und laden sie oftmals zu sich ein; auch die Edel-
leute halten es nicht unter ihrer Würde, mit ihnen umzugehen. Jeder
Ringer muß einer Gesellschaft angehören und sich mit dem Gehalte
begnügen, welches er von diefer erhält. Der König der Ringer
hat seinen Wohnsitz zu A e d d o; er erhält von allen Gesellschaften in
Japan eine jährliche an ihn zu entrichtende Abgabe. Die Vorsteher
der Ringergesellschaften haben Offizierrang und tragen zwei Degen.
Sie sind stets auf Reisen und führen ihre Untergebenen durch alle
Provinzen. In deu großen Städten geben sie dann während einer von
den Behörden bestimmten Zeit ihre Vorstellungen, welche ihnen sehr
viel einbringen.
Während der Festtage bemüht sich der Japanese noch mehr, wie
gewöhnlich, seine Gastfreundschaft zu beweisen. Jeder Vorübergehende,
Fremde oder Einheimische, der einem Hause nur irgend eine Aufmerk-
samkeit zu schenken scheint, kann sicher sein, von dem Hausherrn ein--
geladen zu werden, näher zu treten und sich bewirten zu lassen. Lärm
und Skandal kommen in Japan während der Festtage fast nie vor;
jeder bemüht sich, den fröhlichen, heitern, friedlichen Charakter der
Feier in keiner Weise zu stören.
53. Indien.
Vom Himalaya aus zieht sich die an 70000 Quadratmeilen große
Halbinsel V o r d e r - I u d i e u in der Gestalt eines Dreiecks bis an das
Meer. Die westliche Küste desselben heißt Mala bar, die östliche
Koromandel. Vom Himalaya strömt in wechselnder Richtung nach
Südwesten der Indus oder Sind ins persische Meer. In seinem
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
286
fällig, ähnelt dem westfälischen Bauer und hat augenscheinlich weder
ein großes Gefallen, mit dem ihm überlegenen englischen Händler zu
unterhandeln, noch englisch zu sprechen. Er nennt sich Afrikander
und spricht, wie das ganze Volk und die Mittelklasse, „afrikanisch".
Das Afrikanische ist eine Art Niederdeutsch oder streng genommen
ein plattes Holländisch, welches, als die Holländer das Kap besaßen,
seiner Zeit gebräuchliche Sprache war. Aus derselben Zeit stammen
auch die zahlreichen Mala Yen, die ursprünglich als Handwerker
von Java kamen und nun alle möglichen Beschäftigungen und Ge-
werbe ausüben. Originell sind besonders die malayischen Frauen,
deren Stolz in bauschigen, hellen, fast unter den Armen befestigten,
möglichst steif gestärkten Kattunröcken besteht. Seidene Tücher um-
hüllen das schöne schwarze Haar und bringen die oft edlen Gesichts-
formen noch zu besserer Geltung, während die nackten Füße auf ebenso
praktischen als billigen hölzernen Sandalen ruhen.
Schwerer ist es. die verschiedene schwarze Gesellschaft zu unter-
scheiden, die als Kaffern, Hottentotten und Buschmänner
die ersten Bewohner des Kaps vertreten; dann sind noch verschiedene
Gestalten des Innern und Schwarze bemerkbar. Der kräftige Zulu
ist unverkennbar; doch weiter erblickt man alle möglichen Schädel-
und Lippenbildungen, wie sie im Gebiete Zambese, Kongo und
Nil die verschiedenen Stämme zeigen. Eine andere schwarze Klasse
ist der Kuli aus Madras, der gerne mit Früchten handelt. Einige
weiße Araber erinnern an den Orient. Europäer sind natürlich auch
stark vorhanden, besonders Engländer.
Zu bedauern ist nur, daß augenblicklich die ganze Kapkolonie unter
den Folgen verschiedener unglücklicher Vorkommnisse leidet, so daß Klagen
und Verluste allgemein sind.
Die Diamantenfeder, noch vor wenigen Jahren Quelle unermeß-
lichen Reichtums, veranlaßten den Ruin großer Vermögen durch Plötz-
liche Entwertung fast aller Minenanteile; dadurch litten die Banken,
kurz, der ganze Handel in nie geahnter Weise. Freilich produziert das
Kapland nicht ausschließlich Diamanten. Wolle, Häute und besonders
Straußenfedern sind vielleicht noch wichtiger, und Kaffee und Zucker
kultiviert die Ostküste in großem Maßstabe. Doch in all diesen Punkten
hat durch die Koukurenz der Engländer eine solche Entwertung statt-
gefunden, während die Unkosten dieselben blieben, daß auch auf diesem
Felde unzählige Opfer fielen und stellenweise die Ausfuhr ganz auf-
gehört hat.
Um schließlich das Unglück vollständig zu machen, gesellte sich in
vielen Distrikten jahrelange Trockenheit, dazu kein Tropfen Regen fiel,
alles verdorrte, und mancher Farmer verarmte, ohne irgend etwas
gegen solche Plagen tun zu können. Dazu kommt, daß das Bestreben
der Engländer dahin gerichtet ist, die holländischen Bauern sowohl, wie
auch die Bewohner von Transvaal und dem Oranjefreistaat
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
83
dünkt, — und der Neigung nach Überteueruug und Betrug am liebsten
mit dem Stock entgegentreten. Ich habe jedoch, wiewohl das weiße
Gesicht der allgemein gültige Adelsbrief ist, welcher den Zugaug iu
diese berechtigte Kaste eröffnet, nirgends von eigentlichen Mißgriffen und
Rechtsverletzungen gehört, vielleicht weil die europäische Gesellschaft fast
ganz aus Leuten der besseren und gebildeteren Stände zusammengesetzt
ist. Um die eingenommene Stellung zu behaupten und zu sichern, ist
es natürlich, daß sich die Minderheit abschließt und in unnahbarer Ent-
fernung zu halten versucht; sie hat sich daher mit einem starken und
uuübersteiglichen Wall, — einem Wall, zusammengekittet durch Geld,
Bildung und Tatkraft — umgeben, welcher die fremden Rassen zurück-
weist und jedeu der Ihrigen ausschließt, wenn er zu denselben durch
freundlichen Umgang oder verwandtschaftliche Bande heruntersteigen oder
durch Trunk und Elend sich unwürdig macheu würde.
Zur Sicherftellung des Lebens würde jedoch weder jene äußere
Abhängigkeit, noch dieser eingebildete Wall genügen, und die Europäer
müßten unter der im allgemeinen ihnen feindseligen und überwiegen-
den Bevölkerung, wenn sie in einer einheitlichen und festgeschlossenen
Gliederung sich erhöbe, der Gefahr stets ausgesetzt sein, wie in Borneo,
ermordet zu werden. In der neuesteu Zeit haben die geheimen Gesell-
schaften der Chinesen, deren Grundsätze und Zwecke man in Singapore
weniger ermitteln konnte, als in China, wo sie den Umsturz der
Mandschnh-Herrscher zu erstreben scheinen, die Aufmerksamkeit und Be-
fürchtuug der Regierung erregt; und man hat, um ihren verderblicheu
Einflüssen entgegen zu wirken, die Polizeimacht verstärkt. Im Falle
eines Aufstandes werden jedoch weder die Polizei, noch die schwache
Sipoy-Besatzung, welche beide größtenteils aus Eingeborenen gebildet
sind, jemals etwas mehr als einen zweifelhaften Schutz gewähren; etwas
Ähnliches ließ sich von dem auf der Reise liegenden Kriegsschiff, von
dem unbedeutenden Hafen ort und von der im Bau begriffenen Zitadelle
sagen, wobei ich den moralischen Eindruck gauz übergehe, den man von
der Schaustellung einiger tausend Kugeln zu erwarten scheint, welche
vor dem Arsenal in allen Größen ausgekramt liegen. Die Sicherheit
der Europäer beruht daher unter diesen Umständen in Singapore allein
darin, daß die Bevölkerung aus den verschiedensten Nationalitäten zu-
sammengesetzt ist, daß diese nicht allein in ihrem Ganzen sich feindselig
gegenüberstehen, sondern auch selbst wieder in einzelne Kasten und Sekten
zerfallen, welche durch beständigen Hader und gegenseitige Verachtung
getrennt sind. Sie werden deshalb sich niemals in eine einzige
Strömung gleichartiger Bestrebungen zusammenfassen lassen, und da-
her muß die Vorstellung einer erfolgreichen Empörung völlig in der
Luft stehen.
Die Lebensweise der Europäer ist durchaus englisch, jedoch durch
die südländische Neiguug zur Bequemlichkeit unendlich verfeinert. Singa-
pore liegt fast senkrecht unter dem Äquator. Es ist erstaunlich, wie
6*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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namentlich die gewaltsame Entführung ihrer Weiber, reizten diese sonst
so sanften Menschen zuletzt zu einer solchen Wut, daß sie, obschon nur
fünf- bis siebenhundert Mann stark, gegen die dreißigfache Übermacht
der Engländer einen Rachekrieg begannen und mehrere Jahre mit
großem Glück fortsetzten. Im Jahre 1830 wurde ein Heer von dreißig-
tausend Mann gegen sie aufgestellt, aber ohne Erfolg. (Man wollte
sie mit Gewalt von der Insel vertreiben, und wandte dabei ein Ver-
fahren an, wie bei den großen indischen Jagden. Es ward eine durch
die ganze Insel reichende Einschließungslinie gebildet, wodurch man die
Wilden immer mehr einengen und zum Übergang auf Tasmans Halb-
infel nötigen wollte. Allein der Versuch mißlang. Die Verfolgten
banden ihre Hunde an, und stahlen sich während der Nacht durch die
Linien. Ihre scharfen Sinne, ihre Geschicklichkeit, nach Art der wilden
Tiere zu kriechen, kamen ihnen dabei sehr zu statten. Wenn ein Eng-
länder nur auf eine Sekunde die Augen schloß, so war der Australier
unter den schwarzen Baumstümpfen verschwunden, womit das Land
bedeckt ist und von denen er seiner dunklen Hautfarbe wegen fast gar
nicht unterschieden werden konnte. Der ganze Erfolg war dreizehn
Mann aus zwei verschiedenen Stämmen, die sich aus Verzweiflung
über ihre schutzlose Lage ergaben.) Was indessen der ganzen Macht
der vereinigten Kolonisten nicht gelang, brachte ein einziger besonnener
Mann, Namens Ro binson, durch Sanftmut und Überredung zustande.
Er begab sich allein und ohne Waffen unter die Wilden und bewirkte
durch seine Vorstellungen, daß sich alle zur Auswanderung entschlossen.
Sie wurden nach Gun Carriage, einer von den Faurneaux-
Inseln, geführt, wo sie, kaum noch zweihundert Mann stark, unter
Robinsons Leitung nach ihrer Weise lebten.
7. Neu-5eelan6.
Aus dem Berichte eines Reisenden entnehmen wir nachstehende
Schilderung Neu-Seelands und deren Bewohner.
„Als ich mit dem Dampfschiffe in Auckland, der Hauptstadt der
nördlichen Insel Neu-Seelands angekommen war, hatte ich wohl schon
auf der Schulbank im geographischen Unterricht von den Menschen-
fressern' gehört, welche Vandiemensland mit Nen-Seeland
bevölkert; daß ich aber jemals mit ihnen in persönliche Berührung
kommen würde, das hatte ich mir nicht träumen lassen. Die Schreck-
bilder, die meine jugendliche Einbildungskraft sich malte, sind aber vor
der Wirklichkeit zurückgetreten."
Zunächst einige Worte über die physische Beschaffenheit und die
politischen Verhältnisse Neu-Seelands.
Die beiden, nur durch die fünf Seemeilen breite Cooks st raße
voneinander getrennten Halbinseln, welche zusammen 3000 Quadrat-
meilen umfassen, bilden das südliche Ende der australischen Inselwelt.
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16 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gleiche Recht einräumen; auch die Gräuel der indischen Götterfeste,
Selbstmorde und Unzucht werden nicht gehindert, und nur gegen den
Gebrauch, daß indische Weiber sich über dem Grabe ihres Mannes selbst
verbrennen, ist die britische Negierung eingeschritten. Sie unterstützt die
Missionen, welche von den vielnamigen protestantischen Parteien mit einem
erstaunlichen Auswande von Geldmitteln betrieben werden, aber einen
sehr geringen Erfolg haben, mehr indem sie dieselben gewähren läßt, als
durch Geldopfer und keineswegs durch Beschränkung der Thätigkeit der Bra-
minen, Fakire und der mohammedanischen Eiferer. Daneben verarmt das
an edlen Metallen und Naturerzeugnissen so reiche Indien mit jedem
Jahre zusehends, weil die wohlfeilen Arbeiten der englischen Fabriken das
Gewerbe des Hindu, welches er ohne Hilfe von Maschinen, allein oder nur
mit seiner Familie betreibt, zu Grunde richten, so daß die edlen Metalle
für englische Fabrikate massenhaft an die Themse wandern, ohne daß durch
den Verkauf der Naturerzeugnisse Indiens das Gleichgewicht hergestellt
würde. Das braminische Volk ist keine Nation mehr, es besteht nock-
unter den Nationen unserer Tage wie unter den Bauwerken eine Ruine,
aus welcher die Wissenschaft eine Kunde über alte Zeiten zu gewinnen
bemüht ist. Die im Volksmunde erloschene Sprache, in welcher die
heiligen Bücher der Braminen geschrieben sind, das Sanskrit, beschäftigt
vorzugsweise die Sprachforschung, und der Fleiß und Scharfsinn deutscher
Gelehrten hat hierin das Ausgezeichnetste geleistet. Das Sanskrit über-
trifft an Wohlklang und innerer Entwicklung alle anderen Sprachen,
und ist also für sich allein schon ein vollgiltiger Beweis, auf welch' hoher
Stufe geistiger Ausbildung das Volk der Hindu vor seiner geschichtlichen
Zeit stand. Das Sanskrit zeigt sich mit den edelsten Sprachen in-
nig verwandt, z B. mit der altpersischen, griechischen, lateinischen und
unserer deutschen. Als Töchter einer gemeinschaftlichen Mutter bilden
sie den sogenannten indogermanischen Sprachstamm, und beweisen uns,
daß auch diese Völkersamilien einem und demselben Urstamme entsprossen
sind. Alle diese Sprachen benennen nicht bloß Theile des Körpers, son-
dern auch den Acker, gezähmte Thiere, die Geschäfte des Ackerbaues
und der Viehzucht ganz ähnlich, oder die Benennungen sind, wenn auch
verschieden, doch aus einer gemeinschaftlichen Wurzel genommen; außer
den Zahlen sind auch eine Menge Abstrakten gemeinschaftlich in der Form
von Verben, Substantiven und Adjektiven. Daher dürfen wir mit der
größten Sicherheit schließen, daß der Stamm, von welchem diese ver-
schiedenen Völkerzweige ausgingen und die gemeinschaftliche Ursprache
in verschiedener Weise ausbildeten, schon eine hohe Stufe der Kultur
erstiegen hatte, denn bei wilden Volksstämmen finden wir nimmermehr
eine solche Sprache. Für diese uralte Bildung spricht auch der Ackerbau
der Hindu, ihre Gartenkunst, und besonders die Geschicklichkeit, mit welcher
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