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1. Bd. 3 - S. IV

1916 - Leipzig : Brandstetter
Deorg-Eckerv instltut für internationale Schulbuch'orschung Braunschweig Schulbuchbibliothajl Mit Genehmigung der presseabteiluag des stellv. General-Kommandos Xix n K-i _ / "Tx Vruck von ®scor Bi Az0o^-Z rp Copyright 1916 by Friedrich Brandstetter, Leipzig Vruck von Dscar Brandstetter in Leipzig

2. Bd. 3 - S. VI

1916 - Leipzig : Brandstetter

3. Bd. 3 - S. 8

1916 - Leipzig : Brandstetter
Gesichte verletzt. (Er hatte gar nicht Seit, seine paketchen zu öffnen. (Es werden immer mehr Gefangene. (Es sind ganze Züge und Kompanien — und auf der anderen Seite des Berges soll es auch in die Hunderte gehen! Der General kann unmöglich alle übersehen, und so gehe ich die Kolonnen entlang und suche die Verwundeten heraus. „Herr General, hier ist ein lltann mit einem Armschutz." „Ulan, zum verbandplatze." — väterlich sorgt der General für den Feind. Sein Ton ihnen gegenüber ist freundlich und schlicht. (Ein Gefangener fragt mich, ob er nicht ebenfalls verbunden werden könnte. Ich sehe ihn an, er sieht etwas erschrocken aus, aber ich sehe keine Verwundung. (Er hat Schüsse da unten, sagt er. Augenblicklich läßt er die Hose herunter, und ich sehe, daß er einen Schuß im rechten Oberschenkel und einen über dem Gesäß hat. Ich führe ihn zum General. Huch hier will er sofort die Hose herunterladen, aber der General glaubt ihm so. „Nehmen Sie den Ittann da noch mit, Ulan. Stützen Sie ihn, so, immer vorwärts." Kolonnen um Kolonnen ziehen vorbei. Jetzt, um ein Uhr, sind schon 1400 Gefangene gemeldet. 3m ganzen würden es zweitausend. Immer neue strömen aus dem Walde. Karren, Bahren, verwundete. Nie werde ich diesen töeg im Hrgonner Walde vergessen. vor dem Verbandplatze liegen und stehen die verwundeten herum. Sie sind ruhig und fühlen sich geborgen. Die Ärzte sind drinnen an der Arbeit. Ich sehe, wie der freundliche, lebenslustige Chefarzt ernst und hingegeben einen blutigen Lappen mit der Schere abtrennt. Das ist die Kehrseite von hurra und Siegesjubel. (Es i ft Krieg, man darf es nicht vergessen. Die Geschütze dröhnen, die Einschläge krachen, die Granaten gurgeln und pflügen durch die Luft. verirrte Kugeln und Spreng-stücke surren und klirren. Zwischen den Bäumen wandern wie eine blaugraue Schlange die (Befangenen. Droben in den Gräben aber geht es weiter, heiß und blutig. Die eroberten Gräben müssen instand gesetzt werden, Schutzschilde und Sandsäcke auf die andere Seite gebracht werden. Die Gewehre peitschen, Maschinengewehre hämmern, der Kampf geht weiter. Bis die Nacht kommt, und auch in der Nacht wird es feine Ruhe geben.

4. Bd. 3 - S. 15

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 15 — Die Explosion mutz sehr langsam erfolgt fein, da keinerlei Stoß auf dem Deck gespürt wurde. Oie alte „Majestic" legte sich aber gleich darauf nach dem Lande zu um und blieb so schräg liegen. Dann kam ein Ton, als ob alles Küchengefchirr der Welt in einem Augenblicke herabgefallen wäre. Ich hörte niemals ein solches Geknatter wie in diesem Augenblicke, da alles, was in dem Schiffe nicht nagelfest war, herabfiel. Man konnte sofort sagen, daß das Schiff tödlich verwundet worden war, und man fühlte, bajg es nicht lange über Wasser bleiben werde. Ich beschloß, keine Zeit zu verlieren, sondern so schnell wie möglich vom Schiffe herabzukommen, das in jedem Augenblicke finken konnte. Ich wurde durch die Ittenge nach dem Hauptdeck mitgeschleppt, von da gelang es mir, auf das Hinterdeck zu kommen. Das Hinterdeck war überfüllt mit Männern, die beinahe unbekleidet waten. Diele trugen Ret-tungsgürtel und waren im Begriffe, von dem Schiffe herabzuklettern und ins Wasser zu springen. Ich kletterte auch über Bord in der Absicht, in das Wasser herabzugleiten und dann davonzu-schwimmen. Gerade als ich mit beiden Beinen von der Schiffs-leite geglitten war, kam ein Stoß von hinten. Ich wurde über die Schiffsfeite hinabgeworfen und fiel mit beträchtlicher Stärke auf das Torpedonetz, sprang aber in die See und ging unter. Ich kam jedoch sofort wieder herauf und sah mich um. Die See war überfüllt mit Männern, die herumschwammen und um Hilfe riefen. Ich glaube, daß die meisten davon Reservisten waren, die die Mehrzahl der Schiffsmannschaft bildeten und das Schwimmen verlernt chatten, oder daß sie wenigstens den (Blauben an ihre Kraft verloren hatten. (Einige t)ards von mir sah ich ein Boot, auf das jedermann im Wasser zuzuschwimmen schien. (Es war schon mit Menschen voll bepackt, während andere an den beiden Seitenwänden hingen. Ich schwamm ebenfalls darauf zu und mischte mich unter die kämpfende Menge, und es gelang mir, mich an der Seite festzuhalten; aber es schien ganz unmöglich, mich heraufzuziehen. Ich sah mich nach der „Majestic" um, die nur einige Yards davon entfernt war. Sie lag in einem spitzen Winkel, und ich erinnere mich, daß ich dachte, daß sie, wenn sie jetzt unterginge, unser Boot unter sich begraben würde. Meine Rettung. <Es ist sehr ermüdend, sich mit beiden Händen festzuhalten, während die Füße im Wasser hängen, und ich fing an zu überlege«, ob es nicht besser wäre, mich loszulassen und fortzuschwimmen.

5. Bd. 3 - S. 16

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 16 — als mein rechter Fuß sich in etwas fing. (Es war eine schmale Öffnung im Kiele, die es möglich machte, daß man sich festhalten kann, wenn das Boot umschlägt. Dies gab mir sehr viel mehr halt, und ich fühlte mich behaglicher. (Eine Minute später lehnte sich ein Matrose über die Bugseite, ergriff mich bei den Schultern und zog mich in das Boot, d. H. das, was von mir noch an haut und Beinen übrig geblieben war. Ich war jedoch zu entzückt, an Bord zu sein, um auf solche Kleinigkeiten achtzugeben. Ich hatte nun Zeit, mich umzusehen. Das Boot war vollständig vollbepackt mit Menschen. (Es war ein kleiner Kutter, bestimmt, höchstens 30 Personen aufzunehmen, und nun waren 94 darin, wir saßen aufeinander, andere standen aufrecht, und viele hingen noch an der Bugseite und baten, daß man sie an Bord nehme, was natürlich außer aller Frage war. Die „Majestic" bot nun ein außerordentliches Schauspiel. Sie lag jetzt so sehr auf der Seite, daß es nicht länger möglich war, auf dem Deck zu stehen. Ungefähr ein Drittel der Mannschaft schien jedoch noch an den Seiten zu hängen, als ob sie zögerten, in die See zu springen, ftlle Schiffe ließen Boote herab, und viele Dampfboote eilten herbei, um die überlebenden aufzunehmen; aber sie wagten es nicht, in die Nähe zu kommen, aus Furcht, selbst mit begraben zu werden. „wenn ihr das Seil nicht loslaßt, werdet ihr mit herabgezogen werden," rief uns da jemand zu. Man sagte mir, es sei der Kapitän Talbot gewesen, der noch am Hinterdeck hing und die Gefahr, in der wir schwebten, sah und uns gerade rechtzeitig warnte; denn in der allgemeinen Verwirrung hatten wir nicht bemerkt, daß unser Boot durch ein Seil an das Torpedonetz befestigt war. Der Untergang. Diese Entdeckung verursachte große Hufregung an Bord, und viele, die dem bevorstehenden Unfalle entgehen wollten, zogen es vor, sich noch einmal der See anzuvertrauen, und sprangen mit dem Ruder in der Hand über Bord. Ich zögerte noch, ob ich ihrem Beispiele folgen sollte, als es jemand gelang, das Seil abzuschneiden. (Einige Sekunden später rollte die „Majestic" nach dem Lande zu und sank, mit dem Kiele aufwärts, wie ein großer Stein hinab. (Es wurde ein dumpfer grollender Laut vernehmbar. Wasser und Dampf quollen auf, und für einen Augenblick sahen wir den grünen Schiffsboden, und dann entschwand r

6. Bd. 3 - S. 19

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 19 — bekam ich den Auftrag, die Verbindung zwischen Regiment und Brigade aufrechtzuerhalten, was ich auch tat. Das Abends um 10 Uhr hatte ich einen Brief vom Regiment nach der Brigade zu überbringen. Bis ich zurückkam, Hörte ich ein Stöhnen, ich ging aus dem (Braben über die Deckung heraus in der Richtung, wo das Stöhnen herkam. Ich fand einen schwerverwundeten Franzosen, ich bin bei ihm angelangt, da fällt ein Schutz auf mir zu, ich roerf mich zu 'Boden neben den verwundeten und beobachte. 3 n dieser Zeit, wo ich dalag, habe ich den Franzosen verbunden. Ich wollte mich überzeugen, ob das Franzmänner oder Deutsche sind, ich bin auf 20 Bieter herangekrochen, ich konnte feststellen, daß es Franzosen sind. Nun was sollt ich machen? Ich war allein, keine Hilfe konnte ich holen, ich habe mir die Sache überlegt und bin aufs Ganze gegangen. Mir kam der gute (Bedanken, einen ganzen Zug zu markieren und gab Kommandos ab, um den Franzos zu täuschen. Sie sprangen auf, zwei Schutz sind gefallen und liefen weiter, ich rufe: „Sprung, auf, marsch, marsch" und alleine hinterher. Ich holte sie ein, haue mit dem Kolben dazwischen, einige warfen die (Bewehre schon weg. So hatte ich neun Blaun gefangen, und die andern drei sind mir ausgerückt. Sie haben sich gutwillig ergeben, sie dachten, da kommen noch mehr von uns, ich nahm ihnen die Taschenmesser, Dolche und Revolver ab, damit sie mir auf dem Wege nichts mehr anhaben können. Um 12 Uhr des Nachts kam ich beim Regiment mit den (Befangenen an, das war wieder eine große Freude für unfern Herrn Dberst. So haben wir 40 Stunden in dem schweren Artilleriefeuer und Kugelregen ausgehalten, haben es aber geschafft. Jetzt ist es augenblicklich etwas ruhiger hier. wir liegen schon seit dem 20. September draußen, am 18., das ist morgen, gehen wir in Ruhe, 6 Tage lang, dann 6 Tage in die erste Reserve, am 1. 11. gehen wir wieder in (Braben. Sonst weiß ich vorläufig nichts zu schreiben. Blir geht es gut, bin auch gesund, was ich auch von Ihnen hoffe. Ls grüßt Ihnen alle recht herzlichst der (Befr. Bl . Ritter des (Eisernen Kreuzes I. und Ii. Klasse. Auf gesundes wiedersehen! „Kölnische Zeitung" 1915, Nr. 1201. (Eine Nacht in hulluch. westlicher Kriegsschauplatz, (Ende (Oktober 1915. In der kritischen Nacht des englischen Durchbruchverfuchs erhielt der Kriegsfreiwillige, Kraftwagenführer £., den Befehl, eine 2*

7. Bd. 3 - S. 24

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 24 — Wagenführer auf den langen Weg durch Macht und Heuer, die vierzehnhundert Handgranaten im Kücken. (Bottlob! In haisnes endlich nehmen sie ihm die Ladung ab. Er kam gerade zur rechten Zeit! „Sie nehmen verwundete auf dem Rückwege mit. Lazarett 3e." Befehl. Die Verwundeten liegen neben den Häuserwänden in Deckung. Die Granaten hauen ein. Nach einiger Zeit ist die Ladung vollständig. Zwölf Ittann. (Einer sitzt auf dem Führersitze, und der Führer muß ihn mit dem Hrm umschlungen hatten, damit er nicht herabstürzt. 3m Lazarett X. winken sie mit beiden Händen ab. Kein Platz mehr, nicht der geringste Platz, jeder Fleck belegt. Fahren Sie zum Lazarett I). Schön. Die verwundeten fügen sich still in das harte Los. Lazarett I). aber ist ebenfalls über und über belegt. Unmöglich! weiter, fahren Sie zum Lazarett Z. Sie geben ihm noch sechs Ittann dazu. (Es muß gehen. (Endlich im Lazarett Z., kann er seine verwundeten abgeben. (Es ist jetzt sechs Uhr morgens geworden. — Jeder Itianrt, jeder einzelne Ittann — das sieht man — hat in jenen kritischen Tagen und Nächten sein Letztes hergegeben. Bernhard Kellermann im „Berliner (Tageblatt" 1915, Itr. 569. Mas einen jungen Seemann freut. Der siebzehnjährige Maschinistenanwärter H. Itt. schildert in einem Feldpostbriefe den sehnlichst erwarteten Tag, an dem sein Schiff zum ersten Male ins Feuer kam, folgendermaßen: Während der letzten Dstsee-Unternehmungen war unserem Schiffe am 10. Huguft ein besonderer (Ehrentag beschießen. Bereits in Den Tagen vorher hatten wir Anweisung erhalten, uns zusammen mit einem kleinen Kreuzer für die Beschießung von Utö, einem russischen Stützpunkte für Kreuzer und Torpedoboote in den Hbö-Schären, klarzuhalten. Die Entscheidung, wer von uns beiden schließlich die Hufgabe durchführen sollte, hatte sich der Admiral bis zum Morgen der Ankunft im Finnischen Meerbusen vorbehalten. Daher herrschte große Spannung bei (Offizier und Ittann, als bei Morgengrauen die klippenreiche Küste in Sicht kam. wem wird die Hufgabe zufallen, uns oder dem kleinen Kreuzer ? — Und zur allgemeinen (Enttäuschung wehte bald das Signal für diesen. (Er geht mit der Fahrt hoch und nimmt Kurs auf die Insel,

8. Bd. 3 - S. 26

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 26 Die Fahrt wird vermehrt, der Kurs geändert, und auch unsere Artillerie bleibt nicht müßig. Die beste Verteidigung bleibt immer wieder der Angriff, und so findet eine unserer schweren 28=3enti= meter-Granaten nach der andern ihren weg mit tödlicher Sicherheit in die feindlichen Batterien und setzt Geschütz auf Geschütz mit hochaufspritzender Detonation außer Gefecht. Tapfer wehren sich die Russen, aber langsam erstirbt ihr Feuer, und nach wenigen Minuten wissen wir, daß die Batterien niedergekämpft sind - nur eine Granate hat bei uns getroffen. Sie krepierte im vorderen Schornsteine und verspritzte Sprengstücke nach allen Seiten, ohne aber größeren Schaden anzurichten oder jemand zu verletzen. Für das Schiff bedeutet der Treffer nur ein im Feuergefechte davongetragenes (Ehrenmal. Aber während sich unsere Artillerie wieder dem Panzerkreuzer zuwendet, dem wir nur zu gern etwas nähergekommen wären, wird ein anderer Feind gemeldet. (Ein feindliches U-Boot hat sich an uns herangemacht. Seinem ersten Torpedoschuß entgehen wir durch schleuniges Abdrehen. Das Manöver gelingt, und zwei Torpedoboote, die sich bisher im Gefechte treu auf unserer Seite hielten, stürzten sich auf den gefährlichen Gegner. Als dann aber das Flaggschiff ein weiteres U-Boot an anderer Stelle meldete, das uns anscheinend bei der Ausfahrt auflauert, wird es Zeit, das gefährliche Fahrwasser zu verlassen. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Dem Panzerkreuzer ist nicht mehr beizukommen, die Batterien sind niedergekämpft, und so dampft S. Tu. S. — — in Zick-Zack-Xursen aus dem schwierigen Fahrwasser heraus, bis zuletzt den Feind unter Feuer haltend, um sich schließlich mit den anderen Schiffen des Verbandes zu vereinigen. (Ein Signal sprach für den Kommandanten und für die Besatzung die Anerkennung für die energische Durchführung der Beschießung aus. (Es war sehr feierlich, als wir endlich wieder im Heimatshafen einliefen. Die Scheinwerfer beleuchteten das Ufer, die Musik spielte: „Stolz weht die Flagge", die Mannschaft fingt natürlich mit, und am Himmel lacht der Vollmond. So, jetzt mußt Du mir aber auch einen schönen Brief schreiben. Grüße alle von mir. „Hamburger Fremdenblatt" 1915, Hr. 349 B.

9. Bd. 3 - S. 27

1916 - Leipzig : Brandstetter
27 Ser Sturm auf Belgrad. Der Sturm auf Belgrad wurde von deutschen und österreichischen Truppen zu gleicher Zeit, aber an zwei verschiedenen Stellen unternommen. Man teilte sich so in die Arbeit, daß die Österreicher von Horden her über die Donau setzen und die alte Festung von Belgrad, den Kalimegdan, erobern sollten. Die Deutschen aber sollten von Westen her die Save Überschreiten — diese fließt bei Belgrad, ehe sie sich mit der Donau vereinigt, von Süden nach Horden — und sich dann des neben der Stadt gelegenen Banovoberges, der auch in eine gewaltige Festung umgewandelt worden war, bemächtigen. Beides, sowohl das, was die Deutschen, als das, was dis Österreicher zu tun hatten, war furchtbar schwer. 3m folgenden wird nun erzählt, wie die Deutschen ihre Aufgabe lösten. 3n der stockfinsteren Nacht vom 6. zum 7. Oktober standen die deutschen Regimenter in dem ungarischen Dorfe Iakovo zum Übergange über die Save bereit. Sonst geht man von Iakovo bis zu dem hohen Damme, der sich am Save-Ufer dahinzieht und das Land vor Überschwemmungen schützt, etwa eine Stunde. Hber jetzt war der Damm durchstochen; das Wasser war herausgetreten und hatte das niedrige, ebene Land weithin in einen See verwandelt. Über die unter Wasser gesetzten wiesen hatte man einen langen Brückenfteg erbaut. Rls die Dunkelheit einbrach, wurde zuerst der ganze Steg dick mit Stroh belegt, um das Geräusch der Fußtritte zu dämpfen. Dann stellten sich Pioniere, mit Handwerkszeug und Brettern ausgerüstet, längs des Steges auf, um jeden Schaden, der etwa entstünde, sofort auszubessern. wird der Feind den Hnmarsch bemerken? Das war die große Frage. Denn kein einziger Baum verdeckte den Steg, und die feindlichen Scheinwerfer, die auf den höhen jenseits des Flusses standen, strichen ohne Unterlaß über das Land hin und her. Da war es, als wollte der Himmel selbst den Deutschen helfen. Ein furchtbares Gewitter brach los. Der Regen goß wie mit Kannen hernieder und machte die Luft so undurchsichtig, daß auch die Scheinwerfer nicht durchzudringen vermochten. Mit dem rollenden Gewitterdonner zugleich setzte jetzt das Krachen der schweren deutschen und österreichischen Geschütze ein, die nach Belgrad hinein-schossen. 3n diesem Getöse war kein Schritt einer marschierenden Truppe mehr zu hören.

10. Bd. 3 - S. 28

1916 - Leipzig : Brandstetter
— 28 — Gerade als das Gewitter am heftigsten wütete, erreichte die Spitze des ersten deutschen Regiments den Brückensteg. So schmal mar crf ba(3 nur ein Mann hinter dem andern darauf gehen konnte. Jeder nahm den Rockzipfel des Vordermannes fest in die Hand, und wenn ein greller Blitz die Nacht einen Augenblick erhellte, so sah man die ganze Kolonne im Gänsemarsche vorsichtig dahinziehen. Jeder fehltritt hatte ein kaltes Bad zur Folge. wer daneben getreten war, stand triefend unten im Wasser und mußte auf das Ende der Kolonne warten, um sich dort wieder anzuschließen. Glücklicherweise merkten die Serben nichts. Ihre Scheinwerfer suchten jetzt nur noch den Fluß ab und hörten endlich auch damit auf. Die feindlichen Geschütze schwiegen überhaupt noch und ließen den Hagel der deutschen und österreichischen Granaten ruhig über sich ergehen, wohin hätten sie auch schießen sollen? Die Stellung unserer Geschütze war ihnen unbekannt. So erreichten die deutschen Regimenter — der General an der Spitze — glücklich den Savedamm und überschritten ihn. Hn dieser Stelle sollte aber der Übergang über den Strom noch nicht stattfinden, sondern sieben Kilometer weiter flußabwärts. Diese sieben Kilometer mußten auf einem schmalen, gänzlich aufgeweichten Fußwege an der steilen Böschung des Dammes entlang zurückgelegt werden, wer ausglitt, rutschte ins Wasser. Schon für den gewöhnlichen tftann mit Tornister und Gewehr war das ein schrecklich mühseliges Gehen; den schwer bepackten Btunitions- und Ittafchinengeroehrträgern aber ging es bald über die Kräfte. Sie mußten immer häufiger halt machen und einen Augenblick Rtem schöpfen. So oft aber ein solcher halt eintrat, mußte die ganze lange Reihe stillstehn. Die Hinteren liefen dabei in der Dunkelheit auf die vorderen auf, und beim Wiederantreten drohte die Reihe jedesmal zu zerreißen. So war es früh 2 Uhr geworden — um 6 Uhr abend waren sie in Jakovo abmarschiert — als man endlich an der Übergangsstelle ankam. Der Anmarsch war vollendet. (Es war nur das Vorspiel. Das Schwerste begann nun erst. 3um Übergange hatte man diejenige Stelle gewählt, wo die sog. große Zigeunerinsel in der Save liegt. Doch liegt diese nicht mitten im Strome, sondern ganz nahe am serbischen Ufer. Sie war natürlich von den Serben dicht besetzt. Der Strom fließt dort sehr rasch, und seine Breite bis zur großen Zigeunerinsel beträgt 800 Meter.
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