Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Die
Bauern.
man im günstigsten Falle das Ziel, die Universität, erreichte, wo dem jungen Studenten von den älteren Kommilitonen gründlich vergolten wurde, was er an seinen Schützen in Tyrannei gefrevelt. Der Lernstoff bezweckte, wie erwähnt, eine einseitige, gelehrt theologisch-philologische Ausbildung, gewährte mithin wenig Nutzen für das praktische Leben, dem der Gelehrte immer mehr entfremdet wurde. Die Schul-Zucht war noch immer sehr streng, die Strafmittel spielten eine hervor-ragende Rolle in der Jugendbildung, und die Pädagogen des sechzehnten Jahrhunderts waren in sinnigen Erfindungen nicht weniger ingeniös als die Kriminalisten.
Es läßt sich denken, daß aus diese Weise keine Generation heranwachsen konnte, welche für allgemeinere Fragen, für politische und nationale Interessen einen freieren Blick wahrte; in dieser Hinsicht ging es im sechzehnten Jahrhundert eher rückwärts.
Das straffe obrigkeitliche Regiment ließ sich der Bürger, froh der zunehmenden Sicherheit im Verkehr und Handel, gern gefallen, obwohl es in seine persönlichen Verhältnisse tief eingriff, den Luxus in der Tracht und bei Familienfesten ihm zu verkürzen strebte. Aber dies Sich-regieren-lassen in Verbindung mit der Entwöhnung vom Waffendienst hatte auch eine üble Folge: es entstand eine kriegsuntüchtige Bürgerschaft, die zu jedem selbständigen Handeln, zu freien kühnen
Entschlüssen gänzlich unfähig war. Diese Entartung hat der Städter in den traurigen Jahrzehnten des dreißigjährigen Krieges schwer genug büßen müssen. Diesem Hinschwinden thatkräftigen Bürgersinnes konnte die äußerliche Übung im Waffengebrauch nicht vorbeugen.
^m letzten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts waren nämlich die Schützenfeste ganz besonders in Flor; in Straßburg waren z. B. im
Jahre 1576 an siebzig Orte vertreten, zu Regensburg im Jahre 1586
gegen fünfunddreißig fremde Städte; Halle lud im Jahre 1601 sogar hundertsechsundfünfzig Orte zum Vogelschießen ein. Die Armbrust war noch immer die vornehmere Waffe gegenüber der Büchse; das
^tahlschteßen ging stets dem Büchsenschießen voran und brachte auch höhere Preise.
Was die Lage des Bauernstandes anbetrifft, so muß wohl ein Unterschied gemacht werden zwischen den Gegenden, wo seiner Zeit der Bauernkrieg gewütet hatte, und denen, welche von der Bewegung verschont geblieben waren. Zunächst war ja in den vom Krieg heimgesuchten Gebieten das Land auf Jahre hinaus verwüstet und durch
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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In einer Zeit, wo eine Menge fürstlicher Kräfte entweder in der Verwilderung eines furchtbaren Krieges untergingen oder der französischen Nachahmerei verfielen, stellte der Brandenburger Kurfürst fast einzig das Muster eines deutschen Fürsten auf, der die verderblichen Einflüsse der Zeit von sich fern gehalten hat. Unter Sorgen und Mühen aufgewachsen, aber an Leib und Seele gesund erhalten, hatte er früh gelernt, sich selbst zu beherrschen, Vorsicht und Entschlossenheit zu üben und der eigenen Leidenschaften Meister zu werden. Friedrich Wilhelm war nicht von den Jesuiten erzogen worden und in der Überlieferung spanischer Staatskunst aufgewachsen wie die Habsburger, noch hatte ihn die Schule des französischen Absolutismus verdorben. Weder Nom und Madrid noch Versailles hatten auf ihn eingewirkt; er verlebte seine Jugend unter den Eindrücken holländischer Freiheit und Macht, die damals auf dem Höhepunkte standen. Der Anblick eines rührigen, unermüdlichen Volkes, dessen gesunde Schöpferkraft nicht durch feudale und nicht durch priesterliche Einflüsse verkümmert ward, der Eindruck eines Staates, der aus engem Raume durch die Kraft der Arbeit und des Geistes zu europäischer Bedeutung herangewachsen war, das Vorbild eines Fürsten wie Friedrich Heinrich von Oranten — das war die Schule gewesen, in welcher die gesunde Natur des großen bran-denburgischen Fürsten sich zu seinem Regentenberufe gebildet hatte.
Sein fürstlicher Absolutismus war gleich streng, seine Mittel nicht minder gewaltsam als in allen den Staaten Europas, wo diese neue Form des Regiments damals sich festsetzte, er schnitt in die alten Rechte der Provinzen, der ständischen Korporationen, in die Privilegien des Adels nicht weniger scharf ein als die gleichzeitigen Könige im Norden oder Richelieu in Frankreich; aber die unbedingte Gewalt, die er sich schuf, ward trotz aller einzelnen Härten eine Wohlthat für die Gesamtheit; sie wälzte die Last der Adelsaristokratie ab, beseitigte die störenden Sonderinteressen, sie hob die Arbeitskraft und das Selbstgefühl von Bürger und Bauer, aus deren Wohlfahrt der neue Staat fortan ruhte. So legte er die Grundlagen zu einer stattlichen Größe, die das erste Exempel dieser Art war: gründete das Heer, ordnete den Staatshaushalt, hob den Anbau des Landes, förderte Gewerbe und Handel, eröffnete dem bedrohten Protestantismus ein sicheres Asyl, pflegte Wissenschaft und Kunst in einer eigentümlich deutschen Richtung, während fast überall sonst das Volkstümliche vor dem Fremden weichen mußte.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Heinrich_von_Oranten Friedrich Heinrich
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eignen Läuterung und Erhebung; sie verlangen nach der „Gerechtigkeit Gottes", die da das Leben des Menschen befreie von den Satzungen der Menschen und es gestalte einzig und allein nach Gottes Gesetz; sie erfüllen sich mit Vorstellungen einer Neugestaltung der menschlichen Gesellschaft nach den Grundsätzen altchristlicher Zeit. So verbinden sich in ihnen demokratisch-kommunistische Jdeeen mit der mystisch-apokalyptischen Idee eines Gottesreiches auf Erden.
Luthers Ruf nach Freiheit des Evangeliums wird gerade von den Bauern begierig aufgenommen; sein Wort von der Freiheit des Christenmenschen findet bei ihnen vielgestaltigen Wiederhall; seine Lehre von dem allgemeinen Priestertum wird von den Bauern ohne weiteres in die Wirklichkeit übertragen, indem viele derselben, lediglich dem inneren Drange folgend, den Ihrigen das Wort Gottes verkünden und deuten. Die Reden der Bauernführer nehmen vielfach eine biblische Färbung an. Die Flugschriften, welche für die Rechte der Bauern eintreten, entnehmen ihre Beweisstücke mit einer gewissen Vorliebe gerade der Bibel. Die Programme der Bauern berufen sich auf Vorschriften und Forderungen der Schrift. Gerade auf Grund der ihnen geläufigen biblischen Anschauungen stellen die Bauern den bäuerlichen Beruf als den notwendigsten und zugleich edelsten auf Erden dar.
Nach und nach nehmen so die rein weltlichen Bestrebungen der Bauern äußerlich und innerlich immer mehr Kirchliches an. Schließlich erscheinen in ihren thatsächlichen Vorschlägen und Anläufen zu Neugestaltungen in Staat und Kirche ihre Ansichten über staatliche und kirchliche Zustände für die Verwirklichung derselben untrennbar voneinander. Damit erweitern sich die Ziele der Bauernbewegung; alle die wichtigen Erscheinungen des Lebens, alle bestimmenden Strömungen des Lebens ziehen sie in ihren Umkreis hinein. Ihre Zielpunkte sind: die Erneuerung des kirchlichen Lebens nach Form und Inhalt, die Umgestaltung der ganz auf den Grundbesitz aufgebauten Gesellschaftsordnung des Mittelalters, der Kampf gegen die Staatsgewalt der Fürsten und gegen die Geldmacht der Städte. Bei der Schroffheit der Gegensätze erscheint eine Ausgleichung unmöglich; bei dem hartnäckigen Festhalten an wirklichem oder vermeintlichem Rechte hüben wie drüben erscheint Nachgiebigkeit ausgeschlossen hier wie dort. So bleibt es kein Ringen der Meinungen und der Geister; es wird ein Ringen der Waffen und der Gewalt.
Gleichwohl ist namentlich von seiten der Bauern auch der ehrlich ernste Versuch gemacht worden, durch das Mittel der Unterhandlungen
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d e Brahe wurde eigentlich nur mit den Brocken gespeist, welche von der Tafel ihrer Afterschwester fielen. Allgemein verbreitet war die Sitte, sich einen Hosastrologen zu halten, welcher namentlich den fürstlichen Kindern ihre „Nativität" zu stellen hatte. In den Archiven lagern noch jetzt in Masse jene wunderlichen Ausgeburten blinder Wissenschaft: Tabellen, die kein vernünftiger Mensch versteht, und die ihr Verfasser wohl selbst mehr zusammenphantasiert als berechnet hat.
Der Adel war, wie erwähnt, in allen diesen Dingen, soweit es Der ihm seine Mittel erlaubten, das Spiegelbild der höheren Fürstlichkeit.
Es hatte sich schon im sechzehnten Jahrhundert in seiner Stellung eine bedeutsame Änderung vollzogen, die ihm wenigstens teilweise zum Vorzug gereichte. Auf den Anschluß an die Höfe war er direkt angewiesen, denn die Reformation raubte ihm in den geistlichen Stiftern zahlreiche Versorguugsanstalten für seine Kinder: die Töchter wurden statt in den Klöstern, an den Höfen untergebracht. Mit dem Straßenraub war es vorbei, seit die Landesfürsten ihre erstarkte Territorialgewalt zur Sicherung der Landstraßen verwendeten; selbst der raublustige märkische Adel, der noch zur Zeit Joachims I. (1499—1535) so manchen Wegelagerer und Pferdedieb gestellt hatte, ließ von seiner Liebhaberei und versuchte aus seinem Grund und Boden etwas herauszuwirtschaften.
Es war für den Edelmann nicht leicht, anständig durchzukommen; längst machte ihm selbst im Heerdienst ein wohlgeschulter Berufssoldat von bürgerlicher Abkunft erfolgreiche Konkurrenz. Götz von Berlichingen brachte es zeit seines Lebens nur zum „Reiterführer", fein jüngerer bürgerlicher Berufsgenosse Sebastian Schärtlin von Bnrtenbach (geb. 1498, gest. 1577), Soldat und Staatsmann zugleich, hat als Generalkapitän große Heere befehligt und sich dabei ein schönes Vermögen zu erwerben verstanden.
Einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der einschlägigen Verhältnisse bilden die Memoiren beider: Götz' Denkwürdigkeiten zeigen so recht, wie fremd der gealterte Reitersmann feiner Zeit gegenüberstand.
So mußte sich der Edelmann denn bequemen, selbst den Studien nachzugehen, um sich später als fürstlicher Rat fortzuhelfen, wenn ihm die nüchterne Stellung eines Hofjunkers, das geistlose Wesen eines Jagdjunkers nicht behagte. Für die Wissenschaft selbst hat der Adel im sechzehnten Jahrhundert nichts geleistet. Er mußte sich in den friedlichen Beschäftigungen erst die Geschicklichkeit erwerben, welche der
Deutsche Kulturgeschichte. Iii. g
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die Hand und meinte verstohlen: „jungen Edelleuten und jungen Sperlingen müsse man beizeiten die Köpfe eindrücken"; - aber er litt und gehorchte. Es ist begreiflich, daß in einem solchen Bauernstande jedes tiefere Gefühl, jeder höhere Gedanke erstarb. Und doch bildete er den Hauptbestandteil der sogenannten „deutschen Nation".
Auch das Bürgertum hatte einen andern Charakter gewonnen: nicht allein durch die materiellen Verluste, obwohl selbstverständlich wiederholte Belagerungen die Vermögensverhältnisse gerade der Wohlhabenden wesentlich beeinträchtigen. Aber das Bürgertum hatte die Freude au der Selbstverwaltung verloren. Dazu kam, daß die seit dem Westfälischen Frieden gesteigerte landesherrliche Hoheit selbstbewußtem Bürgersinn wenig hold war und mit Verordnungen und Steuererlassen soviel als möglich eingriff. Der Bürger, den die Kriegszeit Ergebung in fremden Willen längst gelehrt, unterwarf sich gehorsam: wie hätte er gegen die Obrigkeit ankämpfen können? Wenn er zu leben hatte und etwas für seine bescheidenen Vergnügungen erübrigte, war er zufrieden. Oder aber, er suchte sich in die Kreise der Regierenden emporzuschwingen und irgend ein kleineres oder größeres Amt in dem Beamtenstaat zu erlangen, welcher jetzt erst seine völlige Ausbildung erhielt. Ein solches Amt, und war es selbst durch die demütigste Kriecherei erbettelt, erhob den Bürger doch weit über die Menge „gemeiner" Sterblichen, über den „schlechten" Bauer. Das Amt gewährte Gelegenheit zu redlichem und unredlichem Nebenerwerb, es brachte dem Inhaber oft das begehrenswerte, vielbeneidete Glück, sich höheren, adligen Genossen zu nähern, wohl gar, in unmittelbarer Nähe des Durchlauchtigsten oder Serenissimus, in die Reihen des Adels einzutreten. Die Sucht nach Rang und Titeln wurde jetzt allgemein und erzeugte die erbärmlichste Servilität.
Außer solchen egoistischen Interessen beschäftigte den Bürger wenig mehr, als das Geklatsch über Familienereignisse und auffallende Neuigkeiten. Allerdings fuhr er fort, sich um Politik zu kümmern, Zeitungen und Tagesblätter mehrten sich, ja die Zahl der Flugschriften steigerte sich außerordentlich, als Ludwig Xiv. die öffentliche Meinung aufregte, aber es kam doch nur zu Weherufen, allenfalls zu patriotischer Entrüstung, und es wäre verfehlt gewesen, aus diese Stimmung eine große Aktion zu bauen. Auch war es mit der Wehrhaftigkeit des deutschen Bürgers vorbei; noch im Beginne des Krieges hatten einzelne Städte
Deutsche Kulturgelchichte. Iii. 19
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Duelle ausfocht. Die frischen volkstümlichen Trink- und Wanderlieder der fangeslustigen alten Zeiten waren fast verschollen; sang sang zumeist schmutzige Zoten oder die weinerlichen Ergüsse einer platten Sentimentalität, die einer längst überwundenen litterarischen Epoche angehörte. Mit den Rosenkreutzern und den anderen Geheimbünden des alten Jahrhunderts verschwanden auch ihre Geistesverwandten, die Orden der Studenten. Die Landsmannschaften, die seitdem wieder auflebten, bewachten eifersüchtig ihre geschlossenen Werbebezirke, pflegten einen kleinlichen partikularistifcheu Sinn, der alles Ausheimische dünkelhaft abwies, und ertöteten jedes kräftige Selbstgefühl durch einen brutalen Peuualismns. Der Fuchs durfte nicht klagen, wenn ein heruntergekommenes altes Hans ihm ein Smollis anbot und darauf mit ihn: hutschte; dann mußte er alles, was er aus dem Leibe trug, Kleider, Uhr und Geld gegen die dürftigen Lumpen seines Gönners vertauschen. Wer in dieser Schule aufwuchs, lernte die Kunst nach oben zu ducken, nach unten zu drucken.
Wie oft hatte Fichte einst in Jena und in Berlin gegen dies Unwesen geeifert. Unter feinen Getreuen entstand bereits im Jahre 1811 der Plan einer Burschenschaft oder Dentsch-Jünger-schaft; der Philosoph billigte das Unternehmen und fügte nur, da er feine Leute kannte, die besonnene Mahnung hinzu: die Burschen sollten sich hüten, mittelalterlich und deutsch zu verwechseln, und das Mittel, die Verbindung, nicht höher stellen als den Zweck, die Belebung deutscheu Sinnes. An diese Berliner Entwürfe knüpften jetzt die Jenenser wieder an. Sie kannten den Ernst des Waffenhandwerks und wollten durch Ehrengerichte die rohe Rauflust bändigen; sie hatten im Kriege als eines Volkes Söhne Schulter an Schulter gekämpft und forderten völlige Gleichheit aller Studenten, Abschaffung des Pennalismus und aller der Vorrechte, welcher der Grafenbank noch auf manchen Universitäten zustanden. Ihr letzter und höchster Gedanke aber blieb die Einheit Deutschlands: in einem einzigen großen Jugendbunde, der alle landsmannschaftliche Sonderbünde vernichtete, sollte sich die Macht und Herrlichkeit des Vaterlandes verkörpern.
Ursprünglich war eine unbestimmte patriotische Sehnsucht der einzige politische Gedanke der Jenenser Burschen. Sie schwärmten für ein abstraktes Deutschtum, so wie es einst in den Reden an die deutsche Nation verherrlicht worden; von der lebendigen
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^ Das Altertum.
mif Tr' rrie ägyptischen Ärzte, die ihn nicht heilen konnten,
auf Pfahle spießen lassen wollte. Nur die Fürbitte des griechischen Arrtes der thn geheilt hatte, hielt ihn davon ab. 5 '
8 30.
Griechenland.
76) Während die riesigen Staaten Asiens in Trümmer zer-stueit, halten sich Bildung und Gesittung nach Europa verpflanzt. Die ersten Träger waren die Bewohner des jetzigen Griechenlands. Ms das südöstlichste Land Europas und in der Mitte dreier Weltteile gelegen, war es vorzüglich geeignet, die Kultur der Alten Welt in sich aufzunehmen und veredelt den europäischen Völkern zu übermachen. Die Griechen waren es vorzüglich, die das Schöue m Kunst und Wissenschaft pflegten und es in einer solch vollendeten Form darzustellen wußten, daß ihre Kunstwerke noch heute für uns klassische, d. H. mustergültige sind. Sie nehmen unter den Völkern des Altertums die erste Stelle ein. Ihre ^schichte nimmt deshalb unsere Aufmerksamkeit vorzüglich in Anspruch.
77) Im allgemeinen bestand Griechenland ans drei großen Landschaften. Im Norden lagen Thessalien und Epirus. An dieses grenzte Mittelgriechenland oder Hellas an, welches durch die Landenge (Isthmus) von Korinth mit dem südlichen '^eile, dem Peloponnes, zusammenhing. Bewohnt wurde es von einer Menge kleinerer Völkerstämme. Die ersten Einwohner kamen vom Kaukasus her. Es waren die Pelasger, welche in Thessalien und Epirus einwanderten. Nach ihnen kamen aber bald die Hellenen, welche die Oberhand gewannen, während von den Pelasgern viele nach Italien und den Inseln auswanderten.^ Bald nannte man.alle die vielen Völkerstämme mit dem gemeinschaftlichen Namen die Hellenen. Unter den Hellenen traten bald die Dorier in Thessalien und die Ionier in Attika hervor.
Anmerkungen.
1. Griechenland ist auf drei Seiten vom Meere umgeben, im Süden vom Mittelländischen, im Osten vom Ägäischen und int Westen vom Jonischen Meere. Im Norden ist Griechenland durch hohe Gebirgsketten gedeckt. Im Osten ist es beiläufig ebenso weit von Kleinasien entfernt, als im Westen von Italien. Den Namen Griechenland erhielt Hellas von den Römern, und zwar sollen sie das Land nach dem kleinen thessalischen Volksstamme der Grajen so genannt haben.
Thessalien wird von dem größten Flusse Griechenlands, dem Penens, durchströmt. Die vorzüglichsten Gebirge sind: der Olymp, wohin die Phantasie den Wohnsitz der Götter verlegte; der Ossa, von
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§ 44. Griechische Kunst und Wissenschaft. Volkszustände. 117
die ein Vermögen bildeten, das keinen Nutzen brachte, und nahm dem Staate die Kraft, sich um volkswirtschaftliche Bedürfnisse anzunehmen.
120) Die Sklaverei war für das hellenische Altertum eine offene Wunde im Leben des Staates, da die Zahl der Sklaven die der Freien um das Sechsfache überstieg. Die freien Bürger schämten sich, dem Landbaue obzuliegen und Gewerbe zu treiben und überließen dies den Sklaven, die selbst keinen Vorteil davon und eben darum auch keine Aneiferung hatten. So wurden die besten Kräfte für diese zwei wichtigen Berufszweige, von denen das Wohl des Staates abhängt, teils gar nicht verwendet, teils waren sie gebunden und gelähmt. Die unmenschliche Behandlung der Sklaven mußte überdies einen entsittlichenden Einfluß ausüben und die gänzliche Verkennuug aller Menschenrechte war ein häßlicher Schandfleck für ein Volk, welches auf seine Freiheit stolz sein wollte. Am übelsten behandelt wurden die Sklaven^in Sparta, von dem das Sprichwort galt: Zu Sparta kennt 'die Freiheit und die Sklaverei keine Grenzen.
121) Ein großes Übel war auch der Mangel des öffentlichen Unterrichtes. Nur in Athen war die geistige Bildung einigermaßen verbreitet. In den übrigen Staaten Griechenlands, selbst in den Handelsstädten und auf den Inseln war die geistige Bildung immer nur das Eigentum einiger Weniger, ja in Sparta war man sogar stolz darauf, unwissend zu sein. Die Erziehung war mehr eine Kräftigung des Leibes, als ein Unterricht, und in den Gymnasien wurde nicht das Wissen gepflegt, sondern körperliche Übungen wurden angestellt. Es fehlte überall an Schulen für die Freien, und die Kinder der Unfreien durften ohnehin nicht Lesen und Schreiben lernen, ja die Athener verboten sogar bisweilen dies den Völkern, die sie sich unterwarfen, wie z. B. den Einwohnern der Stadt Mitylene. Der Reiche konnte seine Kinder durch fremde Sklaven unterrichten lassen, für die Masse des Volkes gab es keine Unterrichtsanstalten. Diesem Mangel ist es unter andern Ursachen auch zuzuschreiben, daß das Bewußtsein von dem, was recht und was unrecht ist, nicht nur den einzelnen, sondern im allgemeinen abhanden kam, und daß das Laster nicht nur ungestraft begangen, sondern auch öffentlich verteidigt wurde. Selbst vortreffliche Männer lehrten manchmal verwerfliche Grundsätze.
Anmerkungen.
Kunstwerke des klassischen Altertums nennen wir kurzweg auch: die Antike. An der Antike, namentlich an den Kunstwerken der Bild-
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kehr in der Weltpost 31t schließen. Es ist derselbe Mann, der, unter das Niveau der Agentur herabsteigend, als unterstes Glied des Dienstes die Posthilfsslelle erfand und in dessen Hirn der Gedanke eines Weltpostbnreaus entsprang, welches zum erstenmal in dei' Weltgeschichte eine Lhätigkeit über einen Staatenverein der fünf Erdteile entfaltete. In denselben Jahren, mo der „fahrende Landbriefträger" durch gelegentliches Mitnehmen eines Fahrgastes die alte Personenbeförderung der Post im kleinsten Kreise wieder erneuerte, in denselben Jahren liefen die ersten Postdampfer von unsern Häsen nach den Uferländern des Indischen Oceans aus. Dieselbe Reichspost, die auf jedes Mittel, die Dörfer in den modernen Schnellverkehr zu ziehen, so wachsam bedacht war, daß sie dem Heimatlande des Telephons in der Anlegung von Fernsprechämtern voreilte, dieselbe Reichspost hat das erste Sabel ins Meer gesenkt, welches Deutschland mit dem andern Ufer des Atlantischen Oceans verbindet.
Auch darin zeigen sich die modernen Verkehrseinrichtungen als das Nervensystem des Staatskörpers, daß sie einerseits die ganze Oberfläche des Körpers, auch in ihren kleinsten Teilen zu ersassen streben, und daß sie andererseits dem so erfaßten Körper die Eindrücke der Außenwelt auf die empfindlichste Art zugänglich machen. Das eine ist vom andern unzertrennlich. Das ist das Herrliche an dem nationalen Werke unserer neuen Verkehrseinrichtungen: es zeigt uns deutlich, wie nationale Leistungen dem Solidaritätsgefühl der Menschheit förderlich, wie sie geradezu die Vorstufe werden können für die Erfüllung weltbürgerlicher Forderungen, wenn diese sich auf einem Gebiete bewegen, wo sie ihre Berechtigung dnrch ihre Erfüllbarkeit beweisen. Im Zeitalter der Reichspost und des Weltpostvereins ist der Deutsche dem Deutschen, aber auch der Mensch
dem Menschen näher genickt als je.
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Extrahierte Personennamen: Sabel
Extrahierte Ortsnamen: Weltpost dei'_Weltgeschichte Deutschland
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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der beide, oft als natürliche Feinde angesehene Zweige menschlicher Thätigkeit voneinander stehen, wurde mit durchdringendem Verständnis für alle Wirkungen im großen wie im kleinen in Obacht gezogen, und die Gesamtheit der Interessen, der Lebensbedingungen aller Unterthanen bildete das Feld, für dessen Bestellung die Behörden thätig sein mußten.
Wir hörten, in welcher Weise der König die Domänen dem Staate und dem Gesamtinteresse dienstbar zu machen wußte. Wichtiger noch war, aus dem hörigen einen freien Bauernstand zu schaffen und diesen sowohl durch Belehrung über einen rationellen Wirtschaftsbetrieb, wie durch möglichst geringe Belastung leistungsfähig zu machen. Wenigstens auf den Domänen, in den königlichen Amtsdörfern wurde die Leibeigenschaft völlig aufgehoben. Tenn, wie es in einem der bezüglichen Edikte heißt, „der König habe in Erwägung gezogen, was es für eine edle Sache fei, wenn die Unterthanen statt der Leibeigenschaft sich der Freiheit rühmen, das Ihrige desto besser genießen, ihr Gewerbe und Wesen mit um so mehr Begier und Eifer als ihr eigenes betreiben und ihres Hauses und Herdes, ihres Ackers und Eigentums sowohl für sich als die Ihrigen für Gegenwart und Zukunft desto mehr gesichert feien." Trotz der notwendigen Beschränkung auf die Domänen mußte aber eine solche Maßregel, ebenso wie
die Einrichtungen des Heeres, auch für die Gutsunterthanen des Adels und
der Städte mittelbar von Einfluß werden. Soweit es möglich war, ergriff der König auch für diese Maßregeln, die unmittelbar zur Besserung ihrer Lage führten, wie er denn vorzüglich das bekannte Mandat gegen das Schlagen der
Bauern erließ (9. April 1738) und die Übertretung mit der Karre, ja mit
Todesstrafe bedrohte. Auch gegen die Ungehörigfeiten, die sich die Soldaten aus dem Marsch wie auf Urlaub leicht gegen die Bauern zu schulden kommen ließen, schritt der König mit Entschiedenheit ein, bedrohte die Unteroffiziere und Gemeinen, wie auch die Offiziere, vou deueu er doch „die Meinung habe, daß sie nicht capable feien, ohne extra ordinair gegebene Ursach die armen Bauern und Unterthanen mit Schlägen und Prügeln übel zu traktieren", mit empfindlichster Strafe. Ebenso verbot er das Auskaufen der Bauern auf den nicht königlichen Ämtern, wies die Kammern an, „dahin zu sehen, daß kein Landesvasall von denen Markgrafen an bis zu dem geringsten, er fei wer er wolle, sich eigenmächtig unterstehen dürfe, einen Bauern ohne gegründete raison und ohne den Hof gleich wieder zu besetzen, aus dem Hofe zu werfen." So erhielt auch der Gutsbauer die größtmögliche Sicherheit feines Eigentums, und es war damit die Hoffnung auf guten Anbau und ordentliche Bewirtschaftung gegeben. Vornehmlich aber mußten die Kammern auf die Eigenschaften der Domänenpächter achten, in deren Hand das Wohlsein der Amtsbauern wesentlich ruhte, und unter der Aufsicht der Kommissariate haben diese „Beamten" oder Oberamtleute Hervorragendes geleistet. Endlich hatte der König gleich im Anfange die Leistungen der Bauern aufzeichnen lassen, die sie der Gutsherrfchaft schuldig waren, und so wenig er diese rechtlich begründeten Verhältnisse völlig lösen konnte, so fetzte
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