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1. Slg. 2 - S. 9

1879 - Dresden : Meinhold
schiedenen Kaisers ihn zu dessen Nachfolger erwählt haben, und der Bruder des Geschiedenen, mit dem er sich oft im Kampfe gemessen, ist es selbst, der ihm die Krone darreicht." (Vergl. das Gedicht: „Herr Heinrich sitzt am Vogelheerd.") Im Jahre 912- war Konrad, der ebenso tapfere als gütige Herzog von Franken, zum König der Deutschen erhoben worden. Er machte es sich zur Aufgabe, das völlig gesunkene königliche Ansehen wieder herzustellen, aber die Lösung dieser Aufgabe erschien unmöglich, da die Großen des Reiches zu mächtig und zu selbstständig geworden waren. Ein besonders gefährlicher Gegner war Herzog Heinrich von Sachsen, der sich das mit ererbte Thüringen nicht nehmen lassen wollte. Als Konrads Bruder, Eberhard, gänzlich geschlagen worden war, zog der König selbst in den Kampf. Es gelang ihm auch, feinen Gegner in der Burg Grona (bei Göttingen) so hart einzuschließen, daß bereits Unterhandlungen wegen der Uebergabe im Gange waren. Während derselben trat der sächsische Graf Dietmar in das Zimmer und fragte im Beisein der königlichen Gesandten den Herzog, wohin sich das so eben heranziehende Hülfsheer von 30,000 Mann lagern solle. Erschrocken eilten die Gesandten mit der Nachricht zu dem Könige, der sofort die Belagerung aushob. Erst nachher erfuhr er, daß statt des bezeichneten Heeres nur fünf Freunde Heinrichs angekommen feien. Da endlich beide Gegner des Streites müde waren, fand ein Uebereinkommen statt, nach dem Heinrich im Besitze aller seiner ererbten Länder blieb. Konrad aber zog sich aus Allem die Lehre, daß ein mächtigerer Fürst die Leitung des Reiches übernehmen müsse. Aus seinem Sterbebette sprach er daher zu seinem Bruder Eberhard: „Lieber Bruder! ich fühle, daß sich mein Ende naht, darum höre auf meinen Rath und laß dir deine Wohlfahrt und das Beste der Franken empfohlen sein. Wohl haben wir noch Heere und Waffen und die Zeichen königlicher Hoheit; nur Glück und Geschicklichkeit haben wir nicht. Beides aber, mein Bruder, ist in vollem Maße bei Heinrich; auf den Sachsen beruht die Wohlfahrt des Reiches. Darum laß die Feindschaft ruhen, nimm hier diese Kleinodien: die heilige Lanze, die goldenen Armspangen, den Königsmantel, das Schwert und die Krone; gehe damit zu Heinrich und mache ihn dir zum Freunde und Bundesgenossen auf immer." In ähnlicher Weise rieth er auch anderen vornehmen Franken. Eberhard that, wie ihm der sterbende Bruder geheißen und überbrachte die Reichskleinodien seinem seitherigen Gegner Heinrich, der sich zu der Zeit aus seinen Gütern im Harz befand. Die Sage erzählt, daß er gerade auf dem Vogelheerde beschäftigt gewesen sei, als die Gesandten in feierlichem Zuge die Krone des deutschen Reiches überbrachten, und wird deshalb Heinrich I. auch „der Vogelsteller" oder „der Finkler" genannt. Was Konrad nicht gelungen war, die Großen des Reiches zu demüthigen, das gelang Heinrich vollständig. Ganz Deutschland jauchzte ihm zu, als er auch die äußeren Feinde, die Ungarn, besiegte. Einer unserer Geschichtsschreiber bezeichnet die Bedeutung Heinrichs für die Machtentwickelung Deutschlands mit den Worten: „Griechenland würde Heinrich unter die Götter versetzt haben." 4. Otto I. und sein Sohn Ludolf. (954 n. Chr.) „Wie das bunte Gewebe des Lebens mit der freudigen Luft die ernste Rührung, den nagenden Schmerz, die tiefgreifenden inneren Kämpfe des Gemüthes mischt! Fröhlich zieht der stattliche Jagdzug unter den Wipfeln der

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10 mächtigen Eichen dahin, der gekrönte Herrscher auf geschmücktem Rosse voran. Eichenlaub ziert das Haupt der Begleiter und freudig stößt der Jäger in's Hüst-horu. Da wirft sich ein Bittender zu den Füßen des königlichen Rosses nieder, im schlichten Pilgermantel, Hut und Stab den Händen entfallend, mit denen er das Antlitz zu bergen sucht, in dessen Zügen bittere Gefühle sich ausprägen mögen, während diese Erscheinung auch den Herrscher mit ernster Wehmuth erfüllt. Das ist kein gewöhnlicher Bittender, es ist ein Reuiger, Büßender, um Gnade Flehender, der sich hier in den Staub bückt und für den die Männer der Kirche das Wort führen. Ob sie mit Absicht die Stelle gewählt, wo das Crucifix an der Eiche an den großen Erbarmer, den ewigen Prediger der Gnade, der Versöhnung, der Liebe erinnert? Scheint doch die Rechte des Sprechers eben dorthin zu zeigen, auf den Gekreuzigten, der noch im Tode seinen Feinden vergab." Das Mittelalter bietet die eigenthümliche Erscheinung, daß neben preiswürdigen Edelthaten oft große, aus der vorhandenen ungebundenen Kraft erklärbare Frevelthaten hervortreten, denen vielfach ein Gegenschlag um so tieferer Reue und Buße nachfolgt. Die vielfach factifche Erbfolge konnte durch die nicht selten unglückliche, aus persönlichem Ehrgeiz hervorgehende Einmischung der Wahlsürsteu nichts weniger als gefestigt werden. Kam es doch häufig genug vor, daß die nächsten Verwandten sich gegen das Regiment eines Kaisers auflehnten! Auch Otto I., der echte Sohn seines Vaters, hatte in dieser Beziehung die bittersten Erfahrungen zu machen. Mit Recht hat man ihn mit einem Löwen verglichen, denn Niemand konnte seinem Zorne widerstehen; doch glich er dem Löwen auch an Großmuth, denn einem Gegner, der sich vor ihm beugte, verzieh er gern, ja er wußte durch Wohlthaten sich ihn zu verbinden. Mehrfach hatte Otto mit seinem jüngeren Bruder Heinrich zu kämpfen, welchem seine Stellung als Prinz zu gering bäuchte und der deshalb sich mit andern Feinden Otto's verband, um biesem die Krone des Reichs zu entreißen; es sollte hierbei nöthigen Falls nicht einmal das Leben des Kaisers geschont werben. Nach der Entdeckung einer solchen Verschwörung würden die Verschworenen, wie ihnen gebührte, hingerichtet. Der ungetreue Bruder ward ebenfalls gefangen, doch verschob Otto, der gar wohl auch die edle Tugend der Selbstbeherrschung zu üben wußte, den Ausspruch eines Urtheils, bis sein Zorn verraucht war. Als nun der Kaiser in der Christnacht 942 zu Frankfurt am Main der Messe beiwohnte, warf sich im Büßerkleid ein Mann ihm zu Füßen und flehte um ©nabe. Es war der der Haft entkommene Heinrich. Gerührt hob ihn der immer wieber zum Verzeihen bereite Kaiser auf, verzieh ihm und schenkte ihm später sogar zum Beweise seiner dauernden Hulb das Herzogthum Bayern. Von ba an würde die Einigkeit der Brüder nie wieder gestört. Gleichen Edelmuth zeigte Otto seinem älteren Sohne Ludolf gegenüber. Bereits war diesem die bereinftige Thronfolge von den Fürsten des Reichs zugesagt werben; auch fiel ihm nicht lange nach feiner Vermählung das Herzogthum seines Schwiegervaters Hermann, Schwaben zu. Mit bitterem Groll hörte Ludolf, daß sein Vater das Königreich Italien und mit biesem zugleich die Hand der schönen Adelheid, der Königswittwe, erlangt habe. Der Groll steigerte sich, als fein Onkel Heinrich einen Länderzuwachs durch die Veroneser Mark erhielt. Mit ihm verband sich ein anderer Unzufriedener, Herzog Konrad von Franken. Angeblich beabsichtigten sie nur die Verdrängung Herzog Heinrichs, in der That aber traf der Kampf den Kaiser selbst. Scheuten sich doch die harten Gegner nicht, die alten Erbfeinde Deutschlands, die schon einmal durch Heinrich I. ge-

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13 aller ihm gebührenden Ehrerbietung auf; ja, man bot ihm sogar mehrfach Unterstützung an, da man in ihm einen Schutz gegen die Anmaßungen des Papstes zu finden hoffte. Gregor selbst, als er von der bevorstehenden Ankunft des deutschen Kaisers hörte, flüchtete sich in das feste, der Markgräfin Mathilde von Toscana gehörige Schloß Canossa. Aller Stimmung schlug aber sogleich in das Gegentheil um, als man vernahm, daß der Kaiser ohne Heer und noch dazu, um sich zu demüthigen, gekommen sei. Jetzt,.kam es Gregor daraus an, das angestrebte Uebergewicht der Kirche über die weltliche Macht durch ein augenfälliges Beispiel zu verherrlichen. Obgleich Heinrich ihm sofort erklärte, sich, um vorn Banne loszukommen, jeder Büßung unterwerfen zu wollen, verweigerte Gregor gleichwohl anfangs jede Begegnung und suchte selbst dann, als er einer solchen kaum noch ausweichen konnte, dem König die Sache möglichst schwer zu machen. Er verlangte nämlich, daß Heinrich sich des königlichen Amtes für uuwerth erklären und darum Krone und die übrigen Abzeichen der Königswürde ihm übergeben solle. Am 25. Januar 1077 durfte der König endlich die von einer dreifachen Mauer umgebene Burg betreten. Des königlichen Schmuckes entkleidet, mit entblößten Füßen, ohne Speise und Trank, vor Frost fast erstarrend, harrte der Herrscher Deutschlands bis zum Abend, daß der Papst ihn zu einer Unterredung vorlassen werde, aber vergeblich! So ging es noch am zweiten, am dritten Tage. Erst am vierten Tage, also am 28. Januar, ließ ihn Gregor vor sich kommen und erklärte sich bereit, Heinrich vom Banne loszusprechen, wenn er dem Papste willigen Gehorsam leiste und so lange auf Ausübung der königlichen Gewalt verzichte, bis ein Reichstag hierüber Beschluß gefaßt haben würde. Wiewohl tief ergrimmt, versprach doch Heinrich, der augenblicklichen Macht der Verhältnisse nachgebend, Alles. Daraus nahm ihn der Papst mit zur Kirche, ertheilte ihm die Absolution und nahm bei der Communion die Hälfte einer Hostie mit den Worten in den Mund: „Wenn die Beschuldigungen, die Du in Worms gegen mich ausgesprochen hast, wahr sind, so soll diese Hostie mir einen jähen Tod bringen." Die andere Hälfte bot er dem König an mit den Worten: „Wenn meine Beschuldigungen gegen Dich wahr sind, so mag die Hostie Dir emen plötzlichen Tod bringen!" Leider hatte Gregor den Triumph, daß Heinrich sich nicht getraute, das vorgeschlagene Gottesurtheil anzunehmen. Schon auf dem Rückwege in Italien mußte der Köuig sich heftige Vorwürfe machen lassen, daß er sich zu tief gebemüthigt habe. Bald aber zeigte es sich, daß auch Gregor sich getäuscht hatte, wenn er glaubte, nun in der That die Macht zu haben, Könige ein- und absetzen zu können. Wir sind weit entsernt, über Heinrich Iv., dessen Jugendleben durch Andere mißleitet worden ist und der für seine Fehler schwere Prüfungen erdulden mußte, ent hartes Urtheil zu fällen; wir preisen aber doch Gott, daß er jetzt Deutschland etnen Kaiser gegeben hat, „der nicht nach Canossa geht." 6. Die Weiber bau Weinsberg. (1140 n. Chr.) „Wie eigenthümlich die Scene auch ist, die unser Bild uns vorführt, diese E den gekrönten Herrscher, der, von seinen Mannen umgeben, auf stolzem Roffe sich drängenden, ihn flehend umringenden Frauen, die auf dem starken Rucken kräftige Kriegsmänner tragen, oder die Hände zusammenfügen, Verwundete zu stützen und zu retten, sie ist uns auch ohne Unterschrift vertrant aus

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15 edle König geantwortet haben: „An einem Königswort darf man nicht drehen und deuteln." Nach Leopold's Tode (1141) wurde dessen Bruder Heinrich Jasomirgott, der Heinrich des Stolzen Wittwe heirathete, mit Bayern belehnt, während Heinrich des Stolzen Sohn, Heinrich der Löwe, Sachsen zurückerhielt. Albrecht der Bär, der sich einmal im Herzogthume nicht behaupten konnte, wurde mit der Mark Brandenburg entschädigt. 7. Der Sängerkrieg aus der Wartburg. (1207 n. Chr.) „Die Sage, welche dem Künstler den Stoff zu dem Bilde gegeben hat, welches gegenwärtig den Saal der Wartburg schmückt und von dem das vorliegende eine Copie ist, lautet im Wesentlichen also: An Landgraf Hermann's von Thüringen Hofe waren sechs edle Männer, die dichteten neue Gesänge und stritten damit wider einander und davon haben die Lieder noch den Namen „der Wartburgkrieg." Sie hießen: Heinrich der Schreiber, Walther von der Vogelweide, Reimar von Zweier, Wolfram von Eschenbach und Bitterolf, der war einer von des Landgrafen Hofgesinde, und der sechste hieß Heinrich von Ofterdingen, ein Bürger von Eisenach, dieser stritt allein mit seinem Gesänge wider die Andern alle; der Streit ward also hart, daß sie mit Einwilligung des Landgrasen sich verpflichteten, wer unterläge, der sollte mit dem Strange büßen. Nun lobte Heinrich von Ofterdingen den Herzog Leopold von Oesterreich vor allen anderen Fürsten und verglich ihn mit der Sonne, die Uebrigen alle aber lobten den Landgrafen von Thüringen und verglichen ihn mit dem Tage. Danach wollten die anderen Sänger ihn greifen, Heinrich aber entfloh und lief zu der Landgräfin Sophie, da mußten sie ihn frei lassen. Und da berief sich Heinrich von Ofterdingen wegen seines Gedichts auf Meister Klingsor, der wohnte in Ungarn und war ein Meister in den sieben freien Künsten und konnte die Zukunft aus den Sternen lefen, er war ein Meister in der fchwarzen Kunst und die Geister mußten ihm dienen. Da ward festgefetzt, daß sie binnen Jahresfrist ihren Streit vor diesem Meister austragen wollten. Zu dem zog Heinrich von Ofterdingen; da tröstete ihn der Meister und sprach, er wolle selbst mit ihm gen Thüringen ziehen, und als sie nun nach Eisenach gekommen waren, so begehrte Landgraf Hermann von ihm, daß er den Krieg zwischen den Sängern richten sollte, und das geschah zu Wartburg auf dem Ritterhause. Da sprach Klingsor aus in Gegenwart des Fürsten und seiner Grasen und Herren: „Der Tag käme von der Sonne, und wenn die Sonne das Erdreich nicht beleuchtete, so wäre kein Tag," und legte da der Sänger Krieg mit vielen hübschen Reden bei, also daß Heinrich von Ofterdingen Recht behielt. Da war unter den Anderen allermeist Wolfram von Eschenbach wider ihn, mit dem er sich sonderlich in Gedichten zu üben begann, und da er ihn mit seinen Reden nicht überwinden konnte, da berief er zu sich einen Geist, und ließ den an seiner Statt mit Wolfram streiten. Und da hub der böse Geist an, von Anbeginn der Welt bis auf die Zeit, da Christus geboren ward, alle Dinge zu verhandeln, nachher aber hub Wolfram an, zu reden von dem ewigen Worte, wie das Fleisch geworden, und wie sich das gäbe in dem Sacrament der Messe; da konnte der Teufel um seiner Bosheit willen Nichts antworten.

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16 Allerdings liegt dieser Sage, so vielverbreitet sie auch ist, keine wirkliche Begebenheit zu Grunde, aber dennoch führt sie uns auf's Unmuthigste in die Zeit ein, wo aus langem Schlafe die deutsche Sprache wieder zu erwachen begann. Hatte man sie bisher als roh und barbarisch verachtet, und statt ihrer zu allem schriftlichen Gebrauch sich der lateinischen bedient, so eroberte sie jetzt ihr natürliches Recht sich siegreich zurück, und bald ergojs. sich auch in Lied und Gesang die ganze Fülle ihres Wohllautes. Wenn irgend Etwas zum Beweis für die Großartigkeit und Herrlichkeit des Hohenstausischen Geschlechts dienen kann, so ist es der Aufschwung, den unter ihm die deutsche Dichtkunst nahm; auch in ihr waltet dieselbe frische Lebendigkeit und Kraft, die es der ganzen Nation einhauchte. Wohl waren auch die fränkischen Kaiser tüchtige, kernhafte Naturen, aber ihre ganze Wirksamkeit war nüchtern und auf das Praktische gerichtet, ihre Zeit ist leer an Ereignissen, die durch Glanz und Größe die Phantasie hätten reizen und anregen können. Mit der Thronbesteigung der Hohenstaufen aber begann ein neues Leben, ein Kampf brach aus, nicht zwischen einzelnen Personen oder Ständen, sondern zwischen den weltbewegenden Mächten des Staates und der Kirche, geführt tim: den ausgezeichnetsten Persönlichkeiten, die durch Macht, Glanz und Glück hinrissen und begeisterten. Der Ausbruch dieses großen Kampfes fiel mitten in die Aufregung, welche durch die Kreuzzüge auch in die deutsche Nation gekommen war, und welche namentlich den deutschen Ritterstand, zumal seitdem derselbe auf dem zweiten Kreuzzuge mit dem französischen Ritterwesen näher bekannt geworden war, einer tiefgreifenden Veränderung entgegenführte. Die Ritter, welche früher keine Macht achteten, als die der rohen Gewalt, lernten jetzt für eine Idee kämpfen, sie brachten ferner aus dem wunderreichen Morgenlande eine üppige Fülle von phantastischen Anschauungen zurück, es bemächtigte sich ihrer eine schwärmerische Stimmung, die freilich mit den wirklichen Verhältnissen oft im grellsten Widersprüche stand; das charakteristische Merkmal derselben war eine begeisterte Verehrung der Frauen, ihren eigenthümlichen Ausdruck sand sie in einer eigenen ritterlichen Poesie, dem Minnegesang und der höfischen Dichtkunst, durch welche zugleich, da sie sich größtentheils der mittelhochdeutschen Mundart, als der des herrschenden Stammes, bediente, diese allmälig zur Sprache der Gebildeten erhoben wurde. Selbst Könige und Fürsten verschmähten es nicht, um den Preis der Dichtkunst zu ringen, Kaiser Heinrich Vi., Friedrich Ii. und Konrad Iv. sind unter den Hohenstaufen zu nennen, neben ihnen eine ansehnliche Reihe anderer fürstlicher Minnefänger, überhaupt aber gab es wenige Fürstenhöfe, an denen man die fahrenden Sänger nicht freundlich willkommen geheißen hätte, nirgends aber fanden sie gastlichere Aufnahme, als bei den beiden Fürsten, welche das oben berührte Gedicht feiert, dem Herzog Leopold Vii. von Oesterreich und dem Landgrafen Hermann von Thüringen; den letztem preist Walther von der Vogelweide in den Worten: Ich bin des milden Landgrafen Ingesinde, Ich halt' es so, daß man mich immer bei den Besten finde, Die andern Fürsten alle sind wohl mild, jedoch So stäte sind fie's nicht; er war es einst und ist es noch. Merkwürdig, daß schon damals Thüringen die Wiege der deutschen Dichtkunst war, dasselbe Land, welches sechs Jahrhunderte später ein hochherziger Nachkomme des Landgrafen Hermann zur Heimath der beiden größten Dichter machte. An seinem Hose lebte Wolfram von Eschenbach und schuf, nach fremden Stoffen zwar, aber mit echt deutscher, inniger Vertiefung in die

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gewesen, so bot er jetzt einen sehr verschiedenen Anblick. Denn wie aufrichtig auch die junge Fürstin ihren Gemahl liebte, so vergaß sie doch nie die höheren Pflichten, deren Erfüllung sie sich mit schwärmerischer Inbrunst gewidmet hatte. Unermüdlich war sie bestrebt, durch Uebung christlicher Barmherzigkeit die Glorie des Himmels zu verdienen. Für die armen Kranken, die den steilen Berg nicht steigen konnten, baute sie am Fuße der Wartburg ein Spital, hier pflegte sie sie mit eigener Hand und erwies sich ihnen so freigebig, daß des Landgrafen Amtleute sich darüber beschwerten. „Laßt sie nur thun und sie durch Gott geben, was wir haben," erwiderte er ihnen, „nicht mehr, denn daß Ihr mir Wartburg, Eisenach und Naumburg behaltet." Des Nachts pflegte sie heimlich aufzustehen, um sich zu geißeln, ganze Nächte brachte sie in den härtesten Bußübungen zu und nie unterließ sie, ein härenes Gewand unter ihren Kleidern zu tragen. Mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit überließ sie sich ganz der Anleitung ihres Beichtvaters, des Dominikaners Conrad von Marburg, dessen Einfluß auf sie zuletzt zu einer so unbedingten Herrschaft ausartete, daß, als einst Elisabeth über dem Besuche der Markgräfin von Meißen die Predigt versäumt hatte, er ihr seine Fürsorge zu entziehen drohte und sich erst durch fußfällige Bitten und harte Geißelungen wieder versöhnen ließ. Dafür verklärten auch Wunderzeichen ihr heiliges Thun. Die ärmlichen Kleiber, die sie abzulegen sich weigerte, glänzten vor bett Augen der Gesandten ihres Vaters gleich kostbaren Gewänbern, ihr Mantel, bett sie an einen Siechen verschenkt hatte, fanb sich, wie sie ihrem Gemahl auf seine Frage nach demselben in ihrer Angst versichert hatte, in der Kleiberkammer Hängenb vor, und als sie sogar einst einen Aussätzigen in ihres Herrn Bett gelegt hatte, erblickte der von der erzürnten Schwiegermutter herbeigerufene Lanbgraf an der Stelle desselben das Bild des Gekreuzigten. So verflossen ihr acht glückliche Jahre, bis sie der Tod ihres Gemahls, der im Begriff, den Kaiser auf seinem Kreuzzuge zu begleiten, zu Otranto der Pest erlag, in das tiefste Herzeleid versenkte und schweren Prüfungen Preis gab. Denn ihr Schwager, Heinrich Raspe, nicht zufrieden mit der Vormundschaft über feinen unmündigen Neffen Hermann, trachtete darnach, die Landgrafschaft selbst an sich zu bringen und vertrieb die Trauernde sammt ihren Kindern von der Wartburg. Niemand wagte in Eisenach, aus Furcht vor dem Landgrafen, ihr Obdach zu geben, ein Bettelweib stieß ihre frühere Wohlthäterin von den Schrittsteinen höhnisch in den K'oth. Elisabeth aber dankte Gott, daß sie um seinetwillen von den Leuten verschmäht würde. Endlich fand sie bei ihrem Oheim, dem Bischof Ekbert von Bamberg, eine Unterkunft auf dem Schlosse Bodeusteiu. Zu Bamberg nahm sie bald daraus die Gebeine ihres Gemahls in Empfang, welche feine Getreuen in die Heimath zurückbrachten, und geleitete sie zur Bestattung in das Kloster Reinhardsbrunu. Da aber traten die thüringischen Vasallen für das Recht der gekränkten Fürstin auf und der Schenk von Vargula redete dem Landgrafen Heinrich so ernstlich in's Gewissen, daß er vor Reue ergriffen Elisabeth liebreich wieder in die Wartburg aufnahm. Aber sie selbst sehnte sich von dem geräuschvollen Hofe in die Einsamkeit hinweg, um allen irdischen Freuden, als den Versuchungen zur Sünde desto sicherer zu entfliehen. Auf das Gebot ihres Beichtvaters nahm sie ihren Aufenthalt zu Marburg, um hier in gänzlicher Abgeschiedenheit von der Welt und in freiwilliger Armuth ihre Einkünfte auf Almosen, ihre Zeit auf Gebete und Liebeswerke verwenden zu können, und je niedriger und widerwärtiger die Dienste waren, welche die Pflege der Kranken erheischte, desto freudiger wurden sie von ihr verrichtet.

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Ihre Frömmigkeit ward immer mehr zur Schwärmerei, ihre Bußfertigkeit zur Selbstpeinigung, ihre Selbstverleugnung zur Sucht, sich zu opfern. Der finstere Courad zu Marburg that Alles, sie in dieser Richtung zu bestärken, und mit fühllofer Härte machte er seine Gewalt über ihr kindlich reines und schwaches Gemüth geltend, bis sie zum völlig willenlosen Werkzeug in seiner Hand geworden war, ja, mit erfinderischer Grausamkeit wußte er Peinigungen zu ersinnen, die ihren Gehorsam prüfen sollten, und wenn er ihr Geißelungen auferlegte, daß ihr zarter Leib wochenlang die Spuren davon trug, ja, wenn er sie eigenhändig züchtigte, so war sie ersreut, gleich ihrem Heiland solcher Mißhandlungen gewürdigt zu werden. Es konnte nicht ausbleiben, daß so heiße Glnth das Gefäß, in dem sie brannte, rasch verzehrte; im jugendlichen Alter von 25 Jahren erlag Elisabeth dem übermäßig harten Dienste. Der Ruf ihrer Frömmigkeit war aber so groß, daß sie schon nach vier Jahren, nachdem eine geistliche Commission, bestehenb ans dem Bischof von Hilbesheim und den Aetiten von Hirsfelb und Eberbach, ihren Lebenswandel nochmals einer genauen Prüfung unterzogen hatte, von Papst Gregor Ix. heilig gesprochen würde. Im solgenben Jahre, 1236, erschien Friedrich Ii. selbst inmitten der höchsten geistlichen Würdenträger des Reichs und vieler Fürsten und Herren zu Marburg, um Zeuge zu sein, wie Diejenige, die sich im Leben selbst erniebrigt hatte, nach ihrem Tode erhöhet werbe. Gewiß war es nicht Verehrung gegen die neue Heilige, was einen so aufgeklärten Mann, wie Friedrich, borthiu führte, wahrscheinlich hielt er es aber bei seiner damaligen Stellung zum Papste für rathsam, sich die deutsche Geistlichkeit durch seine Theilnahme an diesem Act günstig zu stimmen. Er hob eigenhändig den Deckel von ihrem Grabe und schmückte ihren Leichnam, der in ein prächtigeres Grab übertragen ward, mit einer goldenen Krone, wobei vor den Augen der Anwesenden das Wunber geschah, daß aus den Gebeinen der Heiligen Del herausfloß, welches als kostbare Reliquie unter die Versammelten vertheilt ward." 9. Konradin und Friedrich von Schwaben auf dem Schaffst zu Neapel. (1268 n. Chr.) Konradin, der letzte Erbe des eblen und hochbegabten Hauses der Hohenstaufen, steht im Begriff, sein Leben auf dem Schassot zu enden, er, dessen einziges Verbrechen darin bestand, daß ihm im entscheidenden Augenblicke das Glück der Waffen, die er zur Vertheibiguug feines guten Rechtes ergriffen hatte, untreu geworben war. Als Friedrich Ii. starb, ließ er das deutsche Reich in einem Zustande völliger Herren- und Rechtlosigkeit. Der Papst, voll Haß gegen das „kirchenräuberische Geschlecht" der Hohenstaufen, hatte dasselbe für alle Zeiten des Reiches verlustig erklärt. In feinem Testamente hatte Friedrich bestimmt, daß fein ehelicher Sohn Konrad Sicilien erben, Manfred aber, ein nicht vollbürtiger Sohn des Kaisers, dasselbe als Reichsverweser verwalten solle. Letzterer, durch Vorzüge des Geistes und Körpers ausgezeichnet, wußte sich in Neapel und (Sicilien trotz aller Anfeindungen des Papstes zu behaupten. Da Friedrich im Banne gestorben war, erklärte der Papst Sicilien als erledigtes Reichslehn und bot dasselbe mehreren Fürsten an (z. B. Heinrich Iii. von England), boch vermochte zunächst keiner

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ein und drangen verheerend bis Regensburg, was die Bayern wieder durch Verwüstung Schwabens vergalten. Bald war überall Kampf, da der Kaiser, der übrigens den Städten beistand, vergebens zur Ruhe zu mahnen suchte. Im August 1388 entsendete der Städterath zu Ulm 4000 Mann zur Verheerung der Lande des Grafen Eberhard von Württemberg. Die Landleute hatten ihre Habe vor den plündernden Städtischen auf dem festen Kirchhof des Dorfes Döffingen geflüchtet und wurden hier von den Feinden belagert. Da zog Graf Eberhard, dem aus der Pfalz, aus Baden, von den Dettingen, von dem Bischof von Würzburg und Andern Hülfe gesendet, zu Rettung und Rache herbei und erschien am Sonntag den 23. August 1388 vor dem Lager der Städter. Sein Sohn, Graf Ulrich, der eine frühere Niederlage, die ihm die Reutlinger beigebracht, gutzumachen und die ihm von seinem Vater bei jenem Vorgänge abgesprochene Ritterehre herzustellen hatte, drang, zu Fuß kämpfend, auf die Städtischen ein, ward aber zum Tode verwundet und von theilnehmenden Freunden und Dienern aus der Schlacht gebracht. Graf Eberhard aber, entschlossen den Blick von der blutigen Scene abwendend, rief: „Mein Sohn ist wie ein anderer Mann; stehet tapfer! die Feinde fliehen!" und drang mit Wuth auf die Nürnberger ein, die sich auch zur Flucht wendeten. Tapfer hielten sich noch die Ulmer, von ihrem Bürgermeister Konrad Besserer muthvoll und standhaft geführt. Da aber führte Wolf von Wnnnenstein, ein Feind zwar des Württembergs, der aber die Bürger noch erbitterter haßte als diesen, die schon bei Beginn des Krieges angebotene, von Eberhard aber verschmähte Hülfe zur rechten Stunde herbei. Besserer fiel und mit ihm der letzte Halt der Städtischen, deren Niederlage entschieden und allgemein ward. An 1000 fielen, 600 wurden gefangen, die Uebrigen flohen. Die Fürstlichen hatten 600 Mann und darunter 60 Ritter und Herren verloren. Nach der Schlacht kam die Nachricht, daß dem alten Eberhard ein Urenkel geboren worden. „Gott sei gelobt," sprach er da, „Finke hat wieder Samen." Den Wunnensteiner lud er zum Siegesmahl. Der aber wendete sein Roß um, rief: „Gute Nacht, es steht in alten Rechten," und trieb schon im nächsten Württembergischen Dorfe eine Viehheerde weg. Da soll Eberhard, der sich später doch noch mit ihm aussöhnte, lächelnd gesagt haben: „Das alte Wölflein hat wieder Kuhfleisch geholt." Die rheinischen und fränkischen Städte waren nicht glücklicher. Jene wurden ant 8. November bei Worms von Pfalzgraf Ruprecht überfallen und geschlagen. 60 Räuber und Mordbrenner, die bei dieser Gelegenheit mitgefangen wurden, ließ der Pfalzgraf in einem Ziegelofen werfen und sprach dabei: „Ihr habt auf mich bei Nacht gebrannt, so will ich ehrlicher thun und Euch bei Tage brennen." Die fränkischen Städte wurden von den Bischöfen von Bamberg und Würzburg und dem Burggrafen von Nürnberg, denen aus Meißen und Thüringen Beistand gesendet worden, einzeln bewältigt. Frankfurt war anfangs gegen die Ritter des Taunus siegreich, bis der Pfalzgraf dazu kam und sie bei Kronenburg schlug, worauf überall der Kampf gegen die Städte entschieden war. Gebrochen waren sie deshalb noch nicht, da sie auf tieferem Grunde ruhten, als dem wechselnden Kriegsglück."

9. Slg. 2 - S. 27

1879 - Dresden : Meinhold
den alle Welt wider Christum für einen Gott gehalten, legen dürfte. Als man ihn unterwegs an Husfens Schicksal erinnerte, sprach der unerschrockene Held: „Und wenn sie gleich ein Feuer machten, das zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel reichte, so wollte ich doch im Namen des Herrn erscheinen und dem Behemoth in sein Maul zwischen seine großen Zähne treten und Christum bekennen und denselbigen walten lassen." Dem Spalatiu aber, der ihn ebenfalls von der Weiterreise abzuhalten suchte, ließ Luther sagen: „Und wenn so viele Teufel zu Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, ich ginge doch hinein!" Bei der Ankunft in Worms erregte sich die ganze Stadt und kaum vermochte der dem Wagen vorher reitende kaiserliche Herold die angewiesene Herberge zu erreichen. Des andern Tages wurde Luther vor den versammelten Reichstag geführt. An der Saalthüre stand der in den Waffen ergraute Franz von Freundsberg. Theilnehmend klopfte er Lutheru auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren Gang, dergleichen ich und mancher Oberste in der allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du aber auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, fo fahre in Gottes Namen fort und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen." So getröstet trat der Gottesmann unter die versammelten Herren. Auf einem Tische mitten im Saale lagen Luthers Schriften. Johann von Eck richtete die Frage an ihn, ob er bei den in denselben ausgesprochenen Ansichten verharren oder widerrufen wolle. Luther erbat und erhielt Bedenkzeit für den andern Tag. Als er nach einigem Warten endlich vorgelassen wurde, vertheidigte er sich in einer zweistündigen Rede. Als man darnach eine runde Erklärung verlangte, ob er widerrufen wolle oder nicht, erwiederte er: „Weil denn kaiserliche Majestät, kur- und fürstliche Gnaden eine schlichte, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll, nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen überwunden und überwiefen werde (denn ich glaube weder dem Papst noch den Concilien allein, weil es am Tage und offenbar ist, daß sie oft geirrt haben und ihnen selbst widersprechend gewesen sind) und ich also mit Sprüchen, so von mir angezogen und angeführt find, überzeuget und mein Gewifsen in Gottes Wort gefangen ist, fo kann und will ich nicht widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen." Luther gewann durch fein muthiges Auftreten Vieler Herzen. Kurfürst Friedrich der Weise war stolz auf ihn, mehrere Herren besuchten ihn, und Herzog Erich von Braunschweig sandte ihm dankbar eine Kanne Eimbecker Bieres. Der Kaiser selbst, der kein Verständniß für die Tiefe eines deutschen Gemüthes hatte, soll gleich beim ersten Anblick des Mönches gesagt haben: „Der wird mich nicht zum Ketzer machen!" Er hielt zwar das einmal zugesicherte Geleit, aber bereits am 26. Mai 1521 erschien ein im strengsten Tone abgefaßtes kaiserliches Edikt, nach welchem Luther in die Reichsacht erklärt und jede fernere Verbreitung der evangelischen Lehre verboten wurde. 14. Johann Kepler bei Kaiser Rudolph Ii. (1600 n. Chr.) „Selten wohl haben zwei so verschiedene Naturen in so naher Berührung gestanden, wie die beiden Männer, die sich hier in einem Gemache der kaiserlichen

10. Slg. 2 - S. 31

1879 - Dresden : Meinhold
die Uebergabe der Stadt zu einem Waffenplatze der Schweden verlangte, und mit Gewaltmaßregeln drohte, falls ihm dies nicht sofort bewilligt werde. Als zum Ueberfluß Gustav Adolph dem Herzog versprach, ihn in jeder Weise gegen die Rache des Kaisers schützen zu wollen, schlossen Beide endlich ein Bündniß ab, und Gustav Adolph, das „kleine Feindei," wie ihn der Kaiser anfangs, Tilly gegenüber, nannte, trat nun seinen freilich nur kurzen Siegeslauf an. 16. Wallensteins Ermordung. (25. Februar 1634 n. Chr.) Der edle Schwedenkönig Gustav Adolph durfte den Heldentod auf dem Schlachtfelde sterben und die ganze evangelische Kirche wird bis an das Ende der Tage sein Gedächtniß ehren; sein Gegner Wallenstein dagegen endete durch Meuchelmord, vor Mit- und Nachwelt als Verräther gebrandmarkt. Die Katholiken feierten, trotz der Niederlage von Lützen, Freudenfeste, denn nun glaubten sie von Wallenstein ganz entscheidende Erfolge hoffen zu können, da sein großer Gegner gefallen war. Die vormundschaftliche Regierung für Christine, die sechsjährige Tochter Gustav Adolphs, wurde dem Cauzler Oxenstierna übergeben. Die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg waren natürlich nicht geneigt, sich einem schwedischen Edelmanne unterzuordnen. Selbst die einzelnen schwedischen Feldherren operirten nicht gemeinsam. Wallenstein saß, während die schwedischen Truppen das Reich als Sieger durchstreiften, allen Erwartungen entgegen, mit seinem Heere ruhig in Böhmen, mehrfach mit den Gegnern unterhandelnd und dadurch ganz natürlich den Verdacht erweckend, daß er sich mit Hülfe der Protestanten wohl gar zum König von Böhmen machen wolle. Der Kaiser selbst wurde erst mißtrauisch, als Wallenstein den Grafen Thurn ohne Lösegeld aus der Gefangenschaft entließ und die Eroberung der wichtigen Festung Regensburg durch Bernhard von Weimar ruhig geschehen ließ. Der sonst so kluge Feldherr glaubte sich gedeckt, wenn er sich der Treue seiner Generäle versichert halten dürste. Einer seiner Vertrauten mußte deshalb den zu Pilsen versammelten Osstcieren mittheilen, daß er, um einer zweiten schimpflichen Entlastung zu entgehen, freiwillig den Oberbefehl niederlege. Höchlichst bestürzt sandten die Ofsteiere sofort eine Deputation ab, welche den Feldherrn dringend ersuchen sollte, die Armee nicht zu verlassen. Das aber hatte Wallenstein eben erwartet und er erklärte, die Anführung noch für einige Zeit behalten zu wollen, wenn dafür die Officiere schriftlich versprechen würden, bei dem Herzog getreu auszuhalten und auf keinerlei Art sich von ihm zu trennen. Auch Graf Piccolomini, dem der sonst so vorsichtige Wallenstein sein ganzes Vertrauen schenkte hatte zwar mit unterschrieben, doch eilte er schnellstens nach Wien, um dem Kmssr, den er mitten in der Nacht wecken ließ, die „Rebellion von Pilsen" mitzutheilen. Dieser sprach Wallensteins Absetzung aus und übertrug den Oberbefehl dem Grafen Gallas und zwar mit dem Befehle, sich des Herzogs todt oder lebendig, zu bemächtigen. Gallas entband im Namen des Kaisers das Heer von seinem, dem Herzoge geleisteten Eide, so daß es dem Letzteren, der seit der Niederlage von Lützen überhaupt viel von seinem Ansehen verloren hatte a»rai r .er^en' s^ uach dem befestigten Eger zurückzuziehen, wo der von Wollenstem vielfach ausgezeichnete Gordon befehligte. Gerade dieser aber verband sich mit Oberst Buttler und dem Oberstwachtmeister Leßlie, um den Herzog tobt oder lebendig dem Kaiser zu überliefern. Heimtückisch wurden die besten
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