Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Mittelalter - S. I

1885 - Heilbronn : Henninger
Grundzüge der Geschichte. Von Dr. Gottlob Egelhaaf, Professor am oberen Gymnasium zu Heilbronn. Zweiter Teil. Das Mittelalter. Mit Zeittafel. Heilbronn, Verlag von Gebr. Henninge r. 1885.

2. Das Mittelalter - S. II

1885 - Heilbronn : Henninger

3. Das Mittelalter - S. 15

1885 - Heilbronn : Henninger
4. Kap. Die zweite Hälfte der Völkerwanderung, von 476—568. 15 Durch die Ergebnisse dieser ersten Hälfte der Völkerwanderung — welche freilich eigentlich nicht erst seit 375, sondern schon seit 215, seit den Angriffen der vier Völkerbündnisse, beginnt — wurde nicht blofs 1) die römische Herrschaft in Deutschland, wie sie Augustus links vom Rhein und rechts \on dei Donau begründet und wie sie die Teutoburger Schlacht überdauert hatte, vollends zerstört und fiel z. B. das sog. Zehntland, die agri decumätes, zwischen Rhein und Pfahlgraben (Teil 1 S. 199) den Alamannen anheim; sondern es geriet auch 2) der weitaus größte Teil des weströmischen Reichs selbst in die Hände germanischer Stämme. Trotz dieser totalen Umkehr aller \ eihält-nisse hat die mehrhundertjährige Herrschaft der Römer in Deutschlands Grenzmarken doch in doppelter Hinsicht nachhaltig gewirkt: 1) blieben die meisten der zahlreichen blühenden Städte längs des Laufes beider Ströme bestehen, welche aus den römischen Heerlagern erwachsen waren; so a) am Rhein vor allem Argentorütum (Strafsburg), Augüsta Nemetum (Speier), Magontiacum (Mainz), Bingium (Bingen), Rigömagus (Remagen), Bonna (Bonn), Colönia Agrippina (Köln), Novesium (Neufs), Castra Vetera (Xanten), Neömagus (Nym wegen) und Lugdünum Batavorum (Leyden); b) an der Donau namentlich Augusta Vindelicorum (Augsburg), Regina castra (Regensburg), Juvavum (Salzburg) und Vindobona (Wien); 2) war durch die römischen Legionen, welche mit der Bevölkerung durch Heirat und täglichen Verkehr in innige Beziehungen traten, auch das Christentum zu den Deutschen gelangt, das wenigstens die auf dem Boden des Reichs sich ansiedelnden Stämme alle rasch annahmen, doch meist in der Form des Arianismus (S. 6). Viertes Kapitel. Die zweite Hälfte der Völkerwanderung, von 476—568. a. Am 22. August 476 war Odoväkar (Odoäker) zum König von Italien ausgerufen worden und hatte darauf den letzten Kaiser Römulus Augüstulus abgesetzt (Teil I S. 211). Er erlangte neben der thatsächlichen Gewalt, die er besafs, eine Art von 231 i

4. Das Mittelalter - S. 18

1885 - Heilbronn : Henninger
18 I. Periode. schuf so aus den Erlassen der Kaiser und den Aussprüchen der 39 gröfsten Juristen in den Pandekten und im Codex Justinianeus ein geschlossenes Ganze des „römischen Rechts“, welches das gesamte bürgerliche Leben umfafste und mit den Institutionen und Novellen zusammen im 12. Jahrhundert auch äufserlich zum corpus iuris civilis vereinigt wurde. Der Kaiser hat nach Justinianus zu solcher Thätigkeit so das Recht wie die Pflicht; denn ihm hat das Volk durch die lex regia seine gesamte Gewalt übertragen; er ist mit unbeschränkter Macht vom Volke selbst ausgerüstet worden. Deshalb dringt die Gesetzgebung auch auf Beseitigung der Sklaverei, weil die höchste Gewalt vermöge ihres populären Ursprungs sich der unteren Stände annimmt; die Menschen, erklärt Justinianus, sind von Natur zur Freiheit geboren, und Kaisertum und Christentum haben diesem Grundsatz mit vereinten Kräften, durch staatliche Autorität und religiöse Begründung, zum Siege verholfen. 3) richtet Justinianus die bedeutende militärische Kraft seines Reiches, nachdem er sich 532 gegen den Aufstand der Parteien der Rennbahn, der sog. Grünen und Blauen („Nikaaufstand“) behauptet hatte, sowohl gegen die Perser, die unter ihrem berühmten König Chösroes I. Nuschirwan 540 bis nach Antiochia in Syrien vordrangen, als namentlich gegen die germanischen Reiche des Westens; er fafste den kolossalen Gedanken der Wiedereroberung des Westens, auf den man in Konstantinopel ja rechtlich nie verzichtet hatte. d. Zunächst benutzte er innere Wirren politischer und religiöser Natur unter den Vandalen, um im Juni 533 den erprobten Feldherrn Belisärius, dessen Gattin Antonina bei der Kaiserin Theodora in hohen Gnaden stand, mit 15 000 Mann nach Afrika zu senden. König Gelimer unterlag bei Trikämeron im Dezember 533 dem kriegsgeübten Feinde und wurde als Gefangener nach Byzanz geführt, Afrika aber wieder zur Provinz gemacht; die katholischen Einwohner freuten sich über den Sturz der barbarischen und arianischen Herren. e. Gleich hernach bot sich Gelegenheit zur Einmischung in Italien. Theoderich hinterliefs 526 nur eine Tochter, Amala-süntha, welche zuerst für ihren nur achtjährigen Sohn Athä-larich die Regentschaft führte, nach dessen Tode 534 aber sich mit einem vornehmen Goten, Theodahät, verheiratete; dieser liefs sie aber 535 ermorden, um selbst die Herrschaft allein auszuüben. Da Amalasuntha mit Justinianus in freundschaftlichem

5. Das Mittelalter - S. 19

1885 - Heilbronn : Henninger
4. Kap. Die zweite Hälfte der Völkerwanderung, von 476—568. 19 Verhältnis gestanden war, so liefs dieser sofort 536 die Ostgoten durch Belisarius angreifen, und weder Theodahat, noch sein Nachfolger, der tapfere Vitiges (Wittich) vermochten ihm auf die Dauer zu widerstehen; Belisar nahm im Dezember 586 Rom ein, verteidigte es gegen den Angriff von 150 000 Goten unter Vitiges und brachte Ende 539 eine Abkunft zu Stande, nach welcher ihm die Goten das uneinnehmbare Ravenna übergaben und dafür die Zusicherung der Schonung ihres Lebens erhielten; aber ihre Hoffnung, dafs Belisar vom Kaiser abfallen und auf sie und seine Leibtruppen gestützt sich zum König von Italien aufwerfen werde, erfüllte sich nicht. Deshalb brach nach Belisars Abzug 541 wieder ein Aufstand aus, in dem die Goten, im Vertrauen auf die Hülfe der Franken und den wieder ausgebrochenen Perserkrieg, den Tötila, einen schönen und ritterlichen Kriegsmann, auf den Königsschild erhoben. Belisar, der nun wieder nach Italien gesandt wurde, war nicht imstande den Sieg zu erfechten, weil er weder genügend Truppen und Geld hatte, noch den nötigen Gehorsam bei den anderen Heerführern fand; erst der Eunuche Närses, „ein Mann von unscheinbarer Gestalt, klein und mager, aber von einer seltenen Kapacität zugleich für finanzielle Angelegenheiten, die Regierung und den Krieg“, vernichtete im Juni 552 Totila samt seinem Heer bei Täginä in Umbrien und Anfang 553 Totilas Nachfolger, den letzten Gotenkönig T ej a am laktärischen Berge bei Neapel. Die Eifersucht der Franken auf die gewaltig wieder sich entfaltende Macht Ostroms, neben welchem sie und die Perser seit der Vernichtung des Reichs der Ostgoten die zweite und dritte Grofs-macht der Zeit darstellten, war so groß, dafs im geheimen Einverständnis mit König Theodebald zwei mächtige Alamannen an dessen Hofe, Leütharis und Bucelinus, 75 000 Franken und Alamannen nach Italien führten; allein auch dieses große Heer wurde von Narses 553 bei Cäpua gänzlich vernichtet, und als Statthalter (Exarch) des Kaisers regierte jetzt Narses 15 Jahre lang das endlich für Byzanz wieder gewonnene Italien; bereits liefs Justinianus, um sein Werk zu vollenden, auch die Westgoten in Spanien (554) mit Erfolg angreifen. Narses’ Nebenbuhler Belisar ist 565 als Anführer der kaiserlichen Leibwache gestorben; die im 12. Jahrhundert zuerst auftauchende Sage von seiner Blendung ist dem Sachverhalt geradezu entgegengesetzt. Sein Geheimschreiber Prokopios hat in mehreren gut, unparteiisch und

6. Das Mittelalter - S. 2

1885 - Heilbronn : Henninger
2 Geschichte des Mittelalters. des Imperiums erwuchs, führte zur Schaffung der zwei Institutionen, welche vor allem für das Mittelalter charakteristisch sind: des Papsttums als des kirchlichen, des Kaisertums als des weltlichen Oberhauptes der aus germanischen und romanischen Bestandteilen gemischten Christenheit des Westens. Im Morgenlande bestanden für die griechische Christenheit die analogen Institutionen des Kaisertums und des Patriarchats in Byzanz oder Konstantinöpel. Der gesamten christlichen Welt erwuchs im 7. Jahrhundert ein furchtbarer Feind in der von Mohammed gestifteten Religion des Islam, welcher sich in Asien, Afrika und einem Teile von Europa siegreich ausbreitete; seine Offensive im 7. und 8. Jahrhundert wurde ihm im 12. und 13. Jahrhundert, dem Zeitalter der Kreuzzüge, von der vereinigten Christenheit des Orients und Occidents heimgegeben, und die ungeheure Anspannung der Kräfte, welche mit diesem Riesenkampfe verbunden war, und die Durchdringung der beiden Welten hat auch zur Folge gehabt, dass dieses Zeitalter den Höhepunkt und die Blüteperiode des ganzen Mittelalters darstellt. Dies ist auch deshalb der Fall, weil die beiden höchsten Gewalten der abendländischen Christenheit, Kaisertum und Papsttum, so sehr sie beide in einer und derselben Idee, der von der Einheit der christlichen Elemente, wurzeln, sich doch über den Vorrang entzweien und gegenseitig auf Leben und Tod bekämpfen. Zunächst unterliegt das Kaisertum, das von dem deutschen hohen Adel im Stich gelassen wird und seine Kräfte zersplittert; aber weil damit die Idee einer gemeinsamen Leitung der Christenheit ins Herz getroffen ist, so kann es nicht verwundern, dafs bald auch die Allmacht des Papsttums zusammenbricht; beide Gewalten, Papsttum und Kaisertum, erscheinen am Ende des Mittelalters zwar wieder versöhnt, aber beide auch sehr geschwächt an Ansehen und Einflufs. c. Wenn dies die Hauptpunkte sind, welche in religiöspolitischer Hinsicht das Mittelalter charakterisieren, so ist in socialer Hinsicht dies der Fall durch das Auftreten des Feudalismus oder des Lehns wesens und späterhin des städ ti-sehen Bürgertums (Kap. 4. 18). Beide Faktoren geraten namentlich im 14. Jahrhundert in offenen Gegensatz zu einander; am Ende aber mufs der trotzige Feudaladel der aufkommenden monarchischen Gewalt weichen, während das fleifsige und waffentüchtige Bürgertum in allen Ländern sich im ganzen als ein 218

7. Das Mittelalter - S. 21

1885 - Heilbronn : Henninger
4. Kap. Die zweite Hälfte der Völkerwanderung, von 476—568. 21 uncl ihr Hab und Gut von den Siegern an sich gerissen; die ändern Römer wurden Heloten gleich (Teil I S. 31) unter die Sieger verteilt und angehalten, an dieselben den dritten Teil dei Ernte abzuliefern. Seit aber die anfänglich entweder noch heidnischen oder arianischen Langobarden den katholischen Glauben angenommen hatten (um 650), vollzog sich doch eine Verschmelzung der Römer und Langobarden zu einer Nationalität, ?>dei Hof von Pavia wurde ein Sitz künstlerischer Bestrebungen und litterarischer Kultur“; nicht blofs die lateinische Civilisation erhielt sich und romanisierte allmählich auch die Germanen; auch die römische Städteverfassung bestand fort und trieb im 12. Jahrhundert frische Reiser. g. Wie die Langobarden sich in Italien festsetzten und es gegen Avaren, Griechen und Franken behaupteten, so wurde in Gallien von den Franken ein Reich gegründet, welches die größte Zukunft hatte. Die Franken zerfielen in salische Franken, so von ihren Wohnsitzen an der Sala oder Yssel genannt, und in ripuarische („Uferfranken“), die um Köln angesiedelt waren; die Gesetze der ersteren wurden um 450 lateinisch aufgezeichnet und das Gesetzbuch selbst heifst lex Sälica; es gibt Kunde von sehr alten Zuständen, welche den Schilderungen bei Täcitus entsprechen, und läfst uns u. a. die Abstufungen des Wergeides (S. 11) genau erkennen; alles beruht auf dem festesten Zusammenhalt der Familie, weshalb die Töchter kein Erbrecht an Grund und Boden haben, da das Land der Familie gehört und die Töchter aufserhalb der Familie heiraten können. Weder die salischen noch die ripuarischen Franken bildeten ein einziges politisches Gemeinwesen; zu diesem wurden sie erst am Anfang des 6. Jahrhunderts dadurch verschmolzen, dafs sie erobernd aufgetreten waren und so das Bedürfnis nach einheitlicher Leitung sich gebieterisch geltend machte. Während die Goten in römische Dienste traten und als solche Dienstvölker sich auf dem Boden des Reichs niederliefsen, erschienen die salischen Franken, ähnlich wie die Vandalen, als Feinde; unter ihren Stammhäuptern Clöjo, Merowech und Childerich setzen sie sich in der Gegend von Tournay fest; aber erst Childerichs Sohn Chlödowech (Chlodwig) hat ihnen eine gewaltige Macht verliehen. «. Er besiegte 1) zuerst den Syägrius, welcher noch als römischer Statthalter mit dem Titel eines Patricius in Nordgallien residierte, 486 bei Soissons und nahm dessen Gebiet ein; dann unterwarf er 2) 496 die Alamannen, die in einer heifsen

8. Das Mittelalter - S. 22

1885 - Heilbronn : Henninger
I. Periode. Schlacht, deren Örtlichkeit der Geschichtschreiber Bischof Gregorius von Tours nicht nennt, geschlagen wurden (die Bezeichnung . Schlacht bei Tolblacum oder Zülpich ist willkürlich) 5 das Land nördlich von der Mündung der Rems in den Neckar wurde von fränkischen Kolonisten besiedelt und erlangte deshalb später den Namen Franken. 3) bekriegte er 500 die Burgundionen,, deren Königstochter Chlothilde sein Weib war, und schlug ihren König Gündobald bei Castrum Divionense (Dijon), ohne dafs jedoch derselbe in dauernde Abhängigkeit geraten wäre. 4) zog er gegen die W estgoten unter ihrem König Alarich Ii., wobei er den Umstand ausnützte, dafs die Goten Arianer waren, siegte im September 507 auf dem Campus Yocladensis, auf der Ebene von "V ouille bei Poitiers, und entrifs den Besiegten, deren König selbst im Kampfe fiel, ganz Gallien bis zur Garonne; ohne das Eingreifen Theoderichs des Gr., welcher den stamm- und religionsverwandten Westgoten zu Hilfe eilte und überhaupt das Gleichgewicht unter allen Germanenstämmen zu erhalten bemüht war, würden die W estgoten sogar aus ganz Gallien verjagt worden sein, während ihnen so der Strich zwischen der Rhone, der Garonne und den Pyrenäen verblieb; die Provence fiel an Theoderich. ß. vernichtete Chlodwig alle Könige der ändern fränkischen Stämme, wie Slgibert und dessen Sohn Chlöderich von Köln,. Chärarich, Rägnachar von Cambray u. a. und vereinigte so gegen 511 alle Franken durch Mord und nachfolgende Volkswahl unter seinem Scepter. y. An Weihnachten des Jahres 496 trat er, der Sage nach, weil der Gott der Christen sein Hilfeflehen in der Alamannenschlacht erhört hatte, vom Heidentum zum Christentum über und liefs sich von Bischof Remigius in Rheims mit 3000 edlen Franken taufen; und zwar wurde er nicht Arianer, sondern orthodoxer katholischer Christ, was die Verschmelzung der Franken mit der romanisierten gallischen Bevölkerung wesentlich erleichterte, und erhielt deshalb auch nach Besiegung der arianischen Westgoten vom Kaiser Anastasius den Titel einps Patricius und Konsuls, was ihn in den Augen der Romanen, die immer noch im Kaiser ihren rechtmäfsigen Herrn erblickten, gewissermafsen legitimierte. h. Chlodwig starb 511 und teilte beim Sterben das so mühsam zusammengebrachte Reich unter seine vier Söhne, und zwar nach dem Princip der Nationalität; 1) der germanische Osten 238

9. Das Mittelalter - S. 6

1885 - Heilbronn : Henninger
6 I. Periode. werden müssen. Die Aufzählung der zahlreichen Meinungsverschiedenheiten in dem Christentum der ersten Jahrhunderte gehört in die Kirchen- und Dogmengeschichte. Hier erwähnen wir nur zweierlei. 1) Die sogenannte Gnostik, eine Richtung, welche die christliche Lehre mit philosophischen Ideeen, oft höchst phantastischer Natur, durchdrang und so die wahre „Erkenntnis“ (dies bedeutet das Wort Gnosis, yv&oig) zu besitzen meinte; vor allem verfocht die Gnostik den Satz, dafs Gott und Welt, Geist und Materie grundverschieden seien, dafs sie sich also nicht durchdringen könnten und folglich Jesus, als Gottes Sohn, unmöglich wahrer Mensch gewesen sein könne. Die Gnostik blühte um 200 nach Chr. und wurde durch christliche Schriftsteller („Kirchenväter“) wie Irenäos, Tertulliänus u. a. am Ende aus dem Felde geschlagen. 2) Während die Gnostiker die Person Christi möglichst zu erhöhen trachteten, lehrte Arios, ein Presbyter (Kirchenältester) zu Alexandria, dafs Christus nicht wesensgleich (ö/noovoiog) mit Gott dem Vater sei, sondern nur wesensähnlich (öfioiovoiog) und dafs er nicht von Ewigkeit her existiere („es gab eine Zeit, da er nicht war“), sondern ein Geschöpf Gottes sei. Dem Arios trat sein Amtsgenosse Atha-näsios auf dem ersten „ökumenischen“, d. h. allgemeinen Konzil zu Nikäa in Bithynien entgegen, wo unter Vorsitz des Kaisers Constantinus 318 Bischöfe über diese Frage berieten, und setzte den Beschlufs durch: dafs Christus dem Vater wesensgleich sei (325). Aber erst allmählich siegte die athanasianische oder katholische (d. h. allgemeine) oder auch orthodoxe (d. h. rechtgläubige) Lehre über die „Häresie“ (= Ketzerei) der Arianer. Namentlich bei den auf römischem Boden sich ansiedelnden Ger-menenstämmen fafste der Arianismus fast allgemein Wurzel und erst gegen das Jahr 600 entsagten ihm seine letzten Anhänger, die Langobarden in Italien und die Westgoten in Spanien, und nahmen die katholische Lehre von der Dreieinigkeit (Trinität) der Gottheit an, wonach in derselben Gott der Vater, Gott der Sohn und der heilige Geist befafst und „diese drei eins sind“. c. Im Anfang gab es unter den Christen keinen Unterschied zwischen Priestern und Nichtpriestern; es bestand das „gemeinsame Priestertum“ aller Gläubigen, und als Lehrer trat jeder auf, welcher die „Gnadengabe“ zu lehren in sich zu tragen glaubte. Aber je mehr sich die Christen vermehrten, desto notwendiger wurde auch ein leitendes und zusammenhaltendes Element; und

10. Das Mittelalter - S. 10

1885 - Heilbronn : Henninger
10 I. Periode. volk von unverdorbener Tüchtigkeit, dessen ganzes Leben in Jagd und Krieg aufging; dem Ackerbau widmeten sie sich nur wenig, und als Speise diente ihnen Milch, Käse und Fleisch; das Land wurde nicht als Besitz der einzelnen angesehen, sondern als Eigentum des Staates, und die Behörden teilten jedes Jahr das Land unter die Geschlechter und Sippschaften neu aus. Wenn Cäsar den Zustand der Germanen ums Jahr 53 schildert, so beschreibt der Geograph S trab on (Teil I S. 194) den ums Jahr 17 n. Chr.; soviel sich aus seinen dürftigen Bemerkungen entnehmen läfst, war damals, trotz der 70 Jahre, die mittlerweile verflossen waren, keine große Veränderung gegen früher eingetreten, und von der Stammesgruppe der Sueven (zwischen Elbe und Weichsel) bezeugt er, dafs sie fast blofs vom Vieh leben, wie die Nomaden, und mit Wagen und Herden umherziehen (Buch Vii 1—2). Am eingehendsten ist die Schilderung, welche Täcitus 81 Jahre nach Strabon, 98 Jahre nach Chr. Geburt, in seiner Schrift „vom Ursprung, von der Lage, den Sitten und Völkern Deutschlands“ (kurzweg „Germania“ genannt) uns entworfen hat. Er bezeichnet die Germanen als „ein eigenartiges, unvermischtes und nur sich selber ähnliches Volk“ und ist voll begeisterten Lobes ihrer sittlichen Reinheit, ihrer Tapferkeit, Ehrlichkeit und Einfachheit; „verführen und sich verführen lassen,“ ruft er cap. 19 aus, „wird dort noch nicht mit dem Zeitgeist entschuldigt;“ „nackt und schmutzig wachsen sie in jedem Hause zu diesem Gliederbau und diesen Leibern heran, die wir mit Staunen betrachten; jeden nährt seine Mutter an ihrer Brust, und man iiber-läfst sie nicht Mägden oder Ammen“ (cap. 20); „in der Schlacht gilt es dem Fürsten für eine Schmach, sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, dem Gefolge für eine Schmach, des Fürsten Tapferkeit nicht gleich zu kommen; vollends aber bringt es den Verlust der Ehre und Schande fürs ganze Leben, wenn man aus einer Schlacht lebend entweicht, in welcher der Fürst gefallen ist“ (cap. 14). So begeistert aber der Römer die sittliche Lauterkeit des Volkes preist, so ist er doch nicht blind für seine Fehler, die Lust am Trunk (cap. 22) und am Würfelspiel (cap. 24), „das sie, man wird staunen, nüchtern als ernstes Geschäft betreiben und wobei sie, wenn alles verspielt ist, oft zuletzt über ihre Freiheit und ihren Leib würfeln“; auch der Uneinigkeit der Deutschen gedenkt er und sie ist ihm als Römer tröstlich. c. Noch wie zu Cäsars Zeiten zerfielen die Germanen damals in 226
   bis 10 von 146 weiter»  »»
146 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 146 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer