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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 17

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 17 lichen Herrn zu stände zu bringen. Durch solches Verhalten erweckte er Verdacht, der sich beim Kaiser zu der Ansicht steigerte, daß der ehrsüchtige Feldherr Gedanken des Verrats habe, und darin wurde man durch die Vorkommnisse aus einem von General Jllow im Januar 1634 in Pilsen veranstalteten Bankett bestärkt, wo sich Wallenstein in einem von seinen Offizieren unterzeichneten Revers die Versicherung unwandelbarer Treue geben ließ. Angesichts aller Umstände, welche Wallensteins Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit zweifelhaft erscheinen ließen, entschloß sich der Kaiser, den Feldherrn abzusetzen und über ihn als einen Hochverräter die Acht auszusprechen. Im Februar erfolgte die Veröffentlichung des Dekretes. Weitaus der größte Teil der Armee fiel ab; nur wenige verharrten auch jetzt noch auf Wallenfteins Seite. Mit diesen zog er von Pilsen nach Eg er, wo er offen zu den Schweden übergehen wollte. Aber hier ereilte ihn das Verhängnis. Auf Anstiften des Obersten Butler drangen in Ermordung der Nacht des 25. Februar d. I. 1634 gedungene Mörder in Wallen- lfi34- fteins Schlafgemach und stießen ihm mit den Worten „Schelm und Verräter" die Hellebarde in die Brust. Die Güter des Feldherrn wurden eingezogen und zumeist an die dem Kaiser treugebliebenen Offiziere, auch an die Mörder, verschenkt. 11. Nach Wallensteins Tod erhielt des Kaisers Sohn Fer-M,?bei^Rörd-din and, dem Gras Gallas zur Seite stand, den Oberbefehl. Nun ttngen t634. wandte sich das Kriegsglück den Katholiken zu. Das kaiserliche Heer eroberte Regeusburg zurück, drang donananfwärts vor und brachte im Verein mit den bayerischen Truppen, die von Joh. v. Werth geführt wurden, den Protestanten bei Nördlingen eine entschiedene Niederlage bei. (September 1634.) Ihr Heer wurde zersprengt. General Horn geriet in Gefangenschaft und Bernhard von Weimar rettete sich durch die Flucht nach dem Rheine. Noch in demselben Jahre brachten die Kaiserlichen Franken, Schwaben, Württemberg und Baden in ihre Gewalt. Das Heilbronner Bündnis löste sich auf und die Schweden zogen sich bis an die Ostsee zurück. Im Frühjahr 1635 trennte sich der Kurfürst Joh. Georg v. Sachsen von den protestantischen Kampfgenoffen und trat in Unterhandlungen mit dem Kaiser. Dieselben gelangten in dem Prager Separatfrieden zum Prager Separat- Abschlnß. Der Kurfürst erhielt die Lausitz und die Bestätigung des nuben lb35' Augsburger Religionsfriedens für sein Land und zwar ohne den geistlichen Vorbehalt, so daß er im unbestrittenen Besitz der eingezogenen geistlichen Güter (der Stifte Merseburg, Naumburg) verbleiben konnte. Indes sollte die damals ausgesprochene Aufhebung des Restitutionsedikts nur für 40 Jahre gelten. Bald traten Brandenburg und die meisten protestantischen Stände dem Frieden bei; nur Hessen-Kassel, Württemberg und Baden bewahrten Schweden die Bnndes- Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 2

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 31

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 31 worden, daß Praedicat invictissimi (lateinisch) nicht ihm, sondern Ew. Majestät gebührt" (Ans Dr. Müller, Geschichte des deutschen Volkes, entnommen.) 6. In gleicher Weise trat vorzugsweise durch französischen Ein- Sermeiidwnj in flnß eine Verwelschnug in Tracht und Sitte ein. Studenten und "rad't und '-ltte' Bürger zeigten Vorliebe für Schlapphüte, Perücken, geschlitzte und gepuffte Kleider. Bei den Frauen verschwand die kleidsame, züchtige Tracht des 16. Jahrhunderts; geschmacklose Reifröcke, gesundheitswidrige Schuiirleiber tauchten auf und verschafften sich allgemeine Geltung. Und wie das Äußere sich änderte, so wandelte sich der Sinn. Zuchtlosigkeit, lockere Sitten nahmen in erschreckender Weise überhand und verderbten das deutsche Wesen beinahe bis auf deu Kern. Der Satiriker Logau (t 1655) spottete: „Alamode Kleider, alamode Sinnen: Wie fichs wandelt außen, wandelt fichs auch innen." Und an einer anderen Stelle ruft er die Mahnung aus: „Diener tragen insgemein ihrer Herrn Liverei: Soll's denn sein, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sei? Freies Deutschland, schäm' dich doch dieser schnöden Kriecherei." 7. Eine der schlimmsten Früchte des 30 jährigen Krieges war die Religiöse Be» Verarmnng und Verwahrlosung, die im religiösen Denken und tmn'9en-Leben der Nation eintrat. Das von den Schrecknissen des Krieges heimgesuchte Volk wurde vielfach irre an Gott, verfiel dem Unglauben oder einem rohen Zauber- und Dämonen glauben. Weit verbreitet war der Wahn, man könne sich durch irgendwelche Mittel (Talisman, Amulett) kugelfest, d. h. unverwundbar machen, man könne mit dem Teufel ein Bündnis schließen und mit seiner Hilfe in den Besitz überirdischer Kräfte gelangen, welche befähigten, treffende Kugeln zu gießen, verborgene Schütze zu heben, wichtige Geheimnisse zu ergründen und die Zukunft zu entschleiern. Die Hexen-Prozesse, welche Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt wurden, nahmen an Zahl zu und mit ihnen die Anwendung der Folter, welche durch die ausgesuchtesten Martern das Geständnis der unglücklichen Opfer zu erpressen suchte. 8. Blicken wir aus das Gesamtbild zurück, welches unser Volk in der Mitte des 17. Jahrhunderts in materieller, geistiger und sittlicher Beziehung darbot, so drängt sich uns die Erkenntnis auf, daß der große Krieg, der schrecklichste aller Kriege, die deutsche Nation in

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 40

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
40 ^ Hi. Vom Westfälischen Frieden bis znr Französischen Revolution. währt hatte (I., § 71, 3). Ludwig mißbilligte diese Anordnung. Seine religiösen und politischen Anschauungen standen mit dem Inhalt derselben im schroffsten Widerspruch. Abgesehen davon, daß er die Reformation an sich als ein Übel betrachtete, fürchtete er, es könnte die Spaltung in der Kirche zu einer Spaltung im Staate, wenigstens znr Schwächung der Staatsgewalt führen, und endlich erblickte er im Festhalten am protestantischen Bekenntnis eine Auflehnung wider den König. Aus diesen Gründen hob er 16 85 das Edikt von Nantes auf und forderte die Rückkehr in den Schoß der katholischen Kirche. Die von ihm getroffenen drückenden Maßregeln wurden mit großer Härte durchgeführt (Dragouadeu, Krieg in den Cevennen). Lausende von wohlhabenden und betriebsamen Familien verließen Heimat, Hab und Gut und suchten im Ausland (England, Holland, Brandenburg und Ansbach) ein Asyl, wo sie einen ihrem Glauben angemessenen Gottesdienst veranstalten durften. 4. Iii. Raubkrieg (Orleanischer oder Pfälzer Erbschaftskrieg) 1688—1697. Ludwig konnte das Schwert nicht lange in der Scheide lassen. Die Kriegsführung war ihm beinahe zum Bedürfnis geworden. Er suchte einen Vorwand zu neuen Eroberungen und fand ihn noch in den achtziger Jahren. Es handelte sich um die Pfalz. Der Hergang war folgender: Sxivsaubf ®er ®ruber Ludwigs Xiv., der Herzog Philipp von Orleans, die Pfalz, war mit einer Schwester des Pfälzer Kurfürsten Karl, Elisabeth Charlotte, vermählt. Im Jahre 1685 starb Karl (Enkel des „Winterkönigs") und mit ihm erlosch die Simmern'sche Linie des Wittelsbachischen Hauses. Den Reichs- und Hausgesetzen zufolge mußte die Pfalz und damit die Kurwürde an eine Nebenlinie der Wittels-bacher, an Pfalz-Nenbnrg, fallen. Um dies zu verhindern, erhob Ludwig im Namen seines Bruders für seine Schwägerin Ansprüche ans die meisten Gebiete der Pfalz. Der Kaiser Leopold I., der den Territorialbesitz des Reiches zu beschirmen hatte, erkannte dieselbe nicht an. Infolgedessen brach Ludwig den vor wenigen Jahren abgeschlossenen Waffenstillstand und begann 1688 mit einem Einfall in ®l3ui689ber die Rheinlande den Krieg. Im Frühjahr und Sommer 1689 erfolgte unter Anführung des berüchtigten Generals Melae eine für alle europäischen Kulturländer beispiellose Verwüstung der unglücklichen Pfalz. Die Weinstöcke wurden ausgerissen, die Fruchtbäume an der Wurzel abgehauen, die Felder zerstampft, Worms, Speier, Mannheim, Frankenthal und andere Orte zerstört, das Heidelberger Schloß, das schönste Deutschlands, in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen durch die ärgsten Mißhandlungen gequält. Selbst die Toten ließ man nicht in Ruhe; denn rohe Krieger stiegen im Dom zu Speier hinab in die Grüfte, öffneten die Särge der dort fchlummernden

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 47

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 86. Die Türkenkriege. 47 11. Ein Jahr nach dem Rastatter Frieden starb Ludwig Xiv. Ludwigs xiv. (1715). Sein Herz war tief gebeugt und fast aller Hoffnungen be- ° raubt. Vorher schon waren fein Sohn und fein Enkel ins Grab gefunken. Sein Urenkel Ludwig Xv. erbte den Thron. Es war nicht Schmerz, welcher die französische Nation beim Tode des einst so glänzenden Monarchen erfüllte; man fühlte sich vielmehr von einem schweren Drucke befreit. Der Wohlstand des Landes war verbraucht, die Bevölkeruug erheblich zurückgegangen, und eine große Schuldenlast ruhte auf den Schultern der Unterthanen. Wir haben nun noch einiger Kriege Erwähnung zu tun, die teils vor dem Spanischen Erbfolgekrieg, teils während desselben sich abwickelten: der Türkenkriege und des Nordischer: Krieges. Vorerst aber seien die Standeserhöhungen angegeben, die um das Jahr 1700 für teutsche Fürsten eingetreten sind: a. Die brannschweigisch-lünebnrgische (jüngere) Linie der Welsen erlangte vom Kaiser Leopold I. 1692 unter dem Namen Hannover die Kurwürde (neunte Kur). Der erste Kurfürst war Ernst August. Der Sohn desselben, Georg I., Urenkel des Königs Jakob I. von England, bestieg kraft einer Bestimmung des Utrechter Friedens (§ 85, 9) 1714 den englischen Thron, so daß von nun an Großbritannien und Hannover durch Personalunion vereinigt waren. Die Trennung der beiden Staaten erfolgte 1837 mit dem Regierungsantritt der Königin Viktoria. (§ 130, 6.) b. Der prachtliebende und durch seine Körperkraft hervorragende Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen wurde 1697 (Tod Sobieskis) als August Ii. zum König von Polen gewählt, nachdem er vorher zur katholischen Kirche übergetreten war. e. Der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, dessen Ehrgeiz durch die Rangerhöhungen feiner Nachbarn beunruhigt war, nahm 1701 den Titel (Friedrich I.) „K önig in Preußen" an. (Krönung am 18. Januar zu Königsberg). Die Zustimmung des Kaisers Leopold I. wurde durch das Versprechen, ihn im Spanischen Erbfolgekrieg unterstützen zu wollen, gewonnen. § 86. Die Türkenkriege. 1. Nachdem die -Lürten Konftinopel erobert und das ivströntifchc Allmähliches Reich zum Sturze gebracht hatten (1453,1., § 51), faßten sie die Unter-werfnng des Westens und die weitere Ausbreitung des Islam ins Auge. In wiederholten Anläufen drangen sie im 15. und 16. Jahrhundert vor und wurden eine immer drohendere Gefahr für Ungarn,

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 67

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege it. s. w. 67 Krieges zu erhalten, müssen wir uns frühere Vorkommnisse vergegenwärtigen. 2. Im Jahr 1537 war zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Brieg, Wohlan und Liegnitz ein Verbrüderungsvertrag abgeschlossen worden, welcher bestimmte, daß die genannten Gebiete, welche den größten Teil des heutigen Schlesiens ausmachten, nach dem Aussterben ihres Fürstenhauses an Brandenburg fallen sollten. Der Vertrag hatte jedoch den König Ferdinand I. von Böhmen (Bruder Karls V.) als Oberlehensherrn zum Widerspruch herausgefordert. 1675 erlosch der schlesische Herzogsstamm. Der damalige Kaiser Leopold I. erkannte den Erbverbrüdernngsvertrag nicht an und uahm Besitz von Schlesien. Der Große Kurfürst erhob Beschwerde. Allein fein Einspruch wurde nicht beachtet und Friedrich Wilhelm war, da er seine ungeschwächte Streitmacht zur Vertreibung der in sein Land eingefallenen Schweden (Fehrbellin) brauchte, außer stände, seinem Worte durch die Waffen größeren Nachdruck zu verschaffen. Etwas Ähnliches war den Hohenzollern fchon während des Dreißigjährigen Krieges vom Hanfe Habsburg widerfahren, als das Fürstentum Jägerndors in Oberschlesien einem Brandenburger wegen seiner Verbindung mit Friedrich V. von der Pfalz (Winterkönig) von Kaiser Ferdinand Ii. abgesprochen wurde. — Friedrich Ii. war nun fest entschlossen, sich ob dieser Übergriffe an Österreich zu rächen und Schlesien au sein Land zu bringen. Die Zeitverhältnisse kamen seinem Streben entgegen. Im Jahre 1740 starb Karl Vi. und Maria Theresia bestieg auf Grund der Pragmatischen Sanktion den österreichischen Thron. Allein der Kurfürst Karl Albert von Bayern protestierte gegen die österreichische Erbfolge und machte mit Berufung auf ein von Ferdinand I. herrührendes Testament Ansprüche auf die habsburgischen Länder geltend; er war auch gewillt, dieselben mit den Waffen zu vertreten. Diefe Gelegenheit benützte Friedrich Ii., um von Maria Theresia die Herausgabe der schlesischen Herzogtümer zu fordern. Da Maria Theresia in felsenfester Überzeugung von ihrem Rechte eine Verkleinerung ihres ererbten Herrschaftsgebietes als eine Versündigung gegen Ehre und Pietät hielt, so erklärte Friedrich Ii., dem „Unterhandlungen ohne Waffen vorkamen wie Noten ohne Instrumente", 1740 den Krieg. Die Minister des Königs waren in der aufgeregtesten Stimmung; ihn selbst aber erfüllte die ruhigste Zuversicht. „Mein Herz sagt mir alles Beste der Welt voraus", schrieb er damals, „ein gewisser Instinkt, dessen Ursache eine verborgene ist, verheißt mir Glück und ich werde nicht nach Berlin zurückkehren, ohne mich des Blutes würdig gemacht zu haben, aus dem ich entsprossen bin, und der braven Soldaten, die ich die Ehre habe, zu befehligen." 5* Entstehungs- geschichte.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 79

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 96. Die Jahre 1758, 1759, 1760. 79 Elisabeth, um die schmerzliche Erinnerung an Zorndorf auszutilgen, eine starke Armee unter Soltikow. Um dieselbe Zeit führte General Laudon von Böhmen aus ein österreichisches Heer gegen Norden an die Oder. Es bestand die Absicht einer Vereinigung mit den Russen. Friedrich Ii., dem die Gesahr einer solchen für Brandenburg klar vor Augen stand, suchte sie zu vereiteln. Umsonst. Da beschloß er, das Äußerste zu wagen. Er griff im August (48 000 gegen 70000 Mann) die Russen und Österreicher bei Kunersdorf v. Niederlage (östlich von Frankfurt a. d. Oder) an, erlitt aber eine beinahe an Kunersdorf1 Vernichtung grenzende Niederlage. 18000 Preußen bedeckten als Tote oder Verwundete das Schlachtfeld, darunter auch Major Ewald v. Kleist, der Dichter des „Frühlings"; andere waren zersprengt; kaum 5000 Mann scharten sich am Abend der Schlacht um den tief gebeugten König. Friedrich, der vergebens in dem Kampfe den Tod gesucht hatte, war trostlos. Wie düster er seine Lage beurteilte, offenbarte sich in erschütternder Weise in dem an seinen Minister Finkenstein gerichteten Bries: „Alles ist verloren; rette er die königliche Familie. Adieu für immer!" — Der Weg nach Berlin stand offen; kein Damm fchien Brandenburg und die ganze Monarchie vor den Verheerungen der Feinde zu retten — und doch brach das gefürchtete Übel nicht herein. Die Zwietracht bewahrte Friedrichs Staat vor dem Untergang. Die eifersüchtigen Russen wollten nicht haben, daß Österreich zu große Macht über Deutschland gewinne, nützten daher den Sieg nicht aus und zogen an die Weichsel zurück, während Laudon den Weg nach Mähren einschlug. — Aber das Unglück war noch nicht erschöpft. Friedrich erlitt einen zweiten empfindlichen Schlag. Das für feine Stellung in Sachfen wichtige Dresden mußte sich der Reichsarmee ergeben und General Fink wurde mit 12000 Mann bei Maxen unweit Dresden durch Daun zur Kapitulation gezwungen (Finkenfang). Nur ein einziger Lichtstrahl fiel in das Unglücksjahr ' (Nov.). 1759. Ferdinand von Braunschweig schlug im August die Franzosen bei Minden a. d. Weser, jagte sie über den Rhein zurück und rettete dadurch Friedrich vor „Erdrückung zwischen seinen Feinden". 3. Traurig blickte Friedrich am Anfang des Jahres 1760 in mo: die Zukunft. Die Vergegenwärtigung der Verhältnisse, in welche der Erschöpfung bisherige Verlauf des Krieges ihn gebracht, waren nicht angetan, ihn <y 1 mit Mut und Zuversicht zu erfüllen. Seine Streitmacht war bedeutend zusammengeschmolzen; gerade die alten, leistungsfähigen und zuverlässigen Soldaten lagen unter der Erde und seine Kassen waren erschöpft. Aber der Krieg mußte fortgesetzt werden. In solcher Lage griff der König, um sich die Mittel zur Bestreitung der notwendigsten Ausgaben zu verschaffen, zu harten, ja zuweilen ungerechten Maßregeln. Er machte seinem Volke die drückendsten Auflagen,

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 88

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Bedeutung' Friedrichs Ii. Maria Theresia als Regentin. 88 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier muß ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden." Durch diese Haltung erreichte er, daß die neuerworbenen katholischen Untertanen in Schlesien sich ebensogut als Preußen fühlten, wie die Brandenburger und Pommern. Selbst die Jesuiten fanden in Preußen Schutz, als eine päpstliche Bulle den Orden aushob. — 10. Überblicken wir nun zum Schluß prüfend die gesamte Wirksamkeit Friedrichs des Großen, wie er dieselbe im Krieg und im Frieden entfaltete, so kommen wir zu folgendem Ergebnis: Friedrich Ii. machte Preußen groß nach außen und stark nach innen. Unter seiner Regierung wuchs der Landbesitz von 2200 Ouabratrneisen aus 3500 Quadratmeilen, die Bevölkerung von 2 Millionen auf 6 Millionen, stiegen die jährlichen Einnahmen von 7 Millionen aus 22 Millionen, vermehrte sich das Heer von 83 000 aus 200000. Er entfesselte die Kräfte, die im Volke schlummerten, erweckte der Soldaten Ehrgefühl, der Beamten Pflichtgefühl und der Untertanen opferwillige Liebe zum Landesfürsten, brachte durch Kriegstateu ohnegleichen den deutschen Namen, der beinahe zum Spottnamen herabgesunken war, wieder zu Ehren, bewahrte das deutsche Land vor Zerstückelung, welche Rußland, Frankreich und Schweden unter Österreichs Zustimmung geplant hatten. Tief hat sich die Gestalt des großen Königs der Erinnerung des deutschen Volkes eingeprägt. — Am 17. August 1786 hauchte er nach langem Leiden seine Seele aus. Ein schmerzliches Zucken ging durch Europa. Kaunitz, der Minister Maria Theresias, rief ans: „Wann wird wieder ein so großer König das Zepter führen ?" und ein schwäbisches Bäuerlein fragte: „Wer wird jetzt die Welt regieren?" Seiner Leichenpredigt wurde das Wort der Schrift zu gründe gelegt: „Ich habe dir einen Namen gemacht, wie die Großen auf Erden einen Namen haben." § 99. Österreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. a. Maria Theresia 1740—1780. 1. Die unversöhnliche Gegnerin und große Zeitgenossin Friedrichs Ii. war Maria Theresia. Sie bildete eine Zierde des österreichischen Thrones und legte durch ihr unermüdliches und erfolgreiches Wirken den Grnnb zu einer neuen Entwicklung ihres Staates. In ihrer Person vereinigte sie Vorzüge des Mannes und des Weibes: klaren Verstaub, praktischen Sinn, eine seltene Energie und ein gläubiges,

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 147

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 147 1808 erfolgte die Ankunft der zwei Kaiser in Thüringens Hauptstadt. Damit die Erfurter Tage einen imposanten Verlauf nahmen, erschienen auf Napoleons Wink auch die Fürsten der Rheinbundsstaaten. Vier Könige und 34 andere gekrönte Häupter beeilten sich, dem Herrn Europas ihre Huldigung darzubringen. Alle erdenkliche Pracht der Welt kam zur Entsaltung. Die Verhandlungen mit Alexander führten zu dem gewünschten Resultat. Napoleon verhieß dem Zaren freie Hand gegen die Türkei und Begünstigung seiner Orientpläne; Alexander erkannte Joseph als König von Spanien an und versprach Unterstützung in einem etwaigen Krieg gegen Österreich. 4. Nun konnte Napoleon an die Unterdrückung des spanischen Ausstandes denken. Ehe er dahin zog, schrieb er, um die Lust zur Erhebung im Keime zu ersticken, an Franz I. einen in hochmütiger Sprache abgefaßten Brief, worin die Worte standen: „Was Ew. Majestät find, find Sie durch meinen Willen." In Spanien brachte Napoleon wohl feinen Bruder Joseph nach Madrid zurück; aber er konnte trotz aller Übermacht das Volk nicht zur Ruhe bringen. Der Kampf tobte fort und endigte 1813 mit der Flucht Josephs aus Spanien und mit der Rückkehr Ferdinands Vii. nach Madrid (1814). § 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 1. Während Napoleon in Spanien weilte, begann es in Österreich zu gäreu. Die durch Stein und andere Patrioten angefachte Bewegung war dorthin gedrungen und hatte allmählich alle Schichten der Bevölkerung ergriffen. Die Seele derselben war Gras Stadion, ein Aristokrat aus einem alten schwäbischen Rittergeschlecht, den Franz I. bald nach dem Preßburger Frieden an die Spitze der Staatsverwaltung berufen hatte. Durch und durch deutsch in seiner Gesinnung und von der Überzeugung durchdrungen, daß nur ein tatkräftiges Zusammenwirken von Regierung und Volk den Staat aus seiner drückenden Abhängigkeit von Napoleon befreien könne, suchte er durch zeitgemäße Reformen der Nation vaterländischen Geist, opferwilligen Sinn einzuhauchen und die Volkskräfte zu entfesseln. Bauernstand und Bürgerstand erfuhren Erleichterungen, die Presse wurde von beengenden Vorschriften befreit, die Schule erfreute sich größerer Fürsorge und die Talente im Volke kamen zur Geltung, indem man sie in einflußreiche Stellungen einrücken ließ. 2. Und wie aus dem Gebiet der Verwaltung, so kam es auch im Heerwesen zu heilsamen Neuerungen. Das größte Verdienst um die Regeneration des Heeres erwarb sich Erzherzog Karl, Öfter- 10* Reformen im Staatswesen. Reformen im Heerwesen.

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 159

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 120. Die Erhebung Preußens. 1813. 159 Kampfe erwerbe. (Die Devise lautete: „Mit Gott für König und Vaterland!") Wenige Tage darauf wurde der Krieg an Frankreich erklärt und am 17. März erließ Friedrich Wilhelm seinen berühmten Aufruf: „An mein Volk", worin er mit eindringlichen Worten an die tiefen Wunden erinnerte, welche Napoleon dem Lande geschlagen, an das Unglück und die Schmach des Volkes, dann auf die glanzvollen Gestalten der preußischen Geschichte, auf den Großen Kurfürsten und den großen König hinwies, endlich dem Vertrauen auf die Opferfreudigkeit des Volkes und auf den Beistand Gottes, sowie der Hoffnung Ausdruck verlieh, daß man im Kampfe siegen, einen glorreichen Frieden und eine glückliche Zeit herbeiführen werde. Es sei der letzte entscheidende Kampf, den man für die Existenz, die Unabhängigkeit und den Wohlstand des Volkes bestehe; es gebe keinen anderen Ausweg, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. 3. Die Wirkung dieser Kundgebungen und vorbereitenden Maßregeln war eine wunderbare. In allen Herzen loderte die Begeisterung in hellen Flammen empor; es entbrannte ein heiliger Wetteifer in der Hingabe ein das Vaterland. Alle Lebensalter, Be-rnfskreise und Geschlechter wirkten, jedes in seiner Weise, zusammen, um die längst vermißten idealen Güter: Freiheit, Ehre, Recht zu erringen. Die Universitäten schlossen die Hörsäle, die Gymnasien leerten sich, der Bürger verließ seine Werkstätte, der Bauer den Pflug; alle eilten zum blutigen Kampfe herbei. Binnen drei Tagen meldeten sich 9000 Freiwillige: Beamte, Professoren, Studenten ic. Viele von ihnen traten in das berühmt gewordene Lützowsche Jägerkorps ein, so Körner, Jahn zc. In wenigen Monaten hatte Preußen mit fünf Millionen Einwohnern 270 000 Soldaten unter den Waffen. Mit dem Erwachen des vaterländischen Geistes und der Kampfeslust war die Weckung des religiösen Sinnes verbunden. Die Krieger strömten in die Kirchen, erflehten den Beistand von oben, empfingen den priesterlichen Segen und zogen aus zum Kampfe und Tod. Und die zu Hause blieben, trugen auch nach Kräften zum Gelingen des guten Werkes bei. Frauen und Jungfrauen bildeten Vereine zur Pflege der Kranken und Verwundeten und zur Sammlung von Liebesgaben. In reichem Maße flössen aus dem ausgesogenen Lande Gelder und Wertsachen zur Bestreitung der Kriegskosten. Viel tausend Eheleute opferten ihre goldenen Trauringe und legten eiserne an und unzählige Jungfrauen legten ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder. In schöner Weise spiegelten die Erzeugnisse des dichterischen Geistes die Stimmung jener Tage wieder. E. M. Arndt (1769—1860) saug: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte feine Knechte" und der jugendliche, heldenhafte Theodor Korner ries der Nation die anfeuernden Worte zu: Wirkung: allgemeine Begeisterung.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 189

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 132. Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iv. 189 für Fragen des öffentlichen Lebens gegeben und die Meinung erweckt, er werde die neuen Ideen der Zeit auf sich wirken lassen und sich den Wünschen des Volkes gegenüber nicht ablehnend verhalten. Mit hochgespannten Erwartungen sah man daher seiner Thronbesteigung entgegen. Unwillkürlich kamen auch Erinnerungen an das Jahr 1740, in welchem Friedrich der Große, der Philosoph auf dem Throne, die Zügel der Regierung ergriff, und au das Jahr 1640, in welchem der Große Kurfürst seine erfolgreiche Wirksamkeit als Regent begann. Vielleicht werde der Geist jener Ahnen den neuen König erfassen und diesen zu befreienden Taten bewegen. Die ersten Regierungs- Ne-Äs" Handlungen Friedrich Wilhelms Iv. schienen alle Hoffnungen zu Handlungen. bestätigen. Der König lockerte die Fesseln, durch welche die Freiheit der Presse und Rede eingeschränkt war; eine allgemeine Amnestie für politische Vergehen und Verbrechen öffnete Hunderten von sreiheits- und vaterlandsliebenden Männern die Pforten der Gefängnisse; M. Arndt, seit 1820 suspendiert, wurde wieder in seine Professur eingesetzt und L. Jahn aus der Polizeiaufsicht (und seiner Internierung zu Freiburg') befreit; die beiden Grimm erhielten als Mitglieder der Akademie einen ehrenvollen Ruf nach Berlin (1840) und Dahlmann wurde Professor in Bonn. Angesichts solcher Tatsachen hielt man es für wahrscheinlich, daß der König den von der Zeit geforderten Schritt tun, nämlich Preußen in einen Verfassungsstaat mit einer Volksrepräsentation verwandeln werde. 3. In dieser Beziehung aber erlebte man schon 1840 eine Ent- Ss^egen8 täuschung. Der König ließ sich, einem alten Brauche folgend, von etneftmiftttimmi. den Ständen der Provinzen huldigen. Gelegentlich der H u l d i g u n g s - feier in Ostpreußen (Königsberg) nahten sich ihm die Stände unter Berufung auf eine Verordnung von 1815 mit der ehrfurchtsvollen Bitte, das in jener Verordnung gegebene Versprechen seines Vaters einzulösen und den preußischen Staat in die Reihe der konstitutionellen Staaten einzuordnen. Die mit Spannung erwartete Antwort enthielt eine entschiedene Ablehnung. Der König denke an eine weitere Entwicklung der Provinzialstände, wolle aber von Volksvertretungen im modernen Sinne nichts wissen. (Patriarchalisches Königtum, nicht konstitutionelles.) Die Erkenntnis der Kluft zwischen dem Gedankenkreis des Königs und den Forderungen des Volkes brachte den ersten Mißklang in den allgemeinen Jubel. Bald verstummte derselbe ganz und gar und es verbreitete sich eine Mißstimmung, welche in der Tagespresse, in Gedichten und Flugschriften einen Ausfluß suchte und fand. Die Unzufriedenheit wuchs von Jahr zu Jahr und nahm mit der Zeit eine bedenkliche Höhe an. 4. Da erschien im Februar 1847 ein königliches „Patent," Am Febr^i^
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