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eines Mannes, der mit allerlei geheimen Mitteln handelt, die Auf-
schrift: Wanzenvertilger Ihrermajestät derkönigin.
Die merkwürdigsten Gebäude in London sind die Paulskir-
che, die Westmünster-Abtei, der Tower, das Monument, die
Bank, die Börse, das Museum. Ich werde euch das Umständ-
liche davon ein andermal erzählen.
Bei Nacht machen die Lichter in den großen Kaufläden ei-
nen Theil der Beleuchtung der Straßen aus. Neben jeder
Hausthür brennen aber noch besonders zwei Laternen, die ganz
von Glas sind, in einer Höhe von sechs Fuß. Eine davon
muß der Hausbesitzer, oder der vornehmste Miethsmann unter-
halten, die andere besorgt das Kirchspiel. Gleich nach Son-
nenuntergang werden sie angezündet, es mag Sommer oder
Winter seyn und der Mond scheinen oder nicht. Auch brennen
sie fort bis es wieder Tag wird. So ist es nun zu London bei
Nachtzeit auf den Straßen fast so hell als am Tage, und vor
jedem Hause kann man, wenn man will, Zeitungen und Briefe
lesen. — Wie viel Unglück würde in einer so volkreichen Stadt
durch die Menge Kutschen, Wagen, Reiter und Fußgänger
entstehen, wie viel Diebstähle und Mordthaten würden gesche-
hen, wenn die Straßen nicht die ganze Nacht hindurch so treff-
lich erleuchtet wären. — Sogar auf die vornehmsten Heerstra-
ßen erstreckt sich die Beleuchtung bis auf einige Meilen von
London. Ein deutscher Fürst, der zu Nachtzeit in der Stadt
anlangte, gerieth daher auf den Gedanken, es sey dieselbe ihm
zu Ehren veranstaltet worden, und drückte dem Könige sein
Dankgcfühl für eine so große Attention aus. Bald wurde ihm
aber sein Irrthum benommen und man lachte in London viel
darüber.
Bei Tag nimmt sich das Innere der Stadt bei weitem nicht
so gut aus'als bei Nacht. Die Häuser sind ganz schwarz von
dem unaufhörlichen Steinkohlcndampf. Oft liegt der Ruß so
dick darauf, daß man die Kleider damit beschmutzt und ihn
mit der Hand abstreifen kann. Deswegen bleiben auch die nied-
lichsten Häuser nicht lange schön. Alle werden von Backsteinen
aufgeführt; man gibt sich aber nicht einmal die Mühe, sie an-
zustreichen, weil man schon weiß, daß sie in kurzem ganz ein-
geräuchert seyn werden. Sie sind meistens recht bequem einge-
richtet, aber ganz leicht und nichts weniger als für die Ewig-
keit gebaut. Der Baumeister steht dabei nur für eine gewisse
Anzahl Jahre, z. B. zwanzig, dreißig, vierzig, gut.^ Stürzen
sie nach dieser Zeit ein, so findet man das ganz natürlich und
läßt sie eben so unhaltbar wieder aufbauen. Sehr viele gehen
auch durch Feuersbrünste zu Grunde. Sie sind so dünn, daß
in fünf bis zehn Minuten der ganze Bau niedergebrannt ist.
Die Feueranstalten sind aber so trefflich, daß selten mehr als ein
Paar Gebäude auf einmal in den Flammen aufgehen. Die
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Extrahierte Ortsnamen: London Westmünster-Abtei London London London
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hat dieser Palast, der königlich groß und schön ist, von den
Ziegclhütten, die ehemals an diesem Orte standen. Schon im
Jahr 1564 wurde der Bau von der Königin Katharina von
Medicis angefangen, aber erst unter Heinri ch Iv. vollendet.
Vor der Revolution residirten die letzten französischen Könige zu
Versailles. Wahrend derselben wurden die großen Sale in dem
untern Theile des Palastes der Tuilericn zu den Sitzungen des
National-Conventes eingerichtet, und in der Folge nahm der
erste Cónsul und nachherige Kaiser Bonaparte Besitz davon.
Er bewohnte, so wie der jetzige König, das obere Geschoß, und
zwar die Zimmer nach dem Garten. Auf der andern Seite
sind die sogenannten grands appartements oder größeren Ge-
mächer.
Der Palast der Tuilerien hat eine Länge von hundert acht
und sechzig Klaftern. Auf der einen Seite kommt man von
demselben aus auf eine große Terrasse (einen erhöheten Platz),
die zierlich mit einer Menge Statuen aus Marmor und Erz,
auch mit Orangenbäumen besetzt ist. Diese Terrasse führt in
den Garten, der als öffentlicher Bclustigungsort dient. Ein un-
beschreibliches Gewühl von Spaziergängern treibt sich beständig
in den großen und schönen Alleen hin und her, indeß Andere
sich für' einen Sou einen Strohstuhl miethen und die Volks-
menge vorbeiwogen sehen.
Mit den Tuilerien steht durch cine Gallcrie der prächtige Pa-
last des Louvre in Verbindung. Schon vor 600jahren wur,
de der Bau desselben angefangen, aber erst der König Ludwig
Xiv. vollendete ihn am Schluffe des siebzehnten Jahrhunderts.
Sein Baukünstler war nicht ein Baumeister, sondern ein Arzt,
Namens Claude Perrault, der die Baukunst bloß als Liebha-
der trieb. Nach den Rissen dieses geschmack- und ideenreichen
Mannes wurde so das prächtigste Gebäude der Welt aufgeführt.
Diesen Namen verdient wenigstens das sogenannte neue Lou-
vre, das von Ludwig Xiv. errichtet wurde. Die Kolonnade
dieses Theils besteht aus korinthischen Säulen, die an Schönheit
alle Ueberreste der griechischen und römischen Baukunst über-
treffen. — Das alte Louvre hat drei Hauptgebäude, an der
Vorderseite mit Säulen von verschiedenen Ordnungen.
Unter den alten Königen war das Louvre voll der prächtig-
sten Kunstsachen. Ludwig Xiv. fiel cs aber auf einmal ein,
seine Residenz in Versailles zu nehmen, und von da an wurde
das Louvre beinahe ganz ausgeleert, wenigstens seines schön-
sten Schmuckes beraubt. Das leere Gebäude wurde nun größ-
tentheils an Privatpersonen abgetreten. — Künstler, zum Bei-
spiel, die sich durch vorzügliche Geschicklichkeit auszeichneten, be-
kamen das ganze untere Stockwerk zur Bewohnung. Auch wurde
ihnen die lange herrliche Gallerie überlassen, welche das Louvre
mit dem Palast der Tuilerien verbindet. Einen andern ansehn-
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von
Medicis Ludwig
Xiv Ludwig Claude_Perrault Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
wie man glaubt, durch die Lava ehemals feuerspeiender Berge
entstanden ist.
Die Plañese hat kalte Luft, ist aber fruchtbarer als die Ge-
birge und ziemlich bevölkert. Das Land besteht ausaeckern und
Viehweiden. Die Aecker tragen reichlich Korn und ernähren die
umliegenden Gegenden; daher nennt man die Planest die Korn-
kammer von Ober-Auvergne. Oft aber wird die Ernte durch
die Kälte, oder eine allzu feuchte Witterung verdorben.
Es ist diese Strecke Landes beinahe ganz von Bäumen ent,
blößt; nur um die Dörfer herum sieht man eine kleine Anzahl.
In den Backöfen und auf dem Herde brennen die Einwohner
Stroh. Im Winter leben sie, wie an dem Montd'or und in
einigen andern Gebirgs-Gegenden von Auvergne, mit ihrem
Vieh in den Ställen. Gewöhnlich besteht ihre Wohnung aus
drei Theilen; rechts ist der Stall, links die Scheune, in der
Mitte die Wohnstube, und alle drei Theile stehen durch Thüren
in Verbindung.
Die Form dieser Ställe ist ein länglichtes Viereck. Ueber ih-
nen befindet sich der Heuboden. Der Wärme wegen, und um
Platz für den Heuboden zu gewinnen, sind sie sehr niedrig. Das
Vieh, die Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe nehmen die beiden
Seiten rechts und links ein, und der hintere und wärmste Theil
dient der Familie zugleich als Schlafzimmer. Ihre Betten ste-
hen so, daß man zwischen den beiden Reihen Vieh hindurch
gehen muß.
Die Bettstellen sind bloße Kästen von weichem Holz, die
dicht an einander stehen und mit Stroh gefüllt sind. Die Ar-
men haben eine bloße Decke, oder einen Sack mit Haferspreu
gefüllt, darüber. Nur die Reichern liegen auf Federbetten;
denn dieß ist schon ein Lurus in jener Gegend.
Das Leben, welches eine solche Familie zu Winterszeiten in
dem Stalle führt, ist sonderbar genug. Um acht oder neun
Uhr steht man auf. Der Hausvater mit seinen Söhnen und
Knechten wartet das Vieh und gibt ihm frische Streu. Die Frau
mit ihren Töchtern begibt sich in die Wohnstube, zündet einen
Bündel Stroh an und macht die Suppe. Man ißt so schnell
als möglich, um nicht kalt zu werden, und läuft dann schnell
wieder in den Stall. Abends um fünf Uhr wird wieder Suppe
gegessen, und dann begibt man sich abermals bis zum nächsten
Morgen in den Stall.
Die Frauen besorgen die Haushaltung, melken Sie Kühe und
machen Butter und Käse, auch stehen sie früher auf und legen
sich später nieder als die Männer. Ist der Weg zum Brunnen
zugeschneit, so übernimmt eine die Mühe, ihn zu bahnen. Hoch-
aufgeschürzt, mit Stiefeln und Holzschuben versehen, geht sie
hin und her und tritt eine Bahn. Die Männer würden es für
schimpflich halten, wenn sie Wasser holen sollten. ^Überhaupt
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sam dahin, weit von der lärmenden Menge entfernt; bald tren,
neu sie sich. Der- Liebhaber zeigt seine Geschicklichkeit in tau-
send künstlichen Schwenkungen und Bewegungen des Körpers,
und zeichnet den Namen seiner Geliebten mit den Ecken der
Schlittschuhe in die spiegelglatte Bahn, indeß sie ihm in sanf-
tem Schweden folgt, bis sie sich wieder unter den großen Hau-
sen mischen. Es entsteht nun eine lange bunte Reihe von Pur-
scheu , Mädchen, Kindern und Alten. Der Geschickteste führt
den ganzen Zug an; seine Geliebte hält sich an seinen Rockschös-
sen fest; ihr folgt ein anderes Paar, die Schwächsten werden
in die Mitte genommen, und einige der Rüstigsten schließen
den Reihen. Auf dem U bei Amsterdam und auf der Maas
bei Rotterdam trifft man noch überdem ein Eisschiffchen und
eine Menge Schlitten an, die theils von Schlittschuhläufern ge-
schoben, theils von den darauf Sitzenden mit einem Paar spiz-
zigcn Stöcken gleichsam fortgerudert, theils auch von Pferden
gezogen werden. Man sieht auch hier und da eine Marketen-
der-Bude, wo man erwärmende Getränke haben, und sich bei
einem guten Feuer wärmen kann. In etwas harten Wintern
macht man selbst kleine Reisen auf den Schlittschuhen, und ver-
bindet Nutzen mit Vergnügen. Auf dem U bei Amsterdam wer-
den sodann in gewissen Entfernungen Zelte aufgeschlagen, wo-
rin die Landleute, welche von den nahegelegenen Dörfern nach
der Stadt gehen, Feuer, Branntwein und andere kleine Be-
quemlichkeiten haben können, die man sonst nur in den Herber-
gen genießt.
Zwei Meilen in einer Stunde zu machen, ist für einen gu-
ten Eisläufer eine Kleinigkeit. Gleichwohl aber kann man. noch
viel geschwinder mit den Eisschiffchen fortkommen, deren
Schnelligkeit dem Winde nichts nachgibt, so daß man acht Mei-
len in einer Stunde damit zurücklegen kann. Eine herrliche Er-
findung; wenn es nur nicht so gefährlich wäre, Gebrauch davon
zu machen; denn andere Unfälle abgerechnet, ist ein Eisschiffer,
der keine recht gute Lunge hat, in großer Gefahr, bloß durch den
Widerstand der Luft erstickt zu werden. Jedes kleine Fahrzeug,
zehn bis fünfzehn Fuß lang, kann zu einem solchen Eisschiffchen
dienen. Die ganze Kunst, es dazu einzurichten, besteht darin,
daß man es mit dem Vordertheil in der Gegend, wo der Mast
befestigt ist, quer auf eine dicke Bohle festnagelt, so daß die Bohle
auf beiden Seiten einen Fuß hervorragt. Unter den beiden her-
vorragenden Enden bringt man zwei Schlittschuhe an, die so lang
find, als die Bohle breit ist. Hinten beim Ruder wird ein plattes
starkes Eisen angebracht, so daß die ganze Masse auf diesen drei
Punkten ruht. Um dem Schiffe die gehörige Richtung geben zu kön-
nen, wird das Ruder unten mit einem großen scharfen eisernen
Messer versehen, welches in das Eis cinschneidet. Die übrige
Einrichtung bleibt wie bei andern kleinen segelnden Fahrzeugen,
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bis zu dem Ambos reicht ein fünfzehn Zoll dicker eiserner Bal-
ken. Ueber diesem liegt ein starker eiserner Ring mit einer Kette,
woran die Jangen befestigt sind, mit welchen man die Klumpen
Eisen aus dem Feuer zum Ambos schleppt. Die ungeheuern
Hämmer werden durch Windmühlen, die auf dem Dache ange-
bracht sind, in Bewegung gesetzt. Auch das Drehen der Taue
und aller schweren Maschinen wird durch ein solches Mühlwerk
bewirkt, weil cs an Wassermühlen fehlt.
Aus seinem Gebäude und aus einem Hofe tritt man bestän-
dig in einen andern; denn alle Manufacturisten, die für die
Flotte arbeiten, haben hier ihre Werkstatt. Da gibt es z. B.
Büchsenmacher, Schmiede, Stückgießer, Jimmerleute, Tischler,
Seiler, Leinweber, Tuchmacher, Schuster und Schneider, alle
in beständiger Arbeit. Die Höfe sind sämmtlich mit Kugeln und
eisernen Blöcken belegt, die von den Franzosen zum Ballast der
Schiffe gebraucht werden. Kurz, es ist mehr eine mittelmäßige
Stadt, als ein Haus, was man hier durchwandert.
16. Kriegsschiffe in dem Hafen von Toulon.
Der Hasen von Toulon ist für hundert Kriegsschiffe einge-
richtet; nie aber ist eine so große Anzahl vorhanden. In Frie-
dcnszeitcn sind alle Kriegsfahrzeuge abgetakelt, das heißt, es
sind ihnen Segel und Tauwerk abgenommen, weil beides in
freier Luft Schaden leiden würde. Man hat Kriegsschiffe von
scchszchn bis zu hundert und noch mehr Kanonen.
Die Schiffsmannschaft richtet sich nach der Anzahl der Ka-
nonen. In Frankreich rechnet man auf jeden Vierpfünder drei
Mann: einen Kanonier, einen Matrosen und einen Soldaten;
auf jeden Sechspfünder fünf Mann; auf einen Achtpfünder
sieben; auf einen Iwölfpfünder neun; auf einen Achtzehnpfün-
der cils; auf einen Vierundzwanzigpfünder dreizehn und auf ei-
nen Sechsunddreißigpfünder fünfzehn Mann. Ein Schiff von
sechszig Kanonen hat gewöhnlich sechs und zwanzig^Achtzehn-
pfündcr, sechs und zwanzig Zwölfpfünder und acht Sechspfün-
der. ^ Es erfordert also 560 Mann. Die Engländer und Nie-
derländer haben aber bei jeder Kanone einen Mann weniger.
In England kommt ein Kriegsschiff von hundert Kanonen
auf 30,553 Pfund Sterling (336,063 Gulden) zu stehen, von
sechszig Kanonen kommt eines auf 14,197 Pfund (156,167
Gulden). t
Die Lange eines Schiffes vom ersten Range beträgt 163
Fuß, die Breite 44 Fuß. Iu dem großen Segel werden nicht
weniger als 363 französische, oder fast 600 deutsche Ellen Tuch
erfordert. Das stärkste Ankertau ist 600 Fuß lang; es hat
zwanzig Zoll im Umfang und wiegt 7772 Pfund. Ein gut ge-
bautes Schiff kann nur vierzig bis fünfzig Jahre dauern.
Europ. Land. s-
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sachcn seiner Neigung zur Völlerei. Von allen Seiten her win-
ken ihm volle Flaschen und Krüge ; cs kostet ihm nur einige
Schrille, seinen Lieblingshang zu befriedigen. Ueberall um den
Markt herum und überhaupt in den meisten Häusern der Bür-
ger findet er Nektar zur Labung seiner immer durstigen Kehle.
Der größte Theil der Bewohner polnischer Städte besteht aus
- Feldeigenthümern, die zugleich Bierbrauer und Branntweinbren-
ner find. Jeder macht beides so gut er kann, folglich schlecht
genug. Für Verbesserungen sind sie nicht empfänglich. So
wie die Künste von ihren Vätern und Großvätern betrieben wor-
den sind, eben so treiben sie sie auch.
Außer den Ackerbürgern leben in den Städten, besonders in
denjenigen, wo keine Juden geduldet werden, solche Arbeiter, wel-
che die nationalen oder gröberen Gewerbe treiben. In den er-
stern gehören diejenigen Schneider, von denen nur dicnational-
kleidung gemacht wird, die Schuster, die Barbiere; zu den an-
dern die gemeinen Sattler, Schmiede, Schlosser, Bäcker, Ger-
der. Polnische Goldarbeiter, Sticker, Gürtler, Büchsenmacher,
Posamentiere und andere Gewerbe dieser Art findet man nicht,
denn diese werden nur von den Juden betrieben. — Es ist un-
beschreiblich, wie unwissend und ungeschickt die polnischen Hand-
werkslcute sind.
4. Polnische Dörfer.
Nicht nur die polnischen Dörfer, sondern auch die kleinen
Städte bestehen in elenden, hölzernen, mir Stroh oder Schin-
deln gedeckten Häusern. Selbst die meisten Wohnungen der
adeligen Gutsbesitzer und sämmtliche griechische und katholische
Kirchen in kleinen Städten und Dörfern sind vor. Holz. Dieß
gilt wenigstens von dem ehemaligen Neu- Süd- und Neu-Ost-
Preußens denn in der alten Provinz war es unter der preußi-
schen Regierung schon etwas besser geworden.
Will man ein neues Haus aufführen, so werden statt des
Fundaments gewöhnlich blos große Feldsteine in den lockern Sand
gelegt, und über diese vier starke Balken in horizontaler Lage,
auf welchen das Gebäude ruht, das gewöhnlich nur eine Etage
hoch ist. Ueber diese Balken werden sehr starke Bohlen in rech-
ten Winkeln ungefähr eben so zusammengefügt wie die Stück-
chen an einem Meisenkasten. Da aber das Holz nie ganz ge-
nau auf einander zu liegen kommt, so werden die Fugen mit
Moos verstopft, um das Eindringen der kalten äußern Luft
und des Regcnwassers zu verhindern. Das Dach besteht aus
Schindeln oder Stroh.
Diese Häuser sind nun wieder von geringerer und von besse-
rer Art. Die geringern bestehen bloß aus cinerpickarnia (Stube
mit Backofen), einer Hausflur, einem Boden und einigen Kam-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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i3_j.
können. Zuweilen sind sie aber, wie bei den Pickarnienfenster-
chen der Fall ist, von außen mir Pflöcken oder eisernen Nageln
befestigt, oa sie denn nicht aufgemacht werden können.
Die^Haus- und Stnbenthüren sind auf dem Lande nie, und
in den Städten nur selten mir eisernen Schlössern versehen. Auf
dem Laude hat man hölzerne Riegel, die inwendig befestigt sind
und mittelst eines hölzernen Schlüssels, der in die Oeffnung des
Thürpfostens gesteckt wich, auf- und zugeschoben werden kön-
nen. Die Stelle des Schlüssels kann aber auch jeder hölzerne
Span vertreten. Diese Sorglosigkeit der Polen, ihr Eigenthum
zu bewahren, erleichtert den Dieben ungemein die Mühe beim
Stehlen. .
In den Häusern mit mehreren Stuben befindet sich auch
bisweilen ein Erker; nie aber wird man ein Haus antreffen,
das wirklich zwei Etagen hätte. In keinem Zimmer findet
man die Bequemlichkeiten, deren man in Deutschland gewohnt
ist. Nicht einmal vor Kälte und Regen ist man gesichert; das
Regenwasser dringt oft so durch das Dach herein, daß man des
Nachts mit seinem Bette von einem Winkel der Stube in den
andern rücken muß, und dennoch wird man halb ersäuft. —
Oesters geschieht es auch, daß eine Krötenkolonie sich zwischen
den Steinen und dem Sande unter dem Fußboden ansiedelt,
sich auch in die Fugen der schadhaft gewordenen Dielen lagert.
Da schlüpfen sie nun Morgens und Abends vollends herauf und
hüpfen zu Dutzenden lustig in dem Zimmer herum, bis inan
sie mit Zangen oder Stäben packt und zum Fenster hinauswirft
oder sie auch todtschlägt.
In dem Innern der Häuser sieht es nicht viel besser aus,
als an der Außenseite. Hölzerne Stühle, schlechte hölzerne Ti-
sche, welche bei uns höchstens nur zu Küchentischen gebraucht
werden könnten, wurmstichige alte Stühle, die jeden Augen-
blick den Einsturz drohen, und auf denen noch der Urgroßvater
der jetzigen Hausbewohner geruht zu haben scheint, schlechte höl-
zerne Kästen, wie sie unsere Dienstmägde haben, sind die ge-
wöhnlichen Meubeln, die einem zwischen vier hölzernen, nicht
einmal mit Kalk übertünchten Wänden in die Augen fallen,
wenn man auf einem adeligen Hofe in das Zimmer tritt. Im
Hintergründe erblickt man aber dann wohl noch ein Himmelbett
von karmoisinrothem Tastet, das sich bis zur Decke erhebt und
in dem prächtigsten Palaste aufgestellt werden könnte. Pracht
und Armuth begegnen sich allenthalben in Polen.
Hoffentlich wird es hier unter der neuen russischen Regierung
nach und nach besser werden, wie denn auch wirklich schon die
Preußen viel gebessert haben. Hundert Hindernisse müssen aber
erst aus dem Wege geräumt werden. Die Unwissenheit der Lan-
desbewohner und ihre Unkunde im Lesen ist keines der gering-
sten. Die meisten Dorfschulzen können weder schreiben noch le-
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Deutschland Hintergründe Polen
102
gersleuten, und auch nicht viel ordentlicher. Aber da sie uns
durch den kleinen, mit schwarz und weißen Steinen geplatteten
Gang führte, kamen wir in eine, mit glänzenden Prunkschrän-
ken besetzte Stube. Alles war von braunem Holze mit Dchnitz-
werk geziert. Zwischen zwei gleich gearbeitetenweißzeug-^>chrän-
ken stand ein anderer mit Glasthüren, worin indisches Porzel-
lan aufgestellt war, und in einer Ecke der Stube auch die Staats-
Wiege, welche ein äußerst fein geflochtener, auf nußbraunen,
mit Engelsköpfen verzierten Läufen stehender Korb, voll rother,
mit gestreiftem Musselin überzogener und mir Spitzen besetzter
Kissen war, auf welchen die mit Goldstoff besetzten Putzhüte la-
gen. Nun sahen wir das Zimmer mir den kurzen schmalen
Prunkbetten, wo immer zum Einsteigen in dasselbe entweder
eine Leiter, oder das Wegräumen der Hälfte von den Kissen und
Decken nöthig ist; ferner den kleinen Anbau im Garten, wo
Leute unten hin, wie in einen Keller, schlafen gehen. Andere
oben einen engen Alcoven haben; die schmale Küche voll glän-
zender Gefäße, in welcher nicht gekocht wird, sondern in einem
Winkelchen hinter dieser Küche ein Feuerherd und brauchbares
Geschirr zu finden ist. Alles hat von der eingesperrten Luft ei-
nen feucht-dumpfen Geruch, und man muß von der ersten
Jugend auf daran gewöhnt seyn , um es zu ertragen. Das
Gärtchen hinter dem Hause glich einer kleinen Wildniß, und die
Weibslcute waren in ihrem häuslichen Anzug nicht so reinlich
wie die Schweizer Bäuerinnen. Nun bemerkte ich an dem Kopf-
putz der Magd, an der genau passenden Haube, von dem Schei-
tel an, zu beiden Seiten der Schläfe herunterhängende dünne
Locken, welche sehr gut stehen. Ich fragte, wie sie diese ihr so
artig lassenden Locken mache, und sie wies mir ein rundes Hölz-
chen, über welches sie die mit etwas Gummi genetzten Haare
wickelt, sie trocknen läßt und dann das Hölzchen herauszieht.
Wir beschenkten die Magd, gingen auf der andern ^cite des
Dorfes über sehr schön gearbeitete und gemalte Brücken wieder
unserer Kutsche zu, nachdem wir auf dem ziemlich weiten Wege
nicht mehr als fünf Personen angetroffen hatten. Wir mußten
uns sagen, daß wir unmöglich hier wohnen könnten.
Ein anderer Reisender (Herr von Spaen) macht von Broek
folgendes Gemälde:
Was soll ich, schreibt er, von diesem Dorfe sagen? Es ist wie
ein Kabinet von Porcellan, wo man mit Zittern gebt und über-
all fürchtet, an etwas zu stoßen. Meine Feder ist nicht fein
genug, eine Beschreibung davon zu machen, und ich fürchte,
durch meine ungeschickte Schilderung den lachenden Anblick der
Farben und die glänzenden Verzierungen, die diesen Ort >chmük-
ken, zu verderben. Er hat viel Aebnliches mit Aardam; aber
das Sonderbare ist hier noch auffallender, und so einzig, daß
man es sonst nirgends findet.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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io3
Für die Wagen geht nur eine Straße in das Dorf, und diese
ist gleichsam unhcilig und nur mir wenig Hausern besetzt, unter
welchen auch das Wirthshaus ist. Alle übrigen Straßen sind
sehr enge, von kleinen Bachen befeuchtet, wo es, wie man leicht
denken kann, an Brücken nicht fehlt, und sehr künstlich gepfla-
stert. Die Häuser, ganz von Holz, sind in besonderem Ge-
schmack gebaut, und mit allerlei Farben sehr lebhaft angestri-
chen, was eine herrliche Wirkung thut. Vor den Hausern sieht
man mancherlei kleine Verzierungen von Gitterwerk, was das
Ganze noch verschönert. Nun denke man sich diesen lachenden
sonderbaren Anblick von allen den kleinen, zum Bewundern rei-
nen Straßen, den angenehm angelegten Häusern, den crhöbe-
ten und fleißig geschloffenen Thüren; Dächer mit lackirten Zie-
geln, auf deren schönen Farben sich die Sonnenstrahlen auf das
herrlichste brechen, an den Thüren Auklopfer, noch prächtiger
als die Dachziegel, und dann mitten im Ort einen großen Fleck
Wasser in Gestalt eines viereckigen Behälters. Hierzu denke
man sich noch blühende Fruchtbäume überall zerstreut, und sage,
ob bei einem heitern Himmel dieß alles zusammen nicht bezau-
bernd seyn muß?
Unter dielen Häusern zeichnet sich vorzüglich das Haus ei-
ner gewissen Mademoiselle Paters aus. Es ist das trefflichste
kleine Häuschen, das man nur sehen kann. Beim ersten An-
blick sollte man glauben, es sey von Marzipan, wie man ihn
bei uns um Weihnachten zu machen und auf's niedlichste zu
verzieren pflegt. Es ist mit viel Geschmack weiß und grün an-
gestrichen ; aber die Eigenthümcrin bewohnt es nicht, vermuth-
lich, um es nicht zu verderben, sondern lebt gegenüber in einem
andern Hause, das gelb und weiß angestrichen und beinahe eben
so schön ist. Es ist wirklich Schade, dachte ich bei mir selbst,
daß diese Häuser dem Regen ausgesetzt sind, wo jeder Tropfen
einen Fleck machen muß. Dessen ungeachtet halten sie sich sehr
wohl, und werden nur alle zwei, drei Jahre angestrichen. Ih-
rer Sauberkeit und schönen Farbe nach sollte man denken, sie
würden wenigstens wöchentlich einmal übermalt; aber vermuth-
lich werden sie außen wie innen fleißig gescheuert und geputzt.
Hätte ich mich von diesem reinlichen Brock, wo selbst das Pfla-
ster glänzt, auf einmal mitten nach Westphalen versetzen kön-
nen, wo Schweine die Honneurs in dem Vorzimmer machen,
welch ein sonderbarer Contrast wäre das gewesen!
Viele dieser hölzernen Häuser sind sehr groß, und dauerhaf-
ter als man denken sollte. Ich sah eines, woran mit großen
Buchstaben stand: gebaut 1615, rcnovirt 1776. Also eine'dauer
von 160 Jabren. Die Kirche ausgenommen, sah ich nur drei
Häuser von Ziegelsteinen im ganzen Dorfe: nämlich das Deka-
nat, das Rathhaus und ein Privathaus. Man erlaubte mir
den Zutritt in ersteres, wo wenig Kinder waren, und wo ich
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wollenen Rock mit rothen Streifen. Die Frauen tragen auch lei-
nene Beinkleider und an den Füßen Bastschuhe oder Sandalen.
Die Edelleute haben, so wie der Landmann, ihre eigene Na-
tionaltracht. Die vornehmen Bojaren (Edelleute) tragen einen
Bart am Kinn; die gemeinen aber nur einen Schuagz- oder
Schnurrbart mit einer hohen Pelzmütze, die nicht mehr rund,
sondern viereckig ist. Um den Hals haben sie oft ein langes sei-
denes oder anderes Tuch hängen. Ueber das Hemd tragen sie
ein Kleid (Jankur) von Seide oder Baumwolle, und über diesem
einen Pelzrock. Ihre weiten türkischen Beinkleider sind von gel-
dem oder rothem Zeuge und ihre Pantoffeln von gelbem Leder.
Nichts Ungewöhnliches ist es bei diesen Leuten, daß sie zwei oder
drei Pelzröcke über einander tragen, weil in ihren Zimmern we-
nig geheizt wird, und wirklich ist dieß der Gesundheit weit zuträg-
licher, als die so warmen Stuben, in denen leicht Lungenkrauk-
heiten entstehen.
Die Frauen der Bojaren tragen gewöhnlich von feinen seide-
nen Zeugen oder Musselin eine Haube (Sank) wie ein Zuckerhut
geformt, die mit Perlen oder andern Juwelen, auch Bändern
und Blumen umwunden ist. Die Haare werden in einem, auch
mehreren geflochtenen Zöpfen darüber geschlagen, oder auch nur
in einen einzigen Zopf geflochten. Oben auf diesem Kopfputze ist
eine Quaste, und vorn oder auf der Seite ist sie mit einem Paar
Straußfedern geziert. Hals und Brust sind bloß, oder nur mit
einem durchsichtigen Schleier bedeckt. Die langen Leibröcke sind
von buntem Seidcnzeug. Um den Leib geht eine handbreite Binde
mit Gold, Silber, auch mit guten Steinen besetzt. Ueber diese
Kleidung kommt ein halbes oder ganzes Pelzkleid (Blane), das
inwendig ganz mit feinem Pclzwcrk gefüttert, auswendig aber
eine Hand breit damit besetzt ist. Die Damen tragen Beinklei-
der von Musselin, und an den Füßen eine Art Strümpfe und
faffianene Schuhe.
ro. Salzsiedereien in der Bukowina oder kai-
serlichen Moldau.
In der Moldau sind mehrere kleine Salzsiedereien angelegt,
wo das Salz auf eine ganz eigene einfache Art gewonnen wird.
Wenn man nämlich eine Salzquelle entdeckt hat, so gräbt man
einen Schacht, das heißt eine Art von Brunnen, in dem sich das
Wasser sammelt. Gemeiniglich ist das Salz mit Mergelerde ver-
mischt, und dann muß es erst mit süßem Wasser aufgelöst wer-
den. Iu dem Ende errichtet man in der Nähe eine Hütte, wo
das Wasser in einer großen eisernen Pfanne abgedünstet wird.
Nach der Abdunstung wird das Salz noch ganz naß in einen
Backtrog geworfen, der auf der einen Seite etwas erhöht steht,
daß das noch bei dem Salz befindliche Wasser ablaufen kann.
Dann nimmt man ein hölzernes kegelförmiges Gefäß, füllt es
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