darbietet. Am bekanntesten sind die Botokuden (Abb. 61). Sie erhielten ihren Namen
von den Portugiesen, weil sie als Zierde in der Unterlippe und den Ohren einen teller-
artigen Holzpflock (botoque — Faßspund) tragen. „Je größer die Scheibe ist, je weiter die
Muskelfasern der Lippe und des Ohrcs sich ausdehnen, desto größer die Schönheit." Bei
jungen Leuten steht die Scheibe wagerecht. Im Alter aber, wenn die Muskeln ihre
Straffheit verlieren, hängt die Lippe herab und reißt mitunter durch, so daß die Stücke
zusammengenäht werden müssen. Der Mund bekommt dann ein fürchterliches Aus scheu.
Den Hauptbestandteil der Bevölkerung
bilden Mischlinge aller Art und
Grade. Am zahlreichsten sind Mu-
latteu und Mestizen. Eine Ab-
neigung oder gar Haß zwischen den
einzelnen Volksbestandteilen, insbe-
sondere zwischen den Weißen und
den Farbigen, wie in den Ver-
einigten Staaten (S. 271), ist in
Brasilien unbekannt. Daher macht
die Vermischung weitere Fortschritte,
und es hat den Anschein, als ob sich
hier ein neues Volkstum, das der
Neubrasilier, bilde.
Die Zahl der Deutschen in
Brasilien mag rund 330000 betragen.
Sie wohnen überwiegend in den
Staaten s. vom Wendekreis, wo sie in
Rio Grande do Sul 15, in Santa
Catharina 20 °/0 der Bevölkerung aus-
machen. Große Bezirke sind dort fast
ausschließlich von ihnen besiedelt, und
sie halten fest am Deutschtum, an der
Deutschen Sprache, cm deutscher Art
und Sitte. Über ihre Tätigkeit schreibt
Geyser: „Hierinden fruchtbaren Tälern
der reichlich vorhandenen Flüsse, an den
üppigen Hängen der mächtigen, beide
Südstaaten durchziehenden Serra Geral
haben die Deutschen den Urwald gerodet und mit unendlichem Schweiß, mit Nüchtern-
heit, Zähigkeit, Begeisterung und Geduld sich aus armen Handwerkern, Bauern oder
Lohnarbeitern zu zufriedenen, freien Ackerbürgern emporgearbeitet, die auf eigner Scholle
bequem die Familie ernähren, vielfach noch erübrigen und sich in der Einsamkeit der
Natur, der Schönheit des Klimas und der Freiheit des lockeren brasilischen Staats-
Wesens unendlich behaglich fühlen. Das deutsche Gebiet in Rio Grande umfaßt
43000 qkm. Die um ihr Farmhaus herum Viehzucht und meist Weizen- und Mais-
bau treibenden Deutschen haben hier bereits 600 deutsche Volksschulen und 41 Pfarreien
gegründet. Eine Eisenbahn durchzieht dieses Gebiet und den ganzen Staat. Die etwa
10000 Deutschen der Hauptstadt Porto Alegre unterhalten mehrere deutsche -schulen
und Kirchen und haben den Großhandel des Landes fast ganz in Händen. Hier erscheint
auch eine deutsche Zeitung. In Santa Catharina ist die blühendste Ansiedlung Bhljnenau,
Abb. 61. Botokudin mit Lippen- und Ohrpflock.
(Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
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Extrahierte Personennamen: Geyser Buschan
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Brasilien Santa
Catharina Deutschtum Santa_Catharina
— 317 —
dessen 20000 deutsche Einwohner den Anbau von Maniok u. a. Knollengewächsen, Zuckerrohr,
Mais. Bohnen, Kartoffeln^, auch Reis, Kaffee, Baumwolle und Tabak betreiben". Welche
Bedeutung di?ft Ansiedler für das Mutterland haben, geht daraus hervor, daß sie fast
ausschließlich deutsche Judustrieerzengnisse verbrauchen. Man hat ihren Bedarf auf jährlich
30 Mill. Mk. berechnet. Aber noch in andrer Beziehung spielt das Deutschtum in Brasilien
eine wichtige Rolle. Fast überall gibt es große deutsche Handelshäuser und von Deutschen
gegründete und geleitete industrielle Anlagen: Tabakfabriken, Mühlen, Spinnereien, Webereien,
Brauereien usw. Abgesehen von den Ladengeschäften und Agenturen gibt es in Brasilien
über 150 deutsche Großfirmen mit einem Betriebskapital von mindestens 1i2 Milliarde Mk.,
und in Fabrikanlagen sind etwa 40 Mill. Mk. angelegt. Der wichtigste Zweig der brasilischen
Aussuhr, der Kaffeehandel, liegt zu etwa 1/3 in deutschen Händen, und ähnlich steht es mit
dem Kautschukhandel.
Wirtschaftliche Verhältnisse. Brasilien ist ein an wirtschaftlichen Hilfs-
quellen überaus reiches Land, dessen Bedeutung für die Zukunft noch gar nicht
zu ermessen ist. Die Grundlage des Erwerbslebeus bildet der Ackerbau, der
bis heute der Hauptsache nach auf die Küstenlandschasten beschränkt ist. Es ge-
deihen alle tropischen und halbtropischen Gewächse. Für die Ernährung der eignen
Bewohner kommen in erster Linie in Betracht: Mais, das wichtigste Getreide,
schwarze Bohnen, das Nationalgericht der Brasilier, Maniok, Bataten,
Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Reis usw. Das Haupterzeugnis für den Welt-
Handel ist der Kaffee. Brasilien ist das erste Kaffeeland der Erde und lieferte
1907 12^ Mill. dz, über 85 °/0 der Welternte. Ebenso steht es im Anbau
von Kakao an der Spitze aller Länder. Es liefert ferner bedeutende Mengen
von Baumwolle, Rohrzucker und Tabak. Dazu kommen dann noch die Er-
zeugnisse der Urwälder: Kautschuk, von dem Brasilien ebenfalls weitaus am
meisten aus den Weltmarkt liefert, Färb- und Nutzhölzer, Para- und Stein-
nüsse, Vanille, Baumwachs und Arzneipflanzen (Ipekakuanha, Sasaparille).
Ein wichtiges Erzeugnis Südbrasiliens ist der Paraguay- oder Matetee, der
aus den Blättern mehrerer wildwachsender, jetzt auch in Pflege genommener
Stechpalmenarten gewonnen wird und in fast ganz Südamerika zu einem beliebten
Volksgetränk geworden ist.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde in Brasilien mit dem Anbau des Kaffees be-
gönnen. Aber erst mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts gewann er an Ausdehnung.
In den Jahren von 1830—40 wurden durchschnittlich 53 Mill. kg gewonnen, in den beiden
folgenden Jahrzehnten stieg die Erzeugung auf das Doppelte und Dreifache. 1881 lieferte
Brasilien bereits 59 % und endlich 1907 sogar 85,5 °/0 der Welternte. Die Hauptgebiete
des Kaffeebaus sind die Staaten San Paulo, mit mehr als der Hälfte der Gesamternte,
Rio de Janeiro und Minas Geraes. In San Paulo gibt es über 15000 Kaffeepflanzungen,
von denen reichlich ein Drittel 200000—500000 Bäumchen zählt. Diese Pflanzungen ge-
währen mit ihren immergrünen und immerblühenden Bäumen, die eine Höhe von 5—10 m
erreichen und schöne rote Früchte tragen, einen herrlichen Anblick, besonders zur Erntezeit,
wenn viele fleißige Hände sich regcn, um die Früchte zu pflücken (Ab. 62).
Von Bedeutung ist auch die Viehzucht. Sie wird vorwiegend in den
^-teppenlandschasten (Kampos) des Innern und im S. betrieben. Man hält Haupt-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 323 —
In seinen gebirgigen Teilen hat Argentinien mancherlei Bodenschätze:
Gold, Silber, Kupfer n. a. Metalle. In letzter Zeit hat man auch Kohlen und
Erdöl gefunden. Der Bergbau ist aber noch wenig entwickelt. Dasselbe gilt
von der Industrie, die sich hauptsächlich auf die Verarbeitung der Erzeugnisse
des Ackerbaus und der Viehzucht erstreckt. Die wichtigsten gewerblichen Anlagen
sind die Großschlächtereien mit Einrichtungen zur Herstellung und zum Versand
von Gefrier-, Büchsen- und Trockenfleisch (S. 219), Fleischextrakt, ferner Gerbereien,
Molkereien, Getreidemühlen, Brauereien usw. Für den Berkehr bilden der
La Plata und seine Nebenflüsse wichtige Schiffahrtsstraßen. Die Eisenbahnen
hatten 1911 eine Länge von 32 000 km. Eine Linie führt über die Anden
nach Chile.
Der Außenhandel betrug 1911 2800 Mill. Mk. (A. 1314, E. 1486). Haupt-
gegenstände der Ausfuhr waren: Weizen (für 327 Mill. Mk.), Wolle (204), Häute (179),
Fleisch (176), Leinsamen (136>, Quebracho (48), Fett (48), Hafer (47). Unter den Handels-
ländern stehen England, die Bereinigten Staaten und Deutschland an erster Stelle. Der
Handel mit Deutschland hatte einen Wert von 626 Mill. Mk. (A. 370, E. 256). Argen-
tinien führte aus nach D. Wolle (102), Weizen (86), Rinderhäute (58), Leinsaat (48),
Kleie (19), Mais (15), Quebracho (13), Hafer (10). Es erhielt u. a. Eisen und Eisenbahn-
schienen (20), Baumwollwaren (13), Geschosse, Ofen, Röhren (9), Eisendraht (7), Zink (7),
Lokomotiven (5,6).
Staatliche Verhältnisse, Siedlungen. Argentinien ist ein Bundesstaat, der
aus 14 ziemlich selbständigen Provinzen und 10 Territorien besteht. Die Regierung wird
von einem auf 6 Jahre gewählten Präsidenten in Verbindung mit zwei Kammern geführt.
Es besteht allgemeine Wehrpflicht mit einjähriger Dienstzeit. Obwohl der Schulzwang
eingeführt ist und der Unterricht unentgeltlich in staatlichen Anstalten erteilt wird, ist die
Volksbildung noch sehr rückständig. Etwa die Hälfte der Bevölkerung kann weder lesen
noch schreiben. Die Mehrzahl der Bewohner ist katholisch, doch besteht volle Religions-
sreiheit.
Die größeren Siedlungen liegen fast alle im mittleren Teile des Landes. Buenos
Aires (ä-ires, 1,4 Mill. E.), die Hauptstadt, liegt am Mündnngstrichler des La Plata und
ist die größte Stadt Südamerikas. Es ist eine neuzeitlich gebaute, reiche Weltstadt mit vielen
hervorragenden Bauwerken. La Plata (95 000 E.) ist der Hauptsitz der Verwaltungs-
behörden und der gelehrten Anstalten, hat aber neuerdings auch Bedeutung als Handelsplatz
erlangt. Am Parana Rosario (210000 E.), der Endpunkt der Seeschiffahrt auf dem
großen Strome, bedeutend als Handels- und Fabrikstadt. Weiter ö. K6rdoba (95000 E.)
mit einer Universität; am Fuße der Anden, an der Bahnlinie nach Chile, Mendoza
(40000 E.), weiter n. Tukuman (66000 E.).
2. Paraguay (253 000 qkm, 716 000 E., 3 auf 1 qkm), neben Bolivien
der einzige Binnenstaat Südamerikas, liegt zum größeren Teil zwischen dem
Parana und dem Paraguay und erstreckt sich nach W. hin noch über einen
beträchtlichen Teil des Gran Chako. Nur das Zwischenstromland ist für die
Kultur gewonnen, hat viel fruchtbaren Boden und eignet sich zum Anbau
tropischer und halbtropischer Gewächse. Die Bevölkerung besteht überwiegend
aus Mischlingen, etwa 50 000 Indianern und 18 000 Weißen. Die Wirt-
21*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Paraguay
Extrahierte Ortsnamen: Argentinien La_Plata Chile England Deutschland Deutschland Argentinien La_Plata Parana_Rosario Chile Mendoza Bolivien Parana Paraguay Gran_Chako
— 290 —
25000, da sich die ehemals eingewanderten Spanier fast alle mit den Indianern
vermischt haben. Am stärksten sind Nordamerikaner und Engländer vertreten,
daneben auch Deutsche, besonders in Guatemala (900), wo sogar eine deutsche
Schule besteht.
Wie in Mexiko, so gab es zur Zeit der spanischen Eroberung auch hier kultivierte
Stämme, besonders im N.-W. (Azteken, Tolteken und besonders die Mayastämme auf der
Halbinsel Aukatau). Reste großartiger Bauwerke legen noch heute Zeugnis davon ab.
Während die Naturvölker im So. des Landes meist zugrunde gegangen sind, haben sich
die kultivierten Stämme zum großen Teil unvermischt erhalten, so daß sie heute reichlich
die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Sie haben sich viel von europäischer Kultur an-
geeignet, sind katholische Christen und bedienen sich meist der spanischen Sprache.
Wirtschaftliches. Mittelamerikcr könnte im Wirtschaftsleben der Erde eine
große Rolle spielen, aber die ungeordneten staatlichen Zustände, die sich nnauf-
hörlich wiederholenden Unruhen und Bürgerkriege und die Trägheit seiner Be-
wohner haben eine kräftige wirtschaftliche Entwicklung bisher gehindert. Boden
und Klima eignen sich vorzüglich zum Anbau tropischer und halbtropischer Ge-
wüchse. Doch nur Kaffee wird in bedeutenden Mengen ausgeführt, besonders
aus Guatemala, wo Deutsche große Pflanzungen angelegt haben. Von andern
Erzeugnissen kommen Kakao, Zucker, Tabak, Kautschuk und Baumwolle in
Betracht. Eine große Bedeutung hat in letzter Zeit in einigen Staaten der
Anbau von Bananen gewonnen, da diese Früchte jetzt in großen Mengen nach
Europa ausgeführt werden. Die Hauptgetreidearten sind Weizen und Mais.
Die Hochländer dienen der Viehzucht. Der früher von den Spaniern eifrig
betriebene Bergbau ist jetzt unbedeutend. Er liefert Gold, Silber, Blei, Zinn
und Kupfer. Die Industrie ist zum größten Teil Hausgewerbe. Für die Aus-
fuhr kommen hauptsächlich nur die aus feinem Palmstroh gefertigten teuren
Panamahüte in Betracht. Die Verkehrswege sind noch wenig entwickelt. 1911
gab es nur 2250 km Eisenbahnen. Die Gesamtausfuhr der Länder hatte 1911
einen Wert von 155, die Einfuhr von 152 Mill. Mk.
Staatliches. Der N.-W. Mittelamerikas und der größte Teil der Halbinsel
Jukatan gehören zu Mexiko. Das übrige Gebiet verteilt sich auf 6 selbständige
Freistaaten: Guatemala, San Salvador, Honduras, Nikaragua, Kosta-
rika, Panama und die britische Kolonie Honduras.
Mittelamerika stand seit seiner Entdeckung unter spanischer Herrschaft. 1821 riß es
sich nach längeren Kämpfen vom Mutterlande los, und die bisherigen Provinzen ver-
einigten sich 1823 zur Republik der „Vereinigten Staaten von Mittelamerika". Der Bund
hatte aber keinen Bestand und löste sich 1839 in fünf selbständige Staaten auf. Zu diesen
kam dann 1903 als sechster noch Panama, das sich mit Hilfe der Nordamerikaner von
Kolumbien losgerissen hatte.
1. Guatemala (113000 qkm, 1,8 Mill. E., 15 auf 1 qkm), der wichtigste unter den
mittelamerikanischenstaaten, erzeugt große Mengenvon Kaffee (Ausfuhr 1911: 39 Mill. Mk.).
Mehr als die Hälfte davon geht nach Deutschland. Die Pflanzungen sind zum großen
Teil von Deutschen angelegt worden. Die Hauptstadt Guatemala (80000 E.) liegt
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Guatemala Mexiko Guatemala Europa Mittelamerikas Mexiko Guatemala Honduras Nikaragua Panama Honduras Mittelamerika Panama Kolumbien Guatemala Deutschland Guatemala
— 291 —
1500 m hoch in prächtiger Umgebung, in der Nähe gewaltiger Feuerberge, die ihr schon
mehrmals Verderben gebracht haben. Ihr Klima, ein ewiger, nicht zu heißer Sommer,
wird als das angenehmste der Erde gerühmt. Die Stadt hat mancherlei Industrie und
ist der Mittelpunkt des Handels und Verkehrs. Eine Eisenbahn verbindet sie mit dem
Atlantischen und dem Großen Ozean.
2. San Salvador (21000 qkm, 1,2 Mill. E., 55 auf 1 qkm), an der schönen
Fonsekabai, ist der kleinste, aber am stärksten bevölkerte Staat und der einzige, der nicht
beide Meere berührt. Auch hier spielt der Kaffee- und daneben der Zuckerrohrbau
die Hauptrolle. Die Hauptstadt ist San Salvador (60000 E.).
3. Honduras (115000 qkm, 550000 E., 5 auf 1 qkm) ist nur sehr dünn
bevölkert und wirtschaftlich wenig entwickelt. Bedeutend ist der Anbau von Bananen, die
fast die Hälfte der Ausfuhr ausmachen (1911 für 4 Mill. Mk.). Hauptstadt: Tegucigalpa
(22000 E.).
4. Nikaragua (128000 qkm, 60000 E., 5 auf 1 qkm) ist reich an Edelhölzern,
Arzneipflanzen und Metallen, aber wirtschaftlich noch sehr rückständig. Neuerdings hat der
Bananenbau sehr zugenommen. Hauptstadt ist Managua (40000 E.) in der Senke des
Nikaraguasees.
5. Kostarika (48000 qkm, 400000 E., 8 auf 1 qkm) hat seinen Namen (reiche
Küste) von seinem früheren Reichtum an Gold erhalten. Es ist der reichste und best-
kultivierte der 6 Staaten, dank der größeren Zahl von Weißen (3000), die sich hier nieder-
gelassen haben. Wichtig ist besonders der Bananen- und der Kaffeebau. Hauptstadt
San Jos6 (32000 E.), 1200 m hoch in sehr schöner, fruchtbarer, weithin mit Kaffee-
Pflanzungen bedeckter Gegend.
6. Panama (86000 qkm, 340 000 E., 4 auf 1 qkm) umfaßt den schmälsten
Teil der Landenge. Das wichtigste Erzeugnis sind Bananen (1911: 41/2 Mill. Mk.).
Neuerdings sind mit deutschem Gelde Kautschuk-, Kaffee- und Kakaopflanzungen angelegt
worden. Seine Hauptbedeutung aber hat Panama als Durchgangsland für den Welt-
verkehr. Seit 1855 führt eine Eisenbahn quer über die Landenge von Kolon nach
Panama (75 km), die den weiten Umweg um Südamerika erspart und darum einen
gewaltigen Verkehr hat. Die Eröffnung des Panamakanals wird sicherlich dem Lande
einen bedeutenden Aufschwung bringen. Die Hauptstadt ist Panama (38000 E.) an der
pazifischen Seite. Am Karibenmeer liegt Kolon (18000 E.) mit bedeutendem Schiffs-
verkehr.
7. Britisch-Honduras (20 000 qkm, 41000 E., 2 auf 1 qkm), im S.-O. der
Halbinsel Uukatan, ist eine englische Kolonie. Die Haupterzeugnisse sind Mahagoni-,
Zedern-, Farbholz und neuerdings besonders Bananen. Hauptstadt Belize (beleis,
9000 E.) an der flachen, sumpfigen, wenig zugänglichen Küste.
Der Panamakanal. Bei der gewaltigen ns. Ausdehnung Amerikas, die den zwischen
dem Atlantischen und Stillen Ozean verkehrenden Schiffen Umwege von mehreren 1000 km aus-
nötigt, lag der Gedanke nahe, das schmale Mittelamerika durch einen Schiffahrtskanal zu durch-
stechen. Zuerst wurde 1855 über die schmälste Stelle der Landenge von einer nordamerikanischen
Gesellschaft die Panamabahn erbaut. Aber das zweimalige Umladen der Güter ist
zeitraubend und kostspielig, und die meisten Frachtschiffe machen darum auch heute noch
den Weg um Südamerika herum. Als dann 1869 der Sueskanal eröffnet worden war
und der Verkehr auf dieser neuen Wasserstraße einen ungeahnten Umfang annahm, gewann
der Plan einer Durchstechung der miltelamerikanischen Landbrücke bald greifbare Gestalt.
F. Lesseps, der berühmte Erbauer des Sueskanals, gründete 1879 die Panamaaktiengesell-
schast, die das große Werk ausführen sollte. Als die geeignetste Stelle für den Durchstich
19*
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: F._Lesseps
Extrahierte Ortsnamen: Ozean Honduras Tegucigalpa Nikaragua Managua Panama Panama Panama Panama Karibenmeer Belize Amerikas Stillen_Ozean Mittelamerika
— 299 —
untern Bergabhänge sind mit gewaltigen Massen von Trümmergestein und Schutt
überdeckt. Anders ist es im N., wo tropische, von O. kommende Regen einen
üppigen Waldwuchs erzeugen, und im S., wo kühles Seeklima herrscht. „W.
Winde überschütten hier das Gebirge mit Regen und Schnee, so daß sich große
Gletscher entwickeln konnten, die noch in der Breite der Südabhänge uusrer Alpen
bis inz Meer hinabreichen" (Ule).
Die Pflanzenwelt zeigt nur in den regenreichen Gebieten des Nordens und
Südens eine reiche Entfaltung. Dort finden wir insbesondere an den Ostabhängen dichte
tropische Wälder, hier solche von mehr europäischem Gepräge. Von den dem Gebirge eigen-
artigen Pflanzen verdienen eine besondere Erwähnung: die immergrünen, lorbeerblättrigen
Fieberrindenbäume, aus denen daz bekannte Fiebermittel Chinin gewonnen wird, die
Araukarien, prächtige Nadelbäume, die im S. große Wälder bilden, und die Kartoffel,
die auf den Hochländern ihre Heimat hat. Die Tierwelt zeigt als eigenartige Formen das
Lama und den Kondor, den größten aller Raubvögel. Das Lama weist vier Gattungen auf:
zwei davon, das Guanako und das Vikunja (Vicuna), sind kleine, leichtfüßige, wild-
lebende Tiere, auf die ihres nahrhaften Fleisches wegen eifrig Jagd gemacht wird. Das
größere, Alpaka, liefert eine wertvolle Wolle und wird darum als Haustier gehalten.
Das eigentliche Lama, ein großes und kräftiges Tier, kommt wild nicht mehr vor und
dient wie das Kaniel als Lastträger.
Man pflegt die Kordilleren in drei Hauptabschnitte zu zerlegen: die Nord-,
die Süd- und die Mittelkordilleren, deren Glieder wieder nach den Staaten
benannt werden, die sie durchziehen. Die Nordkordilleren bestehen aus mehreren
Ketten, die nach S. zusammenlaufen und sich im Gebirgsknoten von Pasko ver-
einigen. Die ebenfalls geteilten Mittelkordilleren reichen bis znm Akonkagua,
wo die Südkordilleren beginnen, die nur einen Hauptzug ausweisen. Die ge-
nauere Betrachtung der einzelnen Teile erfolgt bei der Behandlung der Staaten.
2. Die Andenstaaten.
Allgemeines. In den Kordilleren liegen fünf Staaten: Kolumbien,
Ekuador, Peru, Bolivien und Chile (tschile), die aber mit Ausnahme von
Chile noch beträchtlich über das Andenland hinausgreifen. Dafür sind an diesem
noch zwei andre, vorwiegend dem Tiefland angehörige Staaten beteiligt: Vene-
znela im N. und Argentinien im S.
Mit Ausnahme von Brasilien und Guayana war Südamerika früher im Besitz der
Spanier, die das Land vorwiegend auf Edelmetalle ausbeuteten. Ganze „Silberflotten"
gingen zum Mutterlande. Die eingeborenen Indianer wurden aufs härteste bedrückt, und
auch die ansässig gewordenen Spanier, die Kreolen, mußten sich manche Beschränkung und
Bevormundung von den Beamten der Kolonialregierung gefallen > lassen. Als sich dann
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihre Freiheit
erkämpft hatten, erwachte auch in den spanischen Besitzungen der llnabhängigkeitsdrang.
Bald hier, bald dort entstanden Empörungen, und endlich kam es zu einem allgemeinen
Aufstande. Nach langen Kämpfen, in denen sich besonders Simon Bolivar auszeichnete,
erlangten die Kolonien 1824 ihre Freiheit, und es bildeten sich die heutigen Staaten.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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— 304 —
Kautschuk (4), Kaffee (3) und Gold (2.5) in Betracht. Die Gewerbetätig-
keit liefert Panamahüte (5,2).
Die Hauptstadt Quito (fito, 51000 E.) liegt nahe dem Äquator am Fuße eines schnee-
bedeckten Vulkans in überaus schöner Umgebung und hat eine Universität und eine Stern-
warte. Guayaquil (guajakil, 51000 E.) am gleichnamigen Meerbusen ist der Haupt-
Hafen. — Zu Ekuador gehören noch die 1000 km von der Küste entfernt liegenden Galä-
pagosinseln (7600 qkm). Sie werden vom kalten Perustrom umspült, haben darum
ein für ihre Lage kühles, nebelreiches Klima und sind größtenteils öde und unwirtlich.
3. Peru (1,8 Mill. qkm, 4,6 Mill. E., 2,6 auf 1 qkm) reicht bis zum
Titikakafee und umfaßt außer den Kordilleren auch noch einen beträchtlichen Teil
des Amazonenstromtieflandes. Die Kordilleren von Nordperu bestehen aus
mehreren, eng zusammengedrängten Ketten, zwischen denen große Hochtäler liegen.
Tie wichtigsten sind die des Amazonenstroms und seiner Nebenflüsse Huallaga
und Ukayäli. Nach S. hin lausen die Ketten mehr und mehr zusammen und
vereinigen sich in dem Gebirgsknoten von Pasko. Bei diesem beginnt der höchste
und breiteste Teil des Gebirges, die Kordilleren von Südperu und Bolivien.
Es sind wieder zwei Hauptketten vorhanden, die weit auseinandertreten und das
große Hochland von Bolivien einschließen, von dem aber nur ein kleiner
Teil zu Peru gehört.
Bezüglich des Klimas und der Pflanzenwelt sind in Peru drei Gebiete
zu unterscheiden. Ter schon erwähnte kalte Perustrom bewirkt, daß das nur
10—20 km breite Küstenvorland und die Westabhänge der Kordilleren sehr
wenig Regen empfangen, z. T. sogar regenlos sind. Nur dichte, kühle Nebel
überziehen zu bestimmten Zeiten das Land, das daher bis auf die grünen Fluß-
täler völlig Wüstenhaft ist. Öde und kahl starren auch die gewaltigen, wild zer-
rissenen Bergmassen empor. Die Hochlandschaften haben ein gleichmäßig kühles,
regenreicheres Klima. Baumwuchs fehlt meist, und wie in Ekuador nehmen
Hochgrassteppen, die man hier als Pnnas bezeichnet, einen großen Raum ein.
Die fruchtbaren Gebiete sind auf die Täler beschränkt. Ganz anders ist es in
den Ostkordillereu und im Amazonenstromtiesland. Hier fallen gewaltige Regen-
güsse, die über das ganze Jahr verteilt sind, und erzeugen einen üppigen tropischen
Waldwuchs.
Die Bevölkerung besteht zu fast 2/3 aus Indianern. Auf die Weißen
entfallen nur 12 °/0. Die Haupterzeugnisse sind Baumwolle (Ausfuhr 1909:
25 Mill. Mk,), Zucker (24) und Kautschuk (23), der in den Urwäldern am
Amazonenstrom gewonnen wird. Die Blätter des Kokastrauchs liefern das bekannte
Arzneimittel Kokain. Dazu kommen dann noch Alpakawolle und als Erzeug-
nisse des Bergbaus, der aber gegen früher sehr zurückgegangen ist, Silber,
Kupfer, Gold u. a. Metalle (zusammen für 33 Mill. Mk.). Neuerdings hat
man ergiebige Erdölquellen erschlossen. Einige Küsteninseln liefern Guano,
Vogeldünger, der sich dort in dem regenlosen Klima im Laufe der Jahrhunderte
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Extrahierte Personennamen: Pasko
Extrahierte Ortsnamen: Quito Guayaquil Ekuador Galä- Peru Nordperu Bolivien Bolivien Peru Ekuador Ostkordillereu Amazonenstrom
— 319 —
ströme selbst verkehren große Ozeandampfer bis Manaos am untern Rio Negro,
und einzelne fahren bis Jquitos in Pern.
Der Außenhandel hatte 1911 einen Wert von 2440 Mill. Mk. (A. 1363, E.
1027). Die Hauptgegenstände der Ausfuhr waren: Kaffee (für 818 Mill. Mk.^, Kautschuk
(305), Häute und Felle (49), Matetee (49), Kakao (33), Baumwolle (19), Tabak (19),
Zucker (8).
Unter den Verkehrsländern stehen die Vereinigten Staaten, England und Deutschland
an erster Stelle. Der Handel mit Deutschland belief sich 19(19 auf 326, 1910 auf 400,
1911 auf 472 M ll. Mk. D. bezog aus Brasilien besonders Kaffee (190), Kautschuk (68),
Häute (22), Tabak (11) und Kakao (8), zusammen für 320 Mill. Mk., und führte dahin
aus Industriewaren im Werte von 152 Mill. Mk.
Staatliche Verhältnisse. Brasilien ist ein Bundessreistaat, der sich aus
20 Staaten und einem Bundesbezirk zusammengesetzt. Die Regierung liegt in
den Händen eines auf 6 Jahre gewählten Präsidenten, dem ein Senat und
eine Abgeordnetenkammer zur Seite steht.
Brasilien wurde im Jahre 1500 von dem Portugiesen Cabral entdeckt und nach und
nach von Portugal als Kolonie in Besitz genommen. Seinen Namen erhielt es von dem
prächtigen, glühendroten Farbholz, das in der ersten Zeit als wichtigstes Erzeugnis nach
Europa kam und als Brazil bezeichnet wurde (vom portugiesischen braza, die glühende
Kohle). Um 1630 setzten sich auch Holländer in Brasilien fest und nahmen einen großen
Teil des Landes in Besitz. Ihre Herrschaft erregte aber Unzufriedenheit. Es kam zu einem
Aufstande und zu langdauernden Kämpfen, wodurch die Holländer genötigt wurden, 1654 ihre
letzte Besitzung, Pernambuko, aufzugeben. Die Portugiesen legten anfangs wenig Wert auf
die Kolonie, die sich darum auch nur langsam entwickelte. Man benutzte sie als Verbannungs-
ort für Verbrecher und Juden, und als Rückfracht brachten die Schiffe Farbholz mit. Als
aber dann gegen Ende des 17. Jahrhunderts Gold und Diamanten entdeckt wurden, strömten
mehr Ansiedler herbei, und das Land gewann an Bedeutung. Aber eine engherzige
Kolonialverwaltung hinderte die Entwicklung. Um dem Mutterlande möglichst viel Gewinn
zu verschaffen, wurde der Anbau von Öl und Wein und die Gewinnung von Salz verboten,
und Handel durste nur mit Portugal getrieben werden. Fremden Schiffen waren die Häfen
verschlossen. Eine bessere Zeit kam, als 1807 die königliche Familie vor Napoleon flüchtete
und sich vorübergehend in Brasilien niederließ. Der auf dem Wirtschaftsleben lastende
Druck wurde jetzt aufgehoben, und das Land erhielt gleiche Rechte mit Portugal. Nach
der Rückkehr des Königs blieb sein Sohn Dom Pedro als Statthalter zurück. Als dann
aber 1820 Portugal, nicht aber Brasilien eine Verfassung erhielt, brach ein Aufstand aus.
Das Land wurde für unabhängig erklärt und Dom Pedro, der eine sehr freisinnige Ver-
sassung einführte, 1822 zum Kaiser ausgerufen. Sein Sohn und Nachfolger war Dom
Pedro Ii., der bis 1889 regierte. In diesem Jahre kam es zu einem Ausstande. Der
König mußte der Krone entsagen, und Brasilien wurde als Freistaat eingerichtet.
Siedlungen. Die Hauptstadt Rio de Janeiro (schanöro, 860000 E.) liegt fast
unter dem Wendekreise, im Hintergrunde einer geräumigen Bucht, die nur durch einen
schmalen Eingang mit dem Meere in Verbindung steht. Die inselreiche, von malerischen
Bergen umsäumte und von zahlreichen Schiffen belebte Bai bildet den größten und schönsten
Hafen der Welt und gewährt einen wahrhaft entzückenden Anblick. „Weder Neapel, noch
Slambul, noch irgend ein Ort der uns bekannten Erde, selbst die Alhambra nicht", schreibt
der vielgereiste Admiral Prinz Adalbert von Preußen, „kann sich an magisch-phantastischem
Zauber mit der Einfahrt von Rio de Janeiro messen".
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Extrahierte Personennamen: Cabral Napoleon Pedro Pedro Pedro_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Rio_Negro England Deutschland Deutschland Brasilien Portugal Europa Brasilien Brasilien Portugal Portugal Brasilien Neapel
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schaftlichen Zustände sind noch sehr rückständig. Der Wert des Außen-
Handels belief sich 1910 aus 44 Mill. Mk. (A. 20, E. 24). Ausfuhr-
gegenstände sind Matetee, Tabak, Häute, Quebrachoholz. Die Hauptstadt ist
Asuncion (60 000 E.).
3. Uruguay (187000 qkm, 1,2 Mill. E., 6 auf 1 qkm) zwischen dem
untern Uruguay, dem La Plata und dem Meere, ist größtenteils Hügelland
und hat ein halbtropisches, gesundes Klima. Die Bewohner sind sast alle
Weiße, vorwiegend Portugiesen und Spanier. Die Haupterwerbsquelle ist die
Viehzucht (12 Mill. Rinder, 24 Mill. Schafe, 1 Mill. Pferde). Daneben
gewinnt auch der Ackerbau immer mehr an Bedeutung. Die reichlich vor-
handenen Bodenschätze werden noch wenig ausgebeutet. 1910 erreichte der
Wert des Außenhandels 354 Mill. Mk., der sich nahezu gleich auf Aus- und
Einfuhr verteilte. Ausgeführt wurden Erzeugnisse der Viehzucht (174 Mill. Mk.),
des Ackerbaus (4), des Bergbaus (7,6). Hauptstadt ist Montevideo (310000 E.).
Fray Bentos (5000 E.) am Uruguay hat großartige Schlächtereien und
Anstalten zur Herstellung von Gefrierfleisch und Fleischextrakt.
X. Amerika im assgemeinen.
Weltstellung. Amerika ist als einziges Festland der w. Halbkugel von
allen andern Erdteilen durch weite Meeresräume getrennt. Das kann als eine
keineswegs vorteilhafte Lage angesehen werden. Doch ist diese immerhin
günstiger als die Afrikas und Australiens. Insbesondere Nordamerika ist
erheblich besser gestellt, da hier die trennenden Meere weniger breit sind und
ihm zudem die Hauptkulturländer der Alten Welt gegenüberliegen, Europa auf
der einen, Japan und China auf der andern Seite. Der Weg von Europa
nach Nordamerika ist erheblich kürzer als der nach Süd- und Ostasien. Zudem
erfreut sich Amerika einer Naturausstattung, der gegenüber die Ungunst
seiner Lage kaum ins Gewicht fällt. Zwar ist die wagerechte Gliederung
weniger reich als bei Europa und Asien, aber die Küste, namentlich die Nord-
amerikas, hat eine Menge kleiner Buchten mit vortrefflichen Häfen, und auf
den Niesenströmen können selbst große Seeschiffe weit ins Land hineingelangen.
Die Bodengeftalt zeigt eine ähnliche Mannigfaltigkeit wie die Asiens: große
Tiefebenen, mächtige Hochgebirge und ausgedehnte Hochländer. Aber Amerika
ist dadurch bevorzugt, daß die Hochlandschaften nur etwa die Hälfte seiner Fläche
einnehmen gegen 2/3 in Asien. Kein andrer Erdteil hat so große, so wohl
bewässerte, für den Anbau aller möglichen Kulturgewächse geeignete Tief-
ebenen wie Amerika. Einen weiteren großen Vorzug besitzt der Erdteil in
seinen Flnffen. In den großen Tiefländern konnten sich Riesenströme ent-
wickeln, die mit ihren Nebenflüssen ein Wasserstraßennetz darstellen, an das
keines der andern Erdteile heranreicht, und die häufig niedrigen Wasserscheiden
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Extrahierte Personennamen: Uruguay Fray_Bentos
Extrahierte Ortsnamen: Asuncion Uruguay La_Plata Montevideo Uruguay Amerika Amerika Australiens Nordamerika Europa Japan China Europa Nordamerika Ostasien Amerika Europa Asien Asiens Amerika Asien Amerika
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(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien