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(1,50-1,60 m), haben ein breites, plattes Gesicht mit vorstehenden Backenknochen, eine
braungelbe Hautfarbe und schwarzes, straffes Haar. Sie bewohnen nicht nur Grönland,
sondern auch die Randgebiete Nordamerikas, und ihre Gesamtzahl schätzt man auf 40000
Köpfe. Die Eskimo haben es in bewundernswerter Weise verstanden, sich in ihrer Lebens-
weise den unwirtlichen Gegenden, die sie bewohnen, anzupassen und die spärlichen Gaben
der nordischen Natur auszunutzen. Da es eßbare Pflanzen nur in geringer Zahl gibt, sind sie
hauptsächlich auf tierische Nahrung angewiesen. Sie machen Jagd auf Seehunde, Walrosse,
Fische, Seevögel und Renntiere und benutzen dabei Harpunen, Bogen, Schlingen und
Fallgruben. In einem langen, ganz mit Fellen überzogenen Einmannsboote, dem Kajak,
der nur in der Mitte eine Lffnung für den Körper des Ruderers hat, wagen sie sich
sogar weit auf das stürmische Meer hinaus. Das wichtigste Jagdtier ist der Seehund,
der ihnen fast alle Lebensbedürfnisse liefert: Fleisch als Nahrungsmittel, Speck zur
Heizung und Beleuchtung der Wohnung, Felle zur Bekleidung, Sehnen, die als Zwirn
benutzt werden, Därme, die man zu Segeln und Fensterscheiben zusammennäht, und
Knochen, aus denen man allerlei Geräte fertigt. Die Kleidung, die sich bei Männern und
Frauen nur wenig unterscheidet, besteht hauptsächlich aus Fellen, in den von europäischer
Kultur beeinflußten Gegenden auch aus dicken Wollstoffen. Als Wohnungen dienen im
Sommer Zelte mit Fellüberkleidung; die Winterhäuser liegen z. T. in der Erde, sind aus
Steinen und Rasen erbaut und haben zum Schutz gegen die Kälte häufig einen gang-
artigen Vorraum. „Doch gibt es in Westgrönland jetzt auch bessere Häuser, deren Wände,
Decken und Fußböden von Dielen sind, und in denen sich Tische, Stühle, Spiegel, Bilder,
Uhren und Lampen befinden." Als einzige Haustiere hält man Hunde, die zum Ziehen
der Schlitten verwendet werden.
Schon im Mittelalter hatten sich Normannen an der Küste Grönlands niedergelassen
und Ansiedlnngen gegründet, die aber später wieder eingingen. Da war es im 18. Jahr-
hundert ein norwegischer Pfarrer auf den Lofoten, Hans Egsde, in dem der Gedanke
erwachte, über die Schicksale seiner vor Jahrhunderten in Grönland verschollenen Lands-
leute Erkundigungen einzuziehen und den Eingeborenen das Evangelium zu bringen. Er
sand die nötige Unterstützung, segelte 1721 nach Grönland, gründete eine Niederlassung und
hat bis 1736 unter großen Entbehrungen selbstlos unter den Eskimo als Missionar und
Kulturförderer gewirkt. Andre, später auch Herrnhuter Missionare, haben sein Werk fort-
gesetzt. Das bewohnte Grönland gehört heute zu Dänemark. Um die Bewohner vor
Ausbeutung zu schützen, hat sich die Regierung das alleinige Handelsrecht gewahrt. Kein
fremdes Kaufmannsschiff darf an der Küste landen. Der Handel ist des Eises wegen auf
den Sommer beschränkt. Das Land liefert Robbenspeck, Fischleber, Felle von Seehunden,
Blaufüchsen und Bären, Eiderdaunen, Tran, Walfisch- und Walroßzähne, Stockfische und
auch einige Erze, Blei, Zink, Zinn, Eisen sowie Kryolith, das bei der Herstellung des
Glases verwendet wird. — Die Hauptanfiedlung ist Jnlianehaab (3000 E.).
2. Die Nordische Inselwelt Amerikas (S. 245).
3. Spitzbergen (65000 qkm) liegt n. von Europa zwischen dem 76. und 80. Breiten-
kreise. Es besteht aus vier größeren und vielen kleinen gebirgigen Inseln, die von zahl-
reichen Fjorden zerrissen sind. Das Innere der Hauptinsel ist mit Eis bedeckt, von dem
sich Gletscher in die Fjorde hinabziehen. Die Westseite wird von einem Arm des Golf-
stroms berührt. Daher ist das Küstengebiet hier eisfrei. Die Inseln sind unbewohnt,
werden aber im Sommer von Walfisch-, Walroß- und Robbenjägern ausgesucht. Neuerdings
sind sie auch zu einem beliebten Reiseziel für Nordlandsreisende geworden. — 200 km s. von
Spitzbergen liegt vereinsamt die Bäreninsel (68qkm),noch weiter sw., zwischen Skandinavien
und Grönland, Jan Mayen (370 qkm), das einen 2550 m hohen erloschenen Vulkan trägt.
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Extrahierte Personennamen: Hans_Egsde Jan_Mayen
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerikas Westgrönland Grönland Spitzbergen Europa Spitzbergen Skandinavien
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Extrahierte Personennamen: Margarete Hakon Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Norb- Ostsee Nieberrhein Golb- Deutschland Schweden Königs_Magnus Norwegen
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(seit dem Tode ihres Sohnes Olaf 1387 Königin von Dänemark und Norwegen), die ihrem Großneffen Erich von Pommern die Nachfolge nicht nur in Dänemark, sondern auch in Norwegen gesichert hatte, nun auch mit Hilfe des dortigen Adels ganz Schweden (bis auf Stockholm) in Besitz nahm.
2. Die Hilfe, welche Rostock und Wismar durch Ausgabe von Kaperbriefen der hartbedrängten schwedischen Hauptstadt leisteten, führte zur Ausbildung des räuberischen Unwesens der „Vitalianer" oder „Likendeler" (Klaus Störtebeker), die, vom deutschen Orden aus der Ostsee vertrieben, in gleicher Weise die Nordsee heimsuchten, bis sie endlich 1402 durch die Koggen der Nordseestädte überwältigt wurden. Unterdessen hatten sich 1397 1397 Dänemark-Schweden und Norwegen in der Union von Kalmar unter Margarete zu Schutz und Trutz gegen jeden 'auswärtigen Feind bei voller innerer Selbständigkeit verbunden; doch wußte
sich die Hansa auch jetzt noch (durch Übergabe Stockholms an Erich) die Bestätigung ihrer Privilegien in allen drei Reichen zu sichern.
3. Dagegen erlag die Macht ihres alten Verbündeten, des deutschen Ordens, mit einem Schlage, als die sittlichen und auch die politisch-militärischen Grundlagen desselben zerstört wurden. Der fürstliche Prunk der Hochmeister in der Marienburg im Verkehr mit den zahlreichen, oft leichtfertigen Kreuzfahrern edlen Standes untergrub die Sittlichkeit des Ordenslebens, während die auf den blühenden Eigenhandel des Ordens neidischen Städte und der Landadel Preußens mit steigendem Unmut die Ausschließung vom Landesregiment ertrugen (der Eidechsenbund 1397). Der Übertritt der Litauer, des letzten noch heidnischen Volkes Osteuropas, zum Christentum 1386 machte 1386 die Fortsetzung der Kreuzzüge, die eigentliche Aufgabe des Ordens, unmöglich, und die gleichzeitig durch Vermählung des Großfürsten Jagello von Litauen (als Polenkönig Wladiflaw Iv.)
mit der Erbin Polens herbeigeführte Union zwischen Litauen und Polen schuf dicht an der Ordensgrenze eine furchtbar überlegene Macht, die nach dem Besitz der Küstenlande streben mußte.
4. Der Übermacht der durch tatarische Reiter und tschechische Söldner (Ziska) verstärkten Polen und Litauer erlag das ganze Aufgebot des Preußenlandes unter dem Hochmeister Ulrich von Jungingen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg. Wenngleich 1410 nun der tapfere Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schwetz, die Marienburg rettete und der Orden im Frieden von
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kaiserliche Freibriefe schon durch Heinrich Iv. an einzelne Städte,
z. B. an die Bischofsstädte Worms und Speyer: die meisten Ver-
leihungen durch Friedrich Ii. Hohe Bedeutung Kölus in der
Entwicklung des deutschen Städtelebens (s. ob. S. 69); in Süd-
deutschland besonders das Vorbild Freiburgs, im Norden das
von Soest, dessen Recht u. a. auch Lübeck annimmt. — Der
Kmnpf der Zünfte gegen die Geschlechter um die Rathssähigkeit,
dem Wettstreit der Plebs gegen die Patricier int alten Rom ver-
gleichbar, erfüllt die deutsche Städtegeschichte im 14. und 15. Jahr-
hundert. — Die Bauten und das Kunstleben der Städte (im
Süden Nürnberg, Augsburg, Ulm u. a.).
Die drei Haupteinungen deutscher Städte sind:
a. Die drutsche Hansa, atls dem Streben nach Schutz
und Ausbreitung zunächst norddeutscher Handelsinteressen und ans
mancherlei vereinzelten und zum Theil dunkeln Anfättgen (die
frühste Verbindung die zwischen Hamburg und Lübeck) seit dem
Ende des 13. Jahrhunderts entsprungen, im Laufe des 14. zur
vollsten Blüthe entfaltet; seit 1350 über 90 Glieder des Bundes
von Esthland bis Flandern, Lübeck Bundeshaupt, fast im Allein-
besitz des itordischen Handels. Anfängliche Eintheilung der Hansa
in Drittel, später in Viertel (Quartiere): das westfälische
mit Köln, das sächsische mit Braunschweig, das wendische
mit Lübeck, das preußische mit Danzig als Vorort; — Städte-
tage. Wiederholte heiße Kämpfe mit den Nordstaaten Dänemark
und Norwegen (der siegreiche Heldenkampf von 1368—70 gegen
den Dänenkönig Waldemar Iii) entwickelten die Seemacht der
der Hansa — die größte deutsche Flotte, die das Vaterland
je besessen! — und verschafften ihr die Herrschaft der nordischen
Meere. — Haupthandelsstationen in Londott, Brügge, Nowgorod,
Bergen, Wisby (ans Gothland), Stockholtn. Mit dem Umschwung
des Welthandels am Ende des Mittelalters und dem Beginne der
Neuzeit sank die Blüthe der Hansa wie die der italischen Seestädte.
d. Der rheinische Städtebund (s. ob. S. 73), bereits
1254 von Worms und Mainz (Arnold von Walpot) zur Her-
stellung des Landfriedens und zum Schutz des Handels begründet,
über viele andere rheinische und ferner gelegene Städte (z. B.
Nürnberg und Regensburg, Minden und Bregiem, zuletzt mehr
als 70) ausgebreitet, auch geistlichen und weltlichen Fürsten zu-
gänglich, daher kein reiner Stad leb und wie die Hansa. Die
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Waldemar_Iii Arnold_von_Walpot
Extrahierte Ortsnamen: Freiburgs Soest Rom Nürnberg Augsburg Ulm Hamburg Esthland Flandern Danzig Dänemark Norwegen Worms Mainz Nürnberg Regensburg Minden
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
— 47 —
Skagens Horn, von gefährlichen Sandbänken begleitet*).
Daher hier nur schwache Bevölkerung (1500 auf die Qm.; auf
der folgenden Gruppe 3 — 4000).
b. Die dänische Inselgruppe, das Bild eines von
gewaltiger Meeresströmung von Skagenshorn her zertrümmerten
Festlandes. Hügeliger, fruchtbarer Thonboden: große Ueberein-
stimmuug mit den benachbarten Küsten; Ackerbau, Viehzucht,
Rhedereihauptsächlichste Nahrungszweige. Seeland**), die größte
und bevölkertste dieser Inseln, fast so groß, aber bevölkerter als
Holstein. Liebliche Seen- und Hügellandschaften mit Buchen-
Wäldern und zahlreichen Ortschaften. Natürlicher Mittelpunkt
der dänischen Geschichte: voll von Erinnerungen aus alter Zeit.
Roeskilde (Roßbach) die alte, einst große Königsstadt, bald
überflügelt durch Kopenhagen (Kaufmannshafen), am größten
und sichersten Hafen der Ostsee.
c. Bornholm (10 Qm.) zwischen Rügen und Oeland in
der Verlängerung der Granitplatte von Gothland; in der Mitte
Haide, an den Rändern fruchtbar.
6. Zu diesem Besitzstande kommen die alten unter norwegisch-
dänischer Herrschaft gebliebenen Kolonieen auf dem Wege von
Norwegen nach Grönland („die Beiländer"): die kleine felsige
Gruppe der Farö er (Schafinseln) ***), und nur in geringer Ent-
fernung von Grönland die 1800 Qm. große, geheimnißvolle
Eisinsel: Islands) zwischen dem Parallel vondrontheim und
dem Polarkreise, im W. und N. zerbuchtet, im S. und O. um-
mauert. Ohne die lebendigen, freilich auch zerstörenden vul-
kauischeu Kräfte würde die Insel der tödtenden Macht der nahen
grönländischen Eiszone und der Schnee- und Gletschermassen
(Jökull) im Innern verfallen. Hohes Plateau mit (bis zu
*) Die Schifffahrt wegen der Nebel hier noch gefährlicher, als die durch
die Untiefen des stürmischen Kattegat. — Die Fahrt durch den Sund die kür-
zeste, durch den großen Belt sicherer wegen größerer Tiefe und Breite
(Kriegsschiffe), aber länger; voller Untiefen und daher nur selten benutzt der
kleine Belt.
**) 144, Holstein 152, Schleswig 166 Qm.
***) mit gleichmäßigem Seeklima, rauh, ohne Winterkälte, melancholisch
wie die zahllosen in den Basaltspalten nistenden kommen. Gefährlicher
Vogelfang, Schafzucht und Fischerei nährt die 8—9000 genügsamen Nor-
männer.
f) von Adam von Bremen irrthümlich als des Pytheas Thüle be-
zeichnet.
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— 104 —
Franken. Durch den iob Boleslavs begünstigt stellte er die Autorität des Reichs über Polen wieder her; um sich die Freundschaft des großen Königs Knud von Dänemark und England zu sichern, trat er ihm die Mark Schleswig ab und vermählte später seinen Sohn mit der Tochter desselben. In Burgund folgte er 1033 dem kinderlosen Könige und fügte so das Land von den Alpen bis zum Mittelmeer dem Reiche hinzu, ohne sonderlichen Gewinn für Deutschland. Gerade wegen dieser Machterweitenng gerieth er in Streit mit feinem Stiefsohn, dem von der mittelalterlichen Sage und von Uhland verherrlichten Herzog Ernst von Schwaben. Wie er sämmtliche Lehen des Reiches für erblich erklärte, gedachte er es auch mit der Königskrone zu thun, doch ohne Erfolg. Unter seiner Regierung entwickelte sich die lombardische Städte-sreiheit und die Macht der Normannen immer mehr.
Sein Sohn und Nachfolger Heinrich Iii. (1039—1056) war einer der kräftigsten und ernstesten Kaiser, der der strengeren Kirchenzucht, wie sie vom burgundischen Kloster Clügny ans-gieng, Anerkennung im ganzen Reiche verschaffte und den Gottesfrieden, die treuga Dei, d. i. die Bestimmung, daß nur an 6 Tagen der Woche Fehden ausgefochten werden durften, zur Geltung brachte. Auf der Synode zu Sutri (1016) ließ er drei streitende Päpste absetzen und gab der Welt einen deutschen Papst. Doch konnte er es nicht verhindern, daß die Normannen Unteritalien vom päpstlichen Stuhl zu Lehen nahmen und diesen dadurch auf Kosten des Reiches erhoben. Auch zeigten sich einige Kronvasallen, Gottfried der Bärtige, der Gemahl der toskanischen Beatrix, und der sächsische Herzog widerwillig, und selbst der Einfluß, welchen der Kaiser über die Ungarn und Slaven errungen hatte, gieng gegen das Ende seiner Regierung wieder verloren. Er starb zu früh für sein Haus und das Reich.
Sein sechsjähriger Sohn Heinrich Iv. (1056—1106) folgte ihm, zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter Agnes. Diese suchte sich die Freundschaft der Großen durch Willfährigkeit zu gewinnen, indem sie dem sächsischen Otto von Nordheim Baiern, dem Räuber ihrer Tochter Rudolf vonrheinfelden Schwaben, dem Zähringer Bert hold Körnchen verlieh. Trotzdem konnte die Würde des Reichs nach außen nicht gewahrt werden. Im Einverständnis mit den Fürsten bemächtigte sich der schlaue Hanno von Köln zu Kaiserswerth des jungen
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Extrahierte Ortsnamen: England Burgund Deutschland Ungarn Nordheim_Baiern Schwaben
— Viii —
Schulen Eingang gefunden haben, wird auf Zustimmung rechnen können die Einführung der Thüringer Sagen hingegen wird, zunächst wenigstens auf manchen Widerspruch stoßen; besonders wird auffallend erscheinen^ daß diese Sagen auch in den Schulen außerhalb Thüringens zur Verwendung vorgeschlagen werden. Indem ich auf die ausführlichere Darstellung dieses Gegenstandes in dem Xix. und Xx. Jahrbuche des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik und auf die zugehörigen Erläuterungen verweise, kann ich mich an diefer Stelle auf Hervorhebung weniger Punkte beschränken.
Die nachfolgenden Präparationen geben den Beweis, eine wie reiche Ausbeute an Vorbegriffen für die deutsche Geschichte gerade die Thüringer Sagen liefern. Es ist das auch nicht wunderbar, verteilen sich doch dieselben auf sieben Jahrhunderte, so daß kulturhistorische Erscheinungen der verschiedensten Zeiträume berührt werden. Wie wertvoll muß es z. B. dem Lehrer sein, wenn er bei Besprechung des Mittelalters weiß, daß er auf konkreten Gedankenreihen, welche später nicht immer so leicht zu beschaffen und anzuklingen sind, fußen kann; wenn er weiß, daß dem Schüler das ausführliche Bild eines Burgbaues, die einen Klosterbau veranlassenden und begleitenden Umstände, Witter in ihrer Pracht, Raubritter, ihr Gewerbe ausübend, vorschweben; wenn er, um die „ungeheure Thatsache" der Kreuzzüge, die unbeschränkte Hingebung an den mittelalterlichen Glauben, zu veranschaulichen, ausgehen kann von dem Bilde eines idealen Kreuzfahrers, das sich eingelebt hat in die Seele des Kindes, an dem aber auch schon die Schattenseiten jener Züge hervortreten! Er verfällt nicht der Sünde des Verbalismus, wenn er von guter oder schlechter Regierung, von Beförderung des Handels, von Krieg und Frieden spricht. Und alle diese Vorbegriffe werden gewonnen an kleinen, leichtfaßlichen Geschichten, die aus der Fülle des thüringischen Sagenkreises nicht nur nach historischen, sondern auch nach ethischen und sozialen Gesichtspunkten ausgewählt worden sind. Dabei stehen wir, was von großem Vorteil ist, nicht einzelnen, zusammenhangslosen Geschichten, die das Kind in ermüdender Weise bald bahrn, bald borthin führen, gegenüber, fonbern der Schüler wirb eingeführt in eine durch mehrere Jahrhunberte hin-burch fortlaufend Stammessage, welcher wohl nur die langobarbische an die Seite gestellt werben kann; imb diese letztere kommt für unsere Zwecke, als zu fern liegenb, nicht in Betracht.
Schon barum barf man hinter bert folgenben Präparationen keinen „thüringischen Partikularismus" wittern, sintemal es ja gar keinen Staat„Thüringen" giebt.
Das Königreich Thüringen ging unter, zur Ausbilbung einer herzoglichen Gewalt kam es nicht (vgl. Waitz, Deutsche Berfafsungsgefchichte, S. 461); gerabe von Thüringen kann man behaupten, daß es länger ein allgemein beutfches Land blieb. Höchstens könnte man von einem lanbschaftlichen Patriotismus reben, der birgt aber für den Reichsgedanken keine Gefahren in sich. Im Gegenteil: der Norben wie der Süben unseres Vaterlanbes erinnert sich in jebem Jahre gerne von
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§ 195. Dänemark. 535
auf dem Blutgerüste endete. Nach dem Tode Struensees führte 1772. der jüngere Bernstor ff die Ideen feines Oheims mit Erfolg durch und ging namentlich in der Abschaffung des Negerhandels auf den westindischen Besitzungen den übrigen Mächten mit gutem Beispiele voran.
Anmerkungen.
1. Nach dem Tode Friedrichs I. und vor der Wahl Christians Iii. eroberte die Hansa unter dem Vororte Lübeck und dessen kräftigem Bürgermeister Jürg Wullenweber einen großen Teil von Dänemark und Norwegen, und selbst Kopenhagen fiel in ihre Gewalt. Es war darauf abgesehen, nicht nur die dänische Seemacht zu vernichten, sondern hauptsächlich auch den Niederländern die Ostsee zu verschließen, weil durch diese der hanseatische Handel litt. Als jedoch Jürg Wullenweber, in Lübeck aus seiner Stellung verdrängt, in Wolfenbüttel gefangengenommen und auf Geständnisse hin, die man durch die Folter erpreßte, hingerichtet wurde, so schwand das Glück der Hanseaten und Lübeck mußte zu Hamburg (1536) Friede schließen. Christian Iii. fand Hilfe bei Schweden und konnte wieder von Kopenhagen Besitz nehmen.
2. Christian Vii. (1766—1808) war ein schwacher Mann, der die ganze Regierung dem Grafen Johann Hartwig Ernst von B ernst orff (geb. 1712), einem Hannoveraner, überließ und Reisen nach Deutschland, England und Frankreich unternahm. Auf diesen Reisen begleitete ihn Johann Friedrich Struensee, ein Predigerssohn aus Halle, als Leibarzt. Dieser gewann Christians Gunst in so hohem Grade, daß er nach der Rückkehr Christians an Bernstorffs Stelle Minister wurde, aber weil er zu rasch vorging und wohlerworbene Rechte zu wenig schonte, auch als Bürgerlicher verhaßt war, von einer Hofpartei gestürzt wurde. Mit ihm wurde sein Freund Graf Brandt hingerichtet, der gar nichts verbrochen und nie an einem Regierungsgeschäfte sich beteiligt hatte. Ein Jahr nach dem Falle Struensees wurde Bernstorffs Neffe, Peter Andreas Graf von Bernstorff (geb. 1735), der unter seinem Oheim im Ministerium des Auswärtigen gearbeitet hatte, Minister (1773).
Im Jahre 1780 sah er sich infolge von Ränken, die gegen ihn geschmiedet wurden, veranlaßt, seine Entlassung zu nehmen. Aber Friedrich Vi. rief ihn bald wieder zurück. Als dieser nämlich im Alter von 15 Jahren konfirmiert wurde, verlangte er noch am Konfirmationstage die Entlassung des Ministeriums und eine Änderung im Staatsrate. Er drang durch und übernahm später für seinen gemütskranken Vater selbst die Regierung (1784). So regierte er bereits 24 Jahre als Mitregent, bis er mit dem Tode Christians Vii. (1808) wirklicher König wurde. Von 1784 an blieb Bernstorfs im Vertrauen des Kronprinzen, bis er 1797 starb.
3. Vor dem Ministerium des ältern Bernstorff wurde auf dem Mittelländischen Meere selten ein dänisches Schiff gesehen. Zur Zeit Christians Vii. befuhren es schon 200 dänische Frachtschiffe. Auf Bernstorffs Rat kaufte der Staat der westindischen Handelskompanie alle ihre Besitzungen, Gebäude und Einrichtungen um 6 600 000 Mark ab und gab den Handel nach Westindien frei. Unter den Gelehrten, die Bernstorff unterstützen ließ, ist besonders Klop stock zu nennen, dem er durch eine Pension ein sorgenfreies Leben verschaffte. Die Leibeigenschaft und die Frondienste hob er zuerst auf den eigenen Gütern auf, die der König ihm geschenkt hatte. Ein hauptsächliches Verdienst
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs_I. Friedrichs_I. Christians Jürg_Wullenweber Jürg_Wullenweber Christian_Iii Christian_Vii Johann_Hartwig_Ernst_von_B Johann Ernst Johann_Friedrich_Struensee Johann Friedrich Christians Christians Graf_Brandt Peter_Andreas_Graf_von_Bernstorff Friedrich_Vi Friedrich Christians Bernstorff Christians
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Hamburg Schweden Kopenhagen Deutschland England Frankreich Westindien
§ 232. Schweden und Norwegen. 649
konnte wegen der Uneinigkeit der vier Stände (Bürger-, Bauern-, Priester- und Adelsstand) nicht zum Abschluß gelangen. Das Jahr 1830 brachte auch eine Aufregung, die aber nicht ftber mo.
Reformbankette hinausging. Oskar I. schloß während des ism—
Krimkrieges eine Allianz mit Frankreich, um gegen Abtretung 1859‘
von Gebietsteilen an Rußland gesichert zu sein. Sein Sohn Karl Xv. brachte es endlich dahin, daß an die Stelle des nach Seit vier Ständen gegliederten Reichstages zwei Kammern traten,1859' deren Mitglieder jedoch beide aus Wahlen hervorgehen. Doch bestand bis 1870 die Beschränkung, daß nur Männer protestanti-i8?o. scheu Glaubens in die Kammern gewählt werden durften. Gegenwärtig gibt es sowohl in Schweden als in Dänemark eine starke Partei, welche an eine Bereinigung der skandinavischen Halbinsel unter einem Zepter denkt. Unterdessen hat nach dem Tode des kinderlosen Karls Xv. dessen Bruder Oskar Ii. die 1372. Regierung angetreten.
Anmerkungen.
1. Im Frieden vou Kiel erhielt Schweden das Land Norwegen mit Ausnahme von Grönland, den Färöern und Island, wogegen es au Däuemark Schwedisch-Pommern mit der Jusel Rügen abtrat. Diese wurdeu vou Dänemark im Frieden von Wien (4. Juni 1815) gegen Lauen bürg an Preußen überlassen.
2. Ein großer Ubelstand in dem armen Schweden war die ungleiche Belastung der verschiedenen Stände und die Bevorzugung des Adels in der Verfassung. Während der größere Teil des Mittelstandes, der sich zu keinem der vier Stände rechnen konnte, ausgeschlossen war, durfte jedes adelige Familienhaupt, welches über 24 Jahre alt war, auf dem Reichstage erscheinen, und während der Adel nur 1/300 der öffentlichen Lasten trug, waren 3/4 der Staatsämter in dessen Händen. Diesem Mißverhältnis getraute sich der Köuig Karl Xiv. Johanit nicht entgegenzutreten , da er wußte, daß bei allen Verschwörungen gegen seine Vorfahren der Adel die Haud im Spiele hatte, und er befürchtete, derselbe möchte eine Bewegung zu gnnften der vertriebenen Wasas einleiten.
3. Die Reichsstände bildeten vier Abteilungen: der Adel, bestehend aus etwa 1300 Familienhäuptern, die zu erscheinen berechtigt waren, freilich aber nicht alle erschienen; der Priesterstand, zu dem 113 Prälaten und 57 gewählte Mitglieder gehörten; der 93 ii r g er ft and oder die Abgeordneten der 88 Städte, etwa 108 an der Zahl; der Bauernstand, bestehend aus etwa 269 von den freien Bauern gewählten Abgeordneten. Diese vier an Zahl sehr verschiedenen Abteilungen berieten getrennt voneinander und stimmten nicht nach der Kopfzahl, sondern nach Ständen, wobei drei gegen eins entschied. Nur wenn zwei Stände gegen zwei standen, wurde ein Ausschuß aus 30 Mitgliedern von einem jeden Stande gebildet und nach der Kopfzahl gestimmt.
4. Rußland hatte von Schweden die Abtretung des Warenger Fiords (Meerbusens) im höchsten Norden Norwegens verlangt. Da derselbe stets vom Eise frei ist, so beabsichtigten die Russen, dort einen Kriegshafen zu bauen, um itt die Nordsee kommen zu können, ohne den
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xv. Karls_Xv. Karl_Xiv Karl Johanit
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Frankreich Schweden Dänemark Karls Kiel Schweden Norwegen Island Wien Schweden Schweden Norwegens Nordsee