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1. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 72

1912 - Leipzig : Voigtländer
72 Das Zeitalter Alexanders des Großen. Leitung feines L>ohues völlig an, sondern berief den berühmtesten und gelehrtesten aller Philosophen, Aristoteles, dem er für seine Dienste zum voraus einen schönen Ehrensold zahlte. Aristoteles stammte aus Stageira, und diese Stadt war von Philippos früher zerstört worden; aber jetzt ließ er sie wieder aufbauen, und alle Bürger, die geflohen oder zu Sklaven gemacht worden waren, durften in ihre früheren Verhältnisse zurückkehren. Zum Aufenthaltsorte für die Zeit des Lernens wies er beiden das Nymphäon in der Gegend von Misza an. Noch heutzutage zeigt man dort die steinernen „Ruhebänke" und die schattigen „Baumgänge des Aristoteles . Alexander wurde von diesem Lehrer nicht nur in der Ethik und Politik unterrichtet: er durste auch in die dunkleren und tieferen Wissenschaften eindringen, welche nicht vor das große Publikum gebracht wurden. Er war von Natur ein Freund von Studien und Lektüre. So nannte er die Ilias mit voller Überzeugung das „tägliche Brot" für die kriegerische Tapferkeit. Er besaß die von Aristoteles berichtigte Ausgabe — als „Schatullen-Ausgabe" bekannt — und hatte sie, nach Onesikritos' Erzählung, stets neben seinem Dolch unter dem Kopfkissen liegen. Als er im inneren Asien nur wenige Bücher bei sich hatte, befahl er dem Harpalos, ihm eine Anzahl zu übersenden. Dieser schickte ihm die Schriften des Philistos und viele Tragödien von Aschylos, Sophokles und Euripides. Für seinen Lehrer hegte Alexander anfangs eine Bewunderung und Liebe, nicht minder groß, um feinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, als gegen feinen Vater; denn diesem danke er nur sein äußeres, jenem aber fein edleres Leben. Späterhin freilich faßte er ein gewisses Mißtrauen gegen Aristoteles. Nicht als ob er ihm irgend etwas zu leide getan hätte: aber die Äußerungen seiner Liebe gegen ihn hatten nicht mehr die frühere leidenschaftliche Innigkeit. Doch verlor sich deshalb der Eifer und Drang zum höheren Wissen, der ihm angeboren und mit ihm herangewachsen war, keineswegs aus seiner Seele. 21. Alexanders des Großen Kriegsmittel beim Überaana nach Asien (334 b. Chr.). Plutarch, Alexander 15. Sein Kriegsheer bestand, nach denjenigen, welche die geringste Zahl angeben, aus dreißigtausend Mann Fußvolk und fünftausend Reitern; nach anderen aber, die die größte Zahl nennen, aus vieruuddreißigtausend Manu zu Fuß und viertausend zu Pferde. Zum Unterhalt für diese Truppen hatte er, wie Aristo* bulus meldet, nicht mehr als siebzig Talent, nach Duris aber,

2. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 73

1912 - Leipzig : Voigtländer
Alexanders d. Gr. Kriegsmittel b. Überg. n. Asien. — Die Schlacht b. Jssus. 73 nur Lebensmittel auf dreißig Tage bei sich, und Onesikritus sagt, er habe noch zweihundert Talent Schulden gehabt. Obgleich er aber von so geringen und beschränkten Hilfsmitteln ausging, hielt er doch, ehe er an Bord ging, eine Untersuchung über die Verhältnisse seiner Freunde und wies dem einen ein Landgut, dem anderen ein Dorf, einem dritten die Einkünfte einer Stadt oder eines Hafens an. Da auf diese Weise fast alle königlichen Güter vergeben und angewiesen waren, sagte Perdikkas: „Aber, o König, was behältst du denn für dich übrig?" Alexander antwortete: Die Hoffnungen. „Gut," versetzte jener, „so wollen auch wir, die wir mit zu Felde ziehen, an dieser Hoffnung teilnehmen." Mit diesen Worten schlug Perdikkas die für ihn bestimmten Güter aus, und seinem Beispiele folgten einige andere Freunde. Denjenigen aber, die dergleichen Geschenke annahmen oder auch wohl sich ausbaten, teilte er bereitwillig aus und verschenkte auf diese Art fast alles, was er in Mazedonien besaß. Mit solchen Gesinnungen, mit so hoffnungsvollen Aussichten fuhr Alexander über den Hellespont nach Asien. 22. Die Schlacht bei Jssus (Herbst 333 b. Chr.). Arrian *) Ii, 6—11. Noch befand sich Alexander in Mallus (an der cilicischen Küste), als die Nachricht bei ihm eintraf, daß Darius mit seiner ganzen Heeresmacht bei Sochi im Lager stehe. Dieser Ort gehört schon zu Assyrien und ist von den Assyrischen Pässen (Beilan-Paß im südlichen Teil des Amanus-Gebirges) ungefähr zwei Tagereisen entfernt. Da versammelte er denn seine Gefolgsleute und eröffnete ihnen die über Darms und dessen Heer eingetroffenen Nachrichten. Sie verlangten nnverweilten Aufbruch; Alexander jedoch entließ vor der Hand unter Lobsprüchen die Versammlung und rückte erst am folgenden Tage gegen Darius und die Perser aus. Am zweiten Tage durchzog er die Engpässe (an der Küste) und lagerte sich bei der Stadt Myrianbrns. In der Nacht trat arges Unwetter ein, und Regengüsse und Sturmwinb hielten ihn im Lager zurück. i *) Arrian, geboren um 95 n. Chr. in Nicomebia in Bithynien, gestorben um 180. Er war ein Mann von philosophischer Bilbung und zugleich praktischer Tüchtigkeit als römischer Verwaltungsbeamter und Offizier, besonbers unter Habrian. Nach seinem Ausscheiben aus dem kaiserlichen Dienste lebte er in Athen und wibmete sich literarischen Stubieu, inbem er dem Beispiele des Xenophon nacheiferte. Sein Hauptwerk war die Anabasis Alexanbers des Großen, eine kritische Darstellung der Felb--ziige des Mazebonierkönigs auf Grunb der besten Quellen. — Übersetzt von Cleß und von Dörner.

3. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 74

1912 - Leipzig : Voigtländer
74 Das Zeitalter Alexanders des Großen. (Darius, der ursprünglich den mazedonischen Angriff in den Ebenen östlich vom Amanus-Gebirge hatte erwarten wollen, war inzwischen seinerseits zum Angriff auf Alexanders Heeresabteilung vorgegangen.) Darius zog also bei den (nördlicher gelegenen) sogenannten Amanischen Pässen über das Gebirge, drang gegen Jssns vor und stand so Alexander unvermerkt im Rücken. Bei der Einnahme von Jssus bekam er die krankheitshalber dortgebliebenen Mazedonier in seine Gewalt und ließ alle unter grausamen Qualen töten. Am folgenden Tage rückte er bis zum Flusse Pinarus vor. Als Alexander hörte, Darius stehe in seinem Rücken, so erschien ihm diese Nachricht anfangs als unglaublich; er ließ daher einige seiner Gefolgsleute einen Dreißigruderer besteigen und sandte sie nach Jssus zurück, um auszukundschaften, ob jene Nachricht auch Grund habe. Diese schifften zurück, konnten, weil das Meer in jenem Seestrich buchtenreich ist, auf ihrem Dreißigruderer um so leichter bemerken, daß sich die Perser daselbst gelagert hatten, und hinterbrachten an Alexander die Kunde, daß sich Darius in seiner Nähe befinde. Er rief nun die Oberanführer, die Führer der Reiterscharen, die Befehlshaber der Bundesgenossen zusammen und redete ihnen zu, Mut zu fassen. Dann befahl er ihnen, vorderhand Speise zu sich zu nehmen, und schickte nur wenige Reiter und Bogenschützen in der Richtung der Pässe voraus, um über den bereits zurückgelegten Weg Kundschaft einzuziehen; in der darauffolgenden Nacht aber brach er selbst mit dem ganzen Heer aus, um die Pässe von neuem zu besetzen. Sobald er sich gegen Mitternacht der Zugänge wieder versichert hatte, gönnte er seinen Truppen auf den dortigen Höhen für den Rest der Nacht Ruhe und stellte mit aller Vorsicht seine Vorposten aus. Gegen Tagesanbruch aber zog er von den Pässen aus die Straße hinunter. Solange das Gelände noch enge war, marschierte er in Kolonne; sobald es sich aber öffnete, ließ er sie sich immer mehr zu einer breiten Front entwickeln und eine Abteilung der Schwerbewaffneten nach der anderen abwechselnd rechts und links aufmarschieren, teils nach dem Meere, teils nach dem Gebirge zu. Die Reiterei hatte bisher ihren Stand hinter dem Fußvolke gehabt; sobald man aber in einen freieren Raum vorrückte, stellte er sein Heer in Schlachtordnung auf. Den Befehl über den linken Flügel führte Par-menio. Er bekam zugleich die Weisung, sich stets dicht ans Meer zu halten, damit sie nicht vom Feinde umzingelt würden, der sie von allen Seiten mit seiner Übermacht zu überflügeln suchte. Sobald Darius die Nachricht erhielt, daß Alexander in Schlachtordnung heranrückte, so ließ er Reiterei nebst Leichtbewaffneten zu Fuß über den Pinarus setzen, um feine übrige Heeresmacht in Ruhe aufstellen zu können. Auf dem zu seiner Linken befindlichen

4. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 75

1912 - Leipzig : Voigtländer
Die Schlacht bei Jssus. 75 Berge postierte er auch gegen Alexanders rechten Flügel etwa zwanzigtausend Mann; von diesen bedrohte ein Teil den Rücken von Alexanders Heere. Denn der Berg, auf dem sie standen, hatte an einer Stelle bedeutende Einschnitte, ähnlich den vom Meere gebildeten Buchten, sprang dann wieder in einer Biegung vor und brachte so diejenigen, welche an seinem Fuße ausgestellt waren, hinter Alexanders rechten Flügel zu stehen. Die übrige Masse seiner Leicht- und Schwerbewaffneten, nach Völkerstämmen in nutzloser Tiefe zusammengedrängt, befand sich im Rücken der griechischen Mietstruppen und des in der Schlachtlinie aufmarschierten Barbarenvolkes. Inzwischen ließ Alexander beim weiteren Vorrücken in das sich immer weiter öffnende Gelände seine Reiterei auf beiden Flügeln aufmarschieren. Nunmehr hatte Darius seine Aufstellung vollendet und gab der Reiterabteilnng, welche er über den Fluß in der Absicht vorgeschoben hatte, nm sein Heer ungestört ordnen zu können, das Zeichen zum Rückzug. Den größten Teil derselben stellte er dann auf seinen rechten Flügel dem Meere zu gegen Parmenio, weil dort die Örtlichkeit eher eine Entfaltung der Reiterei gestattete; doch beorderte er einen anderen Teil auch auf den linken Flügel nach den Bergen zu. Als er aber bemerkte, daß sie hier wegen des beschränkten Raumes von keinem Nutzen seien, so ließ er auch sie größtenteils sich auf seinen rechten Flügel hinüberziehen. Er selbst nahm seinen Standpunkt in der Mitte der ganzen Schlachtordnung ein. Alexander stellte die Agrianer unter Attalus nebst einigen Reitern und Bogenschützen hakenförmig gegen den im Rücken liegenden Berg, so daß auf der rechten Flanke seine Schlachtlinie sich in zwei Flügel teilte, deren einer dem Darius und der persischen Hauptmacht jenseits des Flusses, der andere den auf dem Berge in seinem Rücken ausgestellten Feinden die Spitze bieten sollte. Da er aber bemerkte, daß die feindliche Schlachtlinie seinem rechten Flügel gegenüber nichts weniger als dicht geschlossen sei, zugleich aber zu besorgen war, die Perser möchten ihn auf dieser Seite weit überragen, so beorderte er zwei Abteilungen seiner Gefolgsleute, sich aus der Mitte unbemerkt auf den rechten Flügel herüberzuwenden. Auch zog er zugleich auf seiner rechten Flanke die Bogenschützen nebst einem Teile der Agrianer und der griechischen Mietstruppen mit in die Linie und dehnte diese so noch über den Flügel der Perser aus. Als nämlich die auf den Anhöhen stehende feindliche Heeresabteilung nicht herabkam, vielmehr, durch einen auf Alexanders Befehl von den Agrianern und etlichen Bogenschützen wider sie ausgeführten Angriff mit leichter Mühe aus ihrer Stellung am Bergabhang geworfen, sich auf die höchste Spitze flüchtete, so überzeugte er sich davon, daß er auch

5. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 76

1912 - Leipzig : Voigtländer
76 Das Zeitalter Alexanders des Großen. einen Teil der wider sie aufgestellten Mannschaft zur Ausdehung seiner Schlachtlinie verwenden könne; und in der Tat genügte es vollkommen, an jenem Punkte dreihundert Reiter aufgestellt zu lassen. In dieser Ordnung führte Alexander eine Zeitlang sein Heer, öfters Halt machend, vorwärts, wie er denn überhaupt langsames Vorrücken für geeignet hielt. Denn Darms zog ihm mit seinen Persern, wie sie einmal aufgestellt waren, nicht weiter entgegen, sondern blieb am User des Flusses stehen, das an vielen Punkten steil und an einigen, wo es zugänglicher erschien, noch durch einen aufgeworfenen Erdwall verschanzt war. Als die Heere einander bereits nahe gekommen waren, ritt Alexander noch überall umher und ermahnte die ©einigen, sich wacker zu halten. Von allen Seiten kam ihm der Znrns entgegen, nicht länger zu zaudern, sondern sich nnverweilt auf den Feind zu werfen. Obgleich man aber die Streitkräfte des Darius schon in der Ferne erblickte, so ging er dessenungeachtet anfangs noch in geschlossenen Kolonnen und langsamen Schrittes vorwärts, damit nicht bei rascherem Gange die Linie in wogende Bewegung und so in Auflösung geriete. Sobald sie aber in Schußweite kamen, warf sich zuerst Alexanders Gefolge und Alexander selbst, der auf dem rechten Flügel stand, im Geschwindschritt in den Fluß, um durch die Schnelligkeit des Angriffs die Perser in Bestürzung zu setzen und durch Beschleunigung des Handgemenges weniger von den Bogenschützen zu leiden. Und wirklich ging es auch, wie Alexander vermutet hatte. Denn sobald man handgemein geworden war, wurde der linke Flügel des persischen Heeres zum Weichen gebracht und auf dieser Seite von Alexander und seinen Leuten ein glänzender Sieg erfochten. Während er aber sich eilends in den Fluß warf, das Handgemenge begann und die hier stehenden Perser aus ihrer Stellung drängte, waren die Mazedonier des Mitteltreffens, welche nicht mit gleicher Raschheit die Kampfesarbeit angriffen und zudem an vielen Punkten steile Uferstellen antrafen, nicht imstande, die Spitze der Schlachtlinie in derselben Richtung zu erhalten, vielmehr bekam die mazedonische Phalanx, gegen den rechten Flügel zu von diesem losgerissen, hierdurch eine Lücke, und die griechischen Mietstruppen im Heere des Darius warfen sich gerade da auf sie, wo sie den weitesten Riß in der Linie gewahrten. Hier entspann sich ein hartnäckiger Kampf, und gegen hundertund» zwanzig Mazedonier von nicht geringem Ansehen blieben hier auf dem Platze. Als in diesem Augenblicke die Abteilungen des rechten Flügels sahen, daß die Perser ihnen gegenüber bereits zum Weichen gebracht seien, machten sie gegen die Mietstruppen des Darius, durch

6. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 77

1912 - Leipzig : Voigtländer
Die Schlacht bei Jssus. 77 welche die ihrigen bedrängt wurden, eine Schwenkung und trieben dieselben vom Flusse weg, und da sie diesen vom übrigen Perserheere getrennten Truppenteil überflügelten, so fielen sie den fremden Völkern in die Flanke und richteten unter ihnen ein Blutbad an. Aber auch die persischen Reiter, welche den Thessalien: gegenüberstanden, blieben während des Gefechtes nicht auf dem jenseitigen Ufer, sondern setzten über den Fluß und taten einen ungestümen Anfall auf die Scharen der Thefsalier. Hier entspann sich nun ein hitziges Reitergefecht; auch wichen die Perser nicht eher, als bis sie die Flucht des Darius bemerkten und ihre Mietstruppen von ihnen getrennt und vom mazedonischen Fußvolke zusammengehauen wurden. Jetzt aber ward die Flucht ebenso entschieden als allgemein. Die persische Reiterei litt auf dem Rückzüge empfindlich, indem nicht nur ihre Pferde die schwergerüsteten Reiter zu tragen hatten, sondern auch diese selbst über schmale Pfade in so großer Zahl, voller Furcht und in Unordnung sich zurückziehen mußten, wobei sie ebensosehr von ihren eigenen Leuten niedergeritten wurden, als sie durch den verfolgenden Feind Einbuße erlitten; auch setzten ihnen die Thessalier tüchtig zu, daher auf der Flucht unter diesen Reitern kein geringeres Blutbad angerichtet wurde, als wenn es Fußvolk gewesen wäre. Darius selbst hatte kaum bemerkt, daß sein linker Flügel von Alexander gleich anfangs in Schrecken gesetzt und dort die Verbindung mit dem übrigen Heere unterbrochen sei, als er, so wie er war, aus seinem Wagen alsobald unter den ersten das Weite suchte. Solange er auf der Flucht über ebene Gegenden kam, suchte er auf seinem Wagen Rettung. Als er aber auf Schluchten und andere örtliche Schwierigkeiten traf, verließ er seinen Wagen, warf Schild und Kaftan von sich, ließ sogar den Bogen auf dem Wagen zurück, bestieg selbst ein Pferd und floh so weiter. Die kurz darauf einbrechende Nacht entzog ihn der Gefangennehmung durch Alexander. Denn solange es noch hell war, setzte Alexander hitzig nach, und erst als es zu dunkeln anfing und man keinen Schritt mehr vor sich sah, lenkte er wieder zu seinem Heere um, nahm jedoch Darius' Wagen samt dessen Schild, Kaftan und Bogen mit sich. Darius' Lager wurde gleich beim ersten Angriff eingenommen; auch seine Mutter und seine Gemahlin, die zugleich seine Schwester war, ein unmündiger Sohn und zwei Töchter nebst einigen wenigen Frauen von Persern des hohen Adels aus ihrer Umgebung gerieten in Gefangenschaft. Denn die übrigen Perser hatten glücklicherweise ihre Frauen mit ihrem übrigen Feldgeräte nach Damaskus gesandt, da auch Darius den größten Teil seines Schatzes, und was sonst noch den Großen König zu einer kostbaren Hofhaltung selbst ins Feld begleitet, ebendahin abgeschickt hatte, so

7. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 78

1912 - Leipzig : Voigtländer
78 Das Zeitalter Alexanders des Großen. daß beim Heere nicht mehr als dreißigtausend Talent erbeutet wurden. Übrigens kamen auch die Schätze zu Damaskus bald nachher in die Gewalt Parmenios, der gerade zu diesem Zwecke ausgesandt worden war. Solchen Ausgang nahm jene Schlacht. 23. Die Schlacht bei Gaugamela (30. September 331 b. Chr.). Arrian Iii, 7—15. Von Thapsacus aus rückte Alexander, den Euphrat und die armenischen Gebirge zur Linken lassend, weiter landeinwärts durch die Landschaft, welche von ihrer Lage zwischen den zwei Strömen den Namen Mesopotamien hat. Doch ging er vom Euphrat aus nicht geraden Weges auf Babylon los, weil die andere Straße für den Truppenmarsch durchaus bequemer war, man zudem Futter für die Pferde nebst den übrigen Bedürfnissen auf ihr vom Lande leichter bekommen konnte und auch die Hitze nicht so sengend war. Auf dem Marsche wurden etliche der umherstreifenden Kundschafter von Darius' Heere gefangen eingebracht, und diese sagten aus, Darms sei am Tigrisflusse gelagert und entschlossen, Alexan-dern den Übergang zu wehren; auch seien die Streitfrage, welche er bei sich habe, viel bedeutender, als diejenigen, womit er die Schlacht in Cilicien geliefert habe. Als dies Alexander hörte, schlug er uuverweilt die Richtung nach dem Tigris ein. Daselbst angelangt, traf er jedoch weder den Darius selbst, noch den von diesem zurückgelassenen Wachtposten mehr an und setzte dann, zwar nicht ohne Schwierigkeit wegen der reißenden Strömung, doch ohne auf den mindesten Widerstand zu stoßen, über den Strom. Nach kurzer Rast brach er wieder auf und durchzog das Land Aturien, zu seiner Linken, die gordyäischen Gebirge, zur Rechten den Tigris selbst. Vier Tage nach dem Übergänge (stieß das mazedonische Heer auf eine persische Reiterabteilung von 1000 Mattn und nahm eilte Anzahl Reiter gefangen;) von diesen erfuhr man, daß Darius mit großer Heeresmacht (aus ganz Vorderasien) nicht fern sei. Mit diesen Streitkräften hatte Darius bei Gaugamela am Flusse Bumodus, ungefähr 600 Stadien (110 km) von der Stadt Arbela (heute Erbil), in einer nach allen Seiten offenen Gegend ein Lager bezogen. Diese Nachricht erhielt Alexander von sämtlichen persischen Kundschaftern, welche man aufgefangen hatte. Deshalb machte er an dem Orte, wo er sie eingezogen, vier Tage Halt, gönnte feinem Heere Rast vom Marsche und ließ das Lager mit Wall und Graben verschanzen. Denn er hatte beschlossen, das Gepäck und alle kampfunfähigen Soldaten zurückzulassen, selbst aber mit der streitbaren Mannschaft, welche nichts weiter als die Waffen mit sich nehmen sollte, in den Kampf zu ziehen. Daher brach er mit seinen Streit-

8. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 79

1912 - Leipzig : Voigtländer
Die Schlacht bei Gaugamela. 79 frästen nachts ungefähr um die zweite Nachtwache auf, um mit Tagesanbruch mit den Feinden ins Gefecht zu kommen. Als Darius vom Anmarsche Alexanders Kunde erhielt, stellte er sein Heer in Schlachtordnung auf: desgleichen rückte ihm Alexander gefechtsbereit entgegen. Noch waren beide Heere etwa 60 Stadien (11 km) voneinander entfernt, ohne einander zu Gesicht bekommen zu haben, weil sich einige Anhöhen zwischen ihnen befanden. Sobald aber Alexander bis auf etwa 30 Stadien nähergerückt war und fein Heer bereits über die letzte Hügelkette herabzog, wurde er von hier aus des Feindes ansichtig und ließ seine Truppen Halt machen. (Nach einem Kriegsrate ließ er das Heer sich in der Ordnung lagern, wie man in den Kamps ziehen wollte.) Darius blieb mit seinem Heere die Nacht über in derselben Stellung, welche er gleich anfangs eingenommen hatte, nicht nur weil sein Lager ohne gehörige Verschanzungen war, sondern zugleich auch, weil er von feiten des Feindes einen nächtlichen Überfall befürchtete. (Im persischen Heere, das sich aus fast lauter leichtbewaffneten Truppen zusammensetzte, stand auf den Flügeln Reiterei, in der Mitte Reiterei und Fußvolk gemischt. Auf mazedonischer Seite nahm die Phalanx der schwerbewaffneten Pezetären die Mitte ein, rechts von ihr standen die Hypafpisten; den rechten Flügel hatte die schwere Reiterei der Hetären inne, den linken die der Bundesgenossen und der Thefsalier unter Parmenios Befehl.) Auf diese Weise war das erste Treffen Alexanders aufgestellt. Er bildete aber in dessen Rücken noch eine zweite Linie und gab so der Phalanx eine doppelte Front. Den Anführern dieser Hinteren Linie wurde zugleich die Weisuug erteilt, wofern sie etwa die Ihrigen vom persischen Heere umzingelt sehen würden, so sollten sie Kehrt machen und also den feindlichen Angriff erwarten. (Hakenförmig zurückgebogen wurden vor beiden Flügeln Abteilungen zu Fuß und zu Pferde, meist leichtbewaffnete, zur Sicherung der Flanken aufgestellt.) Zur Bedeckung des Gepäcks wurde das thracische Fußvolk bestimmt. Die ganze Heeresmacht Alexanders betrug gegen 7000 Mann zu Pferde und ungefähr 40000 zu Fuß. Als aber jetzt die beiden Heere einander näher rückten, da sah man, daß Darius mit seiner Leibwache (in der Mitte der persischen Linie) Alexandern selbst und der (von ihm persönlich geführten und den rechten Flügel des mazedonischen Heeres bildenden) königlichen Leibfchar zu Pferde gegenüberstanden. Alexander ließ seine Leute sich mehr nach rechts hin ziehen, die Perser aber machten eine Gegenbewegung und dehnten ihren linken Flügel weit über den Feind aus. Bereits trabten auch die seythischen Reiter heran und näherten sich der vor Alexanders Flügel aufgestellten Abteilung. Dessenungeachtet zog dieser immer weiter

9. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 80

1912 - Leipzig : Voigtländer
80 Das Zeitalter Alexanders des Großen. nach rechts auseinander. Darius erteilte deshalb der vor seinem linken Flügel aufgestellten Reiterei den Befehl, den rechten, von Alexander persönlich befehligten Flügel zu umreiten und hierdurch seinem weiteren Vorrücken Einhalt zu tun. Sobald dies geschah, hieß Alexander die (zur Sicherung der rechten Flanke aufgestellten) Söldner zu Pferde unter Menidas sich auf den Feind werfen. Hier kam das Reitergefecht zum Stehen. Jetzt ließen die Perser auch ihre Sichelwagen gegen Alexander selbst anrennen, um dadurch seine Phalanx in Verwirrung zu bringen, doch wurden sie von den Wurfschützen mit Geschossen empfangen und richteten keinen Schaden an. Als jetzt Darius mit seiner ganzen Schlachtlinie vorrückte, befahl Alexander dem Aretas, (mit den berittenen Bogenschützen des rechten Flügels) sich auf die Reiter zu werfen, welche seine rechte Flanke Zn umfassen versuchten; er selbst zog inzwischen noch immer seine Leute nach rechts hinüber. Als aber die feindliche Reiterei, welche die Ihrigen bei Umzingelung seines rechten Flügels unterstützen follte, in ihre eigene vordere Linie eine Lücke gerissen hatte, so schwenkte er nach dieser Öffnung hin und stürmte wie ein Keil mit seinen berittenen Gefolgsleuten und dem ihnen zunächst stehenden Teile der Phalanx unter Kampfgeschrei auf Darius selbst los. Auf kurze Zeit kam es hier zum Handgemenge. Als aber Alexanders Reiter und Alexander selbst tapfer eindrangen, indem sie teils massenhaft anstürmten, teils mit ihren Lanzen den Persern ins Gesicht stießen; als die mazedonische Phalanx in dichtgeschlossenen Reihen und mit ihren vorstarrenden Spießen ebenfalls einbrach und dem längst schon erschreckten Darius jetzt alle Schrecken auf einmal vor die Augen traten, da war er der erste, welcher sich zur Flucht wandte. Aber auch die persische Reiterei, welche den mazedonischen Flügel umging, geriet in Furcht, als Aretas und seine Leute mit aller Macht in sie einbrachen. Auf dieser Seite wurde denn die Flucht der Perser allgemein; die Mazedonier setzten ihnen nach und machten die Fliehenden nieder. Simmias aber mit seiner Abteilung war nicht mehr imstande gewesen, im Nachsetzen es Alexandern gleich zu tun: vielmehr ließ er deswegen seht Fußvolk Halt machen und führte es hier ins Treffen, weil die Meldung eintraf, daß der linke Flügel der Mazedonier in Bedrängnis sei. Dort hatte nämlich die Linie einen Riß bekommen, durch die Lücke war ein Teil der Inder und der persischen Reiterei gerade auf das Gepäck losgestürzt und ein blutiger Kampf daselbst entstanden. Denn mit Kühnheit drangen die Perser aus die mazedonische Lagerwache ein, welche größtenteils unbewaffnet war und nichts weniger erwartete, als daß jemand die doppelte Phalanx durchbrechen und

10. Die Hellenen seit dem Ende der Perserkriege - S. 81

1912 - Leipzig : Voigtländer
Die Schlacht bei Gaugamela. 81 bis an sie kommen werde. Zudem griffen auch beim Andrang der Perser die feindlichen Gefangenen während des Kampfes die Mazedonier an. Doch kaum hörten die Anführer des hinter der ersten Linie aufgestellten Treffens, was vorgehe, als sie dem erhaltenen Befehle gemäß mit einer raschen Wendung sich den Persern in den Rücken warfen. Viele von diesen, welche sich zwischen das Gepäck verwickelt hatten, wurden niedergemacht: die übrigen wichen und ergriffen die Flucht. Inzwischen hatte die Reiterei des rechten Flügels der Perser, noch unbekannt mit Darius' Flucht, den linken Flügel Alexanders umgangen und war dem Parmenio in die Flanke gefallen. Im ersten Augenblicke gerieten hier die Mazedonier in eine mißliche Lage; daher schickte Parmenio in aller Eile zu Alexander und ließ ihm melden, daß sein Flügel in Bedrängnis sei und Unterstützung nötig habe. Nach Empfang dieser Nachricht gab Alexander jede weitere Verfolgung auf, ließ die Reiterei seiner Gefolgsleute links schwenken und führte sie in vollem Laufe gegen den rechten Flügel der Perser. Zuerst tras er auf die fliehende feindliche Reiterei, und das Reitergefecht, welches hier entstand, war das hitzigste des ganzen Tages. Denn die Barbaren suchten mit aller Gewalt durchzubrechen, als wäre dies das einzige Mittel zur Rettung. Schonungslos folgten sich Hieb und Gegenhieb; denn man kämpfte ja nicht mehr um den Sieg eines anderen, sondern um die Erhaltung des eigenen Lebens. Und da fielen gegen sechzig von Alexanders Gefolgsleuten. Indessen behielt auch hier Alexander die Oberhand. Wer von den Feinden sich durch Alexanders Heerscharen durchschlagen konnte, suchte aus allen Kräften das Weite. Schon war Alexander nahe genug herangekommen, um mit dem rechten Flügel der Feinde handgemein zu werden. Allein auch hier hatten sich die thessalischen Reiter bereits so glänzend geschlagen, daß sie ihm nichts mehr zu tun übrig ließen; vielmehr flohen die Barbaren bereits vom rechten Flügel, als Alexander einen Angriff auf sie machte. Daher wandte er wieder um und nahm von neuem die Verfolgung des Darius auf, dem er so lange nachsetzte, als es hell war. Auch Parmeuios Leute jagten ihrerseits hinter dem fliehenden Feinde her. Sobald übrigens Alexander den Fluß Lycus überschritten hatte, lagerte er sich, um seinen Kriegern und ihren Pferden einige Rast zu gönnen. Parmenio aber eroberte das feindliche Lager nebst dem Gepäcke, den Elefanten und Kamelen. Bis gegen Mitternacht ließ Alexander seine Reiterei ausruhen und setzte dann wieder seinen Eilmarsch gegen Arbela fort in der Hoffnung, dort den Darius, die Schätze und das übrige königliche Feldgerät in seine Hände zu bekommen. Wirklich langte er auch den Tag darauf in Arbela an, nachdem Sevin, Geschichtliches Quellenbuch Ii. ß
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