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1. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 14

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
14 Griechische Geschichte. b. Hippias. Ihm folgte sein ältester Sohn Hippias in der Regierung. Auch er waltete wie ein rechter Landesvater. Das änderte sich aber, als sein Bruder Hipparch durch die Verschwörung zweier vornehmer Jünglinge, des Harmodins und Aristogiton, ums Leben gekommen war. Von Argwohn erfüllt, zeigte sich Hippias von da ab hart und gewalttätig. Das erregte allgemeine Unzufriedenheit, die von den Spartanern, den geschworenen Feinden sowohl der Tyrannis wie der Volksherrschaft, benutzt wurde, um in die athenischen Verhältnisse einzugreifen. Mit Hilfe der Adligen, von denen viele aus der Versio bannnng zurückkehrten, wurden die Pifistratiden vertrieben. Hippias begab sich zum Könige der Perser, der den klugen Athener freundlich aufnahm, weil er von ihm über die griechischen Verhältnisse gut unterrichtet zu werden hoffte. 5. Klisthenes. So war Athen wieder ein Freistaat geworden. Trotz der Gegenbestrebungen des Adels wurde durch Klisthenes die Solonische Verfassung nach dem Wunsche des Volkes umgebildet. Attika wurde in zehn neue Kreise geteilt, der Rat um hundert Mitglieder vermehrt, zehn Feldherren traten an die Spitze des Heerwesens. Damit niemals wieder eine Tyrannis aufgerichtet werden könne, wurde bestimmt, daß, falls den Athenern ein Bürger zu mächtig erschiene, er ohne Schaden an seiner Ehre und seinem Besitz auf zehn Jahre verbannt werden könne. Den Namen des Betreffenden schrieb man auf eine Scherbe, weshalb man solche Abstimmung ein „Scherbengericht" nannte. Neben dem dorischen Sparta, das unter aristokratischer Regierungsform einen Militärstaat sondergleichen bildete, war das ionische Athen unter demokratischen Einrichtungen der erste Handelsstaat des damaligen Griechenlands geworden. Freilich bestand kein gutes Einvernehmen zwischen diesen beiden hervorragenden Staaten, da Stammeseigentümlichkeiten und politische Gegensätze sie trennten. Doch trat vorläufig das feindliche Verhältnis noch in den Hintergrund gegenüber einer großen patriotischen Aufgabe, die sich ihnen in der Bekämpfung eines gemeinsamen Feindes des ganzen Griechentums bot: im Osten des Ägäischen Meeres hatte sich ein gewaltiges Reich gebildet, das die Unabhängigkeit aller bedrohte. § 7. Das Perserreich. Eine der südlichen Gebirgslandschaften der großen Hochebene von Iran, die sich zwischen Tigris und Indus erhebt, hatte das kräftige, einfache Volk der Perser inne. Sie trieben, da der Boden des Landes wenig zum Ackerbau geeignet war, aber desto bessere Weiden besaß, vor allem Viehzucht. Edel und tapfer gesinnt, erzogen sie ihre Knaben be-

2. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. uncounted

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner

3. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. uncounted

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
fülb.lts Schenk-Koch Lehrbuch der Geschichte für höhere Lehranstalten gemeinsam für alle Schularten neu bearbeitet von Dr. Julius Koch Direktor des Realgymnasiums i« Gruirewald-Berlin Iii. Teil: Lehraufgabe der Quarta Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi Vierte Auflage Mit einem Anhange: Erzählungen aus der Sagenwelt des klassischen Altertums' und aus der ältesten Geschichte der Griechen und Römer Druckundverlagvonb. G. Teubner in Leipzig und Berlin Preis 1 Jh 80 3}

4. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. uncounted

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
J\J. täluzs* - 3^^i> Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts, vorbehalten.

5. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 5

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
§ 1. Klima und Erzeugnisse. — § 2. Das Volk. 5 land. Es wechseln südlich von Thermopylä heiße, regenlose Sommer mit milden Wintern, die Regen und in den höheren Gegenden auch Schnee bringen. Der überwiegend aus Kalkstein bestehende Boden ist wasserarm und nur in den Ebenen Thessaliens, Böotiens, Lakonikas und Messeniens fruchtbar. Den Pindns und die audereu Gebirge schmücken Laubwälder, sonst findet man wesentlich immergrüne Sträucher und Bäume, die mit wenig Benetzung auskommen, wie Oleander, Lorbeer, Kastanie, Zyprefse und Myrte. Reich war das Land an Weinstöcken. Feigen, Quitteu und Granaten. Von den sogenannten Südfrüchten wie Apfelsinen und Zitronen, Pfirsichen und Aprikosen wußten die Griechen in der alten Zeit noch nichts; sie sind ihnen zum Täl durch den Zug Alexanders des Großen nach dem Orient bekannt geworden, wurden aber erst im späteren Mittelalter in Europa angebaut. - Was die Tierwelt betrifft, so waren Pferde außer in den ebenen Landstrichen selten; ihre Stelle vertraten Esel und Maultier. Zahlreich dagegen waren Schafe und Ziegen, die beide, genügsam und vom Klima nicht beeinträchtigt, selbst auf den Weiden der trockenen Höhen ihre Nahrung fanden; freilich vernichteten namentlich die Ziegen den Waldwuchs. Die Seen und die Meere wimmelten von Fischen. § 2. Das Volk. Die Griechen sind ein Zweig der weißen Rasse, und zwar der sog. arischen oder indogermanischen Völkergruppe, zu der auch die Germanen, Kelteu, Slaweu und Römer gerechnet werden; sie find wohl über das untere Donautiefland nach Griechenland gewandert. Die durch die Natur des Landes hervorgerufene Absonderung größerer Volksmassen voneinander führte zur Entstehung zahlreicher Stämme, die sich in Sprache, Sitte und Lebensweise verschieden entwickelten. Die bedeutendsten waren in der uns besser bekauuteu späteren Zeit die Dorer und Ionier; die übrigen faßte man unter dem Namen Äolier zusammen (Teil Ii. A2). Trotz der Stammesunterschiede waren sich die Griechen ihrer Zugehörigkeit zum gleichen Volke wohl bewußt; seit dem sechsten Jahrhundert kam der Gesamtname Hellenen auf. Über die Völkerschaften, die vor der Einwanderung der Griechen in ihre spätere Heimat dort gewohnt haben, steht nichts Sicheres fest. Die Griechen selbst führten auf sie die großartigen Bauten der Vorzeit zurück, die sich vor allem in Böotien und Ar golis fanden. Wir aber wissen heute, daß es die Griechen waren, die etwa fünfzehn Jahrhunderte vor Christi Geburt die von Heinrich ©chliemonn1) aus- 1) Derselbe deutsche Forscher, der sich in seiner Knabenzeit schon lebhaft für die Heldengestalten Homers begeisterte, hat auch die Ausgrabung Trojas (heute Hissarlik) veranlaßt und geleitet.

6. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 7

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
§ 3 Die Zeit der Sbanberungeit. — § 4. Die Einheit des griechischen Volkes. 7 waren. So erhob sich auf den Inseln des Ägäischeu Meeres und an der Westküste Kleinasiens eine große Zahl griechischer Pflanzstädte: auf den Zykladen, auf Lesbos, Chios, Samos, Rhodos und Kreta. Die kleinasiatischen Städte faßt man unter dem Namen Äolis (im Norden), Jonien (in der Mitte) und Doris (im Süden) zusammen. Sie blühten (besonders Milet, Ephesus und Smyrna) in dem an Naturschätzen reichen und damals überaus fruchtbaren Lande so mächtig empor, daß sie lange Zeit das Mutterland an Wohlhabenheit und Bildung übertrafen. Denn durch Handel und Wandel reich geworden, hatten die Ionier ihre Freude an den Werken der Kunst. Bei ihnen entstanden die Homerischen Gesänge (Ilias und Odyssee), hier begann man den Marmor zu Bauten und Bildsäulen zu verwenden, hier wurde auch der Erzguß erfunden. — Da jedoch die kleinasiatischen Griechen nicht zusammenhielten, sondern oft miteinander in Hader lagen, waren sie nicht fähig, ihre Selbständigkeit auf die Dauer zu behaupten. Da war es ein Glück, daß sich im Mntterlande zwei mächtige Staatswesen gebildet hatten, die ihnen die verlorene Freiheit zurückgewinnen konnten, Sparta und Athen. Der Auszug griechischer Männer aus der Heimat dauerte noch mehrere Jahrhunderte an. Vom fernen Spanien und Frankreich bis zum benachbarten Asien bedeckten sich die Gestade des Mittelmeeres mit ihren Städten. Zu ihnen gehörten M a s s i l i a (Marseille in Südfrankreich), Neapel, Tarent (Süditalien), Syrakus (Sizilien), Byzanz (Konstantinopel). § 4. Die Einheit des griechischen Volkes. Obgleich die Griechen über die meisten Länder und Inseln des Mittelmeeres zerstreut und in zahlreiche Einzelstaaten aufgelöst waren, fühlten sie sich doch als ein Volk: dazu trugen außer der Sprache und den gleichen oder ähnlichen Sitten die Religion, die Weissagestätten und die großenvolksseste bei. 1. Die Religion. ^) Die Griechen glaubten, daß die Naturerscheinungen und Naturkräfte von verschiedenen gewaltigen Mächten, die sie Götter nannten, hervorgerufen würden. Ihre Gunst suchte man sich durch Gebete, Gelübde und Opfer zu erwerben und zu erhalten. In zahlreichen, oft wunderschönen Tempeln stellten sie Bildsäulen der Götter auf, die sie sich in Menschengestalt, nur größer, schöner und herrlicher dachten. 1) Die ©öttertue'lt der Griechen ist ausführlicher in Teil Ii. A 1 dargestellt worden. Bemerkt sei hier noch, daß die eingeklammerten Namen die bei den Römern üblichen Bezeichnungen der Götter sind.

7. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 9

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
§ 4. Die Einheit des griechischen Volkes. — § 5. Sparta 9 bestanden im Lauf, Sprung, Speerwurf und Schleudern des Diskus (Metallscheibe), im Ring- und Faustkampf und im Wettrennen mit dem Viergespann. Die Sieger empfingen als Preis einen Kranz vom heiligen Ölbaum des Tempelbezirks (auf dem Isthmus einen Fichtenkranz) und wurden von ihren Landsleuten hoch geehrt, indem man ihre Standbilder auf dem Markte der Heimat aufstellte und sie in schönen Siegesliedern feierte. — Die Teilnahme an den olympischen Spielen wurde so allgemein, daß die Griechen seit dem Jahre 776 v. Chr. nach den in jedem fünften Jahre wiederkehrenden Spielen ihre Zeit rechneten und eineu Zeitraum von vollen vier Jahren eine Olympiade nannten. § 5. Sparta. 1. Die spartanische Verfassung. Den dorischen Scharen, die sich iitsafonifa festgesetzt hatten, gelang es erst nach harten Kämpfen, das ganz.' Land zu unterwerfen. Ihr Hauptort wurde Sparta am Euro-tas, das keine eigentliche Stadt, sondern nur eine Vereinigung mehrerer unbefestigter Dörfer war. Die große Übermacht der einheimischen Bevölkerung zwaug die Dorer zu fortwährender Kriegsbereitschaft und hinderte sie, in den Künsten des Friedens den anderen Griechen nachzueifern. Ihre Staatseinrichtungen, als deren Urheber sie einen sagenhaften König Lykurg ausaheu, waren einzig darauf berechnet, den siegreichen Eroberern alle Macht und allen Einfluß in die Häude zu geben. (Sagen von Lykurg, Teil Ii. B 2.) Die Dorer, Spartiateu genannt, bildeten den Adel. Sie allein konnten ein Amt bekleiden. Unter sie war die fruchtbare Eurotasebeue verteilt; die Güter wareu gleich groß, unverkäuflich und fielen nach dem Tode des Besitzers dessen ältestem Sohne zu. Die Bewohner der umliegenden kleinen Land- und Seestädte, die Periöken, d. i. „Umwohnende", waren zu Untertauen gemacht; sie waren frei, zum Kriegsdienst verpflichtet, aber von den Ämtern ausgeschlossen. Die Bauernschaft der Ebene war zu Leibeigenen, Heloten, erniedrigt; sie waren als unfreie Bauern auf die Spartiatengüter verteilt, die sie zu bebauen hatten, blieben aber Eigentum des Staates. Au feiner Spitze standen zwei Könige, deren Macht jedoch mit der Zeit so zurückging, daß aus der Königsherrschaft (Monarchie) eine Adelsherrschaft (Aristokratie) wurde. Die Könige führten das Heer in den Streit und hatten den Vorsitz im Rate der Alten, dem außer ihnen noch 28 bejahrte Spartiaten zugehörten. Zur Zeit des Vollmoubs traten alle über 30 Jahre alten Spartiaten zur Volksversammlung zusammen, die über Krieg nrtb Friebeu, Gesetze und Verträge mit cntbereu Staaten die oberste Ent-scheibimg hatte und die Beamten wählte; unter biesen waren die wich-

8. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 12

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
12 Griechische Geschichte. Unruhe nicht, bis endlich die herrschende Klasse aus Furcht vor einer gewaltsamen Umwälzung den Archonten Solon beauftragte, die Versöhnung zwischen den Parteien herbeizuführen und eine neue Verfassung und Gesetzgebung aufzustellen. 2. Solon. Solon führte seinen Stammbaum auf das alte Königsgeschlecht der Kodriden zurück. Aber das Vermögen, das die Familie besaß, war nur mäßig groß und wurde durch die Freigebigkeit von Solons Vater noch vermindert. So sah der Sohn sich genötigt, sich dem Handel zu widmen. Stolz hatte er jede Unterstützung zurückgewieseu, weil er aus einem Hause stamme, das selbst gewöhnt sei, anderen zu helfen. Er wußte weite Reisen unternehmen, wodurch er viele Menschen und Staatswesen und bereu Einrichtungen kennen lernte. Sein Name hatte guten Klang; trotz seiner vornehmen Abstammung war er gegen jedermann freundlich, dabei hilfsbereit, gerecht, tapferen Herzens und so reich begabt, daß er das, was ihn bewegte, in Gedichten zum Ausdruck bringen konnte (Gedicht über den Kampf um Salamis). (Über Solon und Krösus, Tellus, Kleobis undbiton Teilll. B4.) 3. Die So tonische Verfassung. Die ersten Taten Solons zugunsten der Bedrückten waren die Abschaffung der Schuldknechtschaft und die Anordnung, daß die wegen Verschuldung uach dem Auslande verkauften Bürger auf Staatskosten zurückgekauft werden mußten. Ferner wurden alle Schulden erlassen, die auf Grundstücken lasteten. Sodann bestimmte er, daß alle freien Athener, Adlige wie Bürger, die schon von Drakon zum Zwecke der Besteuerung und der militärischen Leistungen nach dem Ertrage ans dem Grundbesitz (Feld, Wald, Garten und Wiese) in vier Vermögensklassen eingeteilt worden waren, an der Verwaltung des Staates teilnehmen dursten. Er ist somit der Begründer der athenischen Volks herrsch äst (Demokratie) geworden. Allerdings gestand er nicht jedem Bürger das gleiche Maß von Rechten zu, sondern er machte die Summe der Rechte jedes einzelnen im Staate abhängig von der Höhe der Lasten, die er für den Staat trug. — Außerdem suchte Solon durch eine große Anzahl von guten Gesetzen die Verhältnisse zu bessern. Die Staatsverwaltung führten 1. die nenn Archonten, die nur aus der ersten, 2. die 400 Ratsherren, die aus den drei ersten Klassen gewählt wurden; 3. die Volksversammlung, in der alle Bürger Sitz und Stimme hatten. Sie entschied über Krieg und Frieden und Verträge mit auswärtigen Staaten und wählte alle Jahre von neuem die Beamten;

9. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. 76

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
76 Römische Geschichte. Ädilen von ihrem eigenen Vermögen eine große Summe zuschossen, um die Spiele möglichst glänzend zu gestalten und dadurch das Volk für sich einzunehmen, wiesen sie eine ungemeine Pracht und Mannigfaltigkeit auf. Fechterkämpfe und Tierhetzen waren das Labsal der Römer jedes Standes, jedes Alters. Es kam vor, daß Hunderte gegen Hunderte, zum Teil in silbernen Rüstungen, stritten; Löwen, Panther, Tiger, Rhinozerosse, Elefanten wurden gegeneinander oder auf bewaffnete Sklaven gehetzt. Sterbende Menschen, im Todeskampf röchelnde Tiere, Ströme Blutes bedeckten die Kampffläche. Kein Wunder, daß der häufige Anblick solcher Kämpfe das römische Volk hart und grausam machte. Das Theater, das Pompejus erbaut hatte, zählte 40000 Sitze. Auch den Kunstreitern, den Wagenrennen, den Faust- und Ringkämpfen im Zirkus sah man mit Vergnügen zu. Die Zirkuskutscher trugen verschiedene Farbe, und ganz Rom teilte sich danach in Parteien, die mit großer Aufmerksamkeit und Leidenschaft den wechselnden Vorgängen folgten. Auch Schauspiele wurden aufgeführt, meist Schwänke italischen Ursprungs oder Bearbeitungen griechischer Stücke. Die Darbietungen der Sänger, Gaukler und Tänzer fanden ebenfalls reichen Beifall. 8. Schluß. Ein Weltreich hatten sich römische Kriegskunst und römische Staatskuust unterworfen: von den Quellen des Euphrat bis zu den „Säulen des Herkules" (Gibraltar), von der Rheinmündung bis zum Niltale waltete fast unumschränkt der Wille des Angustus. Überall herrschten unter ihm verhältnismäßig glückliche Zustände: Handel und Wandel wurde gefördert durch eine tüchtige Verwaltung, durch ein von der Hauptstadt nach allen Seiten ausstrahlendes und jenseits des Meeres fortgesetztes Straßennetz, durch militärischen Grenzschutz, durch gleiches Recht, gleiche Münze, gleiche Amtssprache. Diesem äußeren Glanze entsprach aber nicht das innere, das geistige und religiöse Leben der Römer. Die Staatsreligion, wenn sie auch mit gesetzlichen Mitteln geschützt wurde, beherrschte außer in den entlegeneren Gegenden schon längst nicht einmal mehr die Herzen und Gewissen der unteren Klassen. Immer mehr nahmen die Gebildeten zu deu verschiedenen Lehren griechischer Weltweisen (Philosophen), das Volk zu den fremdländischen, meist orientalischen Gottheiten seine Zuflucht. Daneben gelangten abergläubische Lehren aller Art, Weissagungen, Traumdeuterei und Zauberwesen durch Kaufleute, Soldaten und Priester in alle Städte und Gaue. Es gab unzählige Religionen, aber keine Religion, unzählige Glaubensgenossenschaften, aber keinen Glauben: in diese Zeit fällt die Geburt Jesu Christi.

10. Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi - S. II

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
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