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1. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 33

1895 - Leipzig : Voigtländer
Geschichte der Hellenen. 33 Als sie zu ihnen gekommen waren, veranstalteten sie eine Versammlung, in welcher ganz besonders die Korinthier und die The-baner, aber auch viele andere von den Hellenen dafür stimmten, mit den Athenern keinen Frieden zu schließen, sondern es zu zerstören. Die Lacedämonier aber erklärten, sie würden eine hellenische Stadt nicht in Knechtschaft geraten lassen, die sich in den größten Gefahren, in welchen Hellas geschwebt, große Verdienste erworben habe, sondern sie wollten unter folgenden Bedingungen Frieden schließen: sie sollten die langen Mauern und den Piräeus niederreißen, die Schiffe außer zwölf ausliefern, die Verbannten zurückberufen, dieselben Freunde und Feinde wie die Lacedämonier haben, und zu Wasser und zu Lande folgen, wohin immer diese sie führen würden. Diese Bedingungen brachten Theramenes und seine Mitgesandten nach Athen zurück. Als sie in die Stadt hinein kamen, umringte fte eine große Volksmenge in der Besorgnis, sie möchten unverrichteter Sache zurückgekommen sein; denn es war nicht mehr gestattet, zu zögern wegen der Menge der vor Hunger Sterbenden. Am folgenden Tage machten die Gesandten bekannt, unter welchen Bedingungen die Lacedämonier Frieden schließen wollten. Ihr Wortführer war Theramenes, welcher erklärte, man müsse den Lacedämoniern gehorchen und die Mauern niederreißen. Und während einige dagegen, weit mehrere aber dafür sprachen, beschloß man, den Frieden anzunehmen. Nachher lief Lysander in den Piräeus ein, die Verbannten kehrten zurück, und sie schleiften die Mauern bei Flötenspiel mit großem Eifer, in dem Glauben, jener Tag sei für Hellas der Anfang der Freiheit. 12. Ende des Alcibiades. Plutarch, Alcibiades 38, 39 *). Die Athener schmerzte indes der Verlust ihrer Herrschaft empfindlich; aber da jetzt Lysander ihnen auch ihre Freiheit entriß, und die Stadt dreißig Männern unterwarf, fielen sie endlich bei ihrem ganz verlorenen Zustande auf Betrachtungen, an die sie früher, wie sie noch zu retten waren, nicht gedacht hatten, und gingen mit Bedauern alle begangenen Fehler und Thorheiten durch, worunter thuen der zum zweitenmal an Alcibiades ausgelassene Zorn die wichtigste und vornehmste zu sein schien. Denn sie hatten diesen, ohne daß er eines Verbrechens schuldig war, mit Schimpf und Schande verstoßen und im Unwillen über einen Unterbefehlshaber, der wenige Schiffe auf eine schändliche Art verloren hatte, selbst auf eine noch schändlichere Art den Staat um seinen tapfersten und erfahrensten Feldherrn gebracht. Dem ungeachtet blieb ihnen auch *) Übersetzung von Kaltwasser. ©eoitt, Geschichtliches Quellenbuch. Ii. 3

2. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 40

1895 - Leipzig : Voigtländer
40 Geschichte der Hellenen. weggeblieben war, führte er endlich den Diener herein, der ihm den Trank reichen sollte, welchen er schon zubereitet im Becher brachte. — Als nun Sokrates den Menschen sah, sprach er: „Nun, mein Bester, du verstehst es ja, wie muß man es machen?" — „Nichts weiter, sagte jener, „als, wenn du getrunken hast, herumgehen, so lange bis dir die Schenkel schwer werden, und dann dich niederlegen ; dann wird es schon wirken." Damit reichte er dem Sokrates den Becher, und dieser nahm ihn, und ganz getrost, lieber Echekrates ohne im geringsten zu zittern oder Farbe und Gesichtszüge zu verändern, sondern, wie er sonst pflegte, ganz gerade den Menschen ansehend, fragte er ihn: „Was meinst du, darf man von diesem Tiank jemandem eine Spende weihen? Darf man eine machen oder nicht?" — „Wir bereiten eben nur so viel, Sokrates," antwortete jener, „als wir glauben, daß hinreichend sein wird." — "^ch verstehe, sagte Sokrates. „Beten aber darf man doch zu den Göttern, und man muß es ja, daß die Wanderung von hier dorthin glücklich sein möge, weshalb denn auch ich hiermit bete, und so möge es geschehen." Und wie er dies gesagt, setzte er an, und ganz frisch und unverdrossen trank er aus. Und von uns waren die meisten bis dahin ziemlich imstande gewesen, sich zu beherrschen, daß sie nicht weinten; als wir aber sahen, daß er trank und schon getrunken hatte, da - nicht mehr. Und auch mir selbst flössen die Thränen mit Gewalt, und nicht nur tropfenweise, so daß ich mich verhüllen mußte, und mich ausweinen, nicht über ihn jedoch, sondern über mein eigenes Schicksal, daß ich nun eines solchen Freundes beraubt werden sollte. Kriton war noch eher als ich ausgestanden, weil er nicht die Thränen zurückzuhalten vermochte. Apollodoros aber hatte schon früher nicht aufgehört zu weinen, und nun brach er völlig aus, weinend und unwillig sich gebärdend, und es war keiner von allen Anwesenden, den er nicht durch sein Weinen erschüttert hätte, außer Sokrates selbst; der aber sagte: „Was macht ihr doch, ihr wunderlichen Leute! Ich habe vorzüglich deswegen die Weiber weggeschickt, damit sie dergleichen nicht thun möchten' denn ich habe immer gehört, man müsse unter guten Zeichen sterben. Also haltet euch still und standhast!" Als wir das hörten, schämten wir uns, und hielten inne mit Weinen. Er aber ging umher, und als er merkte, daß ihm die Schenkel schwer wurden, legte er sich gerade hin auf den Rücken, denn so hatte es ihn jener Mensch geheißen. Darauf berührte ihn dieser, der ihm das Gift gegeben hatte, von Zeit zu Zeit, und untersuchte seine Füße und Schenkel. Dann druckte er ihm den Fuß stark, und fragte, ob er es fühle; er jagte: nein. Und darauf die Kniee, und fo ging er immer höher hinauf, und zeigte uns, wie er allmählich erkaltete und erstarrte. Darauf berührte er ihn noch einmal, und sagte, wenn es ihm bis ans

3. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 43

1895 - Leipzig : Voigtländer
Geschichte der Hellenen. 43 demütigt, die Athener verlassen, und von den Bundesgenossen diejenigen gestraft waren, welche gegen sie eine feindliche Gesinnung gezeigt, schien ihnen nunmehr die Oberherrschaft für alle Fülle aufs beste und dauerhafteste gegründet zu sein. 15. Thebens Befreiung. Xenophon, Hellenika V, 4. Noch viele andere Beispiele könnte man aus der Geschichte der Hellenen und Barbaren anführen, welche beweisen, daß die Götter weder die, welche gottlos, noch auch die, welche freventlich handeln, ungestraft lassen; jetzt aber will ich nur den vorliegenden Fall behandeln. Die Lacedämonier nämlich, welche geschworen hatten, die Staaten in ihrer Unabhängigkeit zu belassen, hatten gleichwohl die Burg von Theben besetzt, und dafür wurden sie von den Beeinträchtigten allein gezüchtigt, obschon sie früher nicht e i n-m a l von einem ihrer jedesmaligen Feinde überwältigt worden waren. In gleicher Weise mußten diejenigen von den (thebani-schen) Bürgern, welche sie in die Burg eingelassen und gewünscht hatten, daß die Stadt den Lacedämoniern Unterthan sei, um selbst die Gewaltherrschaft auszuüben, es erfahren, daß schon sieben von den Verbannten genügten, um ihre Herrschaft zu stürzen. Wie dieses geschah, will ich nunmehr erzählen. Es war ein gewisser Phyllidas, welcher bei Archias und den übrigen Kriegsobersten das Amt eines Schreibers inne hatte und ihnen auch sonst, wie sie glaubten, treffliche Dienste leistete. Als dieser wegen eines Geschäftes nach Athen gekommen war, begegnete ihm Melon, einer von den nach Athen geflohenen Verbannten aus Theben, mit dem er schon früher bekannt war, erkundigte sich bei ihm über die Gewaltherrschaft der Kriegsobersten Archias und Philippos und ihres Anhanges, und erfuhr, daß jener die Verfassung seiner Vaterstadt noch mehr als er selbst hasse; er schwur ihm Treue und ließ sich dieselbe versichern und verabredete, in welcher Weise man die erforderlichen Gegenmaßregeln im einzelnen treffen müsse. Hierauf gewann Melon aus der Zahl der Verbannten sechs Männer für sich, welche er für die geeignetsten hielt, und mit diesen, die mit keiner andern Waffe als mit Dolchen versehen waren, begab er sich zunächst bei nächtlicher Weile auf das (thelmnische) Gebiet. Nachdem sie hierauf den folgenden Tag an einem abgelegenen Orte zugebracht, kamen sie zu der Zeit, da die Spätesten von ihren Arbeiten heimkehren, als kämen sie vom Felde, an die Thore. Nachdem sie in die Stadt hineingekommen waren, brachten sie diese Nacht und den folgenden Tag bei einem gewissen Charon zu. Phyllidas nun machte den Kriegsobersten, welche beim Ablause ihres Amtes ein Fest feiern wollten, sowohl die sonstigen Besorgungen, als auch er-

4. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 44

1895 - Leipzig : Voigtländer
44 Geschichte der Hellenen. klärte er, ein ihnen schon längst gegebenes Versprechen jetzt zu erfüllen: nämlich die vornehmsten und schönsten Frauen Thebens ihnen zuzuführen. Als sie gespeist hatten und auf seine wackere Zusprache bald trunken geworden waren, verlangten sie, daß man ihnen die Frauen hereinführe. Jener ging hinaus und führte den Melon und dessen Genossen, drei als Herrinnen, die übrigen als Dienerinnen verkleidet, herein, und ließ eine jede neben einem Mann Platz nehmen. Sobald sie sich gesetzt hatten, war die Verabredung, sollten sie sich sogleich entschleiern und jene niederstoßen. Auf diese Weise hätten diese sie nach Angabe der einen ums Leben gebracht; nach anderen seien Melon und seine Genossen als lustige Zecher hineingekommen und hätten die Kriegsobersten getötet. Sofort begab sich Phyllidas mit dreien von ihnen nach dem Hause des Leontiades, pochte an die Thüre und sagte, er wolle eine Mitteilung von den Kriegsobersten überbringen. Er lag eben noch nach der Mahlzeit allein aus dem Ruhebett; neben ihm saß seine Frau, in Wolle arbeitend. Da jener den Phyllidas für zuverlässig hielt, ließ er ihn hereinkommen. Sobald sie aber eingetreten waren, töteten sie ihn; seine Frau aber brachten sie durch Drohungen zum Schweigen. Beim Hinausgehen befahlen sie, die Thür geschlossen zu halten; wenn sie dieselbe geöffnet fänden, so drohten sie, alle im Hause niederzumachen. Als dieses Geschäft erledigt war, ging Phyllidas mit zweien von den Männern nach dem Gefängnisse und sagte dem Gefangenwärter, er bringe von den Kriegsobersten einen Mann, den man einsperren müsse. Sobald er geöffnet, stießen sie ihn sogleich nieder, die Gefangenen aber befreiten sie. Und diese versahen sie sogleich mit Waffen, die sie aus der Halle nahmen, führten sie nach dem Ampheion und ließen sie daselbst Halt machen. Darauf forderten sie sogleich alle Thebaner, Reiter und Schwerbewaffnete, durch Heroldsruf auf herauszukommen, weil die Gewaltherrscher tot seien. Allein die Bürger blieben, so lange es Nacht war, ruhig daheim, weil sie ihnen nicht trauten; erst als es Tag war und das Ereignis offenbar wurde, kamen sogleich die Schwerbewaffneten und die Reiter unter Waffen herbeigeeilt. Nunmehr sandten die Heimgekehrten auch Reiter nach den an der Grenze der Athener stehenden zwei Feldherren. Diese, mit dem Zweck, zu dem sie abgesandt waren, wohlbekannt, eilten herbei. — Nachdem auch die Athener nunmehr von der Grenze her erschienen waren, zogen sie gegen die Burg zurück und bestürmten diese. Als aber die auf der Burg wahrnahmen, daß sie an Zahl zu gering feien, und den Kampfesmut aller Belagerer sahen und die hohen Preise ausrufen hörten für die, welche die Burg zuerst ersteigen würden, da nun gerieten sie in Furcht und erklärten, sie würden abziehen, wenn man ihnen Sicherheit beim Abzüge mit den Waffen gestatte. Jene gewährten

5. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 57

1895 - Leipzig : Voigtländer
Geschichte der Hellenen. 57 auch sonst nicht ohne Ansehen in dem Heere gewesen, habe sich erboten, ihn wiederherzustellen; habe auch bereits mit Alexanders Genehmigung den Becher in Bereitschaft gesetzt. In demselben Augenblick sei dem Alexander ein Bries von Parmenio übergeben worden, der vor Philipp warnte; denn, wie man sage, habe er sich von Darius durch Geld bestechen lassen, Alexander mit Gift aus dem Wege zu räumen. Alexander aber habe nach Durchlesung des Briefes, noch während er ihn in den Händen gehabt, den Becher mit dem Trank ergriffen, den Brief dagegen Philipp zu lesen gegeben, so daß zu gleicher Zeit Alexander getrunken und Philipp das Schreiben des Parmenio gelesen habe. Übrigens sei auf der Stelle klar gewesen, daß Philipp bei seinem Trank ein gutes Gewissen habe; denn, durch den Brief nicht im geringsten erschreckt, habe er dem Alexander nur um so mehr zugesprochen, ihm auch in allem übrigen, was er verordne, zu folgen; folge er, so werde er gerettet werden. Und so sei Alexander von seiner Krankheit genesen; dem Philipp aber habe er bewiesen, daß er sein vertrauender Freund sei, so wie ferner übrigen Umgebung, daß nicht nur sie als seine Freunde von ihm eine jedem Argwohn unzugängliche Festigkeit zu erwarten hätten, sondern daß er auch dem Tode standhaft ins Auge sehe. 22. Schlacht bei Jssus (333 v. Chr.). Arrian Ii, 10—12. Als die Heere sich nahe waren, ritt Alexander noch überall herum, rief nicht nur die Oberanführer unter gebührenden Lobsprüchen namentlich auf, sondern auch von den Scharen- und Rottenführern besonders der fremden Söldlinge alle die, welche durch Rang oder irgend eine tapfere That ausgezeichnet waren, und ermahnte sie, sich als Männer zu zeigen. Von allen Seiten rief man ihm zu, nicht zu zaudern, sondern in den Feind einzubrechen. Allein obgleich bereits im Angesichte des feindlichen Heeres, ließ er anfangs dennoch langsamen Schrittes in schönster Ordnung vorrücken, um nicht durch raschere Bewegung ein wellenförmiges Schwanken und dadurch Trennung in feiner Schlachtordnung zu veranlassen. Einmal aber in dem Schußbereich angekommen, warf sich zuerst die Umgebung Alexanders und Alexander selbst, der auf dem rechten Flügel stand, im Geschwindschritt in den Fluß, teils um durch den raschen Andrang die Perser bestürzt zu machen, teils um weniger von den Bogenschützen zu leiden, roenn es früher zum Handgemenge käme. Wirklich ging es auch, roie Alexander vermutet hatte. Denn sogleich nach Eröffnung des Gefechts rourde der linke Flügel des persischen Heeres geworfen, und von Alexander und feinen Leuten auf dieser ^eite ein glänzender Sieg erfochten. Allein während er sich rasch in den Fluß warf, das Gefecht eröffnete und den entgegenstehenden

6. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 66

1895 - Leipzig : Voigtländer
66 Geschichte der Hellenen. bekommen hatte. — Den Leichnam des Darius ließ Alexandernach Persien abführen mit dem Befehl, ihn gleich wie die anderen Könige vor ihm in den königlichen Grabgewölben beizusetzen. 26. Bestrafung des Bessus. Arrian Hi, 28—30; Iv, 7. Sobald Bessus Nachricht erhielt, daß Alexander nicht mehr ferne sei, so ging er über den Fluß Oxus, verbrannte die Fahrzeuge, auf denen er übergesetzt hatte, und zog sich nach Nautaca in der Landschaft Sogdiana zurück. Ihm folgten Spitames und Oxyartes an der Spitze der sogdianischen Reiter. — Alexander setzte sich gegen Aornus und Bactra in Bewegung, welches die bedeutendsten Städte im Lande der Baetrier sind. Beide fielen gleich beim ersten Angriff in seine Hände. Mit leichter Mühe wurde das übrige Bactrien unterworfen; zum Statthalter erhielt es den Perser Artabazus. Er selbst rückte gegen den Oxus vor. — Nach dem Übergang über den Oxus ging es rasch vorwärts der Gegend zu, wo laut eingelaufener Nachrichten Bessus mit seinen Streitkräften stand. Mittlerweile kamen auch Boten von Spitamenes und Dataphernes mit dem Erbieten: wenn ihnen auch nur eine kleine Heeresabteilung zugeschickt würde nebst einem Heerführer, so wollten sie den Bessus festnehmen und an Alexander ausliefern, indem sie ihn schon jetzt in sesselfreier Haft bewachten. Auf diese Botschaft gönnte Alexander seinen Leuten einige Ruhe, und rückte gemächlicher als bisher vor; er schickte aber den Ptolemäus, des Lagus Sohn, ab mit dem Befehle, schleunigst den Spitamenes und Dataphernes aufzusuchen. Ptolemäus kam auf seinem Zuge der erhaltenen Weisung nach. — Art der Spitze seiner Reisigen kam er vor einem Dorse an, wo Bessus mit wenigen Soldaten sich befand. Ptolemäus stellte seine Reiter rings um das Dorf her und ließ den drinnen befindlichen Barbaren durch einen Herold bekannt machen: sie sollten unbeschädigt davon kommen, wenn sie den Bessus auslieferten. Daraufhin mit seinen Leuten eingelassen, nahm er den Bessus fest und trat den Rückweg an; schickte jedoch voraus und ließ bei Alexander ansragen, wie er ihm den Bessus unter die Augen bringen solle. Alexander befahl, ihn ins Halseisen gebunden vorzuführen und rechts an dem Wege aufzustellen, wo er mit dem Heere vorbeiziehen werde. Dies geschah, und Alexander ließ, sobald er des Bessus ansichtig ward, seinen Wagen halten und fragte ihn, warum er den Darius, seinen König und zugleich seinen Verwandten und Wohlthäter, zuerst verhaftet und gefangen fortgeschleppt und hernach ermordet habe. Bessus antwortete, er habe dies nicht bloß nach seinem eignen Gutdünken gethan, sondern in Verbindung mit allen, die damals um die Person des Darius gewesen, um dadurch Gnade

7. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 69

1895 - Leipzig : Voigtländer
Geschichte der Hellenen. 69 und die goldenen Mischkelche zur Sühne ebenfalls ins Meer, betend, ihm die Flotte sicher zu begleiten, welche er unter Nearch nach dem persischen Meerbusen und den Mündungen des Euphrat und Tigris auslaufen zu lassen gedachte. — Er selbst setzte sich an der Spitze seiner Hauptmacht gegen die Gadrosier in Bewegung, größtenteils durch eine Wüste; und die Mehrzahl der Geschichtschreiber Alexanders versichern, daß alle Mühseligkeiten, die sein Heer in Asien erduldet habe, sich nicht vergleichen lassen mit den hier erlittenen Drangsalen. — Hier glaube ich eine Handlung Alexanders, so schön als irgend eine seines Lebens, nicht übergehen zu dürfen. Es marschierte nämlich das Heer im Sande, und zwar, weil bis zu dem weiter vorwärts liegenden Wasser noch eine Strecke zurückzulegen war, bei bereits sengender Hitze. Auch Alexander litt Durst; mühsam und beschwerlich, aber dennoch zu Fuß, hielt er sich an der Spitze seiner Leute, um diesen die Mühseligkeiten durch gleiche Teilung der Not erträglicher zu machen. Mittlerweile fanden einige Leichtbewaffnete in einem Graben spärliches Quellwafser, das sich angesammelt hatte. Unschwer schöpften sie es aus, und liefen damit eiligst zu Alexander. In seiner Nähe angekommen, schütteten sie das Wasser in einen Helm und überreichten es dem König. Dieser nahm es an und belobte die Überbringer; aber sowie er es angenommen hatte, schüttete er es vor aller Augen aus. Durch diese That wurde das ganze Heer so ermutigt, daß man hätte glauben sollen, alle hätten von dem von Alexander ausgeschütteten Wasser zu trinken bekommen. — Angekommen in dem Königsfitze der Gadrosier, ließ er fein Heer daselbst rasten. — Zu Suf a veranstaltete er Hochzeitsfeierlichkeiten für sich sowohl als für feine Vertrauten. Er selbst vermählte sich mit des Darius ältester Tochter, Barfine; früher schon hatte er auch die Tochter des Bactriers Oxyartes, Roxane, heimgeführt. Dem Hephästion aber gab er die Drypetis, eine Tochter des Darius. Die Aussteuern insgesamt gab Alexander. Auch alle übrigen Macedonier, welche asiatische Weiber genommen hatten, befahl er namentlich zu verzeichnen. Es waren ihrer über 10 000. Sie erhielten ebenfalls von Alexander Hochzeitsgefchenke. 29. Alexanders Ausgang (323 v. Chr.). Arrian Vii, 14, 19, 24—26, 28. In Ekbatana brachte Alexander Opfer dar, wie es bei glücklichen Vorfällen feine Gewohnheit war, und veranstaltete Wettspiele in Leibesübungen und schönen Künsten. Um diese Zeit erkrankte Hephästion. Bereits war es der siebente Tag feiner Krankheit, und wie man erzählt, die Rennbahn voll — denn Knaben hatten an diesem Tage einen Wettkampf in Leibesübungen — ; da erhielt Alexander die Meldung, daß es übel um Hephästion stehe. Er eilte zu ihm, traf ihn aber nicht mehr lebenö

8. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 73

1895 - Leipzig : Voigtländer
Hellenische Litteratur. 78 Nun denn über ihm, dem Opfer hier, Ertön' unser Sang, der die Sinne bethört. Den Sinn verwirrend, rasend und wild Ertöne jetzt der Erinnyen Sang! — Aus dem Schluß des Stückes. (Nachdem Orest von dem Areopag freigesprochen ist, drohen die Furien, die Stadt Athen mit schweren Plagen heimzusuchen. Jedoch Pallas Athene weiß die Grollenden umzustimmen, indem sie verspricht, ihnen alsbald einen Tempel mit heiligen Gebräuchen zu weihen. Nun wandeln sie ihren Fluch in einen Segenswunsch.) Chor. Heil dir in seliger Reichtumspracht, Heil dir, Stadtgebiet und Volk, Die zunächst ihr wohnt dem Zeus, Wert der werten Göttin da: Unter Pallas Fittichen Wohnt vom Vater ihr geehrt! Athene. Heil sei auch euch! Nun geh' ich voran, Zu der Festwohnung hinführend den Zug Bei dem heiligen Lichte der Fackeln. Auf denn! in der Sühne heiliger Kraft Fahrt unter die Erde! Was Fluch androht, Hemmt ferne der Flur! Doch was Segen verheißt, Das sendet der Stadt, ihr zum Heile! 32. Sophokles (geboren 496 v. Chr.). Aus „Antigone" (aufgeführt 442 v. Chr.)*). Kreon. Die du das Haupt zur Erde senkst, ich frage dich, Ob du die That begangen, oder leugnest du's? Antigone. Ich leugn' es nicht, ich habe diese That gethan. Kreon (zu dem Wächter). Da du jetzt frei von aller Schuld und von Verdacht, So magst du dich begeben nun, wohin du willst. (Zu Antigone.) Doch sage du mir ohne Umschweif frei heraus, Ob mein Gebot dir unbekannt gewesen ist. Antigone. Ich kannt' es wohl, denn allbekannt ja war es hier. Kreon. So hast du denn absichtlich mein Gebot verletzt? Antigone. Nicht Zeus ja war's, der zürnend dies Gebot erließ; Und Dike, die der Toten Rechte auch vertritt, Gab für die Menschen nimmermehr ein solch Gesetz. Auch hielt ich solch ein Menschenwort so mächtig nicht, Daß es das ew'ge ungeschriebne Götterwort Verdrängen könnte, das ja nicht von heute erst *) Übersetzung nach Joachim.

9. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. uncounted

1895 - Leipzig : Voigtländer
Oeschichhiches (Qucurulmd). Don Ludwig Sevin. Ad]t Bändchen zu je 60 Pfennig. Plan der Sammlung. Sb. v Die Dölfer des Itiorgetilanbes und die Hellenen bis zum Ende der perferfriege. „ 2. Die fjeflenen feit bcm Ende der Perferfriege (bis zum Tode Alexanbers b. Gr.). „ 3. Die Hömer nebst den Anfängen der (Sermanen (bis z. 3> 375 n. Chr.). " Dölferroanberung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches (bis z. 3- 1(024). " 5- -^as Deutsche Reich unter den sächsischen, fränkischen und hohenstaufischen Kaisern (9(9 —(254). „ 6. Dom Mittelalter zur Neuzeit (bis z. 3. (556). " 7- Dom Ende Kurls V. bis zu der großen französischen Revolution ((789). „ 8. Don der französischen Revolution bis zur Idieberherftellung des Deutschen Reiches ((789—187*). Anhang zu jebem Bänbchen: (Schichte geschichtlichen Inhalts. 3e£>es Bändchen umfaßt etwa 5 Druckbogen, ist gebrauchsfertig in starken und gefälligen Umschlag geheftet und einzeln käuflich. Die hiermit angekündigten 8 Bändchen eines geschichtlichen Quellenbuches sollen zunächst eine — hoffentlich willkommene Er- schienen 1895 Er- scheinen (896 <£rgänzun Perlage Andrä anftalten werke ka Die nach Mö dings im dem Derf-gefunden 1026. " '"fchiedenen Ausgaben der im unterzeichneten efchichtlicheu Lehrbücher von J. E. t diese für obere Klaffen höherer £ehr= Aber auch neben jedem andern Gefchichts-^ ibuch gebraucht werden. 2 6 die Behandlung der Geschichte in Schulen co e Quellen zurückgehen sollte, gewinnt neuer« 0 reitung. Aber für den Schulgefcrauch schien Verleger bisher die richtige Form noch nicht der erschienenen wenigen Zusammenstellungen Fortsetzung auf der zweiten Innenseite des Umschlags. .. Bs78$10835881

10. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 75

1895 - Leipzig : Voigtländer
Hellenische Litteratur. 75 Antigone. O Grab, o du mein Brautgemach, o finstres Das nie ich mehr verlasse, tret' ich erst hinein. Ich komme nun zu meinen Lieben; alle fast Hat Persephassa ausgenommen in ihr Reich. Als Letzte unsres Stammes sinke ich nun auch, Dem trübsten Los verfallen, allzufrüh ins Grab. Doch tröst' ich mich der festen Hoffnung noch zuletzt: Ich werde meinem Vater, dir, o Mutter auch, Und meinem teuren Bruder dort willkommen fein. Ich habe ja mit eigner Hand im Tode euch Geschmückt und euch gebadet, Opfer auch gebracht. Und weil ich, Polyneikes, heute dich begrub, So muß ich ernten solchen schlimmen Lohn, obwohl Nach aller Guten Meinung ich dich hoch geehrt. So nannte Kreon meine That verbrecherisch, Ein frevelhaftes Wagnis, o mein Bruderherz! So ließ er mich ergreifen, führt mich grausam fort. Bevor das Glück der Ehe, froher Kinder Schar Vom Schicksal mir beschieden, scheid' ich jetzt von hier, Und muß nun ganz verlassen, ohne Freundestrost Ins dunkle Haus des grauenvollen Todes gehn. Und welch' Gebot der Götter hab ich denn verletzt? Wie kann ich noch nach oben richten meinen Blick, Wohin mich betend wenden, da durch Frömmigkeit Ich mir sogar der Gotteslästrer Lohn erwarb? Doch wenn das nun den Göttern so gefallen mag, So werd' ich meinen Irrtum büßend noch gestehn; Sind d i e hier schuldig, möge sie kein großres Leid Dann treffen, als sie widerrechtlich mir gethan. Chorführer. Noch immer erregen der Jungfrau Brust Die tobenden Stürme mit gleicher Gewalt. Kreon. Den zögernden Dienern erkläre ich jetzt: Sie werden mit Thränen noch büßen ihr Thun. Chorführer. O weh! Jetzt zeigt mir fein drohendes Wort Den nahenden Tod. Kreon. Ich rate dir, gieb dich der Hoffnung nicht hin, Daß meine Befehle nicht würden erfüllt. Antigone. O Theben, du ragende Heimatstadt, O schützende Götter von Labdakos Haus! Sie führen mich fort jetzt ohne Verzug. Haus, D sehet, ihr edlen Väter der Stadt, Die letzte von Thebens Königsgeschlecht, Qeshg-Eckert-lnstittlt für internationale Schulbuchforschung Braunschwelg Schulbuchbibliothek
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