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1. Neuere und neueste Geschichte - S. 19

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 19 — gesprengt; die Leiche des Königs lag im Garten. Tie öffentliche Stimme bezeichnete Bothwell als den Thäter nnb die Königin als seine Mitschuldige. Als sich nun gar kurze Zeit darauf Maria mit Bothwell vermählte, da brach die allgemeine (Entrüstung aus. Die Schotten griffen zu dem Schwerte; Bothwell rettete sich durch die Flucht: Maria aber wurde gefangen nach Edinbnrg geführt und mußte zu Gunsten ihres Sohnes Jakob auf den Thron verzichten. Maria entkam sodann aus dem Gefängnisse und floh nach England, um bei ihrer königlichen Verwandten Schutz zu suchen. Elisabeth sagte ihr denselben zu, wenn sie sich von dem Verdachte, Anteil an der Ermordung Tanileys gehabt zu haben, reinigen könne. Maria ward in Haft behalten, und da die Katholiken, Marias Freunde, sie zu befreien suchten und eine Verschwörung gegen Elisabeth anzettelten, so warb Marias Lage um so schlimmer. Hub als immer neue Verschwörungen gegen Elisabeth eutbeckt mürben, rief letztere enblich ein Gericht zusammen, welches Maria der Teilnahme an beut Morbe ihres Gemahls uitb an einer Verschwörung gegen das Leben der Königin Elisabeth für schuldig erkannte. Hierauf ward das Todesurteil ausgesprochen nnb nach langem Zögern enblich von Elisabeth bestätigt. Maria empfing die Botschaft mit einer solchen Rtche uitb Würbe, daß alle Anwesenheit gerührt und erschüttert würden. Sie beteuerte, daß sie nie den Tod ober die Entthronung der Königin Elisabeth gewollt habe und daß sie an der Ermordung ihres Gemahls unschuldig sei. Zwanzig Jahre hatte sic im Gesüng-nis zugebracht; 1587 fiel das Haupt der unglücklichen Maria unter bent Beil. — Marias Tod ging der Elisabeth mehr zu Herzen, als sie geglaubt hatte. Dieschnld der raschen Ausführung schob sie auf die Räte. 4. Elisabeths fernere Regierung. Philipp ii. vou Spanien rüstete gegen Elisabeth die „unüberwindliche Armada" aus, 1588, weil diese den Niederländern Beistand geleistet und die Königin Maria zum Tode verurteilt hatte. Aber die gewaltige Flotte nahm ein klägliches Ende. Sie wurde durch Stürme zerstreut und von den lenksameren Schiffen der Englänber fast ganz vernichtet. Nur ein elender Rest kam wieder heim. Als Philipp die Unglücksbot-fchaft vernahm, sagte er stolzgelassen: „Ich habe die Flotte gegen Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen gesandt." Ganz Europa jubelte. Mit diesem Schlage war Spaniens Übermacht gebrochen. Englands Seewesen aber hob sich seit der Zeit immer mehr; der Handel nahm eine immer größere Ausbeutung an; in allen Erbteilen würden Kolonien gegrünbft. In Nordamerika grünbete Walter Raleigh (spr. Rchli) 1584 die erste englische Ansiedelung, die er seiner jungfräulichen Königin zu Ehren „Virginien" nannte, ym Jahre 1600 wurde die „ englisch - ostinbische Hanbelskompaguie" gestiftet, welche die Veranlassung zu der Unterwerfung der vorber-inbischen Halbinsel unter Englaubs Herrschaft würde. 2*

2. Neuere und neueste Geschichte - S. 20

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
Unter Elisabeths Regierung nahmen auch Kunst und Wissenschaft einen mächtigen Ausschwung; damals lebte William Shakespeare (spr. Schäkspir), einer der größten Dichter aller Beiten. Die letzten Jahre ihres Lebens wurden der Königin jehi verbitte: . Gras Essex, einer ihrer Günstlinge, benahm sich undankbar un>. ging sogar eine Verschwörung gegen sie ein, so da* er zum Tode verurteilt werden mußte. _ , ma • Elisabeth starb 1603, nachdem ste vorher den ©ohn der Jtari Stuart, Jakob, zu ihrem Nachfolger ernannt hatte, ffli.t El'sabech-Tode erlosch das Hans Tudor; mit ^akob I. beginnt dav Han. Stnart, welches bis 1714 den Thron Englands ume hatte; von 1714 bis 1837 regierte das Haus Hannover. Elisabeth war eine der größten Frauen, die je aus einem Throne gesessen haben. 6. Gustav Wasa. 1. Schweden vor Gustav. Margareta von Dänemark vereinigte 1397 durch die kulinarische Union die Zander 4,aiu-mark Norwegen und Schweden. Ihre Nachfolger aber bedruck en die skandinavischen Lande, besonders der grausame Komg Christian! ., Den man den nordischen Nero genannt hat. Die Schweden wollten sich seine Gewaltthätigkeiten nicht gefallen lassen und widerstreb en dem dänischen Regiment. Da überzog Christian Schweden nnt Krieg und ließ während der Friedensnnterhandlnngen Geiseln nach Dane-Irf iü re,,. Dann drohte er, dich alle eatha,ju ^fe,,, »et,u sich die Schweden ihm nicht imtenrnsen wurden. Endlich versprach - gffiki"« chieiiwiiten1 iint»^erdienten Geschlechte^ In Dänemark mußte Gustav io lanae im Kerker schmachten, bis ein dänischer Verwandter für ,hn 6000 Thlr. Bürgschaft stellte. Nach einigen Monaten aber ent-f(of) er in Bauernkleidung nach Flensburg und von da mit forschen Viehhändlern nach Lübeck, wo ihm der Burgermen ei pi r Ln Dlnemarl zusagte. Bon Lübeck ließ er „cki »ach £z: xrt 5tä rtätf k Tage würde plötzlich durch dänische Herolde bekannt gemacht.

3. Neuere und neueste Geschichte - S. 21

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
21 — daß niemand bei Todesstrafe seine Wohnung verlassen solle. Zugleich schloß inan sämtliche Thore der Stadt, führte Geschütze aus und stellte Wachen aus. Nun wurden 94 der vornehmsten Schiveden durch Häscher aus den Markt gebracht und enthauptet, 1520. Ebenso grausam Versuhr man in den Provinzen. Die Edelsten wareu wie gescheuchtes Wild beständig aus der Flucht. 3. Gustavs weitere Flucht. In seiner Einsamkeit hörte Gustav üou all' den Grausamkeiten. Auch sein Vater und einige Verwandte waren mit enthauptet worden. In seinem Versteck fühlte er sich nicht mehr sicher. Rings war er von Häschern umgeben. Wer ihn verbergen würde, war mit dem Tode bedroht. Wohin er kam, verschloß man ihm die Thüren. In allerlei Verkleidungen durchirrte er öde Steppen, schroffe Gebirge und wilde Waldungen, bis er endlich nach gal im kam, wo er als Knecht bei einem reichen Bergmanne arbeitete. Aber seine seinen Sitten verrieten ihn, und der Herr verwies ihn. Ein Edelmann, Namens Peterson, nahm ihn freundlich auf, wollte ihn aber den Dänen ausliefern. Mit Hilfe der Fran des Edelmannes entkam Gustav glücklich zu einem Pfarrer und diente sodann als Knecht bei dem Bauer Nilfon. Aber auch hierher kamen die Dänen; nur der großen Geistesgegenwart von Nilfons Frau dankte Gustav feine Rettung. Als Knecht verkleidet stand Gnftav am Ofen, als plötzlich dänische Reiter eintraten und sich nach dem Flüchtlinge erkundigten. Nilfons Frau schalt Gustav einen Müßiggänger, gab ihm mit dem Spaten einen derben Schlag auf den Rücken, und entzog ihn durch dies listige und entschlossene Benehmen den argwöhnischen Augen der Späher. Hier war nun Gustav nicht mehr sicher, und der wackre Bauer beschloß, seinen Schützling zu den Dalekarliern zu flüchten. Doch die Reise dahin war eine sehr gefahrvolle; denn alle Pässe und Brücken waren mit dänischen Reitern besetzt. Um den Flüchtigen den Augen der Aufpasser zu verbergen, versteckte ihn Nilfon in einem mit Stroh beladenen Wagen. Der Wagen wurde angehalten; die Dänen stachen mit ihren Lanzen hinein, und Gustav wurde am Schenkel verwundet, so daß das Blut herab tröpfelte. Rasch verwundete Nilfon fein Roß, um die Blutfpureu unverdächtig zu machen. Endlich gelangte Gustav zu den braven Dalekarliern, denen er in begeisterter Rede die Not des Landes schilderte. Anfangs aber schenkte man feinen Worten nicht den rechten Glauben. Als aber noch andere Boten kamen und alles bestätigten und erzählten, wie der Dänenkönig sogar gedroht habe, er wolle vor jedem Haufe einen Galgen aufpflanzen, da sammelten sich die braven Leute um Gustav, und dieser drang an ihrer Spitze nach Süden vor. Er eroberte eine Stadt nach der andern, endlich auch Stockholm. Die Dänen wurden endlich ganz aus dem Lande Vertrieben. Der grausame Christian wurde von seinen eigenen Unterthanen abgesetzt und bis au seinen Tod gesangen gehalten.

4. Neuere und neueste Geschichte - S. 32

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
erobere. Wer sich selbst überwindet, ist zu großen Thaten geschickt." In Holland hatte er an dem weisen und tapfern Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien das Vorbild eines ausgezeichneten Regenten und an den betriebsamen Holländern das Muster glücklicher Staatsbürger. Die Eindrücke, welche er hier empfing, Hollands Blüte in Handel und Schiffahrt, Gewerbsleiß und Kunftleistung, wurden das Ziel feines Strebeus während feiner ganzen Regierung. Er wollte fein Land und Volk ebenso glücklich und mächtig machen. 2. Sein Regierungsantritt. Fünf Jahre später trat er unter den schwierigsten Umstanden die Regierung an und zeigte sich als ein weiser, gerechter, tapferer und frommer Fürst. Schon 22 Jahre hatte der Krieg die deutschen Fluren verödet. Das Kurfürstentum Brandenburg hatte am meisten gelitten, so daß es beim Tode Georg Wilhelms fast einer Wüste glich. Die Grafschaft Ruppiu hatte nur noch vier Dörfer, Berlin nur noch 300 Bürger; die Hälfte feiner Häuser lag in Schutt und Asche; der Statthalter der Mark, der allmächtige Minister Schwarzenberg, war mehr ein Freund des Kaisers als des Kurfürsten, und auch die Truppen hatten dem Kaiser Treue geschworen. So war Friedrich Wilhelm „ein Herrscher ohne Land, ein Kurfürst ohne Macht, ein Erbe ohne Erbteil," wie Friedrich der Große von ihm sagte. Aber Friedrich Wilhelm war früh zum Manne gereift; in allem, was er unternahm, war er selbständig und selbstthätig; von allem unter- j richtete er sich selbst; was er reiflich überlegt hatte, führte er rasch aus; den Segen stellte er vertrauensvoll Gott anheim. Mit Einsicht und Kraft ging er an die Lösung feiner Aufgabe, fein Land zu einem wohlgeordneten, unabhängigen und angesehenen Reiche zu erheben. Zunächst gründete er ein eigenes, wenn auch kleines, stehendes Heer, das dem Kurfürsten den Eid der Treue zu schwören hatte. An der Spitze staub der berühmte Derslinger, der aus einem Schneidergesellen, welcher nicht einmal das Fährgeld bei Tanger-münde bezahlen konnte, ein Feldmarschall wurde. — Im westfälischen Friedensschluß, 1648, erfuhr Brandenburg eine erhebliche Erweiterung; es erhielt Hinterpommern, Kammin, Halberftabt, Miubeu ltnb Magbeburg. 3. Seine Sorge mit des Landes Wohlfahrt. Unablässig sorgte der Kurfürst für das Wohl feiner Unterthanen, und bav Land erholte sich durch ihn allmählich wieder von dem breißigjährigeu Kriege. Besonders suchte er den Ackerbau zu förbern, indem et den verarmten Landlenten Korn, Ackergerät und Vieh übergab. ^sebet, der es vermochte, mußte au feinem Haufe eilten Garten anlegen. Kein Landmann durfte heiraten, der nicht mindestens sechs Obst-bäume veredelt und sechs junge Eichen angepflanzt hatte. 6? entstauben neue Straßen und Kanäle (der Friebr ich - Wilhelmskanal zwischen Spree und Ober) zur Förderung des Handels, und

5. Neuere und neueste Geschichte - S. 33

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 33 — die ersten Posten wurden eingerichtet. Auch zog der Kurfürst eine Menge fleißiger Unterthanen aus Bremen, Holland und der Schweiz herbei; ja aus Frankreich nahm er 20 000 Reformierte in sein Land auf, die um ihres Glaubens willen dort vertrieben worden waren. Dnrch diese Einwanderer kam großer Segen in das Land. Vor allem aber war sein Bestreben, Einheit und Zusammenhang in die Verwaltung der verschiedenen Landesteile zu bringen, und da ihm dies gelang, so wird er vorzugsweise der Gründer des preußischen Staates genannt. 4. Seine Kriege. Wir müssen seine Sorge sür das innere Wohl seines Landes um so inehr an ihm bewundern, da er noch beständig in mancherlei Kriege verwickelt war. Zwischen Polen und Schweden entstand ein Krieg, der fünf Jahre dauerte. Friedlich Wilhelm, dessen Land zwischen den kriegführenden Mächten *n9/ schlug sich auf Schwedens Seite, und nach tapferem Kampfe bei Warschau, 1656, kam Preußen als ein unabhängiges Herzogtum an Brandenburg, indem der Polenkönig Johann Kasimir im Vertrage zu Wehlau 1657 seiner Oberhoheit über Ostpreußen gänzlich entsagte. Nach endlich geschlossenem Frieden zu Oliva (1660) wurde er als „unabhängigerherzog von Preußen" anerkannt.— Später, als Ludwig Xix., König von Frankreich, ungerechter Weise in die Niederlande eingefallen war, mußte er gegen diesen einen Feldzug nach dem Rhein unternehmen. Aus Rache suchte Ludwig es dahin zu bringen, daß die Schweden das branden-burgische Land mit Krieg überzogen; von Pommern und Mecklenburg aus fielen sie 1647 in die Mark ein. Die schwedischen Soldaten plünderten die Dörfer, verwüsteten die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Doch der Kurfürst konnte seinen treuen Brandenburgern noch feine Hilfe leisten. Da ordneten die Bauern stch selbst zu Kriegsscharen, bewaffneten sich mit Sensen, Dreschflegeln und Heugabeln und zogen den Scbwcden entgegen. Aus ihren Fahnen standen die Worte: „Wir sind Bauern von gern^m Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut." 5- Fehrbellin. Im folgenden Jahre aber kam der Kurfürst plötzlich mit 6000 Reitern, mit Kanonen und Fußvolk vom Rhein her nach Brandenburg, eroberte rasch die Stadt Rathenow und schlug die Schweden vollständig am 18. Juni 1675 bei Fehrbellin. Friedrich Wilhelm war mit den Reitern voran geeilt, und noch harrte er dev Fußvolks. Da kam die Kunde, daß der Landgraf von Homburg gegen den Befehl das Gefecht schon eröffnet habe. Er ließ den Kurfürsten um Hilfe ersuchen. „Wir müssen ihm sekundieren," tief -Lerffunget, „sonst kriegen wir keinen Mann zurück." Sofort brach die Reiterei auf. Aus einem Hügel, den die Schweden zu Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. 3

6. Neuere und neueste Geschichte - S. 36

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 36 — lange, weil er meinte, „die Könige von Preußen möchten nicht jo willig zum Gehorsam sein wie die Kurfürsten von Brandenburg." Endlich aber unterzeichnete er 1700 den Kronvertrag, durch den er seine Zustimmung gab, daß sich der Kurfürst von Brandenburg die Königskrone aufsetzte. Friedrich mußte dagegen für den bevorstehenden Erbfolgekrieg, 1701 —1714, 10 000 Mann Hilfstruppen versprechen. In Spanien war das Geschlecht Karls V. ausgestorben, und der deutsche Kaiser hätte das Königreich erben müssen. Aber Ludwig Xiv. von Frankreich wollte seinen Enkel Philipp auf den spanischen Thron bringen; so entstand ein Krieg, in welchem der Kaiser, England und Holland gegen Frankreich kämpften. Auf kaiserlicher Seite focht auch ein preußisches Heer unter der Führung des berühmten Feldherrn Leop old von Dessau, welches sich in den Schlachten bei Höchstedt und Turin auszeichnete. Trotz aller Niederlagen und Verluste erreichte schließlich Ludwig doch seinen Hauptzweck, die Einsetzung Philipps auf den spanischen Thron. 3. Die Krönung am 18. Januar 1701. In Königsberg sollte die Krönung stattfinden. Dahin brach Friedrich mit seiner edlen, hochgebildeten Gemahlin Sophie Charlotte und so zahlreichem Gefolge auf, daß 30 000 Vorfpannpferde nötig waren. Drei Tage vor der Feier durchzogen 4 Herolde unter dem Donner der Kanonen, dem Geläute der Glocken und dem Jubel des Volkes die Straßen der Stadt und verlasen auf 5 öffentlichen Plätzen die königliche Botschaft, daß Preußen zu einem Königreich erhoben sei. — Am Vorabend der Krönung stiftete Friedrich den schwarzen Adler or den, der bis auf den heutigen Tag der erste Orden Preußens ist. Die Inschrift des Ordens lautet: suum cuique, d. H. jedem das Seine; zur Erinnerung an diese Stiftung wird noch jetzt alljährlich das Ordensfest am 17. Januar feierlich begangen. — Kanonendonner und Glockengeläute begrüßte in der Frühe den Krönungstag. Friedrich warf sich in den glänzendsten Schmuck. Sein goldgestickter Scharlachrock hatte Diamantenknöpfe, von denen jeder 3000 Dukaten wert war. Den Purpurmantel hielt eine Agraffe aus 3 Diamanten im Werte von einer Tonne Gold zusammen. Ebenso kostbar war der Schmuck der Königin, besonders ein Strauß köstlicher Perlen aus der Brust. Im Saale des königlichen Schlosfes setzte sich Friedrich selbst die kostbare goldne Krone auf und krönte dann auch die Königin. Auf silbernen Thronen fitzend empfingen sie die Huldigung des Hofes und der Stände. ann bewegte sich der feierliche Zug nach der Schloßkirche. Die Majestäten gingen unter prächtigen Thronhimmeln, die von 10 Edelleuten getragen wurden; der Weg war mit rotem Tuche belegt, und Soldaten zu Roß und Fuß bildeten Spalier. Zwei neu ernannte Bischöfe standen am Kirchenportale und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten

7. Neuere und neueste Geschichte - S. 37

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
des Herrn!" Ter Text der Predigt war Samuels Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Darnach legte der König Krone und Zepter ab und empfing kniend am Altar die Salbung an Stirn und Handgelenk, wobei der Bischof rief: „Gott salbe unsern König mit seinem heil'geu Geiste!" Hierauf empfing die Königin die Salbung, und alles Volk rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" In feierlichem Zuge ging es dann nach dem Schlosse zurück zum Krönungsmahle. Dem Volke überließ man das rote Tuch auf dem Wege und warf Krönungsmünzen unter dasselbe. Wer da flinke Hände hatte, konnte reich ausgehen. Auch für Speise und Trank war gesorgt: Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen, Hasen und Hühnern, wurde auf dem Markte unter die Hungrigen verteilt: für die Durstigen sprudelten unablässig zwei künstliche Adler roten und weißen Wein. Tie Armen wurden reichlich bedacht, und in Berlin und Königsberg wurden neue Armenhäuser gegründet. Tie Festlichkeiten dauerten ein Vierteljahr. Sie endeten erst mit dem glanzvollen Einzuge des Königs in Berlin und einem Dankgottesdienste im ganzen Lande über das Wort: „Das hat Gott gethan!" Die meisten Staaten erkannten Friedrich als König an: nur der Papst protestierte heftig dagegen. 4. Schöpfungen unter Friedrichs Regierung. Duldsamkeit m religiösen Dingen und ein hoher Sinn für Künste und Wissenschaften zeichneten den König aus. In Berlin gründete er die Akademie der Wissenschaften, an deren Spitze der gelehrte Philosoph Leibniz stand, in Halle eine Universität, an welcher der gelehrte Thomasius und der sromme August Hermann Francke wirkten. Letzterer hat mit dem unerschöslichen Kapital seiner Liebe und seines Gottvertrauens das Halle'sche Waisenhaus mit seinen übrigen großartigen Anstalten ins Leben gerufen. In Berlin schuf der unsterbliche Schlüter das königliche Schloß, das Zeughaus-, die Reiterstatue des großen Kurfürsten und viele herrliche Bauten. Die feingebildete Königin Sophie Charlotte umgab sich in ihrem lieben Charlottenburg mit einem Kreise ausgezeichneter Männer und grauen, in dem sie durch Schönheit, Herzensgute und Geistesreichtum der strahlende Mittelpunkt war. — Friedrichs Lebensabend wurde durch eine furchtbare Pest und häusliche Kümmernisse getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt: die Nachwelt hat ihn den Großen genannt. 12. Peter der Große und Karl Xii. v,’ tilgend. Gegen das Ende des 17. Jahrhlliiderts galt Rußland noch für die Wildnis Europas; rauh wie das Klima waren auch die Bewohner, welche man als zu Asien gehörig betrach-

8. Neuere und neueste Geschichte - S. 38

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 38 — tete. Peter stammte aus dem Hause Romanow und kam schon im 10. Jahre aus den Thron. Anfangs führte seine Mutter Natalie für ihn die Regierung. Peters herrschsüchtige Schwester Sophie aber wollte ihn stürzen, um den schwachen Halbbruder Iw au zu erheben und für diesen zu regieren. Durch eiue Empörung der Leibwache, die Strehlitzeu genannt, erhielt sie noch in demselben Jahre, 1682, die Regierung für Peter und Iwan. Nach zwei Jahren brach eine neue Empörung aus, und Peter floh mit seiner Mutter nach einem festen Kloster bei Moskau. Später lebte er im Dorfe Preobraschenskoe bei Moskau; hier wuchs er zu einem kräftigen, feurigen Jüngling heran, voller Wißbegier und Thatendurst. Seilt Liebliug und Führer war Lesort, ein Kaufmannssohn aus Genf. Dieser hatte früher viele Reisen gemacht und wußte viel von fremden Ländern und Völkern zu erzählen. Durch ihn ward Peter für den Gedaukeu begeistert, westeuropäische Bildung nach Rußland zu verpflanzen. Zunächst errichtete er eine flehte Kriegerschar aus etwa 60 rüstigen Dorfburschen, die er seine Poteschni, d. H. Kameraden, nannte. Peter selbst trat als Gemeiner in ihre Reihen, und Lesort, der Hauptmann, mußte sie auf europäische Weise einschulen. Die Zahl dieser Krieger wuchs, und als Sophie einen neuen Mordanfchlag auf Peter richtete, war er bereit* so stark, daß er die Strehlitzeu besiegen und den Aufruhr erdrücken konnte. Sophie ward in ein Kloster geschickt, und Peter war nun Alleinherrscher, 1689. 2. Seine Regierung und seine Reisen. Zunächst bildete sich Peter ein Heer und eine Kriegsflotte und eutriß den Türken die Stadt Asow am schwarzen Meere. Gar viele aber waren mit den Neuerungen unzufrieden, besonders die Strehlitzeu. Da zettelte seine ränkevolle Schwester eine neue Verschwörung gegen sein Leben an; doch auch diese wurde ihm verraten. Mutig ging er in das Haus der Verschworenen, welche eben bei einander waren, redete, trank und scherzte mit ihnen und that, als wisse er von nichts. Gegen 11 Uhr abends flüsterte einer dem Hausherrn zu: „Nun ist es Zeit, Bruder." „Noch nicht," antwortete dieser leise. „Für mich aber ist es Zeit, Schurke", schrie Peter mit kräftiger Stimme und schlug ihm mit der ö'üu]t ins Gesicht, „tfort, bindet die Hunde!" In demselben Augenblicke erschien die Wache und verhaftete alle. Drei der Verfchwörer wurden hingerichtet, dic anderen begnadigt. Noch in demselben Jahre, 1697, trat Peter eine große Ret)e ins Ausland an, um mit eigenen Augen Neues, und besonders das Seewesen, kennen zu lernen. Da er selbst unerkannt bleiben wollte, gab er seinem Gefolge, das nur aus 270 Personen bestand, das Ansehn einer großen Gesandtschaft, an deren Spitze Lesort stand. Die Reise ging über Königsberg und Berlin nach Amsterdam. In

9. Neuere und neueste Geschichte - S. 39

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— 39 — dem Dorfe Saardam bei Amsterdam arbeitete er mehrere Wochen unter dem Namen Peter Michaelow als gemeiner Schiffszimmermann. Was er an Zeit gewinnen konnte, verwandte er auf den Besuch der Werkstätten von Seilern, Segelmachern und Schlossern. Vor dem Schlafengehen unterzeichnete er noch Befehle an seine Feldherren, die damals mit den Türken Krieg führten. Im darauf folgenden Winter studierte er in Amsterdam Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin. Auch ließ er ein großes Kriegsschiff bauen und schickte es nach Archangel; Seeleute, Offiziere, Bauleute und Künstler gingen aus dem Schiffe mit dorthin. Nun begab sich Peter nach London. Bei einem Schiffsmanöver, das der König von England dem Czaren zu Ehren anstellte, rief dieser entzückt ans: „Wäre ich nicht Czar von Rußland, so möchte ich englischer Admiral sein!" In England nahm er über 600 Seeleute in seine Dienste und schickte sie nach Rußland. Von hier reiste Peter über Dresden nach Wien. Da erhielt er die Nachricht von einem neuem Strehlitzenaufstand. Rasch eilte er nach Moskau zurück, fand aber den Aufstand fchon gedämpft. Die Hauptschuldigen ließ er vor dem Kloster der Sophie an 28 Galgen aufhängen; an 2000 wurden hingerichtet. Die rebellische Streh-litzenschar wurde ganz aufgehoben. Im folgenden Jahre starb Lefort. Der Tod dieses edlen Mannes versenkte den Czaren in tiefe Trauer. Von nun an genoß Ment-schikow sein besonderes Vertrauen: er wurde, wie vorher Lesort, der Liebling Peters und ging demselben mit Rat und That zur Hand. Nun wurden Schulen gestiftet, Buchdruckereien eingelegt, gute Bücher verbreitet, auswärtige Gelehrte und Künstler ins Land gerufen, Schiffe gebaut, Kanäle gegraben, Straßen geebnet. Auch führte er die deutsche Kleidung ein und verbot die langen Bärte und Kleiber. Wer mit seinem alten langen Rocke durchs Thor kam, mußte einen Zoll bezahlen oder sich den Rock kürzer schneiden lassen. Nur die Geistlichen und Bauern hatten die Bärte frei; jeder andere mußte für die Erlaubnis alljährlich eine ansehnliche Steuer zahlen. 3. Der nordische Krieg, 1700—1721. Um dem Seehandel aufzuhelfen, wollte Peter gern Küstenländer an der Ostsee gewinnen. Diese gehörten damals säst durchweg zu Schweden. Hier war 1697 der 15 jährige König Karl Xii. auf den Thron gelangt. Da glaubten Dänemark, Polen und Rußland eine günstige Gelegenheit zu haben, um sich schwedischer Provinzen bemächtigen zu können, und schloffen zu diesem Zwecke ein Bündnis. Aber man hatte sich in dem jungen König gar sehr verrechnet „Ich will ihnen zuvorkommen" , sprach er zu seinem Staatsrate, „und einen nach dem andern schlagen; so denke ich einen billigen Frieden zu erlangen." Zuerst zog er gegen die Dänen, eroberte ihre Hauptstadt

10. Neuere und neueste Geschichte - S. 40

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 40 — Kopenhagen und zwang den Dänenkönig zum Frieden. Nun wandte er sich gegen die Russen und brachte ihnen trotz ihrer großen Überzahl bei Narwa eine vollständige Niederlage bei. Peter verlor jedoch den Mut nicht gleich und sagte: „Die Schweden werden uns noch manchmal schlagen; aber wir werden zuletzt von ihnen siegen lernen." Nun kam die Reihe an die Polen. Ihr König war der Kurfürst August der Starke von Sachsen. Karl Xii. schlug die Polen in mehreren Schlachten; dann drang er sogar in Sachsen ein und zwang den Kurfürsten im Frieden zu Altranstedt bei Leipzig, auf den polnischen Königsthron zu verzichten (1706). Unterdessen hatte Peter die schwedischen Ostseeprovinzen Jngermanland, Esthland und Livland erobert und am Ausfluß der Newa eine neue Stadt gegründet, die er Petersburg nannte. Um den Ban zu beschleunigen, arbeiteten 40000 Menschen ans allen Gegenden des weiten Reichs an der neuen Feste. In Ermangelung von Schubkarren wurde die Erde in Säcken.und Rockschößen herbeigetragen. Jedes Fahrzeug mußte Steine mitbringen, jeder Bauernwagen mindestens drei Stück. Nach 4 Monaten war die Festung fertig; nun ging es an den Aufbau der Stadt. Nach 10 Jahren standen schon mehrere Tausend Häuser. Um die Stadt zu bevölkern, mußten alle Städte des Reichs Kaufleute, Handwerker und Künstler mit ihren Familien nach Petersburg abschicken. Bald aber war kein Zwang mehr nötig. Zum Erstaunen aller wurde die Stadt gar bald eine der schönsten und volkreichsten des Erdkreises. Karl Xii. hatte sich wieder nach Rußland gewendet und belagerte die Stadt Pultawa. Peter kam mit einem großen Heere der bedrängten Stadt zu Hilfe und brachte den Schweden eine vollständige Niederlage bei. Fast das ganze schwedische Heer wurde gefangen genommen. Mit einem kleinen Reste seiner Armee flüchtete Karl zu den Türken und reizte dieselben zum Kriege gegen Peter. Bei Bender bezog Karl ein festes Lager; fünf Jahre lang verblieb er in der Türkei; endlich wurde er dem Sultan lästig. Dieser forderte ihn aus, sein Land zu verlassen; vergebens. Ta er auf gütliche Weise nicht zur Abreise zu bewegen war, so stürmte man ihm sein steinernes Haus, fetzte das Dach in Brand und nahm ihn gefangen. Erst als er horte, daß in Schweden feine Krone in Gefahr fei, brach er aus und eilte in 16 Tagen, Tag und Nacht im Sattel, durch Ungarn und Deutschland nach Stralsund, 1714. Die Dänen und Preußen eroberten alle schwedischen Besitzungen in Deutschland. Karl floh 1715 von Stralsund nach Schweden. Obgleich das Land vollständig erschöpft war, setzte er dennoch den Krieg fort, um Norwegen den Dänen zu entreißen. Aber eine grimmige Kälte raffte die Hälfte feines Heeres hin; er selbst erlag in den Laufgräben der Festung Friedrichshall, 1718, einer feindlichen Kugel.
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