Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
84
Die
Bauern.
man im günstigsten Falle das Ziel, die Universität, erreichte, wo dem jungen Studenten von den älteren Kommilitonen gründlich vergolten wurde, was er an seinen Schützen in Tyrannei gefrevelt. Der Lernstoff bezweckte, wie erwähnt, eine einseitige, gelehrt theologisch-philologische Ausbildung, gewährte mithin wenig Nutzen für das praktische Leben, dem der Gelehrte immer mehr entfremdet wurde. Die Schul-Zucht war noch immer sehr streng, die Strafmittel spielten eine hervor-ragende Rolle in der Jugendbildung, und die Pädagogen des sechzehnten Jahrhunderts waren in sinnigen Erfindungen nicht weniger ingeniös als die Kriminalisten.
Es läßt sich denken, daß aus diese Weise keine Generation heranwachsen konnte, welche für allgemeinere Fragen, für politische und nationale Interessen einen freieren Blick wahrte; in dieser Hinsicht ging es im sechzehnten Jahrhundert eher rückwärts.
Das straffe obrigkeitliche Regiment ließ sich der Bürger, froh der zunehmenden Sicherheit im Verkehr und Handel, gern gefallen, obwohl es in seine persönlichen Verhältnisse tief eingriff, den Luxus in der Tracht und bei Familienfesten ihm zu verkürzen strebte. Aber dies Sich-regieren-lassen in Verbindung mit der Entwöhnung vom Waffendienst hatte auch eine üble Folge: es entstand eine kriegsuntüchtige Bürgerschaft, die zu jedem selbständigen Handeln, zu freien kühnen
Entschlüssen gänzlich unfähig war. Diese Entartung hat der Städter in den traurigen Jahrzehnten des dreißigjährigen Krieges schwer genug büßen müssen. Diesem Hinschwinden thatkräftigen Bürgersinnes konnte die äußerliche Übung im Waffengebrauch nicht vorbeugen.
^m letzten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts waren nämlich die Schützenfeste ganz besonders in Flor; in Straßburg waren z. B. im
Jahre 1576 an siebzig Orte vertreten, zu Regensburg im Jahre 1586
gegen fünfunddreißig fremde Städte; Halle lud im Jahre 1601 sogar hundertsechsundfünfzig Orte zum Vogelschießen ein. Die Armbrust war noch immer die vornehmere Waffe gegenüber der Büchse; das
^tahlschteßen ging stets dem Büchsenschießen voran und brachte auch höhere Preise.
Was die Lage des Bauernstandes anbetrifft, so muß wohl ein Unterschied gemacht werden zwischen den Gegenden, wo seiner Zeit der Bauernkrieg gewütet hatte, und denen, welche von der Bewegung verschont geblieben waren. Zunächst war ja in den vom Krieg heimgesuchten Gebieten das Land auf Jahre hinaus verwüstet und durch
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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d e Brahe wurde eigentlich nur mit den Brocken gespeist, welche von der Tafel ihrer Afterschwester fielen. Allgemein verbreitet war die Sitte, sich einen Hosastrologen zu halten, welcher namentlich den fürstlichen Kindern ihre „Nativität" zu stellen hatte. In den Archiven lagern noch jetzt in Masse jene wunderlichen Ausgeburten blinder Wissenschaft: Tabellen, die kein vernünftiger Mensch versteht, und die ihr Verfasser wohl selbst mehr zusammenphantasiert als berechnet hat.
Der Adel war, wie erwähnt, in allen diesen Dingen, soweit es Der ihm seine Mittel erlaubten, das Spiegelbild der höheren Fürstlichkeit.
Es hatte sich schon im sechzehnten Jahrhundert in seiner Stellung eine bedeutsame Änderung vollzogen, die ihm wenigstens teilweise zum Vorzug gereichte. Auf den Anschluß an die Höfe war er direkt angewiesen, denn die Reformation raubte ihm in den geistlichen Stiftern zahlreiche Versorguugsanstalten für seine Kinder: die Töchter wurden statt in den Klöstern, an den Höfen untergebracht. Mit dem Straßenraub war es vorbei, seit die Landesfürsten ihre erstarkte Territorialgewalt zur Sicherung der Landstraßen verwendeten; selbst der raublustige märkische Adel, der noch zur Zeit Joachims I. (1499—1535) so manchen Wegelagerer und Pferdedieb gestellt hatte, ließ von seiner Liebhaberei und versuchte aus seinem Grund und Boden etwas herauszuwirtschaften.
Es war für den Edelmann nicht leicht, anständig durchzukommen; längst machte ihm selbst im Heerdienst ein wohlgeschulter Berufssoldat von bürgerlicher Abkunft erfolgreiche Konkurrenz. Götz von Berlichingen brachte es zeit seines Lebens nur zum „Reiterführer", fein jüngerer bürgerlicher Berufsgenosse Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach (geb. 1498, gest. 1577), Soldat und Staatsmann zugleich, hat als Generalkapitän große Heere befehligt und sich dabei ein schönes Vermögen zu erwerben verstanden.
Einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der einschlägigen Verhältnisse bilden die Memoiren beider: Götz' Denkwürdigkeiten zeigen so recht, wie fremd der gealterte Reitersmann feiner Zeit gegenüberstand.
So mußte sich der Edelmann denn bequemen, selbst den Studien nachzugehen, um sich später als fürstlicher Rat fortzuhelfen, wenn ihm die nüchterne Stellung eines Hofjunkers, das geistlose Wesen eines Jagdjunkers nicht behagte. Für die Wissenschaft selbst hat der Adel im sechzehnten Jahrhundert nichts geleistet. Er mußte sich in den friedlichen Beschäftigungen erst die Geschicklichkeit erwerben, welche der
Deutsche Kulturgeschichte. Iii. g
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Kurfürst August von Sachsen verstand es besonders, das Interesse seiner Bauern mit dem seiner Kammer zu verbinden, und seine Landesordnung wurde so berühmt, daß auch der Kurfürst von Brandenburg sie einführte. Kurfürst August der Weise war der erste deutsche Fürst, der sich der Landwirtschaft mit Rücksicht auf den Zusammenhang des Ganzen und der einzelnen ökonomischen Gewerbszweige untereinander annahm. Er ließ den Obersee bei Weißensee austrocknen und in Wiesen verwandeln, er vermehrte die Zahl seiner Bauern, indem er Wüsteneien und Waldstrecken urbar machen und sie in Erbpacht aus-thun ließ. Er veranlaßte einen systematischen Betrieb der Landwirtschaft, schrieb ein Buch über Haushaltungskunst, bereiste das Land und beaufsichtigte die Ämter. Er sorgte für die Feststellung des Arbeitslohnes, für Pflege der Forsten und der Obstbäume, Verbesserung der Wege; er suchte dem Wucher zu steuern und erleichterte die Lasten der Bauern, wo sie zu schwer erschienen.
Ein weiterer Vorteil erwuchs der landbauenden Bevölkerung in den evangelischen Staaten durch die Einziehung zahlreicher Klostergüter. Mochten dieselben zu den landesherrlichen Domänen geschlagen oder für den Unterhalt von Schulen und frommen Stiftungen bestimmt sein, immerhin wurden sie in Zeitpacht gegeben, und so wurde eine neue Kategorie bäuerlicher Pächter geschaffen, die auf solchem Gut sich wohl nähren konnten. So sprechen denn zahlreiche Beweise dafür, daß es auch in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts an einem in behaglichen Verhältnissen lebenden Bauernstand nicht gefehlt hat, der sich mit jenem eigentümlichen trockenen Humor in die Ungunst der Zeiten schickte, durch fleißige Beobachtung und Ausnutzung der Witterung sich redlich nährte und an den Dorffeiertagen, vor allem der Kirchweih, auch in alter Weise lustig zu sein verstand. Da fehlte es denn weder an dem herkömmlichen Essen und Trinken, noch an den nötigen Raufereien; Krämer, Quacksalber fanden ihren Verdienst, auch der Landsknecht nahm wohl bei den Bauern Platz, erzählte von seinen Kriegsthaten oder sang die letzte neue Weise. An Belustigungen aller Art war kein Mangel, die erste Rolle spielten nach wie vor der Tanz, daneben Kegelspiel, Stangenklettern u. a. Auch der Frömmigkeit ward ihr Recht, nicht umsonst mahnte das im Fahnenschmuck prangende Kirchlein, dem Geber alles Guten Dank zu sagen.
Ohne Zweifel waren auch die sittlichen Verhältnisse auf dem Lande ehrbarer und reiner als in den Städten, und wenn es den Bauern
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
212
Wer aber aus dem nahen Gefecht einen wunden Landsmann in sein Haus geholt hat, wie treu und sorglich pslegt er ihn! Er ist dem Hause wie der eigne Sohn und Bruder, der fern beim Heere des Königs steht. Das beste Zimmer, ein weiches Lager wird ihm bereitet, selbst überwacht die Hausfrau Verband und Wartung.
Denn das ganze Volk sühlt sich wie eine große Familie. Der Unterschied der Stände, die Verschiedenheit des Berufes trennten nicht mehr, Freude und Leid war gemeinsam, auch von Habe und Erwerb ward williger mitgeteilt. Die Fürstentochter stand neben der Frau des Handwerkers in.demselben Verein, und beide berieten eifrig und achtungsvoll miteinander, und der Landjunker, der noch vor wenig Monaten jeden bürgerlichen Mann in seinem geselligen Verein als Eindringling betrachtet hätte, ritt jetzt wohl täglich vom Gute nach der Stadt, um bei seinen neuen Freunden, dem Ratsherrn oder Fabrikanten, die Kriegspfeife zu rauchen und mit ihm über die Neuigkeiten und über das zu plaudern, was beiden das liebste war, über das Regiment, in welchem ihre Söhne nebeneinander fochten. Freier, sicherer, besser wurden die Menschen in dieser Zeit, die grämliche Steifheit des Beamten, der Hochmut des Edelmannes, selbst der mißtrauische Eigennutz des Bauern waren den meisten wie Staub von gutem Metall weggeblasen, Selbstsucht wurde von jedermann verachtet, altes Unrecht, lange genährter Groll waren vergessen, der Kern des Menschen war für alle unsichtbar zu Tage gekommen. Wie sich jeder gegen den Staat gezeigt, danach wurde er beurteilt. Überrascht saheu die Leute in Stadt und Land, daß Plötzlich neue Charaktere unter ihnen zur Geltung kamen; manch kleiner Bürger, der bis dahiu wenig beachtet war, wurde Ratgeber, Freude und Stolz der ganzen Stadt. Wer sich aber schwach gezeigt, dem gelang es selten, das Vertrauen seiner Mitbürger wiederzugewinnen, ein Makel haftete an ihm.
Endlich machte die entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig dieser bewegten Zeit ein Ende; die französischen Schöpfungen wurden ausgelöst, die Fremden überall vertrieben.
Ernst Berner, Geschichte des preußischen Staates. München u. Berlin 1891. — H. Beitzke, Geschichte der deutschen Freiheitskriege. Bremen 1882. — Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 4. Bd. Leipzig 1872. — H. v. Sy b el, Die Begründung des deutschen Reiches durch Wilhelm I. München und Leipzig 1889.
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Extrahierte Personennamen: Ernst_Berner Ernst H._Beitzke Gustav_Freytag Gustav Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Berlin Bremen Leipzig Leipzig
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
234
Duelle ausfocht. Die frischen volkstümlichen Trink- und Wanderlieder der fangeslustigen alten Zeiten waren fast verschollen; sang sang zumeist schmutzige Zoten oder die weinerlichen Ergüsse einer platten Sentimentalität, die einer längst überwundenen litterarischen Epoche angehörte. Mit den Rosenkreutzern und den anderen Geheimbünden des alten Jahrhunderts verschwanden auch ihre Geistesverwandten, die Orden der Studenten. Die Landsmannschaften, die seitdem wieder auflebten, bewachten eifersüchtig ihre geschlossenen Werbebezirke, pflegten einen kleinlichen partikularistifcheu Sinn, der alles Ausheimische dünkelhaft abwies, und ertöteten jedes kräftige Selbstgefühl durch einen brutalen Peuualismns. Der Fuchs durfte nicht klagen, wenn ein heruntergekommenes altes Hans ihm ein Smollis anbot und darauf mit ihn: hutschte; dann mußte er alles, was er aus dem Leibe trug, Kleider, Uhr und Geld gegen die dürftigen Lumpen seines Gönners vertauschen. Wer in dieser Schule aufwuchs, lernte die Kunst nach oben zu ducken, nach unten zu drucken.
Wie oft hatte Fichte einst in Jena und in Berlin gegen dies Unwesen geeifert. Unter feinen Getreuen entstand bereits im Jahre 1811 der Plan einer Burschenschaft oder Dentsch-Jünger-schaft; der Philosoph billigte das Unternehmen und fügte nur, da er feine Leute kannte, die besonnene Mahnung hinzu: die Burschen sollten sich hüten, mittelalterlich und deutsch zu verwechseln, und das Mittel, die Verbindung, nicht höher stellen als den Zweck, die Belebung deutscheu Sinnes. An diese Berliner Entwürfe knüpften jetzt die Jenenser wieder an. Sie kannten den Ernst des Waffenhandwerks und wollten durch Ehrengerichte die rohe Rauflust bändigen; sie hatten im Kriege als eines Volkes Söhne Schulter an Schulter gekämpft und forderten völlige Gleichheit aller Studenten, Abschaffung des Pennalismus und aller der Vorrechte, welcher der Grafenbank noch auf manchen Universitäten zustanden. Ihr letzter und höchster Gedanke aber blieb die Einheit Deutschlands: in einem einzigen großen Jugendbunde, der alle landsmannschaftliche Sonderbünde vernichtete, sollte sich die Macht und Herrlichkeit des Vaterlandes verkörpern.
Ursprünglich war eine unbestimmte patriotische Sehnsucht der einzige politische Gedanke der Jenenser Burschen. Sie schwärmten für ein abstraktes Deutschtum, so wie es einst in den Reden an die deutsche Nation verherrlicht worden; von der lebendigen
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
330
kehr in der Weltpost 31t schließen. Es ist derselbe Mann, der, unter das Niveau der Agentur herabsteigend, als unterstes Glied des Dienstes die Posthilfsslelle erfand und in dessen Hirn der Gedanke eines Weltpostbnreaus entsprang, welches zum erstenmal in dei' Weltgeschichte eine Lhätigkeit über einen Staatenverein der fünf Erdteile entfaltete. In denselben Jahren, mo der „fahrende Landbriefträger" durch gelegentliches Mitnehmen eines Fahrgastes die alte Personenbeförderung der Post im kleinsten Kreise wieder erneuerte, in denselben Jahren liefen die ersten Postdampfer von unsern Häsen nach den Uferländern des Indischen Oceans aus. Dieselbe Reichspost, die auf jedes Mittel, die Dörfer in den modernen Schnellverkehr zu ziehen, so wachsam bedacht war, daß sie dem Heimatlande des Telephons in der Anlegung von Fernsprechämtern voreilte, dieselbe Reichspost hat das erste Sabel ins Meer gesenkt, welches Deutschland mit dem andern Ufer des Atlantischen Oceans verbindet.
Auch darin zeigen sich die modernen Verkehrseinrichtungen als das Nervensystem des Staatskörpers, daß sie einerseits die ganze Oberfläche des Körpers, auch in ihren kleinsten Teilen zu ersassen streben, und daß sie andererseits dem so erfaßten Körper die Eindrücke der Außenwelt auf die empfindlichste Art zugänglich machen. Das eine ist vom andern unzertrennlich. Das ist das Herrliche an dem nationalen Werke unserer neuen Verkehrseinrichtungen: es zeigt uns deutlich, wie nationale Leistungen dem Solidaritätsgefühl der Menschheit förderlich, wie sie geradezu die Vorstufe werden können für die Erfüllung weltbürgerlicher Forderungen, wenn diese sich auf einem Gebiete bewegen, wo sie ihre Berechtigung dnrch ihre Erfüllbarkeit beweisen. Im Zeitalter der Reichspost und des Weltpostvereins ist der Deutsche dem Deutschen, aber auch der Mensch
dem Menschen näher genickt als je.
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Extrahierte Personennamen: Sabel
Extrahierte Ortsnamen: Weltpost dei'_Weltgeschichte Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
231
diese Gecken — in Wort und Schrift verhöhnten. Eins der kräftigsten Spottgebichte jener Zeit lautet:
Französisch Mund und Bart, französisch alle Sitten, französisch Rock und Wams, französisch zugeschnitten.
Was immer zu Paris die edle Schneiderzunft hat neulich ausgebracht, auch wider die Sernunft, das macht ein Deutscher nach. Sollt' ein Franzos' es wagen, die Sporen auf dem Hut, Schuh an der Hand zu tragen, die Stiesel auf dem Kops, ja Schellen vor dem Bauch anstatt des Nestelwerks, der Deutsche tät es auch.
So wie mit den Kleibern, so war es auch mit dem Essen und
Trinken, besonbers bei Hochzeiten und Kinbtaufen, nicht nur bei Fürsten und Herren, sonbern auch bei den mittleren und nieberen Stänben, und es mußten Gesetze bagegen erlassen werben. In der Hochzeitorbnung der Stadt Münben würde verorbnet, daß bei einer großen Hochzeit nicht mehr als 24 Tische, jeber zu 10 Personen, und bei einer kleinen nur 14 Tische sein sollten. Der Schmaus sollte nicht über 3 Stnnben bauern. In Sachsen war man strenger. Ta bürsten die Ebelleute höchstens 8 Tische setzen und außer dem
Nachtische nur 12 Gerichte geben. Bei bürgerlichen Hochzeiten
sollte der Magistrat die Anzahl der Gäste bestimmen, und nur fünf Gerichte würden erlaubt. Auch war bamals noch die Gewohnheit, die Gäste möglichst trunken zu machen, und der Wirt glaubte seine Sache am besten gemacht zu haben, von welchem die Gäste taumelnb nach Hause gingen.
Toch wir würden uns ein ganz falsches Bilb von unseren Vorfahren machen, wenn wir glaubten, sie hätten nur Sinn basür gehabt. gut zu essen und zu trinken und sich ä la mode zu kleiben. Sie hatten auch Gelb für große, allgemeine Interessen übrig. Fast in jeber Stadt war eine lateinische Schule, und die Bürger legten Wert auf eine gebiegene Bilbung. Die Straßen waren schon vielfach gepflastert und die Wälle in guter Crbnung; in manchen Stäbten gab es schon Wasserleitungen, und dann stanben aus dem Markt und an den Hauptstraßen sließenbe Brunnen, ja man konnte mitunter Denkmäler, die von gutem Geschmack zeugten, bort erblicken.
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30 V. Heimatpflege, Heimatschutz und Heimatliebe auf dem Laude.
Bauernsöhne suchten es ihnen bald gleichzutun; denn die „Studierten"
mußten doch besser Bescheid wissen, was „fein" war, und so verschwanden
nach und nach heimische Art, heimische Kleidung und heimische Sitten. Auch
mit den Bauerntöchtern war eine Wandlung vorgegangen. Der gesteigerte
Wohlstand, der größere Bestand an barem Gelde, der auch aus dem Lande
sich gemehrt hatte, veranlaßte sie, nach „höherer Bildung" zu streben. Sie
gingen in die Stadt, in „Pension". Häufig genug mochten sie dann später
keinen Landmann heiraten; sie suchten „Beamtenfrau" oder „Kaufmanns-
frau" zu werden.
Die neuzeitliche Volkswirtschaft machte auch vielen Volksfesten und
Volkssitten ein Ende. Schuld daran war hauptsächlich die sogenannte
„Separation", die Verkoppelung der ländlichen Ackergrundstücke, welche an
und für sich sehr segensreich gewesen ist. Einerseits hat sie aber so manche
Schönheit der Heimat, manche malerische Bachwindung, manche wirkungs-
volle Gehölzgruppe beseitigt, und andererseits sind durch sie jene Anger und
Weideplätze verschwunden, auf denen unsere Altvorderen ihre geselligen
Volksfeste: Vogelschießen, Ballspiel usw. abhielten, und auf denen auch die
Dorfjugend genug Raum zum frohen Spiel fand. Jetzt mangelt es an
Spielplätzen für die Jugend aus dem Lande ebenso wie in den Städten.
Man beobachte nur, wo die Turngeräte der Schule auf den Dörfern meist
untergebracht worden sind! Als „Turnplätze" kann Mansie in den seltensten
Fällen bezeichnen; denn Obstanlagen bedecken den Platz, oder die Geräte
zieren eine verlorene Ecke des Dorfplanes. Welche Kosten sind aufzubringen,
und welche Widerstände müssen beseitigt werden, ehe es in der Jetztzeit ge-
lingt, einen Platz für die Jugendpflege in dörflichen Gemeinden zu erhalten,
weil die Gemarkung bei der Verkoppelung bis auf das kleinste Stück ver-
teilt worden ist. Zum Turnen und Spielen muß oft genug die staubige
Dorfstraße benutzt werden, zumal durch strenge Polizeiverordnungen un-
befugtes Betreten von Feld- und Gartengrundstücken untersagt ist. Als
Leiter der Jugendspiele ist man leider oft gezwungen, dergleichen Forst- und
Feldgesetze zu übertreten, um überhaupt spielen zu können. Ich denke hierbei
an die bei der Jugend so beliebten Kriegsspiele und Geländeübungen.
Die alten Trachten, die entschwundenen Volkssitten und Volksspiele will
man nun wieder neu beleben. Da dem Deutschen die Lust zum Spiel, zum
Frohsein in geselligem Kreise innewohnt, so könnte ein Erfolg in bezug auf
die Volksspiele möglich sein, ob es aber gelingen wird, die alten Trachten
wieder in Gebrauch zu bringen, möchte ich bezweifeln; nur da, wo man
sie wirklich noch trägt, können sie meiner Ansicht nach erhalten und
vielleicht auch allgemeiner in Benutzung gebracht werden. In Gegenden
aber, wo jene örtlichen Kleidermoden nur noch im tiefsten Hintergrunde
großer Kleiderschränke als sehenswerte Überreste aus Großmutters Zeit zu
finden sind, ist es nach meinem Dafürhalten vergebliche Liebesmühe, diese
Erscheinungen vergangener Wirtschaftsperioden zu neuem Leben zu wecken.
Die Erfolge der jetzt allerorten veranstalteten „Trachten"- und „Heimatfeste"
scheinen mir recht problematischer Natur zu sein. Allerdings ist die Be-
teiligung der ländlichen Bevölkerung an ihnen sehr rege. Wann wäre das
bei einer Festfeier aber nicht der Fall? Man verlange nur einmal von den
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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immer waren Land und Seilte entfernt nicht wieder auf die Stufe des materiellen Wohlstandes augelaugt, der vor dem großen Kriege und bis 1624 geherrscht hatte. Noch immer war Die Zahl der wüsten Stellen in den Städten sehr groß, am größten vielleicht in der Altmark, wo 1721 z. B. in Stendal 365, in Salzwedel 191 gefunden wurden. Aber auch in den kurmärkischeu Städten betrug ihre Zahl 3257, und auf dem platten Lande lagen noch immer die weitesten Strecken einst wohlbebauten Landes, zahllose Hufen und Dorfmarken wüst und unbebaut. Von Anfang an hatte der König daher sein Augenmerk auf die „Peuplierung", d. H. auf die Vermehrung der Bevölkerung, die neue Besiedelung des Landes gerichtet und war den Versuchen von Gutsherren und Pächtern, solcher wüsten Hufen sich zu bemächtigen, entgegengetreten, weil dadurch die Last der Gutsuuterthaueu zugleich aus die neu angeeigneten Landstrecken ausgedehnt und die Peuplierung gehemmt wurde.
„Menschen halte vor den größten Reichtum" schreibt Friedrich Wilhelm einmal, und wenn man den niedrigen Stand der Kultur beachtet, auf dem dünn bevölkerte Länder regelmäßig stehen, so wird man die Bedeutung dieses Satzes zu würdigen wissen und in dem Eifer, mit welchem der König sogar seine langen Kerle an hochgewachsene Mädchen zu verheiraten suchte, boch auch wieber den volkswirtschaftlichen Grundgebanken des Königs ftnben. Es war ja gerabezu entsetzlich, daß in Preußen z. B., wo heute 2700 Menschen aus einer Gua brat-meile wohnen, damals höchstens 600 Menschen ihr Dasein fristeten und natürlich entfernt nicht imstande waren, der Natur die Erträge abzugewinnen, die sie zu bieten vermochte. Vielmehr mußten gerade die weiten unbebauten Ebenen jede Kultur im Keime ersticken. Im Lause des dreißigjährigen Krieges war, wie erwähnt wurde, etwa ein Drittel der Bevölkerung ums Leben gekommen, und dies zu ersetzen war daher eine naturgemäße Ausgabe der Regierung. Ungeheuer aber ist der Erfolg derselben zu nennen, daß es ihr gelang, im Laufe eines Jahrhunderts (bis 1740) durch fremde Zuzügler die Bevölkerungsziffer um den vierten Teil, um 600 000, zu erhöhen. Im ganzen wird damit der Verlust an Menschen, den der Krieg herbeigeführt, durch die Arbeit der brandenburgisch-preußischen Herrscher dem Laude wieder ersetzt sein. Von ungleich größerer Bedeutung war jedoch, daß die Bevölkerung wieder fähig war, ihre natürlichen Gaben zu brauchen, um den Reichtum des Landes zu heben oder vielmehr, um ein der menschlichen Würde gemäßes Leben zu führen. Und eben hierfür war der König und feine Behörden vorzugsweise thätig, und während sonst in Europa die schwindelhaftesten Bankunternehmungen, wie die Mississippi - Aktien Laws in Frankreich, die Bubbles und die Südseekompanie in England, Staat und Unterthanen an den Bankerott führten, erhob sich in Preußen Friedrich Wilhelm zu einer unter deu damaligen Verhältnissen des Landes unzweifelhaft richtigen, die Bedingungen des wirtschaftlichen Gedeihens ihrem ganzen Zusammenhange nach voll würdigenden Anschauung. Vor allem die Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft und Industrie, die Abhängigkeit, in
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Altmark Stendal Salzwedel Europa Frankreich England